Polyamor auf Zeit, geht das?

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      Polyamor auf Zeit, geht das?

      Eine spannende Frage ist, kann man polyamor nur für eine gewisse Zeit leben oder ist so etwas zum Scheitern verurteilt?

      Die Idee ist, bevor es Kinder gibt, sich nochmal auszuleben und dies durchaus auch in Beziehungen in denen geliebt werden darf. Es soll aber einen fixen Punkt in der Zukunft geben, bei dem sich wieder ganz und gar auf den aktuellen Partner fixiert wird, nämlich dann, wenn es um die Familiengründung geht.

      Ich bin gebeten worden dieses Thema ins Forum zu bringen und bin gespannt auf eure Antworten und vielleicht auch Erfahrungen :)
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      also... polyAMOR auf Zeit - wohl kaum. Wenn ich liebe, tu ich das solang es gut geht, und nicht bis zu einem festgelegten Datum.
      Sich vorher ausleben - mag sinnvoll sein, ist sicher typsache. Es kann auch schwer fallen und die Unzufriedenheit steigern, wenn man eine gewisse (und meist länger als erwartete) Zeit auf liebgewonnene Spielarten verzichten muss.

      Insgesamt halte ich es für fragwürdig, möglichst viel Erleben zu wollen vorher. Erinnert etwas an den Junggesellenabschied im Stripclub oder so.
      Mit Kindern ist das Leben nicht vorbei, nur anders ;) Und wenn sie älter werden, steigt die eigene Freiheit wieder.
      "wenn wir einmal irrtümlich verschiedener Meinung sind, haben wir uns besonders lieb"
      Das Leben kann viele Verläufe haben... darunter auch Zeitabschnitt mit polyamoren Beziehungskonstellation.
      Ich bezeichne mal monogame Strukturen aus meiner Sicht der Ding als Rückfälle, da dahinter oft das Schicksal und auch die Gesellschaft steht, die mir oft vermittelt hat, dass man als monogame Frau "Richtiger-wertvoller " ist.
      Ich hab mich daher als junge Frau auch verbogen auf Zeit.
      Jedoch lernt man nicht aus und zahlt auch Tribute.

      Mein Eindruck war, dass
      ein "normales-angepasstes" Leben oftmals mehr Akzeptanz bringt und auch Zustimmung durch die äußeren Betrachter.

      Und doch bin ich als " gestärkte " Frau zu meinem Ursprung zurück gekehrt...und priorisiere die Bindung-und Beziehungskonstellation, die mir am <3 liegt...die beste Entscheidung der letzten 10 Jahre.

      Den Überblick verlier' ich dabei nicht...denn es gilt jedem Liebes-und Bindespartner :love: auf seine ganz spezielle Weise gerecht zu werden...eine Herausforderung und grosses GLUECK zugleich.
      Ich glaube nicht, dass es unmöglich ist, nur temporär polyamore Beziehungen zu führen mit der Absicht, später wieder nur zu zweit zu leben.
      Alle Beteiligten müssen sich dabei halt im Klaren und einverstanden sein, sonst ist es definitiv zum Scheitern verurteilt.
      Der Knackpunkt bei Polyamorie [/u] ist, dass wirklich Liebe im Spiel ist, im Gegensatz zu z. B. temporärem rein sexuellem Austausch.
      Ich glaube deswegen scheint es so, als wäre so ein Konstrukt nicht auf Dauer möglich. Aber wenn Menschen sich finden und lieben muss es nicht unbedingt sein, dass man auch sein ganzes Leben zusammen verbringen möchte. Ein Lebensabschnitt zusammen kann auch schön sein. Und danach gehen manche wieder auseinander und manche bleiben zusammen.

