Siezen der Eltern (ausgegliedertes Thema)

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      zaya schrieb:

      Ebenso wie unsere Gefühlsebene da zu ist und welche Vor- und Nachteile daraus entstehen können.
      Alles hat Vor-und Nachteile. Letztlich mag die Verwendung hiervon ein wenig Distanziert erscheinen oder extrem höflich, jedoch vergisst man in unserer Zeit auch ganz gerne das es noch nicht so lange her ist, dass Kinder Ihre Eltern Sie #zen mussten. Es mag Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig sein aber generell hat das durchaus etwas.
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !

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      Siezen der Eltern (ausgegliedertes Thema)

      Thema ausgegliedert.

      Vergleiche bei BDSM mit Kinder oder auch Tiererziehung sind immer problematisch, auch wenn sie durchaus berechtigt sein können. Daher würde ich solche Vergleiche auch nicht unterbinden wollen aber rufe zur Vorsicht und vor allem zu Fingerspitzengefühl auf :)

      Dass es üblich war die Eltern zu siezen, liegt wohl gut hundert Jahre zurück. Wobei es natürlich kein Prozess von heute auf morgen war, bei dem plötzlich alle umgeschwenkt sind. Daher gab es sicher auch noch vor 50 Jahren Leute die ihre Eltern gesiezt haben.

      Was für ein Mensch aus jemandem wird dürfte aber kaum daran hängen, in welcher Form man seine Eltern angesprochen hat, sondern eher daran, wie miteinander umgegangen wurde. Ein "Sie" soll Respekt und mitunter auch eine Distanz erzeugen, es ist aber nur einer von vielen Mosaiksteinen im Umgang miteinander und wäre das Sie Garant für eine gute Entwicklung, dann hätte es vor 150 Jahren keine Verbrechen geben dürfen :)
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      wenn es ein "Sie" braucht, um Respekt zu erzeugen (egal ob bei Kindern oder sub), dann isses mit der Souveränität etc. ned weit her :whistling:
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! <3
      Johann Wolfgang von Goethe

      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. <3
      Marie Luise Kaschnitz

      Books schrieb:

      Kinder die ihre Eltern siezen, werden nicht so respektlos wie es heute üblich ist.

      Alte....
      wenn ich solche Aussagen lese, kriege ich das blanke Kotzen. (Sorry für die Wortwahl, an der Stelle kann ich nicht anders)

      Es verhöhnt in meinen Augen jegliches Bemühen von Eltern, die tagtäglich versuchen, ihre Kinder zu angenehmen Zeitgenossen zu erziehen, die umsichtig, respektvoll und achtsam mit ihren Mitmenschen umgehen. In meinem Erleben ist dies das Gros der Eltern.

      Manchmal wäre es besser die küchenpsychologie dort zu lassen wo sie ist.... in der Schublade
      Je größer der Dachschaden, umso besser sieht man die Sterne
      Ich glaube es kommt darauf an was ich bewirken möchte.

      Möchte ich Respekt durch Distanz schaffen - denn für mich persönlich schafft ein "Siezen" immer Distanz - dann funktioniert das...vielleicht. Oder aber es wirkt so lächerlich, dass das Gegenteil passiert. Das ist sicherlich eine Frage der Authentizität.

      Weshalb man allerdings den Wunsch haben sollte zu Kindern Distanz zu halten, ist mir schleierhaft. Meinem Empfinden nach sollte zwischen Kindern und Eltern keine Distanz herrschen. Respekt vor anderen entsteht meiner Meinung nach aus dem Vorbild anderer und der Vermittlung von Werten.

      Books schrieb:

      @Tocken1978
      Kinder die ihre Eltern siezen, werden nicht so respektlos wie es heute üblich ist.
      Alte....
      ich freue mich doch immer darüber, wenn man mich als respektlos bezeichnet... natürlich nicht.

      Die Beziehung zwischen Eltern und Kind ist enorm wichtig. Der emotionale Rückhalt, die Bindung usw. ich denke eine aufgezwungene Distanz durch das Siezen ist da nicht unbedingt besser, als ein du.
      Wahr sind nur die Erinnerungen, die wir mit uns tragen; die Träume, die wir spinnen, und die Sehnsüchte, die uns treiben.

