Wie ein schlechter Anfang ein gutes Ende nehmen kann - Erfahrungen zu "Session gerettet"

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      Wie ein schlechter Anfang ein gutes Ende nehmen kann - Erfahrungen zu "Session gerettet"

      Mir liegt ein Thema am Herzen, das ich gestern so ganz unmittelbar eigentlich zum ersten Mal spüren musste bzw. durfte.

      Da wir kinderfrei hatten, war abends ein eher ausgefallenes Set geplant. Mein Herr wird im schwarzen Maßanzug erscheinen, und ich trage außer meinem Halsband gar nichts. Vorher bekam ich noch die Aufgabe, Anzug, Hemd, und u.a. die aufgezogene Armbanduhr vorzubereiten. An alles hab ich gedacht, nur nicht an die leidige Uhr :golly: Also hat mein Herr mich gestraft, mit einer Ohrfeige, so wie es zwischen uns längst abgesprochen und erwünscht ist.

      Aber aus nach wie vor unbekannten Gründen hat mich das derart aus der Fassung gebracht, dass ich vor Scham, Tränen und Selbstmitleid gar nicht mehr zu mir selbst gefunden habe. Ich saß wie ein verängstigtes Würmchen auf dem Wohnzimmerboden und wagte meine Augen nicht mehr zu heben. Im Nachhinein hat mich dieser schwarze Anzug wohl so beeindruckt, sein Gesichtsausdruck, der "MACHT" geschrieen hat, vielleicht auch der Wechsel vom Normalo-Samstag zu Session ?(
      Aber jetzt hat mein Mann etwas getan, mit dem ich eher nicht gerechnet habe: keine Strafpredigt, kein Sezieren und Zerpflücken der Situation, keine harten Worte. Er hat mich zuerst weiter ruhig auf dem Boden sitzen lassen, mein Haar gestreichelt, mir mit leiser Stimme das Angebot gemacht, über meine Gefühle zu sprechen. Aber ich konnte auch nach etlichen Minuten kaum etwas sagen, die Tränen tropften auf meine nackte Haut und ich war wie erstarrt. Er hat die Lage dann ziemlich gut eingeschätzt, und mich nach einer kurzen Abfrage meiner Verfassung übers Knie gelegt und geschlagen. Nicht zu knapp, das war wirklich schmerzhaft.
      Und damit hat sich der Schalter umgelegt, ich habe so etwas ähnliches wie Abgeltung gespürt, Erleichterung, seine warme Hand im Nacken und seine ruhige Stimme, die mich durch den Gefühlswirrwarr führt.
      Wir haben dann noch eine (BDSM- ^^ ) Doku geschaut, und er hat mich mit großer Fürsorge in eine Wolldecke gehüllt. Aber hat mir nicht erlaubt, aufzustehen, die Session leichtfertig zu beenden, einen Schlafanzug anzuziehen oder mit ihm sinnlos zu streiten!
      Im Schlafzimmer haben wir dann doch noch was von CMNF gehabt, und ich hab jeden einzelnen Schlag vom Rohrstock genossen :paddel2:

      Dieses Erlebnis hat mich sehr beeindruckt :rolleyes: Dass eine momentan ausweglose Situation ein gutes Ende findet, dass ein Ausbrechen aus den eingeübten Verhaltensmustern die Wende bringen kann und nicht zuletzt, dass mir persönlich Güte gepaart mit Strenge am besten Ruhe bringt.
      Heute früh konnten wir das alles nachbesprechen, und ich hab auch mal wieder ganz neue Einblicke gewonnen, wie mein Mann sich dabei fühlte, was ein Anzug in ihm so auslöst und wie wir ein ähnliches Set etwas besser anlaufen lassen können.

      Ich bin gespannt auf eure Berichte, ob ihr sowas auch schon erlebt habt? Welche Rituale, Verhaltensweisen, Ideen habt ihr, wenn die Stimmung kippt? Habt ihr auch die Erfahrung gemacht, dass ein Abbruch der Session gar nicht unbedingt das beste Mittel sein muss?

