1. Advent ❅ Weihnachtswunder gibt es nicht

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      1. Advent ❅ Weihnachtswunder gibt es nicht

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      ❅ 1. Advent ❅
      (29. November)

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      Weihnachtswunder gibt es nicht

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      von anonym


      Cara saß in dem kleinen dunklen Zimmer, in dem sie schon viel Zeit verbracht hatte, viel zu viel Zeit. Aber das Schicksal hatte anderes vorgehabt und so saß die junge Frau seit Monaten Tag für Tag auf dem immer gleichen unbequemen Stuhl aus weißem Hartplastik in dem ewig gleichen Zimmer mit den hässlichen hellgelben Vorhängen, die wohl so etwas wie Zuversicht ausstrahlen sollten. So auch an diesem Tag im Dezember. Sie starrte blicklos aus dem Fenster auf die nächtliche Stadt, die sich festlich herausgeputzt hatte, um die Menschen zu beeindrucken. Blinkende Sterne, leuchtende Lichterketten, grellbunte Weihnachtsmänner und Rentiere aus Kunststoff ließen die Straßen förmlich glühen. Aber all das sah sie nicht. Cara hatte nur Augen für ihren Mio und ihre Hand umklammerte die seine, die so schwer auf der Bettdecke ruhte.

      Es mussten schon viele Stunden vergangen sein, seit sie sich seufzend in den Stuhl hatte fallenlassen, denn plötzlich erfüllte das helle Läuten der Kirchenglocken die Luft und rief die Gläubigen zum Gottesdienst, um das Wunder zu feiern, das sich vor zweitausend Jahren in einem fernen Land zugetragen haben sollte. All die Festlichkeit draußen ließ ihr schmerzlich ihre trostlose Einsamkeit bewusst werden. Cara sah im gegenüberliegenden Fenster, wie ihrem Spiegelbild stille Tränen über das Gesicht liefen, aber sie hatte nicht die Kraft, sie wie sonst zu verbergen. Mit ihrer freien Hand tastete sie vorsichtig nach dem schmalen abschließbaren Halsreif, wie um sich zu versichern, dass er sich noch an seinem Platz befand. Sie konnte den Schmerz kaum ertragen. Um sich abzulenken, schickte sie ihre Gedanken in die Vergangenheit, hin zu glücklicheren Tagen:

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      Wieder einmal hatte Mio sie überrascht. Weihnachten war es gewesen, ihr erstes gemeinsames Weihnachten. Er hatte dafür gesorgt, dass es unvergesslich für sie bleiben würde.

      Beide liebten sie die Vorweihnachtsstimmung und waren in der Adventszeit fast jedes Wochenende zusammen auf ausgewählten kleinen Weihnachtsmärkten gewesen. Der Duft von gebrannten Mandeln, Glühwein und Zimt, Keksen, Christstollen und Tannennadeln, Geheimnissen, Geborgenheit und Güte verwob sich zu dieser einzigartigen Stimmung, die in den Menschen eine ganz besondere Herzenswärme wachsen ließ. Man wandte sich einander zu, wurde milder und gelassener. Kinder hüpften ausgelassen und mit glänzenden Augen durch die Gassen, während sich die Älteren von der Lebensfreude um sie herum mitreißen ließen.

      Hin und wieder nachdenklich betrachteten beide das bunte Treiben. Dabei fragten sie sich manchmal leise, ob sich die Menschen auch unter dem Jahr diese Wertschätzung entgegenbrachten. Die vollen Innenstädte, angefüllt mit in den Konsumtempeln hektisch umherlaufenden Menschen, auf deren Gesichtern sich unzufriedene Mienen abzeichneten und die herausgeputzten Geschäfte, die jeden Einzelnen doch nur dazu verführen wollten, möglichst viel Geld im Laden zu lassen, waren ihnen zu anstrengend. Und so hatten sie ausgemacht, sich nichts zu schenken. Eingedenk ihres Versprechens, sich nicht nur zur Weihnachtszeit einander zuzuwenden, schenkten sie sich etwas, das mit Geld nicht zu bezahlen war: Gemeinsame Zeit.

      Vielleicht lag es daran, dass es ihr erstes gemeinsames Weihnachten war, aber Cara dachte, dass sie die Farben und Gerüche, die Eindrücke und Stimmungen viel intensiver und bewusster wahrnahm als all die Jahre zuvor. Vielleicht lag es aber auch dran, dass Mio es vermochte, ihre Aufmerksamkeit zu lenken, ihren Fokus auf die kleinen Details zu legen. Sicher trug auch der Umstand dazu bei, dass sie sich ihm mehr und mehr unterordnete und das Machtgefälle zwischen ihnen immer ausgeprägter geworden war. Ja, sie war mit und durch diesen Mann an ihrer Seite sich ihrer Selbst immer mehr bewusst geworden, war sinnlicher und noch empfänglicher geworden für Stimmungen und Emotionen. Ihre Sinne waren schärfer geworden und ihre Aufmerksamkeit größer. Dies rührte sicher insbesondere auch daher, dass sie diesen besonderen Ausdruck in seinen Augen so liebte, wenn er sie stolz betrachtete, weil sein Mädchen brav, gefügig und gehorsam war.

      Ungewöhnliche Umstände hatten sie zusammengeführt. Fast schien es, als ob das Schicksal sich mit seinen ganz eigenen Plänen eingemischt hatte. Nach einem stürmischen Beginn hatten sie sich behutsam angenähert und erkannt, dass es zwischen ihnen nicht nur um leidenschaftliche Stunden ging, sondern sie neben Liebe noch etwas anderes verband. Cara spürte ihren inneren Ruf, ihren Wunsch nach Hingabe und Unterordnung und Mio hatte ihn vernommen. Nach und nach hatte sie ihm erlaubt, die Mauern ihrer kleinen Trutzburg zu überwinden, und gemeinsam hatten sie lange verschlossenen Türen geöffnet. Langsam, aber beharrlich hatte Mio ihre Grenzen erweitert, rote Linien verschoben und Cara ihre Ängste genommen, die sie aus vorherigen fehlgeschlagenen Beziehungen wie ein kleines Päckchen mit sich herumschleppte.

      Nun also verbrachten sie das erste Mal gemeinsam die Festtage.

      In der Woche vor Weihnachten waren sie in den Wald zu einer Christbaumplantage gefahren und hatten stundenlang nach einem passenden Baum gesucht. Auch wenn, wie bald jeden Winter, hierzulande kein Schnee mehr lag, war es doch kalt. So stapften sie dick eingemummelt in warmen Jacken und Stiefeln zwischen den Bäumen umher. Der hier war zu groß und der zu klein, dieser zu dick und jener zu dünn, während der nächste zu dürr und der übernächste zu krumm gewachsen war.

      Schließlich waren sie doch fündig geworden: Cara hatte ihn zwischen all den anderen Fichten und Tannen entdeckt und stolz präsentiert: Stattlich war er, gerade gewachsen, nicht zu dick und nicht zu dünn. „Fast wie du“, meinte sie lachend, woraufhin Mio sie packte und gegen eine große Buche drängte. „So?“, fragte er gefährlich leise, „wieso nur fast?!“ Sie strahlte ihn an und ihre Antwort war eindeutig: „Dir fehlen die grünen Nadeln auf dem Kopf!“ „Warte nur ab, ich werde dir deine Flausen schon noch austreiben.“ Natürlich war sie daraufhin rot geworden und hatte den Kopf verlegen gesenkt. Da kam Mio die Idee für sein Zeitgeschenk, von dem er wusste, dass bereits dessen Planung ihm große Freude bereiten würde. Zusammen fällten sie den Tannenbaum, schleiften ihn durch den Wald (warum nur musste der Baum auch im letzten Eck stehen?), um ihn nach Hause zu transportieren. Gemeinsam stellten sie den Baum in seinem Wohnzimmer auf und waren sich einig, dass sie noch nie so ein schönes Exemplar gesehen hatten.

      Als sie sich mit einem Punsch etwas aufgewärmt hatten, deutete Mio in einer unmissverständlichen Geste auf ihren Platz zu seinen Füßen. Sofort machte sich das vertraute Ziehen in Caras Bauch breit und sie kniete sich folgsam hin. Ihre roten Wangen zeugten noch von der Kälte, die der zuvor genossene Punsch langsam vertrieb. Sie mochte diese Geste sowie ihren Platz und so fiel es ihr nicht schwer, zu gehorchen. „Fräulein, du warst im Wald ziemlich frech. Findest du nicht?“ Sie nickte verschämt und ahnte, dass das wohl noch ein Nachspiel haben würde. „Gut, immerhin bist du einsichtig. Aber ich will es dir nicht zu einfach machen. Von nun an gilt Folgendes: Dir ist bis auf Weiteres kein Höhepunkt erlaubt. Fragen und betteln wird dir nichts nützen, auch wenn du das selbstverständlich tun darfst. Du weißt ja, wie sehr ich das an dir mag.“ Dann beugte er sich zu ihr vor und flüsterte mit seiner dunklen Stimme: „Du wirst lernen, was es bedeutet, von mir kontrolliert zu werden.“ Bei diesen Worten lief Cara ein Schauer über den Rücken und sie bekam eine leichte Gänsehaut. „Wie ich dich kenne, gefällt dir die Vorstellung bereits jetzt. Nicht wahr?“ Wieder nickte sie. Er schmunzelte, denn wie üblich war sie, die sonst um kein Wort verlegen war, plötzlich verstummt. „Sieh mich an, mein Mädchen und dann beantworte bitte meine Frage. Und zwar so, dass ich sie hören kann.“

      Mit großen Augen sah Cara zu ihm auf, die Wangen gerötet; ob noch von der Kälte und dem Punsch oder bereits vor Verlegenheit, war schwer auszumachen. Sie hielt die Hände verschränkt in ihrem Schoß und drückte sie fest aneinander. „Hände auf den Rücken“, befahl Mio leise. Cara zögerte, denn so konnte sie sich nicht mehr an sich selbst festhalten. Er wartete einen Moment ab, um ihr die Zeit zu geben, seinen Worten Folge zu leisten. Kurz bevor er seiner Aufforderung mehr Nachdruck verleihen wollte, gehorchte sie. „So ist es besser. Und jetzt deine Antwort.“ „Ja, es gefällt mir“, kam es verhalten über ihre Lippen. „Was gefällt dir? Magst du es mir erklären?“ „Mir gefällt, wenn du mich kontrollierst“, sagte sie leise erschauernd. „Weil ich dann spüren darf, wie viel Macht du über mich hast.“ „Ich weiß, meine Kleine. Und ich genieße es genauso wie du.“ Sie versanken eine Weile in der Vertrautheit, die zwischen ihnen entstanden war, genossen die Nähe, die in diesen Augenblicken ganz besonders intensiv zu spüren war. Schließlich verriet ihm ein Blick auf die Uhr, dass er sein geliebtes Mädchen ziehen lassen musste, denn sie hatte, wie er wusste, noch Termine. Daher löste er die Situation auf, indem er Cara sachte durchs Haar streifte und sie an ihre Verabredungen erinnerte. Daraufhin kehrte sie langsam und etwas bedauernd in die Wirklichkeit zurück. Zum Abschied küssten sie sich lange, sie wollten sie nicht voneinander lösen und mussten es doch. „Denke an meine Worte“, hörte sie zum Schluss und dann war sie aus der Tür.
      In der Woche vor Weihnachten sahen sie sich nicht, beide hatten ihre Verpflichtungen, besuchten Familie und Freunde, auch die Arbeit forderte ihren Tribut. In vielen Nachrichten und Telefonaten ließ Mio seine Kleine jedoch beständig wissen, dass er ihre Lust und Leidenschaft sehr wohl auch aus der Ferne schüren konnte. So hatte Cara häufig kleinere Aufgaben zu erfüllen, die sie an ihn und seine Worte erinnerten. An einem Tag ließ Mio sie einen kleinen Plug tragen; an einem anderen verführte er sie in einem langen Telefonat und hieß sie, sich berühren, ohne jedoch den Höhepunkt genießen zu dürfen. Er schickte ihr Nachrichten, die ihre Phantasie beflügelten und die sie nicht unbeantwortet lassen konnte. Damit hielt er sie in ständiger Erregung und ließ sie sehr genau wissen, wie sehr er es genoss, ihre Lust anzuheizen, ohne ihr die ersehnte Erlösung zu gewähren. Ihr Begehren stieg ins schier Unermessliche und Cara sehnte den Tag herbei, an dem sie Mio endlich wiedersehen würde.

      Dann war es endlich soweit. In fast kindlicher Freude hatte Cara den Tag herbeigewünscht, denn nun würden sie sich wiedersehen. Sie hatte sich für ihn hergerichtet, gleichsam wie in einer Zeremonie auf den Abend mit ihm vorbereitet. Zuerst hatte sie ausführlich geduscht. Es fiel ihr dabei schwer, die Finger von sich zu lassen und ihnen nur die notwendigen Berührungen zu gestatten. Der sinnliche Duft nach Kokos und Zitrone erfüllte das Bad und als ihre Finger prüfend über ihre Scham glitten, erschauerte sie. Sorgfältig hatte sie sich rasiert und ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass sie schön glatt und weich war. Sie mochte diese zarten Stellen, so dass die Verführung groß war. Aber Mio würde es ihr an der Nasenspitze ablesen, wenn sie ungehorsam gewesen wäre und so ließ sie seufzend ab in der Hoffnung, von ihm später gewährt zu bekommen, wonach sie sich so verzehrte. Cara wählte ihren Lieblingsduft und legte dezentes Make-up auf, ganz darauf bedacht, alles so zu tun, wie er es mochte. Schließlich kam die schwierigste Aufgabe. „Was soll ich anziehen?“, rätselte sie vor dem offenen Kleiderschrank stehend. Lange überlegte sie, was sie auswählen sollte. Am Ende entschied sie sich für etwas Außergewöhnliches und hoffte, damit seinen Geschmack getroffen zu haben.

      Nun stand Cara aufgeregt vor Mios Wohnungstür und klopfte. In der Hand hielt sie ein kleines Päckchen, umhüllt von Geschenkpapier, sorgfältig mit einer silbernen Schleife, etwas Tannengrün und einer weißen Christrose dekoriert. Als sie seine Schritte hinter der Tür hörte, machte ihr Herz einen kleinen Hüpfer und konnte sich nicht entscheiden, ob es seinen Aufenthaltsort lieber in ihrem Hals oder in ihrem Bauch wählen wollte. Es schien fast nicht möglich, aber sie war aufgeregt wie ein kleines Mädchen, das zum ersten Mal dem Christkind begegnet. Als sie hörte, wie sich die Tür öffnete, holte sie tief Luft, in der Hoffnung, dass sie etwas ruhiger werden und er ihre Aufregung nicht gleich bemerken würde. Dann endlich standen sie sich wieder gegenüber. Ein Blick in seine Augen und ihre Knie wurden weich. Unauffällig hielt sie sich am Türrahmen fest, als er sie hereinbat. Noch wusste Mio nicht, was sich unter ihrem Mantel verbarg, und sie fragte sich erneut, ob sie ihm gefallen würde. Aber nun war es zu spät, um noch etwas zu ändern.

      Mio half ihr, wie üblich, aus dem Mantel. Als der schwarze Stoff den Blick auf das Darunter freigab, weiteten sich seine Augen. Er hatte vieles erwartet, aber das nicht. Ein begeisterter Blick glitt über ihren Körper und er war froh, dass Cara mit dem Rücken zu ihm stand. So blieb ihr verborgen, dass ihm seine Gesichtszüge völlig entglitten waren. Sie hatte ihn wirklich überrascht. Was er sah, machte ihn schlicht sprachlos und ihm fiel für den Moment nichts Besseres ein, als das, was er sah, zu berühren. Cara trug einen schlichten dunkelblauen Tellerrock, der am unteren Rand mit einem weißen Band gesäumt war. Dazu hatte sie schwarze Strümpfe mit einer Naht und geschnürte Stiefeletten in der gleichen Farbe gewählt. Ihr Oberkörper aber wurde von einem Korsett aus dunkelblauem Satin fest umschlossen und setzte damit einen eleganten und gleichzeitig so unglaublich erotischen Akzent, dass ihm der Atem stockte. Der dunkle Stoff war mit kleinen silbernen Sternen verziert, so dass es wirkte, als ob sich der Nachthimmel entschlossen hatte, für heute Abend auf die Erde zu kommen. Mio sah die Schnürung und holte tief Luft. Als seine Hände über ihre Taille glitten, konnte er erahnen, wie das Korsett sie begrenzte und ihr gleichzeitig Halt geben musste. Er konnte sehr genau beobachten, wie sich ihr Brustkorb senkte und dachte bei sich, dass das Kleidungsstück offenbar mehr enthüllte, als es verbarg.

      Noch immer stand sie da, wartete auf seine Reaktionen und hörte nur, wie er immer wieder tief Luft holte. Sie wurde unsicher, da er noch immer nichts zu ihr gesagt hatte. Schließlich hielt Cara es nicht mehr aus und fragte leise: „Gefällt es dir?“ Mittlerweile hatte er seine Fassung zurückerlangt, auch wenn er seinen Blick nicht von ihr nehmen konnte. „Das gehört mir, mir ganz allein“, dachte er stolz. Er räusperte sich und antwortete: „Du bist wunderschön. Dreh dich um, damit ich dich auch von vorne betrachten kann.“ Kaum hatte er seinen Satz beendet, drehte sie sich im Kreis und ihr weiter Rock hob sich dabei leicht an. Mio wurde heiß, allein ihr Anblick, ihr koketter Blick und der fliegende Rock reichten aus, um sein Verlangen zu wecken. Er legte seine Hand auf ihre geformte Taille; er musste sie einfach spüren und schob sie energisch rückwärts gegen die Wand. Cara ergab sich seinem Drängen, natürlich tat sie das. Etwas anderes hätte sie auch gar nicht gewollt. Er fixierte sie fest und küsste sie stürmisch, während seine Hand forschend ihren Rock hob. Er spürte, dass sie nichts darunter trug, denn seine Finger fanden ihre Scham nackt und bloß. Er war von dem Gegensatz, den sie bot, fasziniert. Kurz löste er sich von ihren Lippen und flüsterte ihr mit rauer Stimme ins Ohr: „Oh, du bist so unschuldig und gleichzeitig so verdorben.“ Er holte tief Luft, am liebsten hätte er sich gleich hier und jetzt genommen, was ihm gehörte. Im schummrigen Licht der Flurlampe hätte er ihr zu gern das Röckchen hochgeschoben, sie auf den Boden gedrückt und sie hart und schmutzig benutzt, um seine Begierden an ihr zu stillen. Aber er kämpfte um seine Beherrschung, denn er wollte sich ihre und seine Gier für später aufheben. So schluckte er trocken, fuhr sich mit der Hand durch sein Haar und atmete durch. „Komm, der Glühwein wird kalt. Aber ich bin noch nicht fertig mit dir.“

