17.12. .★. Der erste Arbeitstag

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      17.12. .★. Der erste Arbeitstag

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      Diese Geschichte hat einen 1. Teil:
      16.12. –♥– Das Bewerbungsgespräch
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      . ★.— 17. Dezember —. ★.

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      Der erste Arbeitstag

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      von
      @Izrah

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      Montagmorgen! Die ganze letzte Woche hatte es geschneit. Weihnachten rückte immer näher und ausgerechnet heuer spielte das Wetter auch mit. Dementsprechend war der Zustand der Straßen. Fünf Minuten vor Dienstbeginn erreichte ich endlich den Parkplatz meiner neuen Arbeitsstelle. Toll – nur noch zwei Plätze frei. Der Eine etwa zweihundert Meter vom Gebäude entfernt, was in Anbetracht meines Schuhwerks einem Selbstmordkommando gleichgekommen wäre, der Andere – oh Wunder – direkt neben dem Eingang und außerdem breit genug, dass mein kleiner, roter Skoda bequem zweimal reingepasst hätte. Volltreffer! So würde ich es doch noch rechtzeitig schaffen.

      Durchs Fenster der Lobby sah ich beim Eintreten die kühle Blonde kurz schmunzeln. Ich dachte mir noch nicht viel dabei, wer weiß schon, was die den ganzen Tag über dieses Headset so zu hören bekommt. Die stilvoll weihnachtlich geschmückten „Heiligen Hallen“ meiner Arbeitsstätte, die leise Hintergrundmusik und die gute Laune der Mitarbeiter um mich herum lenkten mich bald ab und ich musste nicht lange auf den ersten Auftrag warten.

      Eine kleine, etwas korpulente, schwarzhaarige Frau mit irgendeinem Akzent begrüßte mich geschäftig und führte mich an einen Schreibtisch im hinteren Teil des Eingangsbereiches, wo ein kleiner Stapel Papier darauf wartete, abgestempelt und in eine Reihe von Ordnern sortiert zu werden. Außerdem reichte man mir eine vorformulierte Anfrage, die ins Englische zu übersetzen und dem Boss später zur Unterschrift vorzulegen wäre. Ich machte mich an die Arbeit und war bereits halb damit durch, als besagter Boss mit nassem Hut, schneebedeckter Jacke und matschigen Schuhen zur Tür hereinkam. Stirnrunzelnd beugte er sich zu Blondie rüber, die, offenkundig amüsiert, leise Auskunft erteilte. Er warf mir einen kurzen Blick zu, nickte und seine Gesichtszüge entspannten sich wieder. Beim Vorbeigehen bekam ich ein knappes „Guten Morgen!“ und er stapfte, eine nasse, schmutzige Spur hinterlassend, den Gang hinunter zu seinem Büro.

      Einige Minuten später tippte die Empfangsdame mir auf die Schulter: „Herr K. lässt Sie in sein Büro bitten. Das hier soll ich Ihnen mitgeben.“ Mit diesen Worten und einem zufriedenen Grinsen, drückte sie mir einen Kübel und einen Wischmopp in die Hand und ließ mich einigermaßen verdattert stehen.

      Die Kollegin von vorhin begleitete mich nach hinten, klopfte und öffnete die Tür für mich, schloss sie auch hinter mir wieder. Bewaffnet wie ein Putzgeschwader, war ich nun in der Höhle des Löwen und wartete angespannt, bis der Boss die Güte haben würde, von seiner Schreibarbeit aufzusehen. Ein wenig später tat er genau das und sein Blick war – naja – not amused.

