Ab wann ist die Nutzung des Safewords missbräuchlich?

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      Ich glaube, dass das Nutzen des Safewords der letzte Rettungsanker ist, sehen die meisten hier so (ich auch).

      Als Dom habe ich es noch nie gesagt bekommen und als Sub versuche ich, es so selten zu sagen, wie möglich. Zeitweise habe ich als Sub auch mal ganz ohne gespielt, um nicht "in Versuchung" zu geraten.

      Mir geht es da ein bisschen ähnlich wie Annimax. Ab welchem Punkt ist ein Schaden denn wahrscheinlich? Und wie wahrscheinlich muss es sein, dass er eintritt, damit ich das Safeword ohne schlechtes Gewissen sagen darf?

      Übrigens war es mein Anspruch als Sub, das Safeword seltener zu sagen. Meinen Dom hat das erfreulicherweise nie gestört, egal, warum ich es genutzt habe.

      Gentledom schrieb:

      Bisher wurde mir gegenüber nur einmal das Safeword missbräuchlich genutzt, das war als es gesagt wurde und danach kam "ich wollte dir nur zeigen wer hier die Kontrolle hat", dieser Spruch war dann das Ende der Spielbeziehung.
      Ich kann verstehen, dass das dein Vertrauen in Sub zerstört hat. So, wie Dom das Safeword jederzeit beachten muss, sollte Sub es auch nur sagen, wenn es erforderlich ist. Da deine Ex-Sub das wirklich so gemeint hat, ist das schon unglücklich. Aber vielleicht würde nicht jede Sub, die sowas sagt, es auch so meinen. Vielleicht wäre es ihr auch nur peinlich, zuzugeben, dass sie Panik hatte, oder es sollte "lustig" gemeint sein und verlief unglücklich. Ich weiß aber auch nicht, ob ich nach so einer Aktion von Sub noch vertrauen könnte als Dom. Ich versuche nur gerade, es aus der anderen Perspektive zu sehen.


      Gentledom schrieb:

      Für mich liegt eine missbräuchliche Nutzung des Safewords dann vor, wenn dieses nicht als Reißleine genutzt wird, um einer Situation zu entkommen, die einen dauerhaften Schaden bei der Psyche, am Körper oder auch der Beziehung verursacht, sondern aus Bequemlichkeit heraus.
      Ich muss zugeben, ich nutze es oft aus Panik, wenn etwas mit mir geschieht, was ich nicht will. Ich nutze es nicht immer, wenn etwas mit mir geschieht, was ich nicht will. Aber es gibt ja einen Unterschied zwischen: "Das ist mir gerade nicht so recht, aber mach du nur." Und: "Wenn das jetzt so weitergeht, fühle ich mich vergewaltigt." Klar man auch zweiteren Zustand so anstreben und BDSM wird ja auch wirklich witzlos, wenn Dom NIE etwas machen darf, was Sub in dem Moment vielleicht nicht will. Trotzdem finde ich zumindest Unlust durchaus okay, sofern Sub das Gefühl hat, sich jetzt zu überwinden wäre zu viel. Dieser Punkt kann je nach Tagesform und "Training" früher oder später eintreten. Aber wahrscheinlich ist das auch etwas, dem die meisten zustimmen würden, nur vielleicht anders formuliert.
      Schwächen zu zeigen macht einen stark.

      boireannach schrieb:



      Trotzdem finde ich zumindest Unlust durchaus okay, sofern Sub das Gefühl hat, sich jetzt zu überwinden wäre zu viel. Dieser Punkt kann je nach Tagesform und "Training" früher oder später eintreten. Aber wahrscheinlich ist das auch etwas, dem die meisten zustimmen würden, nur vielleicht anders formuliert.
      Sorry aber das führt für mein Empfinden dazu, dass ein Safeword seines Sinnes behoben wird. Also nein, dem kann ich nicht zustimmen auch nicht anders formuliert.

      Für mich ist ein Safeword für den worst case alles andere sollte man in einem funktionierenden Konstrukt durchaus anders verbalisieren können. Ampel wäre da eine Möglichkeit wenn man es denn mit "normaler" Kommunikation nicht hin bekommt.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall

      boireannach schrieb:

      Trotzdem finde ich zumindest Unlust durchaus okay, sofern Sub das Gefühl hat, sich jetzt zu überwinden wäre zu viel. Dieser Punkt kann je nach Tagesform und "Training" früher oder später eintreten. Aber wahrscheinlich ist das auch etwas, dem die meisten zustimmen würden, nur vielleicht anders formuliert.
      In etwa so empfinde ich das auch.
      Mein Dom weiß, dass ICH es nicht aus einer Lustlosigkeit heraus verwenden würde. Ich würde für ihn jegliche Lustlosigkeit überwinden oder Dinge für ihn ertragen.
      Bei mir gibt es Dinge, die gehen an manchen Tagen und an anderen triggern sie irgendwas und es ist nunmal nicht mehr möglich. Oft genug fällt es mir leider erst währenddessen auf (Danke liebe Psyche dafür) und damit müssen wir in diesem Moment eben arbeiten.
      Das alles weiß mein Dom aber und dementsprechend gehen wir damit um. Wenn ich sage, dass etwas nicht geht, dann geht es nicht.

      Sahnetoertchen schrieb:

      In etwa so empfinde ich das auch.
      Mein Dom weiß, dass ICH es nicht aus einer Lustlosigkeit heraus verwenden würde. Ich würde für ihn jegliche Lustlosigkeit überwinden oder Dinge für ihn ertragen.
      Bei mir gibt es Dinge, die gehen an manchen Tagen und an anderen triggern sie irgendwas und es ist nunmal nicht mehr möglich. Oft genug fällt es mir leider erst währenddessen auf (Danke liebe Psyche dafür) und damit müssen wir in diesem Moment eben arbeiten.
      Das alles weiß mein Dom aber und dementsprechend gehen wir damit um. Wenn ich sage, dass etwas nicht geht, dann geht es nicht.
      Ja, so ist das bei uns auch, ohne Diskussion. Wenn ich in dem Moment spüre, dass mich das irgendwie psychisch belasten würde, dann lassen wir es. Er ist da auch sehr geduldig mit mir und lässt mir meine Zeit - wir erweitern die Grenzen eben langsam, was sich für uns richtig anfühlt.
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      boireannach schrieb:

      Ja, so ist das bei uns auch, ohne Diskussion.
      Ich frage mich halt... wenn ich als Sub Angst haben muss, dass mir mein Dom Missbrauch des Safewords vorwerfen KÖNNTE... wie kann mich ihm dann sorglos in die Hände geben? Ohne Angst all das zulassen und darauf vertrauen, dass er mich ernst nimmt, wenn ich es benutze?
      Natürlich gehört eine anschließende Kommunikation der Gründe dazu, aber eine Rechtfertigung?
      Ich selbst erwarte (und weiß, dass es so ist) von meinem Dom, dass er auch eine Aussage "Es ging einfach nicht" aktzeptiert.
      Aber so ist UNSER Verhältnis und UNSER BDSM. Wir sind uns da einig.

      Hera schrieb:

      Sorry aber das führt für mein Empfinden dazu, dass ein Safeword seines Sinnes behoben wird. Also nein, dem kann ich nicht zustimmen auch nicht anders formuliert.

      Für mich ist ein Safeword für den worst case alles andere sollte man in einem funktionierenden Konstrukt durchaus anders verbalisieren können. Ampel wäre da eine Möglichkeit wenn man es denn mit "normaler" Kommunikation nicht hin bekommt.
      Mit "anders formuliert" meine ich, dass das, was für den einen unter "Unlust" läuft, für den anderen vielleicht schon ein "echter psychischer Schaden" ist. Diese unterschiedlichen Grenzen muss man einander zugestehen, finde ich. Natürlich kann es sein, dass man als Sub und Dom dann nicht kompatibel ist. Ich fände es nur ziemlich unverfroren, wenn Dom mir erklären würde, "nur Unlust" sei nicht okay, wenn das für mich aber sehr wohl ein Problem ist, was da gerade geschieht.

      Ich denke, um zu wissen, ob man etwas anders formuliert zustimmen kann oder nicht, muss man ja erstmal darüber sprechen. Sonst weiß man im Zweifelsfall gar nicht, was der andere gemeint hat.

      Also, wenn ich es richtig verstehe, sagst du: Sub darf auch schon vor dem worst case sagen, "Ich will nicht mehr.", aber das Safeword bleibt für den Notfall vorbehalten? Dann wären wir gar nicht so weit voneinander entfernt, nur mit dem Unterschied, dass ich das Safeword vielleicht etwas früher einsetzen würde als du. Ob das Konstrukt funktioniert, hängt ja von den (beiden) Partnern ab, das muss man ja miteinander klären, wie man miteinander kommuniziert.

      Das Ampel-System finde ich übrigens auch gut. Für mich hat das nichts mit "nicht hinbekommen" zu tun, es ist einfach angenehmer als geschwurbelt drum herum reden zu müssen.
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      Sahnetoertchen schrieb:

      Aber so ist UNSER Verhältnis und UNSER BDSM. Wir sind uns da einig.
      Darauf kommt es ja am Ende an. Bei uns ist es ähnlich. Wir kennen uns und vertrauen uns so sehr, dass wir wissen, dass der andere das nicht "aus Spaß" sagt. Irgendetwas war dann eben nicht in Ordnung. Wenn mich das als Dom wurmt, dann muss ich eben das Gespräch suchen - wo wir wieder beim Thema Kommunikation wären ;) . Ich habe da allerdings auch Gut-Reden: Ich war noch nie in der Situation, dass mir mein Sub das Safeword gesagt hätte. Und das bestimmt nicht, weil ich so perfekt wäre, sondern eher, weil Sub sich selbst manchmal zu viel zumutet. Das merke ich dann immer nur hinterher. Was ich manchmal zu viel mache, macht er wohl zu wenig :D .

      Ich finde halt, irgendwo, sind Unwohlsein, Panik, Launen halt auch menschlich. In meinem BDSM ist das normal. Ich kann mir das gar nicht anders vorstellen, was aber nicht heißen soll, dass es nicht auch anders funktionieren kann.
      Schwächen zu zeigen macht einen stark.
      Meiner Erfahrung nach kann man jedenfalls innerhalb der Beziehung unterschiedlicher Ansicht darüber sein, wann und wie das safeword gerechtfertigt verwendet wird und wann und wie missbräuchlich.

      Meine Info war: Das safeword führt zum sofortigen Abbruch von JEGLICHEM BDSM für den restlichen Tag/das restliche Zusammensein an diesem Tag.

      Ich habe mich schon psychisch in absoluter Not in meiner BDSM-Beziehung gefühlt (nicht im direkten sexuellen Kontakt, aber im allgemeinen D/S-Gefälle, welches dauerhaft besteht!). Ich versuchte meine Empfindungen zu kommunizieren, bat um Hilfe…das alles wurde auf der anderen Seite nicht verstanden oder missverstanden und so kam ich nach und nach und immer mehr in ein Empfinden von: Wenn mein Gegenüber mich noch einmal als „Sir“ anspricht/anschreibt in dem Augenblick, würde ich das nicht mehr aushalten können!!! Ich hatte ein absolut dringliches Bedürfnis nach Kommunikation auf Augenhöhe-abseits von BDSM- auf einer Metaebene!!!

      So kam es dazu, dass ich das safeword verwendete- und zwar über whatsapp. Ich glaube sogar zwei Mal: :pardon: Beim ersten Mal hatte ich einen sofortigen Anruf als Erwiderung. Beim zweiten Mal (nach einem längeren, vergangenen Zeitraum) wurde mein safeword IGNORIERT, was mich völlig irritierte, schockierte, kickte und mir (und der Beziehung) letztlich wohl tatsächlich noch Halt gab- ich weiß es nicht genau (dass er nicht von seiner Position als „mein Sir“ abrückte)….und ich zwei Stunden lang „ruhig gestellt“ war. Ich musste das erstmal verarbeiten!

      Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich hatte Fragen, wie: Kann ich mit einem Mann eine BDSM-Beziehung führen, der mein safeword IGNORIERT :golly: ???

      Als wir darüber sprachen wurde sehr deutlich, dass ER der Meinung war, ich hätte es missbräuchlich verwendet. Einschließlich seinem Hinweis, dass er es nicht mehr ernst nehmen könne, wenn ich es "ständig" verwenden würde.
      Ich konterte damit, dass ich es schlimm genug finde, dass ich es verwendet hätte/verwenden musste (fand ich wirklich auch für mich schlimm und für unsere Beziehung!!!), weil er alle meine vorherigen Hinweise und Hilferufe, nicht verstanden hatte und ich es IMMER verwenden würde, wenn ich mein körperliches und seelisches Wohl in echter Gefahr sehe und empfindeund ich zuvor alles in meiner Macht stehende bereits getan habe (ihn angesprochen, um Gespräch gebeten, um weniger D/S - Gefälle, usw.…)! Dazu stehe ich nach wie vor!

      Ok, im Nachhinein musste ich zugeben, dass „rot“ vermutlich in der Situation ausgereicht hätte. Ich war aber neu im BDSM und unsere Beziehung erst im Aufbau (gewünscht ist wohl eine Art TPE von uns Beiden).

      Letztlich bekam ich die Auflage/den Hinweis meine Ampelfarben und mein safeword nur noch im direkten Kontakt miteinander verwenden zu dürfen/in Treffen (da kann ich mir nicht vorstellen, dass es jemals notwendig sein könnte). Ich habe mich nicht ganz daran gehalten, bisher :whistling: , aber wir lieben einander und haben gelernt einander besser zu verstehen. Es kam nicht mehr vor, dass ich das Gefühl hatte, das safeword nutzen zu müssen. Und ein safeword „mit Auflagen“ ist ohnehin kein echtes safeword :gruebel: ?

      Ich bin der Meinung: Mein safeword, „gehört“ mir. Nur ich kann mich fühlen, kann meine Not fühlen, mich in Gefahr fühlen und ich bin in der Pflicht (mir selber und meinem Leben gegenüber) zu entscheiden auf welche Mittel ich zurück greife um die Gefahr abzuwenden. Dazu würde ich auch (wieder) das safeword verwenden, wenn ich mit meinem Latein ansonsten am Ende bin und sich die Situation dennoch weiter verschärft. Und zwar ohne Angst vor den Folgen! Was mein Gegenüber also dann damit macht ist ihm überlassen.

      Elisabeth`s devotion schrieb:


      So kam es dazu, dass ich das safeword verwendete- und zwar über whatsapp.

      Ich bin der Meinung: Mein safeword, „gehört“ mir. Nur ich kann mich fühlen, kann meine Not fühlen, mich in Gefahr fühlen und ich bin in der Pflicht (mir selber und meinem Leben gegenüber) zu entscheiden auf welche Mittel ich zurück greife um die Gefahr abzuwenden. Dazu würde ich auch (wieder) das safeword verwenden, wenn ich mit meinem Latein ansonsten am Ende bin und sich die Situation dennoch weiter verschärft. Und zwar ohne Angst vor den Folgen! Was mein Gegenüber also dann damit macht ist ihm überlassen.
      Vorweg: Mit letzterem bin ich völlig d'accord, da ist nichts dagegen zu sagen. Es ist ja offensichtlich bei euch dennoch gut ausgegangen, das freut mich.

      Allerdings bin ich der Ansicht, dass per Whatsapp (!) das Nutzen eines Safewords absurd ist! In einer Situation wie beschrieben, wo jemand aufgrund der gegebenen physischen Entfernung durch den, an den das Safeword gerichtet ist, nicht in Gefahr ist, halte ich das auch für eine Art von Missbrauch, nämlich eine krasse Zweckentfremdung.
      Power is nothing without control.

      Trust me, I know what I'm doing!

      Bedenke den Spaß...
      finde ich nicht. Ganz im Gegenteil, wer das Safeword auf die tatsächliche Aug in Aug Situation reduziert, ignoriert für mich dabei vollkommen, dass Sub sich in derartigen emotionalen Nöten befinden kann, dass sie keine andere Option sieht als alles abzubrechen.

      Elisabeth schrieb:

      Meine Info war: Das safeword führt zum sofortigen Abbruch von JEGLICHEM BDSM für den restlichen Tag/das restliche Zusammensein an diesem Tag.
      Das sähe bei mir etwas anders aus.
      Bei einem dauerhaftem Machtgefälle, kann man dieses nicht einfach unterbrechen.
      Es sähe so aus, dass die Ds-Ebene weiterhin bestand hätte.

      Eine Notlage muss aber geklärt sein, bevor man wieder zum Alltag übergeht.

      Was ich mir allerdings nicht vorstellen kann, ist eine Kommunikation die mittels Safeword abgebrochen werden muss.

      Ich bin allerdings auch kein Freund, von Problemlösung via Whatsapp. Da ist die Möglichkeit an Missverständnisse einfach zu groß.

