Macht BDSM süchtig?

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      ArdaDom schrieb:

      Allerdings haben wir den wichtigeren Punkt, ausser acht gelassen.
      Abhängigkeit.

      warum?
      BDSM ist eine Neigung, keine Sucht. Also kann sich auch keine Abhängigkeit daraus ergeben.
      Abhängigkeit entsteht nicht aus dem BDSM, sondern aus anderen Persönlichkeitsmerkmalen bzw. besser aus Manipulation. In einer gleichwertigen Beziehung wird es keine Abhängigkeit geben.

      Im übrigen kommen wir jetzt ins Gebiet der Begrifflichkeiten

      Es hat sich nämlich zumindest im wissenschaftlichen Sprachgebrauch der Begriff "Abhängigkeit/Missbrauch" durchgesetzt, dort spricht man nicht mehr von "Sucht". Die Abhängigkeitskriterien nach ICD-10 stehen ja schon auf der ersten Seite...

      Und abschließend möchte ich auf das Konzept "achtsame Sprache" aufmerksam machen.
      Man sollte Worte so gebrauchen, wie sie gedacht sind. Auch wenn´s anstrengend ist und Umdenken verlangt.
      "wenn wir einmal irrtümlich verschiedener Meinung sind, haben wir uns besonders lieb"

      Katharina schrieb:

      BDSM ist eine Neigung, keine Sucht. Also kann sich auch keine Abhängigkeit daraus ergeben
      Mit dieser Aussage wäre ich zurückhaltend. Im Grunde kann man von allem Abhängig werden, kann sich alles zu einer Sucht entwickeln.
      Was versteht man unter einen Sucht? Allgemein versteht man darunter ja das Verlangen nach einem bestimmten Ergebnis, welches man nicht selbst bestimmt steuern kann. Vergleichbar mit einer Alkoholsucht, kann damit auch BDSM zu einer Sucht werden. Wenn aus der Spielart eine Abhängigkeit zu BDSM-Praktiken wird, dann ist aus meiner Sicht ein Grundkriterium der Sucht erfüllt. Kann ich z.B. einen Orgasmus nur noch erleben wenn ich vorher ausgiebiges Spanking betrieben habe, kann ich nur noch intim werden wenn dabei Fesseln, Gerte oder sonstige SM-Gegenstände ins Spiel kommen, dann trifft dies ziemlich genau meine Definition von Sucht. Denn das kann ich dann selbst bestimmt nicht mehr unterbinden. Wenn mein Verlangen nach BDSM meinen Alltag bestimmt, wenn ich nicht mehr in der Lage bin ein nicht-bdsm-getriebens Leben zu führen, dann würde ich von Sucht sprechen. Und ich meine mit nicht-bdsm-getrieben nicht dass sich jemand, bewusst und freiwillig, für 24/7 entscheidet und dann verzichtet, sondern dass, auch ohne Partner, alles im Leben einen BDSM-Bezug haben muss.

      Und dabei spielt es dann für mich auch keine Rolle ob der Zwang zu BDSM aus der Neigung zu BDSM rührt.

      KrisDom schrieb:

      Kann ich z.B. einen Orgasmus nur noch erleben wenn ich vorher ausgiebiges Spanking betrieben habe, kann ich nur noch intim werden wenn dabei Fesseln, Gerte oder sonstige SM-Gegenstände ins Spiel kommen, dann trifft dies ziemlich genau meine Definition von Sucht. Denn das kann ich dann selbst bestimmt nicht mehr unterbinden.
      Da gehe ich nicht d'accord. Menschen werden von ganz unterschiedlichen Dingen erregt und wenn jemand 'Blümchensex' nichts abempfinden kann ist das nicht krankheitswertig. Wenn man einen bestimmten Reiz zur Erregung benötigt, ist das nicht als Sucht, sondern als Fetisch definiert. Sucht bedeutet Kontrollverlust mit häufig negativer Auswirkung auf andere/alle Lebensbereiche, nicht dass man nur bestimmte Dinge erregend findet.
      Ich denke die Unterscheidung ist sehr schwierig @Currer Belle, der Gard schmal.
      Wenn ich keine Lust auf Blümchensex habe ist das doch etwas anderes, als wenn ich Zwanghaft, und das ist hier der wichtige Aspekt, etwas anderes "brauche" als Blümchensex. Darauf ziele meine Ausführung.