      Stirnrunzelnd stand er hinter seinem schweren Eichentisch auf und winkte mich kurz und bündig heran. Etwas irritiert und schon wieder knallrot, stellte ich den Krempel neben der Tür ab und folgte der Aufforderung. Seltsam … plötzlich schien mir dieser Weg viel zu kurz zu sein. Er sah mir gerade ins Gesicht. „Frau D. Ich hoffe sehr, Ihr Start in dieser Firma verlief bisher erfolgreich und Sie finden sich gut zurecht.“ Ich nickte und wollte soeben zu einer Antwort ansetzen, als er mir zuvorkam. „Das freut mich außerordentlich für Sie, Frau D. Unglücklicherweise war mein Start in den Tag ein wenig getrübt vom Wetter. Wissen Sie, für gewöhnlich schaffe ich es pünktlich UND trockenen Fußes in mein Büro … heute allerdings musste ich feststellen, dass mein Parkplatz, welcher sich direkt neben dem Haupteingang befindet, von einem kleinen, roten Skoda besetzt war. Ich musste etwa zweihundert Meter quer durch den Matsch wandern, was meiner Morgenlaune nicht besonders zuträglich war.“

      Ich hatte genug gehört. Daher wehte der Wind! Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Das konnte einfach nicht MIR passiert sein!

      „Ich sehe, Sie erkennen das Problem, Frau D.“ „Ich … es tut mir leid, Herr…“ In der Eile und gefühlten Bedrängnis wollte mir der verflixte Name des Mannes nicht einfallen. Doch anstatt mir aus der peinlichen Lage zu helfen, ließ er das `Herr` in der Luft hängen und fuhr fort. „Das ist natürlich eine unangenehme Situation und da es Ihr erster Tag ist, sollte ich womöglich ein Auge zudrücken, allerdings wäre es Ihre Pflicht gewesen, sich zeitnah zu erkundigen, wo es Ihnen erlaubt ist, zu parken. Zu Ihrer Information – die Mitarbeiterparkplätze befinden sich hinter dem Gebäude.“ „Selbstverständlich Herr K. Es tut mir wirklich außerordentlich leid. Ich werde mir das gleich ansehen und sofort umparken. Für morgen weiß ich Bescheid.“ Ich bereute den letzten Satz … ich hatte ihm praktisch aufgelegt zu sagen, dass das morgen wohl nicht mehr nötig sein würde.

      Tiefe Furchen auf seiner Stirn wirkten wie eine Gewitterwarnung und jeden Moment rechnete ich mit der gefürchteten Konsequenz. Stattdessen nickte er nur und meinte: „Da haben wir jetzt aber noch das Problem meiner nassen Schuhe. So kann ich unmöglich den ganzen Tag lang herumlaufen und außerdem muss irgendjemand den Boden in meinem Büro wischen, hier ist auch alles nass. Ich möchte ungern das Reinigungspersonal damit belästigen, wissen Sie, die Dame, die für diese Etage zuständig ist, hat nicht einmal ein eigenes Auto um es auf MEINEM Parkplatz abzustellen. Vielleicht möchten Sie sich ja zuerst einmal damit beschäftigen. In der Zwischenzeit geben Sie mir doch bitte den Zettel, den Sie mitgebracht haben, bevor Sie ihn vollends zerknittern.“

      „Zettel?“ Mir war komplett entfallen, dass mich Blondie vorhin eiskalt erwischt hatte, just, als ich mit der Übersetzung dieses Geschäftsbriefes fertig gewesen war. Ich hatte Kübel und Mopp in die Hand bekommen und den Zettel automatisch unter den Arm geklemmt. Ebenso geistesabwesend musste ich ihn jetzt seit meinem Eintreten in der Hand zusammengedrückt haben – immer, wenn meine Gesichtsfarbe von blass zu tiefrot gewechselt hatte. Erneut schloss ich kopfschüttelnd die Augen … und bemerkte gerade noch den Anflug eines Schmunzelns auf dem Gesicht des Chefs, als er sich mit dem Text wieder hinter den Schreibtisch zurückzog. Er setzte sich, nahm den Telefonhörer in die Hand und beschäftigte sich nicht weiter mit mir. Zeit, mich der Sauerei am Boden zu widmen! Ich holte also Wasser und Reinigungsmittel und machte mich an die Arbeit. Ab und zu sah er auf, lächelte zufrieden und machte dann weiter.

