Kann man einander "zu sehr" achten bzw respektieren?

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      Kann man einander "zu sehr" achten bzw respektieren?

      Hallo zusammen,

      mich treibt die Frage um, auf welchem Wege sich "Ebenbürtigkeit" und ein hohes Maße an Wertschätzung/Achtung füreinander mit einem starken Machtgefälle dauerhaft vereinbaren lassen.
      Kann man einander "zu sehr" achten bzw respektieren? Bzw. wie kann das Wechselspiel zwischen Dominanz und devotion aufrecht erhalten werden, wenn man sich "eigentlich" intellektuell und in lebensbezogenen Gesprächen auf Augenhöhe bewegt?
      (Ausgangspunkt: Eine Neigung die man nicht nur als "Spielart" betrachtet, welche man in Bett oder Spielzimmer gelegentlich hervorholt ;-))
      Ich würde mich über vielfältige Ideen, Erfahrungen und Meinungen freuen - vielleicht auch dazu, wo ihr Einschränkungen von Handlungsmöglichkeiten erlebt, oder sich genau durch eine solche Situation großere Spielräume eröffnen.

      Viele liebe Grüße,

      Wunderbarliche

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Wunderbarliche ()

      Wunderbarliche schrieb:

      Kann man einander "zu sehr" achten bzw respektieren?
      Darauf erst mal eine ganz kurze Antwort: :fie: absolut nicht!! Achtung und Respekt kann man einfach in keiner Lebenslage zu viel haben.

      Wieweit Erniedrigung, Devotion oder wie immer man das nenen will in der Beziehung Dom(se)/Subbie gehen, bleibt davon vollkommen unberührt. Ich bin der festen Überzeugung, wenn das fehlt, wird eine Beziehung ungesund :yes:
      Ich so: "Warum nehmt Ihr mich nie ernst?!!" ;( Forum so: "Hihi. Der war gut!" :rofl:

      Wunderbarliche schrieb:

      mich treibt die Frage um, auf welchem Wege sich "Ebenbürtigkeit" und ein hohes Maße an Wertschätzung/Achtung füreinander mit einem starken Machtgefälle dauerhaft vereinbaren lassen.
      Kann man einander "zu sehr" achten bzw respektieren?
      Das eine schließt das andere keineswegs aus. Ich glaube sogar, dass ein hohes Maß an Wertschätzung und Respekt ein Machtgefälle erst wirklich stabil werden lässt.

      Hätte mein Herr nicht so eine hohe Meinung von mir als Mensch, würde mich nicht lieben, schätzen, achten und respektieren, hätte ich große Schwierigkeiten, mich auf ihn als Mann und Dom einzulassen. Ich brauche das, um mich sicher zu fühlen und ihm das nötige Vertrauen entgegenbringen zu können, welches für eine D/s-Beziehung - so wie wir sie leben und leben möchten - nötig ist.


      Wunderbarliche schrieb:

      Bzw. wie kann das Wechselspiel zwischen Dominanz und devotion aufrecht erhalten werden, wenn man sich "eigentlich" intellektuell und in lebensbezogenen Gesprächen auf Augenhöhe bewegt?
      Auch hier: Warum sollte das eine das andere in Gefahr bringen oder erschweren?

      Mir ist es sehr wichtig, dass wir intellektuell ungefähr auf dem gleichen Stand sind. Hätte ich das Gefühl, ihm geistig überlegen zu sein, würde es mir vermutlich schwerfallen, mich ihm hinzugeben bzw. wäre der Wunsch dann gar nicht so ausgeprägt vorhanden. Und umgekehrt, also wenn ich mich ihm geistig wirklich unterlegen fühlen würde, käme ich mir ihm gegenüber wahrscheinlich ein wenig 'dumm' vor und könnte mich nicht wohl an seiner Seite fühlen. Ich möchte mich neben ihm nicht menschlich 'klein' fühlen.

      Gerade dadurch, dass wir intellektuell in etwa auf dem gleichen Stand sind, ist das Machtgefälle so reizvoll für mich. Es beeindruckt mich, dass er es 'trotzdem' schafft, dass ich mich ihm freiwillig unterwerfe.
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      Bei uns ist Devotion,Erniedrigung das Salz in der Suppe.
      Wenn ich die Meine,welche weinend vor mir auf dem Boden liegt und mir die Füße küsst,wärend ich sie dabei mit der Gerte malträtiere nicht achten würde, wäre dann eine Beziehung wohl zu Ende.

      Wie kann ich in einer Liebesbeziehung sein,wenn ich meine Partnerin nicht achte,wertschätze und liebe?
      Das Leben ist kein Ponyhof. Aber geritten wird trotzdem !
      Wertschätzung und Achtung bedeutet für mich, jemanden so zu nehmen, wie er ist und auch all seine Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse anzunehmen. Wenn das bedeutet, dass sich jemand unterordnen oder auch für Verfehlungen bestraft werden möchte, gehört auch das dazu. Wertschätzung bedeutet hier, eben darauf einzugehen.

      Ich selbst habe mich für meine Neigung sehr lange sehr geschämt. Ich hatte immer das Gefühl, in dieser Hinsicht irgendwie falsch und nicht liebenswert zu sein. Erst durch meinen ersten Dom konnte ich das wirklich für mich akzeptieren. Er hat mir gezeigt, dass er mich auch mit meinen dunkelsten Fantasien liebt - und dass sie ihm sogar auch etwas geben. Und auch im Alltag: Ich musste nicht mehr ständig stark sein oder mich um Augenhöhe bemühen (die ich in keine Beziehung jemals wollte), sondern durfte mich endlich unterordnen und eben einfach ich sein. Meine Bedürfnisse waren plötzlich nicht mehr komisch oder gar falsch, sondern wünschenswert und willkommen. Und genau DAS macht Wertschätzung für mich aus.
      ~*~ Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen! ~*~
      (Oliver Wendell Holmes)

      Wunderbarliche schrieb:

      mich treibt die Frage um, auf welchem Wege sich "Ebenbürtigkeit" und ein hohes Maße an Wertschätzung/Achtung füreinander mit einem starken Machtgefälle dauerhaft vereinbaren lassen.
      Ich würde sagen, es kommt darauf an, in welchem Bewusstsein das Machtgefälle gelebt wird.
      Ebenbürtigkeit und Wertschätzung müssen nicht im Konflikt zum Machtgefälle stehen, auch wenn es "logisch" zunächst so erscheinen mag.

      Vielleicht ist es ähnlich wie bei den Aussagen "Gleich und Gleich gesellt sich gern" und "Gegensätze ziehen sich an".

      Wie können beide Aussagen gleichermaßen wahr sein, obwohl sie sich im Grunde wiedersprechen?
      Und doch wissen wir, was damit gemeint ist...

      Ich denke, die Wertschätzung bleibt solange gewahrt, wie sich die Machtausübung an den Bedürfnissen und Grenzen der Partner orientiert und ein entsprechender Austausch darüber stattfindet.
      Die Achtung liegt für mich in dem Bewusstsein, das die Macht freiwillig gegeben wird und nur in der Kombination der gegensätzlichen Bedürfnisse besteht...

      Eigentlich ist es nicht anders, als in Vanilla-Beziehungen auch... Über das jeweilige Rollenverständnis muss fortwährend Einvernehmen bestehen.
      Solange Macht im Sinne des Miteinander und nicht gegeneinander eingesetzt wird, bleibt auch der Respekt und die Wertschätzung erhalten.