      Ich finde Sex mit BDSM-Anteil in der Tag sehr viel befriedigender als Kuschelsex. Aber ich kann meinem, ich nenne es mal normalem, Familienleben auch nachgehen ohne ständig daran zu denken wie ich meine Partnerin das nächste mal fesseln oder spanken möchte. Und das macht dann für mich den Unterschied aus, zwischen dem freiem Willen BDSM zu leben, und der Sucht es leben zu müssen.

      Vielleicht hilft aber eine weitere Abgrenzung zwischen Kick und Sucht: Wenn ich den Kick suche, z.B. durch Spanking in Stimmung zu kommen, dann ist das dass eine. Wenn ich aber immer mehr brauche, heute Spanking, morgen dann Waterbondage, weil Spanking nicht mehr reicht, dann ist es, meiner Meinung nach, eher Sucht als Fetisch.
      Ich finde deine Aussage schwierig, @KrisDom, weil wir da ganz schnell bei Kink Shaming sind. Und ich finde du vermischst da auch zwei unterschiedliche Dinge ein wenig.

      KrisDom schrieb:

      Wenn ich keine Lust auf Blümchensex habe ist das doch etwas anderes, als wenn ich Zwanghaft, und das ist hier der wichtige Aspekt, etwas anderes "brauche" als Blümchensex.

      ...
      Ich finde Sex mit BDSM-Anteil in der Tag sehr viel befriedigender als Kuschelsex. Aber ich kann meinem, ich nenne es mal normalem, Familienleben auch nachgehen ohne ständig daran zu denken wie ich meine Partnerin das nächste mal fesseln oder spanken möchte.
      Ich finde das eine (was findet man befriedigend) und das andere (ist BDSM ein ständiges Thema und beeinträchtigt den Alltag) haben überhaupt nichts miteinander zu tun und das war der Kern dessen, was ich ausdrücken wollte.

      Bei deiner ersten Aussage geht es ganz einfach um ein Erregungsmuster und das kann alles mögliche sein. Wir sind inzwischen glücklicherweise so weit, dass wir alle Paraphilien und Fetische als nicht krankheitswertig ansehen, solange der Betroffene oder andere nicht darunter leiden. Vielleicht gibt dir Kuschelsex weniger, einem anderen gibt er aber gar nichts. Beides völlig ok, oder? Ich find das hat auch nichts mit "Zwanghaftigkeit" zu tun.

      Bei deiner zweiten Aussage geht es im Endeffekt entweder um eine hohe Libido, oder um Sexsucht. Wo liegt da der Unterschied zwischen ständig an Vanilla-Sex denken und ständig an Spanking Sessions denken? Beides könnten für die betroffene Person Gedanken sein, die halt regelmäßig auftauchen, aber nicht stören (hohe Libido), oder sehr starke Impulse mit Suchtcharakter, die den Alltag beeinträchtigen.

      Natürlich kann eine Sexsucht auf BDSM ausgerichtet sein, genauso wie sie auf Promiskuität, Voyeurismus oder sonstwas ausgerichtet sein kann. Aber im Kern ist es eine Sexsucht. Und da ist die Eskalation dessen, was einen Kick gibt, auch ein typisches Merkmal, aber nicht Hauptmerkmal. Ob man etwas stärker gefährdet ist, eine Sexsucht zu entwickeln, wenn man BDSM praktiziert - da dabei vielleicht noch mehr süchtigmachende Botenstoffe ausgeschüttet werden - das könnte man mal untersuchen, das wäre interessant.
      Ich glaube wir sind da gar nicht so weit weg von einander, wenn es um die Definition von Sucht geht.
      Die Ursprungsfrage lautet aber, macht BDSM süchtig.
      Im Verlauf der Diskussion war dann die Frage ob man Sucht nicht von Neigung bzw. Abhängigkeit trennen müsse, bzw. das BDSM eben eine Neigung sei, aus der dann im Umkehrschluss keine Sucht entstehen könne.

      Grundsätzlich, und da sind wir glaube ich einer Meinung, kann alles süchtig machen. BDSM, Blümchensex, oder das Sammeln von Holzdübeln.
      Aber hier geht es ja ganz speziell um BDSM: Kann ich im Bezug zu BDSM in eine Sucht verfallen! Meine Antwort hier, ganz klar Ja.

      Vielleicht ist das Beispiel mit dem Spanking auch nicht wirklich glücklich gewählt. Natürlich würde ich einen Masochisten, der durch Schmerz Befriedigung erfährt, nicht als süchtig bezeichnen.
      Wenn aber sein ganzer Alltag, sein komplettes Handeln vom Gedanken an das nächste Spanking geprägt ist, und beispielsweise ein geregeltes Arbeitsleben nicht mehr möglich ist, dann ist besagte Person nach meinem Empfinden süchtig. In diesem Falle dann nach einer Praktik um Umfeld von BDSM.
      Süchtig? Nunja... Es zeigt einem was man will und braucht. Und davon wird man nicht mehr los kommen. Wie oft hab ich es verflucht so zu sein wie ich bin.. weil ich keine "normale" Beziehung eingehen kann ohne zu verkümmern.. ja.. es fühlt sich an wie eine Sucht.
      hm es gibt wohl Menschen, die sind Suchttypen - dh sie sind anfälliger für Süchte. Egal ob Alkohol, Drogen, Sex oder sonstiges.
      Insofern ok @KrisDom, es mag Menschen geben, für die auch BDSM-Praktiken zur Sucht werden können. Wenn sie für so was anfällig sind.

      Auch und die, die ganz frisch dabei sind, noch im ersten Hormonrausch. Für die mag es sich auch wie eine Sucht anfühlen, das normalisiert sich aber ja wieder.

      Nur weil ich keine Beziehung ohne BDSM mehr möchte, bin ich nicht süchtig danach.
      "wenn wir einmal irrtümlich verschiedener Meinung sind, haben wir uns besonders lieb"
      Bald brauchen wir einen Sub-Thread zum Thema "Wie definieren wir Sucht" :D

      Katharina schrieb:

      es mag Menschen geben, für die auch BDSM-Praktiken zur Sucht werden können. Wenn sie für so was anfällig sind.
      Ich denke dass jeder Mensch anfällig für eine Sucht ist. Das ist nun mal keine bewusst gefällte Entscheidung. Mag sein dass die Willensstärke eines Menschen vor bestimmten Suchttypen (z.B. Alkohol- oder Spielsucht) "schützt", aber wenn ich ohne es zu bemerken in eine Abhängigkeit gerate, dann spielt aus meiner Sicht eine Anfälligkeit keine Rolle mehr.

      Katharina schrieb:

      Nur weil ich keine Beziehung ohne BDSM mehr möchte, bin ich nicht süchtig danach.
      Ich habe einen guten Freund der ist begeisterter Fallschirmspringer. Er selbst bezeichnet es als Sucht, denn er stellt sich in fast jeder sich ergebenden Situation die Frage ob und wie man wohl dort Fallschirmspringen kann. Das reine Springen aber, so sagt er es selbst, sei dabei gar nicht das was ihn kickt. Es ist der Zustand der sich einstellt wenn er gesprungen ist. Wenn der Körper all die Botenstoffe aussendet die ihn glücklich machen.
      Übertragen auf BDSM wäre dies nicht die Praktiken an sich, sondern der Zustand der Glückseligkeit der sich im Anschluss daran einstellt. Ergo wären wir dann nicht alle irgendwie süchtig ?

      Bald wird das Thema philosophisch....

