Fremde Schubladen

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      Fremde Schubladen

      "Ich kann mich mit dir auf Augenhöhe unterhalten, deine Art auf zu treten und wie du hier sitzt, zeigt das du nicht devot bist"

      Mit dieser Aussage wurde ich gestern konfrontiert. Dann herrschte erstmal Schweigen. Ich war tatsächlich sprachlos und verwirrt.
      Danach habe ich angefangen zu Argumentieren, meine Sichtweise zu erklären und ich erntete für jedes meiner Argumente Zustimmung. Ich war erleichtert, glaubte ich das Missverständnis aufgeklärt zu haben und dann sagte man mir "alleine an deiner Argumentation kann man erkennen, dass du maximal zu kleinen Teilen devot bist."

      Drückte ich mich wirklich so missverständlich aus oder schaffen viele Menschen es nicht, die Schublade wieder zu öffnen in die sie ihr
      Gegenüber stecken?
      Oder bin ich einfach falsch wie ich bin? (flüstert die kleine bösartige Stimme)

      Ich habe lange darüber nachgedacht heute Nacht
      Meine devotion in Frage gestellt und klammheimlich habe ich mich selber in eine Schublade häuslich eingerichtet, die gar nicht meine eigene war. Ich muss gestehen ich bin wieder ausgezogen, mir gefiel die Nachbarschaft nicht.

      Die relevante Frage ist, was nehme ich aus diesem kurzen Besuch mit:
      1. Meine Devotion ist vollkommen richtig wie sie ist
      2. Ich entscheide weiterhin wer sie sehen darf und wer nicht
      3. Meine Schubladen in meinem Kopf bleiben weiterhin beweglich, damit der Inhalt jederzeit raus kann
      Liebe @Teufelanna,

      da Du diesen Beitrag in Deinem Blog geschrieben hast, bin ich unsicher, ob Du fremde Gedanken dazu möchtest. Falls nein, gib mir bitte Bescheid, dann fliegt dieser (mein) Beitrag wieder raus.

      Ich denke, Devotion ist zunächst einmal ein Begriff, welcher eine innere Haltung, einen Wesenszug beschreibt. Wie die Devotion jedoch ausgelebt und ausgestaltet wird, das ist gänzlich individuell. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich der eine unter Devotion etwas anderes vorstellt als der nächste.

      Hat man sich von etwas (hier dem Begriff Devotion) erst einmal ein Bild gemacht und wurde dieses Bild durch eigene Erlebnisse bestätigt (wobei das eigene Bild natürlich auch die Erlebnisse prägt bzw. deren eigene Sicht auf diese Ereignisse einschränkt), ist es sehr schwer, andere Bilder zuzulassen. Das finde ich nicht verwerflich oder schlimm, es macht aber manche Themen im Zwischenmenschlichen schwieriger.

      Wenn ich mir anschaue, wo der Begriff der Devotion u. a. in Erscheinung tritt, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass sich der Nonne bei der Begrifflichkeit "Devotion" als erstes inneres Bild ein männlicher Sklave am Andreaskreuz aufdrängt, dem BDSM-geneigten Sklaven aber durchaus. Liegt einer von beiden falsch? [edit: bei einer Unterhaltung der beiden über "Devotion" würde ich gern Mäuschen spielen ^^ ]

      Teufelanna schrieb:

      1. Meine Devotion ist vollkommen richtig wie sie ist
      2. Ich entscheide weiterhin wer sie sehen darf und wer nicht
      3. Meine Schubladen in meinem Kopf bleiben weiterhin beweglich, damit der Inhalt jederzeit raus kann
      zu 1. defintiv
      zu 2. genau, wer auch sonst sollte das entscheiden, wenn nicht Du
      zu 3. bitte ja, behalte Dir diese innere Beweglichkeit, sie ist "Gold" wert

      Spannend wird es, wenn Du auf jemanden triffst, der Devotion ähnlich versteht wie Du :yes: .
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! <3
      Johann Wolfgang von Goethe

      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. <3
      Marie Luise Kaschnitz
      Liebe @Louise

      Vielen Dank für deine Worte und ja auch wenn es ein Blog ist, freue ich mich immer riesig über Kommentare und neue Denkanstöße.

      Und ja bei den verschiedenen Auslegungen bin ich ganz bei dir.
      Allerdings glaube ich, dass selbst die Nonne und Bdsmler in ihren ansetzen auf einen Nenner kommen könnten. Weil dienen tun beide in ihrer Art der devotion.
      Nur die Art und Weise unterscheidet sich drastisch.

      Liebe Grüße
      Anna
      Liebe Teufelanna,

      als ich deinen Beitrag gelesen habe, dachte ich mir: Wie schade, wenn Menschen in Schubladen gesteckt werden. Ich kenne die Schublade "Du bist nicht devot." selbst auch, ich werde hin und wieder von anderen gerne in diese Schublade gesteckt. Ich für mich habe entschieden, mich in keine dieser "Schubladen" stecken zu lassen, genauso wie ich mich darum, bemühe, Menschen, denen ich begegne, vorurteilsfrei, frei von Schubladen und möglichst neutral zu begegnen. Natürlich gelingt das nicht immer, auch ich begegne Menschen, bei denen der erste Eindruck sofort sagt: "Passt nicht." Und doch stellt man später fest, dass es doch passt. Ich bin devot, aber eben nicht jedem gegenüber. Warum sollte ich auch? Meine Devotion gehört dem einen, für den ich mich entschieden habe und sonst niemandem. Warum also sollte ich mich jemand anderem gegenüber devot verhalten, der zwar dominant ist, aber kein von mir zugestandenes Recht darauf hat, meine Devotion einzufordern? Und ob ich devot bin oder nicht, diese Entscheidung möge man doch demjenigen oder derjenigen überlassen, der oder die so empfindet. In erster Linie bin ich ein Mensch, dann Frau und dann Sub. Wer die Reihenfolge anders sieht, möge das tun, aber dann passt es eben nicht.

      Ich finde es gut, dass du dich nicht in eine Schublade stecken lässt. Ich mag deine Schlussfolgerungen aus der Begegnung und die Klarheit, mit der du sie für dich gezogen hast.

      Und ansonsten bin ich ganz bei Louise. Interessant wird es dann, wenn dein Verständnis von Devotion auf das passende Gegenstück von Dominanz trifft. Und das herauszufinden, ist doch das, was spannend ist.

      Viele Grüße
      die Nachtwanderin
      Mal ganz nüchtern betrachtet: Was ist "Devotion" überhaupt. Wikipedia bringt es schön auf dem Punkt: "Unter Hingabe (auch: Hingebung, Devotion) versteht man den von rückhaltloser innerer Beteiligung geprägten Einsatz eines Menschen für eine Angelegenheit oder eine Person, die für den Betreffenden von höchstem persönlichem Wert ist."

      Viele scheinen das mit Kadavergehorsam zu verwechseln - und gerade das ist es nicht. Denn das wesentliche Merkmal beim Kadavergehorsam ist die Willenlosigkeit, die im Zweifelsfall darauf hiausläuft, dass man sein Gegenüber in sein Verderben laufen lässt, statt darauf hinzuweisen, dass der Weg wohl falsch ist.

      Gerade das würde ich aber von einer devoten Partnerin erwarten. Der Knackpunkt dabei ist IMHO Loyalität: Denn Loyalitäöt bedeutet zwar, mit dem Gegenüber an einem Strang zu ziehen (selbst, wenn man die Zugrichtung nicht völlig teilt), aber im Zweifelsfall auch einmal zu widersprechen, wenn es dem Gegenüber dienlich ist, nützt, oder es davor bewahrt, einen Fehler zu machen. Es bedeutet auch, im Zweifelsfall die Entscheidung des Gegenübers dann mitzutragen, auch, wenn sie anders ausfällt, als man es gerne hätte.

      Der langen Rede kurzer Sinn: Devotion und Diskussionen auf Augenhöhe schließen sich nicht aus, sondern können einander durchaus bedingen. Der Knackpunkt ist allenfalls die Grenze zwischen totdiskutieren und gehorchen. Letztlich geht es darum, dass Sub die Autorität des Dom anerkennt, auch, wenn es ihr nicht immer passt.
      Und im Endeffekt zeichnet sich ein guter Führer auch dadurch aus, dass er andere Meinungen zulässt, sie anhört, Schlüsse daraus zieht und einen Konsens darstellt, der durchaus auch einmal darin bestehen kann, dass der formal untergebene Teil Recht behält. Das kann durchaus auch zu Reibereien führen. Aber entweder möchte ich ein Hündchen an der Leine oder einen Tiger. Ich kann aber von einem Tiger nicht erwarten, dass er sich verhält wie ein Chihuahua. Das hat allerdings mit einer devoten Persönlichkeit erstmal gar nichts zu tun.
      Konsens: Offenbar habt ihr verschiedene Ansichten und Definitionen von "Devotion". Soll vorkommen und ist dann eben einfach so. Besser schon am Anfang merken, als erst später. Erspart einem hässliche Szenen....

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Viva ()

      Teufelanna schrieb:

      "Ich kann mich mit dir auf Augenhöhe unterhalten, deine Art auf zu treten und wie du hier sitzt, zeigt das du nicht devot bist"
      Was für ein Bullshit, :rolleyes: .
      Da hat jemand aber eine für mich komische Ansicht von devot.

      Du schreibst später:

      Teufelanna schrieb:

      dass es sich um zwei bekannte handelte und nicht um einen potentiellen Partner.
      Warum, um Himmels Willen, solltest Du Dich diesen gegenüber auch devot verhalten?
      Bei den meisten devoten Menschen ist die Devotion an eine Person (oder eine gewisse "Umgebung") gebunden und nicht ständig im Alltag präsent.
      Wer daher den oberen zitierten Satz sagt, hat mMn nicht begriffen, was Devotion alles bedeutet (bzw. verbindet Devotion mit etwas ganz anderem).

      Für Deinen Bekannten ist scheinbar nur jemand devot, der immer und jedem gegenüber devot ist. Seine Meinung.
      Ein extremes Schwarz-Weiß-Denken mMn, dabei gibt es doch hunderte von Schattierungen.
      Soll er mit seiner Meinung glücklich werden, deswegen ist Deine Sicht nicht falsch oder Du bist nicht nur zu kleinen Teilen devot (das kannsst Du nur beurteilen).
      Er sieht es so... und Du anders.
      Beides ok.
      Nur werdet Ihr eher nicht auf eine Ebene kommen. Eure Meinungen sind schlicht unterschiedlich.

      Also ärgere Dich nicht und zieh Dich nicht in Zweifel, ^^ .
      Bei Dir ist alles gut so, wie es ist.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Liebe @Teufelanna, ich denke du solltest dir das nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Wenn ich mit Freunden/ Bekannten das erste mal darüber spreche kommt echt immer etwas in der Art:' Waaaaas??? Du und devot??? Niemals! Wenn dann bist du dominant!'
      So kann man sich täuschen :yes:
      Ich wüsste nicht warum ich meine devote Neigung in Frage stellen sollte nur weil das nicht für jeden offensichtlich ist. Eigentlich finde ich es auch ganz gut so denn diese Seite von mir ist ja nicht für jeden gedacht.