Humane Papillomaviren (HPV) - Projekt Geschlechtskrankheiten

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      Humane Papillomaviren (HPV) - Projekt Geschlechtskrankheiten

      Was sind Humane Papillomvirus (HPV) - Infektionen?

      Humane Papillomaviren infizieren ausschließlich den Menschen (daher „humane“). Es gibt über 200 genetische Varianten (Genotypen) des Virus. Allen gemeinsam ist, dass eine Infektion zu Veränderungen der Haut oder der Schleimhäute führen kann. Diese Veränderungen zeigen sich dann oft als Warzen (z. B. „Fußwarzen“), wucherartige Veränderungen (Papillome) an Haut und Schleimhaut. Die über 200 Genotypen werden wissenschaftlich in mehrerlei Hinsicht unterteilt. Die wichtigste, da folgenschwerste, Unterteilung ist dabei die Einteilung in sogenannte Hochrisiko- und Niedrigrisiko-Typen (low-risk und high-risk). Diese Unterteilung wird benutzt, um zwischen Genotypen, die gutartige Haut- oder Schleimhautwucherungen verursachen können (Niedrigrisiko-Typen), und Genotypen, die sowohl gutartige als auch bösartige Wucherungen / Tumore („Krebs“) verursachen können (Hochrisikotypen), zu unterscheiden.

      HPV ist weltweit stark verbreitet und eine der häufigsten Virusinfektionen überhaupt. Statistisch gesehen infizieren sich die meisten Menschen mindestens einmal in ihrem Leben mit HPV, viele mehrfach, da die Immunität gegen das Virus genotyp-spezifisch ist. Oft liegen auch zeitgleich Infektionen mit verschiedenen Genotypen des HP-Virus vor.

      Die Übertragung erfolgt über direkten Kontakt mit dem Virus. Dabei infizieren bestimmte Genotypen vorzugsweise die Haut, eine Übertragung findet hier durch Haut-zu-Haut-Kontakt oder über Gegenstände statt. Andere Genotypen infizieren vorzugsweise die Schleimhäute, die Übertragung findet bei Schleimhautkontakt statt, vor allem bei sexuellen Kontakten, aber auch mit Sexspielzeug, weshalb HPV-Infektionen zu den häufigsten sexuell übertragenen Infektionen gehören. So zeigen stichprobenartige Untersuchungen, dass etwa ein Drittel der Frauen zwischen 20 und 25 Jahren mit HP-Viren vom Hochrisiko-Typ infiziert sind, bei Männer liegen weniger Untersuchungen vor, aber es ist hier ebenfalls mit einem ähnlich hohen Vorkommen zu rechnen.

      Im Folgendem wird nur auf die sexuell übertragbaren, genitalen Infektionen mit HPV eingegangen


      Welche Krankheitszeichen gibt es?

      Die meisten Infektionen mit HPV verlaufen ohne Krankheitszeichen und verheilen auch folgenlos, unabhängig vom Genotyp.

      Wenn sich Krankheitszeichen zeigen, sind diese für Infektionen mit Hochrisiko- und Niedrigrisiko-HPV-Typen unterschiedlich.

      Infektionen mit Niedrigrisiko-HPV-Typen können zu Genitalwarzen (Condylomata acuminata) führen. Diese Genitalwarzen, auch Feigwarzen genannt, sind zuerst einzelne stecknadelkopfgroße, flache Papeln (Knötchen) im Genitalbereich (Vagina, Vulva, Penis, Hodensack) und Analbereich. Diese wachsen beetartig weiter und können mit Juckreiz einhergehen. Die Warzen sind eher harmlos, werden aber als störend empfunden und sind außerdem sehr ansteckend. Von der Ansteckung bis zur Bildung dieser Genitalwarzen können bis zu 8 Monate vergehen. Sie können spontan abheilen oder längere Zeit (bis Jahre) bestehen bleiben.

