Dominanz/ Submissivität als sexuelle Neigung oder Persönlichkeitseigenschaft?

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      Dann lasse ich meine fünf Cent auch mal da.

      Da ich mich als asexuell (sex neutral bis sex repulsed) einordne, haben weder meine Devotion, noch mein Masochismus eine sexuelle Komponente. Es ist aber auch nicht beides fest Teil meiner Natur. Oder meine Natur fluktuiert. So genau weiß ich das tatsächlich nicht.
      Natürlich kann ich klar sagen, dass ich eine loyale Person bin, die sehr auf ihre "Herde" achtet - wenn man mal an den Punkt gekommen ist, dass man es sich "verdient" hat, es also in die Herde geschafft hat - aber das liest sich jetzt irgendwie eher dominant.
      Ich könnte auch sagen, dass ich, wenn ich jemanden mal anerkannt habe (was offenbar gar nicht so einfach zu erreichen ist), die Entscheidungen der Person akzeptiere und mittrage, aber letztlich ist da natürlich eine Grenze, über die ich mit meiner Toleranz nicht bereit bin zu gehen.
      Das sind beides Eigenschaften, die ich als "normal" und "natürlich" ansehe - in der Ausprägung, in der ich sie erlebe, könnte man sie wohl aber durchaus als devot konnotieren.

      Um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen:
      Meinen Masochismus erlebe ich schon vornehmlich körperlich - nicht zu verwechseln mit sexuell - und meine Devotion eher mental - wieder nicht zu verwechseln mit sexuell (Mindfuck und Co.) und zugleich machen sie einen Teil meiner Persönlichkeit aus. Schmerz ist oft (bis zu einem gewissen punkt) sensorisch sehr angenehm und zu jemandem zu gehören gibt Sicherheit.
      "I aspire, Sir, to be better than I am."
      -Data-
      Dann muss hier auch nochmal was raus.

      Es ist sehr situativ bei mir und kommt auf den Lebensbereich an:

      Mein Sadismus ist primär sexueller Natur und meistens auch darauf beschränkt, aber sekundär schleicht er sich gerne in soziale Situationen großer Abneigung ein, ebenso wie eine generelle Freude daran, Menschen ihre Illusionen zu nehmen oder zu erschrecken - ob über sehr schwarzen Humor oder bissige Bemerkungen. In Sexuellen Situationen, ist mir wichtig, Sadismus und Aggression zu trennen. Beispiel: wenn Sub vor dem "Spiel" provoziert, ist das für mich bis zu einem gewissen Punkt in Ordnung und darüber hinaus und während des "Spiels", dann wenn aus Provokation auf ihrer Seite Aggression auf meiner wird, was meine Urteilsfähigkeit oder mein Maß für "gesunde" Grenzen verschiebt, wird es für beide Seiten sehr ungemütlich - etwas, was ich vermeiden will.

      Dominanz oder dominantes Auftreten ist etwas, was ich mir zumeist auch im sexuellen Kontext und häufig auch erst nach einem klaren Signal "Das ist jetzt erwünscht, leg den Schalter im Kopf um!" erlaube, jedoch ist dominantes Auftreten auch gefragt von mir und notwendig, wenn ich unterrichte, auf der Bühne stehe oder in Gruppen wie Bands oder als Team agiere. Normalerweise bin ich eher Einzelgänger und zurückhaltend, in meiner Philosophie am ehesten anarchisch, aber auch pragmatisch genug, um diese Seite auszuspielen, wenn es darum geht, Situationen zu erleichtern. Für mich ist es sehr wichtig, nicht zum despoten zu werden in solchen Situationen.

      Ich bin mir selbst gegenüber ziemlich dominant, habe Ansprüche an mich und zumeist auch die Disziplin, diese umzusetzen und langfristige Ziele anzupacken.

      Was devote Neigungen angeht, so habe ich diese im Kontext einer Beziehung das erste Mal bewusst wahrgenommen und ausgelebt: da wir im Laufe des Kennenlernens festgestellt haben, dass sowohl ich, als auch meine damalige Partnerin dominante und sadistische Neigungen hatten und sie sich in dieser Beziehung primär auf eine devote Rolle einließ, sowieso eine zurückhaltende Person war und in einer Situation steckte, in der sie wenig Selbstwirksamkeit erfahren hat, fühlte ich mich aus dem Impuls heraus, ihr eine Komfortzone zu bieten, in der sie ihre Neigung ausleben konnte. Bedauerlicherweise war diese Konstellation sehr kurzlebig, aber zum einen Augenöffnend für mich und erleichternd für sie.