      KrisDom schrieb:

      Übertragen auf BDSM wäre dies nicht die Praktiken an sich, sondern der Zustand der Glückseligkeit der sich im Anschluss daran einstellt. Ergo wären wir dann nicht alle irgendwie süchtig ?
      Naja, wenn man das so lapidar meint, wie z.B. "ich bin süchtig nach Schokolade", wenn man sehr gern Schokolade isst, dann passt das vielleicht. Das ist aber dann schon fast banal, oder?

      Ich habe hier schon geschrieben, was die offizielle Definition von Sucht ist. Du hast das im Endeffekt auch schon rausgearbeitet @KrisDom, nämlich den Kontrollverlust (auf Wikipedia: "das unabweisbare(!) Verlangen"), mit möglicherweise negativen Auswirkungen für das persönliche Leben und Umfeld des Betroffenen. Und da hat @Katharina auch recht, dass es Menschen gibt, die mehr und welche, die weniger gefährdet sind. Und das hat mit Willensstärke erstmal nichts zu tun, ob man für eine Sucht anfällig ist, oder nicht. Dazu gibt es Forschung, wir müssen da nicht drüber philosophieren - und wenn es eine medizinische Definition gibt, macht es denke ich auch Sinn, sie zu nutzen und sich keine eigene zu überlegen.

      KrisDom schrieb:

      Bald brauchen wir einen Sub-Thread zum Thema "Wie definieren wir Sucht
      Ich denke dass jeder Mensch anfällig für eine Sucht ist. Das ist nun mal keine bewusst gefällte Entscheidung.
      Zuerst einmal gehe ich per Definition mit Katharina und Currer Belle konform.

      Das hat auch nichts mit Subsicht oder -definition zu tun sondern ist die gebräuchliche Definition von Sucht. Klugscheissermodus an: also wäre Deine persönliche Domdefinition hier die Individualdefinition.

      Jetzt aber btt:
      Natürlich ist es nie die Droge, die einen nach mehr verlangen lässt sondern immer der Zustand den sie auslöst.

      Hier wäre für mich der große Knackpunkt Sucht, Kontrollverlust, eben auch mit negativen Auswirkungen auf denjenigen selbst und sein Umfeld oder wie Katharina schrieb bewusste Entscheidung auf etwas nicht verzichten zu wollen, keine Sucht.

      Also zur Ausgangsfrage macht BDSM süchtig? Meine Antwort nein, aber der individuelle Zustand und die daraus entstehenden Gefühle können es tun. Das wiederum ist sicher abhängig von der Persönlichkeit.

      Und um noch einmal auf Deinen letzten Absatz einzugehen meine Neigung gehört zu mir aber ich bin mir sicher, ich könnte auch eine glückliche Beziehung ohne klassisches BDSM führen, die Frage für mich persönlich ist, will ich das, womit wir wieder bei Kontrolle wären :D
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall

      Hera schrieb:

      KrisDom schrieb:

      Bald brauchen wir einen Sub-Thread zum Thema "Wie definieren wir Sucht
      Ich denke dass jeder Mensch anfällig für eine Sucht ist. Das ist nun mal keine bewusst gefällte Entscheidung.
      Zuerst einmal gehe ich per Definition mit Katharina und Currer Belle konform.
      Das hat auch nichts mit Subsicht oder -definition zu tun sondern ist die gebräuchliche Definition von Sucht. Klugscheissermodus an: also wäre Deine persönliche Domdefinition hier die Individualdefinition.
      @Hera Ich denke, @KrisDom meinte mit "Sub-Thread" einen "Unter-Thread", also nicht bezogen auf Sub oder Dom.

      Was das eigentliche Thema angeht, finde ich es auch sinnvoll, die medizinische Definition von Sucht zu verwenden. Wenn man davon ausgeht, dass man für fast alles eine Verhaltenssucht entwickeln kann, würde ich BDSM da nicht als mehr oder weniger gefährlich, süchtig zu werden, einschätzen, als andere Aktivitäten, die man gerne tut.

      Tara1729 schrieb:

      @Hera Ich denke, @KrisDom meinte mit "Sub-Thread" einen "Unter-Thread", also nicht bezogen auf Sub oder Dom.
      :rofl: vermutlich hatte ich da schon zu viel Sonne, Sub gelesen und mal direkt falsch interpretiert. Ja macht Sinn was Du sagst, sorry @KrisDom.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall
      Süchtig nach dem Gefühlssturm den BDSM auslösen kann, nach Endorphin und Adrenalin, nach der tiefen Entspannung danach...ja das ist möglich.
      Nicht bei jedem Menschen, wahrscheinlich auch nicht bei der grossen Masse der BDSMler.
      Bei einzelnen, wenn mehrere Faktoren unglücklich zusammentreffen kann das passieren.
      Das kann, wenn es dumm läuft, ungesunde Ausmaße annehmen.

      Vermutlich kennen die meisten von Euch das "Anfängerhoch" (ein besseres Wort fällt mir nicht ein) alles ist neu, man bekommt nicht genug davon. Manch altem Hasen geht es nicht anders.
      Bei mir war es so dass ich eine extrem wilde Phase hatte, mich entdeckend austobte, vom Guten an mancher Stelle nicht zuviel bekam, dafür an anderer Stelle nicht so Gutes erlebte. Wer sich auf die Reise durch die weite Welt des BDSM begibt strandet manchmal an für Andere unbekannten und ungastlichen Orten.

      Ich legte, aus Gründen die nicht im öffentlichen Teil des Forums lesbar sein werden, eine mehr als drei Jahre andauernde Pause ein. Und vermisste die Magie des BDSM. Ich sehnte mich nach dem Teil von mir, mal nicht taff sein müssen, der Weichheit meiner Seele ihren Raum einräumen zu können.
      Um meinen Körper singen zu hören betrieb ich Sport, anfangs in humaner Dosierung, am Ende jenseits des Vorstellbaren...


      Inzwischen bin ich nach harten Monaten wieder, wohl zum 1. Mal so richtig, bei mir angekommen. Ich bin am Punkt in dem ich nicht vergessen, aber verdaut habe was mich fast ans Ende trieb.

      Dieses Posting spiegelt meine, sehr, persönliche Erfahrung um die Suchtgefahr im Kontext zu BDSM wieder. Sie ist alles andere als allgemeingültig, und nicht übertragbar.

      Warum ich diese hier dennoch hinterlasse? Nicht um Bedauern oder Lob zu ernten.

      Damit nicht in Vergessenheit gerät dass jede Aktion eine Reaktion nach sich zieht, auch wenn sich das jetzt schwülstig lesen mag und manchen Leser spontan die Fussnägel hochzurollen vermag, beim BDSM agieren nicht nur Körper, sondern Seelen miteinander.


      LG
      Seilhauch

      Seilhauch schrieb:

      Süchtig nach dem Gefühlssturm den BDSM auslösen kann, nach Endorphin und Adrenalin, nach der tiefen Entspannung danach...ja das ist möglich.
      Nicht bei jedem Menschen, wahrscheinlich auch nicht bei der grossen Masse der BDSMler.
      Bei einzelnen, wenn mehrere Faktoren unglücklich zusammentreffen kann das passieren.
      Das kann, wenn es dumm läuft, ungesunde Ausmaße annehmen.
      Dry (BDSM) January,

      genau das haben meine Partnerin und ich gestern beschlossen und alles weggepackt, was Richtung BDSM geht, das Bett frisch bezogen und uns frisch gereinigt und bekleidet zur Nachtruhe gelegt.

      Wieso? Weil genau das, was @Seilhauch beschrieben hat, bei meiner Partnerin eingetreten ist: ein absoluter Kick durch die Sessions, endloses Fliegen, tiefe Befriedigung und dann plötzlich ein bis drei Tage später innere Unruhe, Verstimmtheit, Grübeln und immer wieder die Frage, ist das nicht zuviel. Nach einer langen und intensiven Session am Neujahrsmorgen haben wir uns gestern Nachmittag tief in die Augen geschaut und instinktiv beide dasselbe gesagt: Pause!!

      Uns Zeit zu geben zum Neuadjustieren, die Eindrücke zu verarbeiten, dessen was wir in den letzten 18 Monaten an Wegstrecke gemacht haben, und neu Lust auf uns beide zu bekommen.

      Gestern Abend im Bett hat sich das richtig gut angefühlt, als wäre uns eine Last von den Schultern genommen worden, als hätten wir uns von einem Dämonen befreit. Und haben gegiggelt und gekuschelt wie zwei frisch verliebte Teenager :love:
      Manchmal ist der Sinn des Lebens eine dunkle Gasse und manchmal auch der strahlende Frühlingstag.
      @DJRonA:
      Guter Entscheid!
      Wenn es euch später wieder reizt, könnt ihr jederzeit weitermachen. Wie heisst es doch noch: Distanz schafft Verlangen.
      Und wenn nicht, auch gut. Dann eben was anderes.

      So oder so: Ich finde es besonders herausragend, dass ihr darüber reden konntet und eine gemeinsame Lösung gefunden habt. Stark! :thumbup:
      Tatsächlich denke ich, das schon als typisch zu nennende „High“, also das rauschhafte Erleben der ersten BDSM Erfahrungen verwirrt viele Menschen und verstellt den Blick für eine vielleicht später geführte „Alltags“Bindung mit BDSM Kontext.

      Sucht bedeutet ja oft die immer gequältere, verzweifelte Suche nach dem nächsten „Hoch“ (sei es Rausch oder was auch immer)/ und das verträgt sich auf Dauer nicht mit einer gelebten Liebe. Klingt kontrovers- aber ich führe das aus:

      Liebe (nicht Verliebtheit) ist ein ruhiges, starkes Gefühl, bei dem Loyalität und Verlässlichkeit wichtige Anteile sind. Das steht absolut nicht im Gegensatz zur BDSM Bindunf, im Gegenteil.

      der Rausch aber, das atemlose Erleben neuer und ungeheurlich empfundener Reize (seien es Schmerzen, Devotion oder was auch immer) steht im Gegensatz zum Alltag mit Wäsche, Autoreparaturen etc.

      Meiner Erfahrung nach ist die Bindung, Liebe und Erotik die Basis und das immer mal wieder gemeinsame Erleben herausstechender BDSM Elemente (das müssen keine großen Dinge sein- das mag von einem ungeahnten Griff ins Haar beim Kochen bis hin zur gemeinsamen Planung einer play Party gehen) genau das Salz, das unsere Lebenssuppe so würzig macht.

      Als Sucht empfinde ich das nicht ….zumindedt nicht in meiner Konstellation.

      Auf der „Jagd“ nach immer weiter, höher, schneller kann es aber sicher dazu werden.
      Stark genug, um schwach zu sein.

      Curylicious schrieb:

      Auf der „Jagd“ nach immer weiter, höher, schneller kann es aber sicher dazu werden.
      Vielen Dank für Deine Gedanken und an @Major für sein Lob ^^ .

      Wir waren definitiv nicht auf der Jagd, ja, Abwechselung schon und mal internsiver, mal weniger intensiv, aber nicht auf der Jagd. Es war eher so ein Gefühl des Eingeengtseins und die sich immer mehr verstärkenden Stimmungsschwankungen meiner Partnerin, die uns zur Besinnung gebracht haben. Auch haben wir festgestellt, dass 2023 sehr angestrengend für uns gewesen war. Jeder von uns hatte ziemlich viel um die Ohren und wir haben uns beide auch selbst viel zugemutet. So eine Art "teenage angst" hatten wir, Angst, Dinge zu verpassen und alles mitnehmen, was am Wegesende passiert.

      Das müssen und werden wir in diesem Jahr sicherlich anders regeln, aber unsere Liebe ist mittlerweile schon ein Band des Vertrauens und der tiefen Zuneigung, ohne in Blindheit zu verfallen, dagegen haben wir einiges an Lebenserfahrung gesammelt.

      Zurück zur Ausgangsfrage: Ja, BDSM kann süchtig machen, denn die Folgen können ähnlich einer klassischen Drogenabhängigkeit sein.
      Manchmal ist der Sinn des Lebens eine dunkle Gasse und manchmal auch der strahlende Frühlingstag.