Was versteht ihr unter einer "starken Frau"?

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      Was versteht ihr unter einer "starken Frau"?

      Mich erreichte eine Nachricht mit der Bitte, diese Frage anonym zu posten.

      Ich lese hier im Forum oft den Satz: "Ich bin eine starke Frau". Mich würde eure Meinung dazu interessieren. Ich frage aus dem Grund, weil es für mich anstrengend ist eine "starke Frau" zu sein. Für mich ist es eher eine Belastung und ich habe oft Angst davor, den Anforderungen von Außen nicht standhalten.

      Was macht eine Frau zu einer "starken Frau"?
      Und im Umkehrschluss, bedeutet es dann, wenn eine Frau diese "Kriterien" nicht hat bzw. erfüllt, dass sie "schwach" ist?
      Ist "schwach sein" ein Makel in der heutigen Zeit?
      Warum wird von euch darauf Wert gelegt, eine "starke Frau" zu sein?

      Um den Bogen zum BDSM zu machen.

      Hat das Auswirkungen darauf, wie ihr euch in der Subrolle seht?
      Ist es euch auch da wichtig "stark" zu sein?
      Oder ist da eher wichtig oder möglich "schwach" zu sein?
      Oder ist gar die Idee der "starken Frau" wichtig, um die Subrolle als vermeintlich "schwache" Seite rechtfertigen zu können?

      Ich weiß, eine Menge Fragen..

      Ich danke euch für eure Antworten. Vielleicht bekomme ich neue Impulse und mein Gedankenkarusell ordnet sich etwas durch euch.o

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Kat1384 () aus folgendem Grund: Farbe und Größe eines Satzes verändert.

      Kat1384 schrieb:

      "Ich bin eine starke Frau".
      Also ich würde mich nie selber als "starke Frau" bezeichnen. Dass das so betont wird, heißt ja, dass es ungewöhnlich ist, Frauen sind ja normalerweise schwach. Könnte wetten, die Bezeichnung geht auf einen Mann zurück. :pardon:

      Kat1384 schrieb:

      Was macht eine Frau zu einer "starken Frau"?
      Das frag ich mich dann auch, was wäre denn der Unterscheid einer "Starken Frau" zu einem "Starken Mann"? Gemeint ist wahrscheinlich nur: "Stark wie ein Mann"

      Kat1384 schrieb:

      Ist "schwach sein" ein Makel in der heutigen Zeit?
      Das denke ich schon. Man soll ja funktionieren. Ist man schwach, funktioniert man nicht richtig und ist somit nur eingeschränkt bis garnicht ökonomisch verwertbar :yes:

      Kat1384 schrieb:

      Um den Bogen zum BDSM zu machen.
      Da ich den Begriff wie oben beschrieben verstehe, kann ich da leider gar keinen Bogen zu BDSM schlagen :pardon:
      Ich so: "Warum nehmt Ihr mich nie ernst?!!" ;( Forum so: "Hihi. Der war gut!" :rofl:
      Ich seh mich als starke Frau, weil ich schon so viel Sch... in meinem Leben erlebt habe, angefangen in der Kindheit,
      dass sich Menschen, die mich von früher kennen, wundern, dass ich nicht in der Gosse oder in der Psychiatrie gelandet bin.

      Ich bin nicht süchtig geworden (ja, doch, Nikotin hatte mich mehrfach gepackt...), habe zwar zwei ambulante Therapien gemacht, musste aber zum Glück nie stationär.
      Ich war die meiste Zeit alleinerziehend, hab mich trotz Widrigkeiten beruflich hochgearbeitet, hab schreckliche Vermieter hinter mir, um nur mal Einiges zu nennen.

      Früher war ich verklemmt, schüchtern, unsicher, ängstlich, heute sag ich deutlich, was ich meine und gönne mir, was gut für mich ist, hab vor allem gelernt, "nein" zu sagen.
      Meine Töchter sind stolz auf meine Erziehung, meine Freundinnen sehen mich in vielen Dingen als Vorbild
      und ich versuche stets, in allen Situationen das Positive zu sehen und nicht den Mut und meine gute Laune zu verlieren.

      Als starke Sub sehe ich mich insofern, dass ich ganz bewusst zu kämpfen habe mit mir, wenn Gehorsam verlangt wird.
      Ich hab zwar das starke Bedürfnis, gehorchen zu wollen, aber der Kopf kämpft dagegen an und wehrt sich, Freiheiten wieder aufzugeben und mich fremdbestimmen zu lassen.
      Geil ist dann, wenn die Devotion siegt, das ist wie ein inneres großes Seufzen und bewusstes Unterwerfen.
      Meine innere Wölfin wirft sich sozusagen knurrend auf den Rücken und gibt auf.

      Schwach würde ich mich sehen, wenn ich alles mit mir machen lassen würde, ob im normalen Leben oder im BDSM-Kontext,
      auch wenn es mir nicht guttut oder wenn ich meine Meinung wie ein Fähnchen im Wind ständig anpassen würde.
      Ich fühl mich schwach, wenn ich krank bin oder es Zeiten gibt, in denen ich nah am Wasser gebaut bin und das mag ich garnicht :pardon:
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Puhhhh, starker Tobak zu später Stunde.

      Ich würde beginnen, hier zwischen Außen- und Innenverhältnis bzgl. der Stärke einer Frau zu unterscheiden: empfindet sich jemand selbst als stark und/ oder wertet die Gesellschaft jemanden als stark? Die Kriterien bzw. das Ergebnis hierfür/ hierbei müssen nicht zwingend übereinstimmen.

      Auch hängt es - meiner Ansicht nach - von verschiedenen Faktoren ab. Beispielsweise, welche Voraussetzungen jemand hat und was sie aus diesen Voraussetzungen macht.

      Nehmen wir die aktuelle Situation: die eine kann aus diversen körperlichen Gründen das Haus seit Wochen nicht verlassen und niemand kann sie besuchen, dennoch hat die Person weiter gute Laune und ist hoffnungsfroh. Die andere kann raus, kann einkaufen u. ä., verzweifelt aber dennoch beinahe an der Einsamkeit. Von außen betrachtet würde ich die erstere als die stärkere benennen. Aus der Innensicht sieht sich die zweite Person als sehr stark, weil sie es trotz ihres Leids aushält. Die erste Person findet, das habe mit Stärke nichts zu tun, sie sei halt nun mal so ...

      Ich persönlich finde, jeder Mensch ist stark: jede Frau/ jeder Mann/ jeder Mensch kämpft - in diesem Spiel, das Leben heißt *singt die Onkelz*.

      Den Bogen zum BDSM zu schlagen fällt mir tatsächlich auch gerade schwer ...
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! <3
      Johann Wolfgang von Goethe

      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. <3
      Marie Luise Kaschnitz
      Vielleicht ist damit jemand gemeint, der selbstbewusst und selbstsicher ist und seinen Alltag und Beruf trotz hoher Anforderungen meistert und dies ggf. noch mit Familie, Partnerschaft usw. unter einen Hut bekommt. (?)

      Ob das stark ist, weiß ich nicht. Jemand, der das nicht kann, ist für mich jedenfalls nicht automatisch 'schwach'. Eine 'starke Frau' - den Ausdruck finde ich eh ein wenig befremdlich. Für mich gibt es nur starke Menschen und da spielt das Geschlecht überhaupt keine Rolle. Männer können genauso 'stark' oder 'schwach' sein - weil es eben menschlich ist...

      Mal ein Beispiel, unabhängig von BDSM: Ein Bekannter von mir bezeichnete mal Menschen als 'schwach', die z. B. von psychischen Erkrankungen betroffen sind und deshalb nicht immer so können, wie sie wollen (z. B. Vollzeit arbeiten und so). Ich hingegen finde das überhaupt nicht schwach, sondern sehe es eher als logische Konsequenz, die ihre Erkrankung nach sich zieht. Eigentlich sind sie doch eher stark, weil sie trotz allem nicht aufgeben und weiterhin im Rahmen ihrer persönlichen Möglichkeiten ihr Bestes geben.

      Mir wurde schon oft gesagt, ich sei stark, u. a. weil ich nach jedem Tiefschlag wieder aufstehe und irgendwann wieder ein neues Ziel vor Augen habe, für andere da bin, auch wenn es mir selber nicht gut geht oder auch weil ich oft lieber gegen als mit dem Strom schwimme. Ob so etwas allgemein als stark angesehen wird, weiß ich nicht, aber die Menschen in meinem Umfeld empfinden es so - und ich auch.

      So, und jetzt zum BDSM: 'Schwach' sein bedeutet hier wohl, sich im Gegensatz zum Alltag dem Geschehen voll und ganz hinzugeben und nicht dagegen 'anzukämpfen' - sich so zu zeigen, wie man wirklich ist - sich (auch ;) ) im übertragenen Sinne 'nackig zu machen' - zuzulassen, dass man verletzlich und schutzbedürftig ist, denn dies zeigt man im normalen Alltag ja nun nicht unbedingt jedem. Das ist gerade so meine Interpretation des Begriffs... Wobei ich es aber eher ziemlich stark finde, wenn man sich den Wünschen und Bedürfnissen von Dom unterordnet und seine eigenen Wünsche in diesem Zuge (vorübergehend) zurückstellt und sich mehr oder weniger bedingungslos dem fügt, was er will.

      Aber das alles hat für mich wie gesagt nichts mit dem Geschlecht zu tun. Vielleicht rührt der Ausdruck daher, dass Männer früher die 'Versorger' der Familie waren und definitiv eher 'das Sagen' hatten als ihre Frauen (die vielleicht eher als 'schwach' angesehen wurden, weil sie eben nicht so viel 'zu sagen' hatten / haben durften).
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      Für mich ist jeder Mensch stark, ob Frau, oder Mann, der selbst nach heftigen Niederlagen immer wieder aufsteht. Sich einfach nicht unterkriegen lässt. Vielleicht ein paar Tage, oder auch länger in sich geht, mit allem hadert, doch letztendlich wieder die Ärmel hochkrempelt und mutig durchstarten. Nach dem Motto : Auf zu neuen Ufern, oder aber zeig denen, die dich gern fallen sehen würden, dass du fliegen kannst.

      Was BDSM betrifft, bin ich gerne schwach , ohne mich verbiegen zu müssen ;) oder aber letztlich doch stark genug, schwach sein zu dürfen(können) :pardon:
      Teufelchen im Blut, Engelchen im Herzen
      und ein bisschen Wahnsinn im Kopf 8)
      Ich habe den Vorrednerinnen eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

      Ausser; stark heisst für mich eben auch, Schwäche zuzulassen, Fehler einzugestehen, den Mut haben sich zu ändern aber nicht zu verbiegen, den Mut haben sich auch mal zu entschuldigen...
      also was ich sagen will ist; schwach sein kann in gewissen Momenten auch stark sein bedeuten. Weil all die oben genannten Dinge nicht immer einfach sind...
      Als nicht Frau schleiche ich Mal ganz kurz hier herein und bin gleich wieder weg.

      Ich sage mal so:
      Verlieren kann der halbe Sieg sein.
      Eine Schlacht zu gewinnen kann der halbe Sieg sein.
      Was der ganze Sieg ist müssen wir uns fragen!
      (Frei nach, die Unbestechlichen)

      Ist es nicht das Leben was aus uns das macht, was wir sind?
      Je nachdem was der Mensch schon erlebt hat und hinter sich hat, die Erfahrung seines eigenen Seins.
      Das macht ihn/sie zu einem starken oder schwächen Menschen. Es ist die mentale Stärke.
      Wer nicht gekämpft hat, hat keine Stärke. Stärke bedeutet auch verlieren. Verlieren bedeutet Unvollkommenheit.
      It won't be easy, but nobody said life is easy.

      Kat1384 schrieb:

      Ich lese hier im Forum oft den Satz: "Ich bin eine starke Frau".
      Ja, den lese ich auch oft. Ich selbst habe mich nie als stark gesehen.
      Das ist meistens eine Interpretation anderer bzgl meiner Person.

      Kat1384 schrieb:

      Was macht eine Frau zu einer "starken Frau"?
      Ich denke, allgemein gesprochen bedeutet es, sein Leben zu meistern, neben dem Job und seinen Herausforderungen auch noch Haushalt, Beziehung und Erziehuug der Kinder hin zu bekommen.

      Für mich macht Stärke aber etwas anderes aus.
      Es geht darum, sich selbst zu sehen, sich zu erkennen, egoistisch zu sein, damit es einem selbst gut geht, sein Leben so zu leben, dass man nicht nur mit Kompromissen leben muss usw.

      Kat1384 schrieb:

      Ist "schwach sein" ein Makel in der heutigen Zeit?
      Jein. Es mag Menschen geben, die Schwäche als etwas Negatives sehen.

      Kat1384 schrieb:

      Hat das Auswirkungen darauf, wie ihr euch in der Subrolle seht?
      Klares Nein.
      Ich habe es schon mal in einem anderen Thread erwähnt: Devotion bedeutet, dass man sehr viel Stärke besitzen muss, um sich wirklich einzulassen.
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.
      Haben wir nicht alle unsere Stärken und Schwächen - Männer wie Frauen? Und haben wir nicht alle unsere starken und schwachen Momente? Manche teilen die Augenblicke, in denen sie schwach sind, gern mit Anderen, manche Menschen erleben diese Phasen lieber mit sich allein - und gelten dadurch evtl. als stärker, zumindest nach außen.
      Blickt man hinter die Fassade ganz selbstbewusst auftretender Leute, entdeckt man oft Unsicherheit und Selbstzweifel. Und wenn man sich näher und länger mit einem zurückhaltenden Menschen befasst, kann sich plötzlich eine starke Persönlichkeit offenbaren.
      Ich denke, es ist auch Ansichtssache, was man als stark empfindet und was nicht. Beispielsweise las ich einmal im Profiltext einer Dame in der Comm, dass sie Menschen in offenen Beziehungen für mutlos hält, da diese sich nicht trauen würden, ihren Weg strikt weiter zu verfolgen und eine Beziehung zu beenden um in die nächste zu gehen. Ganz abgesehen davon, dass eine Beziehungsöffnung nicht automatisch bedeutet, dass man diese lieber beenden würde, konnte ich diesen Gedankengang so gar nicht nachvollziehen. Ist jemand schwach, wenn er die Verantwortung, die er bei der Gründung einer Familie übernommen hat, auch tragen möchte? Ja, ich denke es ist auch Ansichtssache, was man als stark oder als schwach empfindet.
      Als stark empfinde ich einen guten Charakter, Empathie, Verantwortungsbewusstsein und die Fähigkeit, sich und seine Bedürfnisse auch mal hinten anstellen zu können.

      Wie @Annimax lässt sich auch für mich hier kein Bogen zum BDSM spannen. Ob Sub oder Dom, ob Mann oder Frau, wir sind alle nur Menschen mit Stärken und Schwächen.
      Ich kann mit Begriffen wie "starke Frau" oder "starker Mann" nicht so wirklich was anfangen (außer natürlich in Bezug auf körperliche Stärke, aber das ist hier ja nicht gemeint)
      Das Frauen im Vergleich zu Männern schwach sein sollen, habe ich nie so richtig verstanden.


      Starke Menschen sind für mich authentisch und selbstbewusst (im wahrsten Sinne)

      Sie müssen keine Rolle spielen, sie zeigen sich wie sie sind.
      Sie können Gefühle zeigen, und auch mal Schwäche zulassen.
      Sie stehen zu sich selbst, auch wenn sie den "gesellschaftlichen Erwartungen" nicht entsprechen.
      Sie sind emphatisch, und können sich abgrenzen.
      Sie brauchen keine Statussymbole, weil sie ihren eigenen Wert nicht an Dingen festmachen.
      Sie strahlen Gelassenheit aus.

      Ein Mensch der nur "funktioniert" ist für mich nicht stark, sondern ein Roboter.

      Einen direkten Bezug zu BDSM sehe ich nicht.
      Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

      Salt&Pepper schrieb:

      Aber wenn du authentisch bist, bist du dir doch deiner selbst bewusst. Oder nicht?
      So interpretiert, ja.

      Allgemein wird Selbstbewusstsein als „das Überzeugtsein von seinen Fähigkeiten, von seinem Wert als Person, das sich besonders in selbstsicherem Auftreten ausdrückt“ definiert.
      Und dem kann ich nicht zustimmen.
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.
      Ich habe nun ganz bewusst die anderen Antworten nicht gelesen und versuche meine Gedanken hierzu zu verdeutlichen.

      Stelle ich mir die Frage: Bin ich eine starke Frau? Ja, vermutlich werde ich von vielen Mitmenschen als starke Frau gesehen. Alleine schon aufgrund meiner (eigentlich unserer!) familiären und beruflichen Situation. Ich muss sehr viel organisiert und geregelt bekommen, ich habe behinderte/chronisch erkrankte Kinder, einen anspruchsvollen Beruf usw. Und vermutlich bekomme ich alles auch halbwegs gut geregelt. Auch haben mich ein paar Schicksalsschläge in der Vergangenheit zu dem gemacht, was oder wie ich heute bin. Meine Stärken sind Organisationstalent, Flexibilität, Empathie (hoffe ich jedenfalls), Ausdauer.
      Innerlich fühle ich mich aber gar nicht so stark. Da würde ich am liebsten manchmal schreien oder heulen... oder schlafen .... Da ist Unsicherheit und auch manchmal Angst.
      Aber dann funktioniert es, dann funktioniere ich doch irgendwie. Manchmal müsste ich vielleicht ein bisschen mehr auf mich achten, weniger auf die Bedürfnisse der anderen... aber das geht nicht.
      Bin ich also wirklich eine starke Frau? Ich weiß es nicht.

      Kat1384 schrieb:

      Was macht eine Frau zu einer "starken Frau"?
      Und im Umkehrschluss, bedeutet es dann, wenn eine Frau diese "Kriterien" nicht hat bzw. erfüllt, dass sie "schwach" ist?
      Ist "schwach sein" ein Makel in der heutigen Zeit?
      Warum wird von euch darauf Wert gelegt, eine "starke Frau" zu sein?
      Mir fällt es schwer, den Begriff der Stärke nur auf eine Frau zu beziehen. Denn das, woran ich eine starke Persönlichkeit festmache ist eigentlich nicht geschlechtsspezifisch.
      Aber, um die Fragen zu beantworten, bleibe ich nun explizit bei der weiblichen Form.
      In unserer Gesellschaft wird eine Frau vermutlich dann als stark gesehen, wenn sie in verschiedenen Bereichen aktiv und präsent ist. Familie und Beruf gut vereinbart bekommt und dabei sich selbst nicht vergisst.
      Wobei ich es auch als Stärke sehe, sich bewusst für ein weniger gesellschaftlich akzeptiertes Rollenbild zu entscheiden und dazu zu stehen, ohne sich dafür ständig rechtfertigen zu wollen oder zu müssen.
      In unserer heutigen Zeit muss eine Frau idealerweise unabhängig von einem Mann sein. Alles was als Form einer Abhängigkeit interpretiert werden kann, wird als Schwäche gesehen. Allgemein fällt es vielen Menschen schwer, Abhängigkeit in welcher Form auch immer, als freiwillig gewählt zu akzeptieren. Und Abhängigkeit, besonders finanzielle, wird wohl auch dahingehend als Makel gesehen, dass Frau ja nicht in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen. Also immer irgend wen braucht, der sie aushält, durchbringt... Auch habe ich schon erlebt, dass Frauen als naiv oder dumm dargestellt werden, wenn sie sich in eine Abhängigkeit begeben.
      Ich persönlich lege keinen Wert darauf, als "stark" gesehen zu werden. Vielmehr ist es mir wichtig, nicht als naiv oder dumm gesehen zu werden. Die Stärke ;) da drüber zu stehen habe ich nicht.

      Was hat diese "Stärke" nun aber mit meinem ganz persönlichen Sub-sein zu tun? Für mich ist es die Tatsache, dass ich mich absolut freiwillig in diese Situation begebe. Und das ist ein ganz gravierender Unterschied zu meiner ersten BDSM-Beziehung, die sich irgendwann dahingehend entwickelte, dass vieles im D/s-Bereich nicht mehr einvernehmlich passierte. Damals dauerte es sehr lange, bis ich es schaffte, aus dieser Situation zu kommen. Aber ich habe auch damals viel gelernt, was mich "stark" gemacht hat.
      Also ist Stärke auch eng mit (Lebens-)Erfahrung verbunden. Für mich jedenfalls. Heute habe ich die "Stärke" und das Vertrauen in meinen Herren, dass ich alles ansprechen kann und man dann Lösungen sucht, die uns beiden gut tun.


      Kat1384 schrieb:

      Ist es euch auch da wichtig "stark" zu sein?
      Oder ist da eher wichtig oder möglich "schwach" zu sein?

      Nein, mir ist es nicht wichtig stark oder schwach zu sein, sondern authentisch... meinen Gefühlen entsprechend.



      Kat1384 schrieb:

      Oder ist gar die Idee der "starken Frau" wichtig, um die Subrolle als vermeintlich "schwache" Seite rechtfertigen zu können?

      Wie meinst du diese Frage? So analog dem Bild des Managers, der zur Domina geht, weil er sich zum Ausgleich unterordnen muss?
      Falls das so gemeint ist, kann ich dies für mich verneinen.

      Kat1384 schrieb:

      Ich lese hier im Forum oft den Satz: "Ich bin eine starke Frau". Mich würde eure Meinung dazu interessieren. Ich frage aus dem Grund, weil es für mich anstrengend ist eine "starke Frau" zu sein. Für mich ist es eher eine Belastung und ich habe oft Angst davor, den Anforderungen von Außen nicht standhalten.
      Eine starke Frau (hier könnte auch wahlweise Mann stehen) ist für mich jemand der mit sich eins ist, seine Mitte gefunden hat und sich so akzeptiert, gerne akzeptiert, wie sie ist. Dazu gehört für mich das Wissen um die eigenen Stärken genauso wie das Wissen um die eigenen Schwächen. Kurz, eine Mensch der mit sich im Einklang ist. Der seine Anforderungen selbst setzt und nicht die Anforderungen von aussen zu seinen eigenen werden lässt.

      Kat1384 schrieb:

      Was macht eine Frau zu einer "starken Frau"?
      Und im Umkehrschluss, bedeutet es dann, wenn eine Frau diese "Kriterien" nicht hat bzw. erfüllt, dass sie "schwach" ist?
      Ist "schwach sein" ein Makel in der heutigen Zeit?
      Warum wird von euch darauf Wert gelegt, eine "starke Frau" zu sein?
      Stark sein kann jede Frau und somit eine starke Frau sein, ob das jetzt die engagierte Tierschützerin ist, die Mutter die 5 Kinder groß zieht, die Top-Managerin oder die Hausfrau die sich liebevoll noch um das ältere Ehepaar um die Ecke kümmert ... Es gibt da für mich keine generellen Kriterien.
      Ich glaube zu seinen Schwächen zu stehen wird weniger als Makel gesehen als zu versuchen sie zu verstecken, was schnell zu Unsicherheit führt.
      Was den Makel betrifft, oft hadern wir ja mit unserem Schwachsein mehr als das Umfeld.

      Kat1384 schrieb:

      Um den Bogen zum BDSM zu machen.

      Hat das Auswirkungen darauf, wie ihr euch in der Subrolle seht?
      Ist es euch auch da wichtig "stark" zu sein?
      Oder ist da eher wichtig oder möglich "schwach" zu sein?
      Oder ist gar die Idee der "starken Frau" wichtig, um die Subrolle als vermeintlich "schwache" Seite rechtfertigen zu können?
      Ich tue mich schwer damit einen BDSM Kontext herzustellen. Ich fühle mich als sub nicht schwach und meine Devotion empfinde ich nicht als Schwäche.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall

      Promise schrieb:

      In unserer Gesellschaft wird eine Frau vermutlich dann als stark gesehen, wenn sie in verschiedenen Bereichen aktiv und präsent ist. Familie und Beruf gut vereinbart bekommt und dabei sich selbst nicht vergisst.
      genau das ist das Problem. Aber wer ist "die Gesellschaft". Das sind doch wir! oder nicht? Also die Mehrheit.

      Vielleicht gelten diese Frauen als stark, aber ganz oft sind sie auch gestresst und überfordert. Es stellt sich auch die Frage, ob jede dieser "starken" Frauen, sich freiwillig dazu entschieden hat...

      Promise schrieb:

      Wobei ich es auch als Stärke sehe, sich bewusst für ein weniger gesellschaftlich akzeptiertes Rollenbild zu entscheiden und dazu zu stehen, ohne sich dafür ständig rechtfertigen zu wollen oder zu müssen.
      genau so sehe ich das auch, Das ist in meinen Augen weder naiv noch dumm.

      Ich habe keine Kinder, bin mit 16 Jahren von daheim ausgezogen und habe mein ganzes Leben gearbeitet (war also nie abhängig). Die liebe Gesellschaft stellt mich auch gerne als egoistisches, gefühlloses, kinderhassendes Neutrum dar, weil ich ganz bewußt nicht meiner "Bestimmung" als Frau gefolgt bin. Ich habe längst aufgehört mich zu rechtfertigen. Wozu?
      Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

      trytofly schrieb:

      Aber wer ist "die Gesellschaft". Das sind doch wir! oder nicht? Also die Mehrheit.
      Prinzipiell gebe ich dir damit vollkommen recht. In meinem Fall habe ich mich aber noch nie zur "Mehrheit" zugehörig, sondern immer irgendwie "anders" erlebt bzw. dies auch gesagt oder vermittelt bekommen. In Diskussionen (z.B. mit meinen Eltern oder im Bekanntenkreis) versuche ich auch immer wieder auf die Daseinsberechtigung verschiedenster Lebensmodelle hinzuweisen.

      trytofly schrieb:

      Vielleicht gelten diese Frauen als stark, aber ganz oft sind sie auch gestresst und überfordert.
      Ganz sicher ist dem in vielen Fällen so.

      trytofly schrieb:

      Es stellt sich auch die Frage, ob jede dieser "starken" Frauen, sich freiwillig dazu entschieden hat...
      Nein. Ich habe mich ja auch nicht für alles in meinem Leben freiwillig entschieden. Auf so manchen Schicksalsschlag oder Erfahrung hätte ich auch problemlos verzichten können. Und auch bei den Dingen, die ich bewusst entschieden habe oder die ich einfach so habe laufen lassen, würde ich retrospektiv sicherlich manchmal anders entscheiden. Und vieles hat sich einfach aus der Situation ergeben. In meinem Fall war es schon immer so, dass ich gerne meine Kinder erziehe und in meiner Familie meine Lebensaufgabe sehe. Trotzdem war es eine logische Konsequenz, dass ich in der Situation, als mein Mann und ich mit dem Studium fertig waren, es bereits zwei Kinder gab und ich einen gut bezahlten, sicheren Job angeboten bekam und er nicht, ich diesen annahm. Einfach aus purer Pragmatik. Glücklich war ich mit dieser Situation nicht.


      trytofly schrieb:

      Ich habe längst aufgehört mich zu rechtfertigen. Wozu?
      Daran arbeite ich noch.
      Aber es wird mit dem Alter leichter, weil ich einfach sehe, was alles gut geklappt hat. Weil ich sehe, wie einige meiner "Ideen" erste Früchte tragen.