      Es mag mit meinem Einzelgängertum zusammenhängen und damit, dass ich einige Dinge wie Kochen, Musik und allgemein kleine Probleme vielfältiger Natur für jemand anderen sehr gerne und sehr leidenschaftlich ausübe und mich sehr darüber freue, anderen eine Freude zu machen, was mich auch am ehesten in eine Art von devotem Auftreten führt. In ungesunden Situationen, hat sich das als ein Helferkomplex zu meinen Ungunsten geäußert, den ich mittlerweile ganz gut verstehe und kontrollieren kann.

      Ich würde bei meiner Dominanz und meinem Sadismus aber auch bei meinen devoten Zügen zwar von Persönlichkeitszügen reden, aber die Kanalisierung ist bei mir Primär intim, ausgesucht und sexuell.
      "Manchmal ist etwas nicht präsent, weil es grade verschwunden ist und manchmal, weil es auf den richtigen Moment zur Wiederkehr wartet. So ist es in der Musik und so ist es im Leben." - Richard Morgan, Dizzy Czango in den Mund geschrieben

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von NihilMorari ()

      ich bin jetzt schon eine Weile hier drumrumgeschlichen, hab aber nie geantwortet, weil ich mir nicht so ganz sicher war, was denn nun zutrifft. Bin ich auch immer noch nicht.
      Der Masoteil ist sexuell, da schließe ich mich den anderen an. Es ist auch eine Vorliebe und kein Persönlichkeitsmerkmal.

      Schwarzen Humor und bissige Bemerkungen als dominanten Zug zu sehen - puh ich weiß nicht. Ich hab ja reichlich davon... aber ist das dominant? Ein "immer noch einen reinwürgen" ist eher Unbeherrschtheit, also das, was man von einem Dom nicht möchte.

      Jedenfalls bin ich im Alltag gerne bereit, mich in Gruppen solange unterzuordnen, wie es gut läuft. Solang wie "die Bestimmer" das so machen, wie ich es auch gut finde :D Wenn das nicht mehr der Fall ist, werde ich zum eher schlechten Teamplayer, denn ich trage sehr ungern in meinen Augen blöde Ideen mit.
      Dann will ich entweder selber den Ton angeben oder eben als Einzelkämpfer weiter.
      Genausowenig spiele ich aber den Teamleader, wenn es eigentlich kein Team gibt, sprich wenn ich doch Einzelkämpfer bin - also wenn ich das Ergebnis MEINER Arbeit als Teamarbeit präsentieren müsste. Seh ich nicht ein.

      Ich hab schon Haare auf den Zähnen und lasse mir echt nicht gerne was sagen.

      Ich verspüre weder den Drang, es meinen Mitmenschen immer recht und schön zu machen, noch für alle zu sorgen. Vom Sorgen ausgenommen sind natürlich Kind und schon etwas abgestufter der Mann 8) .