      Um ein bisschen aus dem Nähkästchen dazu zu plaudern: ich war bis von nem Weilchen auch in einer Poly-Beziehung, die definitiv nicht auf das ganze Leben ausgerichtet war. Halt eher Teilzeit und für so lange, wie es uns gut tat. Haben wir auch so gemacht und jetzt auch im Nachhinein ist alles prima. Und ja, es waren ehrliche Gefühle im Spiel.
      Für Menschen, die mehrere Menschen lieben können, Mitfreude empfinden und aktiv ehrlich sind, kann es eine Bereicherung sein. Und wenn es eine Person gibt, mit der die Beziehung für das Leben geplant ist, muss man ja nicht unbedingt andere liebe Menschen davonjagen. Man kann die Zeit einfach genießen und das tun, was allen genau zu dieser Zeit gut tut.
      Das vorher genau zeitlich zu terminieren stelle ich mir schwierig vor. Wer weiß schon, wie es einem in zwei Jahren emotional geht etc. Aber so grob mit einer Richtung.. Könnte klappen :pardon:
      Man kann sicher in verschiedenen Lebensabschnitten verschiedene Beziehungsmodelle wählen. Mir stellt sich aber die Frage: wenn man beispielsweise zwei Menschen (auch körperlich) liebt, lässt sich dann irgendwann zu einem von beiden sagen "Du, ich möcht jetzt eine Familie gründen und du bist leider raus"? Und ich stelle mir auch die Frage, ob man das überhaupt muss - sich entscheiden.


      MMn ist ein Großteil der Menschen nicht für die Monogamie geschaffen. Sonst gäbe es wohl kaum Swinger-Clubs, offene Beziehungen, Affären usw. Den Kindern möchte man es trotzdem vorleben :gruebel: ...gesellschaftlich und steuerrechtlich anerkannt ;)


      Für ein Kind ist es wichtig, um sich herum ein harmonisches Nest und sicheres Netz zu haben - wertschätzend, liebevoll, verlässlich. Ob es sich beim engsten Umfeld klassisch um Mann und Frau oder doch um Frau und Frau, Mann und Mann, Mann und zwei Frauen oder was auch immer handelt, ist gar nicht wichtig, denke ich.
      Und hat man dahingehend doch Bedenken, müssen sich Familie und Zweitbeziehung auch nicht unbedingt berühren.
      Ich denke, man sollte da differenzieren zwischen Polygam und Polyamor.

      Haben beide "Viel" im Wortstamm, das wäre aber, als würde ich Kirschen mit Äpfeln vergleichen wollen.

      Polygam kann ich mir vorstellen, dass ginge. Da geht es ja nur um mehrere Beziehungskonstrukte parallel. Wie man sich diese ausgestaltet, ist ja Verhandlungssache zwischen zwei Parteien. Oder drei, oder wie auch immer.

      Polyamor hat mit Gefühlen zu tun, diesem Ding namens Liebe, diesen Schmetterlingen, rosa Wolke und sowas. Kann ich sagen "hey, bis Zeitpunkt x biste in meinem Leben und ich werde dich lieben, so richtig mit allem und scharf,aber dann haste dich auf den Status eines Bekannten zurückzuziehen. "? Eher mal nicht.

      Ich habe 13 und ein paar zerquetschte Jahre in einer Polyamoren Beziehung verbracht. Hat viel Beziehungsarbeit gebracht, viel Diskussionsbedarf und viele Kompromisse, weil man einfach mehr Meinungen unter einen Hut bringen muss.

