14.12. .★. Wenn nichts ist, wie es scheint

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      14.12. .★. Wenn nichts ist, wie es scheint

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      . ★ .— 14. Dezember —. ★ .

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      Wenn nichts ist, wie es scheint

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      von
      @Lemming

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      Ich kniete vor dem großen Kunstglied, das an dem mitten im Wohnzimmer stehenden Holzpfeiler befestigt war und genau auf meinen Mund zeigte. Meine Hände waren auf dem Rücken gefesselt und meine Füße aneinander gebunden. Vielleicht war meine erste Eingebung doch richtig gewesen, als ich mich zierte und mich nicht fesseln lassen wollte. Doch die beiden hatten mich mit all ihrem Charme und ihren Verführungskünsten um den Finger gewickelt, bis ich schließlich nachgab. Außerdem wollte ich es ja tief im Inneren von Anfang an, aber ich traute mich nicht, es zuzugeben, und wollte überredet werden. Eine Eigenschaft, die ich mir nie abgewöhnen konnte, obwohl ich mir damit in meinem Leben schon viele Chancen vergeben hatte. Doch die beiden gaben nicht nach und besonders Silke schien genau zu wissen, welche Knöpfe sie bei mir drücken musste, um meine harte Schale zu knacken.

      „Wetten, dass er ihn jetzt freiwillig in den Mund nimmt“, sagte Silke, und im gleichen Moment hob sie meine Füße an. Sofort verlor ich das Gleichgewicht und kippte leicht nach vorn. Ich öffnete meinen Mund und das Kunstglied fand seinen Weg wie von selbst, so sehr ich mich zuvor auch dagegen gesträubt hatte.
      „Raffiniert“, sagte Lea und fing herzhaft an zu lachen.
      „Komm, hilf mir mal. Wir müssen seine Füße ganz eng an den Schenkeln fixieren, damit er nur noch auf den Kniescheiben steht. Dann lässt er den Schwanz garantiert nicht mehr los.“
      „Was soll ich tun?“, fragte Lea
      „Da, der breite Gurt. Führe ihn vorne um seine Oberschenkel herum.“ Lea folgte Silkes Anweisungen. Sie zog den Gurt so straff wie es ging und schnallte ihn fest. Aber erst nach zwei weiteren Gurten, die unterhalb des ersten befestigt wurden, ließen sie von mir ab und sahen interessiert dabei zu, wie ich mit großen Augen und vollem Mund um mein Gleichgewicht rang.

      Silke hatte recht. Nur auf den Kniescheiben stehend, traute ich mich nicht, das Kunstglied loszulassen, weil ich Angst hatte, den Halt zu verlieren. Lea tauchte in meinem Augenwinkel auf und grinste. Ihre Wangen waren von der Anstrengung leicht gerötet. Sie sah zauberhaft aus, zum Dahinschmelzen. Den ganzen Nachmittag hatte ich sie schon heimlich angehimmelt, als wir zu dritt gemeinsam über den Weihnachtsmarkt geschlendert waren. Wir sahen uns heute zum ersten Mal, obwohl wir schon seit längerem in Kontakt standen.

      Silke wohnte nicht weit entfernt von mir, aber Lea kam aus dem tiefen Osten. Sie war übers Wochenende bei Silke zu Besuch und dann kam fast zwangsläufig die Frage auf, ob ich nicht mal irgendwo dazustoßen wollte. Klar wollte ich. Und da bot sich der große Weihnachtsmarkt an, der sich auf mehreren Plätzen über die Innen- und Altstadt verteilte. Wir trafen uns am Hauptbahnhof und begannen von dort unseren Marsch durch die weitläufige Stadt. Dass ich später noch mit zu Silke nach Hause gehen würde, war nicht geplant, aber wir hatten so viel Spaß miteinander, dass ich nicht nein sagen wollte. Außerdem hatte ich mich schon ein bisschen in Lea verguckt und wollte die wenige Zeit nutzen, die bis zu ihrer Abreise blieb, um noch möglichst lange in ihrer Nähe zu sein. Dummerweise bekam ich jetzt langsam das Gefühl, dass Silke eifersüchtig geworden war, und dass der Abend deshalb gerade aus dem Ruder lief.