      Käme es da tatsächlich zu einem Ausnahmenzustand, würde ich erwarten, dass um ein Telefonat gebeten wird, anstelle des Safewords.

      Ich verstehe auch den Sinn dahinter nicht ?(
      Letztlich hat beim ersten mal das Telefonat ja auch geholfen. Warum wird eine Strategie die funktioniert hat, dann beim zweiten mal nicht als Ausweg von Sub gegangen?

      Beim ersten mal, hätte ich es in einer ganz neuen Beziehung evtl. noch hingenommen, aber sehr deutlich gemacht, dass ich mir Komunikation so nicht vorstelle.
      Genau da, liegt dann auch das Problem, dass ein Safeword "abnutzt".
      Um es nicht unter jeden Beitrag schreiben zu müssen. Zwischen mir und den Meinen herrscht Einvernehmen und ich werde niemanden gegen seinen Willen, misshandeln, der Freiheit berauben oder sonst irgendwie Schaden zufügen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Mirarce ()

      Missbräuchlich ist ja in diesem Zusammenhang ein Begriff der je Perspektive auch anders gewertet werden kann.

      Wenn das aus dem Grund heraus entsteht, dass sub mal sehen will, ob das Safeword funktioniert, dann ist das missbräuchlich, hat @Gentledom bereits beschrieben. Da gäbe es meiner Meinung nach auch keine zwei Meinungen. Nur... das weiß Dom - im Zweifel - auch erst hinterher.

      Daher würde ich aus der Richtung kommen, dass das Safeword im Moment des Ausspruchs niemals missbräuchlich verwendet werden kann. Oder anders formuliert: Dom darf das niemals unterstellen, sondern hält sich eben daran, dass das ausgesprochene Safeword eben der Rettungsanker ist, der dann eben notwendig war.

      Ob das dann berechtigt, notwendig war... ob es andere Möglichkeiten gegeben hätte. All diese Themen sollten danach besprochen werden. Ich bin mir sicher, dass keine Sub und kein Dom gern das Safeword aussprechen oder hören möchten. Jedenfalls ist mir ein solcher „Safeword-Fetisch“ noch nie untergekommen... und das fände ich auch arg befremdlich.

      Wenn das Wort genutzt wird, breche ich sofort ab... aber die Aufarbeitung beginnt dann erst. Und erst dann kann ich mir ein Bild machen, ob das missbräuchlich war... oder eben nicht.

      boireannach schrieb:

      Ich fände es nur ziemlich unverfroren, wenn Dom mir erklären würde, "nur Unlust" sei nicht okay, wenn das für mich aber sehr wohl ein Problem ist, was da gerade geschieht.
      Bevor wir uns missverstehen, ich gestehe jedem seine Unlust zu dennoch kein Grund ein Safeword dafür zu nutzen. So entsteht eine Abnutzung für mich persönlich, ich sehe das wirklich einfach als das Notfallwort.
      Bei Unlust erwarte ich einfach vorherige Kommunikation, und erst recht dann, wenn es sich wirklich dabei um ein Unwohlsein handelt, sollte sowas nicht im Vorfeld angesprochen werden?

      boireannach schrieb:

      Ich denke, um zu wissen, ob man etwas anders formuliert zustimmen kann oder nicht, muss man ja erstmal darüber sprechen. Sonst weiß man im Zweifelsfall gar nicht, was der andere gemeint hat.
      Ich denke schon, dass ich weiß was Du meinst und denke wir gehen da insoweit konträr, dass ich eben für solche Fälle das Safeword aussen vor lassen würde.

      boireannach schrieb:

      Also, wenn ich es richtig verstehe, sagst du: Sub darf auch schon vor dem worst case sagen, "Ich will nicht mehr.", aber das Safeword bleibt für den Notfall vorbehalten? Dann wären wir gar nicht so weit voneinander entfernt, nur mit dem Unterschied, dass ich das Safeword vielleicht etwas früher einsetzen würde als du. Ob das Konstrukt funktioniert, hängt ja von den (beiden) Partnern ab, das muss man ja miteinander klären, wie man miteinander kommuniziert.
      Sicher nicht nur darf auch muss und sollte. Es geht mir wirklich nicht darum, dass sub alles klaglos über sich ergehen lassen muss und nur das Safeword sie "retten" kann. Aber meine Selbstverantwortung und die erwarte ich eben tatsächlich auch von einer sub, sollte schon so weit gehen, dass ich kommunizieren kann möglichst sogar schon vorher was gerade in mir vorgeht.

      boireannach schrieb:

      Das Ampel-System finde ich übrigens auch gut. Für mich hat das nichts mit "nicht hinbekommen" zu tun, es ist einfach angenehmer als geschwurbelt drum herum reden zu müssen.
      Das nicht hinbekommen war nicht negativ gemeint, dass involvierte die Möglichkeit gerade eben nicht ausreichend kommunizieren zu können.
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      Evelyn Beatrice Hall

      DerekReign schrieb:

      Allerdings bin ich der Ansicht, dass per Whatsapp (!) das Nutzen eines Safewords absurd ist! In einer Situation wie beschrieben, wo jemand aufgrund der gegebenen physischen Entfernung durch den, an den das Safeword gerichtet ist, nicht in Gefahr ist, halte ich das auch für eine Art von Missbrauch, nämlich eine krasse Zweckentfremdung.
      Wieso geht es nur um physische Gefahr?
      Mein Dom und ich spielen aufgrund unserer physischer Entfernung häufig über verbale Kommunikation und es kam auch schon vor, dass ich in ein Gefühl gerutscht bin, dass mir psychisch geschadet hat.
      Ein Safeword ist ja nicht nur für physische Belange gedacht, sondern auch für Situationen indem Sub sich psychsisch gefährdert fühlt.
      Das würde ja auch bedeuten, dass nach deiner Definition Sub das Safeword nicht im demütigenden Kontext ohne physische Interaktion nicht nutzen dürfte, da es ja nur verbal stattfindet.

      Sahnetoertchen schrieb:


      In diesem Punkt gebe ich dir vollkommen Recht, was aber, wenn das Unwohlsein völlig unvorhersehbar eintritt?
      Nochmal, vielleicht kommt nicht wirklich rüber was ich meine, ich würde dann kommunizieren. Da kann man dann sprechen wie und ob es in der Session weiter geht.

      Das Safeword ist und bleibt für mich wirklich für den Notfall vorbehalten. Den worst case eben - da ist wirklich sofortiger Abbruch angesagt und etwas sehr gravierendes passiert.
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      Evelyn Beatrice Hall

      Hera schrieb:

      Das Safeword ist und bleibt für mich wirklich für den Notfall vorbehalten. Den worst case eben - da ist wirklich sofortiger Abbruch angesagt und etwas sehr gravierendes passiert.
      Dann sind unsere Defintionen von Gravierend einfach unterschiedlich.
      Eine psychische 180° Wendung meines Zustandes wird auch von meinem Dom als gravierend eingestuft.
      Ist aber Personenabhängig.
      Ich vergleiche das Safeword ganz gerne mit der Handbremse im Auto.
      Die Handbremse ist für den Beifahrer absolut Tabu, es sei denn es tritt ein ausgewöhnlicher Notfall ein.
      Man stelle sich eine Autofahrt im freien Gelände vor, dem Beifahrer ist es zu schnell, dann kommuniziert er das! Er greift nicht nach der Handbremse.
      Irgendwann gewinnt der Beifahrer mehr und mehr Vertauen in den Fahrer und dieser kann schneller fahren, kann in bebaute Gebiete fahren. Wenn am Gelände oder Geschwindigkeit etwas nicht stimmt, dann kommuniziert man das. Man greift nicht nach der Handbremse!
      Ist die Beziehung gefestigt, kann der Fahrer sich eine tolle Fahrt aussuchen, vielleicht im dunkeln, weil er die Strecke kennt, der Beifahrer vertaut. Tut er es nicht, kann er es kommunizieren, nicht aber die Handbremse ziehen!
      Einer hat das Steuer, die Verantwortung, der andere vertraut.
      Die Handbremse kann der Beifahrer ziehen wenn der Fahrer nicht reagiert, weil er einen medizinischen Notfall hat oder sonst etwas.

      In diesem Szenario geht es aber auch darum, dass man langsam anfängt, dass man Vertrauen aufbaut ect.
      Landet man bei der ersten oder zweiten Fahrt schon im Graben, sollte man überlegen ob man nochmal einsteigt und unter welchen Voraussetzungen.

