Polyamor auf Zeit, geht das?

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      Es mag ja vieles auf Zeit geben, aber ich bezweifel, daß sowas hier auch möglich wäre. Das wird einfach nicht funktionieren.

      Wie soll sowas denn ablaufen? Paar sucht sich noch jemanden, hey aber nur für 3 Jahre 3 Monate, da in 4 Jahren soll Kind da sein.

      Ich kann es mir persönlich einfach nicht vorstellen.

      Aber mal in den Raum werf. Warum poly und bei Familie mono? Warum nicht weiter poly?
      Ich denke, man muss Gefühlsebene und Beziehungsform und Bindung getrennt betrachten. Es ist doch auch möglich, zwei Menschen zu lieben, mit diesen aber unterschiedliche Beziehungsformen mit unterschiedlichen Bindungen und Verpflichtungen zu pflegen. Ich vermute stark, dass es sogar in den meisten polyamoren Konstrukten der Fall ist, dass eine Beziehung die Hauptbeziehung mit Zusammenleben und Zukunftsplanung ist, die andere(n) nicht allzu viel weiter gehen als Freizeitgestaltung mit einem geliebten Menschen inkl. einer gewissen Bindung. Und selbstverständlich kann man seine Bindung an den Hauptpartner so gestalten, dass man sich gegenseitig verspricht, ab Zeitpunkt X monogam zu leben. Und man kann seine Bindung an einen weiteren Partner so gestalten, dass man sagt, pass auf, ich liebe dich auch, aber unsere Bindung ist der anderen Bindung mitsamt ihrer Versprechen untergeordnet und deshalb nicht für immer.

      Ob man damit glücklich wird, ist eine andere Frage. Polyamor veranlagte Menschen, die es für ihr Glück brauchen, mehrere Menschen lieben zu dürfen, wird das vermutlich schwer fallen.
      Ebenso wird es Menschen schwer fallen, die sich nicht ausleben, um zusätzlichen Spaß zu haben, sondern um ein wichtiges Bedürfnis zu befriedigen, das in der Hauptbeziehung nicht befriedigt wird, wie z.B. eine BDSM- Neigung oder Bisexualität.
      Wenn aber jemand sich nur zum zusätzlichen Genuss ausleben möchte und dabei auch Gefühle zulassen möchte und die Polyamorie quasi nur Mittel zum Zweck des emotional intensiveren Auslebens ist, dann kann die Person sicher auch nach einer Rückkehr zur Monogamie glücklich sein.

      Der Moment der Rückkehr zur Monogamie wird dabei jedoch sicher nicht einfach. Wenn Liebe und Bindung noch da sind und man sich aus der Zweitbeziehung intrinsischen Gründen eigentlich nicht trennen würde, würde es sich für mich wahrscheinlich irgendwie falsch anfühlen, es zu tun. Aber gut, vielleicht kann man das auch so sehen, dass es keine Trennung vom Menschen ist, sondern ein Sich Eingestehen, dass man für die Beziehungspflege keine Zeit oder keinen Fokus mehr hat und den Menschen deshalb nicht emotional vor die innere Tür setzen, sondern lediglich die Beziehungsform zu ihm ändern (bis hin zur Reduktion auf Null), wobei Wertschätzung und Liebe erhalten bleiben (letztere würde aber wohl mit der Zeit schwinden, wenn nicht gepflegt).
      Werde, der du bist. (Pindar)
      Wovor ich warnen möchte, ist folgender Gedanke: "Ich habe devote oder dominante Phantasien, die ich gerne einmal ausleben möchte, aber es macht mir nichts aus, auf das Ausleben später auch wieder zu verzichten." Der zweite Teil dieser Aussage könnte sich noch ändern! Wenn hinter den Phantasien eine ausgeprägte Neigung steckt, die die Person entweder noch nicht entdeckt hat oder zu der sie aus oft unbewussten Hemmungen heraus noch nicht stehen kann, kann durch das Ausleben sehr leicht die Büchse der Pandora geöffnet werden und aus den "optionalen Phantasien" eine Neigung werden, die nicht mehr unterdrückt werden kann und ein Ausleben einfordert.

      Dann doch lieber schauen, ob es nicht doch mit dem bisher einzigen Partner geht, auch wenn es länger dauern mag, oder sicherheitshalber über eine potentiell dauerhaft polyamore Beziehung sprechen. Schließen kann man die Beziehung ja auch dann noch, wenn man möchte.
      Werde, der du bist. (Pindar)