      Das macht es ja auch so spannend, wie viel 24/7 wir überhaupt in unserem Alltag unterkriegen, wenns Kind mal größer/außer Haus ist. Und ob das letztlich überhaupt klappt. Bisher nur im Schlafzimmer.
      Ist das dann der klischeehafte Ausgleich, frei nach dem Bild "Manager auf Knien vor der Domina"?
      Und wenn es so wäre, wäre es auch ok denke ich.
      Es ist glaube ich schon auch ein -sehr neuer- Teil meiner Persönlichkeit, der von Null seit diesem Jahr überhaupt erst gewachsen ist. Und häufig fällt er mir sehr schwer. Nicht weil ich es nicht will oder mich dafür schäme, sondern weil ich es selten schaffe, den Kopf wirklich komplett frei zu kriegen. Aber das ist ein schönes Ziel :)
      "wenn wir einmal irrtümlich verschiedener Meinung sind, haben wir uns besonders lieb"
      Bei mir ist es eher die evolutionäre Art. Also der Urmensch der dir Frau mit seiner Keule niederschlägt und an den Haaren in seine Höhle schleift. Sie bezwingt und unterwirft.
      Im Alltag muss ich mich durchsetzen da bleibt mir nichts anderes übrig. Denn sonnst tanzen mir die Kids auf der Nase rum. Kommandos erteilen kann ich laut unserer Fahrer sehr gut und meiner Praktikantin von letzte Woche war auch nicht langweilig.
      Ab und zu ist es aber gut mal die Verantwortung abzugeben und jemanden anderes bestimmen zu lassen. Also brav niederknien als Charaktereigenschaften bei mir nicht. Ich bin eher provozierend und will Grenzen aufgezeigt bekommen. Dafür muss ich aber auch die Macht bzw. meine Angst spüren damit ich mich unterordne. Wer das schafft hat auch die brave Kitty neben sich an der Leine.
      Na dann hoffe ich mal das mein Herr beim nächsten Treffen nicht eine Keule dabei hat.
      Nein mein Herr, ich kann Ihnen kein Mammut ausnehmen und über dem Lagerfeuer grillen!

      NihilMorari schrieb:

      Dominanz oder dominantes Auftreten ist etwas, was ich mir zumeist auch im sexuellen Kontext und häufig auch erst nach einem klaren Signal "Das ist jetzt erwünscht, leg den Schalter im Kopf um!" erlaube [...] Für mich ist es sehr wichtig, nicht zum despoten zu werden in solchen Situationen.

      Ich bin mir selbst gegenüber ziemlich dominant, habe Ansprüche an mich und zumeist auch die Disziplin, diese umzusetzen und langfristige Ziele anzupacken
      Das kommt mir ziemlich bekannt vor, geht mir ähnlich.

      Ich kann bis jetzt vor allem vom RPG sprechen. Wenn es um das ging, was dort explizitere Szenen waren, z.B. Strafaktionen oder ähnliches, habe ich immer auf ein Go gewartet. Ein Signal / Zuspiel von den Mitspielern, dass es ok ist, jetzt mal ein bisschen aufs Gas zu treten. Aus heiterem Himmel habe ich mir das nie herausgenommen. Es musste immer einen Sinn haben und in den Zusammenhang passen.

      Inzwischen versuche ich, mich auch real mit meinem Partner da heranzutasten, was schon tricky ist, weil er wirklich vor allem Vanilla ist und sich nur mir zuliebe auf Experimente einlässt. Das alleine bedeutet mir schon so viel, dass ich es nicht durch unverlangte nassforsche Aktionen aufs Spiel setzen will. Ich frage oft nach, ob irgendwas so ok für ihn ist und wenn nicht, lass ich es bleiben oder höre auf.

      Das was Du Dominanz gegenüber sich selbst nennst, war ein Zug, den ich an mir immer eher gemocht habe. Eine gewisse Zähigkeit und Ausdauer und der Wille, viel zu investieren, weit zu gehen, wenn etwas wichtig ist. Ungeachtet dessen, ob irgendwer sonst es wichtig findet ,-)
      Ich würde meine Neigungen auch eher bei der Persönlichkeit einordnen.
      Das muss aber nicht bedeuten das man jetzt ständig dominant oder sadistisch auftritt.
      Es ist aber die Neigung im Kopf, welche immer mit schwingt, auch ohne das sie von sexuellen Reizen befeuert wird.

      Mit 7/8 Jahren hatte ich schon Gedanken zu Erniedrigung und Ähnlichen, habe mit Plüschtieren sowas ausgespielt, wo noch nicht mal an den Begriff BDSM zu denken war, oder ich mir über die Moral dahinter den Kopf zerbrochen hätte.
      Und da mich als kleiner Stöpsel Sexualität auch noch nicht tangiert hat, würde ich behaupten das der Grund der Neigung eher bei der Persönlichkeit liegt.
      Natürlich kam im späteren Verlauf auch die sexuelle Komponente hinzu, aber ziehe ich auch jetzt immer noch mehr Freude aus dem Machtgefälle und der Interaktion mit Sub. :gruebel:
      Ich finde, es ist (für mich) ein Merkmal der Persönlichkeit, dass sich vor allem auf sexueller Ebene offenbart. Vor allem in dem Bereich merke ich es deutlich, und nur wenigstens ansatzweise dominante Männer fand und finde ich attraktiv.
      Ich bin nicht jemand, der dauerhaft und gerne dient, aber ich mag es eben im Grunde nicht, andere zu kontrollieren oder in einer Position zu sein, in der ich es muss und mich durchsetzen sollte. Verantwortung zu übernehmen an sich ist kein Problem, solange es um Organisation geht oder sich kümmern...

      Im Alltag schwingt das Alles unterschwellig mit, was z. B. dann deutlich wird, wenn ich im Job oder bei den Kindern dominant auftreten muss. Das kann ich, aber es liegt mir eben nicht. So zu handeln, weil ich es muss, laugt mich eher aus...

      Lange hab ich mich deswegen furchtbar unemanzipiert gefühlt, weil die Rolle der modernen Frau ja eine andere ist. Aber so bin ich nun mal, ich kann es nicht abstellen, sondern komme weitaus besser durchs Leben, wenn ich meinen Alltag daran etwas ausrichte statt etwas dauerhaft zu erzwingen, was nicht mir entspricht. Genauso verhält es sich für mich eigentlich auch mit anderen Persönlichkeitsmerkmalen wie z. B. Introvertiertheit.
      Es ist sicher Teil meiner Persönlichkeit, denn es geht nicht "nur" um Sex (im weiteren Sinne), sondern ist wesentlicher Bestandteil meiner Identität und Orientierung.

      Meine Dominanz äußert sich in erster Linie innerhalb meiner Beziehung, sprich ich habe kein Bestreben immer und überall tonangebend zu sein. Dafür ist mir das Meiste, das um mich herum so passiert, einfach viel zu egal, als dass ich da Energie drauf verwenden wollte. Wenn mir etwas egal ist, dann kann ich gut folgen; da bricht mir kein Zacken aus der Krone.
      Bei anderen Themen sieht das anders aus. Da gilt, dass es nur zwei Varianten gibt etwas zu tun: So wie ich das will, oder es ist halt falsch.

      Mein Sadismus begrenzt sich ausschließlich auf meiner Beziehung und beschränkt sich dort eindeutig auf den eher sexualisierten BDSM-Anteil. Sadistisch zu sein, den andern leiden zu lassen, ist erregend.
      Ich begrenze mich dabei allerdings selber auf das, was einvernehmlich ist (consensual, oder wenn möglich auch CNC). Meine (durchaus und umfangreich vorhandenen) Non-Con Phantasien habe ich tief vergraben und auch wenn sie mich hin und wieder "pieksen", so sind sie immer gut in Schach gehalten.

      Meine Fürsorge findet innerhalb meiner Beziehung, aber auch in angrenzenden Bereichen (z.B. Freundschaften) Ausdruck. Es ist mir einfach ein tiefes Bedürfnis mich um Menschen, die mir wichtig sind, zu kümmern.

      Und das kam so...

      Mein Sadismus zeigte sich bevor meine Sexualität erwachte. Schon in der Grundschule mussten die Mädchen, für die ich schwärmte, in meinem Kopfkino unisono "böse Dinge" über sich ergehen lassen. Das habe ich damals nicht hinterfragt, obwohl mir klar war, dass sie es nicht gut finden würden. War ja nur in meiner Phantasie so.
      Was damals ebenfalls da war, war mein Bedürfnis für diese Menschen Sorge zu tragen.
      Diese scheinbare Ambivalenz war halt da, und gut.

      Mit etwa 10 war aber "nett sein" für ein Mädchen nicht mehr ausreichend um mein Interesse zu wecken, da mussten auch für mich ansprechende physische Attribute vorhanden sein. Gleichzeitig kam also ein sexuelles Interesse dazu. Gleichzeitig kamen verstärkt Machtphantasien und ein differenzierterer Sadismus dazu.

      Nach den ersten zaghaften Versuchen (haben wir damals nicht alle gern "Wahrheit oder Pflicht" gespielt?) war klar, dass es da "etwas" gibt, das anders war als bei anderen.

      Mit 16 hatte ich ein Erweckungserlebnis und damit kam die Erkenntnis, dass Macht über mein Gegenüber und von mir erzeugtes Leiden unabdingbare Voraussetzung für den Wunsch nach weitergehender sexueller Intimität ist.
      Kurz gefasst: Ich will nur ficken, wer sich mir gegenüber devot/submissiv zeigt, von mir gequält werden will.

      Mit der ersten "richtigen" Beziehung brach sich dann auch noch mein "Care-Giver-Gen" Bahn und komplettiert seither das Bild.

      Seither geht ohne diesen Dreiklang nichts mehr...
      ... es ist also wohl meine Persönlichkeit.
      We like to think we're the Roadrunner, but we're the Coyote.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Mars () aus folgendem Grund: bessere Verständlichkeit

      Vorab: ich freue mich sehr, wie viele hier schon geantwortet haben, und finde es echt spannend, die verschiedenen Sichtweisen zu lesen! :)

      Dann will ich auch mal.
      Meine Submissivität ist schon Teil von mir, solange ich denken kann. Allerdings hatte ich lange Zeit keine Worte dafür.

      Als ich begonnen habe, meine submissive Neigung zu entdecken und mich bewusst damit auseinanderzusetzen, habe ich sie zunächst ausschließlich als sexuelle Präferenz gesehen. Das hat verschiedene Gründe, denke ich. Zum einen wurde mir meine Submissiviät in meiner Sexualität am deutlichsten, sie war dort am prägnantesten. Ich fühlte mich „anders“ im Hinblick darauf, was mich sexuell erregte, was ich spannend fand, was ich mir wünschte, wonach ich mich sehnte. Irgendwann konnte ich dieses „anders“ dann als BDSM einordnen. Dafür einen Namen gefunden zu haben, war schon mal eine enorme Erleichterung und Befreiung. Und damit fing die eigentliche Entdeckungsreise an.

      Das, was mir zunächst an Informationen über BDSM begegnete, war überwiegend sexuell geprägt: sexuelle Praktiken und Vorlieben- BDSM als eine Möglichkeit, Sexualität auszuleben, so war mein Eindruck.

      BDSM als Lifestyle- auch das begegnete mir in Erfahrungsberichten gelegentlich, aber es war wesentlich schwieriger zu fassen und meinem Eindruck nach gab/ gibt es darüber auch weniger Informationen, weniger Austausch…?

      Was mich dabei immer mal wieder beschäftigte war die Beobachtung, dass mich BDSM tief emotional berührt über das Sexuelle hinaus; dass es einen Teil tief in meinem Inneren nährt, wenn ich mich unterwerfen kann; dass sowohl die Erregung, die Lust an der Unterwerfung als auch die Befriedigung und Erfüllung, die ich daraus ziehe, zwar durchaus auch sexuell sind, aber darüber hinaus auch irgendwie „ganzheitlich“.

      Klar, BDSM ist geil und macht mir unglaublichen Spaß. Es verschafft mir mehr Lust als alles andere. Das auch. Aber da ist noch eine andere Ebene, die ich lange Zeit schwer zu greifen fand. Die eigene Sexualität in einer Weise ausleben zu können, die für einen stimmig ist, führt sicherlich zu mehr innerer Zufriedenheit und Ausgeglichenheit. Ist es also allein das? Bestimmt auch, aber nicht nur.

      Ich empfinde eine tiefe Erfüllung und Befriedigung, wenn ich mich unterwerfe und diene, ganz ohne sexuellen Kontext, ohne jegliche sexuelle Stimulation. Und auch meine Fantasien waren lange Zeit, noch vor Beginn meiner Pubertät (rückblickend) deutlich D/S- geprägt, aber ohne jeglichen expliziten sexuellen Inhalt. Die Verbindung zur Sexualität kam erst später dazu.

      Ich erinnere mich, dass ich im Leistungskontext, z.B. in der Schule oder beim Sport, schon immer gefallen wollte. Ich war immer sehr ehrgeizig, das auch, aber nicht aus einem Wettbewerbsgedanken heraus, besser zu sein als die anderen, sondern um so zu sein, wie z.B. die Trainerin/ der Trainer mich haben will. Es perfekt machen für sie/ ihn, mich anstrengen, die Anforderungen möglichst genau erfüllen, mich an die Regeln halten…
      Wichtig war für mich schon immer, dass da eine Person ist, die ich bewundere und in gewisser Weise verehre, die souverän und vertrauenswürdig ist, eine gewisse Autorität ausstrahlt, Disziplin einfordert, und die mich fordert, mir etwas abverlangt- dann habe ich mich ihren Anforderungen „unterworfen“, mein Bestes für sie/ ihn gegeben und darin Erfüllung gefunden. Ohne diesen persönlichen Bezug tauchte dieses Verhalten von mir nicht auf. Rückblickend betrachtet würde ich das schon als Teil meines Wunsches, mich zu unterwerfen, verstehen, sofern ein geeignetes dominantes Gegenüber da ist.

      Das ist geblieben: ich verhalte mich nicht wahllos jedem gegenüber unterwürfig, sondern wenn eine Person da ist, die durch ihre Dominanz meine Submissivität berührt. Wenn das geschieht, bedeutet das für mich Glück.

      In anderen Fällen kann ich durchaus auch die Führung übernehmen, Verantwortung tragen. Bevor etwas nicht oder schlecht läuft, mache ich es lieber selber. Aber, wie @Wildbiene schon schrieb, es laugt mich eher aus. Es verschafft mir kurzfristig Zufriedenheit, wenn dadurch etwas gut funktioniert, aber es erfüllt mich nicht wirklich. Ich mache es, wenn es gemacht werden muss. Und bin froh, wenn ich wieder ganz ich sein darf.
      Aus meiner Submissivität schöpfe ich Kraft; wenn ich sie ausleben kann, tanke ich auf. Insofern verstehe ich sie mittlerweile als Persönlichkeitseigenschaft, die sehr deutlich meine Sexualität beeinflusst, aber eben auch viele andere Bereiche, mich als Ganzes, mein Sein.
      "Unsere Sehnsüchte sind unsere Möglichkeiten. "
      Robert Browning
      Hmm....ich möchte noch etwas ergänzen, nachdem ja zu Beginn nur von Dominanz und Devotion die Rede war, und beides liegt mir ziemlich fern.
      (Es könnte aber auch sein, dass ich mir Dominanz und Devotion noch nicht so wirklich eingestehen will, weil ich erst am Anfang meines Wegs bin - Das wird die Zukunft zeigen.)

      Mein Masochismus ist ein sehr wichtiger Teil meiner Sexualität, allerdings geht es mir doch um viel mehr als nur um Schmerzen : um gewisse Blicke, Worte, Geplänkel, sich aneinander aufreiben, Zuwendung, Sicherheit, Geborgenheit, Halt, emotionale Wärme....
      Gut, ein gewisses Machtgefälle reizt mich schon sehr, und ohne dem ist an Sexualität für mich wenig interessant, aber mir ist wichtig, dass es immer ein gespieltes Machtgefälle ist. Wäre es ein echtes Machtgefälle, würde mir das Angst machen, und Grenzen überschreiten, die nicht überschritten werden sollen.

      Und meine Neigung ist für mich ein sehr wichtiger Teil meiner Persönlichkeit, weil hier einfach soviel miteinander zusammenhängt, was von Bedeutung ist.

      Ich hoffe, ich war nicht zu sehr am Thema vorbei und es ist halbwegs nachvollziehbar, was ich schreibe. :)
      "Nenne dich nicht arm, wenn deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind.
      Wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat."
      (Marie von Ebner - Eschenbach)
      Nachtrag: und ja, auch ich habe gelernt, diesen submissiven Teil von mir zu verbergen, um nicht allzu verletzlich und angreifbar zu sein.
      Zu leicht wird dieser Teil missverstanden, ausgenutzt oder verlacht. Zumindest ist das mein Eindruck.
      Aber: ich habe begonnen, diesen Teil meiner selbst wieder freizulegen, ihn zu entdecken- diesmal bewusst. Und ihn ausgewählten Personen gegenüber zuzulassen, ihn zu zeigen. Ich fühle mich so unfassbar verletzlich dabei und doch so stark, in meiner Kraft- ein Paradox.
      Und je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr Facetten werden sichtbar. Es ist spannend zu entdecken, was da so alles verborgen liegt, was gleichzeitig neu und doch auch schon immer in mir gewesen ist.
      "Unsere Sehnsüchte sind unsere Möglichkeiten. "
      Robert Browning
      Dominanz erregt mich, wenn ich sie mit dem richtigen Partner ausleben kann. Aber sie ist auch ein Teil meiner Persönlichkeit. Ein lange verschollener Teil. Meine Kindheit und Jugend waren so, dass ich lernte, mich ruhig zu verhalten, zurückzustecken. Kein Streit, Angst vor aggressivem Verhalten. Und doch kam dieser dominante Teil von mir immer wieder ein Stückchen heraus, quengelte sich vor.
      Und ja, ich bin introvertiert, nach wie vor. Eher zurückhaltend, ruhig.
      Aber seit ich zu meiner Neigung fand, kann ich auch ganz bewusst vom Gas gehen. Sehr bestimmt werden, wenn ich etwas will.
      Ich denke nicht, dass das eine rein sexuelle Neigung ist. Sicher erregt es mich ordentlich, wenn ich sie bei/mit einem Partner ausleben kann. Aber ich merke ganz deutlich, dass ich ausgeglichener, aber auch mehr auf meinen eigenen Schutz gewahr bin, seit ich das auslebe. Früher liess ich mich zu schnell wo reintreiben, dass mir nicht gut tut. Heute zieht mein Animus die Bremse, ich sage leichter irgendwo nein. Er ist erwacht und passt auf mich auf. Was für mich ein Indiz ist, dass diese Dominanz ein grundlegender Teil meiner Persönlichkeit ist. Das ruhige und das dominante sind beides Teile meiner Persönlichkeit. Das ist für mich kein Widerspruch, diese beiden Teile tarieren sich jetzt aus, ich bin mehr in mir, im Gleichgewicht.
      Also bei mir ist die Dominanz eindeutig mehr als sexuell.
      Ich würde sagen, dass meine Sub-Seite zu meiner Persönlichkeit gehört.
      Dies begründe ich damit, dass mir ein Machtgefälle im Alltag wichtig ist und dies nicht nur im Schlafzimmer/Spielzimmer/etc.
      Ich bin nicht masochistisch und interessiere mich eigentlich nur für D/S und Bondage.
      Es ist eine Lebenseinstellung, also eher Persönlichkeit.

      "Ausgebrochen" ist sie jedoch im sexuellen Rahmen. Mein wirkliches Wesen wurde zu lange unterdrückt.

      Wenn ich anderen Menschen zu Verfügung gestellt werde, allein, oder im Beisein meiner Herrin, dann ist dies eher sexuell ausgeprägt.

      Aber wir leben es, Gott sei Dank, komplett aus, da es die Persönlichkeit ist.
      Bin mir nicht sicher ob sexuelle Neigung überhaupt eine Persönlichkeitseigenschaft ist.
      Wenn man aber Devotheit und Dominanz weit definiert, dann durchaus ja. Dazu gibt es auch Persönlichkeitstests, die zum Beispiel Durchsetzungsstärke, Dominanz messen. Aber nich in sexuelle Sinne.

      Primrose schrieb:

      Angeregt durch einen interessanten Dialog stellt sich mir dir Frage, ob Dominanz bzw. Submissivität primär als sexuelle Neigungen gesehen werden können, die u.U. in den Alltag hineinreichen und diesen beeinflussen (je nachdem wie weitreichend der D/S- Aspekt ausgelebt wird), oder ob sie eher Persönlichkeitseigenschaften sind, die sich eben auch auf die Sexualität auswirken.
      Eine Persönlichkeitseigenschaft würde ich hierbei als umfassender verstehen, die eben vielfältige Aspekte des Handelns und Erlebens über die Sexualität hinaus beeinflusst.
      Beides kann vorliegen. Ob dies vom Gegenüber aber auch immer so empfunden wird steht auf einem anderen Blatt. Manchmal kann es auch sein das es nur andere so empfinden und man selbst nicht.


      Primrose schrieb:

      Wie seht ihr das?
      Versteht ihr eure Dominanz/ Submissivität eher als (ausschließlich) sexuelle Präferenz oder als Aspekt eurer Gesamtpersönlichkeit?
      Wenn ich meine Freunde zitieren müsste würde ich sagen Gesamtpersönlichkeit.
      Meine eigene Aussage dazu ist: Ich sehe mich als ein individium das für jede Person etwas anderes sein kann, je nachdem wen man fragt.
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !