Devot - Innerer Kampf gegen Überzeugungen

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      Moin @Lilly89,

      was mich stutzig macht, ist Folgendes:

      Lilly89 schrieb:

      ich bin dabei, ich bin gewillt, meine inneren, ewig verankerten Glaubenssätze, zu hinterfragen und loszulassen.
      Hinterfragen sollte man sich und vor allem Glaubensgrundsätze immer.
      Das nennt man (Selbst-)Reflexion und es kann einen in der eigenen menschlichen Entwicklung durchaus weiterbringen.

      Weshalb man sich aber dann auch gleich davon lossagen muss, erschließt sich mir nicht.

      Meine Holde ist eine emanzipierte, "anti-sexsistische" und feministische Frau.
      So habe ich sie kennen und lieben gelernt.
      Und ich bin, hoffentlich, ein gleichermaßen emanzipierter, anti-sexsistischer Mann.
      Sprich, sowohl meine Holde als auch ich setzen uns für die Gleichbehandlung von m/w/d, gleichweder sexueller Veranlagung, in der Gesellschaft ein.

      Ein heterosexueller Mann durfte von jeher in einer patriachaischen Gesellschaft größere Freizügigkeiten und größeres Ansehen genießen, als jedes andere Mitglied der Gesellschaft.
      Bei Emanzipation ging es ursprünglich um gleiche Rechte, gleiche Freiheiten und gleiche Bezahlung für Frauen. Heutzutage umfasst der Ruf nach Emanzipation auch LGBTQ+. Vollkommen zu Recht.

      Aber, wie es so schön in Gentles Signatur steht:

      Gentledom schrieb:

      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein."Joseph von Eichendorff
      Das heißt, und ab hier spreche ich nur für mich, wenn Emanzipation und Feminismus/Anti-Sexismus auf Grund eines dogmatischen Ansatzes dazu führt, dass sich die Menschen nicht mehr erlauben können, sie selbst zu sein, dann steht dies im absoluten Gegensatz zu den hehren Zielen der Ursprünge.
      Solch dogmatische Ansätze haben schon immer mehr Leid über die Menschen gebracht, als Freiheit dadurch erstritten wurde.

      Also, an den Lebensgrundsätzen kann man durchaus festhalten, ja sie sogar noch höher halten, wenn diese ein jedem erlauben, das zu sein, was man ist.
      Erst wenn Letzeres nicht mehr gegeben sein sollte, dann sollte man diese Lebensgrundsätze nicht nur hinterfragen sondern auch loslassen.

      m2c,

      imaginary
      Die Gedanken sind frei.
      Denken muss man sich erarbeiten.

      Frei nach Quigley: "ich habe gesagt, daß ich mit `nem Flogger nicht viel anfangen kann, nicht daß ich damit nicht umgehen kann."

      imaginary schrieb:

      Hinterfragen sollte man sich und vor allem Glaubensgrundsätze immer.

      Das nennt man (Selbst-)Reflexion und es kann einen in der eigenen menschlichen Entwicklung durchaus weiterbringen.

      Weshalb man sich aber dann auch gleich davon lossagen muss, erschließt sich mir nicht.

      @imaginary ich meinte damit Glaubenssätze wie "das tut man nicht, das macht man nicht..."
      Es gibt da den sehr schönen Spruch: "Wasser predigen, aber Wein saufen!"
      Wir leben in Zeiten der wachsenden Gleichberechtigung, dieser Kampf zwischen den Geschlechtern (und den "Rassen") ist allerdings noch lange nicht beendet. Diese Gleichberechtigung soll aber für den Alltag gelten, für Dienstleistungen, für Bildung, für das Berufsleben und weitere Bereiche.
      Wenn du gegen Sexismus kämpfen willst ist das Kontraproduktiv in jeder Beziehung, dieser Kampf erzeugt nur Reibung im negativen Sinn. Sexismus zu bekämpfen bedeutet, die Richtlinien für den öffentlichen Alltag auch in die eigenen vier Wände zu holen. Du willst im Alltag fair und gleichberechtigt behandelt werden, im Schlafzimmer aber soll dich der Teufel reiten, dann kämpfe für Gleichberechtigung und nicht gegen Sexismus. In den eigenen vier Wänden willst du nicht fair behandelt werden, in den eigenen vier Wänden willst du Sklavin sein, so lange bis deine Grenzen erreicht sind und du das Codewort benutzt. Die Vergewaltigung ist bis zu einem gewissen Punkt nur gespielt, das Limit ist das Codewort.
      Der Punkt, gegen den wir alle kämpfen müssen, ist nicht die Gewalt beim BDSM sondern die tatsächliche Vergewaltigung. Jemanden gegen seinen Willen zu unterwerfen ist so eine Vergewaltigung, den Partner bzw. die Partnerin unterdrücken, misshandeln ohne Einverständnis ist Vergewaltigung. Das Codewort nicht einzuhalten ist Vergewaltigung. Allerdings den Partner zu benutzen und/oder misshandeln, so lange dieser nicht mit seinem Codewort widerspricht, gilt als Zustimmung. Und genau das ist der kleine aber wesentliche Unterschied!
      Also:
      Kämpfe für die Gleichberechtigung im Alltag, aber kämpfe auch für die freie, sich widersprechende Entfaltung der eigenen Persönlichkeit im privaten. Und kämpfe gegen die tatsächliche Vergewaltigung, nicht aber gegen die gewollte (sprich: gespielte) Form.
      :old: Niemand wird jünger :old:
      Wer im Alter auf ein gelebtes Leben zurückblicken will darf keine Angst davor haben etwas zu erleben!
      Unerfüllte Wünsche belasten!

