22.12. .★. Adventsbrunch

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      22.12. .★. Adventsbrunch

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      . ★.— 22. Dezember —. ★.

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      Adventsbrunch

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      von
      @treasure

      —. ★.—

      „Rums!“ Mit Nachdruck versetze Sabine dem Deckel des Kofferraumes einen Stoß und dieser verschloss sich geräuschvoll. Aber nur Sekunden später stieß sie einen Fluch aus und verdrehte die Augen. „Oh mein Gott, ich dumme Kuh.“ In dem Moment war ihr nämlich eingefallen, dass sie die Handtasche mit dem Haustürschlüssel noch auf dem Beifahrersitz liegen hatte.
      Hektisch suchte sie alle Taschen in Jacke und Hose ab, um erleichtert festzustellen, dass sie zumindest den Autoschlüssel NICHT im Auto hatte liegen lassen – was auch schon vorgekommen war. Schnell öffnete sie den Wagen und angelte nach der Handtasche und verschloss ihn nun sorgfältig. Wenn nichts dazwischenkäme, würde sie ihn erst in ein paar Tagen wieder brauchen.
      Seufzend machte sie sich daran die am Auto stehenden Tüten und Taschen aufzunehmen und zur Haustür zu bringen. Die Getränkekisten hatte sie schon vorher in die Wohnung getragen. Ein letzter prüfender Blick – nichts vergessen? - Okay, dann ab nach oben.
      Wieder fluchte Sabine leise mit sich selbst, es wäre einfacher und nicht viel langsamer gewesen mit der Menge an Einkäufen für die bevorstehen Feiertage zweimal zu laufen. „Aber wer zu faul ist, zum Laufen, schleppt sich halt tot“, feixte sie. Schnaufend machte sie auf dem zweiten Treppenabsatz Halt und sah mit verdrehten Augen nach oben. Naja, die Hälfte war geschafft.
      Endlich in der Wohnung angekommen beeilte sie sich, ihre Einkäufe gleich zu verstauen und stellte nebenbei den Wasserkessel auf um sich einen Tee zu kochen.

      Es dauerte nicht lange, da zog der Duft von Weihnachtsaromen durch die Wohnung. Sie hatte im Wohnzimmer die Beleuchtung der Weihnachtsdekoration und ein paar Kerzen angemacht, so war das Zimmer nun in ein warmes gemütliches Licht getaucht. Mit ihrem Lieblingstee und ein paar Keksen zog sie sich auf das Sofa zurück und freute sich auf die nun vor ihr liegenden, zehn freien Tage. Sie hatte sich vorgenommen in den nächsten Tagen die Wohnung nur zu verlassen, wenn sie zu Ihren Eltern oder Freunden fahren würde. Und natürlich wollte sie am Heiligen Abend zur Christmette gehen, ohne das war es für sie nicht Weihnachten. Sonst einfach nur das tun, wonach ihr gerade zumute war, auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen.

      Und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen aus den Haaren. Sie hatte im Trubel des Weihnachts-geschäftes und der Weihnachtsvorbereitungen völlig vergessen, dass sie sich für den morgigen Tag verabredet hatte! Ach du heilige Sch.... !

      Der Bekannte, mit dem sie sich seit einiger Zeit unregelmäßig traf, hatte sie gefragt ob sie mit zum Adventsbrunch kommen wollte. Er hatte ihr nicht verraten wollen wo das genau stattfinden sollte, das wäre eine Überraschung meinte er. Und er wollte sich am Abend vorher noch einmal melden, damit sie genau besprechen konnten, wann er sie abholen würde.

      Sabine schaute auf die Uhr. Es war gerade 17 Uhr durch, da würde es noch einen Moment dauern bis das Telefon ging. Ein ungewohntes kribbeliges Gefühl machte sich in ihr breit. Sie hatte in den letzten Wochen viel mit Johannes über WhatsApp geschrieben und auch wiederholt telefoniert. Sie hatten sich über Hobbys, Lieblingsessen und Sport, Musik, Theater und andere Themen ausgetauscht, waren ein paar Mal ausgegangen – ins Kino, Theater, zum Essen. Und den vergangenen Sonntag hatte er sie sogar ins Weihnachtskonzert begleitet.

      Nach einer gewissen Zeit waren die Themen und Gespräche expliziter geworden. Sie hatten sich auf seinen Anstoß hin auch über das ausgetauscht, was ihnen im Bett gefiel oder nicht. Wobei es mehr er war, der sich anhörte was ihr gefiel und was sie gar nicht mochte. Und zu ihrer Erleichterung schienen sie sich recht ähnlich zu sein. Er verstand es schnell, ihr Kopfkino in Gang zu setzen und hatte dabei eine Art, die sie unheimlich antörnte. Oft dauerte es nicht lange und er stellte ihr kleine Aufgaben die sie zu erfüllen hatte. Es war ein Spiel, welches sie zu Anfang irritierte und verwirrte, ihr mit der Zeit aber mehr Spaß machte. Sie musste bei dem Gedanken an die teilweise echt heißen Telefonate schmunzeln.

      Sabine erhob sich von ihrem Kuschelplatz und ging ins Schlafzimmer. Prüfend ging ihr Blick über den Inhalt des Kleiderschranks. Wenn sie doch bloß wüsste, wo der Brunch stattfinden sollte. Irgendwo wo es ungezwungen und leger zugeht? Wo vielleicht auch noch ein Weihnachtsmarkt dabei war? Dann wären eine Jeans und ein warmer Pulli sowie Stiefel abgebracht. Oder würden sie in ein schickes Lokal gehen, wo es auch um Sehen und Gesehen-Werden ging? Dann könnte sie auch ein Kleid und schicke Heels anziehen. Sie seufzte. Wirklich entscheiden würde sie das erst können, wenn sie wusste wo es hinging. Sie zuckte mit den Schultern und ging in Küche. Im Kühlschrank stand der Salat, den sie fürs Abendessen mitgebracht hatte. Und dann war da noch eine Flasche Wein, davon wollte sie sich nachher ein Glas gönnen. Sie nahm ein Glas und Besteck aus dem Schrank, stellte alles auf ein Tablett und ging zurück ins Wohnzimmer, setzte sich wieder in ihre Kuschelecke und schaltete den Fernseher ein. Während sie die aktuellen Nachrichten aus der Region verfolgte und ihr Abendessen verzehrte, ging ihr Blick immer wieder zu ihrem Telefon und schaute ob eine Nachricht von Johannes gekommen war.

