Ab wann ist die Nutzung des Safewords missbräuchlich?

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      Sahnetoertchen schrieb:

      Wieso geht es nur um physische Gefahr?Mein Dom und ich spielen aufgrund unserer physischer Entfernung häufig über verbale Kommunikation und es kam auch schon vor, dass ich in ein Gefühl gerutscht bin, dass mir psychisch geschadet hat.
      Ein Safeword ist ja nicht nur für physische Belange gedacht, sondern auch für Situationen indem Sub sich psychsisch gefährdert fühlt.
      Das würde ja auch bedeuten, dass nach deiner Definition Sub das Safeword nicht im demütigenden Kontext ohne physische Interaktion nicht nutzen dürfte, da es ja nur verbal stattfindet.
      Tut es nicht, wo habe ich das behauptet? Der von Dir gezogene bzw. mir damit unterstellte Schluss ist daher nicht richtig. Natürlich gilt das in gleicher Weise für physisch wie psychisch. Es gibt auch keine Situation, wo sub das nicht gebrauchen DARF. Dass das - abgesehen von der zwingenden Folge des Abbruchs - auch weitere Folgen haben KANN, wenn es auf der anderen Seite als missbräuchlich angesehen wird, muss aber ebenso akzeptiert werden.

      Und ich bleibe dabei: Safewords über zeitverzögerte (!), indirekte Kommunikationskanäle zu äußern, ist absurd! Die Natur des Safewords erfordert eine direkte, verzögerungsfreie und zuverlässige (!) Kommunikation, denn der einzige Sinn und Zweck besteht darin, einen SOFORTIGEN Abbruch zu bewirken (und nicht eine Verhaltensänderung, die KEIN Abbruch ist). Das muss nicht unbedingt eine physische Vor-Ort-Kommunikation sein, es würde auch Telefon, Skype etc. gehen. Nicht aber Textnachrichten, wo es absolut möglich ist, dass der Empfänger es verspätet oder auch gar nicht empfängt, sei es aus technischen Gründen oder weil das Handy auf lautlos steht, irgendwo rumliegt oder oder oder!

      Nicht umsonst könnt ihr zum Thema Safeword bzw. -Signal überall lesen, dass es Grundvoraussetzung ist, dass sub es jederzeit ohne Verzögerung aussenden und Dom es jederzeit sofort und zuverlässig wahrnehmen kann. Irgendein kompliziertes, schwer auszusprechendes Word mit Knebel? Doofe Idee! Schaumstoffball loslassen? Doofe Idee, der rollt ganz flott mal irgendwohin, macht dabei nichtmal Krach und Dom sieht evtl. nur die geballte Faust und denkt: alles in Ordnung. Könnte man länglich fortsetzen...

      Und daher bleibe ich dabei: Whatsapp dafür zu nutzen, führt den Sinn und Zweck eines Safewords völlig ad absurdum!
      Power is nothing without control.

      Trust me, I know what I'm doing!

      Bedenke den Spaß...

      DerekReign schrieb:


      Und ich bleibe dabei: Safewords über zeitverzögerte (!), indirekte Kommunikationskanäle zu äußern, ist absurd! Die Natur des Safewords erfordert eine direkte, verzögerungsfreie und zuverlässige (!) Kommunikation, denn der einzige Sinn und Zweck besteht darin, einen SOFORTIGEN Abbruch zu bewirken (und nicht eine Verhaltensänderung, die KEIN Abbruch ist). Das muss nicht unbedingt eine physische Vor-Ort-Kommunikation sein, es würde auch Telefon, Skype etc. gehen. Nicht aber Textnachrichten, wo es absolut möglich ist, dass der Empfänger es verspätet oder auch gar nicht empfängt, sei es aus technischen Gründen oder weil das Handy auf lautlos steht, irgendwo rumliegt oder oder oder!


      Und daher bleibe ich dabei: Whatsapp dafür zu nutzen, führt den Sinn und Zweck eines Safewords völlig ad absurdum!
      Nein, das sehe ich anders.
      Ich habe das Safeword bis jetzt nur zwei mal gebraucht.
      Einmal brachte mich der meine durch eine überraschende, nicht gefährliche Handlung dazu. Es war am Beginn unserer Beziehung und er fand es nicht schlimm, dass ich es sagte, sondern lobte auch. Ich habe mich etwas geschämt, aber daraus gelernt.

      Beim zweiten Mal habe ich es über WhatsApp geschrieben. Wir waren fast nur auf diese Kommunikation beschränkt für eine Zeit und hatten daher regen Kontakt darüber.
      Es kam dabei zu einer sich aufbauenden Situation, mit der ich nicht klarkam im Kopf (angedrohte Strafe) und obwohl ich mich zunächst beugen wollte, da ich ja sub bin, rebellierte plötzlich mein ganzes Bewusstsein. Als ich das Wort schrieb, war ich im ersten Moment erleichtert und es führte zu einer klärenden Kommunikation.
      In jenem Moment war das Wort mein Rettungsanker. Ich bin im Denken zum Teil recht anders gestrickt und das ist auch für meinen Partner nicht leicht. Mit dem Wort brachte ich ihn dazu zu erkennen, dass da etwas furchtbar schief lief und er konnte mit einem anderen Mindset das Gespräch fortführen.

      Just my two cents...
      Ich denke, also spinne ich.
      Das geht für meinen Geschmack jetzt langsam zu weit off-topic. Ich würde zwar gern verstehen (und tue es bisher einfach nicht), warum in den geschilderten Situationen anstelle eines einfachen "Du, ich muss mal reden" unbedingt das (wie ich finde, dafür ungeeignete und nicht gedachte) Safeword herhalten muss. Wie man zumindest einigen Schilderungen entnehmen kann, hat das Nutzen des Safewords ja nicht unbedingt immer so funktioniert, wie es von dem, der es nutzte, gewollt war, so wie es sich liest, hätte es teils auch gehörige schiefgehen können. Ich fühle mich dadurch bestätigt, dass es dafür andere/bessere Lösungen geben müsste. Aber das würde dann wohl noch weiter off-topic führen, da es mehr mit Eintauchen in den/Auftauchen aus dem BDSM-Mindspace zu tun hätte.

      Mein Fazit, bevor ich mich hier aus dem Thema zurückziehe (weil ich mich irgendwie angegriffen fühle, so wie hier teils geantwortet wird):

      1) Das Safeword ist IMMER zu beachten, Punkt. Das würde ich übrigens auch oder sogar erst recht dann tun, wenn ich es für an der Stelle/über den Kommunikationskanal völlig falsch hielte, schon weil das ja einen Grund haben muss. Vielleicht ist das auch so, weil ich noch nie erlebt habe, dass frau mir gegenüber eines benutzt hat ("Du, ich muss mal reden" hingegen schon...).
      2) Es kann missbräuchlich genutzt werden, dann ist danach darüber zu sprechen, ob und falls ja, wie es weitergeht. Über die Bewertung, wann es schon oder noch nicht missbräuchlich ist, gibt es hier divergierende Ansichten, scheinbar auch abhängig von Dom oder sub (was aufgrund der Asymmetrie dabei verständlich ist).
      3) Je komplexer die Gefühlswelt der Beteiligten und/oder die Beziehung, desto wahrscheinlicher ist es mit dem einen einzigen Safeword nicht getan, es sollten dann vielleicht eher mehrere Signalwörter für abgestufte Reaktionen vereinbart werden.

