Submissiv oder devot? Gedanken zu Wortbedeutungen und Klugscheißerei

      Submissiv oder devot? Gedanken zu Wortbedeutungen und Klugscheißerei

      Ich liebe Sprache. Sprache ist wunderschön. Ich könnte mich verlieren in Wortbedeutungen, Wortnuancen und Definitionen. Ich denke, man kann mich ruhigen Gewissens als Sprachfetischstin bezeichnen. ^^

      Und ich neige leider etwas zu Korinthenkackerei, wenn es um Sprache geht. *seufz* Das ist nicht böse gemeint. Aber so mancher kleine, aber feine Unterschied ist mir persönlich nun mal wichtig. Dafür bin ich nun mal Altphilologin.

      Nehmen wir zum Beispiel die beiden Wörter "devot" und "submissiv". Beide bedeuten in der deutschen Sprache "unterwürfig" und werden als Synonyme genutzt.

      Aber von ihrer ursprünglichen Wortbedeutung her haben sie zwar dasselbe Ergebnis (Person A ist gegenüber Person B unterwürfig/unterworfen), allerdings unterscheidet sich der Weg dorthin schon erheblich.

      "Devot" kommt vom lateinischen Verb "devovere". Das bedeutet "sich widmen, sich weihen". Als Gegenüber ist ursprünglich eine Gottheit gemeint. Ein Priester oder eine Priesterin widmet/weiht also sich und sein/ihr Leben einer Gottheit, unterwirft sich dieser. Der Akt des Unterwerfens geht aktiv von der sich unterwerfenden Person aus: Person A unterwirft sich von sich aus Person B.

      "Submissiv" setzt sich aus den lateinischen Wörtern "sub" (unter) und "mittere" (schicken) zusammen. "Submittere" bedeutet "unter etwas schicken". Ursprünglich verwendet z. B. für "die Ochsen unter das Joch schicken" oder "die Kriegsgefangenen unter das Joch schicken". Weder die Ochsen noch die Kriegsgefangenen wollten freiwillig unter das Joch, sondern sie mussten dorthin gebracht werden. Der Akt des Unterwerfens geschieht also von außen: Person B unterwirft Person A.

      Da BDSM für mich nur einvernehmlich BDSM ist, geschieht auch ein submissives Unterwerfen nicht gegen den Willen von Person A. Sie möchte halt nur, dass Person B noch etwas Überzeugungsarbeit leistet. ;)

      In der deutschen Sprache (und der BDSM-Szene) wird meiner Erfahrung nach zwischen "devot" und "submissiv" kein Unterschied gemacht, die englische Übersetzung für beide Wörter lautet "submissive". Ich selbst nutze als Selbstbezeichnung nur "devot", unterscheide aber im sonstigen Sprachgebrauch nicht so scharf. "Sub" ist für mich eine Bezeichnung für unterwürfige Personen sowohl im devoten als auch submissiven Sinn.

      Und nun entschuldige ich mich für meine Klugscheißerei :saint:
      Carpe et diem et noctem.
      Guten Abend @parvula_serva,

      DANKE! Ich habe vorhin Lexika gewälzt auf der Suche nach gültigen Definitionen, welche die Unterscheidung zwischen Devotion und Submissivität/ Submission verdeutlichen. Deine Ausführungen sind genau das, wie ich es auch verstehe.

      Deshalb: danke!
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da!
      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt.
      Aber in meinem Herzen ist eine Stelle - Da blüht nichts mehr.
      [J. W. v. Goethe, M. L. Kaschnitz u. R. Huch]
      Ich helf dir mal bei der Korinthenkackerei ;)

      Wir haben im Studium tatsächlich die Unterscheidung von Synonymen und Quasi-Synonymen gelernt. (Braucht theoretisch kein Mensch, aber für die Einordnung von Datensätzen ist es manchmal notwendig)
      Hierbei wird zwischen bedeutungsgleich und bedeutungsähnlich unterschieden :coffee:

      Dementsprechend werden Quasi-Synonyme als Synonyme behandelt... wie häufig der Fall, fällt im Prinzip nur auf, wenn man drüber diskutiert :D
      Liebe @parvula_serva ich danke dir für deine Neigung zur Korinthenkackerei :D

      Ich hatte durch einen Post gerade mein persönliches „Aha“ Erlebnis.
      Ich bin nicht devot, sondern submissiv.
      Nun muss ich mich nicht mehr fragen, ob ich nicht hierher gehöre,
      sondern nur den finden, der eine submissive statt devote Frau sucht.
      Problem gelöst ^^
      Suuuuper :blumen: , Danke!

      Dieses genaue "Auseinanderpflücken" der Begrifflichkeiten, welches nur durch die Herleitung aus einer ursprünglichen, alten Sprache möglich ist, hat mir richtig gut getan ^^ !

