Ausmaß eines Machtgefälles planen vs. entwickeln lassen?

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      Ausmaß eines Machtgefälles planen vs. entwickeln lassen?

      Ich möchte an dieser Stelle versuchen, meine Gedanken im Hinblick auf die Frage zu formulieren, ob und inwieweit die Tiefe bzw. das Ausmaß des Machtgefälles in einer Beziehung im Vorfeld planbar ist oder auch nicht, und euch um eure Ansichten und Gedanken dazu bitten. :blumen:


      Mich beschäftigt die Frage, ob man vor bzw. zu Beginn einer Beziehung wissen kann, wie weit/ tief das Machtgefälle in einer möglichen zukünftigen Beziehung reichen soll.


      Sicher gibt es einige Menschen, für die ganz klar ist, dass sie z.B. nur ein auf Sessions begrenztes Machtgefälle wünschen, oder denen umgekehrt bewusst ist, dass sie auf jeden Fall eine Beziehung mit dauerhaftem und starkem Machtgefälle (z.B. in Richtung TPE) anstreben sowie auch alle möglichen Zwischenstufen.


      Für mich ist diese Frage hingegen nicht so eindeutig zu beantworten und zwar aus verschiedenen Gründen:

      • Intensive D/s- Beziehungen haben eine große Faszination auf mich und reizen mich in der Fantasie zum Teil enorm. Ich kann mir diese Lebensweise durchaus sehr erfüllend vorstellen. Ob eine solche Beziehungsform in der Realität aber tatsächlich für mich lebbar und erfüllend wäre, kann ich nicht sagen, da mir die praktische Erfahrung dazu fehlt.
      • Ich für mich persönlich habe das Gefühl, dass es auch sehr stark von dem jeweiligen Partner abhängig wäre, wie tief das Machtgefälle gehen kann und soll; von seinen Vorlieben und Neigungen diesbezüglich, vielleicht auch von seiner persönlichen Art und Weise, das Machtgefälle innerhalb der Beziehung zu gestalten etc. Somit könnte ich mir theoretisch vorstellen, sowohl mit einem intensiven als auch mit einem weniger stark ausgeprägten und zeitlich befristeten D/s- Aspekt in einer Beziehung glücklich zu werden, je nachdem, mit welchem Menschen ich diese Beziehung führe.
      • Ich habe für mich das Gefühl, dass die Tiefe des Machtgefälles sich erst im Laufe der Beziehung langsam entwickeln muss und sich erst in der gemeinsamen Entwicklung als Paar zeigen kann, wie umfassend dieses gelebt werden kann und möchte oder eben auch nicht. Daher könnte ich weder zu Beginn sagen, dass ich z.B. TPE grundsätzlich ausschließe, noch dass ich die Beziehung direkt mit dieser Absicht und gar unter der Bedingung eines permanenten und umfassenden Machtgefälles beginnen möchte. Hier wäre ein langsames und sehr behutsames Herantasten für mich wichtig.
      • Zusammenfassend könnte ich persönlich momentan auf die Frage, was für ein Machtgefälle ich mir wünsche, etwas flapsig formuliert nur sagen: „Es kommt darauf an.“ ;) :pardon:

      Das sind die Aspekte, die mir spontan einfallen, warum es mir schwierig erscheint, ein Machtgefälle im Vorfeld zu planen. Das alles gilt selbstverständlich erstmal nur für mich und ist bitte nicht als allgemeingültig zu verstehen. Ich empfinde das gerade so; für andere mag das ganz anders aussehen.


      Nun zu meinen Fragen, die ich gerne an euch stellen würde:


      Geht es euch ähnlich oder ganz anders?


      Ist bzw. war euch ganz klar, welche Form des Machtgefälles ihr euch wünscht, oder hat sich das erst im Laufe der Beziehung(en) entwickelt?

      Wie habt ihr diesbezüglich Klarheit gewonnen?


      Ist aus eurer Sicht die Tiefe/ das Ausmaß eines Machtgefälles überhaupt planbar, oder könntet ihr euch ebenfalls vorstellen, dass es je nach Partner variiert?


      An diejenigen, die ein solches tiefes und dauerhaftes Machtgefälle bereits leben: habt ihr gezielt danach gesucht bzw. es angestrebt, oder hat es sich erst innerhalb der Beziehung dazu entwickelt?


      Wie geht ihr diesbezüglich bei der Partnersuche um?
      Natürlich ist es wichtig, über Wünsche und Vorstellungen zu reden, das ist klar. Natürlich kann man auch formulieren, dass man sich bezüglich der Reichweite des Machtgefälles unsicher ist. Mein Eindruck ist aber, dass es schwieriger ist, jemanden zu finden, der mit einem in dieser Hinsicht harmoniert, wenn die eigenen Wünsche diesbezüglich recht unklar sind. Also ausprobieren und ggf. ein Scheitern in Kauf nehmen?


      Ich versuche es mal an zwei Beispielen etwas deutlicher zu machen, was ich meine.
      1. Es könnte sein, dass Person A definitiv nur ein Machtgefälle in Sessions anstrebt, darüber hinaus nicht. Person B ist sicher unsicher, lässt sich zunächst ein und stellt im Laufe der Beziehung fest, dass sie sich ein umfassenderes Machtgefälle wünscht, Person A dies aber nicht erfüllen kann/ möchte.
      2. Es könnte sein, dass Person A definitiv ein umfassendes und permanentes Machtgefälle anstrebt. Person B ist unsicher, aber bereit, es auszuprobieren, stellt dann aber im Laufe der Beziehung fest, dass ihr das Machtgefälle zu stark/ umfassend etc. ist.


