Vorurteile TPE

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      Vorurteile können nur bestehen, wenn ich etwas oder jemanden nicht persönlich kenne. Zum Beispiel Schlangen, Vorurteil : schleimig, nass, eklig. Wenn ich eine Möglichkeit suche das Tier in Natura zu sehen, anzufassen.. kann das Vorurteil nass und schleimig nicht stehen bleiben..ich kann sie aus anderen Gründen aber immer noch eklig finden. Das ist dann kein Vorurteil mehr, sondern mein persönliches Empfinden. Ist mir als Schlangenfreundin wichtig, dass Andere Schlangen auch für toll halten, kann ich dies nur durch das Angebot von Aufklärung und Kontaktaufnahme versuchen zu ändern. Voraussetzung dafür ist der Wille des Menschen mit dem negativen Bild der Schlange, dies ändern zu wollen. Wenn Dir wichtig ist Vorurteile zu beseitigen, bleibt nur der Weg auch für Dich unsinnige Fragen (z.B. Brücke) zu beantworten und wie HvR schrieb ein positives Beispiel zu sein. Es ist aber nicht jede/r die Mühe wert.
      Meine Bedenken in Bezug auf TPE rühren aus meiner eigenen Geschichte und der Geschichte vieler Menschen die unfreiwillig in solch einer Konstellation stecken (aus finanziellen oder emotionalen Gründen, aus Angst vor Gewalt...) Ich kenne mittlerweile Menschen persönlich die MPE leben (ich mag diesen Terminus :D ) und am Anfang war es schwer bestimmte Dinge zu akzeptieren, aber ich war bereit mein persönliches Empfinden zu hinterfragen und zu ändern.
      Vielen Dank für den Thread @Teufelanna
      LG
      Giorgina
      ’’Bloß jene Herrschaft ist von Bestand, die freiwillig zugestanden wird.‘‘
      Machiavelli

      @Teufelanna :blumen:

      Teufelanna schrieb:

      Würde es helfen, wenn mehr Menschen darüber reden?
      Aufklärung ist eines der Sachen die man gegen Vorurteile machen kann.
      Argumentation eine weitere. Es gibt aber auch Momente wo man andere einfach mal auf die Nase fallen lassen muss, bis sie begreifen das
      manche Ansicht letztlich eben inkorrekt ist. Man wird immer wieder lernresistenten Menschen begegnen.
      Für solches Verhalten lernt man Beispielsweise bei Handicaps Lösungen sich von solchen Menschen dann gezielt zu Distanzieren.
      Denn wer nicht bereit ist korrekte Argumentationen anzunehmen, verschwendet nur die Energie des anderen der Ihm seine Falsche
      Sichtweise aufzeigen will.

      Oftmals ist es aber auch Hilfreich den Spieß mal umzudrehen um der Person Ihr Verhalten aufzuzeigen. Beispielsweise ob die Person selbst so von Vorurteilen geprägt ist
      da sie ja nur so auf diese Vorurteile kommt. Dafür gibt es heutzutage auch eine psychologische Erklärung dafür, da das Gehirn interpretiert aufgrund
      bisheriger Erfahrungen, Erinnerungen und eigenem Verhalten. Bedenke aber auch was Cecero schon sagte: "Errare humanum est, sed in errare perseverare diabolicum". ;)
      So lasse manche im dunkeln stehen, wollen sie das Licht nicht sehn. ;)

      @Herr von Rhea

      Herr von reha schrieb:


      Ich sehe mal folgende Möglichkeit:
      1. TPE-ler akzeptieren, dass der Begriff "total" objektiv überzogen ist. Der Begriff hat eine feststehende Bedeutung und die lautet nun mal "allumfassend" und das nicht theoretisch, sondern praktisch und das wäre im Zweifel eben rechtswidrig (zB Trennung durch sub).
      2. TPE-ler vergleichen das "total" qualitativ mit dem feststehenden Ausdruck "bis dass der Tod uns scheidet". Der wird idR ebenso ernst gebraucht, allein die Scheidungsquote belegt, dass es oft nur der Ausdruck eines frommen Wunsches ist.
      3. Nicht-TPE-ler akzeptieren 1. und 2. als Ausdruck eines legitimen Abgrenzungsbedürfnisses zwischen partiell/situativ und maximal umfangreich angelegten D/s-Beziehung und reiten dafür nicht mehr auf weltfremden Beispielen rum.

      Richtig ! Doch wird hier nicht mit bedacht, dass das Wesen des Machtinhabers ein entscheidendes Element für die Befehlsart ist ?
      Dom ist nunmal nicht gleich der Yakuzza Boss der das abtrennen eines Fingers bei kleinsten Fehlverhalten verlangt.
      Jedenfalls nicht zwangsläufig. Ohne das Wesen des Machtinhabers zu kennen bleibt es nunmal ein Vorurteil, das ohne Überprüfung
      der Tatsachen erfolgt. Entsprechend steht es eigentlich nicht im Konflickt mit allumfassend oder etwa doch ? <-- sonst möge der Herr von reha meinen Geist diesbezüglich erweitern. :pardon:
      Den Widerspruch sehe ich darin :rot:
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Tocken1978 ()

      Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich da Vorurteile ala Banküberfall im Kopf hatte, aber irgendwie habe ich bei TPE innerlich gleich abgewunken: "Da bin ich zu fürsorglich für sowas `extremes´". Also hatte ich doch Vorurteile.

      Doch dann habe ich in diesem Forum hier und woanders Texte von Subs gelesen, die ihre Art TPE zu leben, konkret beschrieben, und da merke ich einfach, dass es mich im Herzen berührt. Ganz tief. Und es eben gerade viel Fürsorge ist, für jemand so die Verantwortung zu übernehmen, dass sich beide ein Leben lang so wohl damit fühlen.

      Noch habe ich aber viele Fragen dazu und freu mich mehr darüber zu erfahren. Wenn die eine oder andere TPE*-erfahrene Sub mir ein Signal dalassen würde, dass es ok ist sie per PN mit Fragen zu löchern, oder mich direkt anschreibt, wäre ich sehr dankbar.

      Liebe Grüße
      Simon


      * oder MPE (was ich als Begriff für eine tolle Idee halte um unnötigen Diskussionen aus dem Weg zu gehen)
      Alle guten Dinge haben etwas Lässiges und liegen wie Kühe auf der Wiese.
      Friedrich Wilhelm Nietzsche

      Simon Herbstsonne schrieb:

      Noch habe ich aber viele Fragen dazu und freu mich mehr darüber zu erfahren. Wenn die eine oder andere TPE*-erfahrene Sub mir ein Signal dalassen würde, dass es ok ist sie per PN mit Fragen zu löchern, oder mich direkt anschreibt, wäre ich sehr dankbar.

      Warum denn per PN?
      Meinst du nicht, dass das für viele von uns interessant wäre? Auch mehr unterschiedliche Antworten und Einblicke bringt?

      Tocken1978 schrieb:

      Konflickt mit allumfassend
      Nur weil jemand etwas nicht tut, heißt es noch lange nicht, das er es nicht kann - so Dein Argument, und es ist als solches ja nicht falsch. Aber:

      Bereits im Umkehrschluss liegt in dem praktischen Unterlassen eben auch kein Beweis, dass er es tatsächlich könnte. Es ist also Theorie.

      Wenn die Machtübertragung aber allumfassend sein soll, dann gehört dazu auch, dass sub die Beziehung nicht ohne Doms Einvernehmen auflösen könnte. Jede TPE-Beziehung, die aber so endete, ist der Beweis dafür, dass es eben nicht "total" gewesen ist. Und für jedes Tabu in solchen Beziehungen gilt das selbe, da Dom hier schon einvernehmlich auf die Macht verzichtet.

      Es ist also, genau betrachtet, gerade der "Konflikt", an dem das "Allumfassend" im TPE scheitern muss. Und da dieser in Beziehungen zwischen Menschen ebenso wenig ausgeschlossen, wie ein "sub"-jekt seiner Würde allumfassend enteignet werden kann, kann es kein TPE in dem Sinne geben, dass alles Recht dem Dom überträgt. Dies ist nur so lange möglich, wie in der Beziehung die Sonne scheint. Und dann ist es eben auch nur so absolut, wie "dass der Tod uns scheidet."

      Ich hoffe, deinem Geist etwas Raum hinzugefügt zu haben.

      :coffee:
      HvR

      phoibe schrieb:

      Simon Herbstsonne schrieb:

      Noch habe ich aber viele Fragen dazu und freu mich mehr darüber zu erfahren. Wenn die eine oder andere TPE*-erfahrene Sub mir ein Signal dalassen würde, dass es ok ist sie per PN mit Fragen zu löchern, oder mich direkt anschreibt, wäre ich sehr dankbar.
      Warum denn per PN?
      Meinst du nicht, dass das für viele von uns interessant wäre? Auch mehr unterschiedliche Antworten und Einblicke bringt?
      Es steht ja jedem frei einen Thread zu eröffnen. Mir geht es vor allem darum ein Gefühl dafür zu bekommen im Austausch unter vier Augen.
      Alle guten Dinge haben etwas Lässiges und liegen wie Kühe auf der Wiese.
      Friedrich Wilhelm Nietzsche
      Ich habe zwar nicht das große schwarze Bdsm- Handbuch. Nur soweit es mir bekannt ist, wird Tpe nicht mit unwiderruflich gleich gesetzt, es ist zwar eine absolute Asymmetrie im Machtgefüge, diese ist aber theoretisch widerrufbar, was dann in den meisten Fällen wohl beim Ende der Beziehung so ist, oder was dann zum Beziehungsende führt.

      Wenn in einer TPE-Beziehung dieses Widerrufsrecht aufgegeben wird ( ja....es ist mit klar das dieses rechtlich nich möglich ist, es ist mir aber ebenso bekannt, dass man eine Abhängigkeit erzeugen kann, die einen Ausstieg ist unmöglich macht, oder nur sehr schwer möglich macht), dann ist von CIS die Rede.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Callimorpha ()

      Herr von Rhea schrieb:

      Tocken1978 schrieb:

      Konflickt mit allumfassend
      Nur weil jemand etwas nicht tut, heißt es noch lange nicht, das er es nicht kann - so Dein Argument, und es ist als solches ja nicht falsch. Aber:
      Bereits im Umkehrschluss liegt in dem praktischen Unterlassen eben auch kein Beweis, dass er es tatsächlich könnte. Es ist also Theorie.

      Wenn die Machtübertragung aber allumfassend sein soll, dann gehört dazu auch, dass sub die Beziehung nicht ohne Doms Einvernehmen auflösen könnte. Jede TPE-Beziehung, die aber so endete, ist der Beweis dafür, dass es eben nicht "total" gewesen ist. Und für jedes Tabu in solchen Beziehungen gilt das selbe, da Dom hier schon einvernehmlich auf die Macht verzichtet.

      Es ist also, genau betrachtet, gerade der "Konflikt", an dem das "Allumfassend" im TPE scheitern muss. Und da dieser in Beziehungen zwischen Menschen ebenso wenig ausgeschlossen, wie ein "sub"-jekt seiner Würde allumfassend enteignet werden kann, kann es kein TPE in dem Sinne geben, dass alles Recht dem Dom überträgt. Dies ist nur so lange möglich, wie in der Beziehung die Sonne scheint. Und dann ist es eben auch nur so absolut, wie "dass der Tod uns scheidet."

      Ich hoffe, deinem Geist etwas Raum hinzugefügt zu haben.

      :coffee:
      HvR
      Danke, ja das war hilfreich. Sogar wieder etwas dazu gelernt denn mir ging es bisher wie Callimorpha das:
      TPE: Beziehungsende jederzeit möglich
      CIS: Beziehungsende nicht möglich <-- Weil ich dachte mal gelesen zu haben das diesbezüglich die Abgrenzung CIS entstanden ist.
      Zeigt aber wieder man lernt nie aus :) .
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !
      Die Angst vor Freiheitsverlust ist tief in jedem Lebewesen verankert. Und viele verbinden das immer noch mit vermeintlich niedergestellteren Wesen (Tieren an der Leine etc.) Es mag einigen so erscheinen, als würde man gegen seinen Urinstinkt handeln und demensprechend heftig fällt die Reaktion aus.
      Aber was, wenn ein Fisch nicht im Schwarm schwimmen will und sich stattdessen von einem Vogel durchs Meer leiten lässt? Was, wenn ein Hund eine Katze liebt? Was, wenn eine seit Generationen im Zirkus lebende Raubkatze in freier Wildbahn ausgesetzt wird? Was, wenn ein Dom eine Dienerin besitzen möchte? Das ist das Schöne an Lebewesen. Sie sind Individuen, geprägt durch ihre Vorgeschichte, ihre Gene und ihre Persönlichkeit. Und der Urinstinkt muss nicht immer dem gängigen Verhalten und den Vorlieben der entsprechenden Rasse/Abstammung usw. entsprechen.
      Und dann gibt es da noch diese hübsche These der Haustierhalter. Würde Besitzer auch nur einen Tag lang in den Pfoten seines Tieres gehen können? Aber selbst bestimmen, ja das kann man. Immer zum Besten des Tieres natürlich.
      Und woher wollen sie wissen, was das Beste ist? Hat das Tier ja nie gesagt, right?
      Haben sie denn mal eine Sub in einer TEP gefragt?
      Auch noch ein Gedanke, der vllt etwas weit hergeholt ist. In einem Interview wurde mal zu einem kriminellen Vorfall Stellung genommen. Und dann fiel der Nebensatz: ... und es hat noch niemand in all den Jahren gefragt, wie viele Unglücke wir abgewandt haben.
      Setzen wir das also in Relation zur Haustierthese. Hat jemand den Hund gefragt? Hat er die Katze auf sich zukommen lassen?
      Das ist es, was ein Dom tun sollte. Und dadurch ist sie eben keine versklavte Sklavin, sondern eine Sklavin in Freiheit. So wie ein Zirkustiger, der gar nicht wüsste, was er da draußen in freier Wildbahn mit sich anfangen (oder dort überleben) könnte. Weil er die Freiheit anders definiert. Weil er sein Zuhause im Zirkus hat.
      Für viele ist es nur schwer zu begreifen, dass sich Menschen gelegentlich umentscheiden. Würden sich mehr Leute im Leben für ein Leben mit der Angst vor Freiheit und nicht gegen entscheiden, könnten sie besser damit leben, dass sie eigentlich überhaupt nicht frei sind.
      Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass manch ein Dom und manch eine Sub in einer TEP Verbindung freier sind, als viele andere. Einfach, weil sie sich viel länger damit befasst haben.
      Aber das tut schon mal weh. Das ist verdammt anstrengend. Wieso den Aufwand?
      Ach ja, Kleinigkeit noch. Das spüren die Menschen. Diese Verbindung. Das kann auch neidisch machen. Nicht immer, aber soll vorkommen. Nur 'fragt' wieder mal keiner, wie schwer der Weg dahin war.
      Erst mal Tee kochen ... :sofa:
      Ich finde den Tiervergleich ziemlich daneben. Weder Haus- noch Zirkustiere entscheiden sich bewusst und reflektiert für ein Leben beim "Besitzer". Und im Gegensatz zum Zirkustiger kennt Sub sehr wohl das "Leben in Freiheit".

      Damit wird Sub als "lebensunfähig in freier Wildbahn" dargestellt, als "nur in Abhängigkeit existieren könnend"- und genau solche Darstellungen geben eine Antwort auf die Frage, woher wohl die Vorurteile kommen mögen ...

      MatKon schrieb:

      Damit wird Sub als "lebensunfähig in freier Wildbahn" dargestellt, als "nur in Abhängigkeit existieren könnend"- und genau solche Darstellungen geben eine Antwort auf die Frage, woher wohl die Vorurteile kommen mögen ...
      Ich glaube, des Pudels Kern ist damit gefunden.
      Verwechsle niemals Sanftheit mit Schwäche.
      Ich verstehe diese Vergleiche gerade nicht.

      Sophia11 schrieb:

      Und viele verbinden das immer noch mit vermeintlich niedergestellteren Wesen (Tieren an der Leine etc.)
      Wenn ich meine Hunde an die Leine nehme (was nur sehr selten passiert), tue ich das, um sieschützen und nicht, um sie zu massregeln.

      Sophia11 schrieb:

      Was, wenn eine seit Generationen im Zirkus lebende Raubkatze in freier Wildbahn ausgesetzt wird?
      Sie würden wahrscheinlich elendig verrecken.

      Sophia11 schrieb:

      Hat das Tier ja nie gesagt, right?
      Doch. Meine Tiere haben sich auch für mich entschieden und nicht nur ich für sie.
      Von daher finde ich deine Beschreibungen etwas unverständlich und verstehe nicht den Zusammenhang zum ET.
      Ich bin ich. Manchmal auch wir.
      Wäre mir der Tier-Vergleich nicht so oft begegnet, wäre ich gar nicht auf den Gedanken gekommen zu dem Thema.
      Schade, dass mir hier Gedankengänge und Überlegungen direkt als meine krasse Meinung reflektiert werden. Ich wollte einfach nur ein paar Dinge aufgreifen, die ich schon so gehört habe und mit denen ich über Leute geredet habe.
      Geht ja nicht darum, was man kennt oder wie das Bild der Sub als solches ist. Ich sprach von dem Urinstinkt eines Lebewesens und den unterdrücken Menschen inzwischen viel mehr, weshalb man es einfach bei Tieren deutlicher erkennt. Viele Leute fassen das heute noch so auf. Und ich habe versucht zu ergründen, weshalb das so sein mag und der Vergleich so oft kommt.
      Aber kk, seh schon, ich werde mich in Zukunft zurückhalten.
      Erst mal Tee kochen ... :sofa:

      Sophia11 schrieb:

      Wäre mir der Tier-Vergleich nicht so oft begegnet, wäre ich gar nicht auf den Gedanken gekommen zu dem Thema.
      Mir ist so etwas noch nicht oft begegnet, darum habe ich ja deine Argumentation aufgegriffen.

      Sophia11 schrieb:

      Ich wollte einfach nur ein paar Dinge aufgreifen, die ich schon so gehört habe und mit denen ich über Leute geredet habe.
      Wichtig finde ich immer, das man nicht nur Gehörtes nachplappert, sondern eine eigene Meinung hat.

      Sophia11 schrieb:

      Aber kk, seh schon, ich werde mich in Zukunft zurückhalten.
      Das bleibt jedem hier selbst überlassen.
      Ich kann mich aktiv beteiligen oder mich auf meine Couch zurückziehen und nur still mitlesen.
      Ich bin ich. Manchmal auch wir.
      Spannende Diskussion.

      Zunächst einmal finde ich den von dir, Herrn von Rhea, eingeführten Begriff „MPE wirklich formidabel. Dieser kann die Begriffsdiskussion bzw. die damit bei einigen Menschen verbundenen negativen Assoziationsketten deutlich abschwächen.


      Zu diesen Menschen fühle ich mich durchaus zugehörig, da ich den Begriff „Total“ schon nicht mag. Dazu bin ich zu freiheitsliebend und von meinen Werten viel zu sehr ein Anhänger der Gleichberechtigung (was einen schönen scheinbaren Widerspruch zu meiner D/s-Passion darstellt ;) ). Ich will die Begriffsdiskussion aber jetzt nicht theoretisch wieder aufkochen, sondern eher praktisch erzählen, warum mein Verhältnis zu TPE so zwiespältig ist. Wenngleich ich hier sicher Vorurteile besitze, da ich nie in einer TPE-Beziehung gelebt habe, aber – so glaube ich – offen genug bin, diese Vorurteile kritisch zu hinterfragen. Außerdem gilt bei mir sowieso „Erlaubt ist, was gefällt und keinem schadet“.


      Das erste Mal ist mir TPE noch in meiner Zeit als Sub begegnet. In Gestalt von FLR, also einer Femdom Lead Relationship. Schnell stellte ich bei der Auseinandersetzung damit allerdings fest, dass der sich darin offenbarende umfassende Machtanspruch sich für mich nur in einem einzigen Punkt im Kopfkino wirklich extrem faszinierend und erregend anfühlte: bezüglich der Orgasmuskontrolle. Dem konnte ich wirklich etwas abgewinnen und diese Fantasie finde ich, obwohl längst Dom, bis heute toll, auch wenn ich sie wohl nie mehr ausleben werde. Ich konnte in meinen Gedanken auch noch so weit gehen mir vorzustellen, einiges zu tun, was ich eigentlich nicht will, um erlöst zu werden. Das allerdings war es dann auch. Es kam für mich auch nie infrage, meine Kontrolle beispielsweise über die Wahl meines Jobs oder mein Freizeitverhalten aufzugeben.


      An dieser Stelle möchte ich die guten Beschreibungen von dir, Teufelanna, aufgreifen. Du beschreibst ja zurecht, dass dein Dom dich glücklich sehen will und gar nichts davon hätte, Entscheidungen gegen deinen Willen zu treffen, die dich unglücklich machen. Auch die Darstellung deiner Ehe, Black Velvet, fand ich hier hervorragend. Und ich finde es toll, wenn euch das glücklich macht.


      Bei mir lösen solche Beschreibungen, übertrage ich sie auf mein damaliges Ich, welches sich mit FLR auseinandersetzte, bis heute trotzdem eine innere Sperre aus. Und zwar aus dem Grunde, weil ich auch frei zur Unvernunft sein will. In einem Bereich, der für mich nicht sexuell konnotiert ist, wie beispielsweise der Besuch eines Fußballspiels oder der eines Konzertes, mag es durchaus sein, dass ich mir mal zu viel zumute (also vor Corona ;) ). Davor hätte mich in einer FLR dann die Entscheidung einer weisen dominanten Frau beschützen können. Aber will ich das? Die Antwort lautet bis heute Nein. Ich mag es, auch mal was falsch zu machen, unvernünftig zu sein, daneben zu liegen und daraus zu lernen. Diese Freiheit ist im Alltag für mich auch ein Stück Lebenselixier. Deshalb ließ FLR mein Kopfkino zwar schnell rotieren, aber ein wirkliches Interesse an der Abgabe der Macht in so umfassendem Maße hatte ich nie.


      Auf der Seite des Doms, auf der ich schon lange gelandet bin, sieht es eventuell etwas anders aus. Das habe ich noch nicht so richtig erkundet. Es kommt es halt darauf an, von welchem Umfang überhaupt die Rede ist. Halt darauf, welches MPE es ist. Ich kann mir beim Nachdenken darüber und beim Versuch, mich hineinzufühlen, jetzt nicht vorstellen, was daran erstrebenswert sein sollte, eine dermaßen große Macht zu besitzen, zumal ich meine Sub würde glücklich sehen wollen und eine riesige Verantwortung damit einhergeht. Aber ich habe auch nie gedacht, dass es mir Spaß machen könnte, Frauen zu schlagen. :D


      Bezüglich der Vorurteile glaube ich: Menschen kategorisieren gern und es gilt oft das Sprichwort „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“. Eine Orientierung am Althergebrachten spendet kurzfristig Sicherheit und das suchen viele Menschen, wenn sie mit Themen konfrontiert werden, die sei verunsichern. Die Extrembeispiele dienen oft der Abgrenzung und Selbstvergewisserung und können, da sie so eindrucksvoll sind, sehr schön als Totschlagargument gebraucht werden.


      Meine alte Philosophieprofessorin an der Uni meinte mal zu einem Studenten, der permanent mit Beispielen wie „Würde man jemanden vor einen Zug schubsen, damit dieser bremst und ein paar hundert Meter weiter ein größeres Unglück vermieden wird?“ argumentierte, das sei ja alles schön und gut, aber: „Was ist eigentlich mit dem Regelfall?“

      Das hat sich mir damals sehr eingeprägt. Oft argumentieren Menschen in en abenteuerlichsten Konstruktionen. Die sind so schön schwarz-weiß und bieten Klarheit an. Man muss sich eindeutig positionieren. Nur ist so das Leben eben nicht. Das Leben ist meist der Regelfall, durchzogen von spezifischer Individualität. Ein persönlich gefärbter Grauton sozusagen und kein philosophisches Extem-Gedankenspiel.


      Auf TPE bezogen kommt es also immer darauf an, wie er denn tatsächlich gelebt wird und was die TPE-Partner daran glücklich macht. Wenn Menschen offen dafür sind, deine Sicht der Dinge zu hören und ihre zu hinterfragen, erzähle es ihnen. Falls nicht, lohnt sich die Diskussion gar nicht erst. Dann ärgere dich nicht darüber und konzentriere dich lieber auf die Menschen, die sich wirklich dafür interessieren. Das führt unter dem Strich zu mehr Energie und verschönert das eigene Leben enorm. :)
      Ich würde an dieser Stelle gerne mal eine Lanze brechen für die Extrembeispiele. Ich habe wiederholt nicht die schönsten Zuschreibungen gelesen wie:

      Iantus schrieb:

      Die Extrembeispiele dienen oft der Abgrenzung und Selbstvergewisserung und können, da sie so eindrucksvoll sind, sehr schön als Totschlagargument gebraucht werden
      Auch wenn ich nicht ausschließen kann, dass das manchmal die Motive sind, möchte ich gerne noch Alternativen zeigen.

      Ich zähle mich zu den Menschen, die eher analytisch denken. Da müssen klare Regeln her, nach denen man ein Phänomen beschreiben, abgrenzen und einordnen kann. Daher finde ich die Extrembeispiele in gewisser Weise nachvollziehbar.

      Wenn jemand sagt "A darf alles über B bestimmen" ist die Frage nach der Grenze doch eigentlich ganz naheliegend, oder? Und wenn das dann die doofe Frage nach der Brücke ist und die Antwort in etwa: "1. würde er das nie machen und 2. würde ich dem nicht folge leisten", dann hat der Fragende doch etwas Wichtiges erfahren: Da ist die Grenze :)

      Da kann man jetzt natürlich den Kopf schütteln und fragen: wer würde denn von der Brücke springen oder sowas fordern? Aber es gibt noch viel schrägere Dinge, die Leute tun, also warum nicht mal nachfragen?
      Da besteht kein Widerspruch zwischen uns. Ich finde die Frage nach der Grenze auch naheliegend. Ich finde es nur problematisch - und darauf wollte ich hinaus - wenn sich die Kommunikation in Extrembeispielen erschöpft und der Regelfall kaum noch eine Rolle spielt. ;)

      Natürlich ist die Frage nach der Grenze selbst absolut zulässig. Das Problem scheint mir bei der Debatte über TPE auch weniger zu sein, dass jemand, der behauptet, er würde alles tun, nach Grenzen gefragt wird. Sondern eher, dass der Begriff TPE schon oftmals die Abwehr auslöst und zu einer provokativen Frage nach der Grenze führt.

      Hier finde ich, der Ton macht - wie so häufig - die Musik. Gegen eine offen und ehrlich formulierte Frage nach der Grenze wollte ich nicht argumentieren. So lange dann die Bereitschaft besteht, auch noch über die individuelle Realität der gelebten Beziehung zu reden, über die man sich gerade unterhält. Außer natürlich jemand sagt tatsächlich "Klar würde ich auch wen erschießen, wenn mein Dom das befiehlt." Wie ich darauf reagieren würde, weiß ich allerdings nicht. Wäre ich vermutlich zu geschockt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Gentledom () aus folgendem Grund: Langzitat entfernt