      Und ich denke, es bietet für den Ein- oder Anderen eine gute Möglichkeit, sich selber, sein Gegenüber und/oder das Beziehungsgeschehen einzuordnen und zu verstehen.

      Mir in jedem Fall!

      E`s d (Lisa)

      PS Ich mag es auch nicht, wenn man zu viel in und mit der Sprache "pantscht" (alles verschwimmt und verwischt). Dadurch steigt der Diskussionsbedarf erheblich an. Kann man sich darauf verständigen, dass der Begriff A auch für alle Beteiligten A bedeutet, wird die Kommunikation und der Austausch fruchtbarer, denke ich.
      Hej @parvula_serva, auch ich möchte mich ganz herzlich für deinen Beitrag bedanken.

      Es war nicht nur schön, ihn zu lesen, ich kenne das mit den Begrifflichkeiten auch sehr gut. Ich weiß zwar nicht, ob ich einen "Sprach-Fetish" habe oder eher einen "Definitions-Fetish", aber ist ja auch egal, oder? :pardon:

      Witzigerweise hatte ich mich kürzlich auch mit genau diesen beiden Begriffen beschäftigt. :yes:

      Ich bin dann zu dem Schluss gekommen, das Wort "submissiv" auf meinem Profil einzustellen. Und zwar so:


      submissiv (Deutsch)
      Wortart: Adjektiv

      Wortbedeutung/Definition:
      1) passiv, unterwürfig, demütig, verlegen

      (.wortbedeutung.info/submissiv/)


      Hier wird vor allem der Begriff "verlegen" erwähnt, den ich bei mir immer sehr passend finde...
      "Nichts Böses; hast Du die Schwelle überschritten, ist alles gut.

      Eine andere Welt, und Du mußt nicht reden." (Franz Kafka)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von MatKon () aus folgendem Grund: Link entfernt

      @parvula_serva

      Ich danke dir recht herzlich für deinen Beitrag.
      Worte lassen einen Sinn erschließen und für die die bereit sind zuzuhören formulieren sie wie Wahrheit. - V aus V wie Vendetta
      Ich hoffe doch, dass du uns auch in Zukunft mit deiner Korinthenkackerei beehrst. :D
      Uns ist es auch nur dann Möglich mit Dingen zu wachsen, wenn wir uns mit ihnen auseinandersetzen.
      Der freie Wille ist wie ein Schmetterlingsflügel. Einmal berührt, taugt er nicht mehr zum Fliegen
      Servus, danke dir für die Aufschlüsselung.
      Also ich bin noch gar nicht submissiv. Aber der Weg dahin gefällt mir gut.
      Da muß muß meinerseits was überwunden werden. Andrerseits werde ich von außen reguliert. Hoffentlich mit genügend Dominanz!
      Das könnte richtig schön werden und Spaß machen.
      Das entspricht meinem Wesen.
      Weil von vornherein mich quasi grundlos unterwerfen also devot sein, hätte ich gar nicht verstanden.
      Das war jetzt sehr hilfreich! Danke nochmal.
      Lieben Dank an @parvula_serva

      Deine Ausführungen haben überhaupt nichts mit Besserwisserei zu tun! Im Gegenteil:

      Endlich stemmt sich jemand gegen die allgemeine Unverbindlichkeit unserer Sprache. Anglizismen, Emoji-Heerscharen und der von einem allgemeinen Rülpsen kaum noch unterscheidbare Abkürzungsdrang überschwemmen unsere tägliche Kommunikation wie eine Ketchup-Schwemme. Gewiss, wie die Menschheit haben sich die Sprachen auch schon seit je stetig verändert. Mich ärgert aber, dass die Sprache, diese wunderbar präzise Möglichkeit des Ausdrucks, richtiggehend degeneriert. Und zwar gesprochen wie auch gelesen! Immer mehr Menschen sind nicht mehr im Stande, eine normale Zeitungsseite am Stück zu lesen und danach eine einfache Zusammenfassung wiederzugeben. Das Entscheidende dabei ist, dass das auch im Kopf zu einem Einheitsbrei führt: Die Gedanken werden unverbindlich, unkritisch und undifferenziert. Die sozialen Folgen sind verheerend.

      Im BDSM-Kontext: Viele können nicht mal devot und masochistisch, dominant und sadistisch unterscheiden oder halten Sklavin, Zofe und Dienerin für Synonyme. Dabei stehen hinter all diesen Worten so viele wunderbar verschiedene Facetten, Neigungen und Spielarten. Ein ganzes Panoptikum, bei dem keine zwei Paare die gleichen Empfindungen haben.

      Und genau deshalb habe ich mich über deine Ausführungen ganz besonders gefreut.