      Und verkneifen kann ich mir auch nicht, dass ich durch die Safeword-Debatte bestätigt sehe, was ich dabei gerne sage: (auf beiden Seiten funktionierende) Kommunikation ist bei BDSM unverzichtbar, Reden hat noch nie geschadet, das Fehlen davon ist nie gut...
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      Dann gebe ich meinen Senf auch mal dazu.
      Grundsätzlich bin ich auch der Meinung, ein Safeword kann erstmal nicht missbräuchlich verwendet werden. Das einzige was mir einfällt ist, wenn jemand es sagt, aber keinen Abbruch (kurzzeitig oder auch länger) wünscht. Aus welchem Grund auch immer mal da hingestellt. Aber das wäre das einzige, was meiner Meinung nach dem Nutzen und der Bestimmung des Safewords entgegen kommt.
      Denn ich empfinde das Safeword als Abbruchwort. Als ein "Hör auf, ich fühle mich nicht mehr wohl", was sofort befolgt wird, ohne groß Reden schwingen zu müssen. Einerseits ist es für mich ein Sicherrungswort im Kernsinne, wie es hier auch viele andere verstehen (Psychischen und physischen Schaden abwenden, der anders nicht gemerkt oder behoben werden könnte) .
      Aber es ist auch ein unkompliziertes Wort zum Abbruch, egal aus welchen Grund, wenn man nicht in der Lage ist, die Bdsm-Ebene oder die Handlung anderweitig zu beenden (Blicke und die Lage fühlen, reden, Gesten, etc.) und man einfach so aus der Situation raus kommt.
      Und ich weiß, dass ich mit diesem Ansatz nicht die Masse vertrete. Dass viele Leute es bei "Ich habe keine Lust" als Missbrauch sehen würden. Aber ich tue es ganz und gar nicht.
      Unser Safeword ist auch "VORNAME, Stopp!". Und dann ist Stopp, sofort. Egal warum. Und man hat immer das Recht dazu. Auch wenn man "nur" merkt, dass einem auf einmal überhaupt nicht mehr danach ist und man das einfach auch so sagen könnte und dann aufhören. Aber das ist das Signal "Ich meine es ernst. Hör auf, mit dem, was du gerade tust. Begegne mir auf Augenhöhe. Sieh hin. Sofort und solange, bis etwas anders besprochen wurde". Und DANN kann man reden, kuscheln, alles Mögliche. Und nachdem das Problem aus der Welt geschafft wurde, auch wieder vielleicht weitermachen.
      Das Safeword galt bisher bei mir und meinen bisherigen Spielpartnern auch immer für alle beteiligten Seiten. Wenn der Top aufhören wollte, aus irgendeinem Grund vielleicht nicht mehr den Bottom sich unterwerfen sehen wollte, nicht mehr befehlen konnte, die Situation nicht mehr händeln konnte, weil ein Fehler passiert ist, dann war es für ihn genauso wie für den Bottom erlaubt, das Safeword zu verwenden.
      So ein Wort nutzt sich nicht ab. "Stopp" nutzt sich nicht ab, egal ob man gerade wirklich nicht gekitzelt werden will oder ob man Physisch abkackt, weil ein Trauma getriggert wurde. Einfach, weil die Bedeutung intuitiv ist.
      Und wenn man Bock auf Rapegame etc. hat, dann kann man vorher nochmal klar machen, dass im Gegensatz zum Safeword sowas wie "Nein, ich will das nicht". "Lass mich in Ruhe, geh weg" und sowas zum Spiel gehören. Aber bei "VORNAME, Stopp" sofort Abbruch ist.
      Wenn man aufhören will, will man aufhören. Und ich finde es nicht verwerflich, da einfach sein Safeword ganz unkompliziert zu verwenden, anstatt erst groß erklären zu müssen. Das kann man nach dem Abbruch ja immer noch tun :pardon: .

      Kommunikation ist ne verdammt coole Sache. Wenn es auch ohne das Safeword alles läuft, Sachen im Vorherein, zwischendurch und im Nachhinein geklärt werden, ist das der Burner und auf jeden Fall der sicherste und angenehmste Weg. Aber wenns schnell gehen soll, dann gilt für mich einfach das Safeword. Und das ist dann für mich nie ein Missbrauch.
      Ich habe mir nicht den gesamten Thread durchgelesen, nur überflogen. Aber um auf die Eingangsfrage zu antworten.

      Für MICH ist es missbräuchlich, wenn ich es nutzen würde, nur weil ich um etwas rumkommen möchte, was mir gerade nicht behagt.
      Nutzen würde ich es, wenn ich mir sicher wäre, dass ich einen ernsten psychischen, oder physischen Schaden davontragen würde.

      Io_ schrieb:

      @Wingardium

      Warum reicht es nicht, wenn du solche Schäden für möglich hälst?
      Ich kenne mich gut genug um zu wissen, was mir gut tut und was nicht.
      Die letzten Jahre habe ich mich viel mit mir selber beschäftigt und mich immer besser kennengelernt.

      Ich kann aber jeden verstehen, der sein Safewort früher nutzt, als ich es tun würde. Da muss jeder seinen Weg finden.
      Also ich bin der Meinung, dass ein Safeword sehr wohl missbräuchlich verwendet werden kann à la ich hab jetzt grad keine Lust darauf…
      Was ja eigentlich der Definition der Nutzung eines Safewords nicht entspricht…
      Ergo wird das Safeword von Sub „missbraucht“

      Jetzt kommt aber das grosse ABER: Dessen kann sich Dom während der Session nie sicher sein und deshalb ist ein Safeword immer ernst zu nehmen und entsprechend zu reagieren.

      Wenn ich jedoch dominant wäre und mir dies öfter auffallen würde, dass das Safeword zweckentfremdet wird, würde ich die Beziehung wohl beenden.
      Ein Safeword ist dazu da, die Session abzubrechen oder zumindest zu pausieren. Was genau der Sinn und Zweck ist, kann doch jeder bitte selbst festlegen.

