Ruhige Welt

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      Ich wollte nochmal kurz das Thema Scham aufgreifen, weil es hier mehrfach angesprochen worden ist.
      Ich kann durchaus verstehen, dass Betroffene sich (zum Beispiel für ihre Schwerhörigkeit) schämen. Ich kenne es von mir selbst, dass ich mich zum Teil für Dinge schäme, von denen andere wahrscheinlich sagen würden, dass ich mich dafür nicht zu schämen brauche.

      Mir ist nur wichtig zu sagen, dass aus meiner Außenperspektive Schwerhörigkeit und auch jedes andere Handicap absolut nichts Schamhaftes sind!
      Es ist halt einfach anders, aber nicht "schlechter".

      Ich hatte mal einen Dozenten an der Uni, der sehr schwerhörig war. Er hatte Hörgeräte sowie so eine Art Mikrofon, das mit seinem Hörgerät gekoppelt war. In das Mikro mussten die Studierenden sprechen, wenn sie sich zu Wort melden wollten. Das klappte sehr gut und wurde von allen akzeptiert. Ich hatte nicht das Gefühl, dass dieser Dozent deswegen irgendwie weniger geschätzt wurde.
      Das nur mal als ein positives Beispiel, wie gut es funktionieren kann, wenn alle Beteiligten konstruktiv zusammen arbeiten.
      "Unsere Sehnsüchte sind unsere Möglichkeiten. "
      Robert Browning
      Liebe @Teufelanna, auch mich hat dein Beitrag zum Nachdenken gebracht. Bei mir ist nur das eine Ohr betroffen, meist kann ich das ganz gut ausgleichen. Für ein Hörgerät höre ich (noch) zu gut. Der HNO vermutet unentdeckte Mumps-Erkrankung in der Kindheit als Ursache oder ich habe es geerbt. Zumindest kann man nichts machen.
      Ich spreche selten darüber. Nur wenn ich etwas nicht verstehe und nachfragen muss. Aber bestimmte Stimmfrequenzen höre ich mit dem rechten Ohr einfach nicht. Bei Gesprächen konzentriere ich mich auf mein Gegenüber. Da funktioniert es dann ganz gut. Nur auf plötzliche Ansprache von Rechts reagiere ich halt manchmal nicht. Mir hat das früher oft den Vorwurf der Arroganz eingebracht. Oder mir wird Absicht unterstellt. Das trifft mich dann manchmal schon sehr. Gerade wenn die Leute Bescheid wissen.
      Warst du mal bei einem guten Audiologen? Ich war mit meiner Tochter dafür an einer Uniklinik und dort wurden sehr umfangreiche Tests gemacht.
      Those who don´t jump will never fly.
      Vielen Dank für diesen Einblick in die ruhige Welt.

      Ich finde es zum einen großartig wie Du Deinen Weg gehst, beruflich wie auch privat zum anderen hat es mich sehr erschüttert, als ich lesen musste, dass Menschen genervt sind sich zu wiederholen, er recht dann wenn sie die Situation kennen. Noch viel schlimmer aber finde ich Menschen, die dann meinen, dass Du etwas absichtlich nicht hörst, ob nun Dom oder nicht, ich empfinde das als respektlos. Da wäre schämen, allerdings nicht von Deiner Seite, angebracht.

      Ich habe sowohl im beruflichen wie auch privaten Umfeld Menschen die schwerhörig sind, wenn man das weiß kann man doch gut damit umgehen. Habe ich einen Kollegen der schlecht hört, rufe ich ihn nicht an sondern schreibe eine Mail oder gehe hin. Sind doch Kleinigkeiten auf die sich jeder einstellen kann.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall
      Hallo @Teufelanna,
      Ich höre auch auf einem Ohr nur noch 20%. Richtungshören geht auch damit nicht. Wenn ich gerufen werde, muss ich oft fragen, wo ich denn hinkommen soll, z. B. zur Unterscheidung von Keller oder Obergeschoss.
      Ich kenne es auch, dass die Leute genervt reagieren, wenn man sie zu oft wiederholen lässt. Dann gibt es ein "ach ist ja nicht so wichtig" zu hören, verbunden mit Themawechsel. Das macht mich jedesmal unglaublich traurig, fühlt sich wie ein Schlag ins Gesicht an.
      Und wenn das Gegenüber im Dialekt spricht, hilft oft genug nicht einmal mehrfaches nachfragen um zu verstehen. Viel läuft da bei mir nämlich über die Rechenleistung im Hirn, aber dazu muss ich den Menschen mit seiner Aussprache gut kennen.
      Tut mir leid, dass bei dir beide Ohren so schlecht sind! Mit einem ist es schon übel, trotz Hörgerät. Hörgeräte sind nunmal nicht immer die perfekte Lösung. Meine Innenohrschwerhörigkeit wird mit Hörgerät auf 70% gebessert, das ist auch nicht wirklich viel, und bei Störgeräuschen in der Umgebung hilft es auch nicht wirklich.
      Ich sitze auch immer so, dass möglichst viele Leute rechts von mir sitzen, und wenn ich mich nach links unterhalte, drehe ich den Kopf nach hinten um mit rechts zu hören. Das sieht mega doof aus, wenn ich da die Wand angucke... Aber hilft ja nix!

      Wir schaffen das . Lass dich weiterhin nicht unterkriegen
      Nachtrag:

      Meine eigene Akzeptanz der Schwerhörigkeit geht mittlerweile so weit, dass ich es als Vorteil äußern kann. Ich sage dann immer ganz kokett: “Ich kann abschalten (Hörgeräte aus)!“ 8)

      Das bringt die meisten zum schmunzeln. Und für mich ist es ein bewusstes Abtauchen in eine ruhigere Welt.
      Ein Dozent von mir meinte mal, alle sollten jetzt bitte leise sein im Hörsaal, er wäre schwerhörig und wenn einer der Studenten etwas vortragen würde, könne er ihn sonst nicht verstehen.
      Das fand ich unglaublich hilfreich, wenn jemand mit seinen Schwierigkeiten offen umgeht und sie anspricht. Dann kann ich mich darauf einstellen und bin eben nicht genervt, wenn ich etwas wiederholen soll/muss.
      Es ist vieles leichter, wenn man davon weiß.
      Meine Oma hingegen weigert sich, es auch nur in Betracht zu ziehen. Dann versteht sie von allem nur die Hälfte und füllt es kreativ mit Phantasie, so dass die abstrusesten Missverständnisse dabei rauskommen.
      Aber darauf angesprochen, weist sie den Verdacht, nicht gut zu hören weit von sich und wenn ich nicht weiß, welche Hälfte sie nicht verstanden hat, kann ich es auch nicht wiederholen.
      Ich kann jeden Betroffenen nur ermutigen, sprecht es an.
      Ich zumindest tue mich leichter, wenn ich es weiß.
      Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein
      Friedrich Nietzsche

      Teufelanna schrieb:

      Dann ist meine Motivation, sie zu bitten sich ein 2. Mal zu wiederholen nicht besonders groß.
      ich hatte zu Studentenzeiten gehörlose Kommilitonen. Das Pärchen war so sympatisch, dass ich mir ein ,Magic Irgendwas' besorgt habe. Da schreibst du mit einem Kunststoffstab auf eine Folie, unter der sich Wachspapier befindet. Das drückt sich an die Folie und du kannst lesen. Danach ziehst du das Wachspapier in einer flachen Schublade etwas heraus. Das Geschriebene verschwindet und du kannst weiterschreiben.
      Das Teil hab ich für den Fall des Falles immer noch.
      So ging die Kommunikation problemlos

      HrPeter schrieb:

      ,Magic Irgendwas'
      Zaubertafel

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      die hab ich auch noch....um Nachrichten bei uns im Flur zu hinterlassen....damit sie auch jeder liest:-))
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.