Abendliche Rituale bei Fernbeziehungen

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Wir haben folgendes Abendritual: ich kniee vor dem Bett auf meinem Fell, lasse den Tag Revue passieren konzentriere mich auf meine Atmung und leere meinen Kopf. Bevor ich ins Bett darf, sage ich meinem Herrn meinen Satz. Wenn wir räumlich getrennt sind, schreibe ich ihm den Satz. Mir hilft das zur Ruhe zu kommen und mich auf uns/mich zu besinnen.
      Carpe et diem et noctem.
      Früher... ja ich muss und darf es so formulieren,
      gab es zum späten Abend noch einen Austausch über die Tagesaufgabe.
      Dabei stand mein Erleben und dessen Verarbeitung im Vordergrund.
      Weiterhin floss damit ein, das Gegenüber(den RABEN als Mann und DOM/switcher) mit seinen Schwächen und Stärken kennenzulernen, ein Gefühl für die Denkweise und auch für die Lust zu bekommen.

      So entstand stets ein offener Austausch über Bilder, Gedichte, Musik und die Lebenseinstellung.

      Ich bin der erste, die damals grüsste und war auch die, die sich in die N8 verabschiedet.
      ...

      Anfänglich war der Austausch sehr von sexuelle Vorlieben und Gedankengut bestimmt, was sich mit der Länge der Online-Beziehung zunehmend veränderte.
      Nach dem ersten Treffen(es brauchte 3 Jahre) veränderte sich die Qualität nochmals extrem.
      ...

      Heute:
      Da er Hausmann ist und ich in der Tretmühle stehe...ist unsere gemeinsame "alleinige" Zeit weitherhin von Genussmomenten und Gesprächsaustausch bestimmt. Es gibt wirklich nichts, was nicht aus verschiedenen Blickwinkeln beredet wird.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Noctua ()

      In einer früheren Beziehung habe ich immer kurz vor dem Schlafengehen einen kleinen Tagesbericht verfasst, meist im Bett auf dem Tablet. Der konnte mal kurz sein und nur in wenigen Sätzen bestehen, oder auch mal länger ausfallen: was ich so gemacht habe, was heute wichtig war, was ich erlebt habe, Gedanken, manchmal auch Phantasien. Dafür bin ich noch im Nachhinein sehr dankbar, denn dadurch sind mir viele schöne, erstaunliche oder skurrile Ereignisse schriftlich erhalten geblieben – denn am meisten geschrieben habe ich natürlich, wenn ich im Ausland war, an einem Jahresfest, einer Veranstaltung oder einem Kurs teilgenommen habe. Manchmal war es auch anstrengend, aber mir ist wirklich nur sehr wenige Male vor Müdigkeit das Tablet aus der Hand gefallen, ehe ich auf „Senden“ gedrückt habe. Von 365 Tagen habe ich wohl an rund 340 Tagen geschrieben.

      In meiner jetzigen Beziehung mache ich das nicht mehr, um meinen Sir nicht zu überlasten (er hat einen sehr langen und vollgepackten Arbeitstag), aber ich schreibe immer einen Abend- (und auch Morgen-)gruß auf whatsapp, und schicke manchmal ein Bildchen dazu, dass einen Gedanken oder eine Phantasie ausdrückt, mal einfach nur Zärtlichkeit, mal eine sexuelle – die Phantasie dahinter ist nicht immer eine neue (das liegt in der Natur der Sache, die Welt wird ja nicht jeden Tag neu erfunden), das Bild aber meist schon. Den Gruß erwidert er und meist bekomme ich ebenfalls ein Bild, gelegentlich auch mal mit einer Aufgabe verknüpft (die kommt allerdings eher morgens als abends). Zu besonderen Anlässen singe ich auch mal ganz schrecklich per Sprachnachricht, oder spreche eine Botschaft ein, das gefällt ihm meist sehr (gerüchteweise hab ich eine angenehme Stimme). Neulich habe ich auch mal ein (kurzes) Gutenachtlied auf der Harfe eingespielt – hatte nach der 31. Aufnahme nur noch kleine Fehler, glaube ich … :rolleyes:

      Insgesamt sind diese abendlichen Nachrichten wohl mehr D/S als SM-lastig, gelegentlich auch kontrollierend-fürsorglich, denn wenn ich beim Arzt war oder irgendwas gerade Probleme bereitet, will er das wissen und erwartet natürlich, dass ich mich nach seinen Anweisungen richte, wenn er denn welche dazu hat, oder er erinnert mich an Dinge, die ich tun soll. Die Regelmäßigkeit des Austauschs (= das Ritual) erschafft in diesem Fall auch auf Distanz ein großes Maß an Nähe und Innigkeit. Es ist zwar „nur“ ein Abbild des Zusammenlebens (oder so sieht das der postmoderne Materialist wohl), es zeigt aber eigentlich, dass Geist und Seele den Nachteil der räumlichen Distanz ganz gut überbrücken können. Ich glaube zwar nicht, dass Shakespeare an whatsapp gedacht hat, als er Julia den Satz „Zu Liebesboten taugen nur Gedanken“ in den Mund legte, aber er hätte mit Sicherheit einen Blockbuster daraus gemacht („Whatsapp: der grüne Dämon“ oder so…) :whistling:
      "Wenn Du mal groß bist, möchte ich sein wie ich!" (Ralph Wiggum)
      Ich versuche meinem Herr pünktlich auf die Minute, zu der von ihm vorgegeben Bettgehzeit, eine Nachricht zu schreiben.
      Einfach nur :
      Gute Nacht, mein Herr!
      Dazu ab und an, das ich brav im Körbchen liege oder mich unter die Decke kuschel.
      Eine Nachricht erwarte ich dann nicht zurück, freue mich aber wenn ich sie bekomme!
      Danach ist für mich Schluss mit Forum oder Community.
      Kitty