      Für mich ist im BDSM erst mal Konsens wichtig. Und wenn kein Konsens mehr vorliegt, darf und sollte man meiner Meinung nach auch das Safeword sagen. Wann kein Konsens mehr vorliegt, ist aber total unterschiedlich. Nicht jeder lebt/spielt im Metakonsens. Sub muss auch nicht pauschal immer bis ans Äußere gehen, bis sie das Recht hat, die Session abzubrechen. Vielleicht passt auch die Stimmung grade einfach nicht (mehr) und Sub möchte deswegen keine Session (mehr). Oder eine Praktik würde die Stimmung vermiesen. Oder oder oder.

      Was und wie viel Sub ertragen will, muss Sub selbst wissen. Ich persönlich finde es völlig legitim, wenn Sub das Safeword nutzt, weil er/sie auf etwas schlicht keine Lust hat. Dann ist eben nicht mehr genug Konsens da und fertig.

      Ich würde mich dann nur fragen, ob man denn wirklich ein Safeword braucht oder ob „Nein“ und „Stopp“ nicht ausreichen. Wenn man diese Worte aber gerne im Spiel sagen möchte, weil es einfach kickt, halte ich ein Safeword oder Ampel-Code schon für sinnvoll.

      Letztendlich ist es vor allem aber eine Frage der Absprachen. Wenn man das Safeword dann anders benutzt, als es angesprochen war, dann würde ich ggf. auch von einer missbräuchlichen Nutzung reden. Wann und unter welchen Voraussetzungen das ist, halte ich aber für höchst individuell.
      ~*~ Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen! ~*~
      (Oliver Wendell Holmes)

      WaterLily schrieb:

      Ich persönlich finde es völlig legitim, wenn Sub das Safeword nutzt, weil er/sie auf etwas schlicht keine Lust hat. Dann ist eben nicht mehr genug Konsens da und fertig.
      Und das wiederum hängt sicher auch vom Beziehungsmodell ab und wie ernst man es mit der Machtverteilung nimmt. Wenn man bspw. eine Beziehung führt, in der man sich generell auf EPE geeinigt hat, wäre 'Och nö, da hab ich gerade keine Lust drauf' in meinen Augen keine legitime Begründung dafür, dass Sub das Safeword nutzt. Warum? Weil es dann kein EPE mehr wäre, denn dabei überträgt man Dom die volle Macht und Kontrolle darüber, was 'im Bett' passiert (natürlich unter Berücksichtigung eventueller Tabus und Grenzen).

      Ich würde ein Safeword nur nutzen, wenn ich wirkliche Bedenken hätte, dass Dom etwas tun könnte, was mir schadet - und das hängt zum einen mit meiner körperlichen Unversehrtheit und zum anderen mit - und damit ganz besonders - meinem seelischen Befinden zusammen.

      Nicht nutzen würde ich es, um die Situation nach Lust und Laune besser kontrollieren zu können und in eine Richtung zu lenken, auf die ich gerade am meisten Lust habe, denn dann bräuchte ich keine Beziehung mit Machtgefälle zu führen.
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.

      WaterLily schrieb:

      Vielleicht passt auch die Stimmung grade einfach nicht (mehr) und Sub möchte deswegen keine Session (mehr). Oder eine Praktik würde die Stimmung vermiesen. Oder oder oder.

      Was und wie viel Sub ertragen will, muss Sub selbst wissen. Ich persönlich finde es völlig legitim, wenn Sub das Safeword nutzt, weil er/sie auf etwas schlicht keine Lust hat. Dann ist eben nicht mehr genug Konsens da und fertig.
      Dann wird das Safeword zum Playword und führt das Safe ad absurdum.
      Du schreibst selbst, bei einer derart gelagerten Beziehung würde dann ein schlichtes Nein oder keine Lust mehr ausreichen um die Session zu beenden.

      Im allgemeinen Verständnis wird das Safeword (daher ja auch der Name) als Ultima Ratio genutzt, also wirklich um Schaden (ob nun seelisch oder körperlich) abzuwenden. Spielt man damit kann der Schuss dann im Zweifel auch mal nach hinten los gehen weil Dom nicht mehr einschätzen kann ob jetzt wirklich nur ein Fünkchen "keinen Bock mehr" gemeint ist oder er sich wirklich an einer Grenze befindet.

      Ist ein bisschen so wie SOS nutzen um mal zu sehen was passiert.