      Einigermaßen fassungslos stellte ich fest, dass ich wütend und irgendwie befriedigt zur gleichen Zeit war. Ich hatte doch tatsächlich das Gefühl, etwas wieder gut zu machen, das ich verbockt hatte. Der Teufel auf meiner linken Schulter begehrte jedoch auf gegen diese Behandlung. Es war doch nur ein Parkplatz! Er sollte sich nicht so anstellen! Und dann dieses selbstgefällige Grinsen! Fertig mit der letzten Ecke der ca. 30 qm, stellte ich das Putzzeug etwas unsanft neben der Tür ab und wollte mich verbschieden, da sah der Boss kurz von seinem Schreibtisch auf und deutete auf den Stuhl, auf dem ich letztens noch gesessen hatte. Darauf standen seine Schuhe.

      Einen Augenblick starrte ich ihn ungläubig an.

      Dann, als sich seine Miene nicht veränderte, nahm ich das Paar 44-er Bugatti und ging damit ins Bad. In dem Schränkchen unter dem Waschbecken fand ich Schuhputzzeug und Papier. Der Einfachheit halber kniete ich mich auf den Badezimmerteppich und begann, die Schuhe auszustopfen, abzutrocknen und mich der Pflege des teuren Leders zu widmen.

      Zu spät bemerkte ich, dass sich an der mir gegenüberliegenden Wand ein bodentiefer Spiegel befand. Ich kniete mit dem Rücken zum Türrahmen, in welchem natürlich gerade jetzt, die massige Gestalt des Chefs lehnte, und er mir amüsiert zusah. Sein Blick traf meinen direkt im Spiegel. Mir klappte der Mund auf. „Sie machen das sehr gut, Frau D. …. und übrigens … diese Haltung steht ihnen ausgezeichnet!“

      Mit diesen Worten drehte er sich auch schon wieder um und verschwand in Richtung seines Arbeitsplatzes. Ich sah an mir runter … verdammt … durch das Knien war mein etwas zu enger Rock einige Zentimeter hochgerutscht und der obere Rand meiner halterlosen Strümpfe blitzte gut sichtbar darunter hervor. Außerdem waren meine Knie leicht gespreizt und boten ein winziges bisschen Einblick unter mein an sich ganz braves Kleidungsstück.

      Ich brauchte dringend ein paar Augenblicke für mich allein, um meiner Fassungslosigkeit einigermaßen Herr zu werden. Das fing ja toll an! Liederlicher Aufzug, dem Chef seinen Parkplatz klauen und zu allem Überfluss auch noch Blondies Hohn ausgesetzt sein. Das arrogante Grinsen konnte ich mir vorstellen, wenn ich vor den Augen der restlichen Belegschaft die weihnachtlich geschmückte Eingangshalle wischen müsste. Schon wieder wütend auf mich selbst und auf die Headset-bewehrte Gallionsfigur, versuchte ich, wieder eine etwas würdevollere Haltung einzunehmen.
      Aus dem Badezimmer raus wollte ich mich erneut verabschieden, da bedeutete er mir, zu ihm hinter den Schreibtisch zu kommen. Etwas nervös suchte ich sein Gesicht nach Anzeichen von Kritik ab – in der Hand hielt er mein erstes abgeliefertes „Werkstück“. Seine Züge waren aber entspannt, also nahm ich meinen Mut zusammen und folgte seinem Wink. Ich sah über seine Schulter und auf das Blatt Papier. Mit einem Bleistift hatte er zwei Passagen markiert und kleine Randnotizen gemacht.

      „Frau D. Diese Formulierung, die Sie da wählen, ist mir nicht geläufig. Könnten Sie mir eventuell erklären, weshalb Sie hierfür nicht auf die standardmäßigen Worte zurückgegriffen haben?“ Ich sah mir an, was er meinte und argumentierte, dass es sich seit einigen Jahren eingebürgert habe, solche Anschreiben etwas individueller zu gestalten, um sich von der Masse abzuheben. Außerdem lege man dem Kunden so einen praktischen Anhaltspunkt für eine positiv formulierte Antwort auf.

