Heulen

      Vorab


      ich habe mich heute und gestern durchs Forum gesucht und bisher kein vergleichbares Thema gefunden, falls es doch eins gibt, verlinkt es gern. Hier möchte ich aber in erster Linie meine gestrige Erfahrung teilen und bin auch neugierig, ob ihr sowas in der Richtung macht, gemacht habt und falls ja, was es in euch auslöst. ^^

      Wir hatten gestern endlich mal wieder Zeit für eine längere Session, sie war heftiger als sonst, sehr viel emotionaler und ich bin zum ersten Mal an meine Grenzen gestoßen.

      Wie man im Titel bereits erkennen kann hab ich geheult. Ein paar Tränen während einer Session sind bei uns schon ziemlich oft vorgekommen, aber so richtig geheult hab ich zuvor noch nie. Allgemein heule ich seit ich erwachsen bin kaum noch, dementsprechend war es überraschend, sich wieder so in die Kindheit zurück versetzt zu fühlen.

      Ich kann gar nicht genau erklären wie es dazu kam, aber er hat mich gestern vermehrt mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen. Ohrfeigen und leichte Schläge ins Gesicht sind bei uns absolut normal, bisher hat sich das allerdings immer auf nie mehr als eine Hand voll Schläge hintereinander begrenzt. Gestern waren es weit mehr, zudem war durch die verbundenen Augen und das gefesselt sein alles intensiver und ich kam irgendwann an den Punkt, an dem sich einfach ein Schalter in mir umgelegt hat und alles einfach überschwappte.

      Er hat natürlich sofort gecheckt ob alles okay ist - wir hatten das zuvor schon mal auf dem Tisch gehabt, wie wir vorgehen wenn ich mal wirklich anfangen muss zu weinen und ob er das könnte, also trotzdem weitermachen - wir waren also vorbereitet und weiter ging’s.

      Soweit so gut - kommen wir zum komischen Part ... wir haben das ganze etliche Male wiederholt, ich kann nicht genau sagen wie oft, aber vielleicht an die zehn mal dürften es gewesen sein.

      Schläge ins Gesicht, Heulen, auffangen und Trösten - weiter gehts ...

      Ich hatte das zuvor nie erlebt, dieses runterkommen und aufgefangen werden und im nächsten Moment wieder weiter zu machen, geschubst werden und fallen. Es war unfassbar intensiv, eine ziemliche Achterbahn und meine heulschwelle wurde immer niedriger - also die Intensität und Anzahl der Schläge bis zu den nächsten Tränen wurde weniger und das heulen und getröstet werden dauerte länger an.

      Wir haben zum ersten Mal den Punkt erreicht an dem ich wusste okay, stop, ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr - und das war ziemlich überwältigend. Und mich zum heulen zu bringen gibt uns beiden offenbar sehr sehr viel.

      Was soll ich sagen ... mir geht es gut nach gestern, ihm geht es auch gut. Ich fühle mich außerdem leichter, beinahe als wär eine riesige Last von mir abgefallen.

      Jetzt meine Fragen an euch:
      habt ihr sowas schon gemacht? Also speziell bewusst heulen/weinen/Tränen in einer Session provoziert? War das ein einmaliges knoten platzen lassen, oder habt ihr das auch schon mehrmals hintereinander passieren lassen? An die Subs: falls ja, wie kommt ihr klar mit dem Gefühl, von dieser weichen, sicheren Care Cloud gerissen zu werden und nochmal ins ungemütliche geschubst zu werden? Und an die Doms: was machen Tränen bzw. heulende Subs mit euch? Könnt ihr damit umgehen? Ist es schwer für euch einfach weiter zu machen? Oder turnt es euch an?

      Ganz liebe Grüße
      und danke schon mal vorab

      Esmeralda :blumen:
      wow spannend, wie unterschiedlich wir doch alle ticken ;)
      Danke fürs Berichten - es liest sich nicht so, als ob das was für mich wäre.