      Mantel und Päckchen waren bei der leidenschaftlichen Begrüßung zu Boden gefallen; ihm fiel auf, dass sie sich sehr aufrecht hinhockte, um beides aufzuheben. Das Korsett formte nicht nur ihren Körper, sondern zwang sie auch, sich langsamer und bewusster zu bewegen. Was er sah, gefiel ihm dabei sehr. Der Abend versprach, spannend zu werden, und so zog er sie an der Hand Richtung Wohnzimmer. Sie folgte ihm noch etwas atemlos von seiner Begrüßung und lächelte selig über das, was sie in seinen Augen gesehen hatte: Stolz, auf sie, darauf, dass sie ihm gehörte, ganz und gar sein war.

      Auf dem Tisch standen zwei dampfende Becher Glühwein und ein Teller mit Lebkuchen. Aus den Lautsprechern erklang leise Weihnachtsmusik. Ihr gemeinsam geschlagener Tannenbaum war mit Lichtern, Kugeln und Strohsternen geschmackvoll dekoriert. Auf dem Adventskranz brannten die Kerzen und aus der Küche duftete es nach Ente mit Rotkohl und Klößen. Sie war wahrlich beeindruckt von der vielen Mühe, die er sich gegeben hatte. Mio lotste sie zum Tisch und reichte ihr einen Becher Glühwein: „Frohe Weihnachten meine Kleine. Schön, dass du da bist.“

      Sie tranken zusammen ihren Glühwein und als er in der Küche verschwand, um das Essen anzurichten, konnte sie nicht anders, als von den bereitgestellten Lebkuchen zu naschen. Als er mit den Tellern hereinkam, knurrte ihr Magen vernehmlich. Am Vormittag noch hatte Cara gedacht, vor Aufregung nie wieder etwas essen zu können, was ihr Bauch nun mit Widerspruch quittierte. So widmeten sie sich dem Festtagsschmaus, genossen das feine Menü und ein Glas des guten Rotweins. Schließlich war das Essen verspeist und nachdem sie zusammen die Küche wieder in einen Ort verwandelt hatten, der eher einer Küche als einem Schlachtfeld entsprach, saßen sie gemütlich auf dem Sofa.

      Sie kuschelte sich eng an ihn. Sie liebte diese ruhigen, stimmungsvollen Momente genauso wie er. Nach einer Weile griff Cara nach ihrem Päckchen und überreichte es Mio. „Ich hoffe, es gefällt dir." Vorsichtig öffnete er das Papier. Es schien ein Buch zu sein. Allerdings war es nicht irgendein Buch. Es war ihr Buch. Sie hatte sich etwas Besonderes einfallen lassen. Ihre kurzen und langen Aufsätze, die sie in einer Art Tagebuch für ihn geschrieben hatte und die bisher lediglich Platz in einem Notizblock fanden, hatte sie zu einem Buch gebunden. Sorgfältig hatte sie die Seiten herausgetrennt und zwischen den einzelnen Ereignissen ein Deckblatt eingefügt, auf dem sich ein passendes Bild oder ein Zitat fand. Sie hatte ein Register erstellt, dass das Auffinden erleichterte und einen Einband gefertigt, auf dem in ihrer Handschrift stand: „Unsere Reise“.
      Mio war zutiefst berührt und beim Blättern entdeckte er, dass sich in dem Büchlein weitere leere Seiten fanden. Für ihre nächsten Texte, die sie ihm zum Geschenk machen wollte. „Danke, dass du diese Reise mit mir machst, diese Reise ins Ungewisse, die mir alles bedeutet“, sagte sie. Er umarmte sie fest und küsste sie zärtlich auf die Stirn. „Danke, mein Mädchen, dass du mir so sehr vertraust.“ Mit diesen Worten überreichte er ihr einen schmalen Umschlag. „Das ist mein Geschenk an dich. Du darfst es öffnen.“ Neugierig öffnete sie den Brief und erwartete eine Karte, jedenfalls ein Papier. Aber alles, was ihr in die Hände fiel, war ein Schal aus schwarzer Seide. Fragend schaute sie ihn an, der Schal gefiel ihr, aber sie war sie nicht sicher, was er bedeuten sollte. „Vertraust du mir?“, fragte er und sie nickte zur Antwort. „Du wirst dein Geschenk nicht hier erhalten. Wenn du bereit dazu bist, werde ich dir die Augen mit diesem Schal verbinden, denn es soll ja eine Überraschung werden.“

      Ihr Herz klopfte heftig. „Was hatte er vor?“ Tausend Gedanken schossen gleichzeitig durch ihren Kopf und er konnte ihr ihre Verwirrung ansehen. Dennoch nickte sie zustimmend. „Ja, ich bin bereit.“ Zärtlich legte er ihr den Schal über die Augen und die Welt verschwand. „Steh auf und folge mir.“ Er ergriff ihre Hände, führte sie in den Flur und half ihr in den Mantel. „Er würde doch nicht etwa?“ Sollte sie etwas sagen, fragen? Sie hörte das Klappern des Schlüsselbundes, dann wie er in seine Jacke schlüpfte. Nervosität machte sich in ihr breit. „Wo willst du hin?“ Er sah ihre Aufregung, ihre Verunsicherung und nahm sie in den Arm. „Das kann ich dir noch nicht verraten, aber ich bin mir gewiss, dass es dir gefallen wird. Und jetzt komm.“ Mio führte sie vorsichtig aus der Wohnungstür nach draußen in das Treppenhaus und blind wie sie war, tapste Cara unsicher hinter ihm her. Sie hörte, wie er die Tür abschloss, der Schlüssel in der Jackentasche klimperte, seine Schritte auf den Fliesen klackern. Da sie nichts sehen konnte, waren ihre übrigen Sinne umso wachsamer und so war sie voll und ganz auf Mio fixiert.

      Leise wies Mio seine blinde Gefährtin auf die Treppenstufen hin, als die Stimmen des Ehepaars von schräg gegenüber im Treppenhaus erklangen. Ängstlich barg Cara ihr Gesicht an Mios Schulter: „Was werden die Nachbarn bloß denken, wenn sie mich so sehen?“ Sie spürte die fragenden Blicke, als sie hörte, wie Mio den Nachbarn mit ruhiger Stimme die Situation erklärte: „Ihr Weihnachtsgeschenk soll eine Überraschung werden. Sie erinnern sich bestimmt: Wenn Sie ihren Kindern eine große Freude machen wollten, haben Sie sie auch mit verbundenen Augen zum Christbaum geführt?“ Die Frau antwortete: „Das stimmt, in der Tat. Sie müssen sich ja sehr viele Gedanken gemacht haben. Frohe Weihnachten Ihnen beiden.“ „Frohe Weihnachten.“ Nur wenige Treppenstufen weiter hörte Cara die Stimme der Nachbarin erneut, wie sie - dieses Mal zu ihrem Gatten - sagte: „Siehst du? Das ist Liebe. Sich so viele Gedanken um eine Weihnachtsüberraschung zu machen. So etwas hast DU noch nie gemacht.“ Der Mann antwortete etwas, was nicht zu verstehen war. Er klang allerdings nicht erfreut und irgendwie unglücklich.

      Cara grinste unwillkürlich und flüsterte ihrem Geliebten zu: „Siehst du, jetzt hast du eine Ehekrise heraufbeschworen. Du setzt zu hohe Maßstäbe.“ Mio lächelte und schob seine Freundin aus dem Haus hinaus. „Ob die Nachbarin wohl immer noch so scharf auf das Geschenk wäre, wenn sie wüsste, was ich mit meinem Mädchen vorhabe?“, grübelte er und kicherte dabei unwillkürlich. Sie hörte sein leises Glucksen und fragte sich, was das wohl zu bedeuten hatte. Mittlerweile hatten sie das Treppenhaus hinter sich gelassen. Die kalte Luft an ihren Beinen sowie die Geräuschkulisse verrieten Cara, dass sie auf dem Gehsteig standen. Mio führte sie den kurzen Weg von der Haustür bis zum Auto, half ihr vorsichtig einzusteigen und befestigte sorgfältig den Gurt. Cara musste sich allein auf ihr Gehör verlassen und so nahm sie das Klicken der Tür, das Rascheln seiner Kleidung beim Einsteigen überdeutlich wahr. So fuhren sie eine ganze Weile und da die Straßen still und verlassen lagen, hatte Cara schnell die Orientierung verloren. Sie suchte nach Mios Hand, um sich festzuhalten, um ihn und seine Ruhe zu spüren. Bereitwillig hielt er sie fest, denn er wusste, dass sie jetzt seine Geborgenheit brauchte.

      Schließlich konnte sie wahrnehmen, wie das Auto langsamer wurde. Kies knirschte unter den Reifen. Cara war hellwach und alle ihre Sinne geschärft. Wieder hörte sie das Klappern von Metall, ein Quietschen und Ächzen wie von einem schweren Eisentor. Mio gab Acht auf sie beim Aussteigen und führte Cara einige Meter. Das Knirschen unter den Schuhen hörte plötzlich auf und sie vermutete, dass sie sich nun auf Kopfsteinpflaster befanden. „Bleib stehen, ich bin gleich wieder bei dir“, gebot er ihr und verschwand. Zufrieden blickte er sich um. Das hier war ein echter Glückstreffer gewesen. Bei ihren langen Spaziergängen hatten sie immer wieder durch das geheimnisvolle schmiedeeiserne Tor gespäht und geschützt, inmitten eines leicht verwilderten Gartens einen uralten Turm entdeckt. Er wirkte fast wie ein Rapunzelturm in einer Miniaturausgabe. Nach einigen Recherchen hatte Mio den Eigentümer herausgefunden. Wie es der Zufall wollte, kannte er den Besitzer. So war es ein Leichtes gewesen, die Erlaubnis für die Nutzung des Grundstücks und der leicht verfallenen Turmruine zu bekommen. Der Zaun und das Tor würden allzu neugierige Spaziergänger abhalten, wobei Mio ohnehin nicht damit rechnete, dass an dieser abgelegenen Stelle jemand vorbeikommen würde.

      Während sie wartete, versuchte Cara ihre Umgebung zu erahnen. Ein leichter Wind streifte durch ihre Haare, aber sie schien dennoch geschützt zu sein vor dem Wetter. Sie spürte eine gewisse Wärme, als ob sie in der Nähe eines Feuers stand und nahm den Geruch von verbrennendem Holz wahr. Vorsichtig streckte sie ihre Hände in unterschiedliche Richtungen aus, aber sie stieß an keine Wände. Sie rätselte weiter, was wohl geschehen würde, aber Mios Rückkehr setzte ihren Gedanken ein Ende.