      Lea war neben mir in die Hocke gegangen. Sie lächelte und streichelte mit ihren Fingern sanft über meine Wange.
      „Na, wie geht es dir?“, fragte sie leise, ohne mit einer Antwort rechnen zu können.
      „Hey! Hört endlich auf zu turteln. Soll ich etwa die ganze Arbeit allein machen?“ Silke, die sehr schnell tonangebend geworden war, nachdem sie mich zu diesem gemeinen Spiel überredet hatten, war anscheinend noch lange nicht fertig mit mir. Sie war gerade dabei, meine Hände und Füße mit einem Seil zu verbinden, obwohl das gar nicht mehr nötig gewesen wäre, so fest wie ich schon fixiert war, und ließ sich von Lea weitere Gurte anreichen, die sie mir eng um Oberkörper und Arme schnallte.

      „So, das dürfte genügen“, meinte Silke, nachdem auch der letzte Gurt von den vielen, die zuvor um mich herum verstreut lagen, angelegt war.
      „Findest Du nicht, dass das ganz schön unbequem ist?“, fragte Lea besorgt, als sie meinen angestrengten, fast flehentlichen Blick bemerkte.
      „Vielleicht sollten wir ihn lieber wieder befreien.“ Lea sprach mir aus der Seele. Silkes Arrangement war wirklich teuflisch. Keine Ahnung, wie lange ich das aushalten konnte. Nur ein einziges Mal war ich vor vielen Jahren in einen Hogtie gefesselt worden, nach eigenen Anweisungen. Aber es hatte keine drei Minuten gedauert, bis ich laut protestierte und befreit werden musste, weil ich glaubte, einen Krampf in den Beinen zu bekommen. Dabei war ich fast in Panik geraten, obwohl ich eigentlich relativ bequem in meinem eigenen Bett lag.
      „Quatsch! Hast Du mal gelesen, was der für Sachen schreibt? Glaube mir, der kann das ab.“
      „Aber das heißt ja nicht, dass er es selbst erleben will. Es ist doch nur Fantasie. Außerdem hat er doch gesagt, dass er kaum Erfahrungen hat.“
      „Tja, Pech gehabt“, sagte Silke schnippisch.

      Es war rührend, wie Lea sich für mich ins Zeug legte, aber ich ahnte, dass es vergebens war. Silke war unerbittlich, das hatte ich schon bald an dem Eifer erkannt, mit dem sie zu Werke ging, und ihre Reaktionen jetzt bestätigten es. Außerdem hatte sie sich bestimmt nicht so viel Mühe gegeben, um mich dann gleich wieder laufen zu lassen. Dumm nur für sie, dass ihr Plan, mich aus dem Verkehr zu ziehen, nicht aufging. Nun stand ich im Mittelpunkt und Lea sorgte sich sogar um mich. Das konnte ihr gar nicht gefallen. Sie wollte Lea für sich gewinnen und hatte gehofft, sich gemeinsam mit ihr über mich lustig machen zu können, um mich dann irgendwann abzuschieben und die aufgeheizte Stimmung für sich zu nutzen. Ich hatte ihre Blicke gesehen, sie ähnelten den meinen. Lea war das Objekt der Begierde und wir waren plötzlich in einen Wettstreit geraten, dem ich allerdings nur noch tatenlos zusehen konnte, weil ich das Heft des Handelns abgegeben hatte.

      „Pass auf. Wir gehen jetzt in die Küche, stellen Kaffee auf, und dann essen wir in aller Ruhe von dem Christstollen, den Du mitgebracht hast. Und dabei sehen wir amüsiert dem Schauspiel zu, das Lemming uns bietet, wenn er voller Hingabe den Schwanz in seinem Mund bearbeitet. Der hat schon seinen Spaß, keine Angst. Vielleicht macht er ja sogar eine Geschichte daraus.“

      Lea schien nicht überzeugt, aber sie ging an mir vorbei, nachdem sie noch einmal mitfühlend zu mir heruntergesehen hatte, und folgte Silke durch die offenstehende Tür, die über den Flur zur Küche führte.
      Der gummiartige Zapfen in meinem Mund wurde durch vermehrte Speichelproduktion immer glitschiger. Es fiel mir immer schwerer, mich daran festzuhalten. Keinesfalls durfte ich ihn verlieren, weil ich dann drohte, unkontrolliert zu Boden zu fallen. Aber ich wollte ihn auch nicht tiefer in mir aufnehmen, was durch eine verstärkte Gegenbewegung verursacht wurde. Immer fester musste ich jetzt mit den Zähnen zubeißen. Irgendwann würde mir der Kiefer weh tun. Immerhin hatte Silke mir zu Beginn ein weiches Kissen unter die Knie geschoben, auf denen nun mein ganzes Gewicht lag. Ein hilfloses Paket hatten sie aus mir gemacht, das sich kaum einen Millimeter rühren konnte, ohne ins Straucheln zu geraten. Und jetzt hatten sie mich auch noch allein gelassen, wie einen kleinen Hund, den man draußen vor der Metzgerei anband. Und genauso fühlte ich mich, nur dass es bei mir nicht die Wurst war, die mich lockte, sondern Lea, der ich gerne nahe gewesen wäre. Und zu allem Überfluss hatte Silke nun freie Bahn bei ihr, um sie ungestört weiter zu bezirzen.

