Eine "softe" f/f - Story
Mit einem steten Knistern hallte Tschaikowskys Symphonie Nr. 6 durch Lucias Arbeitsraum, der mit einem alten Plattenspieler, einer großzügigen Bibliothek, einer feudalen Leseecke und einem schweren Eichentisch im Jugendstil ausgestattet war. Ein Ort, an dem sich Lucia wunderbar auf ihre Arbeit konzentrieren oder eben aus dieser in eine andere Welt flüchten konnte. Düster und schwer schwebten die Töne durch die Luft, wie die „Pathetique“ eben war und wurden von dem einzigen modernen Gerät im Raum begleitet: dem schnellen, leisen Klicken der Macintosh-Tastatur. Während sich Lucias Kopf sanft zur Melodie bewegte, flogen ihre Finger über die Buchstaben und zauberten schwarze Lettern auf die weiße Leinwand des Monitors. Bereits beim Allegro des zweiten Satzes, lehnte sich Lucia zufrieden in ihrem Sessel zurück und betrachtete den immer kleiner werdenden Stapel ihrer gerichtsmedizinischen Akten, die sie mit nach Hause genommen hatte, um sie zu vervollständigen. Nur noch eine lag vor ihr: Ein Fall, der ihr jedoch zu Denken gab, da die vermutlich unnatürliche Todesursache weder logisch noch schlüssig zu eruieren war. Aber Lucia liebte diese Herausforderungen, durch akribische Nachforschungen die Lösung, die Ursache im Opfer zu finden und Gerechtigkeit gegenüber dem Täter walten zu lassen. Ihre Freunde nannten sie oftmals auch liebevoll die Detektivin im weißen Kleid.
Einen kurzen Moment überlegte Lucia, den Freitagabend gemütlich ausklingen zu lassen. Den süßen Weißwein aufzumachen, den sie sich letzten Sommer aus Italien mit heim genommen hatte und sich mit einem Buch zurückzuziehen. Vorzugsweise eins, dass sie nicht zum analytischem Denken mehr jedoch zum Entspannen einlud. Ihr Gefühl gelüstete nach dem ewigjugendlichen, doch äußerst verdorbenen Dorian Gray und seine spannenden Abgründe der Seele. Doch auf der anderen Seite, wenn sie die Ergebnisse der Blutanalyse durchgehen würde, könnte sie am Montagmorgen direkt mit weiteren Nachforschungen beginnen. Mit den Technologien, die sie hier zuhause nicht aufwarten konnte. Entschlossen nickte Lucia und streckte sich energisch durch. Oscar Wilde musste also noch etwas auf ihre Gesellschaft warten. Nachdem Lucia sich aufrecht in ihren lederbezogenen Sessel in Position gesetzt hatte, öffnete sie ein weiteres Dokument an ihrem Mac, um es mit Werten zu füllen. Und ohne den Blick auf die Tabellen und Felder zu verlieren, beugte sie sich zur ihrer fuchsbraunen Ledertasche, angelte mit der Hand nach den Labortests und ... griff ins Nichts.
Irritiert betrachtete Lucia ihre leere Hand. In sekundenschnelle flogen die Gedanken kreisend wie ein Karussell durch ihren Kopf. Hmm? Wo war nur die Mappe? Wann hatte sie diese als letztes in der Hand gehabt? Im Labor? Im Kopierraum? Oder doch hier zuhause? Hochkonzentriert berührte sich Lucia an die Schläfen und ließ ihren Blick suchend durch das Büro gleiten, als es ihr wie ein Blitz wieder einfiel. „Natürlich“, stöhnte sie erleichtert, aber auch etwas grimmig. Kurz vorm Heimfahren, hatte sie ihrer Assistentin noch Anweisungen für die folgende Woche gegeben. Sie musste die Unterlagen dort liegen lassen haben. Wohl etwas abgelenkt von den Blicken, die ihr Hannah Winter immer wieder zu warf, immer wenn sie glaubte, dass Lucia es nicht bemerken würde. Aber Lucias wachsamem Blick entging fast nie etwas. Und auch wenn sie nichts dazu sagte, hieß das noch lange nicht, dass sie blind gegenüber dem Geschehen in ihrer unmittelbaren Nähe war. Im Gegenteil: Lucia registrierte die Blicke, konnte die Körpersprache des anderen schnell erfassen, las zwischen den Zeilen und genoss die Macht, dieses Wissen geheimnisvoll in ihren Händen zu halten. Und sie liebte diese Macht, hinter der Fassade mehr zu sein, als man ihr ansehen konnte.
Mit einem schnellen Blick auf die leise tickende Wanduhr, überlegte Lucia, ob sie es verantworten konnte, ihre wenig jüngere Assistentin anzurufen. Es war erst 19.48 Uhr. Aber nur weil sie an einem Freitagabend an ihren Akten saß, musste das nicht bedeuten, dass Hannah ebenso arbeitswütig ihren Feierabend verschob. Und was wusste sie schon, wie ihre Assistentin die Freitagabende verbrachte? Während der Dienstzeit verhielt sich Lucia professionell mit einer gesunden Distanz zu ihren Mitarbeitern. Über den üblichen Smalltalk, wenn auch freundlich, ging es nie hinaus. Sie wollte ja auch keine Freunde finden, sondern ihre Arbeit mehr als nur bestmöglich leisten und ein Stück weit dazu beitragen, dass die dubiosen Todesursachen gelöst wurden und die Toten sowie die Angehörigen ihren Frieden finden konnten. Ob ihre Assistentin noch erreichbar war, konnte sie jedoch schnell herausfinden. ‚Wenn sie nach dem dritten Läuten nicht abhebt, ist das ein Zeichen es für heute gut sein zu lassen’, dachte sich Lucia, drehte die Lautstärke des Plattenspielers herunter und drückte die Tasten ihres Smartphones, innerlich leise hoffend, den Abend noch etwas produktiv sein zu können.
Mit einem steten Knistern hallte Tschaikowskys Symphonie Nr. 6 durch Lucias Arbeitsraum, der mit einem alten Plattenspieler, einer großzügigen Bibliothek, einer feudalen Leseecke und einem schweren Eichentisch im Jugendstil ausgestattet war. Ein Ort, an dem sich Lucia wunderbar auf ihre Arbeit konzentrieren oder eben aus dieser in eine andere Welt flüchten konnte. Düster und schwer schwebten die Töne durch die Luft, wie die „Pathetique“ eben war und wurden von dem einzigen modernen Gerät im Raum begleitet: dem schnellen, leisen Klicken der Macintosh-Tastatur. Während sich Lucias Kopf sanft zur Melodie bewegte, flogen ihre Finger über die Buchstaben und zauberten schwarze Lettern auf die weiße Leinwand des Monitors. Bereits beim Allegro des zweiten Satzes, lehnte sich Lucia zufrieden in ihrem Sessel zurück und betrachtete den immer kleiner werdenden Stapel ihrer gerichtsmedizinischen Akten, die sie mit nach Hause genommen hatte, um sie zu vervollständigen. Nur noch eine lag vor ihr: Ein Fall, der ihr jedoch zu Denken gab, da die vermutlich unnatürliche Todesursache weder logisch noch schlüssig zu eruieren war. Aber Lucia liebte diese Herausforderungen, durch akribische Nachforschungen die Lösung, die Ursache im Opfer zu finden und Gerechtigkeit gegenüber dem Täter walten zu lassen. Ihre Freunde nannten sie oftmals auch liebevoll die Detektivin im weißen Kleid.
Einen kurzen Moment überlegte Lucia, den Freitagabend gemütlich ausklingen zu lassen. Den süßen Weißwein aufzumachen, den sie sich letzten Sommer aus Italien mit heim genommen hatte und sich mit einem Buch zurückzuziehen. Vorzugsweise eins, dass sie nicht zum analytischem Denken mehr jedoch zum Entspannen einlud. Ihr Gefühl gelüstete nach dem ewigjugendlichen, doch äußerst verdorbenen Dorian Gray und seine spannenden Abgründe der Seele. Doch auf der anderen Seite, wenn sie die Ergebnisse der Blutanalyse durchgehen würde, könnte sie am Montagmorgen direkt mit weiteren Nachforschungen beginnen. Mit den Technologien, die sie hier zuhause nicht aufwarten konnte. Entschlossen nickte Lucia und streckte sich energisch durch. Oscar Wilde musste also noch etwas auf ihre Gesellschaft warten. Nachdem Lucia sich aufrecht in ihren lederbezogenen Sessel in Position gesetzt hatte, öffnete sie ein weiteres Dokument an ihrem Mac, um es mit Werten zu füllen. Und ohne den Blick auf die Tabellen und Felder zu verlieren, beugte sie sich zur ihrer fuchsbraunen Ledertasche, angelte mit der Hand nach den Labortests und ... griff ins Nichts.
Irritiert betrachtete Lucia ihre leere Hand. In sekundenschnelle flogen die Gedanken kreisend wie ein Karussell durch ihren Kopf. Hmm? Wo war nur die Mappe? Wann hatte sie diese als letztes in der Hand gehabt? Im Labor? Im Kopierraum? Oder doch hier zuhause? Hochkonzentriert berührte sich Lucia an die Schläfen und ließ ihren Blick suchend durch das Büro gleiten, als es ihr wie ein Blitz wieder einfiel. „Natürlich“, stöhnte sie erleichtert, aber auch etwas grimmig. Kurz vorm Heimfahren, hatte sie ihrer Assistentin noch Anweisungen für die folgende Woche gegeben. Sie musste die Unterlagen dort liegen lassen haben. Wohl etwas abgelenkt von den Blicken, die ihr Hannah Winter immer wieder zu warf, immer wenn sie glaubte, dass Lucia es nicht bemerken würde. Aber Lucias wachsamem Blick entging fast nie etwas. Und auch wenn sie nichts dazu sagte, hieß das noch lange nicht, dass sie blind gegenüber dem Geschehen in ihrer unmittelbaren Nähe war. Im Gegenteil: Lucia registrierte die Blicke, konnte die Körpersprache des anderen schnell erfassen, las zwischen den Zeilen und genoss die Macht, dieses Wissen geheimnisvoll in ihren Händen zu halten. Und sie liebte diese Macht, hinter der Fassade mehr zu sein, als man ihr ansehen konnte.
Mit einem schnellen Blick auf die leise tickende Wanduhr, überlegte Lucia, ob sie es verantworten konnte, ihre wenig jüngere Assistentin anzurufen. Es war erst 19.48 Uhr. Aber nur weil sie an einem Freitagabend an ihren Akten saß, musste das nicht bedeuten, dass Hannah ebenso arbeitswütig ihren Feierabend verschob. Und was wusste sie schon, wie ihre Assistentin die Freitagabende verbrachte? Während der Dienstzeit verhielt sich Lucia professionell mit einer gesunden Distanz zu ihren Mitarbeitern. Über den üblichen Smalltalk, wenn auch freundlich, ging es nie hinaus. Sie wollte ja auch keine Freunde finden, sondern ihre Arbeit mehr als nur bestmöglich leisten und ein Stück weit dazu beitragen, dass die dubiosen Todesursachen gelöst wurden und die Toten sowie die Angehörigen ihren Frieden finden konnten. Ob ihre Assistentin noch erreichbar war, konnte sie jedoch schnell herausfinden. ‚Wenn sie nach dem dritten Läuten nicht abhebt, ist das ein Zeichen es für heute gut sein zu lassen’, dachte sich Lucia, drehte die Lautstärke des Plattenspielers herunter und drückte die Tasten ihres Smartphones, innerlich leise hoffend, den Abend noch etwas produktiv sein zu können.
Mein Wunsch sei Dir Befehl...