BDSM und Moral

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      BDSM und Moral

      Aktuell ist wieder mehr los in Bezug auf neue Themen bei der Hauptseite, mit Zwischen Lust und Moral wurde ein schönes Thema angepackt, auch der Beitrag Unvernunft kann unter dem Aspekt beleuchtet werden, tja und in der Pipline stecken die Themen Petplay, Zu viele Sicherheitshinweise und diverse Fragen... Also wie seht ihr das mit BDSM und der Moral, das Thema ist extra nicht festgelegt und frei, also schreibt ruhig was euch in den Sinn kommt und/oder greift auf, was andere geschrieben haben.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Gentledom () aus folgendem Grund: Link hat nicht funktioniert, Danke für die Hinweis :)

      Dann fang ich mal an zu versuchen meine Gedanken niederzuschreiben.
      Bei mir ist es so ein Zwispalt, wie der Zwispalt mit der Moral eben.
      Mir ist durchaus wichtig was gewisse Personen von mir denken, meine Eltern gehören da auch dazu, aber eben nicht die ganze Gesellschaft. Trotzdem war ich schon immer die Rebelin und ab und an das schwarze Schaf, weil ich dann doch aus dem „goldenen Käfig“ gerne ausbreche und mich ungern normen lasse - I am what I am!
      Würde ich aus freien Stücken jedem erzählen, was meine Neigungen sind, was mich erregt, wie es in mir drin aussieht? NEIN!
      Würde ich aber neigungsunabhängig auch nicht tun...
      Würde ich es erzählen, wenn ich drauf angesprochen werde, explizit auf meine Neigung? Dem einen bestimmt, dem anderen immer noch nicht, kommt auf das Gefühl an, dass in dem Moment in mir hochkommt, wenn das Gegenüber mir die Frage stellt.
      Meiner langjährigen Freundin habe ich es aus freien Stücken erzählt und ich war mir sicher, dass das einfach gut kommt und auch wenn sie schockiert gewesen wäre, es nicht einen Keil zwischen uns treiben würden, weil wir uns sein lassen wie wir sind mit Ecken und Kanten, komischen Ansichten und vieles mehr halt.
      Würde ich offener damit umgehn, wenn es die Gesellschaft täte? Bis zu einem gewissen Punkt sicherlich. Auf die „Stirn tätowieren“ würde ich es mir trotzdem nicht, weil ich eben nicht so bin, nicht so war und nicht so sein werde.
      Dies zur Moral und BDSM...

      Bezüglich der Phantasien...beide im Kopf sehr sehr reizvoll, wie auch paar andere Phantasien. Ob ich den Mumm hätte diese zu realiaieren, keine Ahnung - sonst würde ich lügen. Da müsste einer Nägel mit Köpfen machen und dann wüsste ichs, alles andere wäre nur ein Rein-Theoretisch-Gefasel meinerseits.

      Finito :)
      So, da ich ja meine neue Schreiblaune entdeckt habe, mache ich mal weiter..
      Moral? Was ist das überhaupt?
      Da geht es um ethische Meinungen, Normen, Grundsätze, die ein Zusammenleben und "miteinander umgehen" regeln. Ob das nun die Gesellschaft betrifft, Freundschaften oder Familie, in jedem einzelnen dieser Konstrukte, gibt es sie. Sie werden uns von Beginn an, mit der Erziehung, mit der Sozialisation, mit dem Erleben Anderer vorgelebt, erlernt und verinnerlicht.
      Später bekommt man ein Bewusstsein darüber, wie die eigenen Vorstellungen davon sind, was moralisch "gut" oder eben nicht so gut ist. Ist es verwerflich sich so oder so zu verhalten? Diese Vorstellungen darüber können sich ändern, aber tief in uns ist immer noch das Verständnis davon, was wir erlernt haben.
      Es ist also aus meiner Sicht sehr sehr schwer, sich von den gesellschaftlichen und auch familialen Normen und Moralvorstellungen zu lösen.
      Wenn die eigenen Eltern nicht gerade offen mit Sexualität umgehen, wird es nochmal schwerer sich gerade beim Thema BDSM, frei zu machen. Und ich denke, genau hier liegt oft das Problem von uns, zumindest war es bei mir so, daß man eine Art innerlichen Konflikt beginnt, ist es ok, sich anders zu verhalten, als die Anderen und anders als man es vorgelebt bekam?
      Diese Frage hat mich lange beschäftigt... Bin ich normal?
      Ja, kann ich heute sagen, denn genau hierfür gibt es Foren wie dieses, damit wir sehen, es gibt viele die anders sind und auch anders sein, ist normal!!
      Ich denke auch, daß sich diese Moralvorstellungen mit der Zeit noch mehr öffnen werden, denn unsere Gesellschaft wird offener für "anders"- Denkende.
      Wir erleben Dinge die früher als Extrem angetan wurden, heute nicht mehr als Extrem, je öfter wir damit konfrontiert werden.
      Und das ist toll!!
      Jeder sollte sich trauen, natürlich im rechtlich Einwandfreiem Rahmen, selbstbestimmt zu entscheiden.
      Das muss nicht bedeuten, daß ich jedem meine Neigung direkt auf die Nase binde, das würde ich auch ohne diese Neigung nicht tun. Dennoch gibt mir dieses neue Selbstbewusstsein das Gefühl, daß ich nicht komisch bin und das ist sehr viel wert!!!
      Dennoch empfinde ich es als moralisch, die Moral von anderen zu respektieren, sie also nicht mit meinem "Konzept" zu "überfordern"..., weiß nicht, ob ich das verständlich ausdrücken konnte...
      Eine Hypothese wäre dabei auch, daß ich durch diese Erkenntnis, offener durch die Welt gehe.

      So ich hoffe, ich hab mich nicht verhaspelt hier...
      Waren nur meine Gedanken dazu...

      Nefmn83 schrieb:

      Jeder sollte sich trauen, natürlich im rechtlich Einwandfreiem Rahmen, selbstbestimmt zu entscheiden.
      :thumbsup: kann ich sofort unterschreiben.

      Leider läßt die Gesellschaft vieles oft nicht zu und dann muss man sich doch dieser Moral quasi unterwefen.....oder eben Kosequenzen tragen, die durchaus unangenehm sein können.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Ich bin in einem erz-konservativen Milieu aufgewachsen. Die Religion bestimmt über 13 Jahre auch die schulische Erziehung(Klosterschule-Nonnenbunker ). ICH hab eine Sexualität sehr spät entdeckt und habe mich dann im Zuge der Ablösung von der Familie schnell aus einem Bauchgefühl heraus für
      das entschieden,
      was ich heute klar einordnen kann und als "Zeit der Formung zur Sklavin" benenne.
      Ich habe dieses lange vor meinen ELTERN geheim gehalten, weil die wahre Liebe mit ihren klassischen gesellschaftlichen Normen das war, was sie sich für ihre Tochter wünschten und dem wollte ich auch viele Jahre nachkommen...

      Erst die Irrungen und Wirrungen in meinem Leben ließen mich dann nach vielen Downs in Vanilla-Beziehungen "Farbe bekennen". Und.
      Ich entschied mich für einen Neuanfang.
      Meine Eltern wissen daher Bescheid, versuchen mich nicht zu verurteilen, aber das grosse ABER ist stets allgegenwärtig.

      Ich verhalte mich im Rahmen einer minimalen Anpassung, da ich auch beruflich in einem Feld arbeite, indem die Toleranz gegenüber Andersartigkeit sehr gering ist.

      Mein credo in Freiräume soviel Freiheit wie möglich-also BDSM leben, was mich enpowered und in mir auch verwurzelt ist.

      Engstirnigkeit und altbackene Moral von Kleinbürgerlichen muss ich mir nicht antun-ich kann mich ganz bewusst abgrenzen ohne Resentiments zu haben.
      Ich unterscheide da einfach zwischen was kann ich moralisch für mich und mein Leben vertreten, also eine Art innere oder persönliche Moral und eine äußere Moral, die Moral die ich der Gesamtheit der Gesellschaft entgegen bringe. Hört sich jetzt vielleicht ein bisschen ambivalent und vielleicht einen Touch heuchlerisch an, ist es aber gar nicht. Für mich selbst in meinem Rahmen kann ich vertreten was sich mit meinen persönlichen Werten deckt, die äußere Moral sind aber allgemeine Wertvorstellungen, die sich dann vielleicht nur teilweise mit den meinigen decken, die ich aber akzeptieren kann.

      Ich muss mein Umfeld, dass vielleicht eher engere Moralvorstellungen hat als ich nicht mit meinen überfordern und ich erwarte auch nicht ein tiefes Verständnis dafür. Aber ich habe auch nicht ein Grundbedürfnis mich "nackig" vor allem und jedem zu machen.
      Mal abgesehen davon, dass auch reine Vanillas selten nun meinen in epischer Breite ihre Sexualpraktiken ausbreiten zu müssen.
      Ich wüsste sogar nicht einmal was es ändern würde wenn ich jetzt jedem in meinem Umfeld mitteilen würde, hej, ich bin übrigens devot. Für mich persönlich wäre das jetzt nichts, was meine Beziehung zu meinen Eltern oder Freunden ohne BDSM Bezug ändern würde, ich wüsste nicht in welcher Form.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall
      Ich wüsste sogar nicht einmal was es ändern würde wenn ich jetzt jedem in meinem Umfeld mitteilen würde, hej, ich bin übrigens devot. Für mich persönlich wäre das jetzt nichts, was meine Beziehung zu meinen Eltern oder Freunden ohne BDSM Bezug ändern würde, ich wüsste nicht in welcher Form.

      ....

      Naja, @Hera ... wenn deine Neigung durch Familienmitglieder bei öffentlichen Einrichtungen(Jugendamt) als moralisch verwerflich und kindesgefährdend dargestellt wird, dann hilft es nur in die Offensive zu gehen, aufzuklären, und seine Frau zu stehen.

      Wenn die GEGENPARTEI dann während einer Scheidung zu unfairen Mitteln greift (deine Neigung benutzt) , um der Mutter das Kind zu entfremdet mit der Argumentation, daß Du krank seist.

      Was für eine Doppel-Moral!
      Nein, ich hab es mir diese Unterstellung nicht gefallen lassen.

      ...

      Für dein Leben@Hera mag dieser Schritt nicht nötig sein,-bei mir war dieser Schritt in die Öffentlichkeit leider unerlässlich.

      Noctua schrieb:

      Naja, @Hera ... wenn deine Neigung durch Familienmitglieder bei öffentlichen Einrichtungen(Jugendamt) als moralisch verwerflich und kindesgefährdend dargestellt wird, dann hilft es nur in die Offensive zu gehen, aufzuklären, und seine Frau zu stehen.

      Wenn die GEGENPARTEI dann während einer Scheidung zu unfairen Mitteln greift (deine Neigung benutzt) , um der Mutter das Kind zu entfremdet mit der Argumentation, daß Du krank seist.

      Was für eine Doppel-Moral!
      Nein, ich hab es mir diese Unterstellung nicht gefallen lassen.

      ...

      Für dein Leben@Hera mag dieser Schritt nicht nötig sein,-bei mir war dieser Schritt in die Öffentlichkeit leider unerlässlich.

      Also vorneweg, es war ja nach persönlicher Meinung zum Thema BDSM & Moral gefragt und deshalb schrieb ich ja auch "Für mich persönlich wäre das jetzt nichts, was meine Beziehung zu meinen Eltern oder Freunden ohne BDSM Bezug ändern würde, ich wüsste nicht in welcher Form."

      Also kann ich Dein "Naja" jetzt nicht so richtig einordnen. Nirgendwo hat mein Beitrag einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit enthalten.

      Aber ich fühle mich mit meinem Weg auch keinesfalls in der Defensive, noch habe ich das Gefühl nicht meine Frau zu stehen, ich habe schlichtweg einen anderen Weg des Umgangs mit meiner Neigung als Du.
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      Evelyn Beatrice Hall
      Ich stoße nicht wegen meinem BDSM an meine moralischen Grenzen. Ich merke nur immer wieder, dass ich mich in meinem tiefen Bedürfnis nach Monogamie in der Szene oft allein fühle. Vielleicht spricht man auch offener darüber und so entsteht eher der Eindruck, dass mehr Leute bereit oder willens sind nicht monogam zu leben.

      Ich habe eigentlich kein moralisches Problem mit Beziehungen, die mehr als zwei Personen enthalten oder wenn mehrere Beziehungen zu gleich geführt werden. Ich habe nur ein echtes moralisches Problem, wenn nicht alle Beteiligten offen und ehrlich bescheid wissen, was los ist. Das sage ich, weil ich lange besch**en wurde und da ist es egal, dass es eine Vanilla-Beziehung war, mir ist klar, dass es das überall gibt.