      Kurz, gibt einfach Dinge mit denen spielt man nicht oder zumindest nicht ohne sich selbst einem nicht einschätzbaren Risiko auszusetzen.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall

      Zofe schrieb:

      Wenn man bspw. eine Beziehung führt, in der man sich generell auf EPE geeinigt hat, wäre 'Och nö, da hab ich gerade keine Lust drauf' in meinen Augen keine legitime Begründung dafür, dass Sub das Safeword nutzt. Warum? Weil es dann kein EPE mehr wäre, denn dabei überträgt man Dom die volle Macht und Kontrolle darüber, was 'im Bett' passiert (natürlich unter Berücksichtigung eventueller Tabus und Grenzen).
      Oh, das seh ich noch ein ganz klein wenig anders.
      Ich denke, auch in solchen Beziehungen hat Sub das Recht, ein Safeword zu nutzen,
      allerdings habe ich vollstes Verständnis dafür, wenn hinterher ein deutlich klärendes Gespräch notwendig ist oder sogar die Beziehung beeendet wird, weil die vorher abgesprochene Ebene zwischen beiden nicht mehr stimmt.

      Der Notausgang muss immer offen sein und wer kann schon voraussehen, ob er/sie wirklich IMMER in der Lage ist, die vorher abgesprochene Machtabgabe auch verkraften zu können?

      Nachtrag: Manchmal kann Sub das evtl. auch nicht anders begründen, als mit "mir fehlt gerade die Lust dazu" oder "es kickt mich gerade nicht".
      Die Gründe für die Unlust sind dann nicht immer auf den ersten Blick erkennbar.
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Bei uns ist eine Nutzung des Safewords so wie WaterLily es beschrieben hat, okay und richtig. Wenn ich keine Lust auf BDSM habe, und wir aus irgendeinem Grund damit begonnen haben, dann ist es okay, wenn ich es damit abbreche. Wir haben in der Beziehung kein "Recht auf Benutzung des Anderen" festgelegt und machen kein EPE.
      Ich finde nicht, dass unsere Verwendung des Safewords missbräuchlich ist ^^

      Aber wenn Andere sich ihr BDSM anders vorstellen, voll okay. Man kann sich einvernehmlich andere Regeln aufstellen, so wie wir unsere gewählt haben.

      WaterLily schrieb:

      Was genau der Sinn und Zweck ist, kann doch jeder bitte selbst festlegen.

      WaterLily schrieb:

      Letztendlich ist es vor allem aber eine Frage der Absprachen. Wenn man das Safeword dann anders benutzt, als es angesprochen war, dann würde ich ggf. auch von einer missbräuchlichen Nutzung reden. Wann und unter welchen Voraussetzungen das ist, halte ich aber für höchst individuell.

      Zofe schrieb:

      Und das wiederum hängt sicher auch vom Beziehungsmodell ab und wie ernst man es mit der Machtverteilung nimmt.
      @Zofe
      Was ihr beide geschrieben habt, widerspricht sich doch gar nicht, oder? WaterLily hat in ihrem Beitrag doch den Raum für EPE eingeräumt, ebenso wie du es direkt danach forderst?

      Hera schrieb:

      Dann wird das Safeword zum Playword und führt das Safe ad absurdum.
      Du schreibst selbst, bei einer derart gelagerten Beziehung würde dann ein schlichtes Nein oder keine Lust mehr ausreichen um die Session zu beenden.

      Im allgemeinen Verständnis wird das Safeword (daher ja auch der Name) als Ultima Ratio genutzt, also wirklich um Schaden (ob nun seelisch oder körperlich) abzuwenden.
      Ein "Nein" würde nicht ausreichen, wenn ich es einfach so gerne in Sessions verwende, ohne einen Spielabbruch anzustreben. Das ist ja der Sinn eines Safewords, dass es nicht missverständlich ist.

      Ich verstehe den Aspekt des Abnutzens nicht und warum "meine Nutzung" minderwertig sein soll.
      Wir haben nicht vereinbart, dass mein Partner z.B. Sex/BDSM mit mir haben darf wann immer er will, unabhängig davon ob ich Lust habe. Es gibt einen Weg, einfach und klar zu sagen, dass es gerade kein Einverständnis für folgende sexuelle/BDSM Handlungen gibt: das ist es das Safeword.
      Was wäre es, wenn mein Partner entgegen Abmachungen und gegen meinen Willen Sex mit mir hat?
      Eine Vergewaltigung.
      Inwiefern ist die Nutzung des Safewords dann keine Abwendung eines seelischen Schadens?