      Die Feuerzangenbowle; Heinrich Spoerl
      der Vergleich hinkt, weil Kindheit in Bezug auf die Menschheitsgeschichte ein relativ junges Konstrukt ist, Jugend in unseren Breiten sogar noch jünger.
      Der Schluss, es handle sich hier um eine Ansprache, die somit bereits Respekt vor Älteren ( was man von der Sinnhaftigkeit diskutieren könnte , oder um mal Klaus Hoffmann zu zitieren "bescheuert kannste noch mit 80 sein") einzementierte, ist aus diversen Gründen falsch
      1.) gibt es genügend Überlieferungen, die nachweisen, dass Eltern auch damals bereits ihren Kindern liebevoll und fürsorglich zugetan waren im Ggs zu dem von uns, die in einem anderen Sprachduktus aufgewachsen sind, hineininterpetierten Maß an Distanz und Strenge
      2.) einfache Logik: wenn alle Kinder alle Eltern gesiezt haben, war es eine gängige Ansprache, die nicht sonderlich auf ein Machtgefälle hingewiesen hat.
      3.) "Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."

      zu 3.: Beweisführung abgeschlossen.
      Niemand braucht das "Sie", um Werte und Vorstellungen zu vermitteln :pardon: .
      Da reicht es, das vorzuleben ^^ . Und wenn mein Kind mich hundertmal siezt, ich ihm aber vorlebe, Gesetze und alle anderen gesellschaftlichen Normen (Respekt, Anstand, Beistand für Schwächere usw. usw.) zu brechen, muss ich mich nicht wundern, wenn nix Vernünftiges aus dem Kind wird :pardon: .
      Ich musste jetzt grad mal googlen warum man das eigentlich früher gemacht hat.

      Achtung Nerd-Modus an:
      Meist in adeligen und vornehmen Familien wurden die Eltern von den Kindern gesiezt. Das sollte Unnahbarkeit symbolisieren und Distanz, einer der Gründe war aber auch, dass die Erziehung oft nicht von den Eltern geleistet wurde, sondern eigens dafür Bedienstete angestellt wurden. Was wiederrum hiess, dass in diesen Kreisen, das Innenverhältnis nicht so „innig“ war, eben unnahbar.

      Und da mach ich genau den Sprung zum D/S. Ich glaube es hat überhaupt nichts mit fehlendem Respekt zu tun, wenn man duzt oder mit Respekt erhaschen, wenn man siezt. Sondern man wahrt Distanz und die Unnahbarkeit wie im alltäglichen Leben auch. Und vielleicht ist es im BDSM-Kontext auch Beziehungsform abhängig oder hilft in gleichzeitig Liebesbeziehungen „den Schalter umzulegen“ whatever. Aber mit Respekt/kein Respekt find ich sehr aus der Luft gegriffen.

      Dies meine Meinung dazu :)

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      Louise schrieb:

      wenn es ein "Sie" braucht, um Respekt zu erzeugen (egal ob bei Kindern oder sub), dann isses mit der Souveränität etc. ned weit her :whistling:
      Das "Sie" dient ja nicht dazu, etwas zu erzeugen, sondern ist Ausdruck des Respekts. Oder zumindest ein Teil des Ausdrucks.
      Fremden Menschen begegnet man immer (oder sollte es zumindest) zu Anfang mit Respekt.
      Da ist es egal ob Kinder, sub, Kunde, Dienstleister, etc.

      Die Werte, die man versucht in der Erziehung eines Kindes zu vermitteln, sind natürlich wichtiger als ein "Siezen" der Eltern. Dennoch kann diese Form des Umgangs auch ein Teil der Werte sein, die man versucht zu vermitteln. Die Sprache ist eine der wichtigsten Errungenschaften der Menschheit. Mit ihr kann man immens viel transportieren. Selbst im schriftlichen ohne die Betonungen zu hören. Dadurch kann es auch immer zu Mißverständnissen kommen, da jeder beim Lesen (wenn er den Mensch nicht persönlich kennt) seine Betonung anders legt.
      Ebenso ist es beim mündlichen Sprachaustausch. Und dieser ist nunmal ein anderer beim "Siezen" als beim "Duzen".
      Ja, es ist heutzutage ungewöhnlich in der Gesellschaft, wenn Kinder ihre Eltern nicht duzen. Aber solange sie liebevoll erzogen werden soll es doch egal sein, wie sie ihre Eltern anreden. Wichtig ist einfach nur das, was hinten raus kommt: Der erwachsene Mensch. Und der hängt nicht vom duzen oder siezen ab.

      Mars schrieb:

      Respekt muss verdient werden.

      Das "Sie" ist zumeist bloße Höflichkeit... und die ist immernoch die sicherste Form der Verachtung...
      Das heißt also im Umkehrschluss das du Menschen die du siezt verachtest?
      Mhm... interessante These.

      Und "bloße Höflichkeit" ist mir immer noch lieber als offene Unhöflichkeit.

      Respekt muss verdient werden ist ein Spruch, den ich schon langsam nicht mehr hören kann. Bedeutet er doch, wenn man ihn mal etwas seziert, dass man allen Menschen gegenüber respektlos sein kann, solange sie sich den Respekt bei einem selbst noch nicht verdient haben. Das legt dann ein Verhalten nahe, dass nicht gerade dafür geeignet ist, das wir Menschen miteinander friedlich umgehen.

      Um es mal ganz klar herunterzubrechen interpretiere ich deine Aussage so, dass du Menschen zwar auch siezt, das aber nur für dich bloße Höflichkeit ist und du sie eigentlich verachtest. Außerdem ist dein Verhalten fremden Menschen gegenüber respektlos, da sie sich den ja erst noch verdienen müssen.

      Ich vermute mal ganz stark, dass dem nicht so ist; aber auch das wird zumindest mit der zitierten Aussage transportiert.

      Books schrieb:

      Kinder die ihre Eltern siezen, werden nicht so respektlos wie es heute üblich ist.
      Stimmt, weil ich jedem den ich Sieze automatisch Respekt entgegen bringe. Nicht.

      Und in Sprachen in denen es die Sie-Form nicht gibt, gibt aus auch keine Respektlosigkeit von Jugendlichen gegenüber Eltern, weiß doch jeder :)

      Btw empfinde ich es als problematisch für die frühkindliche Entwicklung diese Distanz zu schaffen. Dem Kind wird m.E.n. automatisch suggeriert, dass es weit unter den Eltern steht. Was an sich per se nicht schlimm ist, jedoch denke ich, dass es auf emotionaler Ebene ganz viel mit Kindern anrichtet. Vor allem unter anbetracht der Tatsache, dass andere Kinder ihre Eltern duzen.
      Ich war bis 2007 Reserveoffizier bei der Bundeswehr, Dienstgrad Hauptmann :pump: .
      Da hab ich meinen unterstellten Soldaten immer gesagt, dass sie mich gerne duzen und wir zusammen eine tolle Zeit haben können, aber bei absichtlichen/grob fahrlässigen Fehlern (und die konnten damals problemlos tödlich sein, etwa beim Scharfschießen in Schwarzenborn) würde ich dafür sorgen, "dass die Luft um sie herum brennt" :pardon: :D .
      Ich hatte nie großartige Probleme mit meinen Jungs :saint: .
      Das siezen der Eltern stammt noch aus der Zeit der Adelstitel.
      Damit mochte erreicht werden, dass die Kinder eine gebürtige Distanz zu ihren Eltern aufbauen und in ihnen immer eine Obrigkeit sehen.
      Da die Kinder Nachfolger werden und in den meisten fällen eine hohe Position inne haben, damit auch ein gewisser Ruf einhergeht,
      war es die Absicht so den Unterscheid zwischen Befehltigten und Gefolge darzustellen.

      In der heutigen Erziehung die einen pedagogischen Wert hat, nicht nachzuvollziehen und weit entfernt von Fürsorglichkeit und Nähe!
      Der freie Wille ist wie ein Schmetterlingsflügel. Einmal berührt, taugt er nicht mehr zum Fliegen
      Tatsächlich hab ich zu manchen Menschen, die ich sieze, eine tiefere Beziehung als zu manch anderen, die ich duze. Am Anfang steht bei Fremden grundsätzlich das "Sie" - ausgenommen sind lockere Festivals und Parties, da duzt man sich schon mal auf Anhieb beim Prosten oder Headbangen ;) . Dennoch kann sich eine Beziehung, in der zunächst auf Distanz geachtet wird, tiefer entwickeln auch ohne geänderte Anrede.

      Meine Tochter (13, wen wundert's: mittlerweile größer als ich) nennt mich oft "meine kleine, süße Mami". Respektieren tut sie mich und meine Entscheidungen trotzdem. Meiner Meinung nach hängt das damit zusammen, dass ihr zum einen entsprechende Werte vermittelt wurden und vor allem, dass sie mir, meinen Ansichten und Entscheidungen vertraut und diese nachvollziehen kann. Kommunikation ist glaub ich hierbei auch ein Zauberwort: erklären, Sichtweisen austauschen, auch mal nachgeben wenn es Sinn macht usw.

      Auch in einer DS-Beziehung würde mir ein "Sie" nichts bringen, würde ich viele Entscheidungen und Ansichten des Tops anzweifeln. Dann ginge vielleicht nicht unbedingt der Respekt aber in jedem Fall das Vertrauen trotz Anrede nach und nach verloren.

      Sokrates schrieb:

      Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.
      Das Problem mit den Generationen und dem Respekt ist also schon uralt.

      Das meiste lernen Kinder durchs Vorleben.
      Das Vorleben der Eltern, der Gesellschaft, der Lehrer, der Freunde und Mitschüler.

      Für mich ist es auch ein ganz großer Unterschied ob ich jemanden sieze oder euchze weil ich ihm Respekt zollen will, oder ob es ein normaler Umgang ist, wo es gesellschaftlich erwartet wird.