TPE und das Treffen von Entscheidungen

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      parvula-serva schrieb:

      Zu deinem 2. Punkt: Deshalb schrieb ich auch TPE und nicht TPE-Beziehung
      Hmm....mit Verlaub, dass es du beschreibst ist maximal ein Wochenende mit Epe.. Es sei denn Dom könnte entscheiden, (nur mal so als Beispiel) dass Sub sich sterilisieren lässt, für dieses WE und er könnte sich über weitere massive Eingriffe im ihrer Person/Eigenständigkeit (Beruf/soziale Kontakte/ Finanzen)hinwegsetzen...den macht es imho aber keinen Sinn, dass nur für ein WE zu leben
      Um es nicht unter jeden Beitrag schreiben zu müssen. Zwischen mir und den Meinen herrscht Einvernehmen und ich werde niemanden gegen seinen Willen, misshandeln, der Freiheit berauben oder sonst irgendwie Schaden zufügen.
      @Mirarce Ob du es glaubst oder nicht: ich sehe das für meine Beziehung so wie du. Aber ich hatte in den letzten Jahren immer wieder Kontakt zu Leuten, die TPE eben nicht dauerhaft im Rahmen einer Beziehung lebten, sondern im zeitlich begrenzten Rahmen. Daher bin ich für mich dazu übergegangen unsere Beziehung als 24/7-TPE-Beziehung zu bezeichnen oder auch als Beziehung mit permanentem Machtgefälle in allen Lebensbereichen.
      Carpe et diem et noctem.
      Vielen Dank für deinen Beitrag. Ich bin immer sehr daran interessiert und gespannt, wie es bei anderen läuft und spiele gerne Mäuschen :)

      Was ich immer wieder merke ist jedoch, dass man bei bestimmten Themen immer gerne eine Definition in eine viel zu kleine Form drücken will und ich frage mich wieso? Und ist das überhaupt nötig? Wenn beide doch so zufrieden sind, vielleicht noch strenger wünschenswert wäre, es aber wegen den Lebensumständen (Kinder im Haushalt, Machtgefälle wird in einer „Affäre“ ausgelebt, örtliche Distanz, etc.) nicht möglich ist. Diese Schubladisierungen gehen mir generell auf den Keks :sofa: . In einem Forum weiss man meist doch viel zu wenig über die Person und deren äusseren Umstände um wenn überhaupt eine konstruktive Meinung zu bilden.

      Schliesslich hat irgendwann mal, irgendjemand einfach ein Wort dafür erfunden und die Definition dazu beigetragen, wer sagt denn, dass die „richtig“ ist? ^^

      Trotzdem musste ich mal googlen und klar bin ich bei Wikipedia gelandet, da steht folgendes (Ausschnitt):
      Das Beziehungskonzept beruht auf der ständigen, zumindest geistigen, Präsenz eines Machtgefälles, einer bewussten und einvernehmlichen Asymmetrie im Machtgefüge. TPE als Lebensform kann die Kontrolle des Top über Geld, Beruf, familiäre Beziehungen des Bottom einschließen, allerdings ist es vom Status der Beziehung und den internen Absprachen der Partner abhängig, wie weit der Bottom dem Top Verfügungsgewalt über sich und sein Leben einräumt.

      Da stechen mir zwei Schlagworte ins Auge:
      ständigen, geistigen Präsenz
      internen Absprachen der Partner

      Somit heisst es für mich: TPE ist alles was abgesprochen wurde und solange man geistig - salopp gesagt - immer daran denkt, was würde jetzt der Top dazu sagen, ohne ihn aber gemäss Abmachung danach fragen zu müssen (Bsp. Kleidung, man weiss was er mag bzw. nicht mag und zieht sich entsprechend an, ohne ihn/sie fragen zu müssen).

      24/7 besteht hierbei für mich im Kopf.

      Deshalb schlussfolgere ich: wie es MEIN BDSM und DEIN BDSM gibt, gibt es eben auch UNSER TPE und EUER TPE. Was wäre die Welt furchtbar, wenn alle nur in H&M Kleidung rumlaufen würden ;)
      Ich stelle immer wieder fest, das jeder seinen Weg findet seine Neigungen auszuleben.
      Wie es jeder für sich auslebt oder definiert ist doch völlig egal, die Hauptsache ist, es passt zu einem.

      Da kann man verschiedener Ansicht sein, es darf zu einem passen, dann gehört genau das zu einem.

      Die verschiedene Ansichten ermöglichen einen, eine andere Sichtweite oder
      Anregungen zubekommen, um sich darüber Gedanken zu machen und sich durch diese weiterzuentwickeln.

      Das macht doch das Ganze bunter und lebhafter.
      Schubladen sollen grundsätzlich ja auch eine kommunikative Vereinfachung sein, nichts Böses was sich ein Bürokrat ausgedacht hat um freie Geister einzusperren. Man kann jemandem mitteilen das man TPE lebt und spart sich damit die umständliche Erklärung seines Beziehungsmodels.. Der andere hat mit diesen 3 Buchstaben schon mal eine grobe Vorstellung "vonJanze."
      Ich kann mich nur vollumfänglich dem Beitrag von @GreenBlueEyes anschließen, tausend Dank für diese wirklich gescheiten und wahren Worte :blumen:

      Mein Mann / Herr / Versorger / VaterUnsereKinder und ich leben auch das, was wir halt daheim in unseren vier Wänden für TPE halten. Er schafft an, ich merke auf. So einfach, und doch so kompliziert, ist das für uns :rolleyes: Denn jetzt sind wir halt nicht nur zwei unabhängige Erwachsene, sondern auch noch Eltern, Kinder, Freunde, Ehrenamtliche, Arbeitnehmer und noch so vieles mehr.....

      Manchmal füllt unser Machtgefälle jedes Luftbläschen in unserem Kosmos aus, und oft genug gibt es aber auch Zeiten, da kommen wir vor lauter Irrenhaus nicht mal zum Vanillasex :rot: Keine Ahnung, in welche offizielle Schublade wir uns wohl einsortieren lassen (müssen), wenn wir denn jemand danach befragen würden. Wir machen eben das Beste aus den Anlagen und Neigungen, die der liebe Gott uns mitgegeben hat und die wir miteinander immer weiter entwickelt haben.

      Hinsichtlich Entscheidungen im Bezug auf den EP ist es bei uns tatsächlich so, dass mein Mann alles entscheiden kann. In sehr vielen Bereichen tut er das auch aktiv, und ich halte mich an seine Vorgaben. In manchen Bereichen hat er mir einen gewissen Freiraum zugestanden. "Zieh dich hübsch an" heißt für mich: ich zieh mich hübsch an, halte mich an seine Kleidervorschriften, trage bevorzugt Rock oder Kleid, und schaue dann, ob er meine Wahl billigt. Es bedeutet nicht, dass ich 25 Kleidungsstücke auf dem Ehebett auslege, die er beurteilen müsste, und dann seinen Favoriten daraus kürt :D
      In einigen Dingen gibt es einen Metakonsens, oder wie immer man das nennen mag. Wir erziehen unsere Kinder (hoffentlich) vernünftig und gut, und da er meine Fähigkeiten als Mutter schätzt, habe ich hier auch volles Mitspracherecht und Handlungsfreiheit. Entscheidet er doch mal anders, begründet er das verständlich und kann mich tatsächlich auch überzeugen.
      Dann gibt es wieder andere Dinge, auf die er haarklein besteht. Ich schicke ihm ein Selfie, bevor ich zur Arbeit gehe. Jeden Tag, jeden Tag die gleiche Zeit, immer vor dem gleichen Spiegel. So wird das gemacht, und hier gibt es für mich überhaupt nix zu entscheiden.

      Ein paar Gedanken hab ich mir noch dazu gemacht, wie ich unser ganz spezielles TPE so umfassend erklären könnte, dass absolut jeder in der Welt da draußen es auch für TPE hält. Mittlerweile bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es wohl unmöglich ist :pillepalle:
      Das Internet ist leider nicht dazu gemacht, jede Facette seines schriftlichen Gegenübers zu beleuchten. Man liest, was halt dort geschrieben steht. Aber im Hintergrund ist in den allermeisten Fällen wohl noch so viel mehr, das man gar nicht mitkriegen kann oder soll.
      Ich kann bei BDSM-Themen, die mit Familie, Multi-Tasking usw. einhergehen zum Beispiel gut mitreden, da es mich nunmal betrifft. Aber ich kann absolut nix sagen, wie es Paaren geht, die Angehörige pflegen, eine Gastwirtschaft oder einen Bauernhof betreiben, die eine Scheidung, Insolvenz oder einen Trauerfall verarbeiten müssen, ich weiß nix über Kurzarbeit, Nachtschichten, unerfüllten Kinderwunsch, Fernbeziehung, heimliche Affären, chronische Krankheiten oder die Belastungen / Freuden des Großstadtlebens. Also wer mag ich wohl sein, um mir über Menschen ein Urteil zu bilden, die mit solchen Lebenslagen konfrontiert sind, die mir jetzt nur in gerade mal 20 Sekunden eingefallen sind :gruebel: Aber diese Menschen werden vielleicht auch eine Beziehungsform leben, die sie TPE nennen.

      Wichtig finde ich generell, dass man offen für sein Gegenüber bleibt. Wenn ich schreibe, dass wir TPE leben, reagiere ich gerne auf Nachfragen, ich freu mich über Interesse, einen klugen, kritischen Gedanken oder fühle mich durchaus geschmeichelt, wenn ich doch mal einen sinnvollen Rat geben kann. Und das alles erwächst eben aus der persönlichen Einschätzung, was TPE für mich bedeutet, vielleicht noch, was mein Mann dazu beitragen kann. Aber ich kann mich absolut nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass es ein allgemeingültiges, für alle verbindliches TPE gibt :yes:
      Du gibst meinem Suchen ein Finden, meiner Liebe schenkst du fruchtbaren Boden, meinen Ungehorsam bezwingst du mit Güte, mein Lachen findet sich wieder in deinen Augen, und meiner Sehnsucht, Herr, gibst du Heimat.
      Ich habe sehr lange überlegt, hier etwas dazu zu schreiben.
      Überlegt, weil es sich um einen Blog und keinen Thread handelt.

      Da nun aber schon so viele geschrieben haben und es die Blogschreiberin scheinbar auch nicht stört, möchte ich auch gerne noch meinen Senf dazu tun.

      TPE ist ein langer Weg. Aber der Weg, der aus meiner Sicht eigentlich nie endet, umfasst sehr viel. Auch die Anfänge. Die Wege zum "Ziel", das man nicht erreicht.

      Ja, die Entscheidungen trifft in dieser Art der Beziehung nur eine Person. Dennoch gibt es unterschiedliche Handhabungen aus meiner Sicht.
      Man kann TPE leben, und dennoch kann die submissive Person auch Entscheidungen treffen. Allerdings trifft sie die Entscheidungen im Sinne der führenden Person.
      Bei allem muss man auch die "Alltagstauglichkeit" im Auge behalten. TPE in der strengen Auslegung erfordert nämlich heutzutage auch einen gewissen finanziellen Background.
      Und der ist nicht überall gegeben. In den wenigsten Fällen heutzutage. Denn wir reden dort in dem Bereich von einem finanziellen Hintergrund, der es einem ermöglicht einen gewissen Standard zu halten und auszubauen und bei denen nur einer (oder am besten keiner) arbeiten gehen muss.

      Dennoch ist es, aus meiner Sicht, auch durchaus möglich es ohne diesen Hintergrund zu leben. Allerdings mit gewissen "Einschränkungen".
      Der submissive Teil geht weiter arbeiten und fällt auch dort Entscheidungen. Nun kann man fragen, wie soll sie diese im Sinne des führenden Parts treffen?
      Antwort: In dem der führende Part der Meinung ist, sie soll diese Entscheidungen treffen auf die Art, wie sie für ihren Arbeitgeber am besten sind und somit auch für ihren Arbeitsplatz.
      Ich kann beim TPE durchaus Entscheidungen abgeben und sie müssen dann nicht unbedingt in meinem Sinne sein. Und zwar dann nicht, wenn ich von der Materie um die es sich dreht keine oder nur wenig Ahnung habe. Dann ist es auch in einer solchen Beziehung, meiner Meinung nach, die Aufgabe des devoten Parts die Entscheidungen so zu treffen, wie sie aus ihrer Sicht nach bestem Wissen und Gewissen erscheint. (betrifft den beruflichen Teil)

      Im privaten Bereich kann diese auch subsidär Anwendung finden.
      Selbstverständlich gehört das Fragen des devoten Parts vor Entscheidungen dazu. Es ist sozusagen eine Grundvoraussetzung.
      Was aber, wenn die Entscheidung getroffen werden muss und der führende Part nicht erreichbar ist?
      Ich kenne es aus meiner beruflichen Situation, dass ich nicht unbedingt immer erreichbar bin. Das liegt in der Natur meines Berufes.
      Deshalb Entscheidungen jedesmal aufschieben? Das wäre nicht in meinem Sinne.
      Also vertraue ich sub und gehe davon aus, dass die Entscheidungen, die nicht aufschiebbar sind oder ein schnelles Handeln erfordern in meinem Sinne ausgeführt werden.
      Anschließend werde ich dann informiert, so dass ich, wenn ich wieder erreichbar bin, diese Entscheidung entweder noch widerrufen kann, meine Zustimmung im Nachgang erteile, oder ihr erkläre (wenn die Entscheidung nicht widerrufbar ist), warum ich anders entschieden hätte. Denn nur mit diesem Wissen kann sie weiterhin oder in Zukunft nach meinem Sinne Entscheidungen treffen.

      Die äußeren Umstände formen das TPE, und nicht das TPE die äußeren Umstände. Außer, man kann es sich finanziell leisten. Dazu würde dann aber ein finanzieller Hintergrund gehören, dem 95% der Bevölkerung nicht angehören.
      Und da sich die äußeren Umstände immer wieder ändern können, siehe Corona, muss sich zwangsläufig auch das TPE immer wieder ändern und anpassen.
      Deshalb ist es aus meiner Sicht auch ein Weg ohne Ziel.
      Liebe @parvula_serva

      vielen vielen Dank für deinen Blogeintrag.

      Ich finde es sehr beruhigend, das zumindest der ein oder andere BDSM ler nicht 24 h am Tag aktiv TPE betreibt, um es jetzt mal überspitzt auszudrücken.

      Wenn ich mir so manche Meinungen durch den Kopf gehen lasse, frage ich mich manchmal, ob überhaupt jemand TPE leben kann.
      Rein theoretisch müsste man dann ein Vampier sein (nicht schlafen), noch dazu Millionär (nicht arbeiten) und Kinder dürfte man auch keine selber groß ziehen.

      An dem Total im TPE gibt es nix zu rütteln, total ist nun mal total und nicht nur ein bisschen total (sry für den Wortsalat).
      Das heisst, der Herr hat beim eingehen der Beziehung, das Recht bekommen in allen Lebensbereichen das letzte Wort zu haben aber doch nicht das er auch alle Bereiche intensiv nutzen muss. Das ist, logisch betrachtet, unrealistisch.

      Leider kommt es oftmals so rüber, als müsse man es 24h am Tag aktiv betreiben und dürfte als Sklavin nicht selbständig denken und handeln und müsste als Herr 24h lang Zeit und Muße haben, seine Sklavin zu "beschäftigen". (Wäre ja sonst kein TPE.)
      Dabei ist gerade diese Form der Beziehung, ein langjähriger Prozess, an dem zwar von Anfang an ein Grundgerüst besteht aber die Feinheiten eben erst mit der Zeit ausgearbeitet werden.

      Darum sehe ich deine Beziehung nicht als Wochenend TPE an, sondern als eine sehr realistische Darstellung eines Menschens aus Fleisch und Blut. ;)

      Liebe Grüße

      Again
      Ich bin nich frech nur verbal überlegen! :D