      Ja ich hab auch schon mal geheult, letztens erst wegen einer läppischen Sache, weil mir blöde Gedanken durch den Kopf geschossen sind für die er nichts konnte. Aber das ist ja nicht gemeint. "Normal" kommen mir dann die Tränen, wenn es dann doch zu weh tut. Und dann möchte ich nach dem Auffangen auch bitte nicht an der Stelle weitermachen, weil dann reicht es. Ausnahmen bestätigen wie Üblich die Regel ;), und das Erleichtert sein kenne ich auch, manchmal tut es gut einen Grund zum Heulen zu haben. Aber dieses mehrmals hintereinander provozieren, ist mir glaub ich zu viel.
      "wenn wir einmal irrtümlich verschiedener Meinung sind, haben wir uns besonders lieb"

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Katharina ()

      Da ich null masochistisch bin, kommen bei mir sowie schon öfters Tränen, wenn ich gehauen werde, ich denke das ist eine normale Reaktion. Das intensivere Rotzen und Heulen ist mir aber auch schon passiert. Ich denke, das ist eher so ein psychische Übersprungreaktion. Ich finde das aber nicht schlimm, weil es zwar körperlich anstrengend ist, aber absolut nicht dieses miese Gefühl hinterlässt, wenn man aus Trauer, Angst oder anderen Gründen einen "richtigen" Heulanfall hat. Das ist im Moment, wirkt aber nicht nach.
      Ich so: "Warum nehmt Ihr mich nie ernst?!!" ;( Forum so: "Hihi. Der war gut!" :rofl:
      Juhu ich bekomme Antworten!
      (Und ich hatte schon die Befürchtung dass ich keine bekommen werde ...)

      Rückblickend betrachtet ist es auch sehr skurril, dass wir diese Sicherheitszone immer wieder verlassen haben. Am Ende war ich auch wirklich so weit, dass ich da nicht mehr raus wollte, ich war an dem Punkt einfach fertig.

      Wenn nicht das Vertrauen da wäre, dass er wirklich nur so weit geht wie es eben geht, dann könnte ich das auch nicht tun glaube ich. Wir haben auch sehr viel reflektiert anschließend und darüber geredet was auf gar keinen Fall passieren darf: nämlich dass in Sicherheit sein, aufgefangen werden, getröstet werden irgendwann nicht mehr „Sicherheit“ bedeutet.

      Sowas wie gestern wird absolut nicht zum Alltag werden. Ich würde zwar meinen dass meine Psyche (abgesehen von dem Riesen Dachschaden den ich habe) relativ stabil ist - aber das soll sie bitte auch bleiben.

      @Annimax was du schreibst hab ich auch so erlebt. Man heult zwar, als körperliche Reaktion für „zu viel“ anstrengend ist es auch, aber sobald er mich an sich zieht und kuschelt und meine Nase küsst ist es, als wär nix passiert.

      ... Oh das hätte ich beinahe vergessen - wir beide sind vermutlich so entzückt über so viel Emotion und Laut von mir, weil ich normal eher der Gefühlstyp Kieselstein a la still und leise bin :D
      @Esmeralda erstmal gibt es einen tiefen Knicks von mir.

      Ich komme nämlich in einer SM Session bis dato nicht an den Punkt, dass da mal ein Tränchen kullert. Wir haben es auch schon beide durchtheoretisiert, für den Fall der Fälle.

      Wir stehen da aber, hoffe ich, auch noch am Anfang. Vielleicht bin ich auch zu Maso oder in unserer DS Struktur zu gefangen.

      Als ich deinen Thread gelesen habe, zauberte es ein seeliges Lächeln auf mein Gesicht.

      Lass es dir weiter so gut gehen.
      Heulen kenne ich. Mir passiert das, wenn ich mich so gelöst fühle, dass ich loslassen kann. Als würde ich Überlaufen oder der innere Druck durch ein Ventil ablaufen oder... Ich weiß nicht... :pardon:

      Passiert beim intensiven Fühlen des Machtgefälle aber ist auch nach der Schlagsession passiert. Bewusst hat er mich nicht dahin geführt. Und er hat auch nicht weiter gemacht, als ich an dem Punkt war.

      Interessant für mich war, dass ich nach der (bisher einzigen) Schlagsession die nächsten drei Wochen immer noch geheult habe, wenn ich daran zurück gedacht habe und das war ein sehr gutes Gefühl, als ob endlich in Jahren angesammelte Emotion nach und nach raus konnte.

      Aus Schmerz oder Scham habe ich noch nicht heulen müssen,
      -Es gibt nix, wo mehr Erotik ausstrahlt, wie wenn man mit Worten und Sprache gut umgehen tut. -
      Heulen ist bei mir die Art und Weise um ganz und gut loslassen zu können - also ich heule fast immer....werde aufgefangen und weiter geht es.

      Das war bei mir schon immer so - zu Anfang musste Dom sich daran auch erst mal gewöhnen.

      Tränen sind da aber ein positives Erlebnis und auch Rotz und Wasser heulen gehört dazu.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Ich habe das schon mal in meinen Anfängen hier geschrieben, dass ich Sessions als besonders intensiv erlebe, wenn er mich dabei zum Weinen bringt. Das sind die Sessions, die besonders gut waren...die richtig in die Tiefe gehen und mich nicht Alltägliches spüren lassen.
      Das kostet mich Kraft und Ressourcen, ich brauche mehr Zeit für die Aufarbeitung - und weil es so anstrengend ist, bleibt es etwas Besonderes ^^ .

      Es ist, als berührten sich unsere Seelen in einem Zustand kompletter Nacktheit. Ein wahnsinnig intimes Gefühl, in dessen Verlauf die enge Nähe kaum auszuhalten ist - und das alles toppt, was ich in Bezug auf bloße Körperlichkeiten kenne.
      Ich habe für mich festgestellt, dass ich bei Lustschmerz nicht (mehr) Weine.

      Aufsteigende Tränen sind für mich ein extrem deutliches Zeichen, dass ich mich in schnellen Schritten meiner absoluten Grenze näher.

      Wenn der Schmerz, aber Strafe ist oder ich einfach nicht mehr kann, dann kommen Tränen aus Schmerz schon. Allerdings empfinde ich das in keinster Weise als positiv.

      Wir haben einmal versucht absichtlich Tränen herbei zu führen, das hat auch funktioniert und hatte andere Motivationen (würde hier den FSK 16 Rahmen übersteigen).
      Ich hatte das vor ein paar Monaten mal, als mein Herr mich tatsächlich mit Ansage bestraft hat, nachdem ich einen wirklich groben Fehler gemacht hatte. Ich hab gespürt wie er plötzlich ernst wurde und mir erklärt hat, weshalb mein Verhalten ihn so sehr geschmerzt hat. Und das er mich nun dafür bestrafen wird.
      Er hat mich fixiert und nur dreimal sehr hart zugeschlagen...und die Tränen kamen auf der Stelle. Weil es diesmal keine Schläge aus Lust waren, sondern als Strafe und um mir die Lektion einzubrennen.
      Ich weinte aus tief empfundener Reue ihm gegenüber. Und das tat gut. Danach war alles vergeben, er war ein bisschen erschrocken und tröstete mich...es hat uns viel näher verbunden als jede Besprechung über Verhaltensregeln.
      Tränen sind ein wunderbares Ventil für überquellende Emotionen. Normalerweise kenne ich das vor allem während eines überwältigenden Orgasmus- wenn alle Dämme brechen. Einfach unbeschreiblich.
      Bei mir zeigen sich meist zwei Extreme:
      Ich kann Schmerz auf einer gewissen Skala weglachen.
      Nein, ich stöhne selten- schon gar nicht, wenn mir das lustvoll, zarte, innige Gegengewicht zum Schmerz fehlt.
      Irgendwann ist der Schrei und eine gewisse Atemtechnik noch eine Möglichkeit zu kompensieren.
      Bewegt sich dann die Dominanz weiter auf dem Wege schießen leicht die Tränen ein, welche Erleichterung bringen.
      Noch einen Schritt WEITER zeigt sich Schluchzen und häufig damit einhergehend ein Gefühl der Raumleere. Sprache ist nicht mehr ansteuerbar und Beine gehen mir weg.

      Sollte man(n) dann auf die Idee kommen noch ein klitzekleines Stückchen
      es ausreizen zu wollen...

      kann sich eine geballte Ladung Wut entwickeln und mein innerer Kampf es ertragen zu wollen, endet
      mit Abwehrreaktionen gegen den Gegenüber.
      Treten, Beissen Kratzen, sich aus Fixierungen lösen... alles ist dann möglich.

      Das ist dann wohl meine Grenze des Hinnehmen - Ertragens für den EINEN.
      In dem Moment laufen die Tränen, weil sie heilend sind....

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Noctua ()

      Mir ist es in der letzten wirklich intensiven Schlag Session auch so ergangen.
      Intensiv, weil er an und ich weit über meine Grenze gegangen bin.
      Ich habe es so gefordert, weder mental noch körperlich sprach da irgendwas dagegen.
      Da er zum Glück erfahren genug ist, sich selbst unter Kontrolle zu haben, konnte ich mich vollständig fallen lassen, den Schmerz zulassen, genießen und abfliegen.
      Gen Ende wollte er mich dann mit einer Art 3 Fach Gürtel (wie ein Gürtel Riemen nur 3 übereinander) "satt" machen, mein Verlangen nach mehr zumindest für den Abend stillen.
      Das hat in mir so heftige schöne Emotionen ausgelöst, dass ich danach geheult habe, als ob es kein Morgen mehr gibt.
      Ich habe mich ihm aber auch niemals so nahe gefühlt. Das Auffangen danach (habe ich bis jetzt noch nicht gebraucht) war dann das, was es nachhaltig gemacht hat, was die Bindung um ein Vielfaches verstärkt hat.
      Es fällt mir bisher selbst schwer, das zu begreifen, was da in mir passiert ist. Ich weiß nur, es war sehr schön und ich werde es niemals vergessen :)
      So richtig hartes Schlagen, das durch den Schmerz zum Heulen führt, kommt bei uns sehr selten vor. Subbie heult meist aus ganz anderen Gründen.
      Aber einmal ging es so weit, dass es richtig heftig wurde. Da ging mir (uns beiden!) sozusagen der Gaul durch.
      Am Ende war es dann so, dass ich auch geheult habe. Ja! Auch wenn jetzt alle hartgesottenen Doms lachen. Mir war absolut zum Heulen zumute. Ich habe geheult, weil Subbie vor Schmerz und Erschöpfung geheult hat.
      So war die Situation eben. Gemeinsames Heulen. Letzlich war's gut. Tränen befreien ja bekanntlich.
      Weinen ist so eine Sache für sich.Heulen wenn es weh tut ist bei mir normal.
      Ich mag es lieber, wenn mein Gegenüber nicht darauf reagiert oder es ihm gefällt wenn er mich zum weinen gebracht hat und keine Berührungsängste damit hat. Ich fühle mich besser verstanden, wenn er nicht Mitleidig reagiert oder abbricht, dann weiß ich, ich kann ihn nicht beeinflussen, was mein Vertrauen in ihn steigert.

      Als Dom hatte ich noch nie vor Schmerz weinende Subs, (schreien oder Zähne zusammenbeißen waren üblichere Reaktionen) wobei sie aber schon aus anderen Gründen,geweint haben. Einige sehnen sich danach, aber die Hemmschwelle liegt verdammt hoch. Wer vertraut zeigt Gefühle, und es kann schon ein wenig dauern bis sie sich so weit fallen lassen können. Ich glaube, sie wollen damit die Ketten ihrer Erziehung sprengen. In einem geschützten Rahmen fällt das viel leichter.
      "Behalte sie. Sie ist wertvoll. 2 Monate. Schau aus dem Fenster."
      Mein Traum von dir.