Schockstarre

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      Subbie und ich kennen uns jetzt schon über anderthalb Jahre. Er hat geduldig die Sadistin in mir herausgekitzelt und die Dom gefördert. Selber ist er sehr masochistisch und brattig, hat aber auch sadistische und dominante Züge. Seit einiger Zeit weiß ich auch, dass er längere Zeit nur seine sadodominante Seite ausgelebt hat, weil er fürs andere keine passende Partnerin fand.
      Gestern trafen wir uns wieder. Einkaufen, essen (ich hatte gekocht), Kuschelschläfchen. Sozusagend business as usual. Dann durfte er sich als Weibchen ausstaffieren und mit der elektrischen Motivationshilfe an seinem Schwanz und der Fernbedienung in meiner Hand gabs einen Abendspaziergang. Inklusive Brennesselabreibung für den Hintern beim Zurückkommen. Er durfte sich auch im Hogtie zu meinen Füssen ausruhen. Als ich ihn entpackte, hatte er die Hand zwischen meinen Füssen und stellte schnell fest, dass das Überschwemmungsgebiet war.
      *Jetzt bist du dran*
      Ich liess mich bereitwillig im Bett fesseln und ermunterte ihn auch, die Maske zu benutzen. Hatten wir doch schon alles gehabt. Er kannte und respektierte meine engen Grenzen bezüglich Schmerzen. Lustfolter heißt das Stichwort. Ganz wenig Schmerz, viel Spiel mit tease und denial bis zur Explosion. Er hat ein gutes Gefühl dafür. Bis auf gestern.
      Eigentlich war er nicht viel härter gewesen als früher. Und eigentlich hätte ich jederzeit den Penisknebel ausspucken und losschreien können. Aber an irgendeinem Punkt war mir alles zu viel und ich igelte mich ein. Das leise Stimmchen in mir, das flüsterte ich mache das Falsche, verstummte schnell. Dieses uralte Überlebensprogramm versauter Kindheitsjahre sagte: abkapseln und stillhalten, bis es überstanden ist. Und genau das machte ich. Ich wurde still und abweisend. Und es dauerte, für mich, höllisch lange, bis er merkte, dass etwas nicht stimmt.
      *Ich löse deine Fesseln*
      Tat es und legte sich auf mich. Ich wünschte ihn weit weg und gehalten zu werden.
      *Ich nehme die Maske ab*
      Er sah die Tränen, legte sich neben mich und umarmte mich.
      Selbiges Gefühlschaos.
      Erst langsam konnte ich mich fassen und in Worte fassen, wann ich in Schockstarre verfallen war. Er entschuldigte sich mehrmals.
      Später in der Küche redeten wir weiter.
      Die Nacht war scheußlich. Ich konnte nicht einschlafen. Suchte das erste Mal nicht immer wieder seine Nähe.
      Nach dem Frühstück redeten wir lange weiter. Irgendwann regte sich der Wunsch gehalten zu werden. Kein *Ich muss aber das und das noch erledigen* von ihm. Wir legten uns ins Bett, kuschlten lange, hatten Sex.
      Nein, es ist noch nicht alles gut. Uns ist beiden bewusst, dass es lange dauern wird, bis ich mich auch gefesselt wieder bei ihm geborgen fühlen kann. Auch, weil ich mir Sorgen mache, dass ich reflexartig wieder die inneren Barrieren hochfahre statt *Stop* zu schreien.
      Achja, am Abend sah ich, dass Vollmond gewesen war. Wohl auch ein Mitauslöser.
      Ich glaube, am meisten macht mir zu schaffen, wie sehr ich mich einfach immer noch in mir selbst verkrümeln kann. Ich meistens ein tatkräftiger Mensch, der nach Schicksalsschlägen und bei Problemen wohl erstmal jammert, aber dann nach Lösungen sucht und die Ärmel hochkrempelt. Aber manchmal kommt das verängstigte kleine Mädchen zum Vorschein, das sich unsichtbar machen möchte. Nach 50 Jahren. Ich denke, ich sollte mich damit arrangieren und Subbie den Auftrag geben, auf mich acht zu geben, wenn ich so richtig passiv werde. Ein Teil des Malheurs kommt wohl eindeutig davon, dass ihm diese Seite an mir unbekannt war. Das kleine Mädchen muss behütet werden. Kennengelernt und in den Arm genommen hat er es schon.
      @LadySarah fuehl dich mal in den arm genommen.

      das mit dem "auftrag" klingt nach einem extremst guten plan. dass es mit realen fesseln schwierig wird ist logisch.

      aber die fesseln im kopf sind doch die, viel haltbarer sind, ich weiss wovon ich rede ^^

      mir ging beim lesen deiner texte aber auch noch durch den kopf, dass die maske vllt doch ganz weit in die hinterste ecke, des spielzeugschranks verbannt werden sollte. manchmal ist leider es leider schwierig diese alten trigger und glaubenssaetze "abzuarbeiten" ;)

      und so wird es fuer subbie deutlich leichter auf dich zu achten :)
      Er hat sich gut um mich gekümmert, es geht schon wieder bergauf bei mir.
      Was das Fesseln betrifft: ich habe es genossen, alle paar Monate mal gefesselt verwöhnt zu werden, aber unsere Hauptrichtung geht einwandfrei andersrum: ich Top, er Bottom. Mit der Zeit werden wir uns das andere auch wieder erobern. Ich bin mir sicher, dass er in Zukunft dabei sehr gut auf mich aufpassen wird, auch wenn es dauern wird, bis dieses Kopfwissen in mein Unterbewusstsein einsickert.
      Eine Woche ist nun vergangen, in der ich immer wieder über das Geschehene nachgedacht habe.
      Auslöser wir wohl ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren gewesen sein. Wir haben beide die Gefahr eines Absturzes bei mir unterschätzt. Durch die Maske konnte er mich nicht so gut beobachten. Seine sadistische Seite drängte sich zu sehr in den Vordergrund. Mein Kindheitstrauma. Und zu guter Letzt der Vollmond. (Seit ich so viel mit Menschen zu tun habe, glaube ich daran, daß er Einfluß hat)
      Also keine Maske mehr, ein Tuch um die Augen reicht aus.
      Er hat sich gut um mich gekümmert. Festhalten, Kuscheln, Reden. Ein liebevoller, kümmernder Partner. Ohne dieses Auffangen hätte ich länger dran geknabbert. Was bleibt, ist die leidige Feststellung, dass ich in Krisensituationen noch immer den Abtauchreflex habe. Stillhalten und hoffen, dass es bald vorbei geht. Aber die Schuld liegt bei wem anderen als uns beiden.
      Aufstehen, Krönchen richten, weitergehen. Es geht mir gut.