      Jetzt genieße ich die Monogamie. Das Exklusive. Er: meins. Ich: seins.
      Und nicht noch xy:auch meins resp. auch seins. Austoben mit anderen muss ich mich nimmer. Gibt ja auch so noch viel zu erleben.
      Viele Grüße
      safine
      Ich finde die Idee erst mal sehr einleuchtend. Wenn ich mir angucke, wie die Eltern in meinem Bekanntenkreis rotieren und insbesondere die Mütter mit Kleinkindern auf dem Zahnfleisch gehen, kann ich mir gut vorstellen, dass die Vorstellung, dass der Partner eine nicht unerhebliche Zeit bei einer anderen Partnerin verbringt, während man selbst keine freie Minute hat, sehr frustrierend ist. Wir leben nun mal leider nicht (mehr) in einer Gesellschaft, in der Kinder von der kompletten Dorfgemeinschaft aufgezogen werden, sondern von einer sehr kleinen Kernfamilie, sprich, den Eltern. Und wenn da eine Betreuungsperson noch mehr wegfällt als durch z.B. Berufstätigkeit eh schon ... Zeit ist nun mal endlich, man kann sich nicht aufspalten, und kleine Kinder erfordern 24 Stunden Anwesenheit. Von daher kann ich also sehr gut nachvollziehen, dass man plant, in der Lebensphase vorübergehend monogam zu leben.
      Wie gut das dann klappt und wie glücklich man damit ist, steht auf einem anderen Blatt. Dass man eventuell eine bestehende Liebesbeziehung für die Familiengründung opfern muss, ist schon hart, andererseits bringt das Leben mit Kindern es ja in vielerlei Hinsicht mit sich, dass man sich einschränken muss und nicht mehr dieselben Freiheiten hat wie zuvor. Warum also nicht auch in Bezug darauf? (Davon ausgehend, dass es nicht um eine Konstellation geht, in der alle Beteiligten gemeinsam leben und eine Familie gründen wollen, das wäre natürlich ideal und die Frage würde sich vermutlich nicht stellen ;) )
      “To live is the rarest thing in the world. Most people exist, that is all.”
      ― Oscar Wilde
      Wer glaubt, dass Polyamorie = Austoben und Spaß´haben ist, glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten. PolyAMORIE heißt, dass es eben nicht nur ums "Austoben" geht (was immer das auch sein mag), sondern Liebe im Spiel ist. Und das bedeutet eben - wie in jeder Beziehung - nicht unbegrenzte Freiheit, sondern vor allem kontinuierliches Feilen an der Beziehung mit allem, was dazu gehört: Rücksicht, Kompromisse, mal zurückstecken, mal streiten, mal sich versöhnen.... Und das Ganze dann auch noch potenziert (nicht verdoppelt, sondern potenziert!). Kurz: So erfüllend es ist, so anstrengend ist es auch.

      Abesehen davon wäre mir jemand, der eine LIEBESbeziehung mit Ablaufdatum anpeilt ohneehin schon - gelinde gesagt - suspekt. Wie soll das gehen? "Diese Liebe ist mindestens haltbar bis: siehe Bodenblech"???

      Wenn man - wie in jeder halbwegs realistisch angelegten Liebesbeziehung - sagt: "Ok, es kann irgendwann auch mal vorbei sein", ist das eine Ssache. Aber zu sagen "ich mach das jetzt bis Zeitpunkt X und dann ist es vorbei" hat meiner bescheidenen Meinung nach nichts mit Liebe zu tun. - Und damit eben auch nichts mit PolyAMORIE, sondern allenfalls etwas mit Leidenschaft und PolyGAMIE

      Gentledom schrieb:

      nämlich dann, wenn es um die Familiengründung geht.
      warum sollte man das auf so einen Punkt festlegen?........

      Alle Beteidigten müssen/sollten sich wohl fühlen und solage das der Fall ist - auch bei einer Familiengründung mit Kindern- wäre das für mich ok.

      Zweisamkeit die nicht stimmig ist macht da auch nicht glücklich. Wenn aber das Bedürfnis nach Zweisamkeit da ist....warum nicht.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Mir fehlt in dieser Fragestellung, so wie sie formuliert ist, tatsächlich einiges an Definition.
      Einige haben schon darauf hingewiesen, dass von "Polyamorie" die Rede ist. Und Liebe von vornherein zeitlich zu terminiere, finde ich auch eher gruselig.
      Es kommt für mich bei der Fragestellung darauf an, welches der vielen - aus ermangelung an Worten - "offenen" Beziehungsmodelle, denn nun gemeint ist.
      Letztlich kann ich hier in anderer Formulierung wiederholen, was viele der Leute vor mir schon gesagt haben. Ich möchte aber nochmal hervorheben, dass ich mir bei einer offenen Beziehung eher vorstellen kann, dass diese Absprache zeitlich begrenzt sein kann (viele Paare haben zum Beispiel auch die Absprache, dass wenn einer sich nicht mehr wohl fühlt, neu verhandelt werden muss - in gesunden offenen Beziehungen wird ohnehin unfassbar viel kommuiziert). Wohingegen eine Veranlagung (ich zähle polyamore Neigungen zu Veranlagungen), meines Erachtens nach, nicht zeitlich begrenzt sind (ähnlich wie jegliche sexuelle Orientierung. Man ist ja auch nicht "Lesbe auf Zeit"). Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass man einen bestimmten Partner findet, der einen sehr stark bindet (ob das nun gesund ist oder nicht, sei mal offen gelassen). Aber selbst da weiß ich nicht, ob das die Veralagung als solche außer Kraft setzen könnte. (Aus dem Bauch heraus würde ich behaupten, dass das nicht möglich ist. Aber man soll ja niemals nie sagen.)
      "I aspire, Sir, to be better than I am."
      -Data-

