BDSM und Nachhaltigkeit

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      Ich werde hierzu nur noch eins sagen:

      Hätte ich geahnt, wie aggressiv-missionarisch und im Tonfall inakzeptabel der Threadersteller nach dem vernünftig klingenden Eingangspost sich hier gehen lässt, hätte ich von vornherein davon abgesehen, hier was zu schreiben. Denn mit so jemand kann man nicht vernünftig reden. Und genau das, nicht mehr reden, werde ich jetzt tun.
      Power is nothing without control.

      Trust me, I know what I'm doing!

      Bedenke den Spaß...

      eotcz schrieb:

      Das Thema ist sensibel, weil man logischerweise die Persönlichkeit seines Gegenüber angreift, indem man seine bisherige Lebensweise und seine Entscheidungen in Frage stellt. Deshalb gibt es so viele Menschen, die vor Aufklärung Angst haben oder aggressiv werden, wenn es um Nachhaltigkeit oder Veganismus geht - das ist vollkommen natürlich - ein eingebauter Schutzinstinkt.
      Dafür, dass Du dem Gegenüber jetzt Aggressivität unterstellst ist Dein eigenes Post sehr direkt und durchaus mit allerlei Sippenhaft gespickt!

      Ich fühle mich im Übrigen von Deinen Posts in keiner Weise in meiner Lebensweise in Frage gestellt, warum sollte ich. Ich denke ich gehe durchaus verantwortungsvoll mit meiner Umwelt um und das trotzdem ich Fleisch esse und tatsächlich auch Leder bevorzuge.
      Ich nutze Alternativen dann wenn sie mir sinnvoll erscheinen. Versuche da wo möglich Nachhaltigkeit zu leben, in meinem Rahmen.

      Und um Deine Ausgangsfrage zu beantworten, ja wenn sich Dinge genauso gut eignen und anfühlen, sicher würde ich dann ausweichen.

      Allerdings finde ich hat der Verlauf des Threads nur noch wenig mit Deiner Ausgangsfrage zu tun sondern es vielmehr um ein generelles Lebensmodell geht, bei dem mir wenig Platz für andere Modelle zu sein scheint ;) .
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall

      eotcz schrieb:

      Seitdem ich dort mit eigenen Augen sehen musste/durfte, wozu die Menschheit in nur 70 Jahren in der Lage war, ein so schönes Land seiner reinen Flüsse und Gewässer zu berauben, reagiere ich sensibel auf Menschen, die die Realität nicht verstehen wollen.
      Die Realität nicht verstehen wollen?
      All die Punkte, die du aufgezählt hast, bedenke ich höchst selten in meinem Handeln und erst recht in Bezug auf das Ausleben meiner Neigung. So geht es vermutlich vielen anderen auch. Ich glaube aber nicht, dass das bedeutet, dass 'wir' die Augen vor der Realität verschließen. Ich schreibe einfach mal meine Gedanken dazu auf:

      Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema, keine Frage.
      Für mich ist aber genau das der Punkt:

      Hera schrieb:

      Ich nutze Alternativen dann wenn sie mir sinnvoll erscheinen. Versuche da wo möglich Nachhaltigkeit zu leben, in meinem Rahmen.

      Jeder sollte es im Rahmen seiner Möglichkeiten und Interessen machen. Ich glaube, die wenigsten steigen darauf ein, wenn jemand, der glaubt, er wüsste alles über das Thema, sie zu belehren und von all seinem 'Wissen' zu überzeugen versucht. Schon gar nicht in so einem Ton. Bei mir bewirkt das jedenfalls wenig - ich finde es eher ermüdend.

      Nachhaltigkeit und unsere Umwelt sind mir nicht egal und da, wo es mich betrifft und wo es mir möglich ist, handle ich (meiner Ansicht nach) auch entsprechend gewissenhaft. Ich kann es aber eben nur im Rahmen meiner persönlichen Möglichkeiten machen und bin mir nicht sicher, ob ich bereit wäre, in den Bereichen, wo es mir aus irgendeinem Grund nicht möglich ist, auf etwas zu verzichten, was mir wichtig ist. Beispiel: Angenommen, ich würde total auf Lederbekleidung abfahren oder hätte da sogar einen Fetisch - und dann gäbe es plötzlich eine Alternative: Ein Material, das sich genauso anfühlt, das genauso riecht und auch in sonstigen Eigenschaften echtem Leder gleicht, das aber dreimal so viel kostet... Das könnte ich mir vielleicht gar nicht leisten. Und dann? Sollte ich dann auf diesen Teil meiner Neigung bzw. auf das Ausleben von diesem Fetisch komplett verzichten? Vielleicht mache ich mich mit so einer Aussage unbeliebt, aber sie ist wenigstens ehrlich: Ich bezweifle, dass mein Interesse an Nachhaltigkeit dafür weit genug geht. Und das ändert sich leider auch nicht, wenn mir jemand erzählt, dass x Liter Milch einem Betrieb nur y € einbringen oder dass er irgendwo unreine Gewässer gesehen hat.

      Nein, ich glaube nicht, dass dies dafür spricht, dass ich 'die Realität nicht verstehen will', aber ich habe ehrlich gesagt überhaupt keine Lust, mich in jedem noch so winzigen Bereich meines Lebens super 'korrekt' verhalten zu müssen und an tausend Dinge denken zu müssen, die ich doch bitte kritisch in mein Handeln einfließen lassen sollte. Korrekt im Sinne von: So, wie es die Medien, die Gesellschaft oder wer auch immer gerade als 'richtig' und ach-so-vorbildlich propagiert. Davon möchte ich mich nicht zu sehr leiten lassen. Ich mache es dann, wenn es mir sinnvoll erscheint und sich für mich richtig anfühlt. Alles andere wäre nicht aufrichtig und würde meine Einstellung nicht verändern - und gerade die ist beim Thema Nachhaltigkeit doch auch gefragt.


      PS: Ich bin müde. ^^
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      Mein Herr und ich leben vegan.

      Wir haben sehr viele Second Hand Spielsachen aus Leder, da haben wir nichts dagegen, die weiter zu nutzen.
      Second Hand ist immer nachhaltiger als jedes neue, vegane Produkt.
      Nun ekeln wir uns aber auch nicht vor tierischen Materialien wie Leder.