      Natürlich ist es auch in allen anderen Bereichen einer Partnerschaft so, dass sich vieles erst im Laufe der Beziehung entwickelt bzw. sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Lebensweise/ Vorstellungen etc. erst später zeigen und dann ggf. zur Trennung oder im glücklicheren Fall zur Festigung der Beziehung führen.
      Worum es mir aber geht, ist, dass ich für mich das Gefühl habe, in anderen Lebensbereichen klarere Vorstellungen von meinen Zielen, Wünschen etc. zu haben und diese somit auch klarer formulieren kann- im Hinblick auf das Machtgefälle aber eben nicht.

      Wobei sich mir eben die Frage stellt, ob überhaupt vor Beginn einer Beziehung konkretisiert werden kann, welche Art von Machtgefälle gewünscht wird, oder ob sich dieses eben erst im Laufe der Beziehung gestalten und entwickeln wird.
      (Das vieles, wenn nicht alles davon sehr individuell ist, ist mir klar, aber gerade die individuellen Sicht- und Herangehensweisen zum Thema interessieren mich ja.)


      Das war jetzt viel Text… Ich danke euch fürs Lesen! Ich hoffe, es wird einigermaßen klar, worum es mir geht.


      Ich würde mich freuen, eure Gedanken, Herangehensweisen und Erfahrungen zu lesen! Zum einen finde ich es sehr spannend und bin aufrichtig interessiert, wie andere mit dieser Thematik umgehen. Zum anderen hilft es mir bei meiner eigenen Auseinandersetzung mit diesen Fragen. :)


      Dabei würde es mich interessieren, sowohl von denen zu lesen, die für sich bereits „das perfekte Machtgefälle“ gefunden haben, als auch von jenen, die noch in der Auseinandersetzung und auf der Suche sind so wie ich.


      Ich danke euch schon mal ganz herzlich für eure Antworten und bin sehr gespannt, was ihr erzählen werdet! ^^ :blumen:
      "Unsere Sehnsüchte sind unsere Möglichkeiten. "
      Robert Browning
      Guten Morgen,

      ich habe mal versucht die einzelnen Fragen für mich zu beantworten.

      Primrose schrieb:

      Ist bzw. war euch ganz klar, welche Form des Machtgefälles ihr euch wünscht, oder hat sich das erst im Laufe der Beziehung(en) entwickelt?
      Ja und nein, welche Form sich schlussendlich entwickelt ist für mich ein Prozeß, den ich von Beginn an nicht voraussehen kann.
      Allerdings weiß ich genau wo mein Anfang und wo mein Ende ist. Ein rein sexuelles Machtgefälle ist mir zu wenig, TPE zu viel, dazu bin ich zu sehr Freigeist und könnte nicht in allen Lebensbereichen meine Verantwortung übertragen.

      Primrose schrieb:

      Wie habt ihr diesbezüglich Klarheit gewonnen?
      Ich kenne mich selbst gut genug um zu wissen was mir fehlen würde aber auch was für mich eine Grenze überschreiten würde, die ich nicht bereit bin zu gehen. Das ist für mich tatsächlich eine Kopfsache. Sprich ich beim Andenken des Gedankens etwa in bestimmten Bereichen meine Verantwortung zu übertragen und diese dann auch mit gutem Gefühl meldet sich Herz und Hirn mit einem deutlichen Nein, da fühle ich mich also schon gedanklich unwohl. Dazu bin ich dann auch zu sehr Freigeist, ich brauche das Gefühl in bestimmten Situationen autark entschieden zu können ob ich das dann auch wahrnehme steht auf einem anderen Blatt.

      Primrose schrieb:

      Ist aus eurer Sicht die Tiefe/ das Ausmaß eines Machtgefälles überhaupt planbar, oder könntet ihr euch ebenfalls vorstellen, dass es je nach Partner variiert?
      Ja, innerhalb dessen was ich für mich als "Rahmen" abgesteckt habe ist ja ganz viel Platz für verschieden Ausgelebtes. Abhängig vom Partner und der Entwicklung der Beziehung.

      Primrose schrieb:

      Wobei sich mir eben die Frage stellt, ob überhaupt vor Beginn einer Beziehung konkretisiert werden kann, welche Art von Machtgefälle gewünscht wird, oder ob sich dieses eben erst im Laufe der Beziehung gestalten und entwickeln wird.
      (Das vieles, wenn nicht alles davon sehr individuell ist, ist mir klar, aber gerade die individuellen Sicht- und Herangehensweisen zum Thema interessieren mich ja.)
      Nein, ich denke einfach jede Form einer Beziehung hat einen Entwicklungsprozess und der braucht Zeit und das was daraus entsteht kann man nie 100%ig vorhersagen. Eine Beziehung ist für mich immer ein offen auf einander zugehen und schauen wohin der gemeinsame Weg führt. Jeder Entwicklungsprozess kann stoppen, zeitweilig an einer Stelle verweilen oder sich immer wieder weiter bewegen.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall

      Primrose schrieb:

      Ist bzw. war euch ganz klar, welche Form des Machtgefälles ihr euch wünscht, oder hat sich das erst im Laufe der Beziehung(en) entwickelt?
      Da sich mir BDSM erst in der Beziehung überhaupt erst offenbart hat, kann ich den ersten Teil dieser Frage schwierig aus eigenem Erleben beantworten.

      Primrose schrieb:

      Ist aus eurer Sicht die Tiefe/ das Ausmaß eines Machtgefälles überhaupt planbar, oder könntet ihr euch ebenfalls vorstellen, dass es je nach Partner variiert?
      Ich denke, das hängt von vielen Faktoren ab. Vor allem auch davon, wie ich auf meine(n) Partner treffe. Lerne ich ihn auf einer einschlägigen Plattform mit ganz klaren Zielen/ Wünschen kennen, ist die Tiefe/ das Ausmaß des Machgefälles sicherlich eher planbar, als wenn an der Kasse der Blitz einschlägt. Ich glaube, es hängt durchaus auch sehr vom Partner ab, wie tief ich mich auf ein Machtefälle einlassen kann und möchte. Weiters spielen natürlich auch die Wünsche/ Vorlieben des Partners eine ausschlaggebende Rolle.