      Eine letzte Bitte hätte ich noch: ich würde es sehr schade finden, wenn mein Beitrag (oder die noch folgenden) endlos in Einzelheiten zerlegt wird, warum jetzt der eine dies oder die andere das getan oder nicht getan hat :rot: Ich würde euch einfach gern einladen, zu erzählen, welche überraschenden Worte oder Handlungen das gute Ende doch noch herzaubern konnten :love:
      Du gibst meinem Suchen ein Finden, meiner Liebe schenkst du fruchtbaren Boden, meinen Ungehorsam bezwingst du mit Güte, mein Lachen findet sich wieder in deinen Augen, und meiner Sehnsucht, Herr, gibst du Heimat.
      Oh ja, da fällt mir doch auch direkt etwas ein....

      Wir waren auf einer Play-Party, wo auch ein Fotograf anwesend war, der kostenlos ein paar Fotos machte, wenn man es denn wünschte. Wir haben uns dann vorher überlegt, dass es total toll wäre, wenn ich da liege, brennende Teelichter auf meinem Körper, die er dann mit der Bullwhip ausschlagen sollte.

      Gesagt - getan. Das Setting wurde vorbereitet, der Fotograf war bereit. Ich lag da, die Teelichter auf mir drauf.... Was wir nicht bedacht hatten: Bisher haben wir solche Spielchen gemacht, wenn ich warm und schon leicht unter Endorphinen war. Das war hier natürlich nicht der Fall.

      Es hat einfach nur höllenmäßig weh getan. Aber egal. Da bin ich dann irgendwie durch.

      Aber die anschließende geplante Bullwhip-Session (ohne Fotograf) hat bei mir sofort nach dem ersten Schlag zu einem Tränenausbruch geführt, der auch irgendwie nicht mehr besser wurde. Ich liebe die Bullwhip sonst. Aber an dem Tag ging da einfach gar nichts mehr.

      Mein Mann hat das aber dann direkt gemerkt und kurz mit mir gesprochen, was denn los ist und ich hab nur unter Tränen gesagt: Ich kann heut auf die Bullwhip einfach nicht.

      Ich war fertig mit der Welt, enttäuscht über mich, dass ich uns den Abend versaue, etc......

      Er hat das ziemlich cool genommen. Hat einfach auf den Gürtel gewechselt und mir den Hintern dann halt damit versohlt. Und zwar so richtig......

      Es war dann noch eine total tolle Session und die Spuren davon hatte ich noch ziemlich lange :love:
      It´s the blackness of the night
      teaches us how to see the light
      Ja hier: Wir wollten auch einmal eine Session haben, in der er einen Anzug trägt (Smoking) und ich nackt sein sollte.

      Als er im Smoking ins Schlafzimmer kam, wo ich frisch geduscht und nackt auf ihn wartete, war ich schwer beeindruckt und überwältigt, konnte es aber aushalten, obwohl das schon heftig für mich war.

      Als er dann aber knapp befahl, ich solle aufstehen und meine Brustwarzen hart machen, hatte ich schon weiche Knie.

      Die erste Klammer war dann ungefähr 2 Sekunden an meiner Brust, dann musste ich abbrechen. Es war zuviel für mich. Ich fühlte mich so dermaßen eingeschüchtert und ganz unten, dass ich sofort einen Abbruch brauchte und meinen Mann auf Augenhöhe, der mich auffängt.

      Seitdem haben wir es nicht wieder versucht ;)
      Liebe Nachbarn, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, Familie: Ich bin entsetzt, auf was für Seiten ihr euch rumtreibt! :frech:

      Lernen durch Schmerz ist nicht angenehm, aber unglaublich effektiv... :evilfire:
      Und ich schlage erneut ein Kapitel von "Pleiten Pech und Pannen" auf.... Aber auch wenn es sich lustig anhört, wir sind an eine Grenze geraten, die mich straucheln ließ.

      Mein Mann hat am Samstag einen selbstgeschälten Holunderstecken genommen, mich ins Schlafzimmer gebeten und was sonst, er hat mich damit geschlagen. Diese etwa 20 Schläge haben meine "Wohlfühlzone" beträchtlich überschritten. Im ersten Moment war ich aufgelöst im Schmerz, mir kamen Gedanken an Flucht, Safeword, und ich war geneigt, ein riesiges Drama anzuzetteln. Darf ich das überhaupt schreiben, wenn ich gestehe: es war auch eine kaum zu bändigende Wut in mir. Auf diese verdammten Schmerzen, auf meine Sexualität, auf die Lebensweise, die ich selbst gewählt habe. Seine ausgestreckte Hand habe ich impulsiv weg geschlagen, und mich stumm und wie erstarrt auf den Rand eines Hockers gekauert.

      Letztendlich kamen dann aber doch die Tränen, ich fand mich in den Armen meines Herrn wieder, und er hat mich auf den Schoß genommen wie ein kleines Mädchen. Als ich mich beruhigen konnte, hat er die Situation aufgelöst, und ich durfte in Ruhe in die Badewanne gehen.

      Kaum abgetrocknet bin ich mit nassen Haaren zu meinem Mann geschlichen und musste mich einfach vor ihn knien. Ich habe ihn um die gleichen Schläge noch einmal gebeten. Und konnte den gleichen Schmerz plötzlich verkraften, zwar nicht genießen, aber ich habe es ausgehalten.
      Ein kleines bisschen spielte in mein Bedürfnis hinein, keine Angst vor ihm oder dem Schmerz entstehen zu lassen. Oder eine ausweglose theoretische Situation in meinem Kopf zu generieren, so dass ich "Rohrstock" sofort mit "Problem" assoziiere. Dann war auch eine Sehnsucht nach Nähe, Geborgenheit da. Und ein klitzekleiner böser Teufel namens Ehrgeiz saß noch auf meiner Schulter und flüsterte "das kannst du doch besser".

      Danach haben wir lange geredet, und mein Mann war unerbittlich in seinem Selbstverständnis, dass nicht ICH seine Schläge und seine Handlungen diktieren kann. Er wird mir nichts Unerträgliches zumuten! Aber den ganzen verbleibenden Rest bestimme nicht ich.
      Ich habe trotz einiger Erfahrung etwas Essentielles ganz neu verstanden: der Mann schlägt mich nicht zu meinem Vergnügen. Er tut es für sein Vergnügen! Im Rahmen unserer Absprache, aber ER ist es, der meinen Schmerz beherrscht.
      Von vornherein war meine Intention, mich zu unterwerfen, ausnahmslos, und auch mein körperliches Wohlergehen von ihm kontrollieren zu lassen.

      Das bringt mich leider oft an die Grenzen des Erträglichen. Mein Körper findet keinen großen Gefallen an schmerzender Haut und dem scharfen Brennen eines auftreffenden Stocks. Mein Kopf dagegen, meine Libido, wollen nichts anderes als diese körperliche Züchtigung, durch die er Macht über meinen Willen demonstriert.
      Meine Sexualität hat wenig mit einer romantischen Blumenwiese zu tun. In seltenen Sternstunden erblüht eine einzelne Rose, aber da sind auch viele Dornen, Brennesseln und finsteres Gestrüpp. Ich sehne mich nach dem Wissen, dass er mich plagen und leiden lassen kann, und versuche das Wenige zu ertragen, das überhaupt mangels masochistischer Neigung möglich ist. Was wünschte ich mir nicht schon, eine rustikale Freude am Draufhauen zu empfinden, so dass mein Mann ungehindert seiner Leidenschaft nachgehen kann.
      Aber ich bin auf eine schwer verständliche Art empfindlich und empfindsam, und doch ist auch der Drang in mir, Grenzen auszuloten, mich unterwerfen und besiegen zu lassen. Auf eine sehr ernsthafte Weise, da ich nichts brattiges und aufmüpfiges in mir spüre.

      Bitte verurteilt mich nicht für diese offenen Worte und meine (zu?) strenge Auffassung, dass meine Beziehung für mich kein Wunschkonzert ist. Selbstverständlich will ich niemand verleiten, sich selbst oder seine/n Partner/in schrecklich zu quälen oder sich auf eine ungesunde Art zu unterwerfen.
      Aber ich wollte einmal erklären, dass meine widersprüchlichen Gefühle auch ein Teil unserer erfüllten und harmonischen Beziehung sind.
      Obwohl ich mich schwer tue mit Schmerzen, leben wir gemeinsam unsere passgenaue Art von SM aus. Und obwohl in mir gelegentlich Zorn, Angst, Bitterkeit toben, fühle ich mich sicher.
      Mein Mann macht, dass ich mit mir selbst versöhnt bin. Und damit macht er mich frei <3
      Du gibst meinem Suchen ein Finden, meiner Liebe schenkst du fruchtbaren Boden, meinen Ungehorsam bezwingst du mit Güte, mein Lachen findet sich wieder in deinen Augen, und meiner Sehnsucht, Herr, gibst du Heimat.
      Danke für deine offenen Worte.

      Und ICH glaube, wer dich für diese verurteilt, hat BDSM noch nicht ganz verstanden.

      Ein " für mich wäre das nichts, aber wenn es für dich passt" ist O.K., aber ein " das geht ja gar nicht" , wäre für MICH daneben. :yes:
      Die Frauen kosten uns achtzig Prozent unserer Kraft, aber ohne Sie hätten wir gar keine.


      Dieter Noll, "Kippenberg"

      Black Velvet schrieb:

      Das bringt mich leider oft an die Grenzen des Erträglichen. Mein Körper findet keinen großen Gefallen an schmerzender Haut und dem scharfen Brennen eines auftreffenden Stocks. Mein Kopf dagegen, meine Libido, wollen nichts anderes als diese körperliche Züchtigung, durch die er Macht über meinen Willen demonstriert.
      diesen Zweispalt kenne ich auch nur zu gut.......und es ist gar nicht leicht das auszuloten.

      Black Velvet schrieb:

      Und obwohl in mir gelegentlich Zorn, Angst, Bitterkeit toben, fühle ich mich sicher.
      das ist das Wichtigste in meinen Augen :thumbsup:

      Vielen Dank für Deine Gedanken :blumen: - so allein bist Du damit gar nicht.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Ich finde alles was Du schreibst sind nicht Pannen, sondern Erlebnisse welche auch zu meinem BDSM gehören. Dieser Zwiespalt, die Wut, das Gefühl dass jetzt gerade alles nicht aushaltbar ist, aber trotzdem hinzuhalten... Ich vermute das kennen ganz viele Subs. Das gehört zum Emotionscocktail den BDSM auslöst. Es gibt schöne, intensive Erlebnisse in der "Wohlfühlzone" (damit meine ich nicht, dass es in der Wohlfühlzone nicht auch sehr hart zur Sache gehen kann, sondern einfach eine Session in der es dauerhaft fliesst und Sub hauptsächlich geniesst). Und dann gibt es auch Momente in welchen es rumpelt, welche aber plötzlich, oder manchmal auch erst im Nachhinein trotzdem wunderschön sind, weil sie Schleusen geöffnet und Emotionen freigesetzt haben. Andere Emotionen, aber trotzdem auch sehr tiefe Emotionen. Heulen wie ein Schlosshund kann sehr befreiend sein, auch wenn der Auslöser oder der Weg dahin vielleicht anders als gedacht oder gewünscht war.
      Besondere Menschen erkennst Du darin, dass sie Dich berühren ohne die Hände zu benutzen