      Neu wird, wenn nicht Second Hand vorhanden, vegan gekauft. Wir haben z.B. sehr gute Erfahrungen mit Sachen aus Silikon gemacht; insbesondere bei Schlagwerkzeugen.
      Zum Fesseln/Fixieren verwenden wir Juteseile.
      Dazu haben wir eine gute Bekannte, deren Subs sehr bastel-affin sind und mit bereits vorhandenen Materialen Schlagwerkzeuge bauen (Metall, Glas etc.).

      Persönlich stehen wir aber sehr auf Holz.
      Auch da bietet der Markt mittlerweile allerhand.
      Fündig geworden sind wir vor allem auf Etsy unter entsprechenden Suchbegriffen.

      Generell leben wir aber grundsätzlich eher minimalistisch in dem Sinne, das wir nur das anschaffen, was wir wirklich brauchen.
      Da macht dann auch mal im Spielkoffer/Spielschrank eine Bestandsaufnahme Sinn.
      Leder und Latex Fans sind wir (glücklicherweise) überhaupt nicht und selbst da, würden wir dann erstmal Second Hand schauen.
      “Everything has been figured out, except how to live.” (Jean-Paul Sartre)
      Danke für eure wertvollen Beiträge!

      @Hera das mit dem aggressiv war vollkommen allgemein bezogen. Wenn man im Supermarkt Tofu oder veganen Käse aufs Band legt, wird man schnell mal von hinten angemacht (Kommentare wie "Fuck you Greta" oder "Ihr Heuchler." sind durchaus denkbar). Hab' damit Niemand konkreten gemient, sonst hätte ich das auch so geschrieben.
      Genau, das sehe ich auch so: Ich hatte eine vollkommen andere Absicht mit meinem Ausgangsthread. Niemals wollte ich irgendjemanden oder irgendwelche Produkte schlecht darstellen. Einzig allein wollte ich meine Gedanken aufschreiben und meine Recherchen über Alternativen teilen. Ich war einfach komplett euphorisch und begeistert von all den neuen und wirklich coolen Materialien, die es mittlerweile gibt.
      Anosnten kann ich deine restlichen Aussagen definitiv gut nachvollziehen - Danke für diesen konstruktiven Beitrag!

      @Zofe Nur kurz zu deinen Bedenken: Das coole an diesen Materialien ist, dass sie teilweise sogar deutlich günstiger sind, als Ecthleder, weil es weder gegerbt werden musste, noch ein ganzes Leben und dessen Versorgung dahinter stehen. Die Verarbeitung ist am Ende - je nach angestrebtem Ergebnis - etwas aufwendiger, was den entgültigen Preis weder teurer noch günstiger macht ;) Keiner muss sich super korrekt verhalten, niemand ist perfekt. Darum war meine Ursprungsfrage ja auch nur darauf bezogen, was ihr davon halten würdet, wenn es so etwas gäbe. Eben, weil ich auf nichts verzichten will, habe ich nach anderen Möglichkeiten geschaut. In anderen Lebensbrereichen gibt es schon so viele unfassbar coole, nachhaltige Alternativen, für die man kein Millionär sein muss - häufig sogar das Gegenteil. Rasierhobel haben zum Beispiel einen Plastikverbrauch gleich Null (außer er ist in Plastik eingepackt natürlich), sind deutlich besser für die Haut und im Endeffekt günstiger als Plastikrassierer, wiel die Klingen deutlich weniger kosten - Win Win sozusagen ;) - Okay hat nichts mit dem Thema zu tun - war nur so ein spontaner Gedanke...

      @Chat.Noir Second Hand ist immer cool! Keine Frage. Wollte ich auch machen, fand es dann aber irgendwie reizvoll nach neuen, innovativen Materialien zu suchen - falls ich mal Lust auf etwas Individuelles habe. Und gepaart mit meiner Abenteuerlust, meiner Liebe für Handwerk und einer Vision im Kopf, bin ich dann an diesen Alternativen hängen geblieben, was aber definitiv nicht heißt, dass ich Second Hand nicht in Betracht ziehen würde - ich hab einfach Spaß am Basteln ;) Danke für die Einblicke!

      eotcz schrieb:

      150’000 Schwangere Kühe werden alleine in den UK Jedes Jahr getötet um an das besonders weiche Leder der ungeborenen Kälber zu kommen. Das Leder ist mega teuer und wird meist für Handschuhe oder andere “Luxus-Produkte” verwendet (.viva.org.uk/leather-report)
      Vor vielen Jahren drückte ich die Schulbank mit jemandem, der inzwischen Biobauer ist und auf seinem Hof Bio Milch produziert. Da der Hof, als er ihn übernommen hatte, noch nicht Bio war, kennt er sich recht gut in beiden Bereichen aus.

      Also die 150.000 Kühe konnte er natürlich nicht bestätigen, wohl aber, dass Milchkühe geschlachtet werden, wenn sie nicht mehr ihre Leistung bringen, auch dann wenn sie trächtig sind. Es geht also wie so oft nicht um das "besondere" Leder sondern um eine "unrentable" Milchkuh. Er hat mich aber auch darüber aufgeklärt, dass in Deutschland die Schlachtung hochschwangerer Kühe seit 2017 nicht mehr erlaubt ist.

      Vor diesem Zeitpunkt schlachteten wir in Deutschland sogar deutlich mehr schwangere Kühe als in den UK.

      Das in dem Artikel erwähnte Slink Leather ist angeblich ein Luxusprodukt. Jedoch findet sich kein Shop welches dieses Produkt zu führen scheint. Es gibt aber wirklich eine Fellart bei der das ungeborene Tier Schlagwort Karakul oder Persianer. Wobei hier fraglich ist, wie hoch der Anteil ist der durch eine extern eingeleitete Frühgeburt herausgeholt und direkt getötet werden. Die meisten dieser Fälle stammen von Jungtieren die nach der natürlichen Geburt sehr zeitnah getötet werden (maximal ein paar Tage).

      Würden 150.000 ungeborene Kälber zu einem besonderen Leder verarbeitet, dann würde dazu auch etwas außerhalb von Tierschutzseiten und Foren stehen. Wobei dünnes Leder durchaus gefragt ist auch von Jungtieren. Typisch wären hier Lederhandschuhe als Lammleder zu erwähnen. Wobei hier oft das angebliche Lammleder eigentlich Schafsleder ist, es sich aber als Lammnappa besser verkaufen lässt.

      Kurzum "Slink Leather" ist nicht der Grund für die Schlachtung, wohl aber die zu schlechte Milchquote der Mütter. Das sieht man auch daran, dass die Schlachtungen nicht in einem bestimmten Monat erfolgen sondern in jedem Schwangerschaftsabschnitt, wenn das Kalb weit genug herangereift ist, dann kann aber das Leder genutzt werden.