      Cara hörte, wie mit einem dumpfen Geräusch ein Gegenstand auf dem Boden abgestellt wurde, dann das ratschende Geräusch eines Reißverschlusses, diverses Rascheln und das Klimpern von Metall. Leise stellte Mio sich hinter sie und berührte vorsichtig ihre Schulter. Sie zuckte unter seiner unerwarteten Berührung zusammen. Da sie nichts sehen konnte, war alles für sie sehr überraschend. Sachte streifte Mio seiner Liebsten den schwarzen Mantel ab, denn die Glut in der Feuerschale gab mittlerweile genügend Hitze. So stand Cara geschützt in den Überresten des alten Turms, dessen runde Mauern an einer Seite zwar eingestürzt, aber durch die geschickten Hände eines Statikers vor dem weiteren Zerfall bewahrt worden waren. Zum Glück war so sehr viel von der ursprünglichen Bausubstanz erhalten geblieben, die Mio nutzen konnte. Die Ringe an der Decke waren möglicherweise einmal für einen Flaschenzug gedacht gewesen, vielleicht aber auch für den gleichen Zweck verwendet worden, für die er sie jetzt zu nutzen gedachte. In die Halterungen an der Wand hatte er Fackeln gesteckt. Zusammen mit dem Feuer tauchten sie das Geschehen in ein flackerndes, fast geisterhaftes Licht und die Szene erinnerte an Ereignisse aus früheren Jahrhunderten. Mio blieb noch einen Augenblick hinter Cara stehen, den Anblick, den sie bot, genießend. Das Licht wurde von den Sternen auf ihrem Korsett reflektiert und schimmerte immer wieder auf. Unwillkürlich dachte er an die alten Sagen und Geschichten, die von edlen Rittern und dunklen Feen erzählten. „Du bist meine dunkle Fee“, raunte er ihr zu und sah zufrieden, dass sie bei seinen Worten sichtlich erschauderte.

      Anschließend ergriff Mio ihr rechtes Handgelenk, an dem er zügig eine Manschette aus schwarzem Leder befestigte. Gleiches vollzog er mit dem anderen Arm. Danach griff er nach den mitgebrachten Seilen, zog diese durch die kleinen, silbernen Ringe an den Ledermanschetten und straffte die Seile mittels zweier weiterer Ringe, die sich an der Decke befanden und fixierte Cara so mit nach oben gereckten Armen. Sie folgte dem Zug an ihren Armen und fragte sich zum gefühlten hundertsten Mal, was Mio mit ihr tun würde. Sie sehnte sich nach seinen Berührungen, nach seiner Nähe und wollte endlich mehr. Er aber beschränkte sich auf das Notwendigste, denn er wollte ihre Anspannung, die ganze Konzentration auf sich lenken. Sie sollte sich nach ihm verzehren.
      „Du weißt, wo wir sind?“, fragte er, aber sie schüttelte in einer verneinenden Geste den Kopf. „Du bist in unserem Rapunzelturm.“ Er sah, wie trotz des Knebels ein Lächeln über ihr Gesicht huschte. Schon seit sie den Turm entdeckt hatten, hatten sie sich ausgemalt, was sie dort alles tun könnten. „Zeit, dich vorzubereiten.“ Seine Worte verklangen in der Luft. „Vorzubereiten für was?“, konnte sie nur in Gedanken fragen. Er blieb ihr die Antwort nicht lange schuldig, denn er öffnete den Reißverschluss ihres Rockes, der seines Halts nun gänzlich beraubt zu Boden sank. „Füße hoch“, kam der nächste Befehl und rasch zog Mio den dunkelblauen Stoff beiseite. Unmittelbar danach fesselte er ihre Füße mit den Ledermanschetten sowie zwei weiteren Seilen an die schweren, im Boden befestigten alten Eisenringe. Cara musste ihre Beine weit spreizen, da sich die Ringe in einem deutlichen Abstand voneinander befanden. Und so stand sie nur mit dem Korsett, ihren Schuhen und Strümpfen bekleidet, in der Ruine. Dass sie noch etwas trug, betonte ihre Nacktheit an den richtigen Stellen umso mehr.

      Ohne sie zu berühren, umkreiste er sie langsam wie ein Raubtier seine Beute. Beobachtete jede ihrer Regungen. Sah, wie sich ihr Brustkorb im schnellen Rhythmus ihres aufgeregten Atems hob und senkte. Sah das leichte Zittern, das dann und wann durch ihren Körper streifte, die feine Gänsehaut, die ihre Arme zierte. Wie sie mühsam schluckte, um zu verhindern, dass der Speichel aus ihrem Mund lief. Sie war so schön, wie sie dort stand, voller Erwartung und Ungewissheit. Er wusste, dass sie sich nach seinen Berührungen sehnte. Um diese Sehnsucht noch intensiver sehen zu können, löste er nun sachte die Augenbinde. Sie blinzelte in das schummrige Licht, denn ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit hinter dem schwarzen Tuch gewöhnt. Sie sah die Fackeln an der Wand, die ihr flackerndes Licht in den Raum schickten, das Feuer, das Wärme verbreitete, die Wände des Turms aus groben Sandsteinquadern. Und dann sah sie: Ihn. Mio trat vor sie hin und ihre Augen trafen sich. Sie versank in seinem Blick. So standen sie sich gegenüber: sie, gefesselt, geknebelt und mit Augen, die mehr sagten als jedes Wort; er, voller Stolz und Freude über das Geschenk, das sie ihm machte.

      Sein Gesicht näherte sich vorsichtig dem ihren und er legte seine Hand unter ihr Kinn. Er ertrank fast in ihren Blicken, die so voller Hingabe und Vertrauen waren. Schließlich überwand Mio die letzten Zentimeter und küsste Cara zärtlich auf die Stirn. „Du bist MEIN. Und nach dieser Nacht mehr als je zuvor.“ Sie erschauerte, ihr wurde heiß und kalt. Diese geheimnisvollen Ankündigungen, keine Möglichkeit der Nachfrage, ihren Gedanken ausgeliefert und ihren Emotionen. Und auch wenn die Haltung, in der er sie offen aufgespannt hatte, wenig bequem war, fast war sie dankbar für den Halt, den ihr die Seile schenkten. „Du weißt, warum du geknebelt bist?“ Sie nickte, schüttelte gleichzeitig den Kopf. Manchmal war sie frech und vorlaut; etwas, das er gerne mit einem Knebel sanktionierte, um sie daran zu erinnern, ihr loses Mundwerk in seiner Gegenwart in Schach zu halten. Aber das konnte es nicht gewesen sein und so war sie sich unsicher, was er meinte. „Nun, meine Kleine. Weil wir hier draußen sind. Und es wäre doch misslich, wenn Fremde in der Nähe deine Schreie und dein Stöhnen hören würden.“ Er sah, dass seine Worte ihre Wirkung nicht verfehlten. Natürlich, er hatte ihr damit ins Bewusstsein gerufen, dass sie nicht in ihrem geschützten Heim standen. Mio hatte vorgesorgt, dass sie nicht überrascht werden würden. Aber das musste sie ja nicht wissen. Aus ihrem Tagebuch war ihm bekannt, dass sie die Vorstellung ängstigte, vor Fremden zur Schau gestellt zu werden, und diese Phantasie gleichzeitig aber einen starken Reiz auf sie ausübte. So lag es nahe, in einem abgesicherten Rahmen diese zwiespältigen Gefühle in ihr wachzurufen.

      Cara starrte ihn mit großen Augen an, fast bewegungslos verharrte sie. Wie hatte sie das nur vergessen können. Unsicherheit breitete sich in ihr aus. Doch da war noch etwas anderes, etwas Herausforderndes, Reizendes. Ein kühler Wind strich über ihre Beine. Cara vermochte es kaum zu glauben, aber der Gedanke dran, möglicherweise beobachtet zu werden, hatte sie erregt. Während sie mit ihren Gedanken beschäftigt war, glitt Mios freie Hand über ihren Oberkörper, erkundete ihre Taille und glitt dann zwischen ihre Schenkel. Erfreut fand er, was er erwartet hatte und als er ihre süße Perle nur ganz zart und fein berührte, stöhnte sie bereits lustvoll in ihren Knebel. „Später, meine Kleine. Später“, flüsterte er verheißungsvoll, um sich dann von ihr zu lösen und hinter sie zu treten. Ganz dicht stand er nun in ihrem Rücken, sie spürte seine Wärme, hörte seinen leisen Atem, fühlte seine Hände, die besitzergreifend auf ihrer Taille lagen. „Du gehörst mir. Alles an dir“, raunte er heiser in ihr Ohr. Dann löste er die Schleife, die die Schnürung ihres Korsetts verschloss, fasste die Bänder und als Cara das nächste Mal ausatmete, zog er die Schnürung enger. Sie keuchte auf, denn sie hatte damit gerechnet, dass er sie nun vollständig ausziehen würde. Aufgeregt holte sie erneut Luft und wieder schnürte er sie fester in das Korsett. Cara atmete flach. Mio hatte ihr im wahrsten Sinne des Wortes den Atem genommen. „Ich sagte dir, du gehörst mir und du wirst lernen, was es bedeutet, von mir kontrolliert zu werden.“ Sie nickte stumm und genoss diesen Augenblick in vollen Zügen. Das Gefühl, dass er darüber bestimmte, wie viel Luft ihr zum Atmen blieb, war absolut und überwältigend. Langsam streichelte er über ihren schlanken Hals, ließ seine Hand dort einfach ruhen. Ließ diese so machtvolle Geste wirken und als er anschließend vor ihr stand, sah er in ihrem Blick, dass sie bereit war.

      Ein feiner Speichelfaden hatte sich zwischenzeitlich seinen Weg gesucht, genauso wie er sah, dass die Nässe in ihrer Mitte sich langsam ihren Weg bahnte. Er genoss dieses Spiegelbild und den Umstand, dass sie nicht in der Lage war, ihren Körper zu kontrollieren. Sie wusste, was er sah und verlegen drehte sie den Kopf beiseite. „Sieh mich an, meine Kleine“, kam seine prompte Aufforderung. „Du läufst aus, weil ich es will. Und weil du ein braves Mädchen bist, tust du das, was ich von dir erwarte.“ Sie wurde rot, sie schämte sich und doch machte es sie stolz, seine Wünsche zu erfüllen, auch wenn das bedeutete, dass sie sich für ihn demütigte. „Du wirst heute Nacht für mich leiden.“ Der Satz traf sie unvermittelt und direkt, hart und unerwartet. Cara krümmte sich zusammen, so weit es ihre Fesseln zuließen. Mit einem Mal fühlte sie sich unglaublich schutzlos. „Ich will die Tränen in deinem Gesicht sehen, die Ausweglosigkeit und deine Hingabe, wenn du das erduldest, was ich von dir fordere.“ Mit diesen Worten griff er nach dem Gegenstand, der im Schatten auf einem Sims versteckt vor ihren Blicken gewartet hatte. Als sie erkannte, was er in den Händen hielt, weiteten sich ihre Augen erschrocken und ihr gesamter Körper spannte sich an. „Das wird er nicht tun“, schoss es durch ihren Kopf. „Alles, nur das nicht“, flehte sie stumm. Er sah die stille Bitte in ihren Augen. „Dein Betteln hilft dir nichts.“ Mio wusste, er würde heute eine Grenze überschreiten, denn in seiner Hand hielt er den von ihr so verhassten Rohrstock. Lange hatte er auf den richtigen Moment gewartet, bis sie so weit Vertrauen gefasst hatte, dass er dieses Instrument zum Einsatz bringen würde. Er war sich sicher, dass er Cara damit die schönsten Töne entlocken würde.
      Mio hob den Rohrstock an und lenkte ihn zwischen ihre Schenkel. Ängstlich verfolgten ihre Blicke jede seiner Bewegungen, gleichzeitig versucht, seine Augen im Blick zu behalten, um seine Absichten zu erkennen. Sie zitterte in der Erwartung, er würde sie damit gleich schlagen. Aber er tat nichts von all dem, was ihre Phantasie ihr eingab. Stattdessen drängte er den Stab zwischen ihre Schamlippen, legte ihn direkt in ihre warme, feuchte Mitte und rieb sachte über ihre Perle. Die Berührung ließ sie beben und er sah in ihren Augen, wie sich ihre Angst in pure Lust verwandelte. Sanft bewegte er den Stock hin und her, ihre Feuchtigkeit verteilte sich glänzend auf dem Rattanholz. Cara zog an ihren Fesseln, sie wollte mehr. Das war offensichtlich, aber unbeirrt von ihrem Begehren streichelte er sie nur so, dass ihre Lust immer stärker entflammte, ohne ihr jedoch mehr zu schenken. Dann zog er sich zurück, trat hinter sie. Genüsslich ließ er den Rohrstock nun durch die Luft sirren. Sie hielt die Luft an, spannte in Erwartung seines Hiebes alle ihre Muskeln an. Aber kein Schlag traf sie. Sondern seine Hand, die ihr einen festen Klaps auf ihren Hintern gab. Es brannte, ein roter Abdruck zeichnete sich ab und unmittelbar danach spürte sie erneut das kühle Holz auf ihrer Scham. Eine ganze Weile wechselten sich seine Hiebe und die Verlockungen des Rohrstocks ab, bis sie keuchend in den Seilen hing und sich feiner Schweiß auf ihrer Haut gebildet hatte. Ihr Po war leicht gerötet und willig, mehr zu empfangen.

      Und dann hörte sie das Sirren. Unverkennbar und bevor sie erfasste, was geschehen war, traf sie ein Hieb des Rohrstocks. Sie schrie leise in den Knebel und sofort schossen ihr die Tränen in die Augen. Mio aber schickte schnell seine Finger auf die Reise, streichelten sie, drangen ein wenig in sie ein und verwandelten den Schmerzensschrei in lustvolles Keuchen. Seine Hände erkundeten ihren Körper, bis sie erneut weich und willig war. Und wieder traf der Rohrstock auf ihre zarte Haut. Die roten Striemen zeichneten sich auf ihrem Po langsam ab und so überließ er sie einem Wechselbad aus Lust und Schmerz, das ihr die Sinne raubte. Sie zog an ihren Fesseln und suchte zugleich Halt in ihnen. Wollte entkommen, wollte, dass er aufhörte, und wollte doch, dass er weitermachte.

      Ja, sie hatte verloren. Verloren, weil er es wollte. Und sie litt für ihn, schenkte ihm ihre Hingabe, ihren Schmerz, ihre Lust und ihre Tränen.

      Plötzlich kehrte Stille ein. Er hatte aufgehört. Zitternd und bebend stand sie da, atemlos, gefesselt und doch frei. Voller Erwartung, was er als Nächstes tun würde. Doch er befreite sie von ihrem Knebel, löste ihre Fesseln, hielt sie fest, als sie erschöpft zu Boden sank. Sie war so weich, so hilflos und doch kniete sie. Den Blick gesenkt, voller Demut. Mio bewunderte sie dafür, dass sie selbst jetzt nur daran dachte, ihm zu gehorchen. Eine tiefe Gewissheit für das, was er als Nächstes vorhatte, durchströmte ihn. Und so holte er aus der bereitgestellten Tasche ein kleines Kästchen hervor. „Meine Kleine“, begann er. „Mein Mädchen. Du bist alles, was ich mir wünsche. Ich bin so stolz auf dich, denn du bist so voller Vertrauen, voller Hingabe und Gehorsam. Du bist so stark und stolz in deiner Demut. Du bist mein.“ Cara blickte ihn mit tränenverschleiertem Blick an. Sie ahnte, was es bedeutete und ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals. „Ich möchte dein sein, dir gehören, dein Eigentum sein“, kam es fast wie von selbst aus ihrem Mund. Er öffnete das Kistchen und griff nach dem Inhalt.

      „Schließ die Augen.“ Sie gehorchte. Er trat hinter sie und als er das kühle Metall um ihren Hals legte, als sie das Klicken hörte, mit dem er das Schmuckstück verschloss, wusste sie, dass sie angekommen war.

      Und von irgendwoher erklang das Glockengeläut und es war Weihnachten.

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      Nur mühsam kehrte Cara in die Gegenwart zurück, als eine Krankenschwester der Intensivstation das Zimmer betrat, um nach dem Rechten zu sehen.

      Die Schwester sah Cara zusammengesunken am Bett ihres Gefährten sitzen. Mitfühlend legte die Krankenschwester eine Hand auf Caras Rücken und lange teilten die zwei Frauen die tröstende Nähe miteinander. Schließlich berührte die fremde Frau Cara an der Schulter und zog sie sachte, aber beharrlich aus dem Stuhl. „Gehen Sie nach Hause. Es ist weit nach Mitternacht“, sagte die fremde Frau fürsorglich. Cara nickte und wischte sich über das tränenüberströmte Gesicht, verließ das dunkle Zimmer und lief einsam durch die grell erleuchteten Flure des Krankenhauses, die nach Desinfektionsmittel, Krankheit und Tod rochen. Cara schauderte; ihren geliebten Mio an so einem Ort zurücklassen zu müssen, erschien ihr unvorstellbar. Der Gedanke, dass er ihr Päckchen dieses Jahr nicht öffnen würde, dass er sie nie mehr in den Arm nehmen würde, ließ sie rasend vor Trauer werden und Wut und Verzweiflung über das Geschehene zerrissen ihre Seele.

      Mittlerweile hatte Cara den Ausgang erreicht und blickte sehnsüchtig zurück. Sie hörte immer wieder Mios Stimme in ihrem Kopf, wie er ihr zuflüsterte: „Sei stark und kämpfe. Nicht für mich. Für dich.“ Es sollten seine letzten Worte gewesen sein. Ihr Herz zog sich vor Schmerz zusammen und der Knoten in ihrer Brust drohte sie zu überwältigen. Schluchzend lehnte Cara sich an die kalte Wand und schlug verzweifelt die Hände vor das Gesicht.

      Das Weihnachtswunder, auf das sie in den bangen Monaten seit jenem unglückseligen Tag im Sommer, als sich ein LKW und zwei Autos auf der Landstraße begegnet waren, so schmerzlich gehofft hatte, hatte sich nicht erfüllt.


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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von AleaH () aus folgendem Grund: r bei "Autor/in" eingefügt, schließlich schreibt hier kein Auto ;)