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Bitte liked jedoch nicht diesen Beitrag, da er nicht vom Autor eingestellt wurde, sondern im Rahmen des Geschichtenadventskalender.
Der Autor wird, sofern er es möchte, zeitnah hier eine Antwort posten. Diese dann bitte liken, so dass eure Likes auch bei ihm ankommen.
❅ 18. Dezember ❅
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Noch sechs Tage
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von @Lemming
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Zu dieser Geschichte gibt es zwei weitere Teile:
Teil 1: 18.12. –♥– Adventskalender
Teil 2: 18.12. .★. Kling Glöckchen
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Teil 1: 18.12. –♥– Adventskalender
Teil 2: 18.12. .★. Kling Glöckchen
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Es war noch in der ersten Jahreshälfte, als sich in Lisa etwas veränderte. Vielleicht hatte ich es ein bisschen übertrieben mit ihr, vielleicht war ich auch manchmal etwas zu weit gegangen, weiter als es ihr lieb war. Seit ich als freier Mitarbeiter für eine Zeitung schrieb - der Kontakt war auf einem zufällig stattfindenden Klassentreffen zustande gekommen, zu dem ich eigentlich gar nicht gehen wollte - hatte ich sehr viel Zeit. Ich teilte mir mit zwei Kollegen eine Kolumne, die wir abwechselnd unter dem gleichen Pseudonym schrieben. Sie erschien nur einmal in der Woche in einem eigenen Magazin. Da die Kollegen ständig ausgetauscht wurden, war ich schon bald der Dienstälteste unter uns. Ich konnte mir aussuchen, wann ich schrieb, schrieb aber insgesamt öfter als die anderen. Zusätzlich schrieb ich noch einzelne Artikel für das normale Tagesblatt, oft über die Immobilienbranche, wenn es sich anbot, da ich mich in der sehr gut auskannte, weil ich die längste Zeit meines Lebens für sie tätig war. Mit meinen Artikeln stieß ich nicht nur auf Gegenliebe. Ich polarisierte. So manchem bin ich auf die Füße getreten, auch wenn ich keine Namen nannte. Es gab Kräfte, die mich loswerden wollten, aber auch welche, die hinter mir standen. Egal was ich schrieb, meine Artikel bekamen mit Abstand die meisten Leserbriefe. Auch wenn es sich nicht ausnahmslos um Freundschaftsanfragen handelte, sondern mir und der Zeitung auch regelmäßig gedroht wurde, war es doch ein eindeutiger Beweis dafür, dass wir gelesen wurden und es hieß, dass ich nicht ganz unschuldig daran wäre, dass die Auflage in der letzten Zeit immerhin stabil blieb.
Jedenfalls ging mir die Arbeit gut von der Hand. Ich arbeitete fast ausschließlich von zuhause aus, konnte mir die Zeit einteilen und hatte sehr viel Freiraum. Ich wurde wieder kreativ und Lisa bekam das zu spüren. Hatte sie sich im Vorjahr noch sehr vernachlässigt gefühlt, ließ ich ihr nun kaum noch Luft zum Atmen. Für mich schien es wie ein zweiter Frühling zu sein, doch Lisa wurde es zu viel, aber ich merkte es nicht. Am Abend waren wir wieder auf dem Dachboden. Sie hing lange gestreckt unter einem der vielen Balken. Peu à peu hatte ich in den Monaten zuvor Grenzen verschoben. Die Gewohnheit schien es mir zu erlauben. Lisa hatte stillgehalten, weil sie an das schlimme letzte Jahr dachte. Zunächst war sie ja froh, mich endlich wieder zu haben. Doch dann… Ich merkte nicht, dass sie weniger lachte oder dass ihr Lachen manchmal nur gespielt war. Dabei war Lisa in der Zwickmühle. Sie freute sich ja auch über meine wiedergewonnene Euphorie und Lebensfreude und wollte mich nicht bremsen oder noch schlimmer, dass ich wieder in Traurigkeit versank.
Wir lagen schon im Bett, hatten das Licht gelöscht und hielten uns an der Hand, als es plötzlich aus ihr herausbrach.
„Wo steht eigentlich geschrieben, dass ich ständig meinen Arsch hinhalten muss? Wir können den Spieß doch mal umdrehen, damit du auch mal fühlst, wie das ist.“
Es war nicht viel, was sie sagte, und ich hätte es missverstehen können. Aber mir wurde schlagartig klar, worum es ging, und mir war, als wenn sie mich mit dem Hammer getroffen und darauf gestoßen hätte. Ich drückte ihre Hand und suchte mit meiner freien Hand nach ihrem Gesicht, um ihre Wange zu streicheln. Sie war feucht. Lisa weinte neben mir, ohne dass ich es merkte. Es tat weh, zu erkennen, was für ein Holzkopf ich war.
Ich wusste sofort, dass es so nicht weiter gehen konnte. Aber ich hatte einen Kloß im Hals. Meine Gedanken rasten mir durch den Kopf und ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Mit meiner Antwort überraschte ich mich schließlich selbst.
„Du vergisst, dass ich sehr viel älter bin als du. Ich habe schon vor dir gelebt und weiß, wie es sich anfühlt.“
Das war nun wahrlich nicht das, was ich in dieser Situation sagen wollte, aber ich brach instinktiv etwas auf, das uns weiterführen konnte.
„Was willst du damit sagen?“, fragte Lisa.
Ich zögerte einen Moment, weil ich nicht wusste, ob ich ihr das wirklich erzählen wollte. Doch was blieb mir jetzt anderes übrig. Ich hatte Lisa nie viel aus meinem Leben erzählt, selbst wenn sie mich gezielt fragte. Sie wusste von mir nur das Nötigste und irgendwann hatte sie aufgehört, Fragen zu stellen. Vielleicht habe ich mir manches für die besonderen Momente aufgehoben, oder ich wollte einfach nur geheimnisvoll erscheinen. Ich weiß es nicht. Irgendwann hatte sich das dann verselbstständigt und ich kam aus der Nummer nicht mehr raus, selbst wenn ich es gewollt hätte.
„Als ich noch jung war, war ich einige Zeit mit einer älteren Frau zusammen. Wir führten ein Leben wie du und ich, nur dass wir nie zusammengewohnt haben und unsere Rollen vertauscht waren.“ Ich war noch nicht soweit, gleich alles auszuplaudern, und musste auch erst mal in meinen Erinnerungen kramen. Auch wusste ich nicht, wie Lisa darauf reagieren und ob sie sich überhaupt dafür interessieren würde, besonders in diesem Moment, wo sie das Thema eigentlich überzuhaben schien. Doch die Art, wie sie fragte, schien etwas anderes auszusagen.
„Und du hast dich von ihr schlagen lassen?“
„Ja.“
„Hat es dir gefallen?“
„Sie hat mir gefallen, egal was sie tat. Aber am meisten mochte ich, wenn sie mich berührte. Ihre Hände waren so weich und zart. Sie wusste genau, wie sie mich anfassen musste, dann war ich Wachs in ihren Händen. Sie war so reif und erfahren. Meine Jugend gab ihr die Sicherheit, weil sie sich mir überlegen fühlte. Aber das habe ich auch erst viel später verstanden. Und ich mochte ältere Frauen, schon bevor ich sie kannte. Zu Schulzeiten war ich mal in eine Lehrerin verliebt. Das ist ja keine Seltenheit. Aber ich glaube, in sie war die halbe Klasse verknallt.“
„Klar, weil die andere Hälfte Mädchen waren“, sagte Lisa und kicherte leise.
„Was sie aber nicht davon abhalten musste, sich auch in sie zu verlieben“, gab ich zu bedenken.
Ich spürte, wie Lisa sich entspannte. Es schien ihr gutzutun, dass ich ihr aus meiner Vergangenheit erzählte. Sie krabbelte zu mir unter die Decke und schmiegte sich ganz eng an mich.
„Wie habt ihr euch kennengelernt?“
„Sie stand mitten in der Nacht an einer Bushaltestelle und hielt den Daumen raus. Ich habe sie fast übersehen und habe eine Vollbremsung hingelegt. Dann bin ich 80 Meter im Rückwärtsgang zu ihr zurückgefahren.“
„Das erinnert mich daran, dass wir uns auch an einer Bushaltestelle kennengelernt haben.“ Lisa suchte nach meinem Mund und küsste mich, als sie es sagte. Es war mir nie aufgefallen, aber sie hatte Recht, die beiden bedeutendsten Begegnungen in meinem Leben fanden tatsächlich an einer Bushaltestelle statt.
„Wie ging es weiter? Ist sie gleich über dich hergefallen?“
„Nein. Sie war etwas angetrunken und es ging ihr nicht gut. Als ich losfuhr, fing sie an zu weinen. Sie war das erste Mal allein aus, seit… Ihr Mann war gestorben, als sie schwanger war. Herzinfarkt. Ganz unerwartet. Als alleinerziehende Mutter fand sie niemanden, der sich ernsthaft für sie interessierte. Und irgendwann, nach einigen bitteren Enttäuschungen, hatte sie sich damit abgefunden und sich zurückgezogen. In der Nacht, als ich sie aufgabelte, schlief ihre Tochter bei einer Schulfreundin. Sie wusste selbst nicht, was sie erwartet hatte, hatte schon vorher etwas getrunken, bevor sie aus ging. Und dann kam sie sich total verloren vor. Als sie angesprochen wurde, ist sie auf die Toilette geflüchtet und hat sich fast übergeben müssen. Der Typ hatte sie angeekelt und sie selbst sich auch.“
„Das hat sie dir alles erzählt?“
„Wir saßen über zwei Stunden vor dem Haus, in dem sie wohnte, in meinem Auto. Sie war froh, das alles mal loswerden zu können. Und sie vertraute mir, weil ich so jung war und sie nichts von mir befürchtete. Ich war gerade 20, ein junges Bürschchen in ihren Augen, und sie doppelt so alt wie ich. Als wir ausstiegen, dämmerte es bereits.“
„Du bist noch mit zu ihr gegangen?“
„Ja.“
„Hat sie dich?“
„Ja.“