      Zwei "Extrem"beispiele:
      1. Ich stehe an der Kasse und neben mir an der Kasse steht mein Traummann, ala "und es hat whoom gemacht". Da hängt dann für das weitere gemeinsame Leben sehr vieles auch von ihm ab, ob er mit BDSM überhaupt etwas anfangen kann, ob wir da kompatibel sind etc.
      2. Ich gebe auf einer einschlägigen Seite ein Gesuch auf, in welchem ich ziemlich detailliert darstelle, was ich mir wünsche (oder ich finde ein Gesuch/ Profil, das mich in der Theorie sehr anspricht) .. wir kommen ins Schreiben und es passt gut, wir treffen uns und es passt weiter gut. Da ist der Weg zum möglicherweise ähnlichen Ziel ein gänzlich anderer. Der Weg ist aber sehr viel mehr auf das Ziel fokussiert als in Variante 1.

      Beides sind mögliche Varianten, zu einer BDSM Beziehung zu gelangen.
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! <3
      Johann Wolfgang von Goethe

      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. <3
      Marie Luise Kaschnitz
      Für uns war das Machtgefälle nicht geplant.
      Angedacht war das schon mal im Gespräch. Für mich war die planbarkeit irgendwie künstlich. Wenn sich ein Machtgefälle bei uns entwickelt, empfinde ich das als natürlich und vom Gefühl aus so gewollt.
      Das Machtgefälle hat sich relativ schnell bei uns entwickelt und wir genießen beide diesen "Abstand".
      Wir können uns beide nichts anderes mehr vorstellen.
      Das Leben ist kein Ponyhof. Aber geritten wird trotzdem !

      Primrose schrieb:

      Ist bzw. war euch ganz klar, welche Form des Machtgefälles ihr euch wünscht, oder hat sich das erst im Laufe der Beziehung(en) entwickelt?

      Wie habt ihr diesbezüglich Klarheit gewonnen?
      ich habe mir grundsätzlich abgewöhnt zuviele gezielte Vorstellungen zu haben - ich möchte der Dynamik der Beziehung ihren Lauf lassen und daraus entwickeln sich dann Dinge, die ich eventuell auch gar nicht für möglich gehalten hätte.

      Primrose schrieb:

      Ist aus eurer Sicht die Tiefe/ das Ausmaß eines Machtgefälles überhaupt planbar, oder könntet ihr euch ebenfalls vorstellen, dass es je nach Partner variiert?
      Jede Beziehung ist für mich individuell und somit auch nicht wirklich planbar - Auch der einzelne Partner entwickelt sich in der Beziehung....mal so und mal so......das hängt von so vielen Faktoren ab......

      Primrose schrieb:

      habt ihr gezielt danach gesucht bzw. es angestrebt, oder hat es sich erst innerhalb der Beziehung dazu entwickelt?
      zu Anfang nicht....heute ja...weil ich weiß was ich brauche ...wo meine Bedürfnisse liegen.....und...auch die Beziehung hat sich dahin entwickelt.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Ein spannendes Thema...

      Ich antworte mal spontan, so wie es mir einfällt.

      Erstmal stimme ich Dir zu: Machtgefälle entwickeln sich, brauchen Zeit und gewachsenes Vertrauen (auf beiden Seiten!)

      Ich gehe mit einem Zielbild in eine solche Beziehung, auch mit dem Ziel bestimmte Eckpfeiler zu setzen und Themen zu etablieren, die mir wichtig sind.

      Wenn ich mir das vorstellen kann ist ja der nächste Schritt erstmal, dass mein Gegenüber das auch so möchte. Sprich... bevor der Weg beginnt, müssen beide den auch gehen wollen. Und wenn beide Seiten da eine Schnittmenge finden, beginnt der „praktische“ Teil...

      Dort ist es oftmals wie beim Schach. Planung und Vorausschau trifft auf Realität und Reaktionen. Selbst wenn ich ein Ziel habe, ist es ein ständiges anpassen an Gegebenheiten, Reaktionen und auch Möglichkeiten. Dabei ist Reflektion und Anpassung die Regel und nicht die Ausnahme. Und mit Reflektion meine ich sowohl die, die man mit sich selbst ausmacht, als auch die, die man unbedingt gemeinsam machen sollte.

      Anpassungen erstrecken sich häufig am Beginn meist an der Geschwindigkeit, wie man etwas etabliert, je länger und besser man sich auf dem Weg kennt und versteht, desto weniger geht es um das „Wann“, sondern mehr um das „Wie“ oder auch um das „Wie weit“.


      Das perfekte Machtgefälle gibt es aus meiner Sicht so nicht... weil sich immer etwas verändert und dreht, sich Kleinigkeiten ändern und es stets auch Arbeit von beiden Seiten bedarf. Je länger an einem Machtgefälle „gearbeitet“ wird, desto intensiver und selbstverständlicher bewegt man sich in diesem... aber gleichzeitig geht das auch mit der steigenden Verantwortung einher, die sich aus diesem wachsenden Grad an Selbstverständlichkeit im Umgang in diesem Machtgefälle ergibt.
      Hm, schwierig, schwierig. Oder auch nicht? Ich weiß es nicht genau.

      Ist-Zustand bei mir ist ja, dass ich in einer Beziehung lebe, in der das (permanente) Machtgefälle nicht geplant war, sondern sich entwickelt hat. Zumindest was die Intensität betrifft. Als ich meinen Herrn damals kennengelernt habe, war BDSM für mich völliges Neuland und Begriffe wie 24/7 und TPE haben mir schon etwas Angst gemacht. ;) Mein Herr hatte schon Interesse, dass ein Machtgefälle vorhanden ist und durchaus auch in den Alltag greift. Die Ausprägung, Regeln und Rituale, die wir nun haben, haben sich nach und nach entwickelt bzw wurden durchaus von ihm forciert.

      Wie es bei mir in einer neuen Beziehung wäre, kann ich nur vermuten. Falls ich also aus welchen Gründen auch immer ohne meinen Herrn wäre, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich auch in einer neuen Beziehung nicht auf ein (permanentes) Machtgefälle würde verzichten wollen. Allerdings würde ich nicht direkt von Null auf Hundert gehen wollen (wobei mein Nullpunkt heute ein anderer ist als vor 10 Jahren). Die inhaltliche Füllung - sprich: Regeln und Rituale - würden von meinem Gegenüber bzw unserem Zusammenspiel abhängen und sich in meiner Idealvorstellung nach und nach entwickeln.
      Carpe et diem et noctem.
      Ich finde die Frage sehr interessant.
      Ich bin tatsächlich mit der Idee im Kopf eine DsBeziehung, die auch deutliche Elemente der Domestic Discipline enthält anzustreben auf Partnersuche gewesen.
      Entwickelt hat es sich dann ganz von selbst in diese Richtung.
      Wir haben uns kennengelernt und verliebt und zunächst war der Rahmen ein Machtgefälle nur in bestimmten Situationen.
      Das hat sich langsam immer weiter Richtung Alltag, 24/7 und immer mehr Regeln umfassend, entwickelt.
      Ich habe es, obwohl die Entscheidung wie es weitergeht immer bei meinem Herrn liegt, als gemeinsamen Prozess empfunden.
      Wir leben eine intensive Liebesbeziehung / Partnerschaft und er ist mein Herr. Ich könnte mir das intensive Machtgefälle 24/7 auch tatsächlich für mich nicht als Spielbeziehung vorstellen.

      Primrose schrieb:

      Sicher gibt es einige Menschen, für die ganz klar ist, dass sie z.B. nur ein auf Sessions begrenztes Machtgefälle wünschen
      Zu der Sorte gehören wir auch. Bei uns beschränkt sich BSDM und somit unser Machtgefälle auf den rein erotischen Teil, d.h. ausschließlich "erotic power exchange". Im Alltag gibt uns das schlicht nichts, es würde sich im Gegenteil komisch, störend, aufgesetzt anfühlen. Mag daran liegen, dass wir beide Macher / Alphatiere sind und in Job und Familie ansonsten wohl untergehen würden.

      Die Vorstellung von TPE / 24/7 kickt mich aber auch einfach überhaupt nicht. Im Gegenteil wäre mir das viel zu anstrengend, viele oder gar alle Entscheidungen für sie zu treffen. Davon abgesehen hätte ich aber auch die Befürchtung, dass sich unser BDSM dadurch irgendwie "abnutzt", wenn wir es in den Alltag hinein ausdehnen würden.

      Mich würde aber sehr interessieren, wie die statistische Verteilung zwischen EPE, TPE und allem dazwischen aussieht. Hier im Forum habe ich rein subjektiv den Eindruck, dass das Pendel stark in Richtung TPE ausschlägt. In der Realität würde ich allerdings eher das Gegenteil vermuten.

      Wie ist das bei euch?
      Power is nothing without control.

      Trust me, I know what I'm doing!

      Bedenke den Spaß...

      DerekReign schrieb:

      Mich würde aber sehr interessieren, wie die statistische Verteilung zwischen EPE, TPE und allem dazwischen aussieht. Hier im Forum habe ich rein subjektiv den Eindruck, dass das Pendel stark in Richtung TPE ausschlägt. In der Realität würde ich allerdings eher das Gegenteil vermuten.

      Wie ist das bei euch?
      Das führt den Thread vielleicht OT? ;) Aber eine Umfrage dazu würde ich auch spannend finden!

      Es gibt zwei Tragödien im Leben eines Menschen: Wünsche, die sich nicht erfüllen ... und Wünsche, die sich erfüllen!
      (frei nach Oscar Wilde)
      Ob man das Ausmaß eines Machtgefälles wirklich planen kann?
      Ich denke auch es entwickelt sich eher, auch das "Ziel" wohin es schlussendlich hintendieren soll, da ja gewisse Neigungen (verborgen oder offen) vorhanden sind, wenn man sich gemeinsam aufeinander besonders im BDSM-Kontext einlässt.
      Entwickeln aus dem Grund, dass man ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fällt. :pillepalle:

      Ich persönlich bin ebenso, wie @DerekReign, eine Macherin und ein Alpha, privat wie auch im Business.
      Mir fällt es oftmals schwer, nicht immer einzugreifen und auch mal "sein zu lassen" weil es a) mich nicht tangieren sollte und b) eben ausserhalb des erotischen Kontextes liegt. Dennoch komme ich oftmals nicht aus meiner Haut :rolleyes:

      Ich mag es, eine starke Frau an meiner Seite zu haben, die weiss, was sie im Leben will und dieses auch in die Hand nimmt.
      Pläne macht und Entscheidungen trifft. Mich auch mal damit überrascht. Permament Entscheidungen für meine Partnerin treffen zu müssen, wäre, denke ich, irgendwann auch sehr anstrengend und sehr bevormundend? Und "erziehe" ich sie damit nicht zur Unselbstständigkeit? Was ist, wenn ich irgendwann nicht mehr da bin? Sie sollte doch auch selbstbestimmt und alleine leben können/dürfen/müssen/ sollen....

      Für mich klingt daher TPE als starke Abhängigkeit von einander? :gruebel:
      Vielleicht kann ich es mir (im aktuellen Stadium) einfach noch nicht genug vorstellen?!
      Aber wie gesagt, es muss sich entwickeln und auch zwischen den beiden Partnern kommuniziert und zugestimmt werden.

      Beim erotischen Akt, ist dieses Machtgefälle dezidiert erwünscht und auch planbar ;)
      Der Rahmen ist besprochen und darin wird sich bewegt - ich für meinen Teil gern grenzerweiternd und Rollenfestigend.

      Wie es in Zukunft aussehen wird, ob ich mich wirklich in alltäglichen Belangen zurückhalten kann ...
      Oder TPE irgendwann mal Thema werden könnte?!
      Man wird es sehen XD
      Mein Wunsch sei Dir Befehl...
      Als erstes möchte ich allen ganz herzlich danken, die sich bereits zu Wort gemeldet haben! :blumen: Ich finde es sehr spannend und bereichernd, von euren Erfahrungen und jeweiligen Zugängen zum Thema zu lesen!

      Ich selbst kann mich gut darin wiederfinden, was @Hera als "Rahmen" beschrieben hat, der den Anfang und das Ende des Machtgefälles absteckt und dazwischen gleichzeitig viel Offenheit für gemeinsame Entwicklung ermöglicht. Vielen Dank für dieses Bild!

      @BeJay Auch deine Beschreibung vom Zielbild bei gleichzeitiger ständiger Anpassung an die aktuellen Gegebenheiten ist für mich sehr nachvollziehbar. Ich ahne zwar, was du damit meinst, dass auch vom dominanten Part wachsendes Vertrauen für die Vertiefung eines Machtgefälles nötig ist. Magst du vielleicht trotzdem noch etwas weiter ausführen, was du genau damit meinst? Ich würde mich freuen, diese Perspektive noch besser zu verstehen.

      Zum Schluss noch eine Bitte: ich fände es schön, wenn in diesem Thread nicht darüber diskutiert würde, ob Beziehungen mit intensivem permanentem Machtgefälle wie TPE Sub zu Abhängigkeit, Unselbständigkeit usw. erziehen. Zum einen wurde bereits an anderer Stelle immer wieder darüber diskutiert, zum anderen ist es aus meiner Sicht wenig zielführend, TPLer immer wieder mit diesem Vorwurf zu konfrontieren. Missbräuchliche Beziehungen, in denen nicht auf das Wohl der Partnerin/ des Partners geachtet wird, sind selbstverständlich kritisch zu betrachten, allerdings gibt es das in sämtlichen Beziehungsformen, dazu braucht es kein TPE. Ob das Risiko dafür in TPE- Beziehungen größer ist, kann gerne an anderer Stelle intensiv diskutiert werden. :)

      Ich persönlich finde es völlig gleichwertig, wie intensiv jemand das Machtgefälle in seiner Beziehung ausleben möchte. Mich interessiert wie oben beschrieben euer Weg bzw eure Entwicklung dahin.
      Daher fände ich es schön, wenn sich auch Menschen mit intensiven D/s- Beziehungen hier zu Wort melden können, ohne kritisiert zu werden, da ich persönlich den Weg dorthin sehr spannend finde.
      Alle anderen, die weniger Machtgefälle bevorzugen, sind selbstverständlich genauso herzlich willkommen.
      In diesem Sinne hoffe ich weiterhin auf einen angeregten Austausch und freue mich, von euren Erfahrungen zu lesen! :) :blumen:
      "Unsere Sehnsüchte sind unsere Möglichkeiten. "
      Robert Browning
      @Primrose das mach ich natürlich gern.

      Für mich ist es wichtig, dass ich das Machtgefälle so stark anziehe, wie es - aus meiner individuellen Sicht auf die Beziehung - „gesund“ ist für beide Seiten.

      Ich habe zwar für mich eine klare Vorstellung von dem, was ich möchte... auch teilweise sehr strikte oder strenge Abgrenzungen. Aber bevor ich in diese Richtung etwas unternehme, frage ich mich auch, ob ich diesen Rahmen etablieren kann und was das mit meinem Gegenüber macht bzw. machen kann. Und wohin das mittel- langfristig führen kann. Neben dieser Frage stelle ich mir auch die Frage, welche Verantwortung damit auch für mich einher geht. Und welche Folgen das für mich hat. Kann und will ich - in dieser Beziehung in der ich mich In diesem Moment bzw. dieser Lebensphase befinde - die Verantwortung übernehmen? Was bedeutet das für mich? Bin ich dazu zeitlich, emotional und verantwortungsmäßig in der Lage? Und was bedeutet das, wenn ich diese Stufe etabliert habe? Wie setze ich das um? Wie komme ich zu diesem Ziel? Und auch: welche Zwischenschritte plane ich ein, um dorthin zu gelangen?

      Vielleicht anhand eines Beispiels: wenn ich die Kontrolle über den Orgasmus meiner Sub übernehmen möchte... klingt das erstmal für mich sehr geil. Aber wenn ich das einführe und durchsetze...

      ... dann muss ich damit rechnen, dass ich gefragt werde, wenn es bei mir zeitlich mal so gar nicht passt (oder ich muss dafür sorgen, dass ich hier so vorausschauend bin und Wege finde, die das abmildern, ohne dem Machtgefüge zu schaden).

      ... dann muss ich mir auch sicher sein, dass meine Sub auch Phasen durchsteht, in denen ich entscheide, dass es keinen Orgasmus gibt.

      ... dann gehört da auch zu, dass ich einen Blick darauf habe, wenn über eine längere Zeit nicht gefragt wird und ich das Gefühl habe, es läuft in eine Richtung, die nicht gut tut.


      Da kreisen mehr Fragen in meinem Kopf, aber als Beispiel sollen diese drei Punkte genügen. Wenn ich das also einführen will, dann entwickle ich das - erst für mich, dann gemeinsam mit meiner Sub. Ich mache mir ein Bild... ist dieses rund und ich bin mir sicher, wie der Weg aussieht... gehe ich diesen Schritt.
      Wie geht man bei der Partnersuche damit um?
      Jeder anders. Aber das wäre zu einfach als Antwort.

      Angefangen hat es bei mir 1994. Und zwar damit, dass ich nicht gesucht habe, sondern gefunden wurde. Befreit trifft es sogar noch besser.
      Und danach?
      Mir war klar, dass es eigentlich immer einen Schwerpunkt im D/S für mich gibt. Also sollte mein Gegenüber kein reiner Masochist sein. Das hätte nie funktioniert.
      Auf freundschaftlicher Ebene mit ab und zu mal einer Session... ja, da schon. Aber als Partnerschaft? Nein, das wäre nicht gut gegangen (wie dann auch meine spätere kurze Ehe mir gezeigt hat, lag ich mit dieser Einschätzung richtig, als ich mal davon abwich).

      Ja, ich mag TPE und 24/7. Wobei 24/7 für mich persönlich eher ein Ausdruck des inneren Gefühls ist.
      "Ziel" war es nie, eine TPE-Beziehung aufzubauen. Denn das muss wachsen. Langsam und stetig sich entwickeln. Klar war immer der innere Wunsch danach vorhanden zu Beginn einer Beziehung. Aber "ergebnisoffen", wie man so schön sagen würde. Entweder es hat gepasst und dann ist man langsam ins TPE reingewachsen oder es hat, was diesen Bereich angeht, nicht gepasst und man war trotzdem glücklich.
      Ich hatte vor dieser Partnerschaft schon eine weitere TPE-Beziehung, und diese endete sehr unglücklich. Das sie jedoch so unglücklich endete, lag nicht am TPE sondern an anderen Umständen von außen.
      3 weitere Beziehungen in all den Jahren, welche nicht TPE war. Alle endeten "glücklich". Und auch bei allen Beziehungen, TPE oder nicht, war ich glücklich und würde auch heute noch kein schlechtes Wort über eine meiner ehemaligen Subs verlauten lassen. Es gab halt Umstände, die jeweils zu einem Ende geführt haben.

      Was jedoch alle Beziehungen gemein hatten, war D/S und der Wunsch, eine D/S Beziehung zu führen. Mal intensiver (TPE), mal weniger intensiv. Aber immer D/S.

      Als @Rainha und ich uns kennenlernten, war es ebenfalls "ergebnisoffen". Von beiden Seiten. Sie konnte sich vieles nicht vorstellen für sich, und das war für mich in Ordnung. Denn der "Rahmen", das D/S, stand trotzdem.
      Das es sich so entwickelt hat, wie es sich jetzt darstellt, war zwar "erhofft" von mir, aber keine Voraussetzung. Es hätte sich auch anders entwickeln können, und das wäre für mich auch okay gewesen. Aber das es jetzt so geworden ist, dass es auch für beide noch dazu erfüllend ist (TPE), ist um so schöner.
      Der Weg ist auch noch lange nicht zu Ende. Ich denke, im TPE ist der Weg auch nie zu Ende. Es gibt kein Ziel. Sondern ein stetiges Wachsen an- und miteinander.
      Der Weg ist das Ziel.

      Primrose schrieb:

      Zum Schluss noch eine Bitte: ich fände es schön, wenn in diesem Thread nicht darüber diskutiert würde, ob Beziehungen mit intensivem permanentem Machtgefälle wie TPE Sub zu Abhängigkeit, Unselbständigkeit usw. erziehen. Zum einen wurde bereits an anderer Stelle immer wieder darüber diskutiert, zum anderen ist es aus meiner Sicht wenig zielführend, TPLer immer wieder mit diesem Vorwurf zu konfrontieren.
      Dazu muss ich sagen: es hat niemand diskutiert oder gar etwas vorgeworfen! Daher finde ich diese Unterstellung so nicht in Ordnung. Im Übrigen halte ich auch ein derartiges pauschales "Abwürgen" von Meinungen zu einem gemäß Titel offen formulierten Thread über Machtgefälle, die vom TE offensichtlich unerwünscht sind, grundsätzlich für einen großen Fehler bzw. für eine schlechte Kommunikationskultur. Hättest Du geschrieben, dass Du nur was von Leuten hören wolltest, die TPE betreiben, wäre ich von Anfang an raus gewesen.

      Primrose schrieb:

      Ich finde es sehr spannend und bereichernd, von euren Erfahrungen und jeweiligen Zugängen zum Thema zu lesen!
      Offensichtlich, wenn man das vorherige Zitat liest, aber nur, wenn dabei nicht die eigene legitime Ansicht / Erfahrung berichtet wird, dass jemand es nicht möchte, weil er/sie eine Abhängigkeit/Unselbständigkeit befürchtet (ob zu recht oder nicht, spielt dabei keine Rolle!).

      Primrose schrieb:

      Daher fände ich es schön, wenn sich auch Menschen mit intensiven D/s- Beziehungen hier zu Wort melden können, ohne kritisiert zu werden
      Das "auch" kann man dann wohl streichen und gegen "nur" ersetzen, oder? Und nochmal: es hat niemand irgendjemand kritisiert! Auch diese Unterstellung ist daher so nicht in Ordnung.

      Primrose schrieb:

      Alle anderen, die weniger Machtgefälle bevorzugen, sind selbstverständlich genauso herzlich willkommen.
      Aber offensichtlich nur, wenn sie es für sich nicht damit begründen und das auch sagen, dass sie Abhängigkeit / Unabhängigkeit befürchten (nochmal, ob zu recht oder nicht spielt dabei keine Rolle!).

      Sorry, aber Dein Post ist in meinen Augen zutiefst ambivalent, da Du einerseits offenes Feedback zu wünschen scheinst, dann aber Dinge nicht hören willst, die nunmal dazu gehören. Vielleicht solltest Du Dich auch fragen, warum Du Dich zu diesen Unterstellungen veranlasst sahst, denn von einem irgendwie negativen Ton gegenüber irgendjemand oder dessen Meinung konnte ich hier bisher nichts rauslesen, im Gegenteil.
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      Bedenke den Spaß...
      Ach, @DerekReign , ich werde mich jetzt einfach mal nicht rechtfertigen, sonst diskutieren wir doch wieder über das Thema. :)
      Es sind von mir ausdrücklich Beiträge zu allen Varianten von Machtgefällen und deren jeweiliger Intensität gewünscht!- ob du es glaubst oder nicht. :pardon:

      Im übrigen war auch dein Beitrag mir ausdrücklich willkommen sowie auch jener, für den du Partei ergreifst!

      Das bedeutet aber nicht, dass ich an dieser Stelle darüber diskutieren möchte, ob und inwieweit welches Machtgefälle gut oder schlecht ist. Das kann doch jeder, der das gerne möchte, an anderer Stelle tun. :)
      Man kann über TPE ganz sicher ganz trefflich diskutieren und auch streiten- das muss aus meiner Sicht trotzdem nicht zwangsläufig jedes Mal passieren, sobald das Label "TPE" erwähnt wird. ;)

      Ich finde es im übrigen gut und richtig, sich kritisch mit den Auswirkungen von Machtgefällen auseinander zu setzen - auch bei TPE! Unbedarft in eine solche Beziehung zu stolpern kann wohl kaum hilfreich sein. Im Gegenteil denke ich, dass gerade die kritische Auseinandersetzung damit ermöglicht, sich eben bewusst dagegen oder dafür zu entscheiden. Wenn ein solch intensives Machtgefälle eingegangen wird, dann aus meiner Sicht hoffentlich bewusst, achtsam und reflektiert! Das setzt vorherige kritische Auseinandersetzung damit voraus!

      Trotzdem war das nicht meine Frage im EP, daher habe ich versucht, die Diskussion frühzeitig zurück zur Eingangsfrage zu lenken, bevor der Thread thematisch völlig abdriftet, denn solche Diskussionen hatten wir in anderen Threads schon häufig. Wenn sich jemand davon abgewürgt oder angegriffen fühlt, tut mir das leid, dass war nicht meine Absicht!

      Soweit dazu von meiner Seite.
      "Unsere Sehnsüchte sind unsere Möglichkeiten. "
      Robert Browning

      Primrose schrieb:

      Ist bzw. war euch ganz klar, welche Form des Machtgefälles ihr euch wünscht, oder hat sich das erst im Laufe der Beziehung(en) entwickelt?
      Wie habt ihr diesbezüglich Klarheit gewonnen?
      Mir war überhaupt nicht klar, wohin die Reise gehen würde. Ich habe mich vorher schon ein wenig mit den verschiedenen Beziehungsformen beschäftigt und keine einzige kategorisch abgelehnt. Da ich jedoch mit DS genau nichts am Hut hatte, war es für mich einfach nicht präsent, d.h. die Frage hat sich für mich überhaupt nicht gestellt.

      Die Tiefe unserer Beziehung hat sich im Laufe der Zeit entwickelt, indem wir Schritt für Schritt gegangen sind. Ab und an habe ich doch mal geschubst, Mylord hat mich eingebremst oder wir haben beide gemerkt, dass es für den nächsten Schritt genau die richtige Zeit ist.

      So richtig klar ist es mir noch immer nicht und ich habe erst letztens Mylord gefragt, ob das wirklich TPE ist, was wir leben. Es fühlte sich so unwirklich an und das tut es manchmal noch immer.

      Primrose schrieb:

      Ist aus eurer Sicht die Tiefe/ das Ausmaß eines Machtgefälles überhaupt planbar, oder könntet ihr euch ebenfalls vorstellen, dass es je nach Partner variiert?
      Ich denke nicht, dass es planbar ist, genausowenig wie jede andere Beziehung auch. Es gibt immer Unwägbarkeiten, auf die man reagieren muss. Und ja, es variiert je nach Partner, denn er muss es ja auch wollen und annehmen. TPE ist keine Einbahnstraße, in der Sub sich unterwirft, sondern auf den Top kommt ein ziemliches Maß an Verantwortung zu, mit dem nicht jeder umgehen kann oder will.

      Primrose schrieb:

      An diejenigen, die ein solches tiefes und dauerhaftes Machtgefälle bereits leben: habt ihr gezielt danach gesucht bzw. es angestrebt, oder hat es sich erst innerhalb der Beziehung dazu entwickelt?
      Gesucht? Nein. Angestrebt? Vielleicht ein ganz kleines bißchen in einer ganz versteckten Ecke meines Herzens. Bei uns hat es sich einfach entwickelt.

      Primrose schrieb:

      Wie geht ihr diesbezüglich bei der Partnersuche um?
      Natürlich ist es wichtig, über Wünsche und Vorstellungen zu reden, das ist klar. Natürlich kann man auch formulieren, dass man sich bezüglich der Reichweite des Machtgefälles unsicher ist. Mein Eindruck ist aber, dass es schwieriger ist, jemanden zu finden, der mit einem in dieser Hinsicht harmoniert, wenn die eigenen Wünsche diesbezüglich recht unklar sind. Also ausprobieren und ggf. ein Scheitern in Kauf nehmen?
      Ich überlege gerade... ich habe von Anfang an kommuniziert, dass ich nur Masochistin bin. Netterweise hat sich Mylord jeglichen diesbezüglichen Kommentar verkniffen, auch nachdem wir uns das erste Mal getroffen hatten. Mittlerweile hat es sich zum running gag entwickelt bei uns, dass ich ja keinerlei devote Anteile habe :whistling: .

      Ich habe danach nicht gesucht, denn irgendwie war das etwas wie von einem anderen Stern. Es passte nicht zu meinem Selbstbild, auch wenn mein Kopfkino jahrelang was anderes gesagt hat (das habe ich natürlich geflissentlich ignoriert). Ich war also sehr ergebnisoffen und hab mich einfach überraschen lassen. Rückblickend das beste, was ich tun konnte, denn so war ich sehr unvoreingenommen und konnte und kann mich Mylords Führung überlassen, ohne mir selbst im Weg zu stehen.
      Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil. (Khalil Gibran)

      Was ist Liebe? Eine Hütte nicht gegen einen Palast tauschen wollen, Untugenden und Fehler lächelnd übersehen, Hingabe ohne geringstes Zögern. (Aus China)

      BDSM ist nicht das geschenkte MacBook oder der Luftballon in Hubschrauberform. (Rainha)

      Primrose schrieb:

      Nun zu meinen Fragen, die ich gerne an euch stellen würde:



      Geht es euch ähnlich oder ganz anders?

      An diejenigen, die ein solches tiefes und dauerhaftes Machtgefälle bereits leben: habt ihr gezielt danach gesucht bzw. es angestrebt, oder hat es sich erst innerhalb der Beziehung dazu entwickelt?

      Ich weiß bis heute nicht sicher, ob ich danach gezielt gesucht habe. Aber zumindest würde es erklären, warum ich Männer auf Beziehungsebene vor ihm in der Regel uninteressant fand.

      Wir sprachen beim Kennenlernen nicht von Machtgefälle und dass es BDSM gibt, wussten wir beide nicht (Kennenlernen als Jugendliche im vorigen Jahrtausend ohne Handy und PC zu Hause ^^). Aber er sprach über seine Ziele, Gefühle und Vorstellungen und ich spürte etwas, was ich bei anderen Bekanntschaften zuvor vermisst hatte.

      Seine Vorstellungen einer Beziehung/Standing zum Machtgefälle waren dabei durchaus zentrales Thema und ich hakte einige Male bei seinen für das damalige (Zeit-)Alter ungewöhnlichen und extremen Vorstellungen nach, aber seine Authentizität war dabei etwas, was mir von Anfang an sehr gefiel.
      Das Bewusstsein dessen, was mich an ihm fasziniert und worauf unsere Verbindung fußt, folgte erst Jahre später. Es war keine ‚schockierende Erkenntnis‘ :D , sondern im Prinzip nur die Theorie hinter der Praxis :saint: .

      Also: Ja, ich würde aus heutiger Sicht schon sagen, dass ich intuitiv nach jemanden wie ihn gesucht hatte ^^ .
      Ich finde das ein sehr spannendes und interessantes Thema :blumen:

      Wenn ich mal zurück blicke, war es bei mir zu Beginn (haha.. so lang ist es ja noch gar nicht her ;) ) dass ich mir das lediglich im sexuellen Kontext und auf Sessions beschränkt vorstellen konnte. Da ist das Machtgefälle natürlich in der Tat beschränkt.

      Aber was soll ich sagen... Das reicht mir nicht (mehr). :rot:

      Ich denke aber, dass das Machtgefälle nur ein Entwicklungsprozess sein kann. Natürlich kann man eine Idee davon haben in welche Richtung es gehen könnte, natürlich hat man, auch auf Grund von Erfahrungen, gewisse Vorstellungen darüber, was man möchte und was nicht. Aber wenn zwei sich zusammen tun, entsteht doch etwas völlig neues. Ein Auto fährt ja auch nicht nur mit einmal Gaspedal antippen gleich 100km/h schnell ;)
      Optimismus heißt rückwärts sumsi mit po :yes: :saint:
      Liebe @Primrose, mir geht es ganz ähnlich wie dir. Ich habe keinerlei Erfahrung in D/S, welche über Sessions hinaus geht und Beiträge zu TPE- oder gar H/s-Beziehungen faszinieren mich ebenso sehr wie sie mich aber auch manchmal auf die Palme bringen oder gar abstoßen. Ich weiß nicht, was das Befassen damit mit mir anstellt. Was ich jedoch weiß ist, dass ich mich nicht dazu geboren fühle, jemandem ohne Wenn und Aber zu dienen - darin sehe ich meine Erfüllung nicht. Außerdem würden mir bei durchgehend intensiver Gestaltung wohl auf Dauer die Augenhöhenmomente fehlen. Die Vorstellung, jegliche Entscheidungsgewalt auf den Partner zu übertragen, macht mir Angst und ob ich überhaupt fähig bin, jemandem so sehr zu vertrauen, steht in den Sternen.
      Was ich mir vorstellen könnte wäre, dem Partner das Recht einzuräumen, in jedem Augenblick das Machtgefälle ausgeprägt entstehen zu lassen, zu übernehmen, einzugreifen. Daraus ergeben sich für mich ganz wunderbare Fantasien...unvorhersehbare Situationen, Reaktionen auf meine ganz sicher hin und wieder aufkeimende Brattigkeit, die Dominanz und Führung aus dem Nichts auch mal mit „voller Wucht" zu spüren bekommen usw. Dazwischen müsste es aber Freiräume geben, in denen ich meine eigenen Fehler machen, spontan sein und mich frei fühlen darf.
      Bei mir stellt sich zusätzlich die Frage, welches Machtgefälle ist in einer Zweitbeziehung umsetzbar, sodass es noch authentisch wirkt und dennoch nicht in meinen familiären Alltag eingreift?

      Es gibt ja Menschen, die sich ausschließlich auf die Entwicklung einer Beziehung einlassen, wenn von Anfang an beispielsweise das Ziel TPE festgelegt ist. Das ist durchaus legitim und es gibt sicher auch das passende Pendant, welches da mitgehen kann. Auf mich würde das einen enormen Druck ausüben. Sollte ich also irgendwann einmal in eine Beziehung mit Schwerpunkt DS starten (was ich mir durchaus vorstellen kann), wäre mir eine gemeinsame Entwicklung, spielerisch und mit viel Leichtigkeit, ohne Dogmen oder zu vielen, festen Grundpfeilern und ohne festes Endziel wichtig - der Weg ist das Ziel :)