      Ich bin sehr froh, dass wir hier eine gesetzliche Regelung haben, man kann über den Monat streiten aber nicht darüber, dass eine solche Regelung unnötiges Leid (Erstickungstod ohne Betäubung im Mutterleib) verhindert.

      eotcz schrieb:

      In 2007 wurde allein in den UK Leder im Wert von 200 Millionen Pfund produziert und Lederwaren im Wert von 4 Mrd. Pfund importiert - vollkommen Irrelevanter Industriezweig bei diesen winzigen Summen, nicht war???
      Das BIP von UK belief sich in dem Zeitraum auf 3.1 Billionen Dollar, 200 Millionen Pfund würde bedeutet, wenn die letzte Zahl denn stimmt, dass rund jedes 7.750 verdiente Pfund aus Leder gewonnen wurde. Es stimmt, das ist eine irrelevante Summe für die britische Wirtschaft. Lederwaren wiederum sind auch Mischprodukte wie Schuhe, das bedeutet, dass Leder nur ein Teil in er Wertschöpfungskette darstellt, oftmals einen kleinen, da Leder nicht sehr teuer ist.

      eotcz schrieb:

      Indien ist einer der größten Lederproduzenten der Welt - ja ironisch im Land der heiligen Kühe. Dort ist der Wert des Exports von Leder 10 Mal höher als der des Fleisches. Aha - Kühe werden daher also trotzdem NUR wegen dem Fleisch getötet? Interessante Rechnung. (Ministry of Food Processing Industries; Council for Leather Exports)
      Doppelt falsch... Erstens, muss man zwischen Produzent und Export unterscheiden. Indien ist der viertgrößte Lederexporteur (zumindest laut einer anderen Tierrechtsseite global2000.at/publikationen/lederindustrie-indien), das bedeutet nicht, dass es auch der viergrößte Produzent ist. Leder ist in Indien gar nicht angesagt, vor allem nicht Kuhleder. Es gibt also eine geringe Binnennachfrage womit viergrößter Exporteur bedeuten könnte, dass das Land bei der Produktion weiter hinten liegt. Übrigens ist Indien das Land mit den zweitmeisten Kühen, nur in Brasilien gibt es mehr (MC Donalds produziert dort wohl auch gerne für seine Billbuletten). China, USA und Brasilien scheinen deutlich mehr zu produzieren, das bestätigt übrigens auch das von dir verlinkte PDF Dokument, wenn auch die Zahlen nicht mehr ganz aktuell sind. Dass ein Teil der Inder Kuhfleisch ist, sollte bekannt sein, in Indien gibt es eine Vielzahl an Religionen und nur bei einer großen gibt es ein Kuhessverbot.

      eotcz schrieb:

      Ich werde hier keine weiteren ethischen oder wirtschaftlichen Diskussionen führen - wenn man Gründe finden will, das unnötige Leide und Töten von Tieren auf Ach und Krach irgendwie für sich selbst zu rechtfertigen, wird man sie finden.
      Das konnte ich hier nicht erkennen, vielleicht sind die Leute die hier diskutieren mitunter bewusster Konsumenten als der Durchschnittsbürger. Das Problem ist, du bringst hier Argumente und in meinen Augen haben nicht alle Hand und Fuß.

      eotcz schrieb:

      Für meinen Teil sei nur gesagt, dass ich es erstaunlich finde, wie man mit Allen Mitteln versucht, Töten - und daran ändert sich nichts, egal ob es das Leder, das Cholesterin für LCD-Bildschirme, das Fleisch, Milch, Casein für Kondome und Autoreifen oder Pelze sind, die dazu führen - zu legitimieren.
      Töten legitimieren mit allen Mitteln, das sehe ich hier nirgends.

      eotcz schrieb:

      Sorry, I don’t get it. Die Tiere müssen nicht die Hölle durchmachen - nur für unseren Genuss.
      Bin ich ganz bei dir, ich bin gegen Massentierhaltung und esse am liebsten Wild. Die Tier hatten ein gutes Leben und sind in meinen Augen nicht nur leckerer sondern auch gesünder. Ich würde es sehr begrüßen, wenn das Tierwohl einen höheren Stellenwert bei der Produktion erhält (und das Menschenwohl auch siehe Tönnies).

      eotcz schrieb:

      Das Thema ist sensibel, weil man logischerweise die Persönlichkeit seines Gegenüber angreift, indem man seine bisherige Lebensweise und seine Entscheidungen in Frage stellt.
      Angriffe habe ich hier nur in eine Richtung erlebt.

      eotcz schrieb:

      Deshalb gibt es so viele Menschen, die vor Aufklärung Angst haben oder aggressiv werden, wenn es um Nachhaltigkeit oder Veganismus geht - das ist vollkommen natürlich - ein eingebauter Schutzinstinkt. Darum werde ich hier keine weitere Diskussion darüber führen - das macht mich nur traurig und raubt unfassbar viel Lebensenergie.
      Ich bin für gute Argumente immer offen, aber der Austausch von Argumenten geht eben in beide Richtungen und sollte keine Einbahnstraße sein. Nichts ist schlimmer als jemand der nur seinen Standpunkt verstehen und nicht aufs Gegenüber eingehen kann. Austauschen und diskutieren sehr gerne, krampfhaftes idiologischen Missiornieren, das kommt selten gut an.

      In diesem Sinne habe ich größten Respekt vor jenen Menschen die versuchen jegliches Tiermeid zu vermeiden aber ich habe auch kein Problem mit Leuten die es nicht tun, solange sie nicht aktiv dafür sorgen, dass gefährdete Arten von der Erde verschwinden. Massentierhaltung ist ein Ausdruck einer industrialisierten Gesellschaft, ich denke aber eine bewusste und aufgeklärte Gesellschaft wird auch der Umwelt und den Tieren Rechte zustehen und der Industrie mit vernünftigen Regulativen begegnen.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Gentledom () aus folgendem Grund: Ups selbst nen Link reingesetzt, ist nun entfernt :)

      eotcz schrieb:

      Wenn man im Supermarkt Tofu oder veganen Käse aufs Band legt, wird man schnell mal von hinten angemacht (Kommentare wie "Fuck you Greta" oder "Ihr Heuchler." sind durchaus denkbar). Hab' damit Niemand konkreten gemient, sonst hätte ich das auch so geschrieben.
      Evtl lebe ich einfach in der falschen Bubble.
      Aber mir wurde noch nie etwas negatives gesagt, weil ich alternative Produkte gekauft habe.
      Ich selbst bin kein Veganer und in meinem direkten Umfeld ist das auch niemand, trotzdem nutzen wir oft Ersatzprodukte wie geräucherter Tofu, Seidentofu, Pflanzenmilch, vegane Kekse anstatt nicht veganer usw.
      Beim einkaufen wurde ich noch nie angesprochen.

      Dafür habe ich es schon sehr oft miterlebt, wie Veganer anderen vorgeworfen haben, wie daneben ihr Verhalten ist.
      Wahr sind nur die Erinnerungen, die wir mit uns tragen; die Träume, die wir spinnen, und die Sehnsüchte, die uns treiben.

      Die Feuerzangenbowle; Heinrich Spoerl

      Katara schrieb:

      eotcz schrieb:

      Wenn man im Supermarkt Tofu oder veganen Käse aufs Band legt, wird man schnell mal von hinten angemacht (Kommentare wie "Fuck you Greta" oder "Ihr Heuchler."
      Aber mir wurde noch nie etwas negatives gesagt, weil ich alternative Produkte gekauft habe.
      .Dafür habe ich es schon sehr oft miterlebt, wie Veganer anderen vorgeworfen haben, wie daneben ihr Verhalten ist.
      Da hast du genau den Punkt getroffen! Ich bin ja eher der von der anderen Seite,der sein Leben lang sein Wild aus dem Wald holt und dieses komplett selbst verarbeitet.
      Ich habe es im eigenen Umfeld erlebt.Eine Freundin, die von mir über 20 Jahre von mir jedes Jahr zu Weihnachten ein Reh bekommen hat, wurde erst Vegetarisch, dann Vegan.
      Ist völlig in Ordnung, nur wurde ich plötzlich zum Mörder....
      Will sagen: häufig werden die Veganer missionarisch. Es wird keinerlei Abwechung vom eigenen Weltbild auch nur angehört.
      Das ist schade.
      Hier im Forum war das übrigens bis auf einen Fall angenehm anders.
      Das Leben ist kein Ponyhof. Aber geritten wird trotzdem !

      Majasdom schrieb:

      Will sagen: häufig werden die Veganer missionarisch. Es wird keinerlei Abwechung vom eigenen Weltbild auch nur angehört.
      Jap, ich kann das voll gut verstehen, denn man hört ja schließlich auch nur die "Lauten", die halt nicht mehr leise sein wollen oder können. Ich verstehe beide Seiten. Es wird wohl eher die Ausnahme sein, dass man von seiner Geburt an vegan lebt. Die allermeisten kennen ja beide Seiten. Ich war ein absoluter Käse-Junky und hab in meiner Fitnessstudio-Phase haufenweise Pute, Fisch oder Quark gegessen und als gut befunden. Irgendwann hat mich ein geusndheitlicher Crash dann zu einem Umdenken gezwungen. Wenn man dann "eh einmal bei der Sache ist", beschäftigt man sich dann irgendwann auch mal mit Ethik, Umwelt oder Politik und ich denke, warum viele Veganer dann nicht mehr ihren Mund halten können, liegt einfach daran, dass sie plötzlich von einer Flut an Aufklärung überannt wurden. Das ist, als hätte man gerade einen neuen Planeten entdeckt und dann denkt: "Boar krass, da gibts ja auch Wasser, Wald und Leben." Mir geht das heutzutage vor allem mit dem gesundheitlichen Aspekt extrem so. All die Mitmenschen um sich herum zu sehen, die mit Bluthochdruck, Diabetes, Adipositas, Krebs, Alzheimer usw. zu kämpfen haben, macht unglaublich müde und traurig - vor allem wenn man dann weiß, woher der ganze Mist kommt und, dass es kein Hexenwerk ist, vieles präventiv oder gar therapeutisch zu umgehen.

      Das hat zwar auf den ersten Blick nichts mit Leder zu tun, aber wir befinden uns in einem Kreislauf. Die Erde ist wie unser Körper - jedes noch so kleine Enzym - hat eine wichtige Aufgabe - jeder Teilbereich der Industrie trägt dazu bei, die Erde zu beschützen, ihr zu schaden oder zumindest nicht zusätzlich Unheil anzurichten. Wir können nur Gesund sein - sei es im Kopf oder rein Physisch - wenn unsere Erde es ist.
      Wie du ja sagst @Gentledom - "Massentierhealtung ist ein Ausdruck einer industrialisierten Gesellschaft." - das heißt sie ist Menschengemacht und kann mit unseren Entscheidungen beeinflusst werden. Für mich gehört da halt jeder Aspekt mit dazu. Ich kann nicht gleichzeitig wollen, dass Massentiehaltung ein Ende hat, mich währenddessen aber von Lederprodukten abhängig machen, weil es keine Alternativen gibt, oder ich nicht danach suche. Das Angebot richtet sich immer nach der Nachfrage. Wenn der Markt erkennt, dass die Nachfrage an umweltbewussten Produkten steigt, wird auch mehr daran geforscht, gearbeitet und entwickelt - ein Grundstein für die Zukunft gelegt. Eine Zukunft, in der es mehr Menschen auf der Erde geben wird und eine Zukunft, in der es immer mehr Menschen gibt, die "Luxusprodukte" haben wollen - den westlichen Lebensstil anektieren wollen. Fleisch heißt Luxus, Leder wird mit Luxus assoziiert usw. Selbst wenn es "sinnvoll" erscheint, Leder von eh geschlachteten Nutztieren, zu verwerten - was ist falsch daran, trotzdem zukunftsorienteirt nach einer Möglichkeit zu suchen, ein "Ass für Später im Ärmel zu haben."? Oder einfach nur die kritischen Themen wie Ausbeutung der Arbeiter, Umweltbelastung durch Gerben (nicht alle Leder werden vegetabil gegerbt und selbst das ist ja nicht ganz ohne) oder Tierleid zu minimieren?
      Auch, wenn ich für mich entschieden habe, dass es keinen Sinn macht, irgendeine Art von Leid, Umweltbelastung oder Diskriminierung zu tolerieren, verstehe ich euch aus rein Materialpraktischen Gründen sehr gut.
      Guter Beitrag @eotcz

      Wie weit man gehen will ist eben die Frage, hätten wir keine Tiere mehr in viel zu kleinen Ställen, dann würde die tierischen Produkte teurer werden. Damit würde die Nachfrage sinken. Solange aber nicht der Punkt erreicht wird, andem Leder als Nebenprodukt der Fleisch- und Milchwirtschaft knapp wird, sehe ich kein Problem darin Leder zu nutzen. Natürlich trägt der Rohstoff Leder zum Profit bei und dürfte das Fleisch leicht vergünstigen, womit die Nachfrage sehr leicht steigt. Ich finde es aber OK, solange Menschen Fleisch essen, jedoch würde mich eben darüber freuen, dass ein Nutztier zwar weiterhin genutzt werden, aber eben auch unter EiInhaltung von Tierwohlaspekten. Sollte jemals der Punkt erreicht werden, bei dem wegen meiner Autositze oder meiner Schuhe extra ein Tier getötet und der Rest davon nicht verwertet wird, dann werde ich sehr sicher auf Leder verzichten, solange Leder es aber lediglich ein Nebenprodukt ist bleibe ich beim Original, zumal ich finde, wenn wir Tiere töten wegen der Nahrung, sollten wir möglichst wenig davon wegwerfen und möglichst viel nutzen.