      Infektionen der Schleimhaut mit Hochrisiko-HPV-Typen zeigen meist keinerlei Krankheitszeichen und heilen ebenfalls meist folgenlos ab. Aber in etwa 10% der Fälle bleiben diese Infektionen sehr lange (über Jahre) bestehen und lösen dann oft dauerhafte Zellveränderungen in den oberen Schleimhautschichten aus. Diese verursachen zwar keine spürbaren Krankheitszeichen, können aber eben zu bösartigen Zellveränderungen werden (zu „Krebs“ werden). Dies geschieht nach durchschnittlich 15 Jahren nach der Infektion aber insgesamt nur in etwa 1% der Fälle. Am häufigsten ist dies ein Krebs der Gebärmutter bzw. des Gebärmutterhalses, seltener der Vulva, des Penis, der Analregion und noch seltener auch des Mund-Rachen-Raumes.

      Es gibt aber zusätzliche Risikofaktoren, die das individuelle Entstehen von Krebs durch HPV-Infektionen erhöhen: Hierzu zählen Rauchen, andere sexuell erworbene Infektionen (z. B. Herpes simplex-Infektionen, Chlamydieninfektionen), ein geschwächtes Immunsystem (z.B. nach einer Organtransplantation, bei einer HIV Erkrankung) oder die langjährige Einnahme der "Pille".

      Das statistische Risiko der einzelnen Person, eine Krebserkrankung durch eine HPV-Infektion zu bekommen, ist mit 1% zwar gering, dennoch verursacht HPV in Deutschland aufgrund der Häufigkeit der Infektion (siehe oben) etwa 4500 Fälle von Gebärmutterhalskrebs pro Jahr.


      Wie wird HPV übertragen?

      Das HP-Virus ist sowohl während der akuten als auch der (jahrelang) anhaltenden Infektion übertragbar.

      Die mit Abstand wichtigsten Übertragungswege für Infektionen im Anogenitalbereich (Schambereich) sind ungeschützter vaginaler und analer Verkehr sowie die gemeinsame Benutzung von sekretbehaftetem Sexspielzeug. Über Oralverkehr ist auch eine Infektion der Mundhöhle oder des Rachens möglich. Bei Genitalwarzen ist auch schon sehr enger Körperkontakt (ohne Verkehr) ausreichend, um sich zu infizieren.

      Das Virus wird dabei durch Kontakt mit bereits infizierten Schleimhautzellen (bei Genitalwarzen: Hautzellen) übertragen, und zwar entweder durch direkten Kontakt mit der Schleimhaut beim Vaginal- oder Analverkehr (bei Genitalwarzen: Kontakt mit Haut) oder durch Kontakt mit Schleimhautsekreten, in welchen sich sehr oft abgeriebene, infizierte Schleimhautzellen befinden. Dabei reichen bereits kleine Mengen virushaltiger Schleimhautsekrete oder winzige Hautschüppchen (bei Genitalwarzen) für eine Weitergabe aus, wenn sie auf verletzte Haut oder Schleimhaut treffen. Hier reichen kleinste, nicht sichtbare Verletzungen der Haut oder Schleimhaut aus, wie sie z. B. beim „normalen“ Geschlechtsverkehr sehr oft entstehen, damit das Virus in die Haut eindringen kann.

      Während die gemeinsame Benutzung von Sexspielzeug (insbesondere Spielzeug, welches vaginal oder anal eingeführt wird) zweifelsohne ein Übertragungsrisiko birgt, ist derzeit unklar, ob HPV durch das gemeinsame Benutzen von Toiletten, Handtüchern oder Seife übertragen werden kann. Theoretisch ist dies möglich, da das Virus selbst recht umweltstabil ist und mit virushaltigem Sekret behaftete Gegenstände daher über mehrere Tage infektiös bleiben können.

      Nicht übertragen wird das HP-Virus hingegen durch Blut, Sperma, Speichel oder Muttermilch. Hier ist das Virus nicht oder nur in geringsten Mengen enthalten, so dass es nicht zu einer Infektion kommt.


      Wie wird die Infektion festgestellt?

      Meist bleibt die Infektion ohne Krankheitszeichen. Sofern sich aber die typischen, wucherartigen Veränderungen im Bereich der Anogenitalschleimhaut ausbilden („Genitalwarzen“), kann dies der Arzt leicht erkennen („Blickdiagnose“).

      Bei unauffälligen Erscheinungsformen (Zellveränderungen) können spezielle Verfahren helfen, um diese sichtbar zu machen. Im Rahmen von Früherkennungsuntersuchungen erfolgt daher ein Abstrich vom Gebärmutterhals und vom Gebärmutterhalskanal. Dieser wird dann auf verdächtige Zellveränderungen untersucht. Zeigen sich Zellveränderungen in der Vagina, so kann der Arzt das eventuell betroffene Gewebe mit speziellen Methoden genauer untersuchen. Auf diese Art kann das Vorhandensein von HP-Viren mit hoher Empfindlichkeit nachgewiesen und auch der Virustyp (und damit Hochrisiko oder Niedrigrisiko-Typ) genau bestimmt werden. Eine Vorhersage, ob die Infektion dauerhaft bestehen bleibt oder ausheilen wird, erlauben die Teste aber alle nicht.

      Sollten sich die Veränderungen im Analbereich befinden, kann der Arzt eine Spiegelung des Analkanals durchführen und auch hier mit spezielleren Methoden die Veränderungen der Zellen und das Virus nachweisen.

      Im männlichen Genitalbereich sind die Warzen in der Regel sichtbar. Hier wird vor allem die Peniseichel, der Harnröhrenausgang und deren dort befindliche Erweiterung untersucht.


      Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

      Die meisten HPV-Infektionen heilen spontan aus.

      Die Behandlung bei Genitalwarzen richtet sich nach der Anzahl und der Größe des betroffenen Areals. Für die äußere Behandlung gibt es einige Cremes, Salben oder Lösungen, die über mehrere Wochen aufgetragen werden. Alternativ können Genitalwarzen operativ entfernt werden.

      Für Infektionen mit einem Hochrisiko-HPV-Typ gibt es keine Therapie. Falls eine Infektion aber zur Bildung von Zellveränderungen bzw. Krebsvorstufen geführt hat, können diese operativ entfernt werden.


      Wie kann ich mich und andere schützen?

      Bei Gentialwarzen / Feigwarzen ist der direkte Hautkontakt mit den Warzen bis zum Ende einer wirksamen Therapie zu vermeiden. Ebenfalls ratsam ist die Benutzung getrennter Bade- und Handtücher (Waschen bei mind. 60°C) bis zur abgeschlossenen Therapie.

      Bei Sexualkontakten empfiehlt sich generell das Benutzen eines Kondoms und/oder eines Lecktuchs. Dadurch wird das Risiko einer Übertragung von HPV deutlich gemindert. Eine Senkung gegen Null ist jedoch nicht möglich.

      Bei der Benutzung von Toys, Schlagwerkzeugen etc. sollten diese nach Benutzung bzw. vor Einsatz bei einer anderen Person desinfiziert werden (siehe Desinfektionsleitfaden), dies gilt vor allem für penetrierende Sextoys wie Dildos. Hinzuweisen ist, dass HP-Viren auch gegenüber Desinfektionsmitteln relativ stabil sind. Es kommt hier also besonders auf die richtige Auswahl und Anwendung des Mittels an.

      Damit Zellveränderungen am Gebärmutterhals frühzeitig erkannt und ggf. therapiert werden können, gibt es in Deutschland das Gebärmutterhals-Screening als Früherkennungsprogramm (Abstrich beim Gynäkologen).
      Gibt es eine Impfung?

      Ja. Es sind Impfstoffe vorhanden, die insbesondere gegen die häufigsten Hochrisiko-HPV-Typen mit hoher Sicherheit schützen, aber auch gegen einige Niedrigrisiko-Typen, die Genitalwarzen verursachen. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen die Impfungen bei Mädchen und Jungen zwischen 9 und 18 Jahren. Es sind zwischen 2 und 3 Impfdosen notwendig. Die Impfung wirkt vorbeugend. Eine bestehende Infektion kann dadurch weder behandelt noch beseitigt werden. Die Impfung sollte daher idealerweise vor dem ersten sexuellen Kontakt durchgeführt werden.