      Aus der Küche heraus hörte ich, wie sie mit Porzellan, Besteck und anderen Küchenutensilien hantierten, und Schritte und Stimmen, und immer wieder kicherte Silke aufgekratzt. Lea dagegen war sehr viel ruhiger geworden, seit sie gesehen hatte, wie sehr ich unter der ungewohnten Behandlung litt. Ich hoffte, dass sie mehr an mich dachte, als sich auf Silkes Anbandelversuche einzulassen. Aber sie kam nicht ein einziges Mal zurück, um wenigstens kurz nach mir zu sehen. Das tat mir fast noch mehr weh, als die gemeine Position, in der ich gefangen war.

      Viele quälende Minuten vergingen, bis Lea und Silke mit Kaffee und Kuchen zurück ins Wohnzimmer kamen. Doch davon hatte ich nichts, denn sie gingen mit vollen Händen an mir vorbei, als wäre ich gar nicht da. Dabei stieg mir der Duft von heißem Kaffee in die Nase und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als mich entspannt zu den beiden an den Tisch zu setzen. Doch das schien nicht geplant zu sein. Mit einer Fernbedienung dimmte Silke das Licht, wodurch die im ganzen Zimmer reichhaltig verteilte, teils beleuchtete Weihnachtsdekoration und der Adventskranz auf dem Tisch mit den vier angezündeten Kerzen noch besser zur Geltung kamen.

      „Hm, der schmeckt ja richtig gut“, sagte Silke plötzlich, nachdem sie das erste kleine Stück von dem frisch angeschnittenen Stollen probiert hatte.
      „Freut mich sehr, wenn er dir schmeckt“, antwortete Lea lächelnd. „Ist ein altes Familienrezept, das ich von meiner Oma habe. Die ersten Stollen hatte ich schon im November gemacht, den hier habe ich jetzt extra für den Besuch noch mal gebacken.“
      „Toll“, sagte Silke, bevor sie ein weiteres Stück abbiss und dabei ihre freie Hand unter ihren Mund hielt, um eventuell herabfallende Krümel aufzufangen.

      Wäre ich nicht so streng gefesselt gewesen, hätte ich sicher gerne ein Stück von Leas köstlichem Stollen probiert und mich an dem Gespräch beteiligt. Und der wohlriechende Kaffee hätte mir sicher auch gut getan. Doch für mich hatten sie nicht mal eine Tasse oder einen Teller bereitgestellt. Sie taten, als wäre ich gar nicht anwesend. Der Blick zum Wohnzimmertisch wurde mir zu anstrengend, weil ich meinen Kopf nicht richtig drehen und nur meine Augen in die Richtung bewegen konnte. Also sah ich wieder nach vorn auf den vor mir stehenden Holzpfeiler, mit dem ich auf so ganz spezielle Art und Weise verbunden war, schloss aber dann die Augen und begann leise zu stöhnen. Dabei fühlte ich, wie mir eine Träne die Wange herunterlief, vielleicht aus Anstrengung, oder vor Schmerz, oder weil die beiden mich gar nicht beachteten.

      Lea saß aus meinem Blickwinkel ganz außen. Sie hatte ich am Tisch kaum wahrnehmen können. Aber Silke hatte sich in mir eingebrannt, während ich sie beim Essen beobachtete, sodass ich sie selbst mit geschlossenen Augen noch sah. Silke war ja nicht minder verführerisch als Lea und genauso eine Augenweide wie sie, nur hatte ich zu Lea schon einen Draht, noch bevor wir uns dann zum ersten Mal trafen. Nun hatte ich ihr Bild vor Augen und konnte es gar nicht abschalten, während ich still leidend mit mir und gegen die ausweglose Situation ankämpfte. Ich sehnte mich danach, endlich meine Knie zu entlasten und meine Glieder zu strecken und wusste doch, dass ich es vorerst nicht konnte.

      Als ich wieder die Augen öffnete und zum Wohnzimmertisch hinüber sah, grinste Silke mich an und ich glaubte in ihrem Blick zu erkennen, dass sie genau wusste, wie ich mich fühlte. Sie hatte am Nachmittag von ihrem Exfreund erzählt, der sehr erfinderisch und gemein zu ihr gewesen war. Wahrscheinlich hatte sie genau das, was ich gerade durchmachte, schon selbst erlebt. Vielleicht viele Male, nur noch viel schlimmer, weil er ein sadistisches Arschloch war, wie sie ihn selbst am Nachmittag bezeichnet hatte, weil er immer viel weiter ging, als sie ertragen konnte und wollte, und erst dann zufrieden war, wenn sie kraftlos zusammenbrach und bitterlich weinte. Sie hatte zu lange gebraucht, um sich von ihm zu befreien und würde Spuren aus dieser Zeit ein Leben lang mit sich herum tragen, äußerlich und innerlich.

      Silkes Blick, den ich nur noch mühsam einfangen konnte, veränderte etwas in mir. Plötzlich sah ich sie in einem anderen Licht. Ich hatte mich die ganze Zeit nur auf Lea konzentriert, ohne Silke wirklich zu beachten. Das hatte sie nicht verdient. Vielleicht war ich nur deshalb in diese Situation geraten. Konnte es sein, dass es gar nicht um Lea ging, sondern dass Silke meine Aufmerksamkeit erzwingen wollte? Wir sahen uns lange in die Augen und ich sah plötzlich viel mehr, als ich zuvor wahrgenommen hatte. In ihren Augen sah ich das Leid, das sie selbst erlebte hatte und das sie nun an mich weitergab, weil ich ihr meine kalte Schulter gezeigt hatte, obwohl ich in ihrem Haus war, in dem sie mich freundlich und voller Liebe aufgenommen hatte, was überhaupt nicht so selbstverständlich war, wie ich es annahm.

      Auch wenn sie nur vereinzelt meine Wange hinunter liefen, waren meine Tränen wohl kaum noch zu übersehen. Ich glaube, ich weinte sie auch ihretwegen und nicht nur wegen der Schmerzen. Vielleicht sogar nur ihretwegen.
      „Sollten wir ihn nicht langsam mal befreien?“, fragte Lea plötzlich.
      „Erst, wenn er seine Lektion gelernt hat.“
      „Was meinst Du damit?“
      Silke wand ihren Blick von mir ab und sah Lea lange an, dann sah sie wieder zu mir und sagte: „Sieh ihn dir an. Ich glaube er ist schon ein bisschen weiter als Du und fängt gerade an, es zu verstehen.“

      Ich schloss meine Augen und deutete ein Nicken an, soweit es mir möglich war. Als ich meine Augen wieder öffnete, lächelte Silke sanft. Ich hatte das Gefühl, als ob sie in meinen Gedanken lesen konnte und wir gerade wortlos miteinander kommunizierten. Alles Gemeine in ihren Zügen, selbst wenn ich es mir nur eingebildet hatte oder es von ihr gespielt war, war verschwunden. Ja, ich hatte verstanden. Jetzt hatte ich verstanden. Und ich hatte etwas sehr Wichtiges gelernt.


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      Wenn euch die Geschichte gefallen hat, dann freut sich der Autor über eure Likes und Kommentare!
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      Ich begann die Geschichte bereits im letzten Jahr, parallel zu meiner ersten Adventsgeschichte, für den Fall, dass in der kurzen Zeit nicht mehr genügend Geschichten zusammengekommen wären, der dann aber nicht eintrat. Ich widmete die Geschichte als Dankeschön den beiden Initiatorinnen des Adventskalenders. Aus @silk_n_desire wurde Silke und aus @AleaH wurde Lea. Ich schrieb bewusst nicht ihren Neigungen entsprechend, weil ich damit das Gefühl gehabt hätte, ihnen zu Nahe zu treten, und das wäre das Letzte, das ich gewollt hätte.

      Ich hoffe, die Geschichte wird in diesem Sinne verstanden und vielleicht auch ein bisschen gemocht. Dank an die immer umfangreicher werdende Betreuung und Organisation. Ihr seid wunderbar.