      Ich weiß sehr gut, dass ich derzeit mehr Leder verbrauche, als ich Rindfleisch esse... ich gehe mal so von 40-50kg Rind/Lamm/Reh/Hirsch pro Jahr aus (esse fast kein Schwein und Huhn/Pute) womit ich durch meinen Konsum jährlich rund 2qm Leder erzeugt werden ich dürfte aber mit allem Leder bei 4-5 qm pro Jahr landen (einfach die letzten 10 Jahre gerechnet).

      Sollte ich ein Lederimmitat finden, welches mich überzeugt oder sollte die tierische Nahrungsmittelproduktion so zurückgehen, dass Tiere dann primär wegen ihrer Haut getötet werden, dann werde ich sehr sicher auf Leder verzichten. Lebenswichtig ist es für mich nicht, auch wenn ich es sehr schätze. Ich finde es legitim Tiere zu essen, da ich einen gewissen Anteil an fleischlicher Nahrung für gesund und natürlich halte, ich fände es für mich aber nicht in Ordnung, wenn Tiere wegen mir nur wegen einer besseren Stoffhaptik leiden müssten.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      eotcz schrieb:

      All die Mitmenschen um sich herum zu sehen, die mit Bluthochdruck, Diabetes, Adipositas, Krebs, Alzheimer usw. zu kämpfen haben, macht unglaublich müde und traurig - vor allem wenn man dann weiß, woher der ganze Mist kommt und, dass es kein Hexenwerk ist, vieles präventiv oder gar therapeutisch zu umgehen.
      Ich habe keine Ahnung ob ich Dich hier falsch verstehe aber magst Du das mal näher erläutern?
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      Evelyn Beatrice Hall
      Auf den Eingangspost bezogen:
      Ich mag Leder nicht sonderlich und bin deswegen auch nicht auf der Suche nach Ersatz.
      Ich würde jedoch bedenken, dass viele Menschen Leder mit etwas hochwertigem, robusten, langlebigen verbinden, mit einem Lederimmitat aber eher billige nicht so qualitativ hochwertige Produkte.
      Wahr sind nur die Erinnerungen, die wir mit uns tragen; die Träume, die wir spinnen, und die Sehnsüchte, die uns treiben.

      Die Feuerzangenbowle; Heinrich Spoerl

      Hera schrieb:

      eotcz schrieb:

      All die Mitmenschen um sich herum zu sehen, die mit Bluthochdruck, Diabetes, Adipositas, Krebs, Alzheimer usw. zu kämpfen haben, macht unglaublich müde und traurig - vor allem wenn man dann weiß, woher der ganze Mist kommt und, dass es kein Hexenwerk ist, vieles präventiv oder gar therapeutisch zu umgehen.
      Ich habe keine Ahnung ob ich Dich hier falsch verstehe aber magst Du das mal näher erläutern?
      Ich nehme an @Hera dass es hier darum geht, dass Harvard-Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen ausgiebigem Fleischkonsum (ausser Geflügel) und der Begünstigung der obigen Krankheiten sehen (vor allem bei ausgiebigem Verzehr von rohen Fleischwaren, Wurst, etc.) kann auch die Lebenserwartung sinken.

      Kater777 schrieb:


      Ich nehme an @Hera dass es hier darum geht, dass Harvard-Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen ausgiebigem Fleischkonsum (ausser Geflügel) und der Begünstigung der obigen Krankheiten sehen (vor allem bei ausgiebigem Verzehr von rohen Fleischwaren, Wurst, etc.) kann auch die Lebenserwartung sinken.
      Ok, danke für Deine Erklärung, ich hatte mir sowas in die Richtung gedacht und will da gar nicht versuchen etwas abzustreiten nur spontan fallen mir zwei Dinge ein "ausgiebig" und "kann" ....
      Hier wird immer schnell der Superlativ als Beispiel genommen mir fehlen einfach die Zwischentöne.

      Ich bin nun niemand der jeden Tag Fleisch isst und schaue durchaus wo ich was her bekomme aber ausgiebig beinhaltet für mich einfach nicht gänzlich. Und mir stellen sich immer die Nackenhaar auf wenn ich lese oder das Gelesene so empfinde (und ja ich reagiere da mittlerweile empfindlich drauf) so richtig gesund sind nur Veganer (die Studie steht übrigens noch aus ;) ).

      Ich finde zu schauen wo man nachhaltig handeln kann (immer unter Berücksichtigung des eigenen Rahmens) zum einen viel leichter an den Mann zu bringen als eine vielleicht auch nur bei mir so ankommende Absolution des Veganismus.

      Ich sehe das Ganze eben mehr als ein Maß halten, schauen wo man wirklich ausweichen kann und sicher auch will. Ich glaube kaum jemandem sind schlechte Haltungsbedingungen der Nutztiere wirklich egal. Aber ich finde mehr objektive Aufklärung und weniger Schwarz-Weiß-Denken würde eher zum Ziel führen.
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      Evelyn Beatrice Hall
      Hallo eotcz,

      deine Suche nach nachhaltigen Produkten und das Ziel, einen möglichst nachhaltigen Lebensstil zu führen, kann ich sehr gut nachvollziehen.
      Allerdings gibt es auch einige Aspekte in deinen Ausführungen, denen ich doch deutlich widersprechen möchte. (Auch wenn ich hier Gefahr laufe, weiter ins OT abzudriften...)

      Seit ich etwa 13 Jahre alt bin, beschäftige ich mich recht intensiv mit diesen Themen und habe mich auch damals entschieden, vegetarisch zu leben. In den 90ern war Veganismus noch nicht so stark verbreitet. Wenn ich damals schon die Informationen über geschredderte männliche Küken und Kälber als "Abfallprodukte" der Milchindustrie gehabt hätte, wäre ich wahrscheinlich auch vegan geworden. Zu dem Zeitpunkt war man als Vegetarier aber auch schon ein ziemlicher Exot...

      eotcz schrieb:

      Das ist, als hätte man gerade einen neuen Planeten entdeckt und dann denkt: "Boar krass, da gibts ja auch Wasser, Wald und Leben."
      Dieses Gefühl kenne ich noch sehr gut. Mir ging das besonders so, als ich entdeckt habe, was alles an künstlichen Zusatzstoffen in Industrieprodukten steckt und wie die hergestellt werden.
      Besonders ausgeprägt war das so mit 14-16 (in Kombination mit jugendlicher Rebellionshaltung... ) und ich bin da zum Teil auch recht missionarisch unterwegs gewesen.
      Das Missionieren habe ich mir aber mit dem Erwachsenwerden dann sehr schnell wieder abgewöhnt, da es erstens überhaupt nichts bringt und eher eine Abwehrhaltung bei anderen erzeugt.

      Vor allem aber möchte ich nicht, dass mir jemand in mein Essen und meinen Lebensstil reinredet und von daher habe ich auch nicht das Recht, anderen reinzureden!
      Ich dachte damals phasenweise, ich hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen - so in die Richtung "Wenn alle so leben würden wie ich, würde es dem Planeten und den Menschen selber viel besser gehen."

      Auch das sehe ich heute definitiv nicht mehr so. Sehr viele Produkte, Lebensweisen etc., die auf den ersten Blick nachhaltiger oder gesünder wirken, sind dies gar nicht unbedingt. Manches stellt sich erst nach Jahren als Trugschluss heraus, manches ist von vornherein Augenwischerei...
      Außerdem merke ich heutzutage, dass mit Beruf und Familie - und entsprechend knapperen finanziellen und/ oder zeitlichen Ressourcen - manchmal einfach die günstigere oder schnellere Variante herhalten muss.


      eotcz schrieb:


      All die Mitmenschen um sich herum zu sehen, die mit Bluthochdruck, Diabetes, Adipositas, Krebs, Alzheimer usw. zu kämpfen haben, macht unglaublich müde und traurig - vor allem wenn man dann weiß, woher der ganze Mist kommt und, dass es kein Hexenwerk ist, vieles präventiv oder gar therapeutisch zu umgehen.
      Und da sehe ich dann doch eine gewisse Vermessenheit.

      "Der ganze Mist" kommt nur daher, dass die ganzen kranken Leute nicht einsehen wollen, dass sie sich vegan ernähren müssten, dann wäre alles gut?

      Ehrlich gesagt macht mich so eine Haltung auch müde und traurig - das habe ich seit den 90ern einfach schon viel zu oft gelesen und gehört. Immer wieder mit unterschiedlichem Vorzeichen (Trennkost, Rohkost, ketogen, Intervallfasten, Fruitarier, "Urköstler" etc.). Es gibt einfach zu viele Leute, bei denen aus einer Ernährungsumstellung eine Ersatzreligion wird und dann wird oft vergessen, dass Krankheiten sehr viele unterschiedliche Ursachen haben können.
      Sehr schnell ist man dann auch bei der Einstellung, jegliche Krankheiten seien selbstverschuldet - und da steige ich komplett aus!


      eotcz schrieb:


      Auch, wenn ich für mich entschieden habe, dass es keinen Sinn macht, irgendeine Art von Leid, Umweltbelastung oder Diskriminierung zu tolerieren, verstehe ich euch aus rein Materialpraktischen Gründen sehr gut.
      Hmm... das klingt für mich danach, dass du auch die Lebensweisen, welche du mit Arten von "Leid, Umweltbelastung oder Diskriminierung" verbindest, nicht wirklich tolerieren kannst. Ist das richtig oder habe ich das falsch verstanden?

      Leider ist es meines Erachtens unmöglich, zu leben, ohne irgendetwas davon zu unterstützen - zumindest auf indirekte Weise tun wir das alle, allein dadurch, dass wir atmen, wohnen, essen und uns fortbewegen müssen und dadurch, dass es nun mal viel zu viele von uns Menschen gibt.

      Wenn man sich also nicht zum Wohle der Erde umbringen will, ist es nur möglich, entweder zu sagen "Nach mir die Sintflut - ist ja eh schon alles im Eimer!" oder halt abzuwägen, was am wenigsten Schaden anrichtet.
      Aber das ist ein ständiger Prozess - mit vorgefertigten Meinungen kommt man da nicht weiter. Im Grunde muss man jeden Tag Konsumentscheidungen treffen. Für mich ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Entscheidungsfindung - aber eben bei weitem nicht der Einzige. So lebe ich auch heute nicht vegan - noch nicht einmal mehr vegetarisch aus verschiedenen Gründen. Insofern passe ich wahrscheinlich recht gut in dein Feindbild...

      Um den Bogen zum Ausgangsthema zurück zu schlagen: Ich setze Nachhaltigkeit nicht mit Veganismus gleich. Oft mag eine vegane Alternative auch die nachhaltigere sein, immer ist sie es definitiv nicht.

      Leder ist definitv ein sehr langlebiges Material - bisher habe ich da keine Kunstlederprodukte gefunden, die in irgendeiner Form hätten mithalten können. Kunstleder ist als Erdölprodukt eh meines Erachtens nicht sinnvoll. Natürlich gibt es für die Anwendung im BDSM-Bereich auch andere Materialien (da wurden ja schon einige genannt), aber die können dann meistens nicht mit einer Lederoptik aufwarten.

      Insofern wäre ich sicher auch neugierig darauf, pflanzliches "Leder" mal zu testen. Allerdings habe ich z.B. bei Kaktusleder gelesen, dass es "nur" etwa 10 Jahre halten soll... Wenn ich da an die Ledermäntel denke, die ich von meiner Oma geerbt habe und heute noch gerne trage, steht es wieder 1:0 fürs tierische Leder...
      Fanatismus, egal in welchem Zusammenhang, ist selten positiv produktiv. Wer sprichwörtlich mit Bomben schmeisst
      kann zwar Angst verbreiten aber stösst in der Regel auf Unverständnis. Wer es aber schafft durch Aufklärung eine
      Bombe im Hirn der Menschen zu zünden kann einen Stein ins Rollen bringen. Nachhaltigkeit beginnt immer im Kleinen
      und dauert seine Zeit.
      Ich habe nach der ersten Seite nun aufgehört zu lesen, da ich doch nicht auf alles eingehen mag ... aber um zurück zum Material zu kommen, resp. zu den veganen Alternativen.

      Leder gibt es ja in enorm unterschiedlichen Qualitäten, das aus der Massentierhaltung für die Fleischproduktion ist da wohl tatsächlich eher ungeeignet und ich bin gar nicht so sicher ob dieses Leder überhaupt in den Verkauf von ganzen Lederhäuten kommt. In der Anfertigung von Bekleidung, aber auch in der Innendekoration möchte man ja perfekte Lederstücke und keine mit Narben oder gar Löchern von Verletzungen. Ich habe früher sehr gerne mit Leder gearbeitet, das ist ein sehr angenehmes und schönes Material. Aber die Umstände (auch über die weitere Verarbeitung mit leider meistens agressiven Chemikalien, aber auch der Menschen die das Verarbeiten) lassen da schon recht umdenken und nach Alternativen suchen.

      Alternative Nummer Eins ist dann natürlich meistens ganz spontan das Kunstleder. Früher noch sehr geruchsintensiv und von der Haptik her kein Vergleich zu echtem Leder, aber heutzutage gibt es da ganz tolle Produkte - wenn da nicht die Sache mit dem Erdöl wäre. Aber auch Weichmacher und andere Chemikalien sind darin enthalten, die sogar Allergien auslösen können. Und wie sieht es am Ende mit der Entsorgung aus? Also von der Nachhaltigkeit her ist Kunstleder leider auch keine Alternative zum Leder.

      Latex und Gummi sind ja auch sehr beliebt. Es ist richtig, Latex wurde früher aus Naturkautschuk hergestellt. Zur Herstellung der Latexbahnen werden bei der Verabreitung verschiedene Säuren eingesetzt. Zudem sind die Produktionsländer auch nicht bekannt für gute Arbeitsbedingungen: Elfenbeinküste, Nigeria und Thailand kommen mir gerade in den Sinn. Und auch wenn früher beim Latex das Grundmaterial Naturkautschuk war, so ist auch das heute nicht mehr so - heutzutage wird wohl der grösste Teil an Latex der auf dem Markt ist aus syntethischem Kautschuk hergestellt. Und da dieser günstiger und einfacher in der Herstellung ist wissen wir auch hier sofort: da ist wieder Erdöl im Spiel ...

      Für mich selber ist in der Zwischenzeit eigentlich klar das ich hauptssächlich mit Naturfasern wie Baumwolle, Jute oder Wolle arbeite. Doch auch bei diesen Produkten ist es heikel: wo kommt die Ware her, wie wurde sie produziert etc ... Und wer jetzt noch denkt Seide sei doch auch eine Naturfaser - ja schon, aber eine tierische. Für die Gewinnung von Seide müssen Millionen von Seidenraupen sterben.

      Gerade bei Baumwolle gibt es sehr gute, feste Stoffe die je nach Qualität und Verarbeitung zum Beispiel auch gut für die Herstellung von stabilen Manchetten taugen. Oder wiederum ganz feiner Chiffon für ein reizvolles Kleid ;)

      Yona schrieb:

      Leder gibt es ja in enorm unterschiedlichen Qualitäten, das aus der Massentierhaltung für die Fleischproduktion ist da wohl tatsächlich eher ungeeignet
      Nein, das wird durchaus genutzt. wobei es schon stimmt, dass einiges auch weggeworfen wird, weil es zu viel Häute gibt und man dann natürlich jene mit offensichtlichen Mängeln aussortiert, einige Mängel werden aber auch erst im Gerbprozess sichtbar. Lederschäden treten durch Zecken, Warzen, Weidezäune, Dornen, Hornstöße, Kot der sich festklebt auf, OP und Schwangerschaftsnarben auf. Massentierhaltung in einem kleinen Pferch sorgt in der Regel dafür, dass es zu weit weniger Verletzungen kommt als wenn die Tiere sich natürlich verhalten können. Die Lederqualität ist aber vor allem von Rasse zu Rasse unterschiedlich (bereits hier ausgeführt und belegt).

      Wer bei Leder auf Qualität setzt sollte sich Anilinleder kaufen, das ist qualitativ das beste Echtleder.

      Wenn man BDSM Sachen aus Leder herstellen will, braucht es nur kleine Stücke für viele Gegenstände. Über kleine Möbelhersteller (am besten die hochpreisigen) kann man sehr gut Leder (Verschnitt und Leder das doch Fehler hat) beziehen, welches zu einem großen Teil sonst entsorgt werden würde, daher sind die Preise auch deutlich geringer als beim Fachhändler. Wenn man nett fragt bekommt man aber auch größere (nicht ganz perfekte Stücke) zu einem angemessenen Preis. Die Firmen wissen auch woher ihr Leder kommt und wie es gegerbt wurde.

      Yona schrieb:

      ich bin gar nicht so sicher ob dieses Leder überhaupt in den Verkauf von ganzen Lederhäuten kommt.
      Klar, zumal sehr viel wegmachen (Anschliff, Füllmaterial, usw) kann und selbst wenn das nicht geht gibt es den Zuschnitt.

      Eine Lederhaut von 5qm kostet frisch aus dem Zerlegebetrieb keine 10 Euro bei ca 25kg/5qm, nach der Gerbung ist Leder auch nicht unbedingt der teure Rohstoff, das Kilo Leder brachte laut der Branche 2015 im Schnitt 3 Euro ein (meine aber von den 25kg geht auch nochmal ein Anteil Oberhaut und Wasser weg, daher würde ich aus dem Bauch sagen aus 10 Euro werden durch Veredelung etwa 50). Tja im Geschäft zahlt man dann für eine 4-5qm vernünftiges Leder rund 200 Euro (für Anilinleder direkt das Dreifache). Das Geld geht also nicht an die Bauern oder den Schlachter sondern erst bei der Gerberei fängt das Geschäft wirklich an.

      Yona schrieb:

      In der Anfertigung von Bekleidung, aber auch in der Innendekoration möchte man ja perfekte Lederstücke und keine mit Narben oder gar Löchern von Verletzungen.
      Jein, manche mögen durchaus den Look von echtem Leder, bei dem man eben auch mal mehr Struktur sieht, aber es stimmt natürlich, Anilinleder (Möbel, Nappajacken) ist in der Regel frei von jeglichen sichtbaren Schäden. Wie geschrieben, können aber viele Schäden ausgebügelt werden.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Yona schrieb:



      Gerade bei Baumwolle gibt es sehr gute, feste Stoffe die je nach Qualität und Verarbeitung zum Beispiel auch gut für die Herstellung von stabilen Manchetten taugen. Oder wiederum ganz feiner Chiffon für ein reizvolles Kleid ;)
      Aber gerade Baumwolle gehört zu den am stärksten mit Pflanzenschutzmitteln behandelten Pflanzen ... also auch da sehr gut aufpassen woher was kommt.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall
      Hui, krass - so viele neue Nachrichten. Auf alles kann ich nicht eingehen, aber ein bisschen versuche ich es mal ;)


      @Hera Ja, wie @Kater777 schon vermutet hat, beziehe ich das auf die pflanzliche Ernährung. Ganz deutlich will ich sagen: Vegane Ernährung kann mitunter deutlich schlechter für die Gesundheit sein, als eine herkömmliche Mischkost, wenn man sich nicht damit auseinandersetzt. Da aber viele Vegan lebende Menschen genau das tun, sehe ich da kein Risiko. Im Gegensatz zum Thema Leder, wo @Gentledom sehr gut informiert zu sein scheint und ich mich in der kürze der Zeit eingearbeitet habe, kann ich das von mir und Ernährung nicht behaupten. Durch einen großen Schicksalsschlag in meinem 16. Lebensjahr, beschäftige ich mich seit Jahren intensivst mit Ernährung und habe mich deshalb damals auch für die Medizinische Ernährungswissenschaft als Studium, entschieden. Ich will nur sagen: Hier bin ich tief drin in der Materie - im Gegensatz zu Leder. Und ja, unverarbeitete, bescheidene Mengen an Tierprotein sind für den Körper ersmtal kein Thema. Allerdings steigt ab ca. 22g Tiereiweiß am Tag das Risiko für diverse Krnakheiten massiv an. Aber das ist das falsche Forum, um sich ausführlich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
      @La_Fee_Verte Es ist definitiv falsch, dass "Alles Kranke" selbstverschuldet ist. Was aber dagegen richtig ist, ist, dass man mit einer gezielten Ernährung durchaus Krankheitsverläufe positiv beeinflussen oder gar rückgängig machen kann. Genetisch bedingte Krankheiten, die zwar in den meisten Fällen äußerst selten sind, können nicht auf Selbstverschuldung zurückgeführt werden. Hoher Blutdruck oder korornare Herzerkrankungen sind aber sehr wohl häufig auf fehlerhafte Ernärhungsweisen zurückzuführen.

      Ich toleriere jede Lebensform - ob ich sie selbst übernehmen wollte, ist eine andere Frage. Niemandem steht das Recht zu, über andere zu urteilen oder in ihr Leben einzugreifen, sofern es nicht gewollt ist. Und das versuche ich auch auf Tiere zu übertragen.

      Dass eine vegane Ernährung durchaus sehr positiv für die Gesundheit sein kann, haben übrigens nicht nur "Harvard Wissenschaftler" festgestellt ;) Zu empfehlen ist an dieser Stelle das Buch "China Study".
      (Eine gesunde, pflanzlichen Ernährung deckt alle kritischen Nährstoffe wie B12, Eisen, Selen usw. ab und sollte auf vollwertigen, nicht verarbeiteten Lebensmittel beruhen, die am besten auch noch Biologisch sind ;) Grob verinfacht in Vebrindung mit gesunder Bewegung und gutem Schlaf,... der Schlüssel zu Vitalität.


      Kater777 schrieb:

      Fanatismus, egal in welchem Zusammenhang, ist selten positiv produktiv. Wer sprichwörtlich mit Bomben schmeisst
      kann zwar Angst verbreiten aber stösst in der Regel auf Unverständnis. Wer es aber schafft durch Aufklärung eine
      Bombe im Hirn der Menschen zu zünden kann einen Stein ins Rollen bringen. Nachhaltigkeit beginnt immer im Kleinen
      und dauert seine Zeit.
      Wow, ein sehr weiser Beitrag. Danke, das liest sich super!

      @Yona Jap vom feeling und der Haltbarkeit her gibt es mittlerweile erstaunliche Fortschritte auf dem Erdölbasierten Kundstledermarkt. Alcantara und co. sind da durchaus brauchbare Alternativen - aber halt auf Erdölbasis und im Falle von Alcantara auch sehr aufwendig und Ernergieraubend in der Herstellung.
      Baumwolle und Hanf sind aufjedenfall sehr vielversprechend. Auch andere Alternativen aus dem erwähnten Katkus, Pilz, Kork, Apfelresten, Orangenschalen oder Bananen - es gibt so viele innovative und spannende Materialien mittlerweile. Und es werden immer mehr - wenn die Nachfrage entsprechend groß ist.

      Baumwolle ist natürlich wegen der Pestizide nicht unbedenklich - das stimmt. Aber mineralisch gegerbtes Leder oder gespritzte Baumwolle auf der Haut - ist in beiden Fällen sicher nicht das beste und wie auch schon gesagt wurde - da sind hoch giftige Chemikalien in der Haut/Leder, die Allergien auslösen können. Aber wenn man sich mal überlegt, zu welchem Zweck, Leder gegerbt wird, ist es auch ziemlich verständlich, dass es mit unserer Haut in gewisser Weise reagiert. Ich meine man gerbt ja, weil man Tierhaut haltbar machen will...unsere Haut ist eben "Tierhaut" und die kommt mit dem Zeug dann auch in Berührung. Ein pH-Wert von rund 5 auf unserer Haut ist ziemlich sauer und wird in Verbindung mit mineralisch gegerbten Leder sicher nicht wirkungslos bleiben (...ohne dabei nun die wissenschaftliche Studienlage zu kennen.). Aber nun gut, die wenigsten werden Ledermanschetten den ganzen Tag über tragen ;) - na gut - vllt Manche schon :P

      Trägt aber letzlich nicht zur Sache bei, denn da hilft dann vegetabil gegerbtes Leder (zumindest um die Chrombelastung zu umgehen). Bedenklicher ist da eher nickelhaltiges Metall an den Sachen - das löst sich in Verbidnung mit Schweiß besonders gerne. Vor allem bei billigen Knebeln, wo das Zeug nah am Mund ist, wäre ich da vorsichtig.

      Auch bei Baumwolle kann man natürlich auf den biologischen Anbau achten, dann sollte die Belastung kein Thema sein.



      Danke für eure vielen Beiträge!