Verarbeiten von Grenzüberschreitungen

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      Verarbeiten von Grenzüberschreitungen

      Ich hatte gestern in einem anderen Thread folgendes geschrieben.

      dornenspiel schrieb:

      Um aber mal ein Beispiel zu bringen.
      Ziemlich am Anfang meiner Beziehung war ich mit meinem Herrn auf einer Veranstaltung.
      Ich freute mich schon im Vorfeld war aufgeregt wie ein junges Huhn.
      Während wir öffentlich spielten bezog mein Herr jemanden mit ins Spiel ein, der mich schlagen durfte.
      Es gibt mit Sicherheit viele Subs, die sowas explizit zulassen wollen, wenn überhaupt.
      Für mich war es mit unseren Vereinbarungen gedeckt.
      Da sind die feinen Unterschiede in der Kommunikation.Er könnte davon ausgehen das es in Ordnung ist, ohne das er die Session unterbrechen musste und mich fragen musste.
      Für mich war es eine tolle Erfahrung, ich hatte genug Vertrauen und könnte mich in der Situation fallen lassen.
      Eine Sub mit der ich schön länger privat schreibe, stellte mir dazu Fragen.
      Sie möchte nicht selber schreiben, es ist aber mit ihr abgesprochen das ich einen Thread dazu eröffne.

      In der Diskussion mit ihr ging es darum, wie das Ankratzen oder das Überschreiten verarbeitet wird von anderen.

      Tatsächlich viel mir dann auch auf, es gibt dazu kaum bzw. gar keine Threads.

      Wenn ich jetzt mein obiges Zitat nehme, dann liest es sich auch, als wenn es kein verarbeiten gab.
      Für mich kann ich sagen, dass ich immer ein paar Tage Zeit benötigte um neue Erlebnisse einsortieren zu können.

      Wenn ich an meine Anfänge zurück denke, brauchte ich deutlich länger, habe mehr gezweifelt und ich brauchte wesentlich mehr Feedback von meinem damaligen Dom.
      Einige Dinge haben wir über Wochen aufgearbeitet.
      Es war also nicht immer ein sofort
      ein "WOW-TOLL-Effekt.
      Allerdings gab es auch kein Erlebnis, dass so negativ gewesen wäre, etwas als Tabu zu erklären.

      Wie sieht es bei euch aus?
      Wie habt ihr das mit den Grenzen (nicht mit Tabus sondern nur Grenzen) geregelt?
      Wie fühlt es sich für euch an wenn daran gekratzt wird?
      Oder ihr sogar drübergeschubst werdet?
      Wie fühlt es sich die Tage danach an?
      Wie verarbeitet ihr das?
      Wie hat es sich im Laufe der Zeit verändert?
      Die Fragen richten sich jetzt zwar überwiegend an die Subs, es würde mich aber auch freuen von den Dominanten Meinung dazuzulesen.



      Meine Fragen beziehen sich auf einvernehmliches Bdsm!
      Guten Morgen :D

      Gute Fragestellung, jep, eher etwas für die Bottom-fraktion, absolut, danke das alle antworten dürfen.

      Grenzüberschreitungen sollten nach Möglichkeit von Top geplant werden, es ist gefährlich Grenzen zu überschreiten und zu meinen das "alles klar geht".
      Man sollte dann ganz besonders auf die Signale seines Partners hören.
      Ein Lachen, das sich anhört wie ein "ich freue mich darüber das ich die Grenze überschritten habe" kann in Wirklichkeit ein "Ungesundes Lachen" sein, das zeigt das etwas nicht stimmt, dann ist es immens wichtig sehr schnell zu handeln und Bottom individuell aufzufangen.

      Ansonsten können "Grenzen verschieben" auch etwas schönes und Lehrreiches sein, wenn alle Beteiligten merken wie schön es außerhalb der Limits sein kann, es muss ja nicht immer Gefährlich sein ..... drüben, auf der unbekannten Seite :yes:

      MfG Talon
      :dance:

      dornenspiel schrieb:



      Wie habt ihr das mit den Grenzen (nicht mit Tabus sondern nur Grenzen) geregelt?


      Wir haben festgelegt, dass er daran kratzen darf, wenn er einschätzt, dass mein aktueller Tageszustand es hergibt und ich auch sonst bereit dazu bin.
      Im Idealfall hat er es behutsam über einen längeren Zeitraum vorbereitet, ohne, dass es mir direkt bewusst wurde, eben Stück für Stück.
      Auf keinen Fall sollte er es vorher ankündigen. Das würde mich nur unentspannt werden lassen.



      Wie fühlt es sich für euch an wenn daran gekratzt wird?