      Der Unterschied ist doch alleine: Wie weit ist man bereit irgendwas (evtl. gegen den Willen) mitzumachen? An dem Punkt, wo man ernsthaft nicht mehr mitmachen will, besteht das Potential für seelischen Schaden, wenn man zu mehr gezwungen wird.
      Wie man seine Grenzen setzt, ist individuell unterschiedlich und solange Einigkeit in der Beziehung besteht okay so.

      Jetzt kann man natürlich argumentieren, wenn wir nur BDSM betreiben, wenn ich auch Lust darauf habe, dann sind wir keine "richtigen" BDSMler. Meinetwegen, nur zu ;)
      Für mich ist ein Safewort für den Notfall da. Ein "Sub hat heute keine Lust auf dies oder jenes" ist für mich kein Notfall.
      Würde ich dies quasi zulassen, dann würde ich Sub die Möglichkeit geben das Spiel zu kontrollieren, sie könnte das Machtgefälle umdrehen.

      Ich will nicht dass Sub mich kontrollieren kann.
      Ich will nicht dass sie auch nur auf die Idee/den Gedanken kommt sie könnte mich kontrollieren.
      Und das mache ich ihr auch klar, das soll sie spüren. Das gehört zu unserem Spiel.

      Was sich nun so strikt anhört ist es natürlich auch nicht. Ich bin in der Regel empathisch genug um zu merken wie bei Sub die Stimmung ist, und dann entscheide ich individuell ob mir mein Spaß wichtiger ist, ob es eine Machtdemonstration sein soll usw..
      Und für den Anfang biete ich Sub immer zusätzlich zum Safewort den Ampelcode an, evtl etwas modifiziert oder sogar erweitert.
      Ich hätte dann gerne ein Safeword, wenn es Zeit ist, den Müll runterzubringen. Gern als Abo :ironie:
      Absprachen sind individuell und wenn es für beide passt = super! Ich würde daher niemandem sein BDSM absprechen.

      Aber für mich wäre es bei einer so umfänglichen Nutzung des Safewords keins mehr, da ich dann kein Machtgefälle mehr spüren würde.

      Wenn ich mir vorstelle, ich wäre Dom, würde es jegliche Lust weitestgehend auflösen. Es käme mir vor, wie ein sehr üppig gefülltes Minenfeld, das ich dann doch lieber nicht betrete.

      Aber die Diskussion führt mir vor Augen, wie wichtig eine Klärung von Begrifflichkeiten innerhalb einer wie auch immer gearteten Beziehung ist.
      Nur um meine Stimmung auszudrücken ob mir etwas gefällt oder nicht, da sehe ich es völlig fehl am Platz, ein Safeword einzubringen. Unser Safeword ist, wie schon der Name sagt für den absoluten Notfall, daher auch sehr speziell gewählt, damit es in einer Session auch wirklich klar wird. Habe ich zu etwas keine Lust, gefällt mir evtl etwas nicht habe ich durchaus die Möglichkeit das zu kommunizieren und Mylord entscheidet dann dem entsprechenden mit Empathie und Feingefühl, ganz einfach, ich würde also nie auf die Idee kommen, dass Safeword für meine Gunsten auszulegen damit ich evtl meine Comvortzone nicht verlassen muss. Das entspricht schließlich nicht dem Grundgedanken und schluss endlich verliert es damit auch die Wirkung und führt daher auch nur zur Unsicherheit meines Herrn, denn er könnte ja mich und mein ich nicht mehr wirklich einschätzen und lesen. Bis jetzt ist es aber auch so das ich es nie nutzen musste, was mich froh macht, mir aber auch zeigt wie gut wir miteinander umgehen, Mylord hat auch ein sehr genaues Auge auf mich und grade zu Anfang sind wir eh lieber etwas vorsichtiger und arbeiten uns langsam und Step für Step an alles ran, so entsteht auch bei mir enormes Vertrauen zu ihm, weil ich dadurch lerne das er nichts übertreibt. Ob ich bei ihm jemals das Saveword nutzen werde...... Ich glaube eigentlich nicht. Dafür fühle ich mich bei ihm viel zu sicher und zu gut aufgehoben. Aber, es gibt eins und auch das ist gut so.

      Rehlein schrieb:

      Ich verstehe den Aspekt des Abnutzens nicht und warum "meine Nutzung" minderwertig sein soll.
      Wir haben nicht vereinbart, dass mein Partner z.B. Sex/BDSM mit mir haben darf wann immer er will, unabhängig davon ob ich Lust habe. Es gibt einen Weg, einfach und klar zu sagen, dass es gerade kein Einverständnis für folgende sexuelle/BDSM Handlungen gibt: das ist es das Safeword.
      Was wäre es, wenn mein Partner entgegen Abmachungen und gegen meinen Willen Sex mit mir hat?
      Eine Vergewaltigung.
      Inwiefern ist die Nutzung des Safewords dann keine Abwendung eines seelischen Schadens?
      ???? Ich habe weder Abnutzung geschrieben noch Minderwertigkeit ins Spiel gebracht, verstehe also nicht mal annähernd, wie Du darauf kommst, gerade weil Du doch sonst so exakt bist ?( .

      Wenn Ihr dann doch vereinbart habt, dass es eben keine dauerhafte Nutzung geben soll, dann sollte es doch jedes Mal wieder einen Konsens geben und bei Nein heute dann nicht, sehe ich gerade in solcher Konstellation ehrlich gesagt nicht, warum bei Unlust ein Nein nicht ausreichen sollte?

      Rehlein schrieb:

      Der Unterschied ist doch alleine: Wie weit ist man bereit irgendwas (evtl. gegen den Willen) mitzumachen? An dem Punkt, wo man ernsthaft nicht mehr mitmachen will, besteht das Potential für seelischen Schaden, wenn man zu mehr gezwungen wird.
      Wie man seine Grenzen setzt, ist individuell unterschiedlich und solange Einigkeit in der Beziehung besteht okay so.
      S. o. bei Eurer Konstellation müsste ja der Konsens immer wieder neu abgeklärt werden. Verstehst Du was ich meine?

      Rehlein schrieb:

      Jetzt kann man natürlich argumentieren, wenn wir nur BDSM betreiben, wenn ich auch Lust darauf habe, dann sind wir keine "richtigen" BDSMler. Meinetwegen, nur zu
      Bisschen polemisch, auch das hat niemand behauptet. Warum sollte man auch. Dennoch muss es ja erlaubt sein mal nachzufragen um zu verstehen.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall
      Ein Safeword ist, für mich, wie der Name es im Prinzip schon vorgibt.
      Ein Wort für die Sicherheit (psychisch wie physisch). Zu benutzen, wenn man denn eins hat, im absoluten Notfall.
      Nix weil "mimimi ich hab keine Lust".
      Im Ende, meines Erachtens nach, sollte es bestenfalls nicht in meiner Hand liegen eine Session/Alltagshandlung abzubrechen.
      So sehe ich das.

      Wie jeder einzelne das handhaben möchte liegt im ermessen jeden Paares und deren Konsens.
      Bei dem Satz von @Hera bin ich grade hängen geblieben:
      „bei Eurer Konstellation müsste ja der Konsens immer wieder neu abgeklärt werden. Verstehst Du was ich meine?„

      Wird streng genommen der Konsens nicht immer abgeklärt werden müssen? In jeder Konstellation? Nur weil man einmal in einer bestimmten Situation ja gesagt hat, heißt es nicht, dass das ja immerwährende Gültigkeit hat.
      Indem mein Partner auf mich achtet während einer Session, wird doch auch der Konsens immer mit überprüft?

      Auf eine andere Art als bei einer Grundlagendiskussion bei der die „großen“ Grenzen festgelegt werden. Mehr Richtung Fein- und Feinstabstimmung.

      Ein wenig nachdenklich macht mich das was ich zum Testen von subseite aus lese. Denn im Prinzip ist BDSM doch ein sehr starkes beidseitiges Austesten und Ausloten und Verschieben von Grenzen. Und testen, wie etwas bei dem Gegenüber ankommt, tun eben nicht nur dominante Menschen.
      Auch auf der anderen Seite wird gegengecheckt, wie sich der Partner verhält und Reaktionen werden beobachtet. Das ist sogar im Sinne der Sicherheit super wichtig für mich zb.

      Sicherheit in einer Beziehung und beim zwischenmenschlichen Umgang ist so viel mehr als nur ein Safeword. Bis man sich wirklich sicher fühlt, finden im Prinzip hunderte von Tests auf vielen unterschiedlichen Ebenen statt.

