Gedanken zur Dominanz

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Gedanken zur Dominanz

      Ich liebe das Spiel mit Macht. Ich genieße das Spiel.
      Es ist das, was mich an BDSM fasziniert wie sonst nichts anderes.

      Dominanz ist eine Palette an Möglichkeiten. Wir betrachten öfter die Palette von dieser Seite – aus Sicht der Führung. Das ist verständlich, denn hier liegt die Richtung und der Ton, der angeschlagen wird. Trotzdem möchte ich nicht versäumen zu erwähnen: Ein Machtverhältnis entsteht zwischen zwei (oder mehr) Akteuren und beide (respektive alle zusammen) gestalten es aus. Kreativität ist von beiden Seiten gefragt.
      Bevor ich mich gedanklich der Submission widme, hier ein paar Gedanken zur Dominanz.

      Dominanz ist eine Kunst. Ich verehre sie. Und es gibt sie nicht geschenkt. Wie ein Künstler an seinen Fertigkeiten arbeiten muss, ein Sportler trainieren und ein Musiker üben, so ist auch Dominanz nichts, was man ohne Herzblut erreicht. Viele sagen: Entweder man hat es oder man hat es nicht.
      Natürlich ist da etwas dran... eine Idee, ein Gespür, ja eine Faszination sollte man schon mitbringen. Wenn mich Dominanz und Machtgefälle nicht erregen, reizen, dann kann ich es nicht herzaubern.
      Aber nur weil ich es mag, kann ich aber noch lange nicht gut spielen. Machtverhältnisse sind etwas zutiefst individuelles. Jede Führung ist anders, jedes Folgen sieht anders aus.
      Und der Begriff „naturdominant“ verblasst für mich als Qualitätsmerkmal: Ja, ich gehe davon aus, dass jemand der eine dominante Rolle füllt, dominant sein möchte.

      Aber ein dominantes Spiel mit seinen Möglichkeiten auszureizen und erfüllend zu spielen? Das verlangt ein bisschen mehr als diese „angeborene“ Faszination. Und vor allem braucht es einen Gegenpart.
      Ich kann erst ausprobieren, wie ich jemanden führe, wenn mich jemand vor die Aufgabe stellt, ihn zu führen. Und die sieht nun jedes Mal anders aus. Sogar vielleicht von Tag zu Tag. Es ist ein individuelles Spiel.

      Und ich mag es dieses Spiel zu spielen. In seinen ganzen Facetten – und es ist pure Freude, alle Nuancen zu entdecken. Zum Schluss geht es dabei doch gar nicht darum, wo ich hingeführt werde. Die Praktik wird zur Spielwiese des Machtverhältnisses. Und zur Erfüllung eines tieferen Bedürfnisses.

      Eine dominante Rolle zu füllen, bedeutet für mich mit all diesen Möglichkeiten zu experimentieren. Wie sage ich etwas als Dom? Bin ich laut oder leise? Freundlich? Hart? Flüstere ich etwas ins Ohr? Wie oft wiederhole ich etwas? Wie ist mein Tonfall? (Viele berichten ja, dass ihre Stimme sich im Augenblick dieser Dominanz verändert und sonorer wird)
      Was sage ich? Welches Vokabular benutze ich?
      Wie viel meiner Absichten lasse ich durchscheinen? Mit welchen Emotionen meines Gegenübers möchte ich spielen? Was fordere ich wann ein? Wie viel Zeit lasse ich jemandem?

      Ein Beispiel aus meinem Nähkästchen (kleine Szene, viel Dominanz):
      Ich komme rein. Sein Kuss ist fordernd. Er drängt mich an die Wand in die Ecke. Nur mit seinem Körper. Sagt erstmal nichts. Er küsst meinen Hals... mit Leidenschaft. Dann flüstert er mir ins Ohr – ziemlich klar und abgebrüht: „Zieh Deine Ohrringe aus. Sie werden stören!“ Meine Augen weiten sich. Er grinst.

      Das hat mich völlig wahnsinnig gemacht...ich in die Ecke gedrängt und diese Verheißung, dass meine Ohrringe für Kommendes im Weg sind. Ich wusste nicht, was kommt. Und er genießt in vollen Zügen meine Anspannung.
      Mein Aushalten von Ungewissheit. Und wir sind mittendrin. Ausgeliefertsein. In seinen Händen für etwas, was mich erwartet.

      Es braucht nicht immer viel. Es braucht kein teures Equipment (aber mit macht es auch sehr viel Freude!), um Spannung, Kribbeln und Hingabe zu erzeugen.
      Noch einen Hinweis an alle in dominanter Position: Lasst Sub an Eurem Auskosten teilhaben. Ein Teil des Schlüssels liegt darin, dass man auch zeigt, wie sehr man den „Sieg“ auskostet. Ich glaube das wird oft vergessen.
      Wer als Sub Widerstände überwindet, mit Anspannung kämpft, Ungewissheit aushält, wer Gehorsam zeigt, wer sich hingibt, wer sich unterwirft, der braucht eine Verbindung zum dominanten Part – es braucht einen Spiegel, wie sehr Dom das erfüllt und erregt.
      Und auch das ist Teil des Spieles.
      Wie demonstriere ich das? Auch hier gibt es so viele Möglichkeiten... und es gibt nichts Schöneres als das Auskosten von Dominanz auch erleben zu dürfen ( naja zumindest für mich auf der submissiven Seite).
      Also ihr lieben Dominanten da draußen: Schöpft aus dem Vollen.
      Prinzipiell finde ich es immer schön, wenn man Sichtweisen von der "anderen Seite" zu sehen bekommt.
      So auch prinzipiell hier.

      Was mich daran allerdings "irritiert" ist, wenn ein devoter Mensch einem dominanten Part erklären möchte, wie er Dominanz sehen sollte. Und selbstverständlich auch umgekehrt.
      Ich finde es auch viel zu allgemein gehalten in dem Sinne, dass es die vielen Facetten über einen Kamm schert.
      Was ist mit den Menschen, die es nicht "spielen"?

      Es gibt Menschen, die nehmen automatisch eine Führungsrolle ein, wenn sie zum Beispiel in einer Gruppe sind. Ungewollt, einfach weil es von innen kommt. Ohne dazu aufgefordert zu werden zu führen. Und ebenso gibt es diese unter devoten und dominanten Menschen, die einfach agieren, ohne es zu üben, ohne es zu spielen. Die einfach so sind wie sie sind. Weil sie so sind.
      Ich finde, hier wird leider alles auf ein Spiel reduziert. Es ist absolut okay, es für sich selbst als Spiel zu betrachten. Aber das ist es dann doch nicht für alle. Und in der Hinsicht gesehen finde ich Allgemeinaussagen über dominante Menschen, was sie tun sollen und was sie beachten sollen, dann doch etwas am Ziel vorbei. Denn jeder Mensch ist anders und agiert anders.
      Etwas, was ich genauso übrigens sehen würde, wenn ein dominanter Mensch einem devoten Menschen auf diese Weise versuchen würde Devotion zu erklären.

      Wie anfangs bereits gesagt ein prinzipiell schöner Einblick. Aber leider, für mich und meiner persönlichen Meinung nach, am Ziel vorbei.
      BDSM ist nicht das geschenkte MacBook oder der Luftballon in Hubschrauberform.
      (Rainha)

      „Es ist nicht gut, wenn wir nur unseren Träumen nachhängen und vergessen, zu leben.“
      Harry Potter und der Stein der Weisen
      @LsS, das hier ist ein Blog und kein Thread.
      In Blogs werden einfach nur Gedanken und Gefühle des Erstellers dargestellt, ohne den Anspruch auf "Richtigkeit" und ohne es zur Diskussion stellen zu wollen.
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -

      Isegrim_w_devot schrieb:

      @LsS, das hier ist ein Blog und kein Thread.
      In Blogs werden einfach nur Gedanken und Gefühle des Erstellers dargestellt, ohne den Anspruch auf "Richtigkeit" und ohne es zur Diskussion stellen zu wollen.

      Stimmt, dennoch darf jeder seine Meinung dazu dann auch mitteilen, sonst müsste erwähnt werden, dass man das nicht möchte. :)

      Und ja, auch ich frage mich, wie jemand, der auf der submissiven Seite steht, weiß, was der dominante Part fühlt oder tun soll?
      Ich weiß es nicht, ich weiß nicht einmal, was Masochisten fühlen, ich wage sogar zu behaupten, ich weiß nicht einmal, was andere submissive Menschen fühlen. Einen Grundkern - ja, vielleicht - vielleicht auch nicht.
      Vielleicht kann ich ahnen, wie es anderen Menschen in gewissen Situationen geht - ist das nun Empathie oder ist das, weil submissiv und submissiv sich verstehen?

      Ob BDSM nun ein Spiel ist oder nicht und für wen ja und für wen nein...
      Das werden wir hier in diesem Forum auch nicht mehr klären können. Diese Diskussion wird doch schon seit Jahrzehnten geführt. Ernst vs. Spaß. Hobby vs. Persönlichkeit.
      Sexuelles BDSM vs. BDSM im Alltag.
      Heißt es Spiel oder Session oder heißt es BDSM leben, wenn man alles richtig sagen will?
      Was ist richtig, was ist falsch?
      Ich weiß eines, falsch ist es, wenn es sich falsch anfühlt. :pardon:
      Oh... da hab ich ja eine Diskussion in Gang gebracht, die ich so nicht beabsichtigt habe.
      Danke erstmal, dass man Dinge ganz anders verstehen und sehen kann - den Horizont erweitert es in jedem Falle.

      Manchmal ist es wohl schwer die richtigen Worte zu finden, so dass man nicht missverstanden wird. Und doch geht die Interpretation eines Textes über die Intention des Autors hinaus. Das ist ja das spannende.
      Ob ich es mit noch mehr Worten wirklich klären kann? Ich weiß es nicht. Mir liegt es jedenfalls sehr fern, jemanden sein BDSM zu erklären oder einen Anspruch auch Richtigkeit zu haben. Dafür betrachte ich BDSM als grundsätzlich sehr individuell - es spannt sich für mich immer zwischen zwei Menschen auf.

      Außerdem möchte ich noch sagen, dass das Wort "Spiel" wohl unglaublich viele verschiedene Denkansätze auslöst. Was ich zu keinem Zeitpunkt mit "Spiel" meine ist "Theaterspiel" - wo man in Rollen schlüpft, die man mit seiner Persönlichkeit nicht ausfüllt. Auch das mögen einige Menschen gerne tun und das werde ich nicht beurteilen - es gibt hier kein gut/schlecht oder richtig/falsch.
      Ich meine hier Spiel eher als ein Wort, dass die Interaktion zwischen Dom und Sub bezeichnet. Man "spielt" den Ball der Macht miteinander. Auch das mag für einige ein gutes Bild sein, für andere wieder nicht.
      Für mich ist es ein gutes Bild.

      phoibe schrieb:

      Ich weiß eines, falsch ist es, wenn es sich falsch anfühlt.

      Das kann ich für meinen Teil unterschreiben.

      Ich freue mich, wenn jemand etwas mit meinen Gedanken anfangen kann. Für alle anderen gilt, dass ich niemandem etwas aufzwingen möchte.
      Gut, ich kann wohl beides sein, wenn ich das will, und bin deshalb keine leuchtende Ausnahme von der Regel, aber natürlich kann ein rein devoter Mensch ein dominantes Spiel erkennen und sogar durchschauen, wenn ihm eins begegnet.

      Mit genügend Erfahrung, kann man sie sogar in Kategorien einteilen, wenn man nur genau hin schaut, und meine Masoseite, lächelt immer in sich hinein und spielt mit, wenn ihr das ein oder andere Exemplar begegnet. ;-)... Öhm...wenn es mir gefällt natürlich!

      Das ist nur Psychologie und sie alle kochen nur mit Wasser...tut mir leid, wenn ich das mal kurz entzaubere, aber die Magie daran liegt an anderer Stelle. Welche Stelle das ist, kann niemand sagen, denn das ist doch bei jedem Menschen unterschiedlich.

      Fazit: Keine Kunst!
      "Behalte sie. Sie ist wertvoll. 2 Monate. Schau aus dem Fenster."
      Mein Traum von dir.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Micaela ()

      Ich wage mich auch mal als submissive Frau vor, um sich über Dominanz zu äußern..
      und bringe mal einen weiteren Gedanken mit ins Spiel:

      Ich hab die Erfahrung gemacht, dass nicht jeder über die Dominanz verfügt, die mich be-wegt, be-rührt, touched und auch erregt.

      So denke ich, dass es ein gewisse Zapfen Schlitz - Verbindung geben muss, ein Reiz - Reaktionsschema, welches er souverän bedient und mich genau auf der Welle abholt..

      Da kann es schon gemeinsame Leidenschaften geben, aber um das Spiel am Laufen zu halten müssen beide Ströme (Dominanz und Submission) miteinander verschmelzen...

      Das ist daher für mich keine Kunst, auch kann es nicht jeder(mann/frau) erlernen.
      Es ist für mich ein Wesensmerkmal und gelegentlich matchen Top und Bottom zusammen-eben wie wie die Faust auf's Auge.
      Wir tasten uns zur Zeit in diese Welt vor .. Dominanz.. tja was soll man sagen ist es ein spiel ..irgendwie schon den auch wenn ich , im Alltag sogar besser als im Bett, Dominant bin Sie eher immer etwas devot veranlagt, so leben wir doch im 21 Jahrhundert und wenn Sie von heute auf Morgen ihre Meinung ändert .. und sagt Nein!! Dann ist das so und ist für den noch so dominanten zu akzeptieren .. also in einer gewissen Weise ist das ganze für mich eine art Spiel, den richtige Kontrolle/ Gewalt über den anderen habe ich nicht .. und das ist auch gut so.