19.12. .★. Clan

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      19.12. .★. Clan

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      Anmerkung:
      Zu den markierten Wörter im Text findet ihr ein kurze Erklärung unter der Geschichte.


      . ★ .— 19. Dezember —. ★ .

      ╔══════════ . ★ . ══════════╗

      Clan

      ╚══════════ . ★ . ══════════╝

      von
      @Nachtadel

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      Das Einreiseformular war ausgefüllt, ESTA noch gültig, in einer Stunde würden wir in Houston landen. Wieder war ein Jahr vergangen. Wieder war es Winter, Adventszeit. Kalt wie der Winter in meiner Seele. Wie viel war in dieser Zeit geschehen. Und doch: Wie wenig. Gerade mal sechs Jahre war es her …

      Sechs Jahre, als ich einfach gehen musste – es nicht mehr aushielt in Deutschland, nach dem Tod meines Sohnes. Ich musste weg. Und wie so oft: Ein „weg von“ ist immer auch ein „hin zu“. Ich brauchte einen Ort, fern von allem Bekannten, fern von Mitleid, fern von Worten, fern von aufdringlicher Nähe, die nur meinen Panzer durchbrechen würde und nichts als einen endlosen Schrei…
      Einfach weg!

      Seltsamerweise fand ich diesen Ort. In den Weiten des IRCs. Bei Leonidas. Das andere Ende der Welt: Genau das bot das Internet. Zunächst war da einfach ein Platz, ein virtueller Raum, wortlose Akzeptanz. Der „stumme German Guy“. Irgendwann kamen die Gespräche. Die Bereitschaft zuzuhören, wenn ich denn etwas zu sagen hätte – verbunden mit der Bereitschaft mir Raum zu geben. Ich fühlte mich einfach wohl und angenommen. Mit der Zeit wurde aus einem virtuellen Ort und virtuellen Charakteren mit Nicknames „Menschen“. Die Gespräche wurden intensiver, die Menschen dichter, die Vorurteile weniger. Und auch wenn Leonidas kein Mann vieler Worte war, so hatten sie doch Gewicht.

      Als er irgendwann sagte: „Komm!“, da hörte ich in mich – und flog nach Texas. Damals begann es. Damals wurde ich Teil des Clans.

      Ryder wartete am Gate, nahm meine Tasche, grinste über alle vier Backen und wuchtete sie auf die Ladefläche des Pickups. Schwarzer F150. Natürlich. Ryder war etwa in meinem Alter, hatte mindestens zehn Burger mehr auf den Rippen als ich, mehr Haare als seine zwei Lamas und wären sie weiß statt pechschwarz: Er wäre der perfekte Santa Claus! Ryder hatte etwas geschafft, was ich für unmöglich hielt: Er hatte mich zum Lachen gebracht. Und das lag gewiss nicht nur daran, dass er zum zweiten Mal verheiratet war – mit derselben Frau. Ryder war einfach absolut herzlich, völlig durchgeknallt – und irre komisch. Oder er fand es einfach toll, dass ich seinen Wortwitz mochte.

      Vier Stunden später erreichten wir San Antonio County. Die Ranch lag etwa 40 Meilen vor den Toren der Stadt. Es war hügelig und warm, aber eben nicht heiß, wie unten im Valley rund um McAllen. Es waren offensichtlich bereits die meisten da – jedenfalls konnte ich jede Menge an fahrbaren Untersätzen sehen, inklusive Archer‘s Harley.

      Ich packte meine Tasche und wir gingen ins Haupthaus. Die weitläufige Lobby wirkte alles andere als leer: Im Zentrum stand dieser große Findling, der Heimstein. Das ganze Haus war um ihn gebaut. Und dann all die Leute – Menschen, die ich ein ganzes Jahr nicht gesehen hatte … und auf seltsame Weise doch vermisste. Ok, die meisten jedenfalls!

      Der Chief und seine Penelope. Er, der schweigsame Arikaree und sie, die ehemalige Ex-Marine, 6´6“ groß, die irgendwann ein Y-Chromosom gegen ein X getauscht hatte.

      Archer, wie immer in seinen schwarzen Chaps – warum musste der Kerl sich so oft umdrehen und jedem seinen Hintern zeigen?!