      Gentledom schrieb:

      Es soll aber einen fixen Punkt in der Zukunft geben, bei dem sich wieder ganz und gar auf den aktuellen Partner fixiert wird, nämlich dann, wenn es um die Familiengründung geht.
      Ich empfinde es so, dass hier ein Denkfehler vorliegt. In eine Polyamoren-Beziehung gibt es nicht, den aktuellen Partner. Es gibt die aktuellen Partner.

      Was ich allerdings am EP überhaupt nicht verstehe. Wenn man selber Poly ist, warum will man dass ändern oder verdrängen wenn es um Familienplanung geht ?(
      Es gibt doch tolle Möglichkeiten, auch ausserhalb des Mainstream sich sich seinen eigenen Entwurf für eine Zukunft, auch mit Kindern zu bauen.

      Was will man denn mit einem weiteren Partner machen, wenn dann Familienplanung ansteht? Einfach die Beziehung beenden?

      Mir scheint hier hat jemand die falschen Begriffe gewählt oder die Sache nicht durchdacht.
      So wie es sich liest ist, geht es nicht um Polyamore sondern rein um
      Lust- Befriedigung. Solange alle Beteiligten darüber informiert sind, welche "Rolle" sie in einer solchen Konstellation spielen und dass sie ggf nur das "5. Rad" am Wagen sind, kann man natürlich eine begrenzte Zeit "sich ausleben" und dann in eine Beziehung wechseln die dem Mainstream entspricht.
      Ob es glücklich macht, dass ist dann eine andere Frage.
      Zum eigentlichem Thema:
      Ich denke, selbst wenn man sich vornimmt eine Beziehung nur auf Zeit zu haben, muss dass so nicht unbedingt funktionieren. Da man sich selbst ständig verändert, kann man im Vornherein nicht wissen, ob man eine Beziehung an einem gewissen Punkt wieder beenden kann/will oder nicht.
      Ausdenken/Vorstellen kann man sich vieles, doch wie es dann zu einem bestimmten Zeitpunkt, in einer bestimmten Situation sein wird, kann man nie sagen.

      Der Kinderwunsch muss der Polyamorie doch nicht im Weg stehen. Ja, es mag gesellschaftlich nicht gern gesehen sein eine Beziehung mit mehreren Menschen zu führen, aber ich denke ein Kind kann davon sehr profitieren. Es gibt mehr als nur zwei Bezugspersonen, das bedeutet doch auch mehr Zuwendung für den Nachwuchs. Die Kinderbetreuung würde so auch viel einfacher, ein Partner könnte tatsächlich bei dem Kind / den Kindern daheim bleiben. Was heutzutage ja schon fast eine Seltenheit ist, da sonst das eine Gehalt nicht ausreicht. Dann gibt es Paare die keine Kinder bekommen können aber in einer polyamoren Beziehung trotzdem die Freude der Elternschaft genießen könnten.

      Zu Polyamorie allgemein:
      Das Konzept ist grundsätzlich gut und interessant, es würde auch viele Kompromisse ersparen die man im Laufe einer monogamen Beziehung eingeht, da es mit mehreren Partner auch mehrere Möglichkeiten gibt sich auszuleben. Da wir aber schon von klein auf das Konzept Monogamie vorgelebt bekommen, beziehungsweise dieses in unserer Gesellschaft oft als das einzig Wahre dargestellt wird, ist es für viele Menschen wohl schwer umzudenken und neue, andere Sichtweisen zuzulassen und anzunehmen.
      Ich bin mir tatsächlich nicht sicher, ob meine weitere Beziehung den Punkt Familiengründung übersteht oder nicht. Ich schließe es nicht aus, wird man dann sehen müssen. Vielleicht wird es reduzierter, vielleicht pausiert es auch eine Weile oder wie auch immer. Aber es von vornherein deshalb zu beenden käme mir sehr falsch vor. Warum sollte ich das tun, wenn wir uns gegenseitig sehr wichtig sind? Auch wenn es in der Beziehung kein "für immer" gibt, im Gegensatz zu meiner Ehe, gibt es auch kein "bis dahin".
      Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. (Rut 1,16)
      Da es immer wieder aufkam, ja der Begriff polyamor wurde von der Fragestellerin bewusst gewählt und es geht ihr eben nicht um eine "nur" polygame Beziehung. Für sie ist BDSM(/Sex) ohne eine tiefere emotionale (partnerschaftliche) Bindung nicht vorstellbar. Dennoch kann sie sich dieses Konstrukt nicht während der Schwangerschaft oder auch mit kleinen Kindern vorstellen, daher hätte eine solche Beziehung durchaus ein Ablaufdatum.