      Old Man schrieb:

      In den eigenen vier Wänden willst du nicht fair behandelt werden, in den eigenen vier Wänden willst du Sklavin sein, so lange bis deine Grenzen erreicht sind und du das Codewort benutzt. Die Vergewaltigung ist bis zu einem gewissen Punkt nur gespielt, das Limit ist das Codewort.
      Also, ich will das nicht. :fie:
      Oder verstehe ich mal wieder etwas nicht?
      Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.
      @Old Man, Vergewaltigung ist definitiv bekämpfenswert - aber wie kommst Du jetzt darauf?
      Und was ist mit "kämpfe für Gleichberechtigung und nicht gegen Sexismus" gemeint? Mir kommt das vor wie "kämpfe für die Gesundheit und nicht gegen die Krankheit" :pardon:
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!
      @Old Man ich will in den eigenen Wänden sehr wohl fair behandelt werden. So wie man es sich eben vorher ausgemacht hat.
      Vergewaltigung hat für mich in diesem Kontext gar nichts verloren.
      Und gegen Sexismus kämpfe ich in meinem Berufsalltag sehr wohl bzw. Muss ich das schlichtweg. Und für Gleichberechtigung. Das schließt sich nicht aus.
      Ich mag schon die gespielte Form der Vergewaltigung .
      Ich möchte im partnerschaftlichen Bereich fair behandelt werden . Aber ich bin auch Sklavin das heißt er muss mir nicht immer begründen warum er jetzt was macht und warum er diese oder jenes von mir will .
      Finde ich es in dem Moment immer fair ne mache ich es ja .Wir haben beide diese Art der Beziehung gewählt .
      Und wenn er nachts ins Bett kommt ich überhaupt keine Lust habe er sich aber nimmt was ihm gehört. Ist das natürlich keine Vergewaltigung die strafbar ist aber gibt uns den Kick das es für uns ganz nah dran kommt.

      Ansonsten gilt in allen andern Lebensbereichen Job Schule Freunde ect das Menschen gleichgestellt sind .
      Ich kann nur devotes Eigentum sein weil ich das will . Es ist freie Entscheidung.
      Es ist mein sexleben mein erwähltes leben
      Träume nicht dein Leben
      Lebe deinen Traum
      Ich würde dir empfehlen, dich weiter mit deinen inneren Widerständen zu beschäftigen, anstatt sie nun beiseite zu schieben, weil hier einige gesagt haben, sie hätten diese Probleme nicht. Das ist natürlich schön für sie alle, aber hilft dir meiner Meinung nach nur bedingt.

      Es könnte bedeuten, dass das BDSM in der genannten Beziehung doch nicht ganz dem entspricht, was du genau brauchst. Auch wenn wenn du mit dem Partner etwas in dir entdeckt hast, was du noch nicht kanntest, etwas das dich triggert, ist es vielleicht noch nicht exakt das, was dich wirklich glücklich macht. Vielleicht gibt es eine andere Form BDSM zu erleben, bei dem deine innere Feministin nicht rebelliert und vielleicht fühlst du dich dabei noch viel viel besser und die Wiedersprüche verschwinden von selbst?
      Hallo Lilly,

      sehr gerne und aus vollem Herzen kann ich Dir bestätigen, dass auch ich derzeit mal wieder so richtig mit meiner Neigung hadere, weil sie einfach da ist und mich Lust empfinden lässt bei Dingen, die "eine anständige Frau nicht macht". Erziehung und gesellschaftliche Prägung lassen grüßen.

      Du hattest eine schöne, heiße und lustvolle Zeit mit einem Mann, dem Du vertraust und den Du schon länger kennst.

      Du konntest Dich darauf einlassen und es genießen. Doch dann hat sich Dein Verstand gemeldet, oder die Vernunft oder Deine Moral oder die Erziehung oder nenne es, wie Du willst.

      Du hast angefangen, mit Dir zu hadern, weil das, was Dir Lust bereitet und schön war, nicht im Einklang mit dem zu stehen schien, was bisher sexuell und im Alltag für Dich gegolten hat und gilt.

      Du hast Dich an diesem Konflikt so lange aufgerieben, bis Du die Beziehung beendet hast.

      Aber Dein Körper zeigt Dir sehr deutlich, dass es Dir fehlt, dass er Dir fehlt. Hast Du denn einmal mit ihm geredet darüber?

      Es wäre bestimmt interessant für Dich zu erfahren wie er dazu steht. Wie er Dich sieht.

      Um Deine Fragen zu beantworten, ja, man kann devot sein und das ausleben, ohne dass man allen Männern vor die Füße fällt und ihnen zu Willen ist ;)

      Spaß beiseite, nein, man kann devot sein und das ausleben und trotzdem gegen Sexismus kämpfen. Man kann sich einem Mann unterordnen, auch wenn man sich Männern gegenüber niemals unterordnen würde.

      Was spricht dagegen? Was befürchtest Du, wenn Du es tust?

      Bei mir ist es die Sorge, seine Achtung und Wertschätzung zu verlieren. Weil allgemein ja heute gilt, dass Frau ihren Mann stehen muss, im Alltag. Tough muss man sein, multitaskingfähig, sportlich, schlank und wasweißichnochalles.

      Außerdem fürchte ich manchmal, dass meine Neigung zu viel Raum einnimmt, in meinem Leben. Dass ich mich verliere. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll.

      Deshalb denke ich, ein offenes Gespräch mit ihm könnte Dir helfen.

      Das ist meine Lösung für diese Art von Gefühlen. Reden. Mit ihm, mit Menschen, denen Du vertraust.

      Alles gute Dir!

      Liebe Nachbarn, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, Familie: Ich bin entsetzt, auf was für Seiten ihr euch rumtreibt! :frech:

      Lernen durch Schmerz ist nicht angenehm, aber unglaublich effektiv... :evilfire:
      Wahre Emanzipation hat doch etwas damit zu tun, dass ich als Frau wählen darf, wie ich denken und handeln und sein möchte. Wenn es auch hierfür wieder starre Regeln gibt a la "als moderne Frau darfst du dich keinem Mann (sexuell) unterwerfen". Dann tausche ich doch nur Pest gegen Cholera.
      Ich darf entscheiden. Ich darf wählen, auch wenn ich wähle, dass jemand anderes für mich wählen soll.


      PS: Ich darf auch schwach sein, mir helfen lassen, Hausfrau sein, empfangen, emotional werden, stricken, dem Klischee entsprechen und nur Kleider tragen. Sei du selbst und nicht eine Rolle, von der du glaubst sie sei dir auf deinen Leib geschrieben. Und alles ist im Fluss. Du darfst alte Ansichten los lassen und neue annehmen. Du verrätst dich nicht. Du verlierst dich nicht.
      Hallo @Spätzle

      Wow, da scheint mich jemand komplett zu verstehen. ☺️

      Spätzle schrieb:

      Aber Dein Körper zeigt Dir sehr deutlich, dass es Dir fehlt, dass er Dir fehlt. Hast Du denn einmal mit ihm geredet da darüber
      ja, das hat er mir deutlich gezeigt :love: und deswegen habe ich mich auch dazu entschlossen mich hier anzumelden und diesen Post zu schreiben. Am nächsten Tag habe ich ihm meinen Post gezeigt und wir haben seither viel geredet. Ich hab das sichere Gefühl, ich kann über alles mit ihm reden, das war auch letztes Jahr schon so. Nur ich selbst war einfach nicht so weit...


      Spätzle schrieb:

      Was spricht dagegen? Was befürchtest Du, wenn Du es tust?
      ich bzw wir haben beschlossen diese sexuelle, diese vertraute, intime Beziehung, dir wir hatten, wieder aufzunehmen, weiterzuführen.
      Was ich dennoch befürchte? Ich bin nicht sicher. Die Wertschätzung ist sicher eine Sache, auf der anderen Seite hab ich auch Angst davor, mich gar nicht mehr kontrollieren zu können..

      Spätzle schrieb:



      Außerdem fürchte ich manchmal, dass meine Neigung zu viel Raum einnimmt, in meinem Leben. Dass ich mich verliere. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll.
      das könnte ich gesagt haben... Ich weiß ganz genau, was du meinst. Ich kann es auch nicht in Worte fassen.


      Liebe Grüße und danke dir!
      Also ich kann deinen inneren Konflikt sehr gut nachvollziehen, mir ging es bzw geht es aktuell sehr ähnlich und bin froh , dass ich damit nicht alleine bin.
      Kurz zu meiner Person ich bin sehr Willensstark und treffe immer meine eigenen Entscheidungen, lass mir da auch nicht mit reinreden oder gar etwas vorschreiben.( was als sub eher kontraproduktiv ist ).
      Dadurch lief das Spiel für meinen Meister oft nicht wie erwartet und er beißt sich auch öfters die Zähne an mir aus weil es mir schwer fällt dies abzuschalten. Im Gegenzug genieße ich aber wenn ich mich ihm unterwerfen kann und komme somit auch in den Konflikt den du beschrieben hast.
      Ich kann mich den Vorrednern/ innen nur anschließen und dir raten wenn du es willst einfach zulassen und deinen Kopf damit abschalten. Aus eigener Erfahrung kann ich dir nur sagen wenn du es mal zugelassen hast ist es das beste was dir in der Hinsicht passieren kann.
      Es ist nur ein Spiel und eine Person der man sich unterwirft oder der Situation. Bedeutet ja nicht das du dich in jeder Lebenslage unterwirfst..