Vorurteile TPE

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      Vorurteile TPE

      Hallo zusammen,

      Immer wieder wenn ich mich mit anderen Bdsm'lern unterhalte und gerade wenn dann die Sprache auf mein Bdsm und meine Lebensweise kommt, fällt mir auf mit wie vielen negativen Gedanken TPE belastet ist.

      Wie kommt es, dass sobald ich erwähne, dass ich so lebe, die Menschen glauben, dass mein Partner "schlimme Dinge" tut die ich eigentlich nicht will?

      Wie kommt es, dass die Menschen sofort glauben, dass Dom diese Macht zu meinen Ungunsten ausnutzt?

      Und natürlich, wieso muss immer wieder die Intensität geprüft werden? Ala "und wenn er sagt spring von der Brücke, gehorchst du dann?" übrigens, wenn ich sage "nein tue ich nicht" lebe ich diesen Menschen nach kein TPE mehr.

      Woher kommen diese Vorurteile und warum gehen so viele nicht einfach in den direkten Dialog?

      Vielleicht hat ja jemand Lust, mal seine Gedanken darüber hier mit mir zu teilen.

      Zusatz: Natürlich gibt es auch ganz viele Menschen, die das einfach akzeptieren/gut finden etc. Die fühlen sich bitte nicht angegriffen.
      Ich glaube diese Vorurteile gründen aus Unverständnis und Unwissenheit, bzw. es gibt den eigenen Ängsten ( des jeweils anderen) Ausdruck.
      Bei den meisten hört die Fantasie /Träumerei des Wunsch BDSM vor dem Punkt des TPE auf.
      Warum dem so ist, hat selbstverständlich persönliche Gründe.
      Von: allgemeiner Ablehnung gegen DS, sodass TPE überhaupt nicht als Wunsch Lebenspunkt in Frage kommt.
      Über : vielleicht ja, aber nur die Leckerchen rauspicken.
      Zu: es fehlt einfach der passende Gegenpart und Neid wird als Vorurteil getarnt.
      Plus: einer Millionen Kleinigkeiten dazwischen.

      Ich bin immer wieder erstaunt, dass gerade TPE so auf Ablehnung stößt, wie du es schreibst @Teufelanna.
      Das finde ich enorm schade.
      Denn durch einen offenen Dialog, würde doch die eigene Erfahrungswelt nur profitieren.
      Es muss ja niemand teilen, nur akzeptieren.

      Ich wünsche euch beiden das Beste auf eurem gemeinsamen Weg.

      Teufelanna schrieb:

      Wie kommt es, dass die Menschen sofort glauben, dass Dom diese Macht zu meinen Ungunsten ausnutzt?
      Meinst du damit Menschen, die keinen Bezug zu BDSM haben oder auch BDSM`ler?

      Teufelanna schrieb:

      Woher kommen diese Vorurteile und warum gehen so viele nicht einfach in den direkten Dialog?
      Wo begegnest du denn diesen Vorurteilen?

      Ich lebe seit 6 Jahren mein BDSM aus. Mir ist es relativ egal, was andere darüber denken, denn es geht um mich und um mein Wohlbefinden.

      Wenn jemand hier im Forum einen Thread eröffnet, der zeigt, dass jemand sehr unsicher ist bzw. etwas augenscheinlich destruktiv ist, mache ich mir durchaus Gedanken darüber und teile auch schon mal meine Gedanken mit.
      Aber meine Beiträge werden doch letztendlich immer über den ET gesteuert.
      Das heisst ja nicht, das ich grundsätzlich etwas ver- oder beurteile.
      Ich bin ich. Manchmal auch wir.
      Ich kann mir schon vorstellen, woher diese Vorurteile kommen.

      TPE - total power exchange - heißt, dass der submissive Part dem dominanten Part alle Entscheidungsgewalt überlässt - dazu gehören auch Arbeit, Freundeskreis/soziale Kontakte, das eigene Bankkonto, etc.
      Das ist ein sehr einschneidender Schritt im Leben - der zwar eigentlich nicht von heute auf morgen erfolgt, sondern sich entwickelt, aber den sich viele nicht vorstellen können oder möchten.

      Sei es, weil sie schlechte Erfahrungen damit gemacht haben, sei es, weil es wirklich Männer gibt, die aus reiner Eifersucht sämtliche soziale Kontakte verbieten würden (vor allem zu anderen Männern, während sie selbst weiterhin verheiratet sind oder einen weiblichen Freundeskreis besitzen), sei es, weil von der Frau gefordert wird, ohne jegliche Absicherung, die Arbeit aufzugeben, um sich nur noch um den Mann zu kümmern. Und ja, ich selbst kenne Männer, die solche Forderungen stellen - bisher allerdings immer so früh, dass es gar nicht erst zu einem realen Treffen gekommen ist. (Drum prüfe wer sich ewig bindet...)

      Haben nun submissive Frauen Kontakt zu solchen Männern, dann erhalten sie natürlich auch ein negatives Bild von TPE. Man muss auch dazu sagen, dass nicht jede Beziehung/Partnerschaft zum TPE taugt. :yes:

      Bei Männern habe ich die Erfahrung gemacht, dass ihr negatives Bild von TPE entweder durch Frauen kommt, die sich einfach nicht um ihr Leben kümmern möchten (oder aus psychischen Aspekten nicht kümmern können - aber da das Forum ja eigentlich frei von psychischen Krankheiten ist bzw. solchen Themen, lassen wir die genauere Betrachtung außen vor) und sich deshalb einen Mann suchen, der ihnen die Entscheidungen abnimmt. Allerdings nur jene Entscheidungen, die für sie vielleicht Konsequenzen hätten - all jene, die Spaß machen, die dann bitte doch nicht (wasch mich, aber mach mich nicht nass). Deshalb entsteht dann der Eindruck von der allein nicht lebensfähigen Frau, die nur einen Ernährer sucht.

      Hinzu kommt, dass es wohl auch Männer gibt, die TPE per Kopfkino toll finden, sich aber der Verantwortung gar nicht bewusst sind. Weist man diese dann darauf hin, dass TPE nicht daraus besteht, dass die Sub dem Dom einfach nur rund um die Uhr sexuell zur Verfügung steht und er sie sich nehmen kann, wann er will und wie er will, dann wird schnell an der Devotion der Frau gezweifelt (wie gut, dass ich nicht devot genug für solche Männer bin :D ). Dann wird TPE schnell als nicht lebbar tituliert und man selbst in die Schiene der Frauen gesteckt, die gar nicht wissen was sie wollen.

      Und zum Teil hängt es vielleicht auch daran, dass TPE inzwischen aus sehr viele Abstufungen besteht oder in sehr vielen Abstufungen gelebt wird oder man sehr schnell von TPE redet.
      Beispiel: Wir kennen uns zwei Wochen rein virtuell, aber wir leben TPE.
      Beispiel: Wir leben TPE, aber Punkt a), Punkt b), Punkt c) und Punkt d) sind ausgeklammert, denn diese Dinge lasse ich mir natürlich nicht nehmen.
      Beispiel: Die Frau hat keinerlei Recht, Tabus zu haben oder die Beziehung zu beenden, denn dann ist es ja kein TPE mehr (auch das wurde mir bereits von einem Mann gesagt).

      Ich möchte all jenen, die sich mit TPE befassen oder die in Kontakt mit Doms (egal ob weiblich oder männlich) kommen, die gleich von TPE reden und die dann auch gleich mit solchen Aussagen um die Ecke kommen, einfach nur einen Rat geben:
      Bleibt selbstbewusst, reflektiert und hinterfragt solche Äußerungen, lasst euch nicht verunsichern (egal wie beleidigend der andere dann wird, daran seht ihr, sein wahres Ich), bleibt ganz bei euch selbst und wenn ihr bereits in der Kennenlern-Phase kein gutes Gefühl habt, dann beendet den Kontakt. Ganz klar, ganz deutlich, ohne ein Vielleicht und ohne ein "wir könnten doch das und das". Lasst euch nicht drängen, weder zu Aussagen, noch zu Fotos und schon gar nicht zu Treffen (viele Männer sind hervorragende Redner - das glaubt man so im schriftlichen Kontakt gar nicht, aber kaum am Telefon...) Sie wickeln dich mit ihren Reden ein, erzählen dir, was du hören möchtest und immer dann, wenn du nicht so funktionierst, wie sie wollen, beleidigen sie dich, manchmal subtil, manchmal ganz klar und sie zweifeln immer wieder an deiner Devotion und deinem Sub-Sein, sobald du ihren Aufforderungen nicht nachkommst.
      Denkt immer daran: Ihr seid gut und richtig und wertvoll so wie ihr seid, der Richtige wird das zu schätzen wissen, der Falsche wird immer wieder einen Fehler an euch finden.

      Wir sind hier im öffentlichen Bereich (wenn ich das richtig sehe), TPE sollte nicht verherrlicht werden, aber TPE muss auch nicht unter den Teppich gekehrt werden, denn mit dem richtigen Partner an seiner Seite ist es eine wunderschöne Art der Beziehung, eine sehr tiefe Beziehung, mit viel Verantwortung. Eine Lebensform, die sich entwickelt und die nicht innerhalb weniger Wochen einfach mal so beschlossen werden kann, manchmal ein steiniger Weg voller Fragen, voller Unsicherheiten und voller Selbstzweifel, aber ein Weg, der es wert ist, dass man ihn gemeinsam geht (mit dem richtigen Partner an seiner Seite). :)

      Edit: Ich verspreche das mit den kurzen Antworten wieder zu üben. :yes:
      Ich würde mal einen vorsichtigen Anfang wagen, weil ich es schön finde, dass du mit deinen Text zu einer friedlichen Konversation einlädst. Und da haben wir scheinbar die gleiche Wahrnehmung: bei dem Thema TPE sind angenehme Konversationen keine Selbstverständlichkeit. In meiner Wahrnehmung haben beide Seiten bisher ihren Teil dazu geleistet. Wobei sich das auf den Austausch im Forum begrenzt, privat habe ich wenige Kontakte zu TPElern, aber auch keine unangenehmen Gespräche gehabt.

      Ich merke aber, wenn es um das Thema TPE geht, habe ich Vorbehalte. Unabhängig davon, ob diese gerechtfertigt sind, ist das sozusagen aktuell mein emotionaler Ausgangspunkt. Trotzdem akzeptiere oder toleriere ich, wenn Leute so leben möchten. Es ist mir eigentlich relativ egal, im positiven Sinne :)
      Wenn ich so ein bisschen tiefer grabe, wo meine Vorbehalte her kommen, dann glaube ich, dass es u.a. an der Begrifflichkeit liegen könnte. Ich verstehe grundsätzlich, dass es hilfreich ist, benennen zu können was man mag/macht/lebt. Die vielen verschiedenen Threads hier zu verschiedenen Themen um TPE, gerade um die Abgrenzung, haben mich aber ganz schön irritiert. Ich vergleiche mein BDSM wenig mit anderen, schon gar nicht unter dem Aspekt wie allumfassend oder intensiv es ist. Der Ausdruck TPE provoziert in meinen Augen aber gerade diese Messgröße sozusagen. Der Begriff TPE fordert die Überlegungen zu den Grenzen dieser Praktik, die du mit dem Sprung von der Brücke beispielhaft genannt hast, geradezu hinaus.

      Wenn ich mich mit Menschen unterhalte, die sehr intensives BDSM betreiben, dass viele Lebensbereiche tangiert, dann nehme ich das zur Kenntnis und denke mir in der Regel "meins wärs nicht", aber es ist für mich viel weniger vorbelastet. Für mich ist es nicht relevant, ob es nun viele oder alle Lebensbereiche betrifft. Der Begriff TPE nimmt für sich in Anspruch (zumindest nach der Definition mancher) alle Bereiche zu betreffen. Du kennst die Diskussionen hier im Forum sicherlich auch, in denen gestritten wird, ob man sein BDSM noch als TPE bezeichnen darf, wenn ein Bereich ausgeklammert ist. So nebenbei: für mich es nicht wirklich wichtig, dass sich nur jene TPEler nennen dürfen, die wirklich alles einschließen.

      Trotzdem stelle ich mir die Frage, warum möchte man denn diesen Begriff nutzen?
      Achtung hier kommt das Bauchgefühl: Ich finde diesen Begriff ziemlich unsympathisch. Ich assoziiere damit angesichts der Diskussionen hier eine Art Schwanzvergleich des BDSM.

      Dieser Begriff, der eigentlich eine Absolution darstellt, die eigentlich keine Ausnahmen zulassen dürfte. Gibt es keine bessere Bezeichnung dafür? Würde ein Begriff der etwas ausdrückt wie "BDSM, das viele Lebensbereiche betrifft" nicht viel besser geeignet sein? Wie stehst du denn zu dieser Idee? Und was denkst du, denken andere TPEler darüber?
      Man könnte auch Begrifflichkeiten einführen, die gleich beinhalten, welche Bereiche eingeschlossen wären... wäre das nicht praktisch, wenn man schon bereit ist preiszugeben, dass man (mehr oder weniger) TPE macht?

      Da bin ich wirklich gespannt auf deine Antworten dazu, weil ich mich das schon länger frage, aber in den aufgeheizten Diskussionen ist kein Platz dafür.

      Am Ende, da sind wir uns wahrscheinlich einig, entscheidet nicht die Bezeichnung der Beziehungsart, ob es eine gute Beziehung für alle Beteiligten ist.


      PS:
      Ein weiteres Thema, was ich damit negativ assoziiere ist das Thema: "Kann" Sub die Beziehung entsprechend der Beziehungsregeln beenden?
      Inwiefern das in deinen Augen was mit TPE zu tun hat weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht ob es dazu einen Konsens unter TPElern gibt. Wenn du dich darüber noch unterhalten möchtest, gib Bescheid :)
      Ich glaube beim Thema TPE werden vor allem in der Konstellation mit einem männlichen Dom + weiblicher Sub viel öfters Bedenken geäußert als anders herum. Das ist mir nicht ganz schlüssig, denn warum sollte es anders herum besser oder anders oder akzeptabler sein?

      Wenn man mal die Geschlechter bei Seite lässt, was bleibt dann übrig?
      Ein rein privates Abkommen zwischen zwei mit einander in Beziehung stehenden Menschen, die trotzdem in einer einigermaßen gleichberechtigten Gesellschaft mit Gesetzen und Regeln leben und dies ganz sicher auch sehr begrüßen und sich, nur weil sie eben diese private Übereinkunft geschlossen haben, nicht gleich nach mittelalterlichen Verhältnissen zurück sehen um zu leben wie patriarchalische Primitivlinge.

      Vielleicht ist das der wahre Grund für diese Aufreger. Unterdrückte Frauen gibt es deren Meinung nach ja schon zu Hauf, und TPE macht es ihrer Meinung nach wahrscheinlich schlimmer als besser.

      Das ist so meine Idee dazu.

      LG
      "Behalte sie. Sie ist wertvoll. 2 Monate. Schau aus dem Fenster."
      Mein Traum von dir.
      @Rehlein vielen Dank für deinen Beitrag.

      Und danke auch, dass du dein Bauchgefühl so aufgedröselt hast für uns.

      Zu deinen Fragen, mal meine Gedanken:
      Der Begriff existiert erst einmal. Und ist nur eine Beschreibung. So wie auch die Lebensart 24/7 existiert oder oder oder.
      Diese Diskussionen beginnen erst, wenn die Menschen anfangen dem eine Wertung beizumessen. Also wenn mir jemand sagt "ich lebe TPE", dann weiß ich was der Begriff bedeutet und wenn ich mich austauschen möchte, dann kann ich fragen "hey, wie lebt ihr das denn?" aber wichtig mir persönlich ist dabei, die Antwort dann einfach hinzunehmen. Es gibt auch dabei kein besser/schlechter. @phoibe hat das in ihrem Beitrag aber auch sehr schön erklärt wie, ich sag mal, inflationär dieser Begriff benutzt wird.