      Persönlich finde ich es schwierig, wenn eine Beziehung ein Ablaufdatum hat... aber weitergedacht, wenn jemand schwer krank ist und nur noch einige Jahre zu leben hat, gibt es auch ein mehr oder weniger konkreten Zeitpunkt an dem die Beziehung enden wird, ebenso wenn man vorher weiß, man muss weit wegziehen und der neue Partner wird nicht mitkommen können.

      Ich würde so eine Beziehung unter zeitlichen Auflagen als Lebensabschnittsgefährten sehen, wobei dafür der Abschnitt natürlich eine entsprechende Länge haben müsste.

      Wobei ich persönlich es mir eh nicht wirklich gut vorstellen kann, polyamor zu leben, polygam ist da etwas anderes... auch wenn man nie, nie sagen sollte.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Mir erschliesst sich nicht so ganz, was die Fragestellerin denn nun wissen will.
      Für mich persönlich käme eine Beziehung mit Ablaufdatum nicht in Frage.
      Da hätte ich das Gefühl, ich wäre nur Lückenfüller, aus dem gleichen Grund, kämen für mich aber auch keine reinen Spielbeziehung in Frage.
      Entweder habe ich eine Beziehung und diese dann auf die Zukunft ausgerichtet oder ich habe mir jemandem Spaß, dann aber offen kommuniziert, es geht um den Spaß, wobei auch hier Sympathie vorhanden sein muss, allerdings will ich dann keine Bezoehungsarbeit leisten.

      Die Fragestellerin hat ja schon ihren Plan.
      Ob und wie er sich dann umsetzen lässt, dass wird sich zeigen. Sind alle informiert nd wissen welchen Platz sie in der Beziehung haben, kann es funktionieren. Es kann aber auch schief gehen, dass wird ihr wohl keiner sagen können. Genausowenig wird man ihr sagen können, ob der Verzicht auf Dauer gut gehen wird. Ob sie dann als Mutter und Lebensgefährten das findet was sie sucht und braucht.

      Was meiner Meinung nach ein Trugschluss ist, dass man sich austoben kann, um später Bedürfnisse zu befriedigen.
      Ich kann auch nicht hingehen und eine Woche lang schlemmen um den Rest des Lebens auf Leckereien zu verzichten.
      Fehlen wird es wohl immer.
      Das Problem bei polyamoren Beziehungen fängt schon an, dass hier nicht nur die Gefühle (und Bedürfnisse) von zwei, sondern mindestens von drei unterschiedlichen Menschen unter einen Hut gebracht werden müssen. Und Gefühle haben ja nicht sowas wie ein vorher festzulegendes Ablaufdatum. Deswegen stelle ich es mir schwer vor, Gefühle von vornherein begrenzen zu wollen. (Oder gibt es dafür irgendwo einen Schalter, den würde ich dann auch gerne mal benutzen....).

      Ich hatte es mir nie vorstellen können, in einer polyamoren Beziehung zu leben. Bis ich feststellen musste, dass ich das längst tue. Mein Mann hat nur leider "vergessen", mir das mitzuteilen. Er hat sch (gerade in Zeiten mit kleinen Kindern und viel Stress) andersweitig verliebt und will beide Frauen behalten. Gut. Oder nicht gut, für mich. Ich versuche, es ihm zu gönnen (fällt schwer). Nun bin ich an dem Punkt, wo ich beschlossen habe, dass ich unter diesen Umständen auch meine Vorlieben (die mein Mann so gar nicht teilt) auszuleben. Und das wird nun zum Problem: der Gatte rast vor Eifersucht und will es auf keinen Fall. Scheiß Gefühle. Lassen sich so schlecht kontrollieren.

      Deswegen: Ich glaube nicht, dass man vorher festlegen kann, wie Beziehungen und Gefühle sich entwickeln. Da hilft nur ausprobieren und eventuell Lehrgeld zahlen. Und: meist kommt es ja sowieso anders, als man denkt.
      Those who don´t jump will never fly.
      Mhmm.. auch wenn ich mich entscheide, in einer familiären Situation zu wohnen und zu leben(z. B klassisch Vater, Mutter Kind) und es anmutet als sei man monogam...
      bin ich doch immer noch in der Tiefe meiner Seele polyamor eingestellt.
      Wenn das beide Beziehungspartner so sehen und leben...gibt es Raum...für dass Glück, welches einen " anspringt"...

      Und ich spreche jetzt nicht vom grossen Masterplan,denn das Leben lässt sich nicht planen...und auch die Liebe nicht...

      Aber stimmt die Partnerauswahl in der Kern - Bindung, dann werden sich Wege und Möglichkeiten finden, auch die Beziehung zu einem Dreieck zu erweitern.

      Ich bestreite nicht, dass das eine Herausforderung ist....aber mit Offenheit,
      Respekt und Achtung... geht einiges...und das Herz <3 kann und darf gönnend im
      Dreieck springen...und dabei trotzdem gelassen und in sich ruhen bleiben.

      Und nein... man plant so etwas nicht in die Zukunft hinein- WIR jedenfalls nicht... sondern genießen, leben und lieben von Tag zu Tag...



      Gentledom schrieb:

      Persönlich finde ich es schwierig, wenn eine Beziehung ein Ablaufdatum hat... aber weitergedacht, wenn jemand schwer krank ist und nur noch einige Jahre zu leben hat, gibt es auch ein mehr oder weniger konkreten Zeitpunkt an dem die Beziehung enden wird, ebenso wenn man vorher weiß, man muss weit wegziehen und der neue Partner wird nicht mitkommen können.
      Und genau da liegt für mich der Unterschied, beide Beispiele sind solche, die sich während einer Beziehung ergeben, da gibt es keine vorausschauende Planung des Tages X. Enden kann jede Beziehung irgendwann aus welchen Gründen auch immer, dass mag eine latente Belastung für eine Beziehung sein, das Ablaufdatum Familienplanung ist hingegen eine konkrete.

      Als reine, bewusste Spielbeziehung vielleicht möglich als polyamores Lebensmodell halte ich das für schwer umsetzbar. Gefühle und Bedürfnisse bis max. Tag X zu planen? Ist zumindest für 2 Menschen eine enorme emotionale Belastung unter der für mein Dafürhalten die Beziehung nicht wirklich frei gelebt werden kann.

      So wie Fein schrieb, nicht wissen ob und wie es weitergeht wenn die Familienplanung dann konkret eintritt ist eine Sache aber vorher den Tag X bereits manifestiert zu haben?

      Btw, Gefühle haben für mich kein planbares Ablaufdatum und mit solch einen Wissen würde ich gar nicht in der Lage sein meine Gefühle frei zu leben. Im Grunde würde da immer mein Kopf steuern .... "Nicht zu viel investieren".

      Also in einer freien Gefühlsebene nein, in einer kontrollierten denke ich, je nach Persönlichkeit und Umständen möglich.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall

      Gentledom schrieb:

      Eine spannende Frage ist, kann man polyamor nur für eine gewisse Zeit leben oder ist so etwas zum Scheitern verurteilt?

      Die Idee ist, bevor es Kinder gibt, sich nochmal auszuleben und dies durchaus auch in Beziehungen in denen geliebt werden darf. Es soll aber einen fixen Punkt in der Zukunft geben, bei dem sich wieder ganz und gar auf den aktuellen Partner fixiert wird, nämlich dann, wenn es um die Familiengründung geht.
      Ich denke schon, dass auch polyamor veranlagte Menschen monogam leben können. Allerdings ändert das nicht an der Veranlagung und es kann immer passieren, dass man sich in eine weitere Person verliebt. In unserer polyamoren Beziehung hat es immer mal wieder eher monogame Phasen gegeben, aber nie geplant, sondern immer als Reaktion auf die aktuellen Umstände.

      Ich kann mir nur schlecht vorstellen eine Beziehung einzugehen, in der es heißt: "Aber wenn ich mit Partner X an die Familiengründung gehe, ist es mit uns vorbei." Wann beginnt denn die Familiengründung? Mit dem positiven Schwangerschaftstest? Oder mit dem Versuchsbeginn, schwanger zu werden? Und was ist, wenn zu diesem Zeitpunkt die Trennung von Partner Y zum Liebeskummer des Lebens führt? Ich denke, dass das eine Schwangerschaft ziemlich überschatten würde. Wenn man seine Gefühle sehr im Griff hat und alle Beteiligten sich ihrer Stellung in der Hierarchie bewusst sind, kann es vielleicht funktionieren, nur auf Zeit polyamor zu leben. Mit meinem persönlichen Verständnis von Polyamorie passt eine solche zeitliche Begrenzung aber nicht zusammen.

      bluehorse69 schrieb:

      Ich hatte es mir nie vorstellen können, in einer polyamoren Beziehung zu leben. Bis ich feststellen musste, dass ich das längst tue. Mein Mann hat nur leider "vergessen", mir das mitzuteilen.
      Tut mir leid, aber das ist in meinen Augen keine polyamore Beziehung, sondern ein einseitiges Aufgeben der Monogamie (entspricht in meiner Wahrnehmung Fremdgehen). Nach meinem Verständnis ist eine polyamore Beziehung immer ethische Nicht-Monogamie, d.h. alle Beteiligten wissen, dass die Beziehung polyamor geführt wird.

      bluehorse69 schrieb:

      Ich versuche, es ihm zu gönnen (fällt schwer). Nun bin ich an dem Punkt, wo ich beschlossen habe, dass ich unter diesen Umständen auch meine Vorlieben (die mein Mann so gar nicht teilt) auszuleben. Und das wird nun zum Problem: der Gatte rast vor Eifersucht und will es auf keinen Fall. Scheiß Gefühle. Lassen sich so schlecht kontrollieren.
      Respekt, dass du das versuchst. Mit seiner Eifersucht muss er sich auseinandersetzen. Ich empfehle zur Lektüre "Schlampen mit Moral. Eine praktische Anleitung für Polyamorie, offene Beziehungen und andere Abenteuer" von Dossie Easton und Janet W. Hardy.
      Carpe et diem et noctem.

      safine schrieb:

      Ich denke, man sollte da differenzieren zwischen Polygam und Polyamor.

      Haben beide "Viel" im Wortstamm, das wäre aber, als würde ich Kirschen mit Äpfeln vergleichen wollen.

      Polygam kann ich mir vorstellen, dass ginge. Da geht es ja nur um mehrere Beziehungskonstrukte parallel. Wie man sich diese ausgestaltet, ist ja Verhandlungssache zwischen zwei Parteien. Oder drei, oder wie auch immer.

      Polyamor hat mit Gefühlen zu tun, diesem Ding namens Liebe, diesen Schmetterlingen, rosa Wolke und sowas. Kann ich sagen "hey, bis Zeitpunkt x biste in meinem Leben und ich werde dich lieben, so richtig mit allem und scharf,aber dann haste dich auf den Status eines Bekannten zurückzuziehen. "? Eher mal nicht.

      Ich habe 13 und ein paar zerquetschte Jahre in einer Polyamoren Beziehung verbracht. Hat viel Beziehungsarbeit gebracht, viel Diskussionsbedarf und viele Kompromisse, weil man einfach mehr Meinungen unter einen Hut bringen muss.

      Jetzt genieße ich die Monogamie. Das Exklusive. Er: meins. Ich: seins.
      Und nicht noch xy:auch meins resp. auch seins. Austoben mit anderen muss ich mich nimmer. Gibt ja auch so noch viel zu erleben.
      Ich schließe mich der Aussage von Safine bis auf die letzten zwei abschnitte an. :)
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !