(Meine) Epilepsie und BDSM

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      (Meine) Epilepsie und BDSM

      Hallo Zusammen :-),

      vor ein paar Monaten habe ich, unter anderen in diesem Forum/Hauptseite, über Epilepsie im Zusammenspiel mit BDSM recherchiert. Man findet zwar ein paar Inhalte aber nicht so viel. Deshalb habe ich einen Bericht verfasst (ich hoffe, dass das hier her passt? :gruebel: ), vllt. geht es ja da zukünftig jemanden ähnlich wie mir. Mittlerweile habe ich meine (!) persönlichen Grenzen gezogen und dachte einfach, dass ich Euch davon berichte. Wenn noch jemand Erfahrungen zum Thema hat, insbesondere mit BDSM Bezug, freue ich mich über einen regen Austausch!



      Hier der Bericht :) :

      Epilepsie ist nicht gleich Epilepsie. Meinen ersten generalisierten Anfall bekam ich an meinem 18 Geburtstag… na „Happy Birthday“, Kleines. Willkommen beim Ernst des Lebens. Ein generalisierter Anfall bedeutet, dass ich die Art Anfälle mit „dem vollen Programm“ bekomme (stürzen, Bewusstlosigkeit, krampfen am ganzen Körper usw…). Nach meinem ersten Anfall hatte ich eine Reihe von Untersuchungen, bei denen Hirntumoren o.ä. als Ursache ausgeschlossen werden konnten. Einzig ein Schlafentzugs-EEG brachte negative Ergebnisse mit sich. Deshalb wird als Verursacher für meine Epilepsie extremer Stress, gepaart mit anderen Triggern vermutet. Ich mag diese Diagnose nicht, da ich finde, dass es bei Frauen im Zweifelsfall immer „Stress“ heißt… und beispielsweise im Arbeitsleben kann ich Stress ziemlich gut handhaben. Ich bin die jenige, auf deren „kühlen Kopf“ man sich in dann verlassen kann… egal wie chaotisch ich strukturiert bin, unter Stress "funktioniere" ich.

      Seitdem sind 13 Jahre vergangen und ich hatte insgesamt fünf Anfälle, an denen ich mehr oder weniger „selbst schuld“ war. Ich bin Medikamentös eingestellt worden und habe das Glück, dass ich unter den Medikamenten (idR) keine Anfälle bekomme. Diese wenigen Anfälle habe ich durch das Zusammenspiel mehrerer Trigger quasi selbst ausgelöst: Sehr unregelmäßige Tabletteneinnahme, lange Partynächte (wenig Schlaf) und viel Alkohol. Mittlerweile bin dann „auch ich“ vernünftig geworden und achte sehr auf eine regelmäßige Medikamenteneinnahme, sodass ich schon seit langer Zeit (> 2 Jahre) keinen Anfall mehr hatte (selbst nach „durchzechten“ Nächten nicht, die natürlich auch deutlich weniger geworden sind).

      Als ich dieses Jahr damit begonnen habe, mich dem Spielfeld des BDSM zu widmen, habe ich natürlich über das Zusammenspiel „Epilepsie“ und „BDSM“ nachgedacht und recherchiert. Viele Informationen habe ich nicht gefunden. Oft heißt es „gar kein Bondage, wenn ihr Epileptiker seid“. Das wollte ich für mich aber nicht akzeptieren, da ich ja keine Anfälle mit den Medikamenten bekomme. Also habe ich meinen Sex-Partner über die Krankheit informiert und ihm alle Fragen zu „meiner Epilepsie“ beantwortet. Zudem habe ich Ihm, für den unwahrscheinlichen Fall das doch mal ein Anfall erfolgt, darüber aufgeklärt was zu tun ist:

      Man sollte darauf achten, dass keine Gegenstände in Kopf/ Körpernähe sind, also den Betroffenen vor möglichen Verletzungen schützen. Zu eng sitzende Kleidung bzw. beim Bondage eben Seile/Ketten/Handschellen sollten unbedingt gelockert werden, um die Atemwege freizuhalten. Bitte versucht aber nicht, der Person während des Anfalls „körperlich“ zu helfen. Damit meine ich auch, dass Ihr dem Betroffenen während des Anfalls NICHT den Mund öffnet und einen Gegenstand zwischen die Zähne schiebt. Zwar beißen sich Betroffenen öfter auf die Zunge (ich auch, keine Freude kann ich Euch sagen) aber dennoch könnt ihr dem Betroffenen dadurch eher schaden als ihm zu helfen, da diese ungeahnte Kräfte während eines Anfalls entwickeln. Wenn der Anfall vorbei ist, guckt unbedingt, ob die Atemwege frei sind (also die Zunge nicht „hinten steckt“ o.ä.). Bei einer bekannten Epilepsie müsste theoretisch erst der Notarzt gerufen werden, wenn der Anfall länger als zwei Minuten andauert. Ich persönlich würde diesen aber grundsätzlich immer sofort rufen. Falls ihr daran denkt, beobachtet bitte, wie lange der Anfall gedauert hat. Diese Information kann der Notarzt gut gebrauchen. Was bleibt ansonsten noch zu sagen? Natürlich sollte immer jemand beim Betroffenen bleiben. Wichtig ist auch, dass sich keine Menschentraube ansammelt. Den glaubt mir, wenn der Anfall vorbei ist, ist man wirklich arg verwirrt, hat einen Black-out, ist orientierungslos, müde und der Kopf hämmert wie wild… Falls möglich, kann die Person NACH dem Anfall in die stabile Seitenlage gebracht werden.

      Natürlich würde ich zudem empfehlen, nur Bondage Varianten zu wählen, bei denen euer Partner im zweifelsfrei recht schnell „frei zu machen“ ist. Ansonsten habe ich für mich persönlich keine Einschränkungen definiert (mit dem Restrisiko lebe ich eben und komme damit auch klar) und bisher klappt das auch alles sehr gut. Diese Handhabung empfehle ich nur den Epileptikern unter Euch, die medikamentös „perfekt“ eingestellt sind und dadurch idR keine Anfälle bekommen, jeder hat da seine individuellen Grenzen. Im Zweifelsfall sprecht einfach mit eurem behandelnden Neurologen darüber. Im Laufe der letzten 13 Jahre habe ich meinen Arzt schon mit so einigen „merkwürdigen“ Fragen bombardiert. Das waren zwar Fragen außerhalb des BDSM aber u.a. eben auch Fragen, die mit „Scham“ belegt sein „könnten“, wofür es aber nie Anlass gibt. Er hat immer professionell geantwortet und bei bestimmten Themen hat er sogar extra für mich Recherchearbeit betrieben.

      Hatte ich schon mal Anfälle beim Sex? Nein.. Zwei waren unmittelbar nach früherem Vanilla-Sex und zwei weitere waren kurz nach dem Duschen. Also war ich faktisch bei vier von fünf Anfällen nackt (mir wurden natürlich schnell Handtücher/Decken übergeworfen aber die streift man in Verwirrtheit gerne wieder ab). Nach meinem zweiten Anfall hat „jemand“ mitgedacht und mir wenigstens schnell ein Höschen nach dem Anfall angezogen. Es ist nicht gerade angenehm, wenn 3-5 Sanitäter/Ärzte + teilweise weitere Menschen im Raum stehen und du bist nackt + orientierungslos. Und wie gesagt, wenn man aufwacht ist man sehr verwirrt und denkt teilweise, man hat einen schlechten Traum. So kam es beispielsweise, dass ich einmal den Arzt beschimpft habe „er habe eine total ätzende Stimme und soll mich nicht nerven“ und ein anderes mal bin ich nackt auf allen vieren über das Bett gekrabbelt und habe mich wohl ziemlich geräkelt und eine nette Show geliefert. Gottseidank erinnere ich mich an die Situation nicht mehr aber mein Ex-Freund konnte das sehr anschaulich beschreiben. Peinlich peinlich… Meine Einstellung ist aber: Ich lache bereits am nächsten Tag darüber, da ich weiß, Ärzte haben schon viel „schlimmeres“ gesehen und für diesen Verwirrtheitszustand kann ich eben nichts.

      Fazit: „Traut Euch“ und gibt Partnern mit dieser Krankheit die Chance Eure eigenen Grenzen/ Einschränkungen damit auszulotsen. Manche haben nur „kleine“ Anfälle ohne Bewusstseinsverlust und manche sind, wie ich, unter Medikamenten "halbwegs" anfallsfrei. Und sogar in allen anderen Fällen, lassen sich mithilfe eines Neurologen mögliche Spielarten festlegen. Sodass doch einiges möglich ist !
      vielen Dank für den Einblick.

      Yuni schrieb:

      Bei einer bekannten Epilepsie müsste theoretisch erst der Notarzt gerufen werden, wenn der Anfall länger als zwei Minuten andauert. Ich persönlich würde diesen aber grundsätzlich immer sofort rufen.
      ...eine Freundin von mir hat auch Epilepsie und für sie ist es das Schlimmste den Anfall nicht ruhig "durchleben" zu dürfen und womöglich im NAW aufzuwachen.....sie will ausdrücklich das kein Arzt gerufen wird.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.

      newbarbie schrieb:

      ....eine Freundin von mir hat auch Epilepsie und für sie ist es das Schlimmste den Anfall nicht ruhig "durchleben" zu dürfen und womöglich im NAW aufzuwachen.....sie will ausdrücklich das kein Arzt gerufen wird.
      Kann ich gut verstehen. Der Arzt mich bisher immer vor Ort "wach gequatscht" und mich dann erst mitgenommen. Darum auch mein Kommentar, dass er nervt :D und dann die Decke über Kopf, haha.

      Ist auch ihr gutes Recht. Dauert der Anfall aber ungewöhnlich lange (>2 Min), es kommt zu mehreren Anfällen, es ist der erste Anfall oder die Betroffene braucht ungewöhnlich lange um wieder zu Bewusstsein zu kommen, sollte man dennoch in jedem Fall den RW rufen. Bei einem Anfall unter zwei Minuten, vor allem wenn man weiß die Betroffene will es nicht, ist das nicht notwendig. Es gibt ja auch leider Menschen, die viele Anfälle in kürzeren Zeiträumen haben. Da wäre es dann eben auf Dauer auch ziemlich nervig.
      Dann will ich mich mal outen.

      Ich bin Epileptiker seit dem 16. Lebensjahr.
      Es kommt zwar durch die Einnahme von Medikamenten nicht sehr oft zu einem Anfall, diese sind laut der Neurologen und den Personen, die einen solchen beobachtet haben sehr heftig. Mancher Mediziner hatte es für unmöglich gehalten, dass ich dies ohne bleibende Schäden überstehen könne und bezweifelten die Aussagen von "Zeugen" dafür an. Eie Zeitdauer von 6 bis 8 Minuten wurde einfach nicht ernst genommen.

      Ich musste Jahrelang um meinen Führerschein kämpfen, obwohl ich über einem Zeitraum von 5 Jahren vollkommen anfallsfrei war. Da ich vor einem "Grand male" immer auch eine "Aura" bekam, gelingt es mir oftmals mich vorzubereiten. Die größten Verletzungen verursachen die Stürze. Wie @Yuni schon Berichtete, biss ich mir zum Beispiel einmal die Zunge zu 75% ab.

      Doch mit alldem kam ich gut zurecht - bis meine Herrin einen Anfall miterlebte. Ich hatte es, blöd wie ich war, ihr verschwiegen. Es löste die größte Krise in unserer Beziehung aus. Sie wollte keine BDSM Praktiken mehr mit mir praktizieren, obwohl es niemals in unserer 29-jährigen zu einem Anfall währenddessen gekommen ist. Es hat mich ein Jahr Überzeugungsarbeit gekostet, bis ich sie wieder zu solchen Techniken habe überreden zu können. Dies war mit Sicherheit die größte Auswirkung auf unser BDSM in Bezug auf Epilepsie.

      Natürlich verstehe ich die Sorgen der Mitmenschen, wenn es um sowas geht, aber das in meinen Augen minimale Risiko, ist es mir einfach wert. Auch ich bin des öfteren in Krankenhäusern aufgewacht und es war für mich jedes mal Zeitverschwendung, ich erholte mich von einem Anfall eben so schnell, wie nach einem Schlaf zu Hause.

      Im übrigen hat @Yuni sehr gut beschrieben, was es bedeutet, damit zu leben. Vielleicht sollte ich zumindest in meinem Fall noch dazuschreiben, dass die Einnahme der Medikamente eine moderate Veränderung meiner Persönlichkeit bewirkt, sie dämpfen manchmal meine Gefühlswelt und es stellt für mich eine große Versuchung dar, diese bewusst wegzulassen. Im nachhinein verdanke ich es nur meiner Herrin, dass sie mich mit ihrer autoritären Macht über mich, dass ich es nie tat. Danke dafür! :yes:

      Mein Fazit für Epileptiker: Verheimlicht niemals euren Partner euer Geheimnis, mir hätte es fast meine Beziehung gekostet :!: Zwanzig glückliche Jahre hätte ich beinahe nicht erleben dürfen.
      Ich weis nicht, was ich Geistreiches hier euch mitgeben könnte.
      - Vielleicht carpe noctem ?

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von blasius ()

      Ich möchte hier noch einen weiteren Aspekt einwerfen ... es ist das gute Recht des Betroffenen, keinen Arzt geholt bekommen zu wollen. Ich gebe aber zu bedenken, dass so ein epileptischer Anfall für Außenstehende/ Angehörige etc. sehr verstörend sein kann (ich spreche aus leidvoller Erfahrung) und da darf - meiner Ansicht nach - jederzeit der Notarzt angerufen werden, wenn der Anwesende/ Helfende da die Notwendigkeit sieht. Klar, wenn ich da rein wachse (war bei meinen Vater so, irgendwann kennt man die Anzeichen und auch den Anfall) und nicht mehr am Boden zerstört bin ob dem, was ich da gerade sehe, dann kann sicherlich auch dem Wunsch des Betroffenen Rechnung getragen werden. Mir ist einfach wichtig, auch als Betroffener zu bedenken, dass so ein Anfall für andere wirklich verstörend sein kann.

      blasius schrieb:

      Mein Fazit für Epileptiker: Verheimlicht niemals euren Partner euer Geheimnis, mir hätte es fast meine Beziehung gekostet Zwanzig glückliche Jahre hätte ich beinahe nicht erleben dürfen.
      Oh ja! Bitte auf keinen Fall verheimlichen!

      PS: Und mir fällt da noch was ein ... in meiner Arbeit mit Beeinträchtigten gab es manche, die hatten irgendwie was implantiert und das Gegenstück dazu in einem Täschchen dabei ... bei einem Anfall sollte mit dem Gegenstück dieser Magnet (o.ä.) durch das Gegenstück aktiviert werden ... das ist jetzt weniger als Halbwissen, was ich da von mir gebe, aber wenn ich das richtig verstanden habe, gibt es da etwas anderes als Medikamente, wenn einen Betroffenen ein Anfall ereilt. Kann da evtl. jemand der Betroffenen etwas dazu sagen? Ich frage nur, weil das u. U. helfen könnte, eventuellen (Spiel-) Partnern da mehr Sicherheit zu geben?
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! <3
      Johann Wolfgang von Goethe

      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. <3
      Marie Luise Kaschnitz

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Louise ()

      @blasius Danke, dass du das geteilt hast. Scheint noch eine Ecke heftiger zu sein als bei mir. Das mit der Zunge ist ja... krass. Darf ich fragen, ob da wieder alles in Ordnung ist? Meine Zunge war zwar nicht ab, aber an den Seiten komplett zerdrückt und dunkeldunkel rot (1-2 mm. vllt. nur noch dick?) und dafür in der Mitte mega geschwollen. Gerade nach dem ersten Anfall... hat schon 2-3 Wochen gedauert, bis die wieder normal war. Und wie können 6-8 Minuten nicht ernst genommen werden? Alles über 5 Minuten ist ziemlich heftig. Geht gar nicht.

      Schön zu hören, dass ihr die Kriese hinter Euch lassen konntet und dann noch schöne Zeiten hattet (ich verstehe, dass Sie erst Ihre Zeit benötigte und das eine harte Probe war). Und es tut gut zu hören, dass du dich ebenfalls nicht einschränken lässt :).

      Das mit dem Medikamenten ist krass. Ich habe zum Glück nur mit leichten Nebenwirkungen zu tun. Gerne kannst du mir per PN schreiben, welche Medikamente du nimmst. Würde mich schon interessieren.

      @Louise Da gebe ich dir völlig Recht :-).

      P.S. Zu deinem P.S. (haha) kann ich nichts sagen. Habe ich noch nichts von gehört. Es gibt auch Epilepsie Patienten, bei denen Medikamente nicht wirken. Vllt. ist das für diese? :gruebel:

      Yuni schrieb:

      Darf ich fragen, ob da wieder alles in Ordnung ist?

      Meine Zunge hat 10 Monate mit einer Naht zur Heilung benötigt. Eine verdammt lange und schmerzhafte Zeit, die sogar einem "Schmerz gewohntem" Individuum wie mir alles abverlangte. Aber lediglich eine große Narbe blieb zurück. Vielleicht ist es pervers zu sagen, dass genau diese dafür sorgte, dass ich bei gewissen Praktiken für eine "gründlichere" Befriedigung der Bedürfnisse meiner Herrin sorgte, auch wenn sie mir das nie so gesagt hat. (sollte der letzte Satz gegen Richtlinien im Board verstoßen, bin ich bereit, ihn zu löschen)

      Die Ärzte bestreiten diese Nebenwirkung vom Medikament. sie sagten, diese Veränderung kämen durch die Anfälle selbst. Dreimal habe ich daraufhin "vergessen" das Medikament zu nehmen und ich spürte sofort eine Besserung.
      Dazu muss ich sagen, dass ich auch ein Gespür für Situationen habe, in den ein Anfall möglich ist. Es waren immer die Erholungsphasen nach "Stress" für das Gehirn. Nie aber während des Stresses selbst. Darum war ich einigermaßen sicher, wann ich diese "Experimente" an mir selbst durchführen konnte.


      Yuni schrieb:

      ... welche Medikamente du nimmst
      Zu den Medikamenten:
      Es war zu DDR-Zeiten Phenetoin, welches durch eine ganze Reihe an Nebenwirkungen berüchtigt war. Um die Jahrtausendwende wurde dieses Medikament ausgeschlichen und mit Lamodrogin ersetzt.


      Yuni schrieb:

      Und wie können 6-8 Minuten nicht ernst genommen werden? Alles über 5 Minuten ist ziemlich heftig.
      Da bin ich wohl etwas missverstanden worden. Ein Anfall mit dieser Zeitspanne nahmen die Ärzte schon ernst. Sie glaubten nur nicht, dass ich einen solchen gehabt haben könnte ohne Nachfolgeerscheinungen zu zeigen. Sie Zweifelten eher die Aussage der Beobachter an und dachten sie übertrieben. Für mich war es eine Erleichterung, als unter klinischen Bedingungen ein Anfall provoziert wurde und die Messergebnisse alles bestätigten.
      Ich weis nicht, was ich Geistreiches hier euch mitgeben könnte.
      - Vielleicht carpe noctem ?
      Erfahrung mit Epilepsie und Bdsm im Zusammenhang hab ich nicht. Ich hoffe ich darf trotzdem meinen Senf dazu geben :rot:

      Mein Exmann hat diese Krankheit. Er war nicht gut eingestellt, mit jedem neuen Medikament veränderte sich die Art und Weise seiner Anfälle. Mal waren sie fast täglich morgens nach dem Aufwachen, ich erkannte die Anzeichen und war immer in seiner Nähe um ihn aufzufangen damit er nicht stürzte. Mir fällt ein... dass er sehr stur war. In dem Zustand vor den Anfällen wollte er es partou nicht einsehen, dass er sich setzen sollte. Später waren die Anfälle tagsüber und mit ganz anderen Vorzeichen.

      Ich denke, wenn man um die Zeichen des nahenden Anfalls weiss, die Person gut eingestellt ist, ist nicht viel gegen Bdsm einzuwenden.... wenn es sich um den devoten Part handelt.
      Man sollte vorbereitet sein, falls es zu einem Anfall während des Spiels kommt. Dass alles bereit liegt, die krampfende Person möglichst schnell von allen Fixierungen zu befreien.

      Sollte Top Epileptiker sein, wären die Spielarten viel mehr eingeschränkt meine ich :gruebel:
      @blasius Ah, Danke für die Aufklärung. Ich bin ein ziemlich neugieriger Mensch. Das klingt echt schmerzhaft... gut, dass das vorbei ist. Irgendwie klingen deine Ärzte nicht sonderlich Empathievoll. Bei meinem Neurologen fühle ich mich immer für sehr Ernst genommen und gut aufgehoben. Habe da wohl Glück gehabt. Wegen den Tabletten fragte ich, da, falls ich mal Schwanger werden möchte, ich das Medikament wechseln muss, da auf meinem (Valproat) ein rote Hand Brief für "Gebärfähige Frauen" vorhanden ist. Solange ich keinen Kinderwunsch habe, bleiben wir aber bei dem Medikament, da es gut funktioniert.

      @PeacockButterfly Klar darfst und sollst du :-). Ich freue mich über jeden Input. Und stimmt, über den dominanten Part dabei, habe ich gar nicht nachgedacht. Interessanter Aspekt, das wäre in der Tat problematischer. Ich habe auch schon jemanden festgemacht, um ihn zu verwöhnen,...
      Was man nicht vergessen darf sind auch die unterschiedlichen Formen von Epilepsie.
      Ich selber habe glücklicherweise keine reine Epilepsie, habe stattdessen nur Absence, welche im frühen Alter sehr häufig, fast Tageweise ausbrachen. Ab dem 13 Lebensjahr beruhigte sich das ganze bei mir. Erst mit 17 Jahren hatte ich mehrere Absence wieder und diese waren alle recht leicht, außer die letzte.
      Erst vor ein paar Monaten hatte ich wieder eine, welche glücklicherweise nur leicht war und bei der blieb es.

      Müsste mich mal dazu näher informieren.
      It won't be easy, but nobody said life is easy.

      blasius schrieb:

      ... Lamodrogin

      Eine kleine Korrektur:
      Mein Medikament heißt Lamotrigin. (Alzheimer lässt grüssen.)

      Zitat über das Medikament:
      Wegen der guten Verträglichkeit gilt Lamotrigin als Mittel der Wahl bei Schwangeren. @Yuni
      Ich weis nicht, was ich Geistreiches hier euch mitgeben könnte.
      - Vielleicht carpe noctem ?
      Halli Hallo
      nächstes Outing :D ich könnte die Geschichte von @Yuni nahezu zu 100% unterschreiben da brauche ich kaum was hinzufügen. Lediglich mein "Startalter" ich war 21 und das ich bisher nie nackt war - Schwein gehabt :whistling:

      Ansonsten klingt die Geschichte haargenau gleich.
      @blasius das selbe Medikament nehme ich auch. Vertrage ich total gut nach anfänglichem Probieren mit Valproat und Keppra bin ich /mein Neurologe dabei geblieben.
      Mit BDSM und auch Fesseln hatte ich nie Probleme,meine Partner wussten es immer und passiert ist auch nie was.

      Liebe Grüße Mera
      Das schönste was ein Dom für seine Sub tun kann, ist es ihre Gedanken zum schweigen zu bringen
      und ihr zu erlauben diese Welt loszulassen.
      @blasius Das war das Medikament, dass er dann testen wollte :gruebel: naja aber momentan steht eine Schwangerschaft sowieso nicht an und ich weiß selbst noch nicht ob sie generell mal anstehen wird :) also mal abwarten. Das scheint ja bei jedem anders zu wirken...

      @M'eraLuna Haha. Weiß auch nicht, was mein Körper sich dabei denkt, immer nackt zu zappeln.

      Ist irgendwie beruhigend, dass sich so viele von "uns" nicht einschränken lassen :) .

      Louise schrieb:

      die hatten irgendwie was implantiert und das Gegenstück dazu in einem Täschchen dabei ... bei einem Anfall sollte mit dem Gegenstück dieser Magnet (o.ä.) durch das Gegenstück aktiviert werden ...
      .... ein VNS (Vagus-Nerv-Stimulator)
      das Gerät wird wie ein Herzschrittmacher implantiert wobei die Elektrode nicht zum Herz, sondern zum Nervus Vagus an der linken Halsseite geführt wird.
      Die Stimmulation des N.Vagus kann Anfallsfrequenz, Dauer und Intensität positiv beeinflussen. Üblicherweise stimuliert das Gerät kontinuierlich, ich kann mir aber vorstellen, dass ein gezielterer Einsatz unter bestimmten Umständen sinnvoll ist (Anfälle mit „Aura“, die sich also im Vorfeld ankündigen. Dann das Gerät aktivieren, Anfall verhindern, danach wieder abschalten. Erhöht sicher die Lebensdauer der Batterie)
      Eingesetzt wird es vorwiegend bei Epilepsieformen die medikamentös schwierig einzustellen sind.
      Auch ich hab Epilepsie. Festgestellt wurde das als ich 30 war. Vorher hatte ich keinen großen Anfall. Mir wurde nur gelegentlich „putzig“. Weggetreten war ich dabei nie. Da ich auch gelegentlich Migräne hatte, schickte mich der Hausarzt zum Neurologen, der auch ein EEG machte. So stellte man fest, dass da noch etwas anderes sein muss. Ich bekam also Antiepileptika. War damit 3 Jahre anfallsfrei. Der Neurologe meine dann könnte ich die Medikamente ja auch weglassen. Ein halbes Jahr später hatte ich nachts im Schlaf meinen ersten großen Anfall ( mit Zungenbiss und Einnässen). Bevor der Rettungsdienst da war, war ich aber schon wieder wach, hab mich gewaschen und umgezogen. Im Krankenhaus wurde eigentlich nichts gemacht, nur kurz vor der Entlassung brachte man mich ins nächst größere Krankenhaus um ein MRT zu machen. Es kam aber nichts dabei heraus. Ich hab dann zuerst mal den Neurologen gewechselt. Wir probierten dann verschiedene Antiepileptika aus. Eines machte müde, das andere depressiv, dass nächste aggressiv. Daraufhin überwies sie mich an die Uniklinik Tübingen. Dort musste ich 14 Tage bleiben zum Dauer-EEG mit Videoüberwachung. Ich bekam wieder ein neues Medikament, dass noch keine Zulassung in Deutschland hatte. Von dem bekam ich Haarausfall, Finger-und Fußnägel wurden ganz dünn und ich hatte Wortfindungsstoerungen. Also wieder ein neues Medikament. Das vertrage ich recht gut. Ich habe seither nur kleine Anfälle, die etwas Schwindel, leichte Übelkeit und Schwitzen mit sich bringen. Damit kann ich leben. Auch meine Migräne hat dieses Medikament verbessert. Ich hab lediglich Auren, aber keine Kopfschmerzen mehr.
      Mein Mann und auch mein Dom sind informiert und wissen, was im Falle des Falles zu tun wäre. Eine Einschränkung in Sachen BDSM gibt es nicht.
      Du spielst auf mir mit Meisterhand. Sämtliche Saiten berührst du auf dem Instrument meiner Seele und bringst ein Lied hervor, das alles bewegt und alles verzaubert!




      Irina Rauthmann, deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin
      Ich bin mit 39 als Fahrer im Auto in der Stadt bewusstlos geworden. Exfrau und Kind im Auto. Für mich sah es so aus:
      Ich saß hinter dem Steuer, im nächsten Moment liege ich mit OP-Hemd in einem Bett. Das Gesicht einer älteren Frau kommt in mein Blickfeld (Intensiv-Schwester) und sagt: "Sie hatten einen Verkehrsunfall, Frau und Tochter liegen in einem anderen Krankenhaus. Mehr von den Ärzten bei der Visite."
      Dann bauten sich ein Dutzend Weißkittel um das Bett auf, sagten auch nichts Näheres, nur die Knochenbrüche und die OPs zählten sie auf.
      Dann kamen meine Ex-Schwiegereltern. Auch von ihnen erfuhr ich nichts Näheres. Tags drauf kamen meine Eltern. Mein Vater meinte:
      "Jung, Watt has dou dann angestellt? Weißte ooch datt bai dem Unfall ainer dud gebliewen as?"
      Ein junges Ehepaar ging da auf dem Bürgersteig, halbes Jahr verheiratet. Er konnte auf die Seite springen. Sie hab ich erwischt... :S
      Daraufhin kam sogleich ein Pfleger ins Blickfeld und komplimentierte meine Eltern hinaus. Zu mir sagte er nur: "Lassen Sie die Tränen ruhig laufen! Lassen Sie sie laufen."
      Nachdem die Knochen verheilt waren, würde ich entlassen. Frau und Tochter waren vor mir schon Zuhause. 6Wochen später wollte ich in der Küche auf den Topf auf dem Herd aufpassen, umrühren, während meine Frau zur Toilette wollte.
      Wieder wechselt das Bild. Ich liege im Krankenhausbett. Am Morgen darauf wache ich in einer anderen Abteilung auf. Der andere Patient hatte die Nachtschwester gerufen, worauf man mich auf die Neurologie verlegt hat und die Epilepsie diagnostiziert. Ich würde auf ein Medikament eingestellt, durfte nicht mehr in meinem Beruf arbeiten und drei Jahre kein Auto fahren, bekam den Schwerbehindertenausweis..
      Seitdem nur einmal noch eine Bewusstlosigkeit beim Edeka. Sonst nur noch -kann man wohl an den Fingern einer Hand abzählen- dass ich morgens aufwache und mich orientieren muss (wo bin ich?..)
      @HrPeter, Vielen Dank für diesen wirklich sehr persönlichen und offenen Einblick. Das fand ich sehr mutig.
      Ich habe gesehen, dass du Dom bist. Da jemand in einem früheren Post geschrieben hat, dass es als Top doch schwieriger sei mit Epilepsie, würde es mich interessieren, wie du mit deinen Subs bezüglich dieses Themas umgehst. Sicher, du scheinst gut medikamentös eingestellt zu sein, aber gibt es doch Probleme, oder doch gewisse Schwierigkeiten mit deinen Subs, als, beziehungsweise wenn du dieses Thema zu Sprache gebracht hast? Wie gehen deine Subs mit dir um? Instruierst du sie, was zu tun ist, wenn sie mitbekommen, dass du einen Anfall erleidest? Gibt es Techniken, die du aus Sicherheitsrisiko im Rahmen deiner Krankheit lieber unterlässt?
      hallo @Blue-Monstera
      Ich bin kein SMler, von daher fallen sämtliche Praktiken weg, die man so zwischen Doms und Subs in Sessions praktiziert.
      Ich bin DSler, oder halt DDler. Schon zu Zeiten als ich noch mit meiner Ex zusammen war, aber da könnte ich mein Faible noch nicht benennen.
      Denke dir eine Frau, die es mag wie vor 50Jahren zu leben, die sich im Alltag führen lässt, Verantwortung abgibt bei genügend Vertrauen.. Allerdings strafe ich keinen Regelverstoß (kein Spanking ua), sondern belohnen regelkonformes Verhalten (positive Verstärkung). Solch eine Frau wäre mein Gegenpart (Head of Household - Taken in Hand). Seit der Trennung hatte ich drei oder vier Bekannte, die sich auf mich einlassen wollten. Leider musste ich sie zurückweisen. Ihr Alkoholkonsum wäre mit der Zeit zum Beziehungskiller geworden. Leider suchten nur Frauen mit solchen Defiziten meine Führung... :/

      Zur vertrauensbildenden Massnahme meinerseits gehört natürlich auch Offenheit. Sie hätte von meinem Problem erfahren. Ich bin gut eingestellt, aber man weiß ja nie (siehe Anfall im Edeka).

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