      Bisher meistens sehr klar und natürlich fließend. Manchmal aber auch herausfordernd, aber auf eine angenehme Art.


      Oder ihr sogar drübergeschubst werdet?


      siehe Oben. Danach bin ich meist stolz und erleichtert.


      Wie fühlt es sich die Tage danach an?


      Bisher immer gut, als hätte es so kommen sollen, eben ganz natürlich als nächster Entwicklungsschritt.

      So etwas wie einen Sessionkater kenne ich nur vom Bondage. Aber unangenehm finde ich den auch nicht.



      Wie verarbeitet ihr das?


      Durch Gespräche, aber auch jede*r für sich in Gedanken.
      Wir teilen uns mit was wir schön fanden, welche Emotionen es ausgelöst hat etc.
      Meistens mit eins, zwei Tagen Abstand. Aftercare gibts natürlich immer direkt danach.



      Wie hat es sich im Laufe der Zeit verändert?

      Gar nicht.

      “Everything has been figured out, except how to live.” (Jean-Paul Sartre)

      dornenspiel schrieb:

      Wie sieht es bei euch aus?
      Wie habt ihr das mit den Grenzen (nicht mit Tabus sondern nur Grenzen) geregelt?
      Wie fühlt es sich für euch an wenn daran gekratzt wird?
      Oder ihr sogar drübergeschubst werdet?
      Wie fühlt es sich die Tage danach an?
      Wie verarbeitet ihr das?
      Wie hat es sich im Laufe der Zeit verändert?
      es kommt sehr auf die Grenze drauf an.......grundsätzlich entscheidet Dom ob eine Grenze überschritten wird oder (noch) nicht.
      Es ist immer eine Mischung auch Angst/Bedenken, frohe Erwartung, Anspannung.........wenn ich über diese Grenze gegangen bin......hab ich schon beides erlebt:
      Glücksgefühle...total happy das geschafft zu haben......intensive Befriedigung
      auf der anderen Seite ist es eben auch schon mal passiert, daß es eben doch noch zu viel war......tiefes Loch......

      aber egal ob positiv oder negativ ich brauche immer den intensiven Kontakt und den Austausch darüber und ich glaube das wird sich auch nicht in Zukunft irgendwie ändern.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Erst einmal sind Grenzen ja doch recht individuell. Eine Schmerzgrenze z.B. ist doch zum Beispiel etwas anderes als eine Schamgrenze.

      Und bei machen Dingen ist dann die Abgrenzung zum Tabu doch recht schwer, oder? Also sagen wir mal: hauen mit dem Rohrstock ist okay, darf auch Striemen geben, aber keinesfalls bluten. Sind die Striemen dann die Grenze oder ist das blutig hauen ein Tabu??

      Im allgemeinen ist da bei Dom/Domse sehr viel Feingefühl, liebevolle Dominanz und psychologisches Geschick gefragt. Man tastet sich gemeinsam vor, bespricht zuvor dass es ein kleines Stück weitergeht oder kündigt es zumindest vorher an, auch MIT der Option des Widerspruchs :yes: Und wenn man so als Subbie dann drüberkommt, ist das dann so richtig :love: :pump: :love: :pump:

      Und da Du ja etwas über eine Veranstaltung gequotet hattest: An bekannte Grenzen in der Öffentlichkeit heranführen gerne, überschreiten dort nur nach (jaja ich weiss, wie schlimm das für manche für Euch klingt ^^ :D :pardon: ) vorheriger Absprache und Abnicken durch Subbie :yes:
      Ich so: "Warum nehmt Ihr mich nie ernst?!!" ;( Forum so: "Hihi. Der war gut!" :rofl:
      Ich habe das mit den Grenzen immer noch nicht verstanden, anscheinend.

      Grenze ist für mich GRENZE, da geht gefälligst keiner drüber, ausser ich biete es aktiv an, indem ich die Grenze auf die Liste von " geht auf keinen Fall" zu " geht eventuell" setze, das teile ich aber mit.

      Jeder Dom oder jede Person, der an dieser Grenze auch nur kratzen würde, bekäme meine volle Aufmerksamkeit. Im negativen Sinne.

      Dafür habe ich keine Tabus, zumindest nicht mehr als die, die ohnehin strafbewehrt sind. Eventuell differenziere ich da einfach nicht und haben deshalb so harte Grenzen.

      Wenn "geht eventuell" angekratzt wird, macht mir das nichts aus. Das letzte, was ich von Grenze auf geht eventuell gesetzt habe, war dann auch ok als es angetestet wurde. Aber jetzt nicht das WOOOOOW, das alle anderen haben.

      laestida schrieb:

      Grenze ist für mich GRENZE,

      laestida schrieb:

      Dafür habe ich keine Tabus

      Ja das ist ja soetwa das, was ich gerade gefragt hatte. Also ich verstehe das so aus meinem eigenen Erfahren um bei Dornenspiels Besipiel zu bleiben:


      Öffentliche Veranstaltungen sind für mich KEIN TABU, aber was da passiert, dem sind GRENZEN gesetzt. Zum Beispiel, wer mich anfassen darf. Da war von vornherein klar, dass das niemand darf, bevor ich nicht in Richtigung Chefin ein vereinbartes Okay-Signal gegeben habe. Anfassen ist also kein Tabu, aber mit Zustimmung ist die Grenze. Daran kann man dann nach Absprache arbeiten und nach und nach vielleicht erlauben, dass Leute auch mal so zugreifen dürfen, wenn Dom/se aufpasst. TABU wäre dann, mich in so einer Situation irgendwo alleine zu lassen :yes:

      Verständlich, wie ich das sehe?
      Ich so: "Warum nehmt Ihr mich nie ernst?!!" ;( Forum so: "Hihi. Der war gut!" :rofl:
      @laestida

      Ich denke, die meisten verstehen Grenzen und Tabus so:

      Grenze = 'Geht noch nicht, vielleicht aber irgendwann.' (→ etwas, wo man sich mit der Zeit langsam herantasten kann - und sie 'ankratzen' kann, wenn Sub sich dazu bereit fühlt.)

      Tabu = 'Geht auf keinen Fall.' (→ ganz klares Nein - ist definitiv nicht gewollt und muss von Dom akzeptiert werden.)
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.

      Annimax schrieb:

      laestida schrieb:


      Öffentliche Veranstaltungen sind für mich KEIN TABU, aber was da passiert, dem sind GRENZEN gesetzt. Zum Beispiel, wer mich anfassen darf. Da war von vornherein klar, dass das niemand darf, bevor ich nicht in Richtigung Chefin ein vereinbartes Okay-Signal gegeben habe. Anfassen ist also kein Tabu, aber mit Zustimmung ist die Grenze. Daran kann man dann nach Absprache arbeiten und nach und nach vielleicht erlauben, dass Leute auch mal so zugreifen dürfen, wenn Dom/se aufpasst. TABU wäre dann, mich in so einer Situation irgendwo alleine zu lassen :yes:

      Verständlich, wie ich das sehe?
      ja, für mich total verständlich. Bei mir: Veranstaltung keine Grenze, anfassen "geht vielleicht unter Bedingung". Alleine lassen: GRENZE! Also das Gleiche wie bei Dir, nur mit einem anderen Namen. <3

      Zofe schrieb:

      @laestida

      Ich denke, die meisten verstehen Grenzen und Tabus so:

      Grenze = 'Geht noch nicht, vielleicht aber irgendwann.' (→ etwas, wo man sich mit der Zeit langsam herantasten kann - und sie 'ankratzen' kann, wenn Sub sich dazu bereit fühlt.)

      Tabu = 'Geht auf keinen Fall.' (→ ganz klares Nein - ist definitiv nicht gewollt und muss von Dom akzeptiert werden.)
      ah, ok :) Dann ist Grenze das, was bei mir " geht vielleicht" ist und Tabu das was bei mir Grenze ist. Grenzen sind bei mir Sachen die alte Sachen triggern und bei denen ich weiss, dass ich mit einer Wahrscheinlichkeit knapp an der 1 den totalen Zusammenbruch hinlege. Dann ist es bei mir eine sprachliche Ungenauigkeit.
      Dann will ich auch mal...

      Tabus sind unumstößlich...für mich...dafür aber überschaubar in ihrer Zahl.

      Grenzen sind das, was ich überschreite, um Vertrauen zu lernen. Als ich begonnen habe zu spielen, war mir klar, ich werde Dinge erleben, die mich fordern, mich überfordern. Ich spreche nicht von Schmerz, sondern von Scham. Mich schlagen lassen funktioniert auch außerhalb einer stehenden Beziehung...aber meine Schamgrenze strapaziert niemand, dem ich mich nicht anvertraue. Und selbst dann ist das hart...die Angst, doch noch abgelehnt, verspottet oder geringgeschätzt zu werden lauert hinter der nächsten Ecke und bringt mich jedesmal in Gefahr, abzustürzen.

