Wer bin ich und wenn ja, ist das normal?

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      Ich versuche es mal mit einer Antwort aus meiner persönlichen Sicht, @KEyWPKs. Wobei das bitte nicht als allgemeingültig für alle Subs zu verstehen ist.

      Wenn ich diene, mache ich mich verletzlich. Ich gebe mehr von mir, als ich das in einer Vanilla- Beziehung tun würde. Ich überwinde mich für meinen Partner, bin bereit, etwas für ihn zu tun, ihm seine Wünsche zu erfüllen, die nicht unbedingt meinen eigenen entsprechen.
      Ich gebe mich hin. Ich stelle mich zur Verfügung. Ich lasse meine inneren Barrieren deutlich mehr fallen, als ich das gegenüber einem gleichberechtigten Partner tun würde. Ich akzeptiere ihn als meine Autorität. Ich unterwerfe mich seinem Willen, seinen Vorstellungen. Ich lasse mich bestrafen, wenn ich seine Regeln missachte.
      Kurz, ich akzeptiere ihn über mir.

      Im Gegenzug BRAUCHE ich seinen Schutz. Seine Fürsorge. Seine Achtsamkeit mir gegenüber. Ich muss darauf vertrauen können, dass er auf mich acht gibt und mein Wohl im Blick behält. Ich brauche auch seine Anerkennung und Wertschätzung dafür, was ich bereit bin zu geben.

      Sicher, das sind eher abstrakte Begriffe, die in der konkreten Beziehung individuell gefüllt werden müssen. Jede Sub hat nun mal andere Bedürfnisse.

      Man kann zu recht sagen: Wertschätzung, Anerkennung, Fürsorge... - das alles gibt und braucht es in Vanilla- Beziehungen auch. Stimmt auch!
      Und doch ist die grundlegende Dynamik aus meiner Sicht eine andere.
      In einer Vanilla- Beziehung begegnen sich zwei ebenbürtige und gleichberechtigte Partner (oder solche, die zumindest Wert darauf legen, es zu sein) und handeln miteinander auf Augenhöhe ihre Bedürfnisse aus (im Idealfall).

      In einer D/s- Beziehung kommt es hingegen zu einer Verschiebung der Machtverhältnisse und damit auch der Verantwortung. In gewisser Weise ist Sub vom Tun und Lassen von Dom abhängig (bitte Abhängigkeit hier als gesund und gewollt und nicht pathologisch verstehen).
      Diese intensive Bezogenheit aufeinander ist gewünscht und kann sehr erfüllend sein für beide Seiten. Aber sie bringt eben auch die Pflicht zum verantwortungsvollen Umgang mit dieser Macht mit sich.
      "Unsere Sehnsüchte sind unsere Möglichkeiten. "
      Robert Browning

      KEyWPKs schrieb:


      Ich wollte wissen, wieso ich in meiner Phantasie mehr Arbeit und Verantwortung für eine Partnerin habe, als in einer BDSM-freien Beziehung. Was genau kommt in einer Beziehung mit einer devoten Partnerin als zusätzliche Arbeit und Verantwortung hinzu?
      Ich verfolge diesen Thread schon länger und eigentlich (!) wollte ich nichts dazu schreiben.

      Jetzt allerdings bin ich über deinen letzten Absatz gestolpert. Du hast als dominanter Part in einer BDSM-Beziehung deswegen mehr Arbeit, weil du mehr Verantwortung hast. Für deine Partnerin und für eure Beziehung. Du leitest an, du führst, du gibst Anweisungen und setzt die Regeln und du kontrollierst diese dann auch. Das alles ist Arbeit. Denn ein "nee, keine Lust heute auf Kontrolle" kann dazu führen, dass sie ganz schnell die Lust verliert, deine Regeln zu befolgen oder dir zu dienen - jetzt mal ungeachtet deiner Fantasie.

      Würde ich merken, dass Mylord seine Anweisungen nicht mehr kontrolliert, würde sich sehr schnell ein laissez-faire bei mir einschleichen, ich würde denken (wahrscheinlich sogar berechtigt), dass es ihm egal ist, ob und wie ich etwas ausführe. Das würde in der Folge zu einem Verlust an Respekt führen und ggf. sogar zu einem Ende der Beziehung.

      Lass es mich so ausdrücken: ich habe schon genug BDSM-Beziehungen scheitern sehen, weil der dominante Part irgendwann kein Interesse mehr daran hatte, seinen Teil der Arbeit an einer Beziehung zu sehen, sondern es vorzog, paschagleich auf der Couch zu residieren. Da fühlt man sich als Sub doch leicht vergackeiert und geht dann.
      Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil. (Khalil Gibran)

      Was ist Liebe? Eine Hütte nicht gegen einen Palast tauschen wollen, Untugenden und Fehler lächelnd übersehen, Hingabe ohne geringstes Zögern. (Aus China)

      BDSM ist nicht das geschenkte MacBook oder der Luftballon in Hubschrauberform. (Rainha)
      Meine Güte, hier hagelt es ja förmlich nette und hilfreiche Antworten. Vielen Dank!

      Mit euren Erklärungen ergibt sich doch dann aber ein stimmiges Bild.

      Ich kann und darf es genießen, wenn meine Partnerin mir das Geschenk macht mir meine Wünsche zu erfüllen. Als Ausgleich erwartet diese dann eine Art von Führung in Form von Vorgaben, Regeln und die dazugehörige Kontrolle dieser Vorgaben und Regeln.
      Wenn das das Mehr an Verantwortung und Arbeit ist, das in einer solchen Beziehung an mich gestellt wird, dann bin ich gerne bereit das zu übernehmen. Denn genau das macht mir sogar Freude. Und wenn ich jetzt mal weiterspinne, dann ergibt das doch theoretisch eine wunderbare Symbiose, wenn die Partnerin eine Erfüllung darin findet sich führen zu lassen und meine Wünsche zu erfüllen und es genieße, den kontrollierenden Rahmen und ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln.

      Hab ich das soweit richtig verstanden?
      Ich glaube BDSM braucht mehr Kommunikation, und braucht im Idealfall Partner, die den anderen gut lesen können.

      Je nachdem, wie und was ihr zusammen leben wollt, wirst Du Entscheidungen für sie/Euch beide treffen. Planen und evt Pläne ändern je nach Situation und Tagesform. Evt auch kontrollieren, ob verhandelte Regeln eingehalten werden. Dir Reaktionen/Konsequenzen einfallen lassen, falls das nicht der Fall ist, schauen aus welchen Gründen Regeln nicht eingehalten wurden, Regeln anpassen/ändern, etc.

      Das ist dann mehr Arbeit, auch weil Du ja für beide denken musst bzw solltest in dem Fall...

      Aber damit ein Zusammenleben (egal welches) auf Dauer gut läuft, braucht es eigentlich immer "Arbeit", bequem ist das nicht. Und je offener man am Anfang da ran geht, umso größer ist Chance, dass es klappt. Find ich.


      -edit- die anderen waren schneller und ausführlicher, kommt davon wenn man ewig an der Antwort herumschraubt ;)

      KEyWPKs schrieb:

      Aber was genau wird denn von mir erwartet?
      Das was Ihr beide für geeignet haltet. Der Unterton war schon berechtigt und ja, jede Beziehung besteht aus einem Geben und Nehmen.
      Nichts gibt es auf dieser Welt umsonst, das ist auch im BDSM so. Weder für Sub noch für den Dom :D .
      Merke: Aus großer Macht folgt auch immer große Verantwortung. Eine gute Führung zeichnet sich nicht durch Egomanie aus, sondern
      der Findung wie beide auf Ihre kosten kommen. Ein Team ist ein Zusammenspiel in dem jeder Part seinen Teil zum Gesamtergebnis Beiträgt. :lesen:
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !

      KEyWPKs schrieb:

      ....
      Als Ausgleich erwartet diese dann eine Art von Führung in Form von Vorgaben, Regeln und die dazugehörige Kontrolle dieser Vorgaben und Regeln.
      Wenn das das Mehr an Verantwortung und Arbeit ist, das in einer solchen Beziehung an mich gestellt wird, dann bin ich gerne bereit das zu übernehmen. Denn genau das macht mir sogar Freude. ...
      .....
      Hab ich das soweit richtig verstanden?
      Jain. Ich denke nicht, das du es in der Gesamtheit, was es alles bedeutet, richtig verstanden hast.
      Die Art, die du dir wünschst und erträumst erfordert viel mehr als das. Viel mehr als "eine Art von Führung".
      Es bedeutet vor allem die Verantwortung zu übernehmen. Die Entscheidungen zu treffen. Und Konsequenz.
      Vor allem Konsequenz gegenüber sich selbst.
      Es bedeutet, bei den Entscheidungen die man trifft immer wieder abzuwägen, wie diese für deine Sub sind.
      Du trägst die Verantwortung für ihr Wohlergehen. Körperlich und seelisch. Du übernimmst die Verantwortung für einen Menschen und dessen Handlungen (wohlgemerkt in der Art Beziehung, die dir vorschwebt).

      Ich lebe diese Art und es nicht einfach nur "geil. Die sub macht was ich will und ist immer willig und bereit".
      Ja, wenn ich etwas wünsche, wird sie dem nachkommen und tun was ich ihr sage. Aber sie macht es deshalb, weil ich ihr Vertrauen habe, dass meine Entscheidungen die richtigen sind. Dieses Vertrauen ist gewachsen. Und dieses Vertrauen verdiene ich mir mit jeder Entscheidung aufs Neue. Ich weiß, dass sie alles für mich tun würde. Und dieses Wissen reicht mir, nicht alles von ihr zu fordern.

      Es bedeutet, dass ich bei Entscheidungen, die beide betreffen, ich sehr oft auch mein Wohl zurückstelle, damit es ihr gut geht. Damit sie glücklich ist und mir mit Freuden dient.
      Es bedeutet, dass ich konsequent in meinen Handlungen und Entscheidungen auch mir selbst gegenüber bin.
      Da gibt es dann kein "Ach, bitte nicht heute, Schatz." und auch kein "ich hab aber heute so gar keine Lust dazu".
      Sondern ich habe etwas gesagt, und egal wie wenig Lust ich jetzt dazu habe, ich bleibe auch mir konsequent gegenüber.

      Wenn du das alles bejahen kannst.... wenn du das alles berücksichtigt hast (auch die Strenge und Konsequenz gegenüber sich selbst), dann, Ja, dann hast du es richtig verstanden.
      Das mag jetzt alles ein bisschen blöd klingen, aber vieles davon leiste ich bereits in einer nicht-BDSM-Beziehung. Vielleicht ist auch genau das der Grund, warum es mir so schwer fällt, was da noch an Zusatzverantwortung auf einen Dom zu kommt.
      Vielleicht waren auch das immer Gründe, warum genau diese Beziehungen gescheitert sind, weil ich immer das Gefühl hat mich mehr zu kümmern, mehr Verantwortung zu tragen und das alles doch irgendwie einseitig wurde und ich mich dann nicht nur einmal dafür entschieden habe, vorerst alleine glücklicher zu sein.

      Mir ist das Wohl meiner Partnerin immer wichtig und ich habe nie angestrebt paschahaft auf dem Sofa zu residieren und der Sub bei der Arbeit zuzusehen.
      In jeder Art von Beziehung gibt es ein Geben und ein Nehmen, ein "füreinander da sein". Und auch das gegenseitige unterstützen beim gemeinsamen Weg durchs Leben.
      Mir ist auch völlig klar, dass es durchaus zeitaufwändig sein kann, viel dafür zu tun, dem Herrn immer gefallen zu wollen und für ihn bereit zu sein. Und genau das mag dann auch erfordern, dass ich mich dementsprechend mehr um andere Themen innerhalb der Beziehung kümmere.
      Nur gibt es halt auch immer Themen die einem besser liegen und die man vielleicht eher nicht so leidenschaftlich macht.

      Was ich gut kann und was mir Spaß macht können eben genau die Dinge sein, die eine Partnerin an mir schätzt, weil sie in der Beziehung genau das braucht.
      Was ich leider nicht gut kann (und das gebe ich ganz offen zu ;-)) ist mir selbst orales Vergnügen zu bereiten. Da wäre es grundsätzlich hilfreich, wenn das die Partnerin übernehmen könnte. Und wenn sie dabei noch Freude verspürt, dann haben doch alle was davon.
      Ich bin mir relativ sicher, dass auch ich ihr etwas bieten kann, das ihr Freude bereitet ;)
      Was ich eben genau nicht will, ist eine Beziehung, in der man regelmäßig bzw. zu oft dem anderen zuliebe etwas tut, worauf man selbst eigentlich absolut keine Lust hat. Das mag hin und wieder sicher nicht vermeidbar sein, aber dauerhaft macht es niemanden glücklich.
      Und insbesondere mich macht es nicht glück, wenn es ich das Gefühl habe, dass meine Partnerin etwas tun müsste, worauf sie keine Lust hat. Dann verzichte ich lieber selbst.

      Also ich denke im ich kann durchaus bejahen, was @Pardus Niger geschrieben hat. Danke für Deinen Beitrag in diesem Thread!
      Naja, im Grunde genommen ist es ja auch, wie in einer "normalen" Beziehung - nur eben ausgeprägter und auf eine gewisse Weise auch inniger und emotionaler.

      Der Punkt ist allerdings, dass es eben nicht nur darum geht, dass es "zeitaufwändig sein kann, viel dafür zu tun, dem Herrn immer gefallen zu wollen und für ihn bereit zu sein". Es geht - je nach Ausprägung - in einer D/s- Beziehung vor allem darum, dass Sub auch bereit ist, über ihren Schatten zu springen und Dinge für ihren Herrn zu tun, auf die sie im Moment eigentlich keine Lust hat, die sie nicht mag, die ihr schwerfallen.... Es geht darum, dass Sub bereit ist, ihre eigenen Prioritäten zu Gunsten der Prioritäten ihres Herrn nach hinten zu schieben. Es geht darum, dass Sub bereit ist, ihre Interessen hinter die ihres Herrn zurückzustellen. Es geht darum, dass Sub sich die Möglichkeit nimmt (außer im Notfall), mit ihrem Herrn zu diskutieren, wenn ihre Interessen konträr zu denen ihres Herrn sind. Und das alles freiwillig. Es geht darum, dass Sub sich mehr oder weniger massiv in ihrer Freiheit beschneidet, sich wesentlich verletzlicher macht und es damit zu einer wesentlich innigeren und emotionalen Beziehung kommt. Und deswegen - vermute ich - hat sich hier auch so viel Widerstand gegen die etwas platitüdenhafte Darstellung des "allzeit bereit" erhoben.

      Denn das ist im Endeffekt nur das Symptom und lässt völlig ausser Acht, worauf es auf Seiten des Herrn ankommt: Es liegt nämlich - im Gegensatz zu einer "normalen" Beziehung plötzlich in seiner Verantwortung, die Grenze zu ziehen, was seiner Sub schadet und was nicht, es liegt in seiner Verantwortung, die übrigen (Alltags-)Verpflichtungen seiner Sub im Auge zu behalten und sie nicht zu überfordern, es liegt in seiner Verantwortung, die Interessen seiner Sub zu wahren (was voraussetzt, dass er sie überhaupt erstmal kennt, was ein gerüttet Maß an Kommunikation voraussetzt, das weit über das in einer "normalen" Beziehung notwendigen hinausgeht), es liegt in seiner Verantwortung, seiner Sub zwar nähe zu geben, indem er ab und an an der Kette zieht, ihr aber genug Raum zum Entfalten zu lassen. Es liegt -kurz - in seiner Verantwortung, dass es seiner Sub körperlich und seelisch gut geht und trotzdem dieses besondere Band zwischen beiden - auch in der Routine des Alltags - erhalten bleibt. Dazu ist ein enormes Maß an beidseitiger (!!!!) Empathie und Kommunikationsvermögen notwendig. Unter dem Strich ist eine D/s-Beziehung in meinen Augen teilweise wesentlich anstrengender und arbeitsintensiver, als eine "Normalbeziehung" - allerdings (so sie denn klappt) auch intensiver und befriedigender.

      Sie setzt aber ein hohes Maß an miteinander und - ich wiederhole mich - Kommunikation voraus und den gegenseitigen Willen, sich an die gemeinsamen Regeln zu halten. Wenn da irgendwo eine Schieflage ist, kommt es ziemlich schnell zum großen Knall.
      Vielleicht könnte man auch formulieren: Eine D/s-Beziehung ist wie eine "Normalbeziehung" - nur extremer und subtiler...