Das "Leviten lesen" ist ein wundervoller alter Ausdruck, den man sicher nicht als erstes mit BDSM in Verbindung bringt. Zweifellos wird aber der geneigte Leser dieses Forums allein durch die Erwähnung in diesem Kontext in unmissverständliche Bilder verstrickt, was den Reiz des Ausdrucks nur zusätzlich unterstreicht. Diesem schönen Wortgebilde, „die Leviten lesen“, habe ich mich hier mal ein wenig zugewendet und vielleicht werde ich auch lesen, was es bei Euch für Gedanken auslöst.
Zunächst erinnere ich diesen wunderschönen Heimatfilm - nein, ich möchte den Film nicht beleidigen, im Gegenteil, ich liebe ihn - in dem der junge Sebastian die Mutter einer Freundin fragt, ob sie denn „Leviten lesen“ könne. Er fragt sie, denn er wünscht sich, seinen Vater mit ihr zu verkuppeln, da sie alle weiteren Voraussetzungen erfüllt: „A Grips, a Gschick und an gscheiden Arsch“. "Wer früher stirbt ist länger tot", so der Titel des Films. Der Elfjährige weiß offenbar nicht, was „Leviten lesen“ bedeutet und die Gefragte, tja, die guckt bei seinem naiven Ansinnen erst mal recht verdattert aus der Wäsche, bejaht aber schließlich die gefragte Fähigkeit.
Ja, was ist es denn nun, dieses Leviten lesen? Woher kommt der Ausdruck überhaupt? Ich hatte da dieses Gefühl: ein Volk, deutlich vor Christus. Wenigstens war letzteres zumindest richtig: das dritte Buch Mose, "Levitikus", eindeutig in der historischen Zuordnung vor Christus. Und schließlich sollte sich herausstellen, dass es auch mit etwas wie „Volk“ zu tun hat:, die Leviten sind ein Stamm des Volkes Israel, dem insbesondere Tempeldienste zugewiesen waren. Aber das hat hier jetzt keine sinnprägende Relevanz in der Sache. Vielmehr sollten sich die Benediktinermönche bei der Prägung des Begriffs in den Vordergrund stellen. Die haben nämlich gerne bei Andachts- und Bußübungen aus dem 3. Buch Mose – Levitikus – gelesen, an die dann Mahn- und Strafpredigten angeschlossen wurden."Die Leviten zu lesen" wurde damit sinngemäß zum geflügelten Wort dafür, jemanden zu tadeln, zu schimpfen oder zu ermahnen. (wewewe.geo.de/geolino/redewendungen/6677-rtkl-redewendung-leviten-lesen)
Also „tadeln, schimpfen, ermahnen“. Allein die drei Wörter sind schon wieder fast eigenständige Betrachtungen wert und man mag versucht sein, eine Buch-Trilogie zu schreiben.Unter dem einheitlichen Titel „Vom Leviten lesen - der Weg zur richtigen Demut“ und ganz im Zeitgeist der Lebensberatungserfolgsautoren gibt es die drei Untertitel:
Zurück zu den Benediktinern und deren sakralen Gewohnheiten, finden wir das Leviten lesen eingebettet in ein weiteres bekanntes Element,dass wir auch ganz typisch aus BDSM-Beziehungen kennen:das Ritual. Seine heilige oder heilsame Bedeutsamkeit, die Wiederholung vorgegebener Handlungen, hier Strafen, dienen in beiden Systemen zur Verfestigung einer gewünschten geistigen Haltung. Ich möchte damit aber nicht nahe legen, dass ein korrektes Leviten lesen einen solch engen Kontext eines Rituals für den Erfolg erzwingt. Vielmehr erkenneich ein Äquivalent im Ritual dieser religiös-institutionellen Kultur zum Regelwerk von BDSM-Zirkeln oder individuellen, zumeist strengeren Varianten der Erziehung im BDSM. Diese Äquivalenz zwischen Spiritualität und BDSM löst natürlich den Reiz einer gesonderten Betrachtung aus, dem ich aber hier auch nicht weiter folgen möchte.
Sehr spannend fände ich, was wohl die gestandene Bayerin im Film für Bilder im Sinn hatte, als sie von Sebastian auf ihre Befähigung zum Leviten lesen hin befragt wurde. Ich selbst hatte natürlich entsprechende Bilder aus dem BDSM-Kontext vor Augen, nahegelegt durch das Kuppler-Motiv des Jungen, welches eingebettet in das romantisch-rurale Kömödiendrama den Geist für eine mehr oder weniger ritualisierte, zünftige Strafpredigt im Kontext einer D/s-Beziehung öffnen.
„Ich werde Dir die Leviten lesen“: ein wundervoller Ausdruck für die Androhung oder Ankündigung einer ungewissen Gewissheit.
HvR
Zunächst erinnere ich diesen wunderschönen Heimatfilm - nein, ich möchte den Film nicht beleidigen, im Gegenteil, ich liebe ihn - in dem der junge Sebastian die Mutter einer Freundin fragt, ob sie denn „Leviten lesen“ könne. Er fragt sie, denn er wünscht sich, seinen Vater mit ihr zu verkuppeln, da sie alle weiteren Voraussetzungen erfüllt: „A Grips, a Gschick und an gscheiden Arsch“. "Wer früher stirbt ist länger tot", so der Titel des Films. Der Elfjährige weiß offenbar nicht, was „Leviten lesen“ bedeutet und die Gefragte, tja, die guckt bei seinem naiven Ansinnen erst mal recht verdattert aus der Wäsche, bejaht aber schließlich die gefragte Fähigkeit.
Ja, was ist es denn nun, dieses Leviten lesen? Woher kommt der Ausdruck überhaupt? Ich hatte da dieses Gefühl: ein Volk, deutlich vor Christus. Wenigstens war letzteres zumindest richtig: das dritte Buch Mose, "Levitikus", eindeutig in der historischen Zuordnung vor Christus. Und schließlich sollte sich herausstellen, dass es auch mit etwas wie „Volk“ zu tun hat:, die Leviten sind ein Stamm des Volkes Israel, dem insbesondere Tempeldienste zugewiesen waren. Aber das hat hier jetzt keine sinnprägende Relevanz in der Sache. Vielmehr sollten sich die Benediktinermönche bei der Prägung des Begriffs in den Vordergrund stellen. Die haben nämlich gerne bei Andachts- und Bußübungen aus dem 3. Buch Mose – Levitikus – gelesen, an die dann Mahn- und Strafpredigten angeschlossen wurden."Die Leviten zu lesen" wurde damit sinngemäß zum geflügelten Wort dafür, jemanden zu tadeln, zu schimpfen oder zu ermahnen. (wewewe.geo.de/geolino/redewendungen/6677-rtkl-redewendung-leviten-lesen)
Also „tadeln, schimpfen, ermahnen“. Allein die drei Wörter sind schon wieder fast eigenständige Betrachtungen wert und man mag versucht sein, eine Buch-Trilogie zu schreiben.Unter dem einheitlichen Titel „Vom Leviten lesen - der Weg zur richtigen Demut“ und ganz im Zeitgeist der Lebensberatungserfolgsautoren gibt es die drei Untertitel:
- Korrektes Tadeln leicht gemacht
- Schimpfen mit Niveau
- Konsequent und erfolgreich Ermahnen
Zurück zu den Benediktinern und deren sakralen Gewohnheiten, finden wir das Leviten lesen eingebettet in ein weiteres bekanntes Element,dass wir auch ganz typisch aus BDSM-Beziehungen kennen:das Ritual. Seine heilige oder heilsame Bedeutsamkeit, die Wiederholung vorgegebener Handlungen, hier Strafen, dienen in beiden Systemen zur Verfestigung einer gewünschten geistigen Haltung. Ich möchte damit aber nicht nahe legen, dass ein korrektes Leviten lesen einen solch engen Kontext eines Rituals für den Erfolg erzwingt. Vielmehr erkenneich ein Äquivalent im Ritual dieser religiös-institutionellen Kultur zum Regelwerk von BDSM-Zirkeln oder individuellen, zumeist strengeren Varianten der Erziehung im BDSM. Diese Äquivalenz zwischen Spiritualität und BDSM löst natürlich den Reiz einer gesonderten Betrachtung aus, dem ich aber hier auch nicht weiter folgen möchte.
Sehr spannend fände ich, was wohl die gestandene Bayerin im Film für Bilder im Sinn hatte, als sie von Sebastian auf ihre Befähigung zum Leviten lesen hin befragt wurde. Ich selbst hatte natürlich entsprechende Bilder aus dem BDSM-Kontext vor Augen, nahegelegt durch das Kuppler-Motiv des Jungen, welches eingebettet in das romantisch-rurale Kömödiendrama den Geist für eine mehr oder weniger ritualisierte, zünftige Strafpredigt im Kontext einer D/s-Beziehung öffnen.
„Ich werde Dir die Leviten lesen“: ein wundervoller Ausdruck für die Androhung oder Ankündigung einer ungewissen Gewissheit.
HvR