Über Grenzen setzen, Zappeln Lassen... und Liebe

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      Über Grenzen setzen, Zappeln Lassen... und Liebe

      Wenn ich meine Biografie betrachte, haben mich immer nur Männer angezogen, die die Oberhand behalten, die bestimmen wann, wieviel und was für ein Kontakt stattfindet. Schon meine allererste Erfahrung (eine Urlaubsgeschichte) ging in die Richtung.

      Meine erste lange Beziehung ging mit 22 in die Brüche. Es waren drei sehr intensive Jahre gewesen aber ohne etwas in Richtung von sexuellem BDSM. Es war eher eine Art unheilvolle Symbiose, nach der ich nur Leere spürte und nicht mehr wusste, wer ich bin, was ich will oder wo meine Grenzen liegen. Ich hatte irgendwie aufgehört zu existieren, hatte mich in ihm aufgelöst. Als er weg war, blieb gefühlt nichts übrig.
      Danach wollte ich mich nicht wieder so auflösen, zog einen Schutzwall um mich. Ich fand mich schnell in lockeren Beziehungen, die ein Wechselspiel waren zwischen Nähe und Distanz, in denen ich jedoch immer eher der Part war, der reagierte und folgte. Je mehr jemand mich darin verstrickte, umso hilfloser wurde ich und umso mehr reizte mich gleichzeitig die Vorstellung, die Kontrolle einmal ganz bewusst abzugeben. Einige dieser Bekanntschaften hätten das sicher gern mitgemacht, aber ohne Verpflichtungen einzugehen - und ich schrak zurück, weil mir das Vertrauen fehlte und ich mich ausserdem wieder nach einer echten Beziehung sehnte. Die, die ich damals kannte, ließen mich gern zappeln, spielten mit mir, ließen mich am langen Arm verhungern - aber intensivierten den Kontakt sofort, wenn ich mich zurückzog...

      Kurz bevor ich meinen Mann mit 25 kennenlernte, hatte ich abgeschlossen "damit" , wollte das alles nicht mehr, ging nicht davon aus, dass Beziehung für mich möglich ist. Ich vertraute niemandem, am allerwenigsten mir selbst und vergrub meinen Sub-Anteil ganz tief in mir. Nie wieder wollte ich ein Auge darauf werfen.

      Plötzlich bei ihm schien mir dann alles so anders, er war verantwortungsbewusst, unbeschwert, mit sich vollkommen im Reinen. Wir hatten viel Spaß und ich konnte trotzdem ich selbst bleiben. Bei mir sein. Ich löste mich nicht mehr auf.
      Wenn es mal wilder zuging, dann dachte ich mir nichts dabei, denn er war in meinen Augen ja nicht "so", sondern einfach stürmisch. Klapse hab' ich verdrängt und anscheinend sogar ein Gespräch darüber am Anfang der Beziehung erfolgreich in meinem Gedächtnis versteckt (!) . Vergraben da, wo auch meine Sub sich befand. Denn ich wollte ja so nicht sein, das nicht brauchen. Ich hatte soviel Angst. Ich wusste nur sehr vage aus den damaligen Medien von "SM" und konnte mir das für mich nicht vorstellen. Auch drüber reden konnte ich nicht.

      Aus Liebe zu mir hatte auch er seine Neigung lange vergraben. Irgendwann aber entwickelten sich nachts zwischen uns Andeutungen, die mit Überwältigen zu tun haben, mit Benutzen und manchmal ganz vorsichtig auch mit Schmerz. Tagsüber verloren wir kein Wort darüber.

      Vor ein paar Jahre begann ich, online nach Infos zu suchen und hab dieses Forum entdeckt. Dadurch traute ich mich irgendwann, ein offenes Gespräch zu suchen, traute mir zu, weiter zu gehen. Es stellte sich heraus, dass bei uns beiden die Phantasie schon lange auf Hochtouren lief und dass er ebenso wie ich vor unserer Beziehung Erfahrungen gesammelt hatte. (Und er erwähnte das Gespräch ganz am Anfang...)

      Heute sind wir immer noch auf dem Weg. Langsam aber stetig. Ich musste lernen, was es bedeutet, sich wirklich zu fügen. Dass ich mich nicht hinstellen kann nach dem Motto: "dominiere mich! Jetzt! Aber bitte so, wie ich das will!" :whistling:

      Ich hab gelernt zu warten. Ich kann heute (in angemessener Form) über meine Sehnsüchte sprechen, und auch wenn es mich so viel verletzlicher macht, mein Ich zuzulassen, auch wenn so oft Tränen bei mir fließen, möchte ich nicht zurück.

      Nun gab es zum ersten Mal etwas wie Tease and Denial, und gefühlt schließt sich der Kreis. Ich hab jemanden, der mich ganz bewusst zappeln lässt, mich kontrolliert, mit mir spielt und mich benutzt - und gleichzeitig auf mich aufpasst dabei und mich achtet.

      Ich weiss nicht, ob "man" das richtiges BDSM nennt, aber für uns ist das eigentlich egal. Ich hoffe ich darf trotzdem hier sein. Wenn dieses Forum nicht wäre, hätte ich mich wohl nie getraut.

      Bin gerade ziemlich glücklich.
      Es klingt schön das ihr für euch eine Möglichkeit habt euer BDSM zu finden - deine „Einschränkungen“ nicht als solche zu erleben sondern mit einzubeziehen ,weil Liebe und Vertrauen da sind - deswegen kannst du ganz bei dir bleiben , statt dich „ aufzulösen „ .
      es klingt nach einer schönen Zukunft .
      Wir leben alle unter dem selben Himmel , aber nicht mit dem gleichen Horizont

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Chloe () aus folgendem Grund: Autokorrektur

      Ist nicht immer einfach, eine Beziehung ist das wohl nie, egal ob da Anteile von BDSM mit drin sind oder nicht. Ich kann überhaupt erst Kontrolle abgeben, seitdem ich besser auf meine Grenzen achten kann.

      Ich klinge hier ausserdem wohl ein bisschen nach Ich, Ich, Ich - weil es sich für mich falsch anfühlt, über ihn zu schreiben. Für mich ist das Ganze ein bisschen wie Tanzen, und auch wenn einer (oder beide) mal kurz aus dem Takt kommen, haben wir doch viel Spaß dabei.

      Und gerade ändert sich gefühlt das Tempo...

      Wildbiene schrieb:

      Ich hab gelernt zu warten. Ich kann heute (in angemessener Form) über meine Sehnsüchte sprechen, und auch wenn es mich so viel verletzlicher macht, mein Ich zuzulassen, auch wenn so oft Tränen bei mir fließen, möchte ich nicht zurück.
      das hört sich so vertraut an. Dein /Euer BDSM ist hier sicherlich auch gut aufgehoben.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.