      Aber ich habe das Gefühl und ja, ich kann mich täuschen, dass gerade die Affäre, von der der Hauptpartner nix weiß, in der Szene nicht selten ist. Aber da mag der Eindruck täuschen, der bei mir entsteht, wenn immer wieder von Spielbeziehungen neben dem Vanillapartner die Rede ist. Es ist nicht die Art von Sex, die gegen meine moralischen Vorstellungen läuft, sondern der Eindruck, dass gelogen und verheimlicht wird und zwar mehr, als in der Vanillawelt. Aber vielleicht wird es auch nur offener zugegeben? Vielleicht haben die Leute weniger ein Problem geheime Affären zu führen (in denen der Hauptpartner belogen wird) und es tritt eher an die Oberfläche? Oder ist es tatsächlich so, dass die Szene hier "unmoralischer" ist?

      Ich mag mich täuschen und ich spreche niemanden gezielt oder persönlich an. Es ist mein Eindruck den ich in einem Jahr bekommen habe, seit ich in BDSM-Foren lese und auf BDSM-Plattformen einen Partner suche.
      -Es gibt nix, wo mehr Erotik ausstrahlt, wie wenn man mit Worten und Sprache gut umgehen tut. -
      Moral und BDSM ... ein ganz vielschichtiges Thema, wie ich finde.

      Einerseits ist da die gefühlte oder tatsächliche Diskrepanz zwischen Praktiken, Verhaltensweisen und allgemeinen gesellschaftlichen Vorstellungen. Z.B. Gewalt, Gleichberechtigung, Treue... usw.
      Dann sind da auch innerhalb vom BDSM moralische Hürden. Spontan fallen mir da Spielarten wie Rapeplay ein... oder Uniformen. Da gibt es innerhalb der Szene schon kaum eine einheitliche Meinung. So jedenfalls mein Eindruck.
      Oder wenn man sich im Bereich TPE oder ähnlichem bewegt. Bin ich verpflichtet als Sub meinem Herren alles mitzuteilen, was eine Freundin mir im Vertrauen erzählt hat?

      Wie ist nun aber meine persönliche Einstellung dazu?
      Natürlich bin ich nicht frei davon, anderes Verhalten erstmal in irgendeiner Form zu werten, an meinen moralischen Vorstellungen zu messen. Das passiert spontan und ist vermutlich auch ganz normal und menschlich. Ich versuche mich dann immer wieder zurückzulehnen und den Blickwinkel zu ändern. Oft hilft das, gelassener, weniger wertend zu denken.

      Generell bin ich für mich zu dem Entschluss gekommen: Was erwachsene Menschen einvernehmlich im privaten Rahmen miteinander tun oder lassen ist zunächst deren Sache. Wenn ich etwas nicht verstehe oder mir Sorgen mache, darf ich Fragen stellen oder meine Bedenken äußern und auch im Bedarfsfall meine Hilfe anbieten. Dies entspricht meinen Moralvorstellungen. Bekomme ich die Rückmeldung "Alles ist schick", akzeptiere ich das. Anders sieht es schon wieder aus, wenn durch Praktiken andere unbeteiligte Menschen involviert werden. Das finde ich persönlich nicht so gut und bei einigen Themen habe ich da auch meine Tabus oder "Schmerzgrenzen".

      Treue, Monogamie... auch ein ganz sensibles Thema. Vor etlichen Jahren hatte ich da eine gänzlich andere Einstellung als mittlerweile. Damals war es so, dass ich meine Bedürfnisbefriedigung außerhalb der Beziehung suchte und in einer wundervollen Spielbeziehung fand. Allerdings hatte meine damalige Partnerschaft auch noch einige Probleme mehr, als nur die Bedürfnisbefriedigung. Diese Erkenntnis brauchte aber eine Weile. Heute ist es so, dass ich in einer sehr guten Partnerschaft bin und Bedürfnisse kommuniziert werden und nach Lösungen gesucht wird. Es ist nicht immer alles 100% und auch nach bald 20 Jahren lernen und entwickeln wir (uns) noch. Aber diese Partnerschaft ist mir viel zu wertvoll und zu wichtig, um sie zu gefährden oder meinem Mann absichtlich weh zu tun, nur um einen Kink zu befriedigen. Man kommuniziert und sucht Lösungen. Wie auch immer die aussehen.

      Wie sieht es bei mir aus mit Dingen, die mir jemand im Vertrauen erzählt? Bin ich verpflichtet, das meinem Mann mitzuteilen. Für mich gibt es da einen goldenen Mittelweg. Belastet mich das selbst, was mir erzählt wurde, würde ich, ohne ins Detail zu gehen sagen, mir hat XY etwas erzählt, was mich gerade sehr beschäftigt, traurig macht (oder was auch immer), würde aber nicht ins Detail gehen. Somit weiß mein Mann, dass ich gedanklich oder auch emotional etwas belastet bin, es aber nicht mit uns oder unserer Beziehung zu tun hat.

      Generell bin ich jemand der aus seiner Neigung kein großes Geheimnis macht, aber ich binde sie auch nicht jedem auf die Nase.

      Das ist so das, was mir spontan zum Thema BDSM und Moral einfällt.

      newbarbie schrieb:

      Nefmn83 schrieb:

      Jeder sollte sich trauen, natürlich im rechtlich Einwandfreiem Rahmen, selbstbestimmt zu entscheiden.
      :thumbsup: kann ich sofort unterschreiben.....

      Hier möchte ich gerne einhaken und widersprechen, da meine Sicht und Meinung dazu differenzierter ist.

      Ich finde, dass man Recht und Moral trennen sollte.
      Ich halte mich auch an die geltenden Gesetze, aber nur, solange sie mir logisch erscheinen und/oder nicht meinen moralischen Vorstellungen widersprechen.
      Ich bin aber auch bereit, die sich daraus eventuell entstehenden Konsequenzen zu tragen.

      Warum handel ich so?
      Weil aus der Moral einer Gesellschaft die Gesetze entstehen sollten und nicht die Gesetze die Moral vorzugeben haben.

      Ohne Menschen, die bewusst gegen Gesetze verstoßen haben, weil sie ihrer Moral widersprochen haben, wären unsere Gesetze heute ganz andere.
      Ein paar Beispiele : Homosexualität war lange strafbar. Ohne den Mut, offen gegen dieses Gesetz zu verstoßen, wäre es das immer noch. Diese Verstöße erzeugten einen Wandel.
      Ohne den Mut des Arbeiterkampfes Ende des 19. Jahrhundert hätten wir heute kein Sozialsystem und keine Gewerkschaften und ohne die vielen Gesetzesverstöße bei Demonstrationen wie z.B. Brockdorf in den 80'er Jahren keine Umweltschutzgesetze.

      Moral macht Gesetz. Nicht umgekehrt.

      Wenn irgendwann mal jemand BDSM verbieten sollte, müsste man ja auch darauf verzichten, damit man sich auch ja im rechtlich einwandfreiem Rahmen bewegt.

      Nein, das ist nicht meine Welt. Meine persönliche Welt beinhaltet zivilen Ungehorsam. Und zwar dort, wo Gesetze gegen meine Auffassung der Moral verstoßen.
      Und dort werde ich auch weiterhin gegen Gesetze verstoßen und zivilen Ungehorsam zeigen. Trotz möglicher Konsequenzen.

      Recht und Moral, auch wenn ich mich wiederhole, sind zwei Paar Schuhe. Sie können zusammen passen, müssen es aber nicht.

      Wabisukisha schrieb:

      newbarbie schrieb:

      Nefmn83 schrieb:

      Jeder sollte sich trauen, natürlich im rechtlich Einwandfreiem Rahmen, selbstbestimmt zu entscheiden.
      :thumbsup: kann ich sofort unterschreiben.....


      Moral macht Gesetz. Nicht umgekehrt.

      Wenn irgendwann mal jemand BDSM verbieten sollte, müsste man ja auch darauf verzichten, damit man sich auch ja im rechtlich einwandfreiem Rahmen bewegt.

      Ich stimme da absolut mit dir überein, ja die Gesetze werden von der Moral bestimmt.

      Und es gibt immer Gestze, gegen die wir uns auflehnen sollten und dann ja auch tun.
      Was ich viel mehr damit sagen, wollte bzw. ausschließen, daß man mir am Ende sagt, daß nicht jeder sich trauen sollte das zu tun, was er will, da spiele ich jetzt auf Grenzen an, die wir hier wahrscheinlich alle so sehen (Kinder etc...).
      Wie man es schreibt, es findet sich immer jemand der was dagegen setzen kann.
      Meine erste Fassung war ohne den Einwand mit dem rechtlichen Rahmen, aber ja, dann hätte genau da jemand den Haken angesetzt..

      Stimme dir also zu, um das deutlich zu sagen. :blumen:

      Wabisukisha schrieb:

      Weil aus der Moral einer Gesellschaft die Gesetze entstehen sollten und nicht die Gesetze die Moral vorzugeben haben.
      das ist aber leider nicht immer gegeben......häufig ist es - gerade bei religionischen Dingen - genau umgekehrt.

      Je nach dem wo ich lebe habe ich dann Kosequenzen zu tragen bis hin zur Todesstrafe.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Die höchste moralische Instanz ist für mich mein eigenes Gewissen. Natürlich wird das beeinflusst von den allgemeinen Moralvorstellungen der Gesellschaft, in der ich lebe, durch mein Umfeld und auch durch meine Erziehung. Aber als mündiger Erwachsener hinterfrage ich meine Moralvorstellungen: Habe ich ein schlechtes Gewissen, weil "man" irgend etwas nicht machen soll? Oder weil es meinen eigenen Moralvorstellungen widerspricht.

      Für mich erweitert sich z.B. der in unserer Gesellschaft geltende moralische Grundsatz: "Man schlägt keine Frau" durch "Außer sie will es." Für viele Menschen in unserer Gesellschaft moralisch nicht vertretbar (war früher anders und wird in vielen Gesellschaften auch heute akzeptiert). Für mich ist (moralisch) dabei nur wichtig: es geschieht freiwillig und einvernehmlich.

      Ansonsten finde ich es wichtiger, sein Leben nach den eigenen Vorstellungen frei von gängigen Moralvorstellungen zu leben, als unglücklich zu sein.
      Those who don´t jump will never fly.

      Wabisukisha schrieb:




      Weil aus der Moral einer Gesellschaft die Gesetze entstehen sollten und nicht die Gesetze die Moral vorzugeben haben.
      Ich finde nicht, dass Moral die Gesetze vorgeben sollte, denn die engen Moralvorstellungen der Kirche haben jahrhundertelang die Gesetzgebung beeinflusst und würden es vielleicht immer noch tun, wenn nicht die Aufklärung und das Zeitalter der Vernunft dazwischen gekommen wären.
      Vernunft sollte die Gesetze vorgeben.
      Der kantsche Imperativ ist für mich weit besser geeignet als eine Moral, die bei jedem Menschen etwas anders ausgeprägt ist.
      So ist es aus meiner Sicht vernünftig, gleichgeschlechtlichen Verkehr nicht zu verbieten, wenn er vor beiden Seiten gewollt ist.
      Vernunft hat mir auch geholfen, mich von den moralischen Vorgaben meiner Erziehung zu lösen.
      Es hat lange gedauert, bis ich hinter meine Neigung kam und abgefangen hat es damit, erst mal die absonderlichen Gedanken und Träume zu akzeptieren, die ich manchmal hatte. Weg von der Moral meiner Oma, die immer noch denkt, Sex sollte ausschließlich im Dunkeln unter der Bettdecke stattfinden.
      Die Gedanken sind frei... und wenn man dann vernünftig darüber nachdenkt, kann man sich von den restlichen kleingeistigen Moralvorstellungen bezüglich "anständigem" Sex auch noch trennen und es auf die einfache Formel runterbrechen:
      Wenn zwei oder mehr Menschen einvernehmlich handeln ist das in Ordnung.
      Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein
      Friedrich Nietzsche

      Amarena schrieb:

      Wabisukisha schrieb:

      Weil aus der Moral einer Gesellschaft die Gesetze entstehen sollten und nicht die Gesetze die Moral vorzugeben haben.
      ...Vernunft sollte die Gesetze vorgeben.
      ....
      Nein, in so einer Welt möchte ICH nicht leben. Eine Welt, in der nur die Vernunft die Gesetze macht.
      Eine Tüte Gummibärchen essen oder einen Kuchen... sowas von unvernünftig für die Gesundheit. Also würde es verboten werden.
      Auch Sportarten zu betreiben, die ein hohes Verletzungsrisiko bergen... unvernünftig.
      Die Liste ließe sich wahrscheinlich noch um viele, sehr viele Dinge erweitern.
      Und BDSM wäre auch dabei. Da es aus reiner Sicht der Vernunft nicht vernünftig ist, jemanden mit einer Gerte zu "behandeln" oder einer Peitsche oder oder. Immerhin fügt einem das körperliche Schäden zu. Und jemandem nur zum Spaß Schmerzen und Leid zuzufügen... dem würde auch Kant widersprechen.

      Gerade Dinge, die nicht von der Vernunft geprägt sind, sind oftmals die Dinge, die einem Spaß machen. Und wenn dann die Vernunft "regiert"... Mögen mich die Götter vor so einer Welt bewahren.

      Moral unterliegt auch immer einem Wandel. Passt sich an. Vernunft.. nun ja...
      Wenn man mit der Vernunft übertreibt, dann kommt da, wie mit praktisch allen anderen Dingen auch, nichts gutes dabei raus. Da gebe ich dir recht.
      Aber es gibt ja mehr als nur schwarz oder weiß.
      Ich bin dafür, so wenig wie möglich überhaupt zu reglementieren und allen die größtmögliche Freiheit zu geben, ihr Leben zu leben wie sie möchten, ihren Körper so zu behandeln, wie sie möchten.
      Ich spreche jedem zu, für sich selbst verantwortlich zu sein. Was zwei Menschen miteinander aushandeln muss man nicht reglementieren. Warum sollte sich der Staat da einmischen? Ich gehen mit der persönlichen Freiheit sogar sehr viel weiter als die Meisten, auch was beispielsweise Sterbehilfe angeht oder Inzest.
      Wenn man nur das allernötigste regelt, dann aber soll es vernünftig sein.
      Ich kenne genug Menschen, deren Moralvorstellungen ich auf keinen Fall in einem Gesetz verwirklicht sehen wollen würde.
      Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein
      Friedrich Nietzsche
      @Amarena so funktioniert der Mensch aber leider nicht.
      Es funktioniert nicht mal nach dem "was du nicht willst, dass man dir tu...".

      Die persönliche Freiheit hört da auf, wo sie andere einschränkt. Da gehört für mich zu Zeiten der Klimakrise auch der viel zititerte Stein"garten" zu. Wer Land kauft, trägt dafür Verantwortung und nein, der darf eben NICHT einfach damit machen, was er will. Auch die Natur braucht Raum, sonst war es das mit uns. So und nun? Der Mensch, der aber keinen Bock auf Garten hat - sollte sich vernünftiger Weise eine Wohnung kaufen. Tut er aber nicht. Er macht lieber den Garten "pflegeleicht" platt. Ohne ein Verbot scheint das nicht zu funktionieren. War jetzt nur ein willkürliches Beispiel.

      Thema Inzest - mag ja sein, dass beide Partner einverstanden sind. Sollte ein Kind entstehen, ist das mit seiner sehr wahrscheinlichen Behinderung wohl nicht mehr einverstanden.

      Ich mag das gar nicht weiter ausführen, mich nerven die vielen Gesetze und Regelungen teilweise auch, und auch im Beruf rolle ich manchmal mit den Augen, wenn ich für einen Betrieb schon wieder neue Formblätter erstellen muss, weil ein Gesetz neu gefasst wurde.
      Aber ich sehe auch, dass das Zusammenleben ohne diese vielen Vorgaben nicht wirklich gut funktionieren würde, eben weil die meisten Menschen NICHT selbstreflektiert und vernünftig sind.



      zum Thema Moral und BDSM:
      Ich finde an SM nichts unmoralisch, hab also kein schlechtes Gewissen dabei oder hadere mit mir deswegen und das macht es mir recht einfach.
      "wenn wir einmal irrtümlich verschiedener Meinung sind, haben wir uns besonders lieb"
      Ich sehe das etwas anders...
      Moral und Gesetz sind nicht voneinander zu trennen: Sie bedingen einander.
      Gesetze werden im Rahmen der politischen Willensbildung u. a. durch moralische Instanzen geschaffen (vgl. Demokratietheorien) - und produzieren noch währenddessen neue moralische Vorstellungen.
      Losgelöst von dem, was man zu zweit miteinander anstellt, ist Moral in Konstellation mit Gesetzen, die gleichzeitig eine überwachende Funktion haben, ein guter Wegweiser - auch im BDSM.