Macht BDSM süchtig?

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      Ich würde auch sagen, dass es süchtig macht.
      Zwar bin ich noch Anfängerin, aber ich kann jetzt schon sagen, dass ich nicht mehr darauf verzichten will/kann.
      Allerdings ist die Sucht danach bei mir unterschiedlich und tagesformabhängig. Bin ich mit mir im Lot und läuft alles normal, kommt es vor, dass ich kaum an etwas anderes denken kann und dann auch ein unglaubliches Verlangen habe.
      Bin ich gestresst, frisst der Stress alles auf.
      Man kann einen Menschen nichts lehren; man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu finden.

      (Galileo Galilei)
      Die Formulierung "süchtig" ist, wie hier im Thread ja schon gut mehrfach dargestellt worden ist, sicherlich unglücklich, weil sie als "Abhängigkeit" und "Sucht" missverstanden werden kann.
      Wir sprechen hier aber doch von einer Neigung, die man hat oder auch nicht. Die suchen wir uns ja nicht aus im Sinne von "och, ich glaub, ich steh jetzt mal auf BDSM". Warum wir diese Neigung haben, wissen wir nicht und macht ja auch keinen Sinn, dem nachzuforschen - es sei denn man ist Sexualpsychoanalytiker und macht das zu wissenschaftlichen Zwecken.

      Aber, dass man nicht genug davon haben kann und immer mehr ausprobieren liegt doch viel mehr in der Natur des Menschen, der neugierig ist und Grenzen testen will. Auch wenn jemand nur im Vanilla-Bereich zu Hause ist und sich hier aufgeilen kann, dann gibt es doch genauso immer mehr, was einen kickt und man probiert mit seinem Partner mehr aus. In dem Kontext hat ja die "Sex-Sucht" ja auch eine völlig andere Bedeutung und geht wieder auf Abhängigkeit zurück, bei der wir eigentlich leiden.

      Lese ich den Anfangsthread - danke übrigens für das hübsche Thema @Mr P - ist klar, dass es sich hier viel mehr um tiefste Lust handelt, die man einfach ausleben kann, die einen ausfüllt und die man einfach auch nicht aufhören möchte. Für alle, die hier geschrieben haben, dass sie das Gefühl kennen, freue ich mich so (mit), dass ihr dieses Gefühl habt, denn es macht einen doch einfach nur glücklich!!
      Ich bin da etwas zwiegespalten.

      Manchmal habe ich schon das Gefühl, dass ich süchtig danach bin, denn ich habe durchaus gewisse Entzugserscheinungen nach ca. 2 Tagen ohne ... :rot: ... z.B. Zickigkeitsanfälle und unstillbare Unruhe...
      ... und wenn man das Suchtmittel in geeigneter Form präsentiert, z.B. Werkzeuge und Fesselmaterialen, etc. zurecht legt und dann nichts passiert ist das Folter ... ;( ...

      Andererseits erfüllen die Empfindungen nicht unbedingt die Kriterien einer klassischen Sucht.
      Es ist halt einfach eine ganz wunderbare und unglaublich erfüllende Form meiner Sexualität die ich so oft wie möglich ausleben möchte.
      Was du suchst,
      ist nicht auf den Gipfeln der Berge, nicht in den Tiefen der Meere,
      nicht in den Straßen der Städte;
      es ist in deinem Herzen.

      <3

      Also wenn man BDSM als Sucht bezeichnen will, dann würde ich es – bezogen auf das Gefühl – in folgende Richtung einordnen:

      Stellt Euch vor, Ihr seid frisch verliebt, so richtig heftig, könnt Eure/n Liebste/n aber leider nicht so oft sehen, z.B. weil Ihr eine Fernbeziehung führt oder einer von Euch beiden häufig auf Dienstreisen ist. Nun seht Ihr Euch nach Wochen endlich wieder und könnt gleich ein ganzes Wochenende miteinander verbringen. Ihr fallt Euch freudig in die Arme ("Endlich! Ich hatte schon Entzugserscheinungen..."), tauscht leidenschaftlich Küsse aus und kurze Zeit später landet Ihr eigentlich auch schon im Schlafzimmer... Und da verbringt Ihr dann das Wochenende... :D Da sagt man dann (egal ob als BDSMler oder Vanilla!) schon mal sowas wie "Ich bin so süchtig nach dir!" oder "Deine Küsse machen süchtig! Meeehr...", was im Grunde ja bloß heißt, dass man halt einfach nicht genug voneinander bekommen kann, nicht die Finger voneinander lassen kann. Auch nach der fünften "Runde" nicht...

