Jagdmond

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Die Geschichte ist mal wieder länger als 10.000 Zeichen, deswegen ein kleiner "Teaser" vorweg und die ganze Geschichte zum Download. Und auch diesmal bin ich für jedes Feedback dankbar.

      Atmen. Ganz ruhig. Ich muss lauschen. Die Lautstärke meines Atems und das rauschende Blut in meinen Ohren reduzieren jedes Umgebungsgeräusch. Selbst der leise säuselnde Wind in den Ästen erscheint mir in diesem Moment so störend wie Straßenlärm. Doch ich brauche Ruhe. Ich versuche durch die Dunkelheit zu spähen, doch die vielen Bäume blockieren meine Sicht. Ihre Blätter halten das fahle Licht der breiten Sichel über mir davon ab, den Waldboden zu erhellen. Beim Blick in den Himmel sehe ich, dass der Mond eine rötliche Farbe hat; Jagdmond. Ich lausche weiter. Jedes noch so kleine Geräusch erhält meine volle Aufmerksamkeit. Ich weiß, dass sie hier in der Nähe sein muss. Vor einigen Sekunden habe ich sie noch gesehen. Sie scheint sich Mühe zu geben nicht von mir entdeckt zu werden. Keine leichte Beute. Wenn sie das so haben möchte, bitte sehr. Aber sie wird es bereuen. So viel ist sicher.
      Ich schleiche lauschend durch das Geäst und schiebe das dünne Unterholz mit den Zehenspitzen nach vorne, damit ich lautlos meinen Fuß aufsetzen kann. Kein Geräusch soll ihr meine Position verraten. Sie sollte das erste Geräusch verursachen. Damit wäre ich als Jäger im Vorteil, kann ausmachen wo sie ist und mir eine entsprechende Taktik aussuchen. So oder so: Entkommen wird sie mir nicht. Es sei denn ich mache einen Fehler. Aber das wird nicht passieren.
      Ein leises Knacken...
      Ich bleibe bewegungslos stehen. Meine dunkle Kleidung und die Sturmhaube werden mich in dieser Dunkelheit mit meiner Umgebung verschmelzen lassen.
      Hat sie ihr Versteck verlassen um zu sehen wo ich bin? Sehen kann ich sie nicht. Aber dieses Knacken war nicht weit weg. Schätzungsweise zehn Meter. Und aus welcher Richtung habe ich auch gehört. Ich warte noch kurz, dann hebe ich einen Stock vom moosig-feuchten Waldboden auf. Weiter lausche ich in die Stille des nächtlichen Waldes. Keine weiteren Geräusche. Bis auf den Wind, der die losen Blätter von den Bäumen nimmt und sie rascheln läßt. Wie kalt es ist, merke ich jetzt erst. Mein Atem schlägt sich an der Mundöffnung der wollenen Sturmhaube ab und bildet kleine Wassertröpfchen, die meine Lippen berühren und kalt werden lassen. Doch ich konzentriere mich auf das, was jetzt kommt...
      Wer mit mir spielt, ist selber schuld.