      Bei meinem letzten Beziehungsversuch haben wir gar keines vereinbart - es war mir überhaupt kein Bedürfnis in diesem Stadium, und auch weil er so auf mich einging. Allerdings gab es diesen grundlegenden Konsens, dass wenn ich etwas nicht gleich tun konnte, es nicht an mangelnden Willen meinerseits lag. Er konnte sich darauf verlassen, dass ich so gut ich konnte, versuche hinterherzulaufen und zu gehorchen. Also etwas nicht sofort tun zu können, hat nicht bedeutet, seine Dominanz in Frage zu stellen.
      Das er sehr bewusst innerhalb einer Grauzone auf mich geachtet hat, hat mir sehr viel Sicherheit gegeben.
      Ich finde den Gebrauch des Safewords in eurem Sinne @Rehlein aber sehr interessant. Denn man könnte ein Nein als weniger ernst zu nehmende Grenze interpretieren. Da geht theoretisch noch was, man kann versuchen, zu überreden. Im BDSM Kontext. Und bei dieser Art von Verwendung weiß Dom halt gleich, das ist keine Option in diesem Moment.
      Oh, da ist ja noch was offen geblieben:

      Hera schrieb:

      ???? Ich habe weder Abnutzung geschrieben noch Minderwertigkeit ins Spiel gebracht, verstehe also nicht mal annähernd, wie Du darauf kommst
      So komme ich darauf:

      Hera schrieb:

      Spielt man damit kann der Schuss dann im Zweifel auch mal nach hinten los gehen weil Dom nicht mehr einschätzen kann ob jetzt wirklich nur ein Fünkchen "keinen Bock mehr" gemeint ist oder er sich wirklich an einer Grenze befindet.
      Ist ein bisschen so wie SOS nutzen um mal zu sehen was passiert.
      Kurz, gibt einfach Dinge mit denen spielt man nicht oder zumindest nicht ohne sich selbst einem nicht einschätzbaren Risiko auszusetzen.
      Abnutzung: Den Aspekt den du hier beschreibst, auch wenn du andere Wörter nutzt, ist nach meinem Verständnis der der Abnutzung. Wieso sollte es sonst ein Problem sein, wenn nicht dadurch, dass man deiner Argumentation entsprechend Gefahr läuft, dass der Ernst der Lage nicht erkannt wird weil es zuvor anders genutzt wurde?

      Hera schrieb:

      Dann wird das Safeword zum Playword und führt das Safe ad absurdum.
      Minderwertigkeit: Wenn die Form der Nutzung den eigentlichen Sinn "ad absurdum" führt, dann ist es eine unterdurchschnittlich gute Nutzung und eine unterdurchschnittlich gute Nutzung ist für mich gleichbedeutend mit einer minderwertigen Nutzung. Insbesondere wenn man annähme, durch die Form der Nutzung würde man ein (anderes) Risiko erhöhen, wäre es erst recht minderwertig.


      Hera schrieb:

      S. o. bei Eurer Konstellation müsste ja der Konsens immer wieder neu abgeklärt werden. Verstehst Du was ich meine?
      Ja, damit liegst du gar nicht so falsch. Wenn es keine "allgemeinen Zugriffsrechte" gibt, muss man vorher klären, ob oder wann man spielen möchte. Das machen wir in meiner Lebenspartnerschaft auch üblicherweise so explizit. Am Ende sind wir aber auch nur Menschen und es kann passieren, dass wir mal wo rein rutschen, ohne vorher drüber geredet zu haben oder ich merke erst im Spiel, dass es gerade für mich nicht funktioniert.

      Hera schrieb:

      sehe ich gerade in solcher Konstellation ehrlich gesagt nicht, warum bei Unlust ein Nein nicht ausreichen sollte?
      Ich verwende ein "Nein" aktuell nicht bedeutungslos im Spiel. Aber wir wissen beide, dass es viele Leute gibt, bei denen ein "Nein" im Spiel eigentlich ein "Ja" bedeutet. Ich weiß nicht, ob sich meine Nutzung von "Nein" ändern wird. Zusätzlich kann ein "Nein" missverstanden werden als Aufmüpfigkeit.

      Und wir haben ja bereits ein Wort als Werkzeug in unserer Beziehung etabliert, was unmissverständlich das kommuniziert, was es soll: "Spielstopp". Nicht mehr, nicht weniger.
      Deshalb verstehe ich auch nicht, was sich da Abnutzen sollte bzw. was Dom bei Nutzung einschätzen können müsste. In diesem einen Fall muss er einfach nur das machen, was ich sage und zwar das Spiel unterbrechen. Was der Grund für die Nutzung ist und wie es jetzt weitergeht, das besprechen wir direkt im Anschluss.

      "Wenn sie [Rehlein] das Safeword regelmäßig benutzt und es in ihrer Beziehung so Sinn macht"
      Ich benutze das Safeword nicht regelmäßig. Weder in dieser Nutzung, noch in der für die Mehrheit gewohnten Weise.
      Aber die Nutzung auf diese Art und Weise macht absolut Sinn und ist für uns eine 100% korrekte und berechtigte Weise das Safeword zu nutzen.