Wenn die Struktur im Alltag plötzlich weg ist

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      Wenn die Struktur im Alltag plötzlich weg ist

      So, mein erster Beitrag - falls ich hier gerade irgendeinen "Foren Anfängerfehler" mache, bitte darauf hinweisen. :/
      Ich "kotze" mich hier mal schnell aus - vor ca drei Wochen habe ich die Beziehung zu meinem "Herren"/Spielbeziehung (ob ich ihn so nennen sollte?) beendet. Wir sind beide in einer festen Beziehung und ich hatte gemerkt, dass die Abhängigkeit meinerseits viel zu groß wurde - die Aufmerksamkeit und Zuneigung die ich brauchte wollte/konnte er mir nicht mehr geben. Damit ging es mir sehr schlecht, es hatte Einfluss auf meine Beziehung, ich hab im Alltag nicht mehr funktioniert - ich war ein anderer, unglücklicher Mensch. "Das" zu beenden war die einzig richtige Entscheidung und erstmal ging es mir damit auch gut. Nun sitze ich auf Grund der Pandemie seit Freitag im Homeoffice - wieder ist ein wichtiger Struktur gebender Aspekt weggefallen. Und wieder sind die Gedanken da, die mich so runter ziehen und einschränken - ich will seine Zuneigung, seine Fürsorge, seine Regeln, seine Führung, seine Stärke. Wenn mir mein Alltag Struktur gibt, komme ich klar. Wenn nicht, bin ich auf diesen Mann angewiesen, der für mich aber nicht da ist? Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Er meinte am Ende, ich könne mich immer melden, er sei für mich da - aber eigentlich weiß ich es besser. Ich muss sagen, dass er der Mann war, bei dem ich das erste mal so unglaublich fühlen konnte - dass es ein Spiel mit dem Feuer ist wusste ich. Aber dass es mich so fertig macht? Gegen Ende habe ich mich einfach im Stich gelassen gefühlt, und so fühle ich mich gerade wieder.
      Wie kommt ihr ohne diese Führung klar? Ohne diese Stärke? Liegt es an mir - muss ich lernen, mir selbst Struktur zu geben? Oder ist das normal?..
      Viele Grüße
      Es könnten aus meiner Sicht zwei verschiedene Aspekte dabei eine Rolle spielen, @Papilio Memnon.

      Der eine ist, dass du gerade eine Trennung und das Ende deiner Spielbeziehung hinter dir hast. Ich finde es normal und verständlich, da evtl erstmal zu trauern, sich haltlos und verlassen zu fühlen usw.. Immerhin fehlt jetzt etwas, was vorher ein Teil deines Lebens ausgemacht hat.
      Da hilft Zeit, sich etwas Gutes tun, sich auf andere schöne Dinge konzentrieren oder auch einfach den Schmerz zulassen und fühlen...

      Der andere Aspekt ist die fehlende Struktur, die du ansprichst. Ich denke, es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, wie gut man sich selbst Struktur geben kann. Manche können das gut, andere weniger.
      Ich finde es jedenfalls nicht ungewöhnlich, dass dir der Verlust von Struktur schwer fällt (gerade auch durch das Homeoffice) und du dich dadurch bedürftiger fühlst, nach mehr Fürsorge und Unterstützung sehnst.

      Ich denke, es ist wichtig, dass du versuchst , dir etwas Neues zu suchen, was dich jetzt unterstützen und dir Struktur geben kann. Was könnte das sein? Sport, Hobbies, Freunde?

      Wenn eine gesunde Beziehung da ist, die zusätzlich Struktur gibt, ist das wunderbar. Ich halte es nur für gefährlich, in eine Beziehung zurückzukehren, die du eigentlich nicht mehr wolltest, nur um wieder Struktur zu bekommen. Ich hätte Bedenken, dass das die von dir angesprochene Abhängigkeit verstärkt.
      Ich wünsche dir, dass du wieder (mehr) Halt in dir selbst findest.
      "Unsere Sehnsüchte sind unsere Möglichkeiten. "
      Robert Browning

      Papilio Memnon schrieb:

      muss ich lernen, mir selbst Struktur zu geben?
      Ja.

      Sicher kann ein Partner unterstützen und sicher kann auch eine FreundschaftPlus/Affäre/Spielbeziehung einem helfen. Aber für das eigene Leben ist man in erster Linie selbst verantwortlich.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Was Dich gerade "so fertig macht" ist der normale Trennungsschmerz. Eine Trennung, die Du selbst wolltest. Ja brauchtest, weil Du Deine Hauptbeziehung nicht gefährden wolltest.
      Wenn man diesen Weg geht (aka Offene Beziehung plus Spielbeziehung", heißt das auch, dass man evtl. in die schizophren wirkende Zwickmühle kommt, einen Partner zu haben den man liebt und dennoch Liebeskummer zu spüren.
      Ich hatte das in der Vergangenheit auch schon. Es ist hart, dies dem Hauptpartner nicht kommunizieren zu dürfen/wollen. Eigentlich derjenige, der einem am ehesten helfen könnte.

      Dieses "sich im Stich gelassen" zu fühlen, klingt nach einer Schuldzuweisung, die er - soweit ich das aus Deinen Zeilen lesen kann - nicht verdient hat.

      Und ja..., was oben schon geschrieben wurde...:
      - kümmere Dich um Dich
      - Du musst selbst dafür sorgen, dass es Dir wieder gut geht (schon um Deinen Partners nicht zu verlieren)
      - Mach Sport, führe einen Tageskalender, erzähle Deinem Partner von Deinen Erfolgen des Tages
      Existence could not resist the temptation of creating me

      Papilio Memnon schrieb:

      Ich muss sagen, dass er der Mann war, bei dem ich das erste mal so unglaublich fühlen konnte -
      Ich denke man muss da auch gut unterscheiden...zwischen Abhängigkeit /Verliebtheit und Verantwortung für sein eigenes Leben.

      Klar ist es sehr angenehm, wenn ich mich völlig fallen lassen kann...wenn es stimmig ist...Schmetterlinge im Bauch sind.........aber der Alltag bleibt Alltag und damit auch Verantwortung.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Danke @Primrose,
      Mit dem ersten Punkt hast du vermutlich Recht.. dass es "nur" eine Spielbeziehung war heißt nicht, dass er kein großes Loch hinterlassen kann.. vielleicht sollte ich mich das eingestehen und diesen Trauerprozess zulassen..
      Danke, ich versuche es seit einer Weile, es hilft nur (noch) nicht.
      Zu dem Zurückkehren - ich weiß, das würde mein Partner auch nicht zulassen. Und dafür kann ich dann doch noch zu klar denken, bin vielleicht auch zu stolz..
      Vielen Dank :)

      @Gentledom Meine Frage war vermutlich etwas falsch formuliert. Ich hab es vor dieser Erfahrung geschafft, mir selbst Struktur zu geben - die Frage ist wie ich wieder dahin zurück komme. Und diese Frage ist hier vermutlich fehl am Platze. Danke - Recht hast du. Eventuell projiziere ich zu viel auf diese Beziehung..