      Eine Impfung nach dem 18. Lebensjahr ist möglich und kann noch Sinn machen, sofern man noch keinen sexuellen Verkehr oder nur sehr wenige Sexualpartner hatte bzw. noch nicht mit den im Impfstoff vorhandenen HPV-Typen infiziert ist.


      Wie verläuft die Erkrankung mit/ohne Behandlung?

      Die Infektion läuft meist unbemerkt und ohne Krankheitszeichen ab. Sie heilt oft ohne Folgen aus. Auch bei Symptomen erfolgt in vielen Fällen eine spontane Heilung.

      Äußere Krankheitszeichen wie Warzen können oft jahrelang bestehen bleiben und bleiben, abgesehen vom Juckreiz, folgenlos. Genitalwarzen sind aber durch eine Therapie gut behandelbar (siehe oben).

      Bei anhaltenden Infektionen der inneren Schleimhäute können sich durch die Zellveränderungen bösartige Tumore („Krebs“) entwickeln.

      Infektionen der inneren Schleimhäute können nicht direkt behandelt werden. Hier besteht eine therapeutische Möglichkeit nur in der Entfernung des befallenen Gewebes.


      Hinweis

      Die hier zur Verfügung gestellten Texte dienen der Information. Sie sollen damit einen Beitrag zur Aufklärung und auch zur Prävention sexuell übertragbarer Erkrankungen leisten.

      Es wird eindringlich darauf hingewiesen, dass die hier jeweils dargestellten Informationen dem interessierten Leser nur eine Orientierung geben können und keinesfalls (!) den individuellen direkten Arztkontakt ersetzen können! Bei Erkrankung oder Verdacht auf eine Erkrankung sollte daher unbedingt der individuelle Arztkontakt erfolgen.


      Quellen

      Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA): HPV und Feigwarzen
      https://www.liebesleben.de/fuer-alle/sexuell-uebertragbare-infektionen/hpv-feigwarzen/ Datum Datum des Zugriffs: 03.01.2020

      Darai, G et al.; Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Erreger, Symptome, Diagnose, Therapie und Prophylaxe; Springer Verlag (2013); S. 409-415.

      Deutsches Krebsforschungszentrum (DKfZ): HPV als Krebsrisiko
      https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/hpv.php Datum des Zugriffs: 03.01.2020

      Robert-Koch-Institut. Humane Papillomaviren- RKI Ratgeber für Ärzte
      https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HPV.html;jsessionid=CFCF553D5103FBDF32A6C11BEF095864.1_cid390 Datum des Zugriffs: 03.01.2020

      Cosette M Wheeler, Rachel Skinner, M Rowena Del Rosario-Raymundo, et al.: Efficacy, safety, and immunogenicity of the human papillomavirus 16/18 AS04-adjuvanted vaccine in women older than 25 years: 7-year follow-up of the phase 3, double-blind, randomised controlled VIVIANE study; Lancet 2016, Band 16, Heft 10, S. 1154–1168

      Robert-Koch-Institut. Schutzimpfung gegen Humane Papillomviren (HPV)
      https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/ImpfungenAZ/HPV/HPV.html Datum des Zugriffs: 03.01.2020

      Centers for Disease Control and Prevention: Human Papillomavirus (HPV)
      https://www.cdc.gov/hpv/index.html Datum des Zugriffs: 03.01.2020

      Centers for Disease Control and Prevention: Human Papillomavirus (HPV) - For Healthcare Professionals
      https://www.cdc.gov/hpv/hcp/index.html Datum des Zugriffs: 03.01.2020

      Deutsche Aidshilfe: med.info 05 - HPV-Infektion, Feigwarzen und Krebs
      https://www.aidshilfe.de/shop/archiv/medinfo-05-hpv-infektion-feigwarzen-krebs Datum des Zugriffs: 03.01.2020