      Warum tust du es dann überhaupt? Ist doch Blödsinn! Nein! Eines meiner größten AHA-Erlebnisse seit dem Beginn meiner BDSM-Reise war die Transformation von NIEMALS könnte ich SOWAS tun/zeigen/sagen/sein...weil WOZU macht mich das in seinen Augen, in meinen Augen...über...ich muss verrückt sein, ich bin dabei, mir das jetzt wirklich zu überlegen...bis hin zu....Ich habs getan!!

      Und er ist noch da...ICH bin noch da...Der Erdboden hat sich nicht aufgetan, der Himmel ist mir nicht auf den Kopf gefallen...und ich bin in seinem Arm. Deshalb sind Grenzen so wichtig...deshalb ist die Unterscheidung zwischen Grenzen und Tabus für mich so wichtig. Das Eine ist zum Entwickeln da, das Andere um den Rahmen zu geben.

      Zur Frage des ET...Wie verarbeite ich Grenzüberschreitung? VORHER muss mir klar sein, was da mit mir passiert...dann kommt die Angst, das AUF GAR KEINEN FALL...dann bin ich in der Situation...ich beobachte mich ganz genau...und ER muss darauf bestehen, sonst find ich ein Schlupfloch. Fingerspitzengefühl und Selbstvertrauen braucht der Mann, der das darf und danach muss er da sein...körperlich und mir zeigen, dass es gut ist.

      Ich hab gelernt, dass es mich weiter bringt, wenn ich mich traue und gerade dieses Provozieren und Durchleben von Grenzerfahrungen vertieft meine Beziehung
      Na dann will ich da auch mal...

      ... Grenzen sind für mich Punkte, die ich mit meiner sub besprochen habe und die zunächst mal so stehen. Und zwar genau so lang, bis sub diese Grenze öffnet. Das kann spontan passieren, das kann während einer Session sein... oder auch, indem ich aktiv frage, wie es sich mit diesen Grenzen verhält.

      Wichtig ist mir, dass in diesem Punkt das „Ok“ von der sub kommt. Das mag sich nicht sonders „spannend“ anhören... aber es gab ja gute Gründe für sub, die Grenzen zu ziehen. Ob und wann ich die Grenze dann überschreite, das liegt bei mir als Dom, sobald diese Grenze geöffnet wurde.


      Wenn ich dann - nach Klärung - diese (ehemalige) Grenze überschreite, dann bin ich noch aufmerksamer als sonst und achte auf die Mimik, die Gestik, das „Drumherum“ und führe uns dort hinüber... immer damit rechnend, dass es nicht so läuft wie wir uns das wünschen.

      Zu guter Letzt gehört eine Nachsorge für mich dazu... im Interesse der sub... aber auch aus eigenem Interesse um herauszufinden, wo denn jetzt der neue Grenzverlauf ist. Auch hier hat sub ein gewichtigeres Mitspracherecht als sonst... denn es kann ja gut sein, dass die Erfahrung sie eher darin bestärkt hat, die Grenze bestehen zu lassen und es bei einer einmaligen Überschreitung zu lassen.

      dornenspiel schrieb:



      Wie sieht es bei euch aus?
      Wie habt ihr das mit den Grenzen (nicht mit Tabus sondern nur Grenzen) geregelt?
      Wie fühlt es sich für euch an wenn daran gekratzt wird?
      Oder ihr sogar drübergeschubst werdet?
      Wie fühlt es sich die Tage danach an?
      Wie verarbeitet ihr das?
      Wie hat es sich im Laufe der Zeit verändert?
      Die Fragen richten sich jetzt zwar überwiegend an die Subs, es würde mich aber auch freuen von den Dominanten Meinung dazuzulesen.

      Meine Grenzen habe ich kommuniziert und das eine oder andere ergibt sich eh erst im Laufe der Zeit. Dann ist Ehrlichkeit gefordert und ich sage es meinem Herrn auch, dass ich in diesem Punkt noch nicht so weit bin.

      Dann liegt es an ihm, ab und zu diese Grenze vorsichtig anzutasten, eine "Erlaubnis", dass er die Grenze überschreiten darf, gebe ich nicht. Das widerspricht meiner Grundhaltung und auch dem, was und wie wir leben. Ich vertraue ihm, dass er den Punkt sieht, an dem er mich über die Grenze schubsen kann oder die Grenze mal anzukratzt, um zu sehen, wie ich reagiere. Bis jetzt hat es sich immer gut angefühlt, ich bin mir weder überfahren vorkommen noch war ich in dem Moment überfordert. Ganz im Gegenteil: das eine oder andere konnte ich sogar genießen und neue positive Eindrücke sammeln. Einige meiner Grenzen rühren aus vorherigen Beziehungen und negative Erfahrungen lassen sich am besten durch vorsichtiges, positives Erleben überschreiben. Ich fühle mich auch bei jeder Grenzüberschreitung wertgeschätzt und bestärkt. Vielleicht liegt es auch daran, dass mein Herr viel mit Lob arbeitet :rot: .

      In den Tagen danach fühlt es sich gut an, wir sprechen noch einmal darüber, ich versuche meine Gedanken dazu zu äußern (was ich meist nicht hinbekomme) und deswegen bekomme ich dann die Anweisung, mich schriftlich zu äußern. Da kann ich in meinem Tempo überlegen, reflektieren und das Erlebte einordnen und dann an meinen Herrn schicken. Er hat dadurch die Möglichkeit, sich meine Gedanken auch öfter durchzulesen und vielleicht noch die eine oder andere Frage zu stellen oder eine Unklarheit zu beseitigen.

      Grenzüberschreitungen oder das Kratzen an Grenzen gehen mir schon noch einige Zeit nach, aber ich habe bei meinem Herrn nie das Gefühl, ungeschützt auf dem Boden der Realität aufzuschlagen. Vielmehr fühle ich mich dadurch, dass er wissen will, wie ich es erlebt habe, in einer sehr geschützten Wolke, die mich langsam wieder ins Hier und Jetzt gleiten läßt. Allerdings ist bei uns das Machtgefälle immer präsent und wir sind nie auf Augenhöhe, vielleicht spielt das auch eine Rolle, dass ich mich beschützt fühle.

      Ich denke, dass Grenzüberschreitungen absolutes Vertrauen voraussetzen. Dann kann ich mich auch fallenlassen und muß mir keine Gedanken darüber machen, ob und was jetzt gleich passiert. Ich kann es genießen und verlasse mich darauf, dass mein Herr mich lesen kann und er mir niemals Schmerzen zufügen wird, die ich (noch) nicht ertragen kann.
      Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil. (Khalil Gibran)

      Was ist Liebe? Eine Hütte nicht gegen einen Palast tauschen wollen, Untugenden und Fehler lächelnd übersehen, Hingabe ohne geringstes Zögern. (Aus China)

      BDSM ist nicht das geschenkte MacBook oder der Luftballon in Hubschrauberform. (Rainha)
      Grenzüberschreitungen hallen bei uns länger nach. Ich nehme die Gefühle anschließend als Bilder im Kopf wahr, die kurz nach dem Erlebnis häufiger auftreten - und dann werden sie langsam weniger und die Erinnerung wird blasser. Ich denke, dass es sich dabei um einen einfachen Verarbeitungsprozess handelt.

      Im Ausland kam es im Januar während einer Party zu einem intensiveren Erlebnis. Kurz zuvor dachte ich noch „Na, er wird ja wohl nicht...“, als es dann konkret wurde dachte ich ein kurzes „Nein!“, bevor ich mich einfach fallen ließ. Da war keine Angst - stattdessen nur tiefes Vertrauen und das Bedürfnis ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Mit diesem Fallenlassen verschob sich der Fokus aber fort von mir zu ihm. Ich war nicht wichtig und ich war auch nicht mehr da - ich fühlte nur noch (durch) ihn. Und das war sehr viel Schönes, Aufregendes und Geiles :D .

      Am nächsten Morgen beim Frühstück im Hotel hatte ich kurze Zeit Schwierigkeiten, das Erlebte zu realisieren bzw. wahrhaben zu wollen ^^. Mein Mann beobachtete mich und genoss meine Scham, aber ließ mich in meinen Gefühlen nicht alleine, sondern erklärte, wie er es erlebt hatte. Das gab mir viel Sicherheit auch hinsichtlich meines Empfindens - und weil ich erkannte, dass sich kein Widerspruch zu unseren Prinzipien auftat.

      Izrah schrieb:

      Dann will ich auch mal...

      Tabus sind unumstößlich...für mich...dafür aber überschaubar in ihrer Zahl.

      Das sehe ich auch so.


      Grenzen sind das, was ich überschreite, um Vertrauen zu lernen.[...] Und selbst dann ist das hart...die Angst, doch noch abgelehnt, verspottet oder geringgeschätzt zu werden lauert hinter der nächsten Ecke und bringt mich jedesmal in Gefahr, abzustürzen.
      Warum tust du es dann überhaupt? Ist doch Blödsinn! Nein! Eines meiner größten AHA-Erlebnisse seit dem Beginn meiner BDSM-Reise war die Transformation von NIEMALS könnte ich SOWAS tun/zeigen/sagen/sein...weil WOZU macht mich das in seinen Augen, in meinen Augen...über...ich muss verrückt sein, ich bin dabei, mir das jetzt wirklich zu überlegen...bis hin zu....Ich habs getan!!
      Gerade aktuell stehe ich genau vor solch einer Situation und schwanke zwischen "auf gar keinen Fall"..."ich muss verrückt sein"...über..."okay, wenn es mG etwas bedeutet, dann schaue ich wenigstens mal hin".....bis hin zu "Okay, lass es uns versuchen"- und das Ganze schön immer im Wechsel. :dash: Aber wenn mG einen Schritt dann konsequent mit mir geht, bin ich hinterher meistens wirklich stolz auf mich.



      Und er ist noch da...ICH bin noch da...Der Erdboden hat sich nicht aufgetan, der Himmel ist mir nicht auf den Kopf gefallen...und ich bin in seinem Arm. Deshalb sind Grenzen so wichtig...deshalb ist die Unterscheidung zwischen Grenzen und Tabus für mich so wichtig. Das Eine ist zum Entwickeln da, das Andere um den Rahmen zu geben.
      Ja, komisch ne? :whistling: Dabei hätte es doch mindestens ein Erdbeben der Stärke 6,7 geben müssen. Aber eben die Entwicklung macht es doch auch aus. Im Kontext BDSM erlebe ich Dinge, die für mich normal nie und nimmer vorstellbar wären und für deren Erleben ich meinen Dom brauche, weil das Beschreiten des Weges seiner Führung bedarf. Ansonsten würde ich entweder gar nicht erst losgehen oder schnell wieder umdrehen. :yes:


      Zur Frage des ET...Wie verarbeite ich Grenzüberschreitung? VORHER muss mir klar sein, was da mit mir passiert...dann kommt die Angst, das AUF GAR KEINEN FALL...dann bin ich in der Situation...ich beobachte mich ganz genau...und ER muss darauf bestehen, sonst find ich ein Schlupfloch. Fingerspitzengefühl und Selbstvertrauen braucht der Mann, der das darf und danach muss er da sein...körperlich und mir zeigen, dass es gut ist.


      Vielen Dank, Izrah, du sprichst mir aus der Seele. Ich kenne meist keine Details. Ich denke, mG macht das ganz bewusst. :D ...Damit ich noch weiteratmen kann. Und dann führt er mich, lässt mich nicht ausweichen, vielleicht das Tempo etwas drosseln für einen Atemzug extra, aber er besteht darauf, diesen Schritt jetzt zu gehen. Ich brauche auch in der Regel einige Tage, bis ich das Erlebte verarbeitet habe. Und ich brauche die Gespräche mit ihm, den Abgleich von Eindrücken, das Feedback von ihm. Es fällt mir mit etwas Abstand schwer, einzuschätzen, ob ich meinen Empfindungen trauen kann, ob ich das wirklich richtig wahrgenommen habe. Und ich brauche die Sicherheit, dass sich sein Bild von mir nicht negativ verändert hat (genau, wie du es beschreibst @ 'Izrah' Was denkt er nur jetzt von mir?)

      Da hilft nur Rückversicherung durch Kommunikation. Mal ganz abgesehen von intensiver Aftercare direkt danach. Je intensiver die Erfahrung, desto verletzlicher, verwundbarer fühle ich mich.


      Ich hab gelernt, dass es mich weiter bringt, wenn ich mich traue und gerade dieses Provozieren und Durchleben von Grenzerfahrungen vertieft meine Beziehung


      :yes:
      "Ama et fac quod vis!" Augustinus

      Wenn jemand zu dir sagt, das geht nicht,
      dann sind das seine Grenzen - nicht deine.
      Wie geht man mit Grenzüberschreitungen um... eigentlich ein Thema für subs.
      Eigentlich, weil ich denke, das auch der eine oder andere Top schon seine Grenzen überschrittet hat. Zumindest am Anfang.

      Ich erinnere mich noch daran, wie ich ganz am Anfang mich nie ganz "hingeben" konnte. Ich war noch am lernen und entwickelte mich.
      Irgendwann kam die erste Grenze... die Grenze, in der ich weitermachen konnte um sie "fliegen" zu lassen.
      Ich muss dazu sagen, dass ich damals zum Glück eine sehr erfahrene Sub hatte, die mir auch viel geholfen hat. Genauso wie die Gespräche mit anderen Tops. Gab ja noch kein Internet.
      Diese erste Grenze war schon sehr schwierig für mich, da ich gewisse Ängste hatte, evtl. zu weit zu gehen. Aber es klappte irgendwann und es war ein unbeschreibliches Gefühl zu sehen, wie es ihr dabei geht. Wie ihre Tränen rollten... Am Anfang ein Schock ... aber als ich sie in den Armen hielt und wir uns unterhielten und sie mir ihre Gefühle schilderte, da war es dann kein Schock mehr, sondern nur noch wunderschön.

      Die nächste Grenze war die schwierigste. Mich "hingeben" oder mich selbst "fallen" lassen. Das hatte ich mir auch danach nicht zugestanden. Nicht mal ansatzweise.
      Meiner Sub war das nicht entgangen. Irgendwann fragte sie mich, was mich hemmt.
      Ich erzählte ihr dann, das ich Angst davor hatte, das etwas passieren könnte, ich mich nicht im Griff haben könnte, die Kontrolle über mich verlieren würde, wenn ich mich selbst auch fallen lassen würde.

      Ihre Reaktion ist mir immer noch so sehr im Kopf, als sei es gestern gewesen.
      Sie lächelte und meinte nur, wenn sie Angst haben würde, ich würde die Kontrolle verlieren, würde sie mit mir keine Sessions machen und ich solle endlich loslassen. Sie wolle mich ungeschminkt.

      Bei einer der nächsten Sessions hat es dann auch geklappt. Und es war unbeschreiblich. Es war, als würde ich mich selbst von außen sehen (so ist es dann immer noch) und ich kann gar nicht mehr sagen, wer danach wen im Arm hielt. In dem Moment haben wir uns glaube ich gegenseitig aufgefangen. Es war ein Moment, der mir den Atem raubte und mich wirklich befreite.
      Wir haben danach noch viel geredet, weil auch ich es verarbeiten musste.

      Da ja auch einige über Tabus geredet haben:
      Meine Erfahrung dazu ist, dass viele Tabus einem Wandel unterliegen.
      Es gibt Tabus, die bleiben es auch ein Leben lang. Und dann gibt es Tabus, die unterliegen einem Wandel. Manches ist bei einem Partner tabu und ist es mit einem anderen nicht. Und manches war nicht tabu, wird es aber mit der Zeit oder einem anderen Partner.
      Bei mir waren es zum Beispiel früher Nadeln. Absolutes Tabu. Bis ich eine sub hatte, die total darauf stand. Irgendwann habe ich mich dann überwunden und heimlich bei einem Nadel-Workshop mitgemacht. Um dieses Tabu freiwillig zu überwinden und sie dann auch damit verwöhnen zu können.
      Es wird nie etwas sein, dass ich mag oder brauche. Aber ein Tabu ist es nicht mehr.
      @Wabisukisha...

      Danke!!! Ich frag mich schon die ganze Zeit, obs nicht gut wäre den selben Thread mal explizit an die Tops zu richten.

      Das war sehr schön und greifbar beschrieben. :blumen:

      Der aktive Part entscheidet aus einer anderen Perspektive. Entscheiden tun beide eine Grenzüberschreitung. Ihren Zeitpunkt, die Art, wie das vonstatten gehen soll und wo Schluss ist. Ich finds immer schwierig, zusammen zu verarbeiten. Ich brauch seine Nähe dann, mach aber erstmal in meinem Kopf klar Schiff, bevor ich aus mir raus gehe.

      Ich finds auch schön, dass es noch soviel zu tun gibt in Sachen Grenzerfahrung...da is Futter für Weiterentwicklung.
      puh... ein interessantes aber schwieriges, weil vielseitiges Thema...

      Ich denke es kommt darauf an welche Grenze überschritten wird und da dann auch noch mal unterschieden in:
      1. ist es eine Grenze, einfach weil man es noch nicht (so) erlebt hat, oder
      2. ist es eine Grenze, von der ich vorab kommuniziert habe, dass sie erst nach meiner Freigabe überschritten werden darf... und hier dann:
      2.1 ich habe sie bisher nicht frei gegeben oder
      2.2 ich habe sie Dom irgendwann freigegeben.

      Bei 1. ist es so, dass ich überhaupt nicht alles überblicken und realistisch einschätzen kann, daher würde ich sagen kann es durchaus möglich sein, dass man im Nachgang noch feststellen kann, dass etwas doch irgendwie eine Grenze war...

      Bei 2. gibt es Grenzen, die ich zu Beginn deutlich als solche kommuniziere, deren Freigabe mir obliegt ( natürlich auch so kommuniziert ;) ). Einfach weil es Dinge gibt, die ich mir nicht mit jedem vorstellen kann oder ich auch mit genau diesem einen nicht überschreiten will (aus welchen Gründen auch immer).

      Bei 1 und 2.2 hilft auffangen und reden, reden, reden..,
      Bei 2.1 kann man versuchen mit reden noch etwas zu kitten, aber letztlich "ist das Kind in den Brunnen gefallen". Das Vertrauen bekommt einen knacks, das Machtgefälle kann in der Situation durchaus mal switchen :engel: und wenn da nicht beide ganz doll dran arbeiten, ist dass das Ende.... :pardon:
      Optimismus heißt rückwärts sumsi mit po :yes: :saint:
      Ich habe "nur" Erfahrungen mit meinem jetzigen Freund und Herrn, denn wir haben DS gemeinsam entdeckt.
      Wir Tasten uns dort langsam voran und unsere Grenzen waren bisher gleich und fließend.
      Im Bereich DS habe ich bisher meine Grenze nicht erreicht und könnte ihr auch keinen Namen geben.
      Im Bereich (soft) SM bin ich allerdings an meine körperliche Grenze gestoßen. Ich stehe nicht so auf Schmerzen, eigentlich gar nicht und als mir mein Herr mal richtig den Hintern versohlt hat, war die Grenze überschritten. Leider hat sich das auch auf meinen Herrn ausgewirkt, denn seit dem ist es nicht mehr Ansatzweise in die Nähe dieser Grenze gekommen.
      Ich glaube auch nicht, das dies ein Thema für Subs ist. Ich bin mir sehr sicher, auch ohne weitere Erfahrungen, das auch Doms Grenzen und Tabus haben.

      LG :blumen:
      In 20 Jahren wirst Du dich mehr ärgern über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also wirf die Leinen und segle fort aus deinem sicheren Hafen. Fange den Wind in deinen Segeln. Forsche. Träume. Entdecke. Mark Twain

      Kirscheis schrieb:

      ich stehe nicht so auf Schmerzen, eigentlich gar nicht und als mir mein Herr mal richtig den Hintern versohlt hat, war die Grenze überschritten.
      Ich stehe auch wirklich überhaupt nicht auf Schmerzen, da bin ich vollkommen bei Dir. Die Intensität und die Dauer der Schmerzen, die ich aus .. :gruebel: *überwortnachdenk*...Hingabe aushalte, hat sich aber im Laufe der Zeit erhöht.Da sind dann eindeutig Grenzen verschoben wurden. :yes: Gehauen, gekniffen, gezwirbelt zu werden gewinnt seinen Reiz dann eher durch den Dominanz/Erniedrigungseffekt und durch das :pump: -Menno bin ich gut-Gefühl danach.

      Kirscheis schrieb:

      Leider hat sich das auch auf meinen Herrn ausgewirkt, denn seit dem ist es nicht mehr Ansatzweise in die Nähe dieser Grenze gekommen.
      Wenn mir mal was zuviel wird oder die Chefin in die Nähe kommt, wo mir mal was zuviel geworden ist, gibts ein bisschen Trost, Knuddeln Küsschen und die Frage, obs noch ein bisschen geht. In dem Moment finde ich dann oft den Mut/die Kraft zu sagen: Ja (**heulschluchz**), weil ich aber auch ganz genau weiss, ich KÖNNTE auch nein sagen und das wäre akzeptabel :yes: Ergebnis ist dann wieder dieses :pump: -Feeling und alles ist gut :love:
      Ich so: "Warum nehmt Ihr mich nie ernst?!!" ;( Forum so: "Hihi. Der war gut!" :rofl:
      Liebes dornenspiel,

      wie ich mit Grenzen umgehen würde:
      Zuerst würde ich absolute Einvernehmlichkeit herstellen! Im Klartext: ich würde vorher abklären, wie mit Grenzfällen umzugehen ist.
      Da Einvernehmlichkeit für mich das A und O ist, würde ich (als Dom, bzw. Sadist) wie folgt vorgehen:
      (Gehen wir mal davon aus, dass es sich um eine SM-Praktik handelt, die für Subbie IM VORFELD zum Grenzfall definiert wurde):

      Ich würde Subbie eine Frage z w e i m a l stellen:

      Einmal als Sub:

      "Sub, ich würde jetzt <diese oder jene SM-Praktik> an Dir anwenden"

      Wenn Subbie dann - Ja - sagt, würde ich die Frage nochmal wiederholen.

      Nur:

      Diesesmal auf menschlicher Ebene, z.B.: unter Verwendung des Klar-Vornamens:

      "<Vorname>, bist Du sicher, dass Du das wirklich möchtest?"

      Und dann, NUR dann(!!!), würde ich die Praktik durchführen.

      Grenzüberschreitungen in diesem Sinne würde es bei mir nicht geben, da ich in j e d e m Fall <grundsätzlich> Einvernehmlichkeit herstelle.

      Liebe Grüße

      verbero