      Für mich ist es erstmal nur die Beschreibung einer Lebensart und das genaue erfahre ich dann im Gespräch. Aber wenn man mal eben gefragt wird wie man lebt, finde ich es sehr schwierig noch X- andere Begriffe zu erfinden die das beschreiben. Das kann auch die einfache Nachfrage, wie es denn gelebt wird auflösen.

      Die Sache mit dem Beziehung beenden, gehört für mich nicht in diesen Thread, aber gerne in einen anderen.
      Ich oute mich jetzt mal, dass ich diesbezüglich Vorurteile hatte, denn ein erster Kontakt, der mich auf nem anderen Portal anschrieb, fragte, ob ich mir TPE vorstellen könnte. Neugierig, was das denn sei, versuchte er mir zu erklären, was und wie das ist. Und dieses Bild, das er da zeichnete, puh das war heftig dies als Anfängerin zu hören. Da warst du nicht nur als Frau nix wert, nein, noch nicht mal wirklich als Mensch. Da haben manche Tiere ein schöneres Leben.
      Erst dacht ich ja, der verarscht mich, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass das jemand wirklich mit sich machen lässt.
      Hab dann gestöbert und gesucht, was ich dazu finde, und konnte dann eben lesen, wie andere es leben. Das was er mir beschrieb, hab ich so nirgends gefunden und kann deshalb nicht sagen, ob es Leute gibt, die es so Leben.
      Dadurch konnte ich meine Meinung revidieren. Es hat auf jeden Fall seinen ersten Schrecken verloren. Es ist aber immer noch etwas, dass ich mir für mich nicht vorstellen kann.
      Ich muss zugeben bei TPE frage ich mich, ob ich in der Lage wäre das zu "leisten". In meinem Kopf ist das wahnsinnig spannend und ich stelle es mir super vor. Aber irgendwie kann ich mir die Umsetzung in der Realität nicht recht ausmalen, da kommen dann doch einige Ängste ans Tageslicht und die große Frage ob ich bei einer Einwilligung nicht zuviel versprechen würde. Vielleicht geht es anderen ähnlich, nur sind sie sich dessen nicht so bewusst und reagieren daher schroff und abweisend?
      Ich kenne diese Situation mit TPE nicht aus eigener Erfahrung, aber ich hätte jetzt vermutet, dass es die morbide Neugier von Leuten gegenüber Menschen ist, die außergewöhnlich sind oder leben.
      Wenn Leute einen Astronauten treffen, dann ist komischerweise die erste Frage nicht, ob er schon mal die Erde vom Weltall aus gesehen hat, sondern wie man im Weltall aufs Klo geht und ob die Kotze in der Schwerelosigkeit durch das Raumschiff fliegt, falls einem da schlecht wird.
      Lebt einer allein im Wald, relativ abgeschieden von der Außenwelt, wird er gefragt, was er macht, wenn er eine Blinddarmentzündung bekommt.
      Ich kenne das, weil wenn man in einer Einrichtung für psychisch Kranke arbeitet, wird man öfters mal gefragt, ob sich schon mal einer dort umgebracht hat.
      Nicht alle Leute sind so, das will ich nicht verallgemeinern. Aber dein Beispiel mit dem Runterspringen von der Brücke auf Anweisung des Doms hat mich schon sehr solche Situationen erinnert.
      Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein
      Friedrich Nietzsche

      Kalimaa schrieb:

      Ich muss zugeben bei TPE frage ich mich, ob ich in der Lage wäre das zu "leisten". In meinem Kopf ist das wahnsinnig spannend und ich stelle es mir super vor. Aber irgendwie kann ich mir die Umsetzung in der Realität nicht recht ausmalen,
      Das kann ich nur bestätigen.
      Mein Ex, in seiner Funktion als mein Sklave, trat schon recht früh in unserer Beziehung mit dem Wunsch nach TPE an mich heran. Das wäre für ihn die Erfüllung seines Lebens gewesen, seiner geliebten Herrin absolut alles schenken zu dürfen.
      Das Problem dabei ist aber dies:
      Ich bin nur ein harmloser, kleiner Switcher. Das hätte ich nicht leisten können, übernimmt man damit ja eine Unmenge an Verantwortung.
      Vor allem machten mir da meine devoteren, masochistischeren Phasen Sorgen.
      Ich mag ein guter Dom innerhalb einer Session sein, aber darüber hinaus...wirklich alles selbst zu entscheiden? Über ihn und mich?
      Das ist eine große Aufgabe!
      Ich wage einmal an dieser Stelle ein Lob aus zu sprechen an Doms die sich so etwas zu trauen und es auch noch mit Bravour meistern können!
      "Behalte sie. Sie ist wertvoll. 2 Monate. Schau aus dem Fenster."
      Mein Traum von dir.
      Es gibt beim Argumentieren gegen TPE ein Totschlagarument, das mich beschäftigt.

      Zum Beispiel würde die Sklavin eine Bank ausrauben, wenn der Herr es sagt.

      Bei dieser Argumentation frage ich mich, wieviel normale Paare ihrem Partner zutrauen eine Bank auszurauben.


      Diese Vorurteile sind sicher auch dem geschuldet, dass in unserer Gesellschaft
      eine Partnerschaft eine sehr viel kürzere durchschnittliche Lebenszeit hat als noch vor 50 Jahren.
      Viele Aspekte von TPE waren in einer Ehe der 50er Jahre absolut Standard.
      Ich bin keine Signatur ich putze hier nur :fegen: :fenster:

      Teufelanna schrieb:

      Immer wieder wenn ich mich mit anderen Bdsm'lern unterhalte und gerade wenn dann die Sprache auf mein Bdsm und meine Lebensweise kommt, fällt mir auf mit wie vielen negativen Gedanken TPE belastet ist.
      Ich bin nun seit mehr als 10 Jahren in der BDAM-Szene und diversen Online-Plattformen aktiv und habe diese Erfahrung auch selbst schon gemacht.

      Anfangs hat diese negative Belastung von TPE bei mir zu einer inneren Abwehr geführt. Für mich konnte ich mir diese Art von Beziehung gar nicht vorstellen und ich wollte nichts damit zu tun haben. Dann kam der Tag, an dem ich gefragt wurde, warum ich unsere Besiehung denn nicht als TPE bezeichnen würde, und ich kam ins Nachdenken. Permanentes Machtgefälle und mein Herr hat in allen Bereichen Entscheidungsgewalt (so ganz vereinfacht gesagt ;) ) : jap, wir leben TPE.

      Ab da bin ich mit anderen, die so leben, in engen Austausch getreten und habe am eigenen Leib erfahren, wie negativ dieses Label behaftet ist, sodass ich mich öffentlich kaum zu unserer Beziehungsart äußern mag.

      Das ist tatsächlich etwas, dass mir außerhalb der Szene so nicht begegnet. Aber ich denke, das liegt daran, dass ich außerhalb nicht den Begriff TPE verwende, sondern schlicht und einfach umschreibe, wie wir leben (wenn denn das Gespräch sich in diese Richtung entwickelt).

      Innerhalb der Szene wird der Einfachheit halber der Begriff TPE verwendet. Woher diese negative Behaftung kommen könnte, da haben ja andere (@'LittleWitch', @phoibe, @Rehlein, @Micaela, @Amarena, @Nerdygirl) schon Vermutungen angestellt, die ich durchaus auch als Auslöser annehme.
      Carpe et diem et noctem.
      Moin,

      nach dem ich jetzt eine Nacht darüber geschlafen habe und unzählige Formulierungen und Sichtweisen in meinem Kopf von möglichst vielen Seiten beleuchtet habe, kommt auch eine Einschätzung von mir.

      TPE, Total Power Exchange, heißt, dass ein Part sämtliche Entscheidungsgewalt an den anderen Part in der Beziehung überträgt. Dabei ist der Part "Exchange" in der landläufigen deutschen Übersetzung eigentlich irreführend, da nichts ausgetauscht wird, sondern eine Person die Macht an eine andere überträgt.

      Dieses Bild, dass die komplette Verantwortung für jegliche Entscheidung abgegeben wird, löst häufig bei vielen Menschen, und meiner Erfahrung nach gerade bei BDSMlern, eine Assotiationskette aus.

      "vollständige Abgabe von Entscheidungsgewalt" -> "keine eigene Entscheidung treffen können" -> "jemandem allumfassend gehören" -> "Hörigkeit"

      Gerade der letzte Punkt ist aber, in meinen Augen, ein Fehlschluss, welcher zu gerne gemacht wird.
      Und gerade von BDSMlern, da diese 'wissen' was "Verantwortung abgeben" heißt/heißen kann.
      Für viele geht dies nicht mit dem Punkt "Einvernehmlichkeit" zusammen.
      Und das ist ja gerade das, was BDSM von Gewalt im weitesten Sinne (ja, auch die Gewalt im Sinn von "Entscheidungen über/für andere treffen") unterscheidet.

      Gerade aber die Gleichsetzung von TPE mit Hörigkeit führt häufig zu den bereits angesprochen Totschlagargumenten.
      "Wer als submissiver Part TPE lebt, der gibt alles ab. Auch sein Gehirn. Und muss ohne nachzudenken alles machen, was der dominante Part verlangt."
      Wenn dem dann widersprochen wird, dann erscheint "Dann lebst du kein TPE" auf der Bildfläche.
      Diese Vorverurteilung ist schwer zu durchbrechen, denn wer sein Urteil schon gefällt hat, lässt sich nur schwer überzeugen.

      Ja, man kennt genug Beispiele von Hörigkeit aus Funk, Fernsehen und Zeitung, und was diese mit den hörigen Menschen anstellen kann.
      Und ja, das kann auch in TPE-Beziehungen vorkommen. Genauso häufig wie bei anderen BDSMlern oder im Rest der Gesellschaft.

      Es sind, wie immer, nicht die "normalen, geräuschlosen" Fälle, die die Majorität ausmachen, die die Schlagzeilen bestimmen und die Meinung bilden, sondern die unrühmliche Ausnahmen.
      Und diese sind so präsent, dass sie das gesamte Bild verzerren.

      Wann immer ein Lebensentwurf, eine Lebensweise vom gesellschaftlichen Konsens abweicht und es auch nur ein Beispiel gibt, in dem eine Konstellation, die dieser Lebensweise ähnelt, zu schweren Schäden geführt hat, dann wird diese Lebensweise angegriffen.
      Und vehement abgelehnt ohne die Unterschiede wahr zu nehmen /wahrnehmen zu können/wollen.

      Noch ein Punkt zu @Amarena:
      Wäre es (morbide) Neugier, dann würde gefragt, hinterfragt und nicht abgelehnt werden und denjenigen, die sagen"Ich kann, trotzdem ich TPE lebe, immer noch denken" nicht ihre Lebensweise abgesprochen werden.
      Wäre es, so wie du in deinen Beispielen anführst, ein Astronaut, dann würde nicht gefragt "Wie ist es mit dem Stuhlgang auf der Raumstation?" sondern es würde gesagt "Würdest du ohne Raumanzug außerhalb der Raumstation ins Vakuum des Weltalls gehen? Nein? Dann bist du kein Astronaut." :pardon:
      Oder, beim Beispiel des Einsiedlers, "Würdest du mit Blinddarmentzündung im Wald sterben? Ach, du gehst dann doch ins Krankenhaus? Ja, dann bist du kein Einsiedler."

      Man kann jetzt die Sätze "Dann lebst du ja kein TPE. Dann bist du ja kein Astronaut. Dann bist du ja kein Einsiedler" nehmen und sich denken 'Damit beruhigen sich die Menschen, denn wenn die alle das ja nicht machen, dann ist es ja nicht so wild'. In Wahrheit ist dieser eine Satz "Dann lebst du ja kein ... /Dann bist du ja kein ..." ein Absprechen der/des eigenen, selbstgewählten Lebensweise/Berufs.


      m4c (für 2 Cent ist es zuviel)

      imaginary
      Die Gedanken sind frei.
      Denken muss man sich erarbeiten.

      Frei nach Quigley: "ich habe gesagt, daß ich mit `nem Flogger nicht viel anfangen kann, nicht daß ich damit nicht umgehen kann."

      imaginary schrieb:

      Noch ein Punkt zu @Amarena:
      Wäre es (morbide) Neugier, dann würde gefragt, hinterfragt und nicht abgelehnt werden und denjenigen, die sagen"Ich kann, trotzdem ich TPE lebe, immer noch denken" nicht ihre Lebensweise abgesprochen werden.
      Wäre es, so wie du in deinen Beispielen anführst, ein Astronaut, dann würde nicht gefragt "Wie ist es mit dem Stuhlgang auf der Raumstation?" sondern es würde gesagt "Würdest du ohne Raumanzug außerhalb der Raumstation ins Vakuum des Weltalls gehen? Nein? Dann bist du kein Astronaut."
      Oder, beim Beispiel des Einsiedlers, "Würdest du mit Blinddarmentzündung im Wald sterben? Ach, du gehst dann doch ins Krankenhaus? Ja, dann bist du kein Einsiedler."

      Das ist erst mal ziemlich lustig beschrieben und trifft es phantastisch auf den Punkt! :thumbsup:

      Aus Dom Sicht:
      Mal angenommen, ich lebe in einer TPE Beziehung. Mein Sub vergöttert mich, ist mir hörig, macht alles was ich von ihm verlange...
      Und weiter?
      Ich bin mir bewusst, das ich in einem Rechtsstaat lebe. Dieser besitzt sehr aussagekräftige Grundrechte, Gesetzte...das Strafgesetzbuch, das BGB, und weiß der Geier was noch alles.
      Also hört der ganze TPE Spaß für mich natürlich dort auf, wo es wirklich ungesund für meinen Sub wird, den ich ja behüten und beschützen will. ich liebe ihn schließlich und möchte für ihn da sein.
      Ich würde ihn also nicht los schicken um eine Bank aus zu rauben oder um ihn von einer Brücke springen zu lassen. Das widerspricht erst einmal dem Selbsterhaltungstrieb den jeder Mensch besitzt(es ist selbstverständlich und geistig gesund auf solche Fragen mit `nein´ zu antworten!) und zweitens wäre ich als Dom dann jemand, der eine Straftat begeht und ins Gefängnis kommt.
      Zu recht!

      Wenn mir also jemand mit so einem Totschlag Argument daher käme, wäre meine Gegenfrage also, ob ihm nicht ganz dezent ein paar Schräubchen im Gehirn fehlen würden...Mein Gegenüber besäße damit ja eine deutlich morbidere Gedankenwelt, als ich sie jemals hervorzubringen im Stande gewesen wäre.
      "Behalte sie. Sie ist wertvoll. 2 Monate. Schau aus dem Fenster."
      Mein Traum von dir.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Micaela ()

      Ach, die Sprüche und viele andere habe ich auch schon oft gehört. Hauptsächlich im Internet, auf diversen Plattformen (mein persönliches "All-Time-Highlight" in Bezug auf "Das ist kein TPE" stammt sogar von hier *lach*). Von Nicht-BDSMlern höre ich schon aus dem Grunde nichts, weil ich meine Beziehung nicht jedem auf die Nase binde, völlig unabhängig von BDSM.

      Bei Totschlagargumenten (vom Dach springen etc.) steige ich im Regelfall sofort und endgültig aus der Diskussion aus. Die Arroganz gönne ich mir, denn erfahrungsgemäß gibt es dann keine Basis, auf der man seine Beziehungsform fair erläutern kann. Ich beantworte z.B. auf Stammis oder bei Treffen (oder auch mal im privaten Chatkanal) gerne alle möglichen, auch privaten Fragen, aber ich nehme mir heraus, das nur zu machen, wenn das Gegenüber auch ehrlich interessiert und offen ist. Man muss es nicht mögen, leben wollen oder toll finden, das zu verlangen stünde mir auch nicht zu. Aber faires Interesse erwarte ich schon bei einem Gespräch.
      (Ein ehrliches "Ich finde TPE bescheuert, ich will nicht darüber reden" ist mir wesentlich lieber als eine Pseudodiskussion ^^ )

      Wenn man das also so beobachtet und am eigenen Leib erfährt, entwickelt man automatisch auch Theorien, warum es so sein könnte. Ich habe gleich vier davon:

      1) Abgrenzung hilft in der eigenen Entwicklung
      Als Mutter eines Pubertiers erlebe ich gerade live, wie wichtig die Abgrenzung gegenüber anderen im Umfeld für die eigene Entwicklung/Reifung/Persönlichkeitsausprägung ist. Ich denke, dass es im BDSM nicht anders ist. Als ich mit dem Thema anfing, konnte ich mir sehr, sehr viele Dinge nicht vorstellen. Und die Aussage "Das will ich nicht!" ist viel leichter zu treffen als das Gegenteil, v.a. wenn man keine Erfahrung damit hat und nur auf Berichte Dritter zurückgreifen kann. Wenn man dann vielleicht auch sich selbst und die eigenen Bedürfnisse noch nicht gut genug kennt (das ist immerhin ein Prozess, der Zeit und Selbstreflektion erfordert und von dem ich mir noch gar nicht so sicher bin, ob er je "endgültig" abgeschlossen sein kann), hilft eine deutliche Abgrenzung auch bei der Annahme der eigenen Bedürfnisse und Neigung. Frei nach dem Motto "Okay, ich bin pervers - aber nicht soooo pervers!" kann man sich auch unbewusst eine Art Absolution erteilen. Man ist ja gar nicht so schlimm, es gibt ja auch noch die anderen ;)
      Der Mensch neigt von Natur aus dazu, sich gegen andere abzugrenzen und im eigenen "(Meinungs-)Rudel" zu leben. Das ist auch erstmal gar nicht schlimm. Aber dadurch wird es natürlich nicht einfacher, die etablierten Vorurteile zu überwinden :pardon:

      2) TPE ist oft unsichtbar
      Eine weise Frau hat mir ganz am Anfang mal den Satz gesagt: "Gutes DS ist leise", und wir haben lange darüber diskutiert, auf mehreren Ebenen. Es ist tatsächlich so, dass die meisten funktionierenden DS/TPE-Beziehungen nicht wirklich auffallen. In meinem Umfeld unterscheiden sich die entsprechenden Paare in der Außenwirkung nicht von anderen, egal ob BDSM oder Non-BDSM. Von außen würde niemand darauf kommen, dass hier eine Beziehungsform gelebt wird, die auch im BDSM-Bereich nicht alltäglich ist.
      Gleiches passiert natürlich auch im Internet. Ja, man liest auch von funktionierenden Beziehungen. Aber - wenn wir mal ehrlich sind - prominent präsent sind doch gerade die Beziehungen, die nicht funktionieren. Und so, wie bei härteren SM-Varianten die Verletzungsgefahr höher ist und die entstehenden Verletzungen dann auch gravierend sein können, besteht in Beziehungen mit starkem oder absoluten Machtgefälle die Gefahr, so richtig in die Sch... zu greifen und fiese Folgen zu produzieren. Die scheinbar omnipräsenten Warnungen vor (voreiligen, unüberlegten, unreflektierten) TPE-Beziehungen sind in vielen Fällen richtig und wichtig - ich warne ja selbst, wenn ich das Gefühl habe, da läuft was schief.
      Nur produziert das natürlich auch ein eher einseitiges Bild und damit auch eine Vorstellungs- und Gedankenwelt, die vielen TPE-Beziehungen Unrecht tut.

      3) Der Wahrnehmungsfokus auf dem (vielleicht nicht realistischen) Endergebnis
      Sehr oft, wenn von TPE geredet wird, geht es nur um das Ergebnis. Man übersieht dabei schnell, dass eine funktionierende Beziehung auch eine ganze Menge Beziehungsarbeit erfordert. Selbstreflektion ist wichtig, denn man muss die eigenen Bedürfnisse kennen und kommunizieren können (womit wir auch schon das Thema Eigenverantwortung auch in TPE-Beziehungen hätten *g*), das gilt für beide Partner. Dabei geht es nicht nur um das "Will ich das?", sondern auch um das "Kann ich das?". Kann ich wirklich Verantwortung abgeben? Bin ich wirklich dazu fähig, Verantwortung zu übernehmen? Harte Fragen und ehrliche Antworten ...
      TPE ist Entwicklung, eine gemeinsame Reise. Man hört ja auch nicht selten von Paaren, die "plötzlich" bemerken, dass sie schon lange in einem Beziehungskonstrukt leben, dass sie eigentlich so nicht geplant hatten ;)
      TPE ist etwas, das bei vielen das Kopfkino auf Hochtouren laufen lässt. Ein Partner, der einem komplett gehört ... ist doch geil, oder? Dabei hat man natürlich meist die coolen Kink-Bilder im Kopf, dreht seinen eigenen Gedankenporno - und viele Geschichten im Internet oder in mehr oder weniger guten Romanen helfen dabei. Nur hat der Alltag in solchen Geschichten und Vorstellungen keinen Platz, der innere Prozess, das Zusammenwachsen ebenso wenig. Und schon haben wir Menschen, die mit überzogenen Vorstellungen unterwegs sind und alles sofort wollen - so wie im Beispiel von Maren01. Und ich habe volles Verständnis dafür, dass so etwas abschreckt (das sollte es auch). Dummerweise kann man nicht ans Ziel beamen, man muss den Weg schon selbst gehen. Hat man aber keine Vorstellung vom Weg, schätzt man das Endergebnis vielleicht auf falscher Basis ein.
      Man hört halt eher selten etwas darüber, wie es sich z.B. anfühlt, vom selbst verdienten Geld ein Taschengeld zugeteilt zu bekommen. Welcher Prozess dahinter steckt, welche unerwarteten Gefühle es auslöst - obwohl man es will und einverstanden ist. Wie man darüber redet, sein Inneres ergründet und seinen "Frieden" damit macht. Hat halt weniger Action als "Sub steht immer zur Verfügung, wenn ich Lust habe" ;)

      4) Virtuell vs. live
      Ein Großteil der blöden Sprüche - egal ob Totschlagargumente oder "Das ist kein TPE" - begegnet mir tatsächlich im Internet. Auf Stammis habe ich noch nie vergleichbares erlebt. Ich denke, das hat sehr viel damit zu tun, dass es ein großer Unterschied ist, ob jemand irgendwas anonym in Internet erzählt oder ob man Menschen live erlebt.
      In einem Forum kann man viel erzählen. Man kann sich als den großen DS-Zampano darstellen, dessen Perfektion die Maßstäbe sprengt. Oder man kann grauenvolle Horrorgeschichten verbreiten. Und alles dazwischen. Das kann alles stimmen - oder halt eben nicht. Niemand kann das wirklich beurteilen und einschätzen. Deshalb werden Beiträge im Internet oft mit gewissen Misstrauen betrachtet (auch abhängig davon, in welchem "Lager" man gerade ist ;) ). Man hat nur das geschriebene Wort und nicht das Gesamtbild.
      Im Livebetrieb hat man den Menschen vor sich. Man kann einschätzen, ob da nur was erzählt (vorgetäuscht) wird oder ob da wirklich eine funktionierende Beziehung vorliegt. Ein Paar, das offensichtlich harmoniert, glücklich ist etc. hinterlässt eben einen anderen Eindruck als ein Beitrag im Internet, auch wenn die gleichen Inhalte transportiert werden.
      Klar kann man jetzt argumentieren, dass Paare ja auch was vortäuschen können. Stimmt, aber die meisten Menschen haben ein gut funktionierendes Bauchgefühl und Empathie. Und die "Wir sind ja so glücklich"-Täuschung über mehrere Stunden (oder gar mehrere Treffen) aufrecht zu halten, ist schon sehr ambitioniert. Und funktioniert meiner Erfahrung nach auch nicht.

      Irgendwie kommt bei meinem Chef niemand auf die Idee, er könnte mich vom Dach springen lassen oder als Bankräuberin losschicken (oder auf den Strich oder, oder, oder). Liegt vielleicht auch daran, dass ich mir einen recht vernünftigen, zuverlässigen und charakterlich guten Kerl ausgesucht habe - obwohl er eine für mich blöde Neigung zu Aua-machen hat :pardon:

      TPE ist für mich die richtige Beziehungsform. Für andere die völlig falsche. Beides ist gleich gut und gleich berechtigt. Wer sich aber für TPE interessiert - unabhängig davon, ob er es selbst leben will - sollte sich nicht nur auf das Internet beschränken, sondern in den live-Austausch gehen. Und das Kopfkino ausschalten ;)

      Teufelanna schrieb:

      Wie kommt es, dass die Menschen sofort glauben, dass Dom diese Macht zu meinen Ungunsten ausnutzt?
      ich glaube das Wort "Macht" allein schon so negativ behaftet ist.........da kann es nur ungünstige Ausgänge geben......

      Selbstbestimmung wird in der Gesellschaft gerade seht hoch gehalten und TPE ist ja das genaue Gegenteil.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Bei mir war es auch so....
      Als ich das erste Mal damit im
      WWW in Berührung gekommen bin, war es für mich jenseits von gut und böse. Ich habe es einfach abgehakt, wollte nichts darüber wissen.

      Dann entstand unabhängig davon eine kleine Gruppe auf einem Server, dabei auch ein TPE-Paar. Kommuniziert wird da oft per Voice und ich fing an offener zu sein und Fragen zu stellen. Aber soweit musste ich erstmal kommen:)

      „you don't have to understand, but be tolerant“

      Ob es für mich jemals in Frage käme, weiss ich nicht, muss es auch nicht. Aber es ist ein gewählter Weg, in dem beide die Entscheidung getroffen haben. Das ist das Wichtigste für mich.