      Gerade als sie das Geschirr nach dem Essen wieder abgespült hatte und in den Schrank räumen wollte, summte ihr Smartphone. Ihr Herz tat einen kleinen Hüpfer und sie spürte, dass ihre Wangen heiß wurden als sie es mit leicht zitternden Händen aufnahm. „Meine Güte, wie bescheuert ist das denn!“, schalt sie sich selbst und verdrehte die Augen. Sie entsperrte das Smartphone und schaute auf die Nachricht, die aufploppte.

      „Hallo Sabine. Schönen Abend wünsche ich, alles klar bei dir?“
      „Hallo Johannes. Danke, dir ebenfalls. Alles klar hier.“
      „Du, Sabine, wegen morgen... da muss ich dir was sagen.“
      „Wirds nichts mit unserem Treffen?“ Sie setzte ein leicht traurig wirkendes Emoji hinter den Satz.
      „Nein, alles gut. Weißt du was? Ich ruf dich an, das ist einfacher.“ Ein breit grinsendes Smiley beendete den Satz und nicht lange darauf vibrierte ihr Smartphone.

      Sabine hatte nebenbei ein Glas Wein einschenkt und sich wieder in ihre Kuschelecke verzogen und so nahm sie bequem auf dem Sofa hockend das Gespräch an. „Hallo Sabine“, sagte die volle wohlklingende Männerstimme, die ihr mehr und mehr Gänsehäute über den Rücken jagte. „Hallo Johannes“, antwortete sie und verzog ihr Gesicht zu einem verlegenen Lächeln, um im gleichen Moment wieder die Augen über ihre Reaktion zu verdrehen. „Was musst du mir sagen?“ Neben aufgeregter Neugierde schwang auch ein wenig Bangigkeit in ihre Stimme. „Ja... Nun, ähm... Ich muss dich ein wenig vorwarnen, damit du mir morgen nicht die Augen auskratzt.“ Johannes stotterte und klang ein wenig unsicher und Sabine saß plötzlich kerzengerade und alle Sinne waren gespannt. Was sollte nun wohl kommen. Unbewusst holte sie tief Luft und schnaubte leise auf.

      Johannes rutschte unruhig auf seinem Sessel hin und her und er war froh, dass er Sabine nicht direkt gegenübersaß. Sie hatten in der vergangenen Zeit über vieles geredet. Auch über das, was sie sich unter einer erfüllten Sexualität vorstellten. Er wusste, dass er Sabine mit seinem Vorhaben am kommenden Tag sehr herausfordern würde, dass er ganz hart an den Grenzen kratzte, die er von ihr schon kannte. Zu seiner Überraschung und Freude hatte sie in den vergangenen Wochen auf so manches angebissen, was er ihr als Köder hingeworfen hatte. Sollte er wirklich das Glück haben, mal auf eine offene, neugierige und aufgeschlossene junge Frau gestoßen zu sein, die beim Erwähnung des Worts Spanking nicht gleich hysterisch das Weite suchte, oder sich persönlich angegriffen fühlte, wenn man eine direkte Anweisung, Anordnung machte, die ihr nicht unbedingt gefiel?

      Er hatte versucht, auf fast blumige Art und Weise zu vermitteln, dass er auf jeden Fall, wenn es um das Thema Sex ging, derjenige sein wollte, der das Sagen hat; hatte vorsichtig versucht auszuloten, worauf sie ansprach und bei was sie ihn in die Schranken verwies. Und was dabei herausgekommen war, hatte ihn ermutigt, die Flucht nach vorn anzutreten und sie mit zu einer Veranstaltung in einem Club anzumelden, in dem er seit langem Mitglied ist. Es hatte ihn einige Überredungskunst gekostet, dass er sie mitbringen durfte, obwohl sie nicht zum Kreis der Mitglieder zählte. Schließlich konnte er aber die Inhaber und Veranstalter überzeugen, dass es dem Club nicht schaden würde, zumal er den Kostenbeitrag für den speziellen Brunch für beide im Voraus bezahlt hatte.
      Johannes freute sich auf den morgigen Sonntag wie ein Kind auf den Nikolaus. Er hoffte, dass es eine schöne Überraschung für Sabine war. Er war sich allerdings auch des Risikos bewusst, welches er da einging, dass das Ganze auch nach hinten losgehen könnte. Aber bevor er sich weiter um diese Beziehung bemühte, das Verhältnis mit Sabine vertiefte, wollte er sicher sein, dass seine zukünftige Partnerin ähnlich tickte wie er. Nach den Enttäuschungen der letzten Male zog er es dieses Mal vor, rechtzeitig klare Verhältnisse zu schaffen. Und obwohl er ein gutes Gefühl hatte, wusste er doch, dass er ganz vorsichtig sein musste, um sie nicht zu verschrecken.

      Er räusperte sich und fing fast das Stottern an als er sagte „Ja... Nun, ähm... Ich muss dich ein wenig ... vorwarnen, damit du mir morgen nicht die Augen auskratzt.“ Er hörte, wie sie scharf Luft holte und dann leise schnaubte, als wolle sie zu einer aufgebrachten oder bösen Erwiderung starten. Aber sie blieb ruhig und er konnte die Spannung, die plötzlich zwischen ihnen hing, fast körperlich spüren.

      „Also, dieser Brunch morgen, dieser Adventsbrunch...“, begann er leise, „ist kein ganz gewöhnlicher Brunch. Er ist etwas... unkonventionell.“ Schweigen am anderen Ende.
      „Er findet in keinem normalen Lokal statt, sondern in ... einem Club.“ „In einem Club? Was für ein Club denn? Golfclub, Tennisclub... da ist doch nichts dabei. Haben die auch nen kleinen Weihnachtsmarkt, so nen Flohmarkt dabei?“ Sabines Einwurf löste bei ihm die Spannung und er brach in schallendes Gelächter aus. „Ach Sabine, du bist süß.“ Er schnappte nach Luft und brauchte einen Moment um sich wieder zu fangen. „Wieso, was gibt’s denn da zu lachen?“ Man konnte direkt Sabines Verwirrung spüren. Johannes holte wieder tief Luft, diesmal aber um den nächsten Lachanfall zu unterdrücken.

      „Sabine, der Club ist ein ... BDSM-Club!“ Nun war es raus, für einen kleinen Moment hätte man die berühmte Stecknadel fallen hören können. Er saß mit roten Ohren da und wartete, ließ seine Worte wirken. Er konnte hören wie sie schluckte. Einmal, zweimal. Es war still am anderen Ende der Leitung, außer ihrem Atem und einem gluckernden Geräusch war nichts zu hören. „Entschuldige, ich muss auf den Schreck erst mal einen Schluck haben.“ Er hörte wie sie einen großen Zug von irgendetwas nahm und geräuschvoll schluckte.

      „Was muss ich mir da vorstellen? Ist das so ein Club, wo jeder mit jedem wild durcheinander... du weißt schon?“ Ihre Stimme zitterte leicht, es schwang Abwehr darin, aber auch Neugierde. Johannes wusste in dem Moment – noch hatte er nicht verloren. „Ein Swingerclub? Nein, nein, nein. So was nicht. Das wäre nicht mein Stil. Eher im Gegenteil. Ich teile nicht, was mir gehört“, setzte er zu einer Erklärung an. Und dann erzählte er von dem Club, den Regeln und Umgangsformen, von den Events die dort stattfanden und von zwanglosen Treffen, und, und, und. Sabine hörte aufmerksam zu, stellte zwischendurch die ein oder andere Frage und Johannes bemühte sich, alles so zu beantworten, dass es sie nicht erschreckte.

      „Und was ist nun so besonders an dem Brunch“, kam sie dann zurück auf den Kern der Sache.
      „Nun, dort werden morgen viele der Teilnehmer zum Beispiel in ihren Fetisch-Klamotten kommen, Lack, Leder, Latex oder Gummi. Wir haben ein Mitglied dabei, für den ist es das Größte sich in einen Gummianzug zu zwängen und als Hund zu Füßen seiner Frau zu liegen. Dann gibt es einige, die da so gar nichts von halten, die aber auf Bondage stehen und für die es das Größte ist, wenn er sie kunstvoll verschnürt. Oder wo er als Dom das Sagen hat und seine Partnerin bzw. Sub jede seiner Anordnungen ohne Zögern und Murren befolgen muss, egal was er verlangt und auch in der Öffentlichkeit. Manches wirkt peinlich und demütigend, aber für sie ist es das Größte, es kickt sie, zum Beispiel, wenn sie von ihm an der Leine geführt wird. Dann gibt es einige, die haben ihren Spaß daran, wenn andere ihnen bei ihren kleinen Spielchen zu sehen, die haben ein gutes Quantum Exhibitionismus in sich. Und wieder andere kommen in erster Linie, weil es dort a) immer fantastische Sachen zu essen gibt, egal was dort stattfindet und b) es dort im Haus jede Menge Möglichkeiten und Sachen zum Spielen gibt, die man Zuhause normalerweise nicht hat. Und wo man dann ungestört sein kann und niemand zusieht, wenn man seinen Spaß hat und wo es niemanden stört, wenn man dabei mal ein bisschen lauter wird.“ Sabine hatte scheinbar aufmerksam zugehört, denn sie äußerte sich ab und zu mit einen „mhmhmm“ oder „aha“, „achso“ und „naja“.

      „Und was wollen wir dann morgen da? Wir sind doch kein, so ein ... Fetischpärchen?“, hakte Sabine nach. Johannes wagte es und ging auf volles Risiko und sagte „Noch nicht mein Schatz, noch nicht.“ Worauf ihr ein empörtes „Was heißt hier noch nicht?“ entfuhr.
      Johannes zog es vor, auf ihren Ausbruch nicht zu reagieren, sondern den ersten Teil ihrer Frage zu beantworten.
      „Wir werden uns morgen dort unters Volk mischen, die wirklich vorzüglichen Kochkünste unseres Gastgebers genießen und uns die Bäuche vollschlagen. Und wir werden uns mit den Leuten dort unterhalten, den Geschichten lauschen, die der eine oder andere sicher zum Besten gibt.
      Außerdem zeige ich dir den Club, seine Räumlichkeiten und so. Und dann sehen wir weiter, mal abwarten war passiert.“ Johannes beendete den Satz in einem Tonfall, den er Sabine gegenüber noch nicht gebraucht hatte. Er spürte, wie sie zusammenzuckte, auch wenn er sie nicht sehen konnte.

      „Hast du schon überlegt was du morgen anziehen willst?“ Scheinbar belanglos wechselte er das Thema, hatte dabei aber einen Hintergedanken, bei dem er sich doch nicht ganz wohl fühlte.
      „Das wollte ich davon abhängig machen, wo wir hingehen. Aber jetzt bin ich völlig planlos, denn was du mir erzählt hast, da passt beides nicht“, sie seufzte leise.
      „Gut, da helfe ich dir. Das ist ganz einfach. Du hast halterlose Strümpfe nehme ich an und auch einen engen Rock und ein paar schöne High Heels?“ Sabine bejahte die Frage, wollte ihn fragen warum sie gerade das nehmen sollte, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen. Bestimmt sagte er: „Gut. Das ziehst du morgen an. Und dazu eine Bluse. Mehr brauchst du nicht.“ Er konnte förmlich sehen wie sie entrüstet nach Luft schnappte. Aber wie schon öfters, schluckte sie den Einwand, der ihr mit Sicherheit auf der Zunge lag herunter. Johannes wartete gespannt darauf, ob von ihr eine Antwort kam. Er hatte bewusst nichts von Wäsche gesagt, wollte sie ein wenig herausfordern. Aber – sie blieb stumm. Er konnte nur ihren Atem hören.

      Sabine holte tief Luft und spürte, wie das Blut ihr heiß in die Wangen schoss, als sie den Kleidungsvorschlag für den nächsten Tag von ihm bekam, oder sollte sie besser Kleidervorschrift sagen? Wie selbstverständlich er damit rauskam. Als wäre es das natürlichste der Welt. Okay, er kannte den Laden und wusste, was man da eben so anzog. Aber was sie irritierte, war der Umstand, dass er keine Wäsche erwähnte. Es gab eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder hatte er sich da keine Gedanken drüber gemacht oder, dass es genau das hieß, nämlich keine Wäsche anzuziehen. Sabine wurde rot bei dem Gedanken, dass sie ohne Unterwäsche ausgehen sollte. Sie rutschte unruhig auf ihrem Platz hin und her. Der Gedanke verursachte ein Echo in Regionen ihres Körpers, die in der letzten Zeit schon öfters vom Kopfkino angeregt worden waren.
      Ein Gedanke schoss ihr in den Sinn und ihr wurde ganz warm dabei. Sie lächelte vor sich hin, spürte ihr Wangen erneut heiß werden. Es war verwegen und ein Spiel mit dem Feuer – zumindest kam es ihr so vor. Sie dachte daran, was er über den Ablauf morgen gesagt hatte und den letzten Satz, bei dem er einen merkwürdigen Ton angeschlagen hatte.

      Ihre Gedanken drifteten weg. Sie hatte in den vergangenen Wochen mehrfach im WWW gesurft und Informationen zu dem gesucht, was Johannes sie bei ihren Chats und Telefonaten so nebenbei hatte wissen lassen. Sie hatte Fotos gesehen, sich auf einer Seite angemeldet, in der es in etlichen Gruppen und Threads um das Thema im Allgemeinen und im Besonderen ging. Und es gab Veranstaltungshinweise von verschiedenen Lokalitäten, so dass sie aus den Beschreibungen eine Idee hatte, was da so vor sich ging.

      „Sabine. SABINE, HALLO, bist du noch da?“, Johannes Stimme drängte sich in ihr Bewusstsein zurück, sie schüttelte sich und kicherte leise. „Was ist los? Warum antwortest du nicht?“, Johannes klang vorwurfsvoll und verärgert.
      „Oh, entschuldige bitte“, wieder kicherte Sabine. „Ich bin ein wenig … abgedriftet.“ Und ein weiteres Mal schoss ihr das Blut in den Kopf. Sie beschloss die Flucht nach vorn anzutreten.
      „Du schreibst mir allen Ernstes vor, was ich morgen anzuziehen habe?“
      „Ja, das tue ich. Ich weiß was dort angesagt und üblich ist.“
      „Und was passiert, wenn ich mich nicht daran halte? Wenn ich Jeans, Sweatshirt und Gummistiefel anziehe?“ Es ritt sie plötzlich der Teufel und sie kämpfte hart damit, nicht laut loszulachen, unterdrückte im letzten Moment ein Glucksen und ließ stattdessen ein genervt erscheinendes Stöhnen erklingen.
      Johannes Reaktion ließ sie erstarren. „Nun, wenn du unbedingt vor versammelter Runde einen Arschvoll kriegen willst, dann mach das!“
      „Das wagst du nicht!“, stieß sie hervor.
      „Dann warte es ab. Ich hole dich um 10 Uhr ab. Gute Nacht.“
      Ein Klacken und dann das Tuten in der Leitung sagte ihr, dass er wirklich das Gespräch so abrupt beendet hatte.
      „Ach, halt die Klappe!“ Mürrisch versetze Sabine ihrem Wecker einen Stoß, so dass der vom Nachttisch kullerte. Sie drehte sich auf die andere Seite und zog die Decke über den Kopf. Die vergangene Nacht war sehr unruhig gewesen, immer wieder war sie durch total verdrehte Träume wach geworden, schweißnass zum Teil und verwirrt. So einen Quatsch hatte sie lange nicht verzapft. Ein paar Minuten hing sie noch ihren Gedanken nach, dann erhob sie sich aus ihrem Bett und schlurfte ins Bad. Ihrem Spiegelbild steckte sie die Zunge heraus, man sah ihr die unruhige Nacht an. Also – erst mal unter die Dusche und dann einen Kaffee. Ach, wie freute sie sich über das Geschenk, welches sie sich selber gemacht hatte – eine programmierbare Kaffeemaschine.

      Mit einem Handtuch um die nassen Haare und in den flauschigen Bademantel gehüllt, ging sie in die Küche, schenkte sich eine Tasse ein und gab einen Schuss Milch dazu. Sich an den Tisch in ihrer kleinen Küche setzend, langte sie in die Tasche ihres Bademantels und holte ihr Smartphone heraus. Langsam und genussvoll die erste Tasse Kaffee trinkend, öffnete sie WhatsApp und las die Nachrichten, die im Laufe der letzten Stunde eingegangen waren. Die ersten Weihnachtswünsche waren eingetroffen – ach ja, es war ja der 4. Advent heute.

      Sie beantwortete alle und zündete dann die Kerzen auf ihrem Adventskranz an, sah versunken dem Tanz der Flammen auf den vier Kerzen zu, bis sie irgendwann durch einen Ton ihres Telefons aus ihren Tagträumen gerissen wurde.
      Verdammt, warum machte ihr Herz nur so einen Hüpfer und schoss ihr das Blut in die Wangen, wenn ER sich meldete? Sabine öffnete die Konversation und las, was Johannes geschrieben hatte.
      „Guten Morgen. Ich bin wie abgemacht um 10 bei dir. Ich freu mich.“
      „Ach ja ... denk an die Kleidungsvorgabe!“ Er hatte ein Teufelchen-Emoji angefügt.
      Sabine schnaubte und dachte laut: „Na warte! Das wollen wir doch mal sehen, ob du das ernst meinst.“ Mit unschuldiger Mine tippte sie: „Welche Kleidervorschrift? Das war doch ein Vorschlag, oder?“ Und wieder schoss ihr heiß das Blut in die Wangen und sie sah sich über seinen Schoß gebeugt, mit hochgeklapptem Rock und roter Kehrseite.

      Kichernd stellte sie die Kaffeetasse in die Spüle und ging zurück in ihr Schlafzimmer. Was hatte er gesagt: halterlose Strümpfe, Heels, Rock und Bluse. Aber da fehlte ja komplett die Wäsche und ohne würde sie nicht aus dem Haus gehen. „Du weißt genau, wie ich das meine!“, seine Antwort hatte er mit einem fies grinsenden Emoji untermalt. Sabine schluckte.
      Ihr Blick ging durch das Fenster nach draußen. Und sie riss die Augen auf. „Ach du verdammte Scheiße! Hätte das da nicht noch drei Stunden warten können?“ Leise und sachte hatte es angefangen zu schneien. Eine weiße Puderzuckerschicht hatte sich bereits über alles gelegt und die Welt draußen schien still zu stehen und zu schweigen. Sabine seufzte. Das fehlte gerade noch in der Versammlung. Und dann ohne Unterwäsche nach draußen? Neeeee, mit Sicherheit nicht!

      Sie stand vor ihrer Wäschekommode und hatte dann einen Geistesblitz. Sie wühlte in der untersten Schublade bis sie das passende gefunden hatte. Er würde zwar fluchen, aber er würde es auch lieben. Dass sie die Bekleidungsvorgabe damit nicht erfüllt hatte war ihr klar, aber sie fühlte sich mit dem Hauch an Stoff über ihren intimsten Körperteilen sicherer. Die Konsequenzen die das mit sich brachte – die Region zwischen ihren Schenkeln sah dem freudig entgegen.

      Das kleine Spitzen-Set aus Büstenhebe und String hatte Sabine vor langer Zeit mal aus einem Impuls heraus gekauft, aber noch nie getragen. Heute, so schien es ihr, war ein guter Zeitpunkt, das zu ändern. Schnell noch den Rest des Outfits angezogen – „Oh, diese Schuhe killen mich heute!“ – und dann das Make-up passend dezent aufgelegt und die Haare frisiert. Zum Schluss legte sie eine Perlenkette und passende Ohrringe an. Zufrieden schaute sie ihr Spiegelbild an und ging dann in ihr Wohnzimmer, um auf Johannes zu warten. Eine passende Clutch mit Ausweis, Geldbörse, Telefon usw. und ihr schwarzer Mantel lagen griffbereit über der Sessellehne. Nervös ging sie im Wohnzimmer hin und her, schaute immer wieder auf die Uhr. Als es an der Tür schellte, schnappte sie sich Mantel, Clutch und Haustürschlüssel und wollte eilig die Wohnung verlassen. Aber sie verharrte mitten in der Bewegung, den Mund offen und starrte ungläubig die Treppe hinunter.

      „Johannes? WOW, wenn das nicht mal heiß aussieht.“ Die unvermeidlichen heißen Wangen zeigten sich und sie grinste verlegen. Sie kannte ihn nur in Jeans und Shirt, sogar ins Theater hatte er lediglich einen leichten Blazer getragen. Heute hatte er sich richtig in Schale geworfen, der Anzug saß perfekt und die sonst eher verstrubbelt aussehenden, dunklen Haare hatte er mit irgendetwas in Form gebügelt. Grinsend stieg er die Stufen hinauf. „Danke, das darf ich als Kompliment auffassen?“ Lachend streckte er ihr eine Hand entgegen, nahm ihr den Mantel ab und sagte: „Dreh dich doch bitte einmal.“ Sabine machte übermütig eine Pirouette und lachte. Johannes pfiff anerkennend durch die Zähne: „Das sieht genauso aus, wie ich es mir vorgestellt hatte.“ Der schmale schwarze Rock betonte ihre weiblichen Hüften, die grüne Seidenbluse spiegelte die Farbe ihrer Augen wieder und passte hervorragend zu den, mit einem leichten Rotstich durchsetzen, Haaren. Die Heels verlängerten ihre mit Nahtstrümpfen bekleideten Beine vorteilhaft, aber sie war immer noch fast einen Kopf kleiner als er. „Sehr schön siehst du aus“, murmelte er lächelnd und sah auf sie herab, widerstand der Versuchung sie jetzt einfach zu küssen. Stattdessen half er ihr in den Mantel und zog die Wohnungstür zu, die immer noch hinter ihr offen stand. „Können wir?“ Sabine nickte.

      Galant nahm Johannes ihren Ellenbogen und geleitete Sabine die Treppe hinunter und zum Auto. Der Gehweg war durch den Schnee rutschig geworden und er beglückwünschte sich zu der Idee, trotz Halteverbot, direkt vor ihrem Haus geparkt zu haben. Bei dem Wetter wäre es keine Freude gewesen, mit High Heels längere Strecken zu laufen. Seufzend ließ sie sich in den Sitz gleiten, um gleich die Schuhe auszuziehen und den Schnee abzuklopfen. Und dann juchzte sie auf: „Boah, du hast Sitzheizung. Wie geil ist das denn?!“ Sie kuschelte sich in den Sitz und Johannes grinste. „Meinst du ich will frieren? Wenn schon so ein Schlitten, dann auch richtig.“ Konzentriert lenkte er den Wagen über die nun weißen Straßen und Sabine schwieg, denn ihre Nervosität wuchs, je näher sie ihrem Ziel kamen. Johannes, der sie aus dem Augenwinkel beobachtete, bemerkte wie sie ihre Hände umeinander knetete und fragte: „Alles okay? Aufgeregt?“ Sabine nickte. „Du brauchst keine Angst haben. Es ist Neuland für dich, da ist Nervosität völlig in Ordnung. Es passiert nichts, was du nicht willst. Wie ich es dir gestern erklärt habe, wir sind heute in erster Linie da, um schön zu essen, uns nett zu unterhalten und dass du das Haus und ein paar sehr nette Menschen kennenlernst.“ Er konnte nicht wissen, dass ihre Aufgeregtheit nicht allein der Nervosität geschuldet war, sondern dass Sabines Kopfkino schon den ganzen Morgen lief und sie ein Kribbeln tief in ihrem Inneren spürte, das immer stärker wurde, je länger sie neben ihm saß.
      Johannes hatte die Hauptstraße verlassen und folgte nun einer kleinen Nebenstraße, die nach ein paar Minuten an einem einsam, mitten zwischen Feldern liegenden, Anwesen endete. Sabine sah sich erstaunt um. Der Schnee hatte alles mit einem weißen Tuch bedeckt und es herrschte Stille. Das Gelände war von hohen Hecken und Holzzäunen umgeben und ein großes Tor war einladend geöffnet. Es standen schon eine ganze Reihe an Fahrzeugen den Zaun entlang aufgereiht und jemand hatte schon einen Weg durch den Schnee gefegt und abgestreut, damit niemand zu Schaden kommen konnte. Johannes half Sabine beim Aussteigen und nahm ihre Hand, führte sie den Weg zum Tor. Sie umklammerte ihre Clutch und biss sich auf die Unterlippe. Hoffentlich machte sie keinen Fehler, denn sie wollte Johannes mit ihrer Unerfahrenheit nicht den Tag verderben.

      Sie durchschritten das Tor und waren in einer anderen Welt. Der Außenbereich des Hauses war weihnachtlich geschmückt und es standen ein paar Personen draußen unter Heizpilzen vor der Tür und unterhielten sich angeregt, während sie rauchten. Die meisten grüßten Johannes lauthals und fröhlich als er auf sie zukam, lediglich eine junge Frau stand am Rand und grüßte nur mit einem Kopfnicken.

      „Rauchen ist im Haus nicht gestattet?“, fragte sie und Johannes nickte. „Das finde ich prima. Ich hätte gedacht, dass es erlaubt ist, weil ja ein … privater Club.“ „Das haben die Mitglieder beschlossen und jeder hält sich dran.“ Johannes hielt ihr die Tür auf und es schlug ihnen warme Luft und munteres Stimmengewirr entgegen. Eine Frau in Dienstmädchenkostüm stand direkt hinter dem Eingang und nahm ihnen die Mäntel ab. Eine andere hielt ein Tablett mit Sektgläsern und bot ihnen ein Glas an. Johannes nahm zwei Gläser und gab eines an Sabine weiter. „Viel mehr Alkohol wird es nicht geben heute, eventuell ein Glas Wein zum Essen. Alkoholfreie Getränke stehen unbegrenzt zur Verfügung. Auch eine Regel, die wir gemeinsam aufgestellt haben. Wer so spielt, wie hier gespielt wird, der braucht einen klaren Kopf.“ Sabine stand dicht neben ihm, so dass Johannes ihr die Informationen zuflüstern konnte. Sie hielt ihr Glas hoch und Johannes stieß seines dagegen. „Auf einen aufregenden 4. Advent“, sagten sie beiden gleichzeitig und mussten lachen.

      Sie schlenderten durch den großen Raum und während Johannes Smalltalk mit dem einen und anderen Besucher hielt, schaute Sabine sich um. In einer Ecke stand ein großer geschmückter Weihnachtsbaum, echte Kerzen brannten überall und geschmackvolle, weihnachtliche Dekoration war sorgsam und gezielt verteilt, so dass es nicht überladen wirkte. Von der Decke hing an dicken roten Seilen ein riesiger Adventskranz auf dem heute alle vier Kerzen brannten, riesige echte rote Kerzen, wie sie verwundert feststellte. In der nächsten Ecke war ein großes Büfett aufgebaut, hinter dem sie jemanden mit einer Kochmütze letzte Handgriffe verrichten sah. Davor waren mehrere Tische festlich eingedeckt. In der gegenüberliegenden Ecke standen ein paar Sessel und kleine Tischchen, auch dort saßen Gäste und unterhielten sich angeregt. Plötzlich ertönte ein Gong und das allgemeine Gemurmel erstarb langsam. Ein Herr im mittleren Alter begrüßte alle Anwesenden und gab ein paar allgemeine Hinweise zum Ablauf des Brunches und für die Zeit danach.

      Johannes stupste Sabine an. „Komm“, flüsterte er ihr zu, „wir begeben uns schon mal in eine gute Startposition, damit wir möglichst als Erste am Büfett sind. Ich sterbe vor Hunger und die besten Sachen sind sonst weg.“ Er nahm sie wieder an die Hand und schob sich zügig durch die Menge, direkt auf das Büfett zu, Sabine hinter sich herziehend. Ein triumphierendes Grinsen huschte über sein Gesicht, als sie sich an die Spitze der sich bildenden Schlange setzten. Er drehte sich zu Sabine um und zwinkerte ihr zu. Entspannt warteten sie auf die endgültige Freigabe des Büfetts und beluden sich die schon parat gehaltenen Teller mit allerlei Köstlichkeiten. Er besorgte noch ein Glas Wein für jeden und sie suchten sich freie Plätze.

      An einem Tisch saßen Bekannte von Johannes und nachdem er Sabine vorgestellt hatte, dauerte es nur kurze Zeit, dann waren Johannes und seine Bekannten Georg und Sylvie in eine angeregte Unterhaltung vertieft. Sabine saß zuerst still daneben, ließ beim Essen ihren Blick durch den Raum schweifen und betrachtete die verschiedenen Outfits. Manches fand sie richtig toll und stellte sich vor, wie sie selbst darin wohl aussehen würde. Anderes wiederum ließ sie innerlich nur den Kopf schütteln, so schräg und bizarr war es. Johannes beobachtete Sabine von der Seite, ließ ihr Zeit, all das auf sich wirken zu lassen. Nach einiger Zeit stupste er sie an, versuchte sie mit in die Unterhaltung einzubeziehen. So hörte sie nun zumindest aufmerksam zu, auch wenn sie nicht viel zu der Unterhaltung beitragen konnte. Aber nur beim Zuhören stieg ihr oft die Röte ins Gesicht und sie schaute so manches Mal verlegen zur Seite oder auf ihre Hände, die dann mit dem Glas spielten.

      Aber nicht nur dieses verflixte Rotwerden war eine Reaktion, die Johannes immer wieder ein Lächeln entlockte, genauso das unruhige hin- und herrutschen auf dem Stuhl. Er beugte sich zu ihr und flüsterte in ihr Ohr: „Das macht dich an, stimmt‘s?“ Dabei grinste er vielsagend und das Kribbeln in ihrem Allerheiligsten wurde immer stärker.

      Ohne es zu ahnen, sorgte Sylvie dann dafür, dass Sabine am liebsten in ein Mauseloch gekrochen wäre, als sie völlig, ohne Hintergedanken, fragte: „Und du bist jetzt Johannes' neue Sub?“ Johannes verschluckte sich fast an dem Bissen, den er gerade in den Mund geschoben hatte und Georg fing an zu lachen, ob der unverblümt gestellten Frage. Sabine stockte der Atem, ihr Gesicht fing Feuer und sie starrte erst Sylvie, dann Johannes mit großen Augen an, klappte den Mund auf und zu, unfähig zu reagieren. Ehe sie irgendetwas sagen konnte, kam Johannes ihr zur Hilfe und blickte Sylvie streng an. „Du weißt doch, dass Neugierde einer Sub nicht geziemt, oder?“ Nun war es an Sylvie verlegen zu werden, ob dieser Rüge und sie senkte den Blick. Georgs Aufforderung, sich gebührlich bei den Beiden zu entschuldigen, kam sie sofort nach. „Entschuldige bitte meine neugierige Frage, Johannes. Entschuldige bitte, Sabine!

      Sylvie sah bei den letzten Worten mit einem nach Verzeihen heischenden Blick zu Sabine und als diese sich gefangen hatte und zaghaft zu lächeln begann, zwinkerte sie Sabine verschwörerisch zu. Johannes sah Sabine tief in die Augen, nahm sie in den Arm und zum ersten Mal küsste er sie. Einen zarten, federleichten kurzen Kuss, aber der genügte um Sabine endgültig in Flammen zu setzen. Gelächter von der anderen Seite des Tisches und dann die volltönende, dunkle Stimme von Georg: „Ja, das würde ich nun auch gerne wissen. Nicht das ich neugierig wäre, aber bin halt immer gerne gut informiert, wie du weißt.“ Der Blick, den der etwas ältere Johannes zuwarf war eindeutig und erlaubte keine Ausflüchte. Johannes wirkte nun seinerseits verlegen und Sabine musste sich zusammenreißen um nicht laut zu kichern.

      „Auf eine klare Frage, eine klare Antwort. Nein. Sabine ist nicht meine Sub.“ Sabine wollte erleichtert aufatmen, als er hinterher schob: „Noch nicht. Aber ich hoffe, dass sie es werden kann.“ Bei diesen Worten sah Johannes Sabine ernst an, sodass sie ein Gefühl der Enge im Hals bekam und schlucken musste, abgesehen von der üblichen roten Bombe, in die sich ihr Gesicht verwandelt hatte. Johannes strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn, die sich aus der Frisur gelöst hatte. „Sag jetzt nichts, Sabine. Bitte. Wir reden später darüber.“ Sie schaute ihn mit großen Augen an, unfähig klar zu denken. Was hatte er da gesagt? Er hoffte, dass sie seine Sub werden könnte? In ihr drehte sich alles. Ihr Kopf sagte „NEVER“ ihr Herz sagte „Warum nicht?“ und ihr Körper schrie laut „JAAA!“.

      Abrupt stand sie auf, schnappte sich ihre Tasche und floh nach draußen. Sie brauchte Ruhe, die kalte klare Luft und ein bisschen Abstand, um wieder zu sich zu kommen. Es hatte mittlerweile aufgehört zu schneien und vereinzelte Fußspuren verloren sich in unterschiedliche Richtungen. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, so langsam sackte in ihren Verstand, was er da gesagt hatte.
      Er hatte oft genug vorsichtig angetastet in die Richtung, ohne das Kind beim Namen zu nennen. Sie hatte genug im Internet recherchiert um zu wissen, was das bedeutete. War sie zuerst pikiert und entsetzt gewesen, so hatte es sich im Laufe der Zeit immer besser angefühlt, wenn sie sich vorstellte, er wäre ihr Dom, ihr Herr. Sie hatte davon geträumt, dass sie vor ihm kniete, dass er ihr sagte, was sie zu tun hätte. Das er mit ihr machte, was er wollte. Dinge, die sie sich zwar wünschte, die sie aber nie laut ausgesprochen hatte. Und jedes Mal nach solchen Träumen war sie so nass und aufgekratzt gewesen, dass sie sich selbst Entspannung und Erleichterung verschaffen musste.

      Sie lehnte gegen eine Säule, die das Vordach trug. Der Stein war kalt und die Kälte drang langsam in sie, ihr wurde bewusst, dass sie nur in der dünnen Bluse draußen stand und sie fing an zu zittern. Hinter ihr hörte sie die Tür gehen und als sie sich umdrehte, sah sie Johannes herauskommen, in der Hand hielt er ihren Mantel. Sie wollte etwas sagen, aber machte nur „Pssstt“, legte ihr den Mantel über die Schultern und drehte sie dann zu sich, hielt sie fest. Er beugte sich herunter und verschloss ihren Mund mit einem Kuss, der ihr den Atem raubte. „Sag jetzt bitte nichts.“ Eindringlich sah er sie an. „Ich möchte, dass du das in dir sacken lässt. Dass du darüber in Ruhe nachdenkst. Und, wenn du sicher bist, dir ganz sicher bist, dass du es wagen willst, dann reden wir.“ Sabine schluckte und nickte. Sie sah zu ihm auf und öffnete den Mund um ihm zu sagen, dass sie es probieren wollte. „Ich will...“ aber er ließ sie nicht zu Wort kommen, legte ihr seinen Zeigefinger über die Lippen. „Schhht. Kein Wort. Nicht dazu. Das kommt später.“ Behutsam ließ er sie los, und steuerte sie Richtung Tür. „Lass uns wieder ins Warme gehen, hier draußen holst du dir noch den Tod.“

      Drinnen nahm er ihr wieder den Mantel ab, reichte ihn zurück an die Garderobiere und jagte ihr dann den nächsten Schrecken ein. „Du bist dir hoffentlich darüber im Klaren, dass du meine Kleideranordnung nicht befolgt hast, oder?“ Er sah sie ernst an, eine Augenbraue hochgezogen. Sabine gefror das Blut in den Adern. Mist, hatte er doch bemerkt, dass sie Unterwäsche trug. Sofort schoss ihr das Blut in die Wangen. Er ergriff ihre Hand und zog sie zu einer Tür, die sie noch nicht bemerkt hatte. Als er sie öffnete, standen sie vor einer Treppe, die ins obere Stockwerk führte. Johannes erklomm die Stufen, Sabine hatte Mühe hinterher zu kommen. Der Flur, der sich oben öffnete, hatte Türen nach beiden Seiten und zielstrebig steuerte Johannes auf eine zu.

      Er fingerte einen Schlüssel aus der Hosentasche und schloss auf, ermutigte Sabine mit einer Geste ebenfalls einzutreten. Sie zögerte, blieb an der Schwelle stehen und sah in das Zimmer. Es sah aus wie ein ganz normales Hotelzimmer, war richtig gemütlich. Langsam trat sie ein. Johannes hatte inzwischen das grelle Deckenlicht aus und ein paar andere Lampen angemacht, die den Raum in ein warmes Licht tauchten. Er setze sich in den einzigen Sessel und forderte sie auf, zu ihm zu kommen, indem er auf eine Stelle vor seinen Füßen zeigte. Sabine schloss die Tür und stellte sich vor ihn. Ihr Herz klopfte so doll und laut, dass er das eigentlich hören müsste, dachte sie. Und ihre Nervosität stieg ins Unermessliche, während er sie musterte. Ihr Unterleib zog sich zusammen und sie wusste, dass der kleine String klatschnass war.

      Johannes hatte den linken Ellenbogen auf der Sessellehne abgesetzt, seine Hand stütze den schief gelegten Kopf auf zwei Fingern unterm Kinn. „Dreh dich.“ Mehr sagte er nicht und Sabine tat sofort wie er geheißen hatte. Das war wie in einem ihrer feuchten Träume. Langsam drehte sie sich um die eigene Achse bis er „STOP“ sagte. „Zieh die Bluse aus.“ Seine Stimme klang heiser und Sabine wusste, diese Situation machte ihn genauso an wie sie. Bedächtig knöpfte sie die Bluse auf, ließ den zarten Stoff über ihre Schultern rutschen und auf den Boden fallen. „Komm her“, raunte er nachdem er sie ein ganze Weile betrachtet hatte und seine Finger machten eine eindeutige Bewegung. Sie stellte sich zwischen seine Knie, ihre Brüste waren genau vor seinen Augen. Er griff nach ihnen und sie konnte ein wohliges Stöhnen nicht zurückhalten, als er sanft über die keck über den Rand der Büstenhebe ragenden harten Brustwarzen strich und dann anfing, sie leicht zu kneten. „Auch wenn es sehr heiß aussieht, ich kann mich nicht erinnern, einen BH erwähnt zu haben. Zieh den Rock aus!“

      Sabine hatte dem Tonfall eine Rüge wohl vernommen und sie wurde zum bestimmt hundertsten Mal an diesem Abend rot. Mit zitternden Fingern hakte sie den Rock auf, zog den Reißverschluss runter und schob den Rock langsam über ihre Hüften, ließ ihn dann an den Beinen entlang zu Boden rutschen und schob ihn und die Bluse mit einem Fuß unter den Sessel. Zwischen ihren Schenkeln pochte und pulsierte es, die Erregung hatte sie voll im Griff. Sie nahm eine Stellung ein, die sie auf Fotos gesehen hatte, und die ihr gut gefiel. Sie hatte sie zuhause vor dem Spiegel ausprobiert, geübt und es hatte sie jedes Mal mehr angemacht, wenn sie sich dabei vorstellte, dass nicht ihr Spiegelbild, sondern Johannes ihr gegenüberstand. Die Hände auf den Rücken verschränkt, die Füße schulterbreit auseinander und den Blick gesenkt baute sich vor ihm auf.

      Johannes war sprachlos. Der Anblick der sich ihm bot, ließ seinen kleinen Freund sich neugierig zu fast voller Größe aufplustern. Hatte er sich bisher noch relativ gut im Zaum halten können, erforderte es jetzt seine volle Beherrschung. Der kleine String verdeckte mit dem Dreieck gerade ihren Venushügel, der, wie es den Anschein hatte, sauber und glatt rasiert war. Er leckte sich über die Lippen. Es gefiel ihm so sehr, was er sah. Eine Frau mit Rundungen an den richtigen Stellen, ein kleines Bäuchlein und perfekte kleine Love Handles. Und dass sie von sich aus diese Pose gewählt hatte, um sich zu präsentieren – er war angenehm überrascht. Langsam griff er nach ihrem rechten Ellenbogen, zog sie auf seinen Schoß und nahm sie fest in dem Arm. Er ließ seine Finger kraulend an ihren Beinen auf und abwandern, entlockte ihr ein leises Stöhnen.

      „Weißt du, dass du heute meine kühnsten Hoffnungen erfüllt hast? Ich habe nicht gedacht, dass du soweit heute gehst ... mit mir gehst.“ Seine Stimme klang rau und doch zärtlich, erregt und doch so kontrolliert. „Ich hab damit auch nicht gerechnet, nicht im Entferntesten. Aber, nach dem ersten Schreck, fühlt es sich gut an. Ich hab in der letzten Zeit oft darüber nachgedacht. Ich wusste es nicht, aber ich hatte so ein Gefühl. Nach dem was wir so geschrieben und beredet hatten. Unsere kleinen Spielchen, es hat mir Spaß gemacht und hat mich jedes Mal erregt.“ Sie lachte leise. „Wie gut, dass es das Internet gibt. Dort findet man ja für fast alles eine Erklärung. Mir ist irgendwann schlagartig klar geworden, dass es das ist, was ich will. Und als wir uns dann kennengelernt haben ... ich habe irgendwo tief in mir gehofft, dass du der Richtige bist. Auch wenn ich es nicht mal mir selber offen zugegeben hab. Das jetzt alles so schnell geht, das erschreckt mich ein wenig. Aber tief in mir weiß ich, dass es richtig ist.“

      Sabine löse sich aus seinem Griff und erhob sich. Aber nur um sich zwei Schritte von ihm entfernt auf den Boden zu knien. Sie schaute zu ihm auf und sah ihn an, blickte ihm direkt in die Augen. „Johannes, ich brauche nicht mehr darüber nachzudenken. Ich spüre es ganz deutlich tief in mir. Ich möchte es probieren. Zeig mir, was ich tun muss, um deine Sub zu sein.“ Sie holte tief Luft, und ihre Augen schimmerten feucht. Ihr war heute klar geworden, dass sie sich in Johannes nach Strich und Faden verliebt hatte und so, wie er sie angesehen hatte, ging es ihm wohl ähnlich. Also war Flucht nach vorne antreten jetzt die beste Möglichkeit.

      Sie beugte sich langsam vornüber, streckte die Arme vor und legte den Kopf dazwischen auf den Boden und sagte: „Bitte, lass es mich – lass es uns probieren. Lass mich deine Freundin sein ... und Geliebte ... und Sub.“ Atemlos lag sie da, verharrte in der Pose, bis sie seine Hände spürte, die sie hochzogen. Er nahm sie in den Arm, fest und zärtlich zugleich. „Angebot angenommen.“ Mehr bekam er nicht heraus, denn er hatte einen dicken Frosch im Hals.

      Langsam ging er Schritt für Schritt rückwärts, bis er an die Bettkante stieß. Und er ließ sich zurückfallen, sie fest im Arm haltend, mit sich ziehend. Und während er sie küsste, murmelte er zwischendurch etwas, das ihr eine Horde Ameisen über den Körper schickte. „Dass Verstöße gegen Anordnungen umgehend geahndet werden, ist dir hoffentlich klar. Von einem String hatte ich auch nichts gesagt.“ Und er bekräftigte seine Aussage mit einem kräftigen Schlag auf ihre Kehrseite.


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