BDSM - Kinder vorsichtig aufklären oder das lieber verschweigen?

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      Books schrieb:

      Gleichberechtigung ist schön und gut,
      aber gleiche Rechte für gleiche Menschen.
      Nur wir sind nicht gleich. Ich will auch nicht gleich sein, ich will ich sein. Und über meine Rechte und Pflichten entscheide ich. Und das war früher auch so.
      Alle Menschen SOLLTEN die gleichen Rechte haben, unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion, Hautfarbe, sexueller Orientierung, u.s.w.
      Doch leider ist das selten der Fall.

      Books schrieb:

      Und früher war es leichter für viele Menschen ihren Platz zu finden.
      Woher meinst du das zu wissen? :)

      Früher wurden die meisten Menschen auf ihren "Platz" gedrängt, sei es nun, wie sie sich als Mann oder Frau zu verhalten haben, dass es selbstverständlich war für eine Frau, Kinder bekommen zu MÜSSEN, welchen Beruf sie ergreifen MUSSTEN, dass sie als gesunder Mann in den Krieg ziehen MUSSTEN und und und....

      Viele hätten gerne mehr Wahl gehabt!
      Meine Großeltern hatten keine Wahl. Ich bin froh, wählen zu können!!
      "Nenne dich nicht arm, wenn deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind.
      Wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat."
      (Marie von Ebner - Eschenbach)

      mayodotte schrieb:

      Was aber eben nicht passieren soll, ist die Kinder in die D/S-Beziehung miteinzubeziehen.
      Ich habe nun den Thread gelesen und auch nochmal dein erstes Posting. Dabei stolpere ich ein bisschen über diesen Satz, den ich zwar verstehe, aber mir nicht konkret vorstellen kann, wie du ihn in der Realität meinst.
      Zu Gleichberechtigung, Emanzipation, Rollenbildern ist hier nun schon so viel geschrieben worden, dass ich da gar nicht mehr weiter darauf eingehen möchte. Ich gehe mit den meisten Meinungen hier d'accord, dass es gut ist, dass alle Menschen zunächst erstmal gleiche Rechte, Pflichten etc. haben und man sein Lebensmodell frei wählen kann (jedenfalls theoretisch). Hierzu gehört aber auch, sich bewusst gegen etwas entscheiden zu können, was dann auch von der Umwelt akzeptiert werden sollte (leider nicht immer wird).

      Nun aber zum "Einbeziehen" der Kinder. Eine Familie ist ein dynamisches System, du wirst es gar nicht vermeiden können, dass die Kinder mit einbezogen werden, egal was du ihnen vorlebst. Ich habe mich bereits mit einigen Eltern, die D/s leben austauschen dürfen und die Grundaussage ist eigentlich fast überall äußerst ähnlich. In einer D/s Beziehung scheint es, dass Konflikte weniger häufig vor Kindern ausgetragen werden. So jedenfalls mein Eindruck! Die Eltern sind oftmals in einem qualitativ besseren kommunikativen Austausch, auch was die Kindererziehung betrifft. Denn auch hier gilt Absprache. Ich kann und will im Alltag ja nicht immer wieder sagen müssen... "Ähm, da muss ich erst Papa fragen." ;) Deshalb gelten hier klare Absprachen. Schon alleine, weil einen die Kinder ganz gerne mal versuchen gegenseitig auszuspielen. Und wenn ich mir unsicher bin, dann entscheide ich bei kleinen Dingen auch einfach so, wie ich denke, dass es in seinem Sinn ist. Auch auf Gefahr, mal daneben zu liegen. Bei größeren, wichtigeren Entscheidungen sage ich ganz klar, dass ich das erst mit Papa absprechen möchte. Also, in meiner Ansicht: Machtgefälle erhalten und den Kindern eine elterliche Einheit und damit auch emotionale Sicherheit vermittelt. Wichtig hier zu erwähnen: Notfälle werden sowieso umgehend entschieden, da brauche ich kein Einverständnis.
      So, wie ich dich aber verstehe, handhabt ihr das doch sehr ähnlich. Oder?
      Andere D/s Sachen bekommen die Kinder entweder gar nicht mit, weil ich entweder einen abgesteckten Handlungsspielraum habe oder sie aber so subtil ablaufen.
      Und zum Vorleben generell... Kinder bekommen im Laufe ihres Heranwachsens so viele verschiedene Lebensentwürfe mit, sehen sie zum Beispiel bei ihren Freunden, wie da Eltern miteinander umgehen usw. Da werden sie fragen und hinterfragen ... unsere tun das jedenfalls.
      @Promise, ja wir handhaben es genauso, wie ihr :) Bei uns ist es zwar so, dass die Kindererziehung immer auf Augenhöhe verläuft, alle anderen Entscheidungen trifft er. Das ist einfach das, was uns beiden passt, ich finde aber nicht, dass es ein besserer Umgang ist.
      Meine Tochter ist ja noch sehr klein aber klar werde ich auch sagen, dass ich mal mit dem Papa zuerst über etwas sprechen möchte und auch er wird sagen, dass er zuerst mit Mama reden möchte. Das Machtgefälle gibt es im Alltag ja schon, nur eben subtil. Ich hätte aber ungern, dass meine Tochter weiß, dass Papa schlussendlich die meisten Entscheidungen trifft oder gar, dass ich bestraft werde, wenn ich unsere Regeln breche. Das finde ich persönlich und auch aufgrund meines fachlichen Wissens als Pädagogin nicht zielführend.
      Ich bin halt der Meinung, dass man den Kindern zeigen soll, dass das Geschlecht nicht bestimmt wer wir sind und meiner Meinung nach könnte eine eher „extremere“ Machgefälle mit Mann als Dom und Frau als Sub bei Kindern, die es noch nicht als einvernehmlich reflektieren können, die Geschlechterstereotypen unterstützen. Vor allem weil diese immer noch sehr präsent sind und sogar in Kinderbüchern und -filmen vorzufinden sind.
      Ich möchte mich auch mal äußern, nicht als Mutter - denn ich habe keine Kinder. Sondern als Kind, dass in einem extremen Machtgefälle groß wurde.

      Mein Vater war herrschsüchtig und seine Frauen ziemlich abhängig bis willenlos. Das ganze auf beides sehr ungesunde Art und ohne Bdsm.

      Mein Weltbild wurde stark dadurch geprägt, dass "Frau zu dumm/unwissend/unfähig ist eigenständige Entscheidungen zu treffen".
      Selbstständigkeit der Frau existierte nicht. Stärke oder Rückgrat ebenso wenig. Frau hatte nicht zu widersprechen, sondern zu gehorchen.
      Das wirkte sich darauf aus, dass ich keinem Mann oder auch nur Jungen mich getraut habe zu widersprechen - "das machte man schließlich nicht".

      Erst als ich ungefähr 10 war und eine zeitlang bei meiner Mutter lebte, die sehr emanzipiert und vorallem eigenständig war, lernte ich ein anderes Weltbild kennen. Lernte wie falsch das war, was mir da 10 Jahre lang beigebracht wurde.

      Natürlich ist Bdsm etwas anderes, aber ein Kind kann nicht unbedingt unterscheiden zwischen "Mama darf Papa nicht widersprechen, weil sie es selber will" oder "Mama darf Papa nicht widersprechen, weil er ihr keine Wahl lässt"

      Ich bin der Meinung, aufgrund meines Lebens und meiner früheren Erfahrung, dass Kinder keine aktiven Praktiken mitkriegen dürfen (egal ob sm oder ds). Ich finde es wichtig, dass Kinder sehen, dass beide Eltern Entscheidungen treffen (was die zwei vorher intern besprochen haben ist dabei ja egal). Ich finde es wichtig, daß Kinder lernen das alle Menschen gleich viel Wert sind und die gleichen Rechte haben.
      Stimmt in Büchern ist das noch immer nicht so - ich bin eh mehr ein Freund von selber Geschichten erzählen.

      Zu diesen gleichen Rechten gehört aber auch, dass ich meine freiwillig abgeben kann. Aber das kann man dem Kind erklären, wenn es reif genug ist, das zu verstehen.

      mayodotte schrieb:

      Bei uns ist es zwar so, dass die Kindererziehung immer auf Augenhöhe verläuft
      Das ist dann vermutlich bei uns ähnlich, da wir uns beide über unsere Gedanken zu Kindererziehung austauschen, reflektieren und beide über fundiertes Wissen in Pädagogik und päd. Psychologie verfügen (wir sind beide im gleichen Beruf tätig, wie du bald sein wirst). Von daher wird bei uns da auch viel ausdiskutiert - ohne Kinder dabei. Die Entscheidung die letztlich dabei herauskommt, muss für beide tragbar sein.

      Und was das Machtgefälle im Alltag, also nicht Kindererziehung, betrifft, ist es zwar so dass (idealerweise :whistling: ) ich seine Entscheidung befolge. Was aber nicht bedeutet, dass er nicht entschieden hat, dass das umgesetzt wird, was ich vorgeschlagen habe. Wenn es um wichtige Entscheidungen gibt, bespricht man sich ja vorher und da kann auch ich meine Bedenken, Einwände, Ideen usw. einbringen. Was er daraus macht, ist seine Entscheidung.
      Liebe @Teufelanna, vielen Dank für deinen Beitrag und deine persönliche Erfahrung.

      Teufelanna schrieb:

      aber ein Kind kann nicht unbedingt unterscheiden zwischen "Mama darf Papa nicht widersprechen, weil sie es selber will" oder "Mama darf Papa nicht widersprechen, weil er ihr keine Wahl lässt"
      Ja, da gebe ich dir vollkommen Recht.

      Teufelanna schrieb:

      Ich finde es wichtig, dass Kinder sehen, dass beide Eltern Entscheidungen treffen (was die zwei vorher intern besprochen haben ist dabei ja egal).
      Und genau das ist das, was ich bei den D/s-Paaren mit Kindern, mit denen ich mich bisher austauschen konnte, immer wieder raus höre, dass sie das tun. Und dann aber auch als Einheit vor ihren Kindern auftreten und diese Entscheidung dann vertreten.

      Teufelanna schrieb:

      Ich finde es wichtig, daß Kinder lernen das alle Menschen gleich viel Wert sind und die gleichen Rechte haben.
      Auch bei dieser Aussage bin ich komplett bei dir.
      Wir führen eine FLR-Beziehung, die den Kindern (2 Söhne) ganz selbverstaendlich erschien, da die Frau im Haus eh das letzte Wort hat. Dazu kommt die Berufstätigkeit beider Partner mit entsprechenden Sorgen und Problemen, will sagen, ein Alltag wie überall. Oder auch nicht, denn das Beziehungsleben selbst bleibt verborgen.
      Auffällig wurde es erst als die Freundin eines Sohnes und heutige Partnerin das Durchgreifen des Vaters vermisste.
      So blieb nur, unsere Beziehung zu ihr ganz abzubrechen, ein aegerlicher Dauerzustand bis zum heutigen Tag!