      Sonntag Abend trennen sich die Wege dann leider wieder und spätestens am nächsten Tag, wahrscheinlich aber bereits wenn man zu Hause angekommen ist, sich irgendwann schlafen legt und merkt, dass nun keiner mehr neben einem liegt, geht es los mit den "Entzugserscheinungen": Craving (starkes Verlangen = in diesem Falle Sehnsucht), niedergeschlagene Stimmung, Weinerlichkeit, Gereiztheit, Gedankenkreisen (wieder aufleben lassen von besonders aufregenden Situation des Wochenendes), Apathie (weil man von den schönen Momenten träumt) usw... ;)

      Also ja, im übertragenen Sinne "darf" man es ruhig als "Sucht" bezeichnen, finde ich... Der Begriff ist zwar nicht ohne Grund ein negativ behafteter, doch wird er umgangssprachlich ziemlich oft verwendet – und zwar ohne Bezug auf das, was Sucht tatsächlich bedeutet. Wie oft hört oder sagt man sowas wie "Boah, diese Schokolade macht sowas von süchtig!" und möchte damit lediglich zum Ausdruck bringen, dass man besagte Schokolade verdammt lecker findet und sich kaum bremsen kann, wenn man so 'ne Tafel in den Händen hält und einmal angefangen hat... Schmeckt gut, löst Glücksgefühle aus, will man nicht drauf verzichten. Oder: Man entdeckt plötzlich eine Band für sich und verliebt sich regelrecht in deren Musik – man hat sie immer auf dem Handy dabei, um sie auch beim Radfahren oder wenn man auf den Bus wartet zu hören, zu Hause laufen die CDs sowieso rauf und runter und in ruhigen Momenten trällert man die Stücke vor sich hin, ohne es überhaupt noch zu merken... Freunde fragen einen schon genervt, ob man denn wirklich gar nichts anderes mehr hört und man antwortet grinsend "Nö! Ich bin da im Moment (!) total süchtig nach!"... Die Musik spricht einen einfach sehr an, macht gute Laune, inspiriert und berührt einen auf positive Weise – das ist alles und hat mit "echter" Sucht nun wirklich nichts zu tun.

      Ich denke, das in etwa ist die Form von "Sucht", die man auch mit BDSM in Zusammenhang bringen kann und die vermutlich viele gemeint haben, die hier mit einem klaren Ja geantwortet haben. Es tut uns gut, löst unglaublich viele, teils sehr intensive, Gefühle in uns aus, lässt uns abschalten, macht den Kopf frei, fordert und fördert uns, wirkt beruhigend und belebend zugleich, stillt Sehnsüchte, kann helfen Druck abzubauen und Anspannungen zu lösen, kann ein Ausgleich zum sonstigen / beruflichen Alltag sein und einen gewissermaßen sogar in seiner Entwicklung weiterbringen usw...

      Die Aufzählung könnte man beliebig fortsetzen – es gibt unzählige weitere positive Dinge, die BDSM in uns bewirken kann. Natürlich trifft auch nicht alles davon auf jeden zu, aber selbst wenn es nur ein paar dieser Punkte oder auch ganz andere Aspekte sind, ist es doch nur verständlich, dass man davon nicht genug bekommt, es so oft und intensiv wie möglich (er)leben will, sich darauf und darüber freut und sich stark danach sehnt, wenn man schon längere Zeit "abstinent" ist oder (aus irgendwelchen Gründen) sein muss (wobei "längere Zeit" natürlich ein dehnbarer Begriff ist und je nach Empfinden sowie Gewohnheiten einer Person völlig unterschiedlich ausfallen kann). Wir Menschen haben Bedürfnisse, die gestillt werden wollen – und wir sind nun mal bestrebt, immer möglichst glücklich zu sein, uns gut zu fühlen, Schönes zu erleben und Dinge zu genießen. Und wenn sich so viele positive, wohltuende Dinge in einer Sache finden lassen – und dann auch noch derart intensiv wie es mit BDSM möglich ist – ist es gar nicht verwunderlich, wenn man es nicht einfach nur toll findet, sondern es nicht mehr missen möchte und irgendwann sogar meint, dass man es braucht. Weil es gut tut, glücklich macht und erfüllend ist – auch nachhaltig. Nun gut, ein Kokser sagt vermutlich auch, dass ihm seine Line am Morgen gut tut und Glücksgefühle bereitet und dass ihn sein Joint am Abend wunderbar entspannen und abschalten lässt. Der gravierende Unterschied aber liegt darin, dass es dem Süchtigen gewiss nicht gut tut, sondern schadet.

      Oh, und es gibt noch so viele Punkte mehr, die den Anschein erwecken, BDSM und Sucht würden sich ähneln und nah beieinander liegen – bei genauerer Betrachtung aber deutlich zeigen, dass und wie sie sich voneinander unterscheiden und dass es zwei ganz verschiedene Paar Schuhe sind! Ein paar Beispiele gefällig? Bitte sehr:


      BDSM belebt Geist und Seele – (stoffgebundene) Süchte vernebeln den Geist, verzerren die Wahrnehmung und betäuben Gefühle.

      Wer BDSM lebt, setzt sich evtl. der ein oder anderen Gefahr aus, aber immer unter der Voraussetzung, dass man dabei aufeinander aufpasst – eine Sucht ist schädlich und zerstört auf Dauer, dagegen kann auch der beste Freund oder der liebende Partner nichts tun.

      BDSM bringt oftmals geile Qualen mit sich – eine Sucht hingegen ist eine ernsthaft belastende Qual.

      BDSM befördert einen zeitweise auf eine Wolke, die irgendwo in der Nähe von Wolke 7 liegt – Sucht entfremdet einen auf lange Sicht dauerhaft von der Realität.

      BDSM hat für viele mit dem Ausleben der tiefsten Wünsche und Sehnsüchte sowie mit Selbstentfaltung zu tun – Sucht verhindert genau diese Dinge, ist häufig Selbstbetrug und Flucht vor Problemen oder gar vor sich selbst (z.B. weil die innigsten Sehnsüchte und Bedürfnisse aufgrund der aktuellen Lebensumstände nicht erfüllt werden können)!


      Und um die ursprüngliche Frage abschließend nochmal für mich selbst zu beantworten: Wenn BDSM in dem Sinne als Sucht verstanden wird, wie ich es gerade beschrieben habe, dann ja, dann bin ich "süchtig" und finde das auch gar nicht schlimm. :) Ist hier aber von der pathologischen Sucht die Rede, also einer ernsthaften Abhängigkeit mit Krankheitswert, distanziere ich mich davon und sage ganz klar Nein!
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      Süchtig im sinne Krankhaft NEIN!

      Aber süchtig im sinne es haben zu wollen und einfach als ein teil von sich selbst zu sehen und das Verlangen in sich zu spüren ist für mich völlig normal. Es ist halt mehr als nur n Spiel oder Leidenschaft.
      Träume sind da um gelebt zu werden, also stürze dich ins Leben und träume nicht nur davon ! :dance:
      Süchtig im schwärmerischen Sinne ganz gewiss.
      Steht in einer Reihe mit Erfolg, Geld und Geschwindigkeit bei mir; übertrifft alle anderen Elemente aber noch an Intensität.
      Nach einer gewissen Entzugszeit kann ich theoretisch auch ohne leben - aber wer will das praktisch schon :pardon: ?
      Ich habe bemerkt, dass ich ohne BDSM nur 'funktioniere'.
      Es fehlen die Tiefe, der Rausch, die Farbenvielfalt des Lebens :saint: .
      Hallo Ihr!

      Danke für alle die Antworten im Laufe der Jahre. Es ist immer wieder schön wenn ein altes Thema von einem Selbst wieder auftaucht und man mit Abstand zurück schauen kann.

      2013 habe ich diese Frage geschrieben. Da waren wir am Beginn unserer D/S Beziehung.

      Heute, 4 Jahre danach, kann ich sagen dass es ein fixer Bestandteil unseres Lebens ist. Und ja, es gibt Phasen wo BDSM weniger da ist und welche mit viel mehr. Auch im Alltag. Es ist gut so wie es ist.

      Zum Begriff "Sucht" - Naja, süchtig würde ich heute vielleicht nicht mehr sagen, aber ohne gehts auch nicht :gruebel:

      Liebe Grüße
      Mr.P
      Wenn ich auch nicht alles begreife, so hat doch alles einen Sinn....
      Moin moin,
      der Anfänger mal wieder :D
      das was wir alle hier auf unterschiedliche Weise betreiben/aus-leben & lieben ist von der Natur genau so gewollt.


      Wir lieben Essen, brauchen es. Keine Sucht.
      Wir Leben Vegetarisch, Vegan oder nicht :P
      Wieder keine Sucht.
      Wir betreiben alle unser eigenes BDSM. KEINE SUCHT.

      ABER, wir sind alle SÜCHTIG nach den GEFÜHLEN die wir mit unserer Weise zu Leben & zu Lieben, erzeugen. Oder kann nur einer von uns Freiwillig auf sein
      Geliebtes
      Ausgelebtes BDSM
      dauerhaft verzichten?

      Ich Gestehe für mich ein, ICH BIN SÜCHTIG, und ich werde SÜCHTIG bleiben :thumbsup:

      MfG Talon
      :dance:
      Ich würde den Begriff Sucht auch nur im negativen Sinne verwenden. Also solang man nicht den Job hinschmeißt, weils nicht ohne BDSM geht, wird wohl noch alles ok sein.

      Außerdem macht es bei einer Sucht ja nich unbedingt Spaß, sondern es is einfach ein Gefühl das man es machen MUSS, ein belastender innerlicher Druck, schwer zu beschreiben.
      Ich habe jetzt einige Zeit gebraucht diesen recht alten Beitrag zu finden, weil mich das Thema aus gegebenem Anlass interessiert hat.... und bin froh, dass es anderen auch so geht.

      Wir führen keine 24/7 Beziehung. Im normalen Leben Augenhöhe (wir sind auch beide viel zu chaotisch und verrückt...und ich zu frech :rot: )
      Aber auch in sexueller Hinsicht Leben wir nicht immer BDSM aus, auch wenn wir fast immer schon die härtere Gangart bevorzugen.

      Jetzt war es aufgrund einiges Alltagsstess so, dass wir 2 Wochen keine richtige Session hatten.
      Der fehlende Schmerz, etc. fehlt mir so, dass ich das Gefühl habe, dass sich so eine innere Unruhe in mir ausbreitet.

      Nicht schön :pillepalle:
      Ganau diese Frage habe ich meinem Dom heute auch gestellt und bin froh, das ich hier etwas des über gefunden habe :thumbsup:

      Was ich gelesen habe bestätigt meine Vermutung das ich mich definitv auch zu den Süchtigen zähle. Egal ob man diesen Begriff auch negativ auslegen kann, es bereichert mein Leben und das meines Doms so ungemein.......darauf kann man nicht mehr verzichten wollen. Ich fühle mich nach einer sehr langen Zeit endlich geerdet und angekommen.

      Wir feilen zwar noch an der richtigen Dosis der Droge BDSM, aber das wird sich mit der Zeit einspielen. Absetzen werden wir sie auf jeden Fall nicht :dance:

      Danke für diesen Thread
      Ich kann mir keine Beziehung ohne Küssen vorstellen, bin ich deswegen kusssüchtig? Nein.
      Ich kann mir keine Beziehung ohne Sex vorstellen, bin ich deswegen sexsüchtig? Nein.
      Ich kann mir im Moment keine Beziehung ohne BDSM-Anteile vorstellen, bin ich deswegen BDSM-süchtig? Nein.

      Aber es fickt meinen Kopf und zwar ständig.... :D

      Und...ich denke, ich hänge (nur so ein ganz kleines bisschen) an der GD-Forumsnadel :pardon:
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -