Wenn euch die Geschichte gefallen hat, dann freut sich der Autor über eure Likes und Kommentare!
Bitte liked jedoch nicht diesen Beitrag, da er nicht von dem Autor eingestellt wurde, sondern im Rahmen des Geschichtenadventskalenders. Der Autor wird, sofern er es möchte, zeitnah hier eine Antwort posten. Diese dann bitte liken, so dass eure Likes auch bei ihm ankommen.
. ★.— 2. Dezember —. ★.
╔══════════ . ★ . ══════════╗
Metamorphose
╚══════════ . ★ . ══════════╝
von
@threestripes
—. ★ .—
__________________________________
GESCHICHTE ZUM ANHÖREN
Zu dieser Geschichte gibt es hier eine Hörversion:
Adventskalendergeschichte - 02.12.19 - Metamorphose
__________________________________
—. ★ .—
I saw her sitting in the rain
raindrops falling on her
she didn´t seem to care
she sat there and smiled at me
„The rain, the park and other things“
The Cowsills
—. ★ .—
Bitte liked jedoch nicht diesen Beitrag, da er nicht von dem Autor eingestellt wurde, sondern im Rahmen des Geschichtenadventskalenders. Der Autor wird, sofern er es möchte, zeitnah hier eine Antwort posten. Diese dann bitte liken, so dass eure Likes auch bei ihm ankommen.
. ★.— 2. Dezember —. ★.
╔══════════ . ★ . ══════════╗
Metamorphose
╚══════════ . ★ . ══════════╝
von
@threestripes
—. ★ .—
__________________________________
GESCHICHTE ZUM ANHÖREN
Zu dieser Geschichte gibt es hier eine Hörversion:
Adventskalendergeschichte - 02.12.19 - Metamorphose
__________________________________
—. ★ .—
I saw her sitting in the rain
raindrops falling on her
she didn´t seem to care
she sat there and smiled at me
„The rain, the park and other things“
The Cowsills
—. ★ .—
Ich glaube nicht an Schicksal, denn wenn es dieses gäbe, stähle es uns die Eigenständigkeit. Das beruhigende Gefühl, unseren Lebensweg selbst beeinflussen zu können, in bestimmte Bahnen zu lenken – schlicht: sich frei entfalten zu können. Ich habe den Gedanken immer gehasst, aufgrund eines göttlichen Plans, bestimmter Sternenkonstellationen oder vielleicht wegen festgelegten Regeln der Quantenphysik auf meine vorher ohnehin festgelegte Bestimmung zuzutrudeln.
An Zufälle glaube ich aber auch nicht. Diese seltsame Art von Magnetismus, die einen wie ein Sog zu einem unbekannten Menschen hinzieht, als ob man seelenverwandt wäre. Oder die Zielsicherheit, mit der man immer wieder in die gleichen dämlichen Fallen tappt. Jeder, der das erlebt hat, weiß, wovon ich rede.
In diesem Sinne bin ich ... ja, was eigentlich? Ein doppelter Agnostiker, ein glaubender Atheist, hoffnungsloser Romantiker oder fatalistischer Optimist? Und stets, auch während ich mir über diese Fragen den Kopf zermartere, rumort dieser eine bezeichnende Sinnspruch in meinem Gehirn umher, den ich aus einer uralten bayerischen Vorabendserie aufgeschnappt habe. Der mich über all die Jahre immer begleitet hat und mich – auch ob meiner eigenen Unzulänglichkeiten – niemals daran gehindert hat böse auf die Nase zu fallen. Freiheit?? Die gibt es nicht! Es gibt nur Wahrheit, und die ist grausam genug!
—. ★ .—
Kapitel 1
Samstag, 06. Juli 2019, 14:15 Uhr
Kapitel 1
Samstag, 06. Juli 2019, 14:15 Uhr
Eine Schreibtischlampe aus den 60er-Jahren hatte ich ergattert, in knalligem gelb und weiß, eine Elvis-Presley-Weihnachtsplatte und ein Campari-Blechschild aus den 70ern. Des Weiteren, als Jackpot, zwei kurze glänzende Sporthosen aus den frühen 80er-Jahren in weiß-blau und rot-weiß, beide in Originalverpackung und eine Trainingsjacke in hellblau mit dem gelben Aufdruck „München 1972“. Die olympischen Ringe waren leider schon etwas verwaschen und rissig, der Zustand war trotzdem vielversprechend.
Der Flohmarkt-Besuch hatte sich mehr als gelohnt, in mir tobte bereits der innere Kampf: Vor allem das Blechschild, die Hosen und die Jacke würden beim Weiterverkauf auf den einschlägigen Internetplattformen ordentlich Cash bringen, aber so wie ich mich kannte, würde ich Trottel ohnehin alles behalten.
Mit einem leichten Grinsen im Gesicht schlenderte ich durch einen kleinen Park zu meinem Auto zurück, die beiden Hertie-Plastiktüten, in denen sich meine Schätze befanden, raschelten bei jedem Schritt, kleine Kieselsteine knirschten unter meinen Flip-Flops.
Ja, Euer Ehren, ich gestehe: Ich bin ein unverbesserlicher, ein besessener Retro-Fuzzi und laut Paragraph 20 StGB nur vermindert schuldfähig. Ich lache leise vor mich hin. Ich denke in Bildern, was soll ich machen, ich sehe mich jetzt gerade in einem Gerichtssaal, stehe von der Anklagebank auf und beginne mit meinem Schlussplädoyer. Insofern der Beklagte, also ich, aufgrund einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewusstseinsstörung oder wegen Schwachsinns oder einer schweren anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, das Unrecht seiner Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln. Verstehen Sie Herr Richter?! Wir reden hier von Schwachsinn.
„Den Eindruck hab ich allerdings auch,“ dringt es spöttisch-weiblich an mein Ohr. Ich zucke zusammen, gleichzeitig spüre ich, wie mein Gesicht die Färbung einer überreifen Tomate annimmt. Hab ich etwa laut gesprochen? Kann gar nicht sein. Ich suche nach der Person zu der Stimme, weiblich, kess, herausfordernd und ein bisschen mitleidig, und drehe mich wahrscheinlich grade wie ein Brummkreisel um meine eigene Achse. Dann fällt der nächste verbale Schuss. Hast du denn deine Tabletten heute nicht genommen?
Jetzt habe ich sie gefunden. Sitzend auf einer Parkbank, rechts von mir unter einem Baum im Halbschatten. Sie betrachtet mich aufmerksam, ohne ein Lächeln im Gesicht, wartet auf eine Reaktion von mir. Und dann steht auf einmal die Zeit still und dieses Lied aus dem Jahr 1967 schießt mir ins Hirn: I saw her sitting in the rain, raindrops falling on her...
Sie ist nicht die Art von Frau, die man gemeinhin als Granate bezeichnen würde. Sie ist nett, lieb, süß und hübsch, aber auf eine seltsam beängstigende Weise. Sie wirkt so unschuldig, offen und aufrichtig, fast wie ein Kind. Ich fühle mich zu ihr hingezogen ohne zu wissen warum, wider besseren Wissens. Eine Stimme in mir schreit: Geh weg, lauf, renn, es hat keinen Sinn. Vermutlich ist sie Ende 30, trägt eine wilde dunkelblond-gelockte Mähne, die ihr bis über die Schultern reicht, dazu ein weißes, eng anliegendes Top, selbst abgeschnittene, ziemlich kurze Jeans-Shorts und dunkelbraune Ledersandalen mit dünnen Riemchen.
„Hallo, ist jemand zuhause?“ Sie zieht ihre Worte in jener Art von lautem Singsang in die Länge, die man gemeinhin benutzt, wenn man durch eine geschlossene Tür ruft.
„Es regnet doch gar nicht.“
Das ist meine Replik darauf?! Noch dämlicher kann man kaum sein.
„Was?“
„Wie?“
„Wenn du mir sagst, in welcher Parallelwelt du grade bist, nehme ich den nächsten Bus und komme nach, okay?“
Auch das „Okay“ zieht sie in die Länge, mit langem iiiii am Schluss und ich hasse mich für mein unsouveränes Auftreten. Ernüchtert nehme ich einen neuen Anlauf:
„Darf ich mich setzen? Dann erkläre ich's dir, also das mit dem Regen.“
Sie hat genickt. Ja? Ich soll mich also zu ihr setzen?
„Und den Rest erzählst du auch?“ Jetzt lächelt sie milde und fürsorglich und ich könnte kotzen, spätestens jetzt fängt sie an, mich systematisch zu verhexen. Die Schreie in meinem Kopf werden lauter: Lauf, Forrest, lauf...
„Das hat mich mein letzter Therapeut auch gefragt.“
Mit einem tiefen Seufzen nehme ich neben ihr auf der Bank Platz, meine beiden Tüten immer noch in den Händen und erzähle Simone, soviel konnte ich in der Kürze der Zeit herausfinden, was es mit diesem Lied auf sich hat, dass sie mich an dieses Flowergirl erinnert und dass eigentlich nur noch Blumen in ihrem Haar fehlen würden.
Sie lässt sich von mir das komplette Lied rezitieren und ich bete den Text herunter wie eine Maschine, während sie süffisant grinst.
„Also sind die beiden in deinem Song, während sie im Park bei strömendem Regen spazieren gegangen sind, irgendwann im Gebüsch verschwunden. Und haben sich geliebt?“
„Wie meinst du das?“
Ich merke, dass ich wieder rot werde.
„Na, später in dem Lied heißt es doch dann „She had made me happy“. Das ist doch ganz eindeutig, oder?!“
Ich gestehe mir selbst ein, dass ich mir bis dato noch gar keine Gedanken darüber gemacht habe.
Sie legt nach: „Jetzt stellt sich mir die logische Frage, ob du mit mir auch gerne im Gebüsch verschwinden würdest.“
Ich stehe wortlos auf, setze meinen Weg fort, ärgere mich über mich selbst und würdige sie keines weiteren Blickes. Schließlich hat sie mir gerade eines meiner Lieblingslieder kaputtanalysiert. Schritte ertönen hinter mir im Kies. Simone folgt mir?
„Hey, jetzt lass dich doch nicht so schnell aus dem Konzept bringen.“
Ich beschließe, dass ich zu alt bin für solch dämliche Spielchen. Die kann mich mal.
—. ★ .—
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von silk_n_desire () aus folgendem Grund: Hörversion verlinkt