Der Reiz an verbaler Demütigung

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      zaya schrieb:

      Für mich hat gerade Demütigung auch viel damit zu tun, Dinge dann in Demut an zunehmen
      Das finde ich interessant, weil für mich sind das zwei völlig verschiedene Dinge.
      Demut kommt für mich aus einem selbst heraus, ist etwas sehr Positives und bedeutet, daß man sich selbst nicht so wichtig nimmt.
      Demütigung kommt von außen, ist etwas Negatives und soll dazu dienen, das Gegenüber lächerlich und/oder verletzend klein zu machen.
      Diese Unterscheidung scheinst Du nicht zu machen?
      Oder verstehe ich das falsch?
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Betreffend Demut und Demütigung schliesse ich mich ganz der Meinung von @Feuerpferd an.

      Um auf das eigentliche Threadthema zurückzukommen. Bei mir kommt es ganz aufs Mass an. Permanente verbale Demütigung würde ich entweder irgendwann nicht mehr ernst nehmen können oder mich wirklich in ein Tief bringen (kommt ja immer drauf an, mit was er da verbal so ankommt, je besser man sich kennt bzw. Je besser er MICH kennt, desto persönlicher kann es werden und schmerzhafter für die Psyche).


      Aber so gezielte verbale „Platzverweiser“, die brauch ich sogar ab und an.

      Um auch noch was in den Raum zu stellen, vieles geht für mich unter „Dirty Talk“ also Mal „Miststück, Bitch oder whatever“ hat für mich nichts demütigendes, eher erregendes.
      Die verbale Demütigung ist für mich ergo nichts erregendes in diesem Sinne (zumindest hat es mich bis jetzt nie erregt), sondern eben man wird daran erinnert welcher Platz einem zusteht, wenn ich übertrieben hatte, nicht folgsam war oder sonst irgendwelche quirligen Ausbrüche an den Tag legte.

      Halt: Aktion—>Reaktion
      Obwohl das Thema schon ein paar Tage alt ist, würde ich gerne eine ein bisschen andere Perspektive darauf anbieten.
      Demütigung/Erniedrigung (welche ich persönlich begrifflich im BDSM Kontext nicht zwingend unterscheide) als eine Form von Empowerment.
      Wie geht das zusammen und geht das dann nicht an der Art von Demütigung/Erniedrigung vorbei, die @Feuerpferd meint? Finden wir es gemeinsam heraus...

      Mein Partner legt im Spiel ab und an bewusst die Finger auf meine Wunden. Beispielsweise streichelt und schlägt er meine Brüste und mokiert sich dann darüber, dass sie eigentlich zu klein seien um solch eine Behandlung zu verdienen. Er würde sich größere wünschen. Fast schon lächerlich wie sich die Winzlinge nach seinen Berührungen verzehren würden. In dieser Demütigung stecken Körner Wahrheit, sie ist nicht vollkommen aus der Lust gegriffen. Ich habe kleine Körbchen, ich war stets unzufrieden damit und habe mich in der Vergangenheit oft dafür geschämt. Sie waren der Teil meines Körpers, der es mich beizeiten schwer gemacht hat, mich vor anderen zu entblößen. Für andere sind so ein Teil möglicherweise ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen, für mich waren es die Brüste. Im Schwimmunterricht in der achten Klasse haben mich ein paar der Jungs als 'Hühnchen' bezeichnet, weil ich im Vergleich zu meinen Klassenkameradinnen viel flacher war. So etwas steckt tief. Ich hatte auch stets die halb verborgene Angst, ein Partner könnte mich aufgrund meiner mangelnden Oberweite nicht so attraktiv finden. Und nun weiß ich sogar mit Gewissheit, dass mein Partner im Augenblick tatsächlich auf große Brüste steht.
      Wie können wir dennoch damit spielen? Macht mich das nicht total fertig?
      Nein, es macht mich nicht fertig. :) Im Gegenteil. Die Art, wie wir die Demütigung im Spiel anwenden, hat mir sogar dabei geholfen diesen Teil meines Körpers zu akzeptieren. Es hat erstmals Lust in mir geweckt, ihn auch in ein Liebesspiel mit einzubeziehen, hat mir Ängste genommen und den Schmährufen der Schulzeit ihre Schärfe. Möglich ist das aufgrund der festen Basis aus Vertrauen, Respekt, Ehrlichkeit und Wertschätzung, auf der unsere Beziehung beruht. Ich weiß, dass mich mein Partner vom Scheitel bis zur Sohle liebt - auch meine kleinen Brüste, auch wenn er lieber größere hätte. Aber er hätte keine andere lieber als mich ;) Hinzu kommt seine Lust, meine Brüste anzufassen. Das tut er ständig. Er küsst sie, er streichelt sie, er schlägt sie. Er kann nie die Finger davon lassen. Selbst wenn er mich mit ihrer Winzigkeit erniedrigt, fasst er sie noch an. Worte stehen hier eindeutig gegen Taten. Die Demütigung, die er ausspricht, ist außerdem nichts anderes als die Angst, die mir verborgen in meinem Inneren längst dieselben Sätze an den Kopf geworfen hat. In meinem Inneren kann niemand Taten gegen Worte sprechen lassen. Beizeiten habe ich sogar das Gefühl, dass Ängste oder Worte, die nicht ausgesprochen werden und nur ungesagt, unkommentiert in der Lust hängen, umso mehr Macht gewinnen. Wenn mein Partner diese Ängste wie beschrieben in unser Spiel miteinfließen lässt, dann gelingt es bei uns sogar diese Ängste umzudeuten, ihnen Macht zu nehmen. Na, dann habe ich kleine Brüste, na und? Am Anfang ist das Einbeziehen solcher Ängste und Wunden, das Aussprechen dieser Demütigungen ein purer Adrenalinrausch. Ich sehe ihn mit weit geöffneten Augen an, es ist als würde er mein Herz aus Glas in seinen Händen halten, fest. Die Gefahr ist da, dass er es verletzt, sich ein Riss oder Sprung im Glas bildet. Ich fühle auch definitiv Schmerz, höre die 'Hühnchen'-Rufe noch in meinem Kopf, es ist eine alte Verletzung und bestehende Angst. Psychischer Schmerz. Aber ich sehe und erfahren im selben Moment, wo er meine Schwachstelle sieht, sich wie ein Habicht darauf stürzt, den Fingern direkt darauf legt, es sogar so meint, wie er es sagt - dass er sich nicht abwendet. Er lässt mich nicht fallen, er fängt mich. Das Glas springt nicht, kein Riss. Er küsst meine Brüste. Er streichelt sie. Er schlägt sie. Die Angst wird weniger. Und auch wenn das Adrenalin mich noch oft durchflutet, wenn er diese Wunde anpackt, der Schmerz lässt nach. Eines Tages war er vollkommen verschwunden und ich recke ihm meine kecken, kleinen A-Körbchen ob er es lächerlich findet oder nicht voll Stolz entgegen, damit sie sich ihre Berührung abholen können. Ich glaube - so ist es zumindest bei uns - dass Demütigung auch dann wenn Wahrheit darin steckt langfristig wohltuend verwendet werden kann, wenn ein Pendant vorhanden ist. Tate gegen Worte. In anderen Fällen: Worte gegen Taten. So zumindest meine Erfahrung und Meinung.

      Selbstredend kann dieser ganze Sermon nicht verallgemeinert werden und manche Wunden sind zu groß, als dass sie in solch einem Kontext aufgegriffen werden sollten. Ich wollte bloß sagen: Erniedrigung muss nicht immer damit einhergehen, dass man sich danach klein fühlt.

      Grüßle, Motte
      ... ich hab jetzt alles nur schnell überflogen. Aber aus meiner Sicht: gekonnte Worte auf den Punkt formuliert, nicht nur plattes Gebrubbel, sind für mich ein Ausdruck von intelligenter. kontrollierter Überlegenheit. Die Wahl der Worte, die Intonation, Betonung, Pausen ... wie bei einer wohldosierten Berührung ist da der Verlauf zwischen 'ohja, toll!' und 'nee, echt jetzt?' vielfältig und fließend ... (also geben wir doch unseren lieben Doms ein wenig Spielraum und Zeit zum ... lernen und begreifen ... ;) )
      Be blessed and unstoppable!
      Erniedrigung und Demütigung sind für mich irgendwie das gleiche, beides hat aber eine Skala der Intensität...
      etwas kann erregend erniedrigend sein und anderes kann absolut übers ziel hinausschießen und wirklich verletzen

      ist geschmacksabhängig, tagesformabhängig (vor meinen Tagen im schlimmsten PMS lass ich mich zb nicht auf verbale Machtspiele ein)

      So... kurz gesagt, ich liebe es. Wenn Erniedrigung bewirkt, dass ich mich er-niedrigt fühle, also auf meine Position unter ihm verwiesen werde, dann kickt mich das ganz schön. Das kann verbal sein, kann aber auch durch Handlungen geschehen. Alles, was mir klar macht, dass ich niedriger stehe als er, ist Musik in meinen Ohren.

      Ehrlich gesagt, ist das der effektivste Weg mir ein Machtgefälle aufzuzeigen. Ich bin aber auch ein Mensch, der sehr auf Geräusche abfährt, auf Worte, auf gesagtes, gehauchtes, schneidend befohlenes. Finde den richtigen Ton zum richtigen Zeitpunkt und ich brauche keine Berührung um im Nirvana zu sein.

      Das beinhaltet für mich aber auch keine böswilligen verbalen Schläge unter die Gürtellinie, wo Dom weiß, dass sind subs ernsthafte Schwachstellen.
      Nachdem gestern das Gespräch darauf kam, ob ich das mag, überlege ich schon die ganze Zeit, wo der Reiz sein könnte, verbal erniedrigt zu werden und... ich komm einfach nicht drauf.
      Erschließt sich mir einfach nicht.

      B'Elanna schrieb:

      Immer wieder habe ich (hier oder anderswo) gelesen/gehört, dass irgendwelche Praktiken, Handlungen oder Aussagen als erniedrigend/demütigend empfunden werden, und gedacht, "Ach, echt?" Das bedeutet in der Konsequenz leider, dass der Korridor, in dem es für mich bzw. meinen Partner möglich ist, mit meiner Scham zu spielen, sehr schmal ist, weil es einfach wenig gibt, was in diesen speziellen, erregenden "Das ist mir jetzt zwar peinlich, aber gleichzeitig kickt es mich"-Bereich fällt.
      Das trifft ziemlich genau auf mich zu.
      Ich bin einige Szenarien die weiter vorne beschrieben wurden durchgegangen und hab mir vorgestellt, wie es mir dabei gehen würde.
      Wenn mir Dom sagen würde "Du läufst ja aus!", dann würde ich mich freuen, endlich mal geil genug zu sein um auszulaufen. Ich wäre richtig stolz auf mich.
      Ihm bei einem Spaziergang zu sagen, dass ich jetzt gern Sex mit ihm hätte? Kein Problem.
      Ich habe auch Mars Sabber-Beispiel gelesen. Das ist dann eines der Beispiele, wo meine Brat rauskäme und ich mir denken würde: Hättest du mir das Ding nicht in den Mund geschoben, würde ich nicht sabbern. Ist doch deine Schuld nicht meine.

      Hinweise auf zu kleinen Brüste, wie oben geschrieben, würden die trotzige Reaktion hervorrufen, dass ihn keiner zwingt, sie anzufassen, wenn sie ihm nicht gefallen. Es ist schön, das Motte so über ihre Hemmungen weg kommt, mich macht das eher wütend und es scheint mir ein sehr schmaler Grad zu sein, auf dem es dann zu balancieren gilt. Ich hab kein Problem mit meinen Brüsten, würde er dagegen Körperbereiche ansprechen, mit denen ich wirklich ein Problem habe, dann wäre die Stimmung sofort im Keller und das Spiel aus.
      Ganz davon abgesehen, dass ich mich von den Begriffen wie Schlampe, Nutte usw gar nicht angesprochen fühle.
      Vielleicht gibt es eine Art geistigen Masochismus, den ich nicht verstehen kann, weil ich ihn nicht habe.
      Ich hab ihm jedenfalls gesagt, er solle es lieber lassen. Der Nutzen auf meiner Seite wäre bestenfalls null und die Gefahr, dass aus einem Fettnäpfchen eine Tretmine wird, relativ hoch.
      Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein
      Friedrich Nietzsche