      Gordon, der Immer-Noch-Scheißkerl. Ein Möchtegern-Zuhälter, doch hauptberuflich schlicht Bouncer in einer Biker-Bar.

      Da waren Jenn und Sarah, Wolfman, Sharon und BigDaddy. 27 Clanmitglieder, ungeachtet der Kajiras, die sich auf dem Gelände der Ranch aufhielten, unter der Obhut von Leonidas, und sich auf vielfältige Weise nützlich machten.

      Drei Wochen ZEIT. Drei Wochen, um abzuschalten, runter zu fahren. Drei Wochen um zu reden, zu lachen, zu gedenken, zu leben.

      Ich liebte diese Abende vor dem großen, offenen Kamin. Klischee? Natürlich. So what?! Die Möbel waren dunkel, schwer und „unkaputtbar”. Der Whiskey passte dazu: Rauchige Aromen im Abgang und doch butterweich mit einem Schuss Karamell auf der Zunge. Auch wenn Archer immer darüber spottete, dass ich keinen Bourbon trank und die Eiswürfel wegließ. Amerikaner halt – der direkte Weg von Chaos zu Dekadenz, ohne den Umweg der Zivilisation. Archer konnte darüber lachen – die ganzen 5´5“ – Gordon dagegen verzog wie immer keine Miene.

      Heute bediente mich Kara. Sie musste in ihren Vierzigern sein, doch sie war schlank und athletisch. Wunderbares dichtes, dunkles Haar – perfekt um darin seine Hand zu vergraben. Doch sie trug ein weißes Band um den Oberarm – wenn auch sonst nicht viel – und damit war klar: Finger weg.

      Archer war ein kleiner, sehr intensiver Mann. Bissig wäre wohl der richtige Begriff. Er kam aus Michigan und wollte mich dauernd überreden, dort mit ihm ein Lot Land zu kaufen. 20 Acres Wald. Schön für ihn, doch was sollte ich dort?! Er schwärmte mir vor, wie er dort jagte, mit Pfeil und Bogen … Nein, nicht meine Welt. So wenig wie die Munches, die er mit seiner Harley besuchte. Doch Archer war auch Ingenieur, genau wie ich. Und er hatte sich für mich mal zwei Tage Zeit genommen, um mir die Basics des amerikanischen Rechtssystems zu erklären – warum auch immer er sich da auskannte. Menschen sind immer komplexer als der erste Eindruck vermittelt und manchmal lohnt es sich, die Zeit für einen zweiten und dritten Blick zu investieren.

      Kara kniete in Lesha-Position, bevor sie mir den Teller mit Fingerfood reichte. Ich sah zum Chief rüber. Er hatte seine Füße auf Pennies Rücken abgelegt, die in der Obi-Position verharrte. Das Leben hatte Furchen in sein Gesicht gegraben, wie einst das Wasser im Grand Canyon. Ich kann mich nicht entsinnen, darin je eine Regung entdeckt zu haben. Er war die personifizierte Ruhe – so ganz anders als Archer. Wie der Chief und Penelope zueinander gefunden haben: Ein Rätsel dieser Welt! Ein Jahr hatte er sie zappeln lassen … ein Jahr in „Probation“, als Novizin, in dem sie ihn überzeugen konnte, die Beste für den Rest seines Lebens zu sein, bis er ihr endlich den Collar umlegte.

      Was Penny anging: Sie hatte es sich verdient, als Frau gesehen zu werden, nicht nur der vielen Operationen wegen. Ihr Weg war lang und mit Widrigkeiten gepflastert. Ex-Marine, einen halben Kopf größer als ich oder die meisten Männer. Alles was mit IT zu tun hatte, war ihr Ding. Da funkelten ihre Augen und sie wurde redselig. Ansonsten? Höflich, zuvorkommend und zurückhaltend. Immer sehr leise, doch auf den Punkt. Denn sie war das Eigentum des Chiefs – ihr Verhalten fiel auf ihn zurück.