      Er nickte und wies auf die zweite Markierung. „Und weshalb haben Sie diesen Teil kursiv geschrieben? Das fällt stark auf.“ Ich atmete leise auf, nun etwas zuversichtlicher, schließlich wusste ich, was ich hier tue: „Diese Version ist eigentlich nur ein Rohentwurf, der überarbeitet werden soll und erst nach eingehender Prüfung freigegeben wird. Das Original, von dem aus ich übersetzen sollte, wies einen Formulierungsfehler an dieser Stelle auf, den ich in der Übersetzung korrigiert habe. Damit es nicht zu Missverständnissen kommt, habe ich den Text auf diese Weise hervorgehoben. So können Sie sich entscheiden, ob sie die Urfassung beibehalten oder meinem Änderungsvorschlag zustimmen möchten.“

      Er sah mich an und hob anerkennend eine Augenbraue. „Sie machen das nicht schlecht. Wissen Sie was, setzen Sie sich doch gleich hierhin und tippen Sie die neue, verbesserte Version ab. Und, wenn Sie schon dabei sind, treten Sie doch bitte gleich mit dem Kunden in Kontakt und schicken die Anfrage ab.“ Mit diesen Worten stand er auf und machte mir seinen Platz frei. Jetzt stand er wieder hinter mir, ganz nahe – viel näher, als gut für mich war. Da er das Programm erst noch beenden musste, fasste er an mir vorbei an die Maus und hantierte kurz damit herum, während sein Arm mich streifte. Dann schmunzelte er und meinte: „Ach … und bevor wir es vergessen …“ Er nahm erneut den Hörer in die Hand und ließ die Empfangsdame in sein Büro bitten. Augenblicklich versteifte ich mich. Da legte sich seine Hand auf meine Schulter. Schwer und warm. Die Tür öffnete sich und Blondie wechselte nun ihrerseits Farbe auf dem Weg zum Schreibtisch. Die Szene schien sie zu beunruhigen.

      „Klara, seien Sie doch so gut und kümmern Sie sich bitte selbst um das Säubern des Eingangsbereiches. Ich bin sicher, unsere neue Mitarbeiterin wäre sehr dankbar gewesen für den Hinweis einer kundigen Person zu ihrem Parkvergehen, BEVOR ich in die unangenehme Lage gerate, ihretwegen nasse Füße zu bekommen.“ Ich vermied es, sie anzusehen, war bereits damit beschäftigt, alles für den Anfang meiner Arbeit einzurichten. Aus dem Augenwinkel erkannte ich allerdings das wohlbekannte Rot, dass sich nun in das Gesicht der anderen Frau schlich. Und dies geschah ganz bestimmt NICHT gleichzeitig mit dem Anflug von Erregung, der mich seit meiner ersten Ankunft hier zu jeder dieser Gelegenheiten begleitet hatte. Ziemlich verbissen klang das „Jawohl, sehr gerne!“, das sie sich abrang, bevor sie, ihrerseits bewaffnet wie ein Putzgeschwader, die Räumlichkeiten verließ.


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      Hallo ihr Lieben...

      Nachdem ich letztes Jahr angehalten wurde, dem Bewerbungsgespräch eine Fortsetzung folgen zu lassen, hoffe ich, Frau D's. erster Arbeitstag trifft euren Geschmack.

      Vielen Dank ans Team, welches sich in dieser arbeitsreichen Zeit auch noch dem Zurechtschnipseln und Präsentieren unsrer schreiberischen Auswüchse widmet. Und vielen Dank auch allen Mitschreibern, die den ganzen Advent über ihre Ideen und Fantasien preisgeben, damit wir was zum Träumen und die eine oder andere Inspiration haben.

      Liebe Grüße...Izrah :blumen:
      Eine super gelungene Fortsetzung. Ich habe sehr geschmunzelt. Ich finde ja, dass es durchaus Chefs gibt, die es verdient haben, nasse Füße zu bekommen :yes: . Gerade solche, die sooooooo viel Wert auf den Parkplatz direkt vor der Haustür legen. :evil: