Freiheit? Yes, of course!

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      Freiheit? Yes, of course!

      Ich wünsche einen guten Morgen und sage Willkommen in meiner Gedankenwelt. Schön das ihr hier gelandet seid, fühlt euch wohl und macht es euch bequem.

      Meine letzten Wochen waren extrem prägend. Ich bin zum ersten Mal, seit unzähligen Jahren, mit mir selbst allein. Beziehungslos. Und so startet die Reise zu mir selbst, meinem Wesen und zu dem was mich als Menschen ausmacht. Ich begreife meinen eigenen Wert, stehe für mich ein und trage Verantwortung. Das Erleben und die Gedanken die mich in diesem Zustand begleiten, möchte ich gerne teilen.

      Juli 2020

      Urlaub, endlich! So dachte ich, als ich am 03.07 nach einer unplanmäßigen 43,5 Stunden Woche, mein Handwerkszeug beiseite legte.
      Mental unglaublich müde, körperlich erst recht, startete ich in 7 freie Tage. Ich hatte im Akkord gearbeitet, viel zu wenig geschlafen und viel zu viel gedacht.
      Seit einem knappen Monat steht mein Leben Kopf, alles ist anders und neu.

      Die ersten beiden Tage des Urlaubs verbringe ich zwischen Couch, Bett und Badewanne, durchfühle alle Emotionen und beschäftige mich mit meinem Erleben der letzten Jahre.
      Die inneren Bilder der Erlebten Begegnungen so klar und deutlich vor Augen, dass Wissen dass ich aufgehe wenn ich mich sexuell unterordnen darf, was ich fühle wenn ich dort bin und wie es mich erstrahlen lässt.
      Die nächsten Tage des Urlaubs sind arbeitsreich und gut gefüllt. Aufräumen ist, denke ich, wichtig um sauber weiter nach vorne gehen zu können. Also räume ich auf was liegen geblieben war. Allabendlich liege ich auf der Couch, schließe die Augen, sehe mich hinter geschlossenen Lidern, mich und Seile. Leise gesprochene Worte durchschneiden meinen Kopf und mein Körper spannt sich. Meine Gedanken wandern in versteckte Zimmer und heimliche Begegnungen. Das möchte ich nicht mehr, ich möchte mein BDSM in einer Beziehung leben können. Eine Erkenntnis die für mich essenziell ist. Mein Outing zieht sich nun schon ein paar Tage hin und ich muss es nicht jedem auf die Nase binden, aber vor den wichtigen Menschen in meinem Leben verstecke ich es nicht mehr. Die Reaktionen sind total unterschiedlich, alles in allem aber ok. Man muss damit leben ein wenig schräg angeschaut zu werden. Es war mir wichtig die 4 Dekade in Ordnung zu begehen und so bat ich am Abend vorm Feste innerlich:

      "Man reiche mir die Tür! Ich möchte gehen"

      Mein Geburtstag war wie der 1. und der 40. zugleich. Ich habe meine Menschen um mich gehabt, wichtige Momente geteilt und die Zeit genossen.
      Die Tür um die ich gebeten hatte, hatte sich vor mir aufgetan. Einfach so. Ich musste nur hindurch gehen und genau das tat ich.

      Ich ließ los. Feierte mit meinen Lieben ein kleines aber feines Fest, hatte schöne, tiefe und auch sehr emotionale Momente. Am nächsten Tag packte ich spontan meine Sachen und gönnte mir Urlaub. Ich war frei zu tun und lassen was ich wollte. Die Autofahrt genoss ich mit guter Musik und lautem Gesang. Nach zwei schön verbrachten Tagen bei Freunden hat mich das Meer gerufen, ich musste zu meinem Element.
      Die Landschaft zog an mir vorbei, wieder Musik an meiner Seite und ich spürte die Energie lange bevor ich das Meer sah.
      Dort kam ich an, kam zu mir und meiner Mitte.Ich atmete die Salzluft, fühlte Sandkörner zwischen den Zehen, sonnenwarmer Wind streichelte die Haut.

      Der kleine Tattooladen der auf dem Weg zum Strand lag, war das Erste was mir ins Auge fiel.
      Während ich den Sonnenuntergang beobachte und der Brandung lausche, reisen die Gedanken und ich weiß dass ich mich zeichnen lassen werde...
      Ich begrüße den nächsten Tag am Strand und aus dem Handy ertönt Musik. Eine mir geliebte Melodie schlug mir entgegen und da wusste ich, welches Tattoo meinen Körper zieren sollte. In meiner Tasche kramte ich nach einem Zettel, fand eine Visitenkarte, die auf der Rückseite blanko war. In einem Zug schrieb ich die Zeile auf das Weiß, packte die Tasche und machte mich auf den Weg zum Studio. Ich hatte vorab die Bewertungen gelesen und da diese durchweg positiv waren war ich zuversichtlich.
      Einen Termin hatte ich nicht, aber es hing ja so ein freundliches Schild "Walk in" über dem Eingang. Die Tür zum Studio war geöffnet und ich trat ein. Ich wurde freundlich begrüßt und ich zeigte meine Visitenkarte. Der Mann, der vor mir stand, lächelte mich breit an als ich ihm erklärte dass ich diese Zeilen gestochen haben möchte.
      Er: "In this writing?" (In dieser Schrift)
      Ich bejahte, erklärte dass dies meine Handschrift sei und es ganz genau so sein soll.
      Ich:"Is it possible and how much does it cost"? (Ist es möglich und was kostet es)

      Er erklärte mir dass das Tattoo mich 60 Euro kosten wird und das nur Barzahlung möglich ist. Ich schaute in meinen Geldbeutel.... 70 Euro, mein Grinsen wurde breiter.
      Dann fragte er mich ob ich einen Termin ausmachen wollte und ich schaute ihn mit großen Augen an:

      "Is it possible now"?

      Er grinste, hielt kurz inne, nickte und antwortete breit:

      "YES, of course!"

      Während ich es immer noch nicht fassen konnte, machte er sich an die Arbeit. Ich hatte ja nicht mal einen Plan wo das Ganze landen sollte und doch war es ganz schnell klar. Es sollte auf den Füßen, die mich tragen, stehen. Der Stencil wird aufgebracht und ich begutachte die Lage und ich bin einfach nur einverstanden. Es ist nicht perfekt, es soll es auch gar nicht sein, es ist meine Handschrift. Ich bin auch nicht perfekt und darin richtig gut. Als die Nadel das erste Mal auftrifft schaudert es mich kurz, zwischendrin ziept es auch mal ordentlich- alles in Allem ist es auszuhalten, ganz anders als ich es in Erinnerung hatte.
      Die Farbe gräbt sich unter die Haut, ich setze dieser Zeit ein Denkmal und bin mit unglaublichem Glück erfüllt. Gewappnet für alles was kommt und so fahre ich nach Hause, komme an und weiß dass ich es nicht anders haben wollte. Frei.

      Nicht ganz eine Woche ist vergangen und der Verheilungsprozess hat begonnen. Ich bin zufrieden, auch wenn der Weg steinig ist. Immer mit dem Gedanken: "Is it possible"? - Yes of course! Das was ich mir wünsche wird möglich sein, es wird offen gelebt und nicht versteckt sein müssen und bis es so weit ist, ist alles möglich.

      In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ein schönes Restwochenende mit ganz vielen guten Momenten.
      Danke fürs Teilnehmen und lesen.
      Ich wünsche dir alles Liebe und Gute auf Deinem neuen Weg liebe @Mondstein
      Freue Dich auf das was kommt schließlich bist du nun frei und irgendwann wird die Zeit kommen, da wirst auch du in Ketten tanzen können..... Erwarte nichts, aber sei für alles bereit