      Nahm jemand an ihr Anstoß, war es an ihm, sie zu züchtigen – oder seine Ehre im Circle zu verteidigen. Und viele hatten an Penny Anstoß genommen. Der Chief hatte sie eines Besseren belehrt …
      Der Chief gab ihr Halt und Sicherheit in einer meist garstigen Welt. Sie dankte es ihm mit bedingungsloser Ergebenheit. Sie hatte mir einmal erklärt, wie sie die Welt sah: „Ein mittelmäßiger Master befielt, ein guter Master lehrt, ein exzellenter Master erklärt. Aber ein echter Master inspiriert! Eine Sub wiederum sollte die Stärke haben „Nein!“ zu sagen. Sklaven jedoch sollten die Stärke haben NICHT „Nein“ zu sagen.“

      Was immer die beiden hatten: Sie waren glücklich miteinander. Gewiss war es nicht an mir, darüber zu urteilen!
      Gute zwei Wochen waren mittlerweile vergangen – und noch immer vermisste ich deutsches Brot. Allerdings kompensierten die Steaks doch vieles. Leonidas hatte mir Kara zugeteilt und wir verbrachten sehr viel Zeit zusammen. Es stellte sich heraus, dass Personaltrainerin für sie Berufung war, nicht nur ein Job. Was ich aber faszinierend fand, war ihre Leidenschaft für gutes Essen. Sie brauchte eine Weile, bis sie mir vertraute und auftaute, doch dann verstand ich, weshalb die Leute der Meinung waren, dass New Yorker doppelt so schnell sprachen wie andere! Sie war direkt, zupackend und doch auch schüchtern auf ihre Art. Die Dehnungsstreifen auf ihrem Bauch ließen darauf schließen, dass sie Mutter war, doch ich hatte nicht das Gefühl, dass ihr Status als Haussklavin mir das Recht gab, ihre Privatsphäre zu missachten. Und doch: Irgendwie war sie interessant …

      Wir alle hatten unsere Geschichte, sonst hätten wir uns nicht hier wiedergefunden. Ich wurde neugierig auf die ihre – und wir kamen ins Gespräch.

      „Die Fähigkeit stolz zu sein, auf den Gehorsam und das Wissen, meinen Herrn glücklich zu machen. Das ist eine der Eigenschaften, die ich ansprechend an mir finde. Dieses Vergnügen zu bereiten, verstärkt sehr intensiv mein Bemühen immer mein Bestes zu geben. Ich suche einen Herrn, meinen Master. Ein Herr agiert nicht aus einem Gefühl des Brauchens heraus. Ein Herr ist edel, selbstreflektiert und standhaft in seinem Charakter. Er scheut sich sicherlich nicht zu fordern, zu strafen und zu formen. Doch ein Herr weiß auch, dass Dominanz nicht gleichzusetzen ist mit „ohne Anstand und Manieren“. Ein Herr ist verständnisvoll, weise und intuitiv. Er verachtet nicht, was er beschlossen hat, zu behalten. Sofern ein Herr Liebe, Respekt und Gehorsam erfahren will, wird neben einer gewissen Härte und Grausamkeit auch Gnade und Mitgefühl in ihm sein, denn nichts kann Wurzeln schlagen, wo nur nackter Fels ohne fruchtbaren Boden ist. Es braucht etwas, woran man sich festhalten und wachsen kann.

      Als Kajira sehe ich mich als „Consensual Slave“. Ich will meinem Herrn dienen – für immer. Aber ich habe auch Ambitionen in meinem Leben. Ich möchte das Gefühl haben, nützlich zu sein, nicht nur für meinem Herrn, sondern auch der Familie gegenüber, dem Clan gegenüber, der Gesellschaft gegenüber. Ich habe eine gute Ausbildung und ich möchte anderen helfen, durch das, was ich gelernt habe. Ganz sicher nicht, will ich meine Tage in einem Käfig verbringen oder als Schlagobjekt benutzt werden – auch wenn ich mich selbst als „genießend masochistisch“ betrachte! Für mich ist das kein „Lifestyle“ – ich wünsche nicht, aus Furcht zu dienen, sondern aus Liebe. Das Einzige, was ich fürchte ist, nicht seine Erwartungen zu erfüllen. Denn von den Lippen meines Herrn zu hören, dass ich ihn enttäuscht habe, wäre das Schlimmste für mich. Ich möchte eine Beziehung, die auf Achtung und Vertrauen beruht.“

      Wow – eine lange Predigt. Weshalb aber gerade ich sie mir anhören musste? Ich lebte 6.000 Meilen entfernt, kulturell in einer anderen Welt … und Weihnachten stand vor der Tür. In gut einer Woche würde ich wieder fort sein. Gleichwohl, berührt haben mich ihre Worte. Mehr als ich mir es anmerken lassen wollte. Ich, der sich seit sechs Jahren auf keine Frau mehr eingelassen hatte. Wie sich das wohl anfühlen würde, diese Hingabe – dieses Geschenk?

      BBQ war schon ein Erlebnis, hier auf der Clan-Ranch. Vegetarier schienen eine unbekannte Spezies, allem Grillgemüse zum Trotz. Wobei ich den grünen Spargel frisch vom Grill wirklich liebte – und dazu ein kühles Draftbier. Archer spielte wieder mit seinen Tomahawks. Und ja, er war besser darin als Wolfman, was dieser aber mit sichtlichem Humor nahm. Wobei es durchaus sein könnte, dass ihn ein oder zwei der Slavegirls ablenkten – sehr erfolgreich und sehr genussvoll ablenkten. Die Ranch hier im Umfeld von San Antonio war doch ziemlich abgelegen. Nachbarn verirrten sich nicht uneingeladen hierher. Wenn, dann wären sie wohl ziemlich verwundert und empört, über all die nackten Frauen – und ihre Collars. Ich jedenfalls genoss den entspannten Nachmittag und die Gesellschaft von Kara. Bis mir jemand ein Bier über die Jeans kippte …

      Gordon. Weshalb überraschte mich das nicht?!

      Statt sich zu entschuldigen, raunzte er Kara an, weshalb sie ihm nicht Platz gemacht hätte. Er grinste mich an, ohne sich zu entschuldigen und schlug ihr unvermittelt ins Gesicht. Ich stand auf. Er musste etwas in meinem Gesicht gesehen haben, denn urplötzlich leuchteten seine Augen. Er schien nur darauf gewartet zu haben: „Hat der German Klutz mir etwas zu sagen?“

      Es war sehr still, denn jeder ahnte, was kommen würde. Leonidas Stimme ertönte: „Ihr kennt den Code of Conduct – legt Euren Streit bei oder geht in den Circle of Honor“.

      Ich trat vor Leonidas: „Ich wähle den Circle“.

      Die Bullwhips lagen bereit. Zehn Fuß geflochtenes Leder. Bereit, geschwungen zu werden. Der äußere Ring: Fünf Meter Durchmesser, der innere drei. Wer den Ring betrat verließ ihn nicht – weder nach innen noch nach außen – ohne dass einer der Kontrahenten abgewunken hat.

      Ich zog das Hemd aus, nahm die Bull, schlug einmal zur Probe fast eine Figure Eight und einen Tasmanian-Back-Crack. Ich lächelte kalt.

      —. ★ .—

      Sie sah mir lange in die Augen, dann kniete sie sich vor mich und hielt mir ihr Halsband entgegen:
      „Collar me, Master.“


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      Begriffserklärung


      • ESTA: Einreise-Visum für die USA
      • IRC (Internet Relay Chat): Chatsystem im Internet
      • Arikaree: Indianerstamm
      • Bouncer: Rausschmeißer, Türsteher
      • Kajira: Goreanische Vergnügungssklavin
      • Munches: Mischung aus BDSM-Stammtisch, -Messe und -Jahrmarkt mit Vorführungen, Ständen und Shows
      • Lesha-Position: Stehen oder Knien, gerader Rücken, Kopf nach links gewendet, Hände auf den Rücken
      • Obi-Position (Hocker): Gekauertes Knien, Kopf abgelegt, Ellenbogen und Unterarme sowie Knie und Schienbeine flach an den Boden gepresst
      • Probation: Probezeit
      • Collar: Halsband, auch „Kragen“, „starr und störrisch“, ein Reifenaus Eisen oder Stahl
      • Klutz: Klotz, Tollpatsch, Trottel
      • Code of Conduct: Ehrenkodex
      Liebe "Foris",

      ich hoffe, Ihr hattet ebenso viel Spaß beim Lesen wie ich beim Schreiben ;)

      Der Countdown läuft... bald ist Bescherung!


      Euer Nachtadel
      We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed, by their Creator, with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty, and the pursuit of Happiness.
      <Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika>