Der/die Autor/in möchte auf eigenen Wunsch anonym bleiben.
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❅ 1. Advent ❅
(29. November)
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Weihnachtswunder gibt es nicht
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von anonym
Cara saß in dem kleinen dunklen Zimmer, in dem sie schon viel Zeit verbracht hatte, viel zu viel Zeit. Aber das Schicksal hatte anderes vorgehabt und so saß die junge Frau seit Monaten Tag für Tag auf dem immer gleichen unbequemen Stuhl aus weißem Hartplastik in dem ewig gleichen Zimmer mit den hässlichen hellgelben Vorhängen, die wohl so etwas wie Zuversicht ausstrahlen sollten. So auch an diesem Tag im Dezember. Sie starrte blicklos aus dem Fenster auf die nächtliche Stadt, die sich festlich herausgeputzt hatte, um die Menschen zu beeindrucken. Blinkende Sterne, leuchtende Lichterketten, grellbunte Weihnachtsmänner und Rentiere aus Kunststoff ließen die Straßen förmlich glühen. Aber all das sah sie nicht. Cara hatte nur Augen für ihren Mio und ihre Hand umklammerte die seine, die so schwer auf der Bettdecke ruhte.Wenn euch die Geschichte gefallen hat, dann freut er/sie sich umso mehr über eure Kommentare und ihr dürft auch gerne einfach nur mit „Like“ kommentieren. Er/sie wird hier mitlesen.
❅ 1. Advent ❅
(29. November)
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Weihnachtswunder gibt es nicht
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von anonym
Es mussten schon viele Stunden vergangen sein, seit sie sich seufzend in den Stuhl hatte fallenlassen, denn plötzlich erfüllte das helle Läuten der Kirchenglocken die Luft und rief die Gläubigen zum Gottesdienst, um das Wunder zu feiern, das sich vor zweitausend Jahren in einem fernen Land zugetragen haben sollte. All die Festlichkeit draußen ließ ihr schmerzlich ihre trostlose Einsamkeit bewusst werden. Cara sah im gegenüberliegenden Fenster, wie ihrem Spiegelbild stille Tränen über das Gesicht liefen, aber sie hatte nicht die Kraft, sie wie sonst zu verbergen. Mit ihrer freien Hand tastete sie vorsichtig nach dem schmalen abschließbaren Halsreif, wie um sich zu versichern, dass er sich noch an seinem Platz befand. Sie konnte den Schmerz kaum ertragen. Um sich abzulenken, schickte sie ihre Gedanken in die Vergangenheit, hin zu glücklicheren Tagen:
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Wieder einmal hatte Mio sie überrascht. Weihnachten war es gewesen, ihr erstes gemeinsames Weihnachten. Er hatte dafür gesorgt, dass es unvergesslich für sie bleiben würde.
Beide liebten sie die Vorweihnachtsstimmung und waren in der Adventszeit fast jedes Wochenende zusammen auf ausgewählten kleinen Weihnachtsmärkten gewesen. Der Duft von gebrannten Mandeln, Glühwein und Zimt, Keksen, Christstollen und Tannennadeln, Geheimnissen, Geborgenheit und Güte verwob sich zu dieser einzigartigen Stimmung, die in den Menschen eine ganz besondere Herzenswärme wachsen ließ. Man wandte sich einander zu, wurde milder und gelassener. Kinder hüpften ausgelassen und mit glänzenden Augen durch die Gassen, während sich die Älteren von der Lebensfreude um sie herum mitreißen ließen.
Hin und wieder nachdenklich betrachteten beide das bunte Treiben. Dabei fragten sie sich manchmal leise, ob sich die Menschen auch unter dem Jahr diese Wertschätzung entgegenbrachten. Die vollen Innenstädte, angefüllt mit in den Konsumtempeln hektisch umherlaufenden Menschen, auf deren Gesichtern sich unzufriedene Mienen abzeichneten und die herausgeputzten Geschäfte, die jeden Einzelnen doch nur dazu verführen wollten, möglichst viel Geld im Laden zu lassen, waren ihnen zu anstrengend. Und so hatten sie ausgemacht, sich nichts zu schenken. Eingedenk ihres Versprechens, sich nicht nur zur Weihnachtszeit einander zuzuwenden, schenkten sie sich etwas, das mit Geld nicht zu bezahlen war: Gemeinsame Zeit.
Vielleicht lag es daran, dass es ihr erstes gemeinsames Weihnachten war, aber Cara dachte, dass sie die Farben und Gerüche, die Eindrücke und Stimmungen viel intensiver und bewusster wahrnahm als all die Jahre zuvor. Vielleicht lag es aber auch dran, dass Mio es vermochte, ihre Aufmerksamkeit zu lenken, ihren Fokus auf die kleinen Details zu legen. Sicher trug auch der Umstand dazu bei, dass sie sich ihm mehr und mehr unterordnete und das Machtgefälle zwischen ihnen immer ausgeprägter geworden war. Ja, sie war mit und durch diesen Mann an ihrer Seite sich ihrer Selbst immer mehr bewusst geworden, war sinnlicher und noch empfänglicher geworden für Stimmungen und Emotionen. Ihre Sinne waren schärfer geworden und ihre Aufmerksamkeit größer. Dies rührte sicher insbesondere auch daher, dass sie diesen besonderen Ausdruck in seinen Augen so liebte, wenn er sie stolz betrachtete, weil sein Mädchen brav, gefügig und gehorsam war.
Ungewöhnliche Umstände hatten sie zusammengeführt. Fast schien es, als ob das Schicksal sich mit seinen ganz eigenen Plänen eingemischt hatte. Nach einem stürmischen Beginn hatten sie sich behutsam angenähert und erkannt, dass es zwischen ihnen nicht nur um leidenschaftliche Stunden ging, sondern sie neben Liebe noch etwas anderes verband. Cara spürte ihren inneren Ruf, ihren Wunsch nach Hingabe und Unterordnung und Mio hatte ihn vernommen. Nach und nach hatte sie ihm erlaubt, die Mauern ihrer kleinen Trutzburg zu überwinden, und gemeinsam hatten sie lange verschlossenen Türen geöffnet. Langsam, aber beharrlich hatte Mio ihre Grenzen erweitert, rote Linien verschoben und Cara ihre Ängste genommen, die sie aus vorherigen fehlgeschlagenen Beziehungen wie ein kleines Päckchen mit sich herumschleppte.
Nun also verbrachten sie das erste Mal gemeinsam die Festtage.
In der Woche vor Weihnachten waren sie in den Wald zu einer Christbaumplantage gefahren und hatten stundenlang nach einem passenden Baum gesucht. Auch wenn, wie bald jeden Winter, hierzulande kein Schnee mehr lag, war es doch kalt. So stapften sie dick eingemummelt in warmen Jacken und Stiefeln zwischen den Bäumen umher. Der hier war zu groß und der zu klein, dieser zu dick und jener zu dünn, während der nächste zu dürr und der übernächste zu krumm gewachsen war.
Schließlich waren sie doch fündig geworden: Cara hatte ihn zwischen all den anderen Fichten und Tannen entdeckt und stolz präsentiert: Stattlich war er, gerade gewachsen, nicht zu dick und nicht zu dünn. „Fast wie du“, meinte sie lachend, woraufhin Mio sie packte und gegen eine große Buche drängte. „So?“, fragte er gefährlich leise, „wieso nur fast?!“ Sie strahlte ihn an und ihre Antwort war eindeutig: „Dir fehlen die grünen Nadeln auf dem Kopf!“ „Warte nur ab, ich werde dir deine Flausen schon noch austreiben.“ Natürlich war sie daraufhin rot geworden und hatte den Kopf verlegen gesenkt. Da kam Mio die Idee für sein Zeitgeschenk, von dem er wusste, dass bereits dessen Planung ihm große Freude bereiten würde. Zusammen fällten sie den Tannenbaum, schleiften ihn durch den Wald (warum nur musste der Baum auch im letzten Eck stehen?), um ihn nach Hause zu transportieren. Gemeinsam stellten sie den Baum in seinem Wohnzimmer auf und waren sich einig, dass sie noch nie so ein schönes Exemplar gesehen hatten.
Als sie sich mit einem Punsch etwas aufgewärmt hatten, deutete Mio in einer unmissverständlichen Geste auf ihren Platz zu seinen Füßen. Sofort machte sich das vertraute Ziehen in Caras Bauch breit und sie kniete sich folgsam hin. Ihre roten Wangen zeugten noch von der Kälte, die der zuvor genossene Punsch langsam vertrieb. Sie mochte diese Geste sowie ihren Platz und so fiel es ihr nicht schwer, zu gehorchen. „Fräulein, du warst im Wald ziemlich frech. Findest du nicht?“ Sie nickte verschämt und ahnte, dass das wohl noch ein Nachspiel haben würde. „Gut, immerhin bist du einsichtig. Aber ich will es dir nicht zu einfach machen. Von nun an gilt Folgendes: Dir ist bis auf Weiteres kein Höhepunkt erlaubt. Fragen und betteln wird dir nichts nützen, auch wenn du das selbstverständlich tun darfst. Du weißt ja, wie sehr ich das an dir mag.“ Dann beugte er sich zu ihr vor und flüsterte mit seiner dunklen Stimme: „Du wirst lernen, was es bedeutet, von mir kontrolliert zu werden.“ Bei diesen Worten lief Cara ein Schauer über den Rücken und sie bekam eine leichte Gänsehaut. „Wie ich dich kenne, gefällt dir die Vorstellung bereits jetzt. Nicht wahr?“ Wieder nickte sie. Er schmunzelte, denn wie üblich war sie, die sonst um kein Wort verlegen war, plötzlich verstummt. „Sieh mich an, mein Mädchen und dann beantworte bitte meine Frage. Und zwar so, dass ich sie hören kann.“
Mit großen Augen sah Cara zu ihm auf, die Wangen gerötet; ob noch von der Kälte und dem Punsch oder bereits vor Verlegenheit, war schwer auszumachen. Sie hielt die Hände verschränkt in ihrem Schoß und drückte sie fest aneinander. „Hände auf den Rücken“, befahl Mio leise. Cara zögerte, denn so konnte sie sich nicht mehr an sich selbst festhalten. Er wartete einen Moment ab, um ihr die Zeit zu geben, seinen Worten Folge zu leisten. Kurz bevor er seiner Aufforderung mehr Nachdruck verleihen wollte, gehorchte sie. „So ist es besser. Und jetzt deine Antwort.“ „Ja, es gefällt mir“, kam es verhalten über ihre Lippen. „Was gefällt dir? Magst du es mir erklären?“ „Mir gefällt, wenn du mich kontrollierst“, sagte sie leise erschauernd. „Weil ich dann spüren darf, wie viel Macht du über mich hast.“ „Ich weiß, meine Kleine. Und ich genieße es genauso wie du.“ Sie versanken eine Weile in der Vertrautheit, die zwischen ihnen entstanden war, genossen die Nähe, die in diesen Augenblicken ganz besonders intensiv zu spüren war. Schließlich verriet ihm ein Blick auf die Uhr, dass er sein geliebtes Mädchen ziehen lassen musste, denn sie hatte, wie er wusste, noch Termine. Daher löste er die Situation auf, indem er Cara sachte durchs Haar streifte und sie an ihre Verabredungen erinnerte. Daraufhin kehrte sie langsam und etwas bedauernd in die Wirklichkeit zurück. Zum Abschied küssten sie sich lange, sie wollten sie nicht voneinander lösen und mussten es doch. „Denke an meine Worte“, hörte sie zum Schluss und dann war sie aus der Tür.