Klarnamenpflicht

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      Ich bin aus diversen Gründen gegen eine solche Verpflichtung. Als ich vorhin in den Nachrichten hörte, dass die Politik darüber (wieder einmal) diskutierte, war ich zwar nicht überrascht, aber ich habe mich gefragt, was eine solche Verpflichtung denn bringen soll. Zum einen gibt es nach meiner Kenntnis durchaus Mechanismen, Klarnamen und Adressen zu ermitteln, zumindest wenn strafbare Inhalte gepostet etc. werden. Um jemanden belangen und zur Verantwortung ziehen zu können, reicht es doch beileibe nicht aus, einen Klarnamen zu haben. In jeder größeren Stadt dürfte es Namendopplungen geben und dann wäre immer noch nicht klar, wer die entsprechenden Nachrichten verfasst hat. Zum anderen denke ich, dass diejenigen, die solche unappetitlichen Botschaften verbreiten, Mittel und Wege finden werden, entsprechende Vorschriften zu umgehen. Darüber hinaus wäre es ein massiver Eingriff in mein Recht auf informationelle Selbstbestimmung, den ich nicht hinnehmen wollte. Ich muss auch an der Bar oder im Supermarkt mich weder mit Klarnamen vorstellen, noch mich ausweisen. Da werden einerseits wahnsinnige Bürokratiemonster (Gesetze) geschaffen, die bestimmen, dass ich bei jedem Besuch einer Website zustimmen muss, ob und wenn ja welche Cookies gesetzt werden dürfen und dann soll andererseits eine Klarnamenpflicht eingeführt werden? Ziemlich widersprüchlich. Hinzu kommt, dass das Internet eben die anonyme Kommunikation in vielen sinnvollen Fällen erleichtert. Sei es hier oder sei es z.B. in Staaten, in denen Freiheitsrechte nicht selbstverständlich sind. Durch eine solche Verpflichtung würde man, denke ich, wie so oft in der Sicherheitspolitik sehr viele Menschen treffen, die zuverlässig, engagiert und rechtstreu sind. Diejenigen, die das nicht sind, wird man dadurch auch nicht aufhalten.

      Ein vielleicht etwas plumper Vergleich: Natürlich muss es ein Strafrecht geben, das bestimmte Dinge für strafbar erklärt. Aber wird der Einbrecher davon aufgehalten, weil er weiß, dass der Wohnungseinbruch strafbar ist?

      Und ganz zum Schluss: Ich möchte bestimmen, wer meine Person mit meinen Neigungen und Interessen verknüpft. Eine solche Klarnamenverpflichtung würde mir diese Wahl nicht mehr lassen, weshalb ich mich zurückziehen würde.

      Nachtwanderin schrieb:

      Ich muss auch an der Bar oder im Supermarkt mich weder mit Klarnamen vorstellen, noch mich ausweisen.
      Dafür sind bereits allgegenwärtigen Kameras und die in der praktischen Erprobung befindlichen Gesichtserkennungen da. Die entsprechend nötigen Gesetzesänderungen wurden und werden gerade in den Ländern ins Polizeigesetz eingepflegt ...

      Das Netz ist da nur der Testballon um den Menschen das Mindset anzugewöhnen, daß komplette Überwachung für ihre Sicherheit notwendig ist. Hat in den letzten 25 Jahren schon gut geklappt, und wird auch weiterhin funktionieren.
      "Anti-intellectualism has been a constant thread winding its way through our political and
      cultural life, nurtured by the false notion that democracy means that
      ‘my ignorance is just as good as your knowledge."
      — Isaac Asimov, Column in Newsweek (21 January 1980)
      Ich würde mich abmelden.

      Man findet mich nicht, wenn man meinen Namen googelt.
      Mich findet man weder auf Facebook, Twitter usw., noch stelle ich Fotos von mir an anderen Stellen ins Internet.

      Natürlich weiß ich, dass wir alle "gläsern" sind.
      Aber so lange es irgendwie möglich ist, verwehre ich mich gegen eine Totalüberwachung durch den Staat.

      Das ist für mich etwas Grundsätzliches, hat nichts mit diesem Forum zu tun.
      Ich habe kein Problem damit, dass jemand etwas über meine Neigung erfahren könnte.
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.

      SirDevious schrieb:

      Das Netz ist da nur der Testballon um den Menschen das Mindset anzugewöhnen, daß komplette Überwachung für ihre Sicherheit notwendig ist. Hat in den letzten 25 Jahren schon gut geklappt, und wird auch weiterhin funktionieren.
      Einer der es begriffen hat, auf was es hinausgehen soll.

      Es geht hier nicht um Sicherheit, sondern um Kontrolle.
      Du siehst die Welt nicht wie sie ist, Du siehst die Welt so wie Du bist
      Klarnamenpflicht ist totaler Unsinn.
      Es gibt gute Gründe, wieso man in Foren Nicknames verwendet.
      Als Mittel gegen Hasspostings würde ich eher vorschlagen:
      Registrierungspflicht beim Betreiber oder ähnlicher vertrauenswürdiger Stelle, die die Daten nur auf richterliche Anordnung bei schwerwiegenden Vergehen rausgiebt (ist aber in der Durchführung diskussionswürdig)
      oder moderierte Foren, die Hasspostings gleich löschen.
      Ich glaube nicht, dass dadurch die Meinungsfreiheit eingeschränkt ist, und die Anonymität trotzdem gewahrt bleibt.
      Ihr Lieben, bevor dieser spannende Thread wegen zu viel Politik geschlossen wird, könnten wir uns doch auf die Ursprungsfrage besinnen.
      Die war nicht "Ist eine Klarnamenspflicht sinnvoll?" sondern "Wie würdet Ihr damit umgehen, wenn sie käme?"
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!

      Annimax schrieb:

      Es wird ja schon wieder einmal über eine Klarnamenpflicht im Inet diskutiert.

      Nur mal angenommen, diese käme und wäre so gefasst, dass Ihr auch hier im Forum und auf ähnlichen Seiten bei jedem Post Euren richtigen Namen anzeigen lassen müsstet, für jeden immer und für alle Zeit sichtbar. Was würdet Ihr tun??
      Hmm nicht einfach zu beantworten. Kommt darauf an ob die Klarnamen beim Betreiber zu hinterlegen sind oder eben für alle Sichtbar.
      Wenn dieser nur hinterlegt werden muss, würde ich dies durchaus begrüßen zumal das Internet kein rechtsfreier Raum ist.
      Oftmals aber als genau dies Mißbraucht wird. Auf der anderen Seite kann eine solche Entscheidung aber auch totalitären Systemen
      Tür und Angel öffnen.
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !
      Wobei ich finde, dass die Problemfälle die vielen öffentlichen Foren von Zeitungen etc sind, wo bestimmte Leute glauben, ihren geistigen Dreck ablegen zu müssen. Dort müsste man mehr auf Hygiene achten.
      Die vielen Fachforen, wo sowieso nur die jeweils Interessierten mitlesen, sind da völlig harmlos. Da braucht sich auch nichts ändern. :)
      Die Klarnamenpflicht wäre nach meiner Überzeugung im Übrigen klar verfassungswidrig ;) . Ich bin zuversichtlich, dass das BVerfG dem recht schnell einen Riegel vorschieben würde ^^ .
      Man denke nur an einen jungen Homosexuellen, der sich erst mal anonym in der Regenbogen-Community umsehen möchte. Oder uns hier. Oder an junge Eltern, bei denen es mit den Nachwux nicht klappt und diee sich in Elternforen austauschen möchten, aber nicht, dass sie erkennbar sind. Usw., usw.
      Würden alte Parteien mit dem ältesten 28-jährigen der Welt :D mit ihren Ideen durchkommen, würden all diese Menschen gegen ihren Willen geoutet :yes: .
      Sowas mag in China funktionieren, aber nicht hier bei uns :saint: Und ja: im Zweifel traue ich dem BVerfG da mehr Sachverstand zu als hoch bezahlten BT-Abgeordnenten ;( . Traurig genug :( .