      Beim ziehen der Hnadbremse sollte in Betracht gezogen werden, dass der Fahrer auch keine Kontrolle mehr hat und diese erst wiedergewinnen muss.
      Um es nicht unter jeden Beitrag schreiben zu müssen. Zwischen mir und den Meinen herrscht Einvernehmen und ich werde niemanden gegen seinen Willen, misshandeln, der Freiheit berauben oder sonst irgendwie Schaden zufügen.
      Irgendwie verstricken wir uns gerade in konstruierte Eventualitäten, was ist wenn und es könnte doch mal tatsächlich passieren das und dann kann es doch nicht so ausgelegt werden.....
      Ich bin froh und schätze mich glücklich, dass ich bis jetzt immer mit Partner in diesem Kontext zusammen war, die mich, die Situation, meine Reaktionen etc. lesen konnten. Kommunikation findet immer statt und wenn mein Gegenüber erkennt, dass ich in einer Situation abbreche, weil es mir (damit) nicht gutgeht, ist doch alles im grünen Bereich.
      Zwischen Unwohlsein und Unlust gibt es für mich einen gravierenden Unterschied.
      Ich mache etwas nicht, weil ich gerade darauf keine Lust habe oder ich mache etwas nicht, weil ich es aus bestimmten Gründen gerade nicht kann. Wenn ich einen Partner habe, mit dem nicht nur die Neigung passt, sondern auch das Zwischenmenschliche, sollte es bezüglich der Einordnung eigentlich keine Probleme geben, die sich durch Kommunikation lösen lassen.

      Gentledom schrieb:

      Für mich liegt eine missbräuchliche Nutzung des Safewords dann vor, wenn dieses nicht als Reißleine genutzt wird, um einer Situation zu entkommen, die einen dauerhaften Schaden bei der Psyche, am Körper oder auch der Beziehung verursacht, sondern aus Bequemlichkeit heraus. Wobei man hier sagen muss, jeder betreibt sein BDSM auf eine andere Art und Weise, wer das Safeword als Schutz vor allem sieht das er unangenehm findet, nun auch das kann eben eine Art von BDSM sein, nur eben nicht die meine
      Ich sehe mich eher auf der Seite "Safeword-Nutzung ist nie missbräuchlich"

      Eher, weil es bisschen auf sprachliche Details hinausläuft, und wir wahrscheinlich insgesamt keine konträre Meinung vertreten.
      Ich würde das Safeword nicht primär als Schutzmöglichkeit sehen, um "dauerhaften Schaden bei der Psyche, am Körper oder auch der Beziehung" zu vermeiden. Sondern allgemeiner: als Werkzeug (vorerst) das Einverständnis zu für weitere Handlungen eindeutig zu entziehen.

      Kann das strategische Limitieren des Handlungsspielraums des Doms gewisse Formen des BDSMs auf den Kopf stellen?
      Ja, definitiv.
      Kann die Nutzung des Safewords zum Entzug von Konsens missbräuchlich sein?
      In meinen Augen nein. Wenn kein Konsens mehr besteht: dann muss das klar kommuniziert werden. Und selbst wenn der Konsens entzogen wird um zu zeigen wer hier eigentlich die Kontrolle hat oder weil keine Lust besteht- es wurde genutzt, um ab diesem Punkt fehlende Einvernehmlichkeit zu kommunizieren.

      Danach kann es durchaus sinnvoll sein, nochmals zu überprüfen, ob die jeweiligen Vorstellung von BDSM kompatibel sind. Wenn Top das Gefühl der ultimativen Kontrolle will, Sub aber nicht darauf verzichten möchte das Safeword außerhalb von Situationen zu nutzen die dauerhaften Schaden verursachen, dann sind die beiden halt nicht kompatibel. Im Idealfall stellt man das natürlich vorher fest.

      Einen interessanten Aspekt den ich inzwischen mehrfach gelesen habe, ist die Abnutzung des Safewords.
      Wie man sich vielleicht denken kann, passt ein Abnutzungseffekt nicht wirklich zu meiner Auffassung des Safewords. Für mich wäre es zudem selbstverständlich, nachdem das Spiel abgebrochen wurde, sich zu erkundigen, ob alles in Ordnung ist. Dabei könnte ich mir einen Abnutzungseffekt vorstellen, auch wenn das sehr bedauerlich wäre.
      Daher an alle die etwas in diese Richtung erwähnt haben: Was genau meint ihr damit?