Mein bisheriger Werdegang

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      Mein bisheriger Werdegang

      Hallo zusammen,

      ich wollte euch nun auch gerne mal an meinem Alltag teilhaben lassen. Es gibt hier wunderbare Blogs, die ich mit Leidenschaft lese und die mir in meiner Sichtweise schon oft weitergeholfen haben oder in denen ich mich selbst wiederfinden konnte.
      Bisher habe ich mein "Know-How" nicht als groß genug, oder ausgereift genug empfunden, um mit all den alten Hasen standzuhalten. Aber vielleicht ist es auch ein guter Weg mal meine Fortschritte, so klein sie auch sein mögen, zu dokumentieren. Vielleicht hilft es ja doch wem :yes:

      Ich habe vorher extra nachgesehen, ich bin mittlerweile über ein Jahr hier angemeldet, davor war ich monatelang anonymer Mitleser. Motiviert dazu hat mich mein Herr, mein Master. In einigen meiner Anfänger-Beiträge hier habe ich es schon mal genauer thematisiert, aber der Vollständigkeit halber hier nochmal eine kleine Zusammenfassung: Ich lebe nach wie vor in einer Vanilla-Beziehung, die ich auch nicht aufgeben und niemals missen möchte. Mein Vanilla-Mann ist für mich die perfekte Ergänzung, wenn es um Teamarbeit geht, ich kann mit ihm lachen und weinen, alles teilen, nur eben nicht den Kink. Selbst habe ich meine devoten / masochistischen Neigungen vor nun mehr 1,5 Jahren richtig entdeckt und somit ist mein "Alltagspartner" kein Dom. Daraus entstand der Gedanke einer offenen Beziehung, offen für Beide sich auf sexueller Ebene ausleben zu dürfen. Ich will eigentlich nicht darauf eingehen, wie viele Stunden wir geredet, diskutiert, gar gestritten haben, bis wir mit unserem Rahmen zufrieden waren und jeder sich frei bewegen konnte.

      Mein Wissen über meine Devotion verdanke ich einem langjährigen Freund und Wegbegleiter - meinem Herrn und Master.
      Ich kenne meinen Dom an sich bereits über 5 Jahren, fast schon 6 mittlerweile. Wir haben lange Zeit als Kollegen zusammengearbeitet. Aus Kollegen wurden Freunde. Aus Freunden wurden beste Freunde. Aus besten Freunden wurde Freundschaft Plus. Und aus dieser entwickelte sich unsere D/S-Beziehung.
      Für mich war dieser Weg der wahrscheinlich Beste, da ich mich lange Zeit sehr schwer getan habe mit dem Gedanken mich zu unterwerfen, die Kontrolle abzugeben. Ich, die starke Frau, die, die 20 gestandene Männer locker flockig leiten, führen kann. Ich habe Monate voller Gespräche mit meinem jetzigen Herrn gebraucht, um das für mich überhaupt als Option akzeptieren zu können. Ich bewundere bis heute seine Geduld mir immer wieder die gleichen Fragen mit einer Seelenruhe beantwortet zu haben. "Macht mich das nicht schwach?", "Verlierst du dadurch nicht den Respekt vor mir im Alltag?", "Darf ich die Kontrolle abgeben ohne mich schlecht fühlen zu müssen?", "Ist es eigentlich in Ordnung, was ich da fühle?", und viele weitere.

      Irgendwann sind wir dann an den Punkt angelangt, wo ich für mich selbst sagen konnte, ja ich bin devot. Ich will mich dir unterwerfen. Ich will, dass du die Kontrolle übernimmst. Das müsste so ca. vor einem Jahr nun gewesen sein.
      Von dort an sind wir in Babyschritten weitergekommen. Zu dem Zeitpunkt war es für mich keine Option zu knien. Wenn ich "Herr" sagen sollte ist mir noch immer das Lachen ausgekommen und so manche Regel habe ich noch mit einem Lächeln abgetan. Jeden seiner Befehle habe ich noch hinterfragt, auch mitten in der unpassendsten Situation. So manche Session habe ich uns dadurch ruiniert. Ich konnte noch nicht ganz die Kontrolle abgeben, wollte immer mein kleines Hintertürchen behalten. Ich war noch nicht soweit.

      Ich muss sagen, meine Lernfortschritte zogen sich. Vieles habe ich zehnfach, gar zwanzigfach überdacht und hinterfragt. Ist das jetzt richtig so? War das okay? Will ich das? Darf er das? Soll er das?
      Ich war und bin immer ein sehr verkopfter Mensch, der alles zerdenkt. Vieles zerdenke ich so weit, dass komplett andere Problematiken daraus entstehen. So dachte ich auch eine Zeit lang, er würde mich nicht mehr lieben, nicht mehr als Sub wollen, weil er mir schlicht den Freiraum gab, den ich brauchte zu wachsen. Damals hat sich die Zeit mit wenigen Sessions und eher Alltagskommunikation als D/S wie ein Wegfall seines Interesses angefühlt. Ich habe damals sehr stark an mir gezweifelt und auch an unserer Bindung. Doch er wusste was er tat, was mir gut tat. Besser als ich es selbst wusste, um ehrlich zu sein.
      Langsam hat sich bei uns das "Herr und Master" etabliert, soweit dass ich es gerne ausspreche und mir dabei immer ein Schauer des Glücks über den Rücken läuft. Danach fing er an sanft an Unbekanntem zu kratzen. Erst waren es Handfesseln, dann die Augenbinde und die Handfesseln zusammen. Durch den Flogger und das Paddle haben wir beide gelernt, dass ich nur mittelprächtig maso bin, eher den dumpfen als den scharfen, schneidenden Schmerz liebe.
      Tease and Denial war lange Zeit eine Aufgabe, an der wir beide geknabbert haben. Den richtigen Punkt zwischen Frustration und Lust abzupassen. Nicht leicht, da ich nicht unbedingt sehr freigiebig mit meinen Reaktionen bin. Ich genieße still für mich in mir ruhend. Aber ich habe gelernt ihm die richtigen Zeichen zu senden. Und er diese richtig zu deuten.
      Darauf folgte das Knien, erst kurz, dann etwas länger. Nun knie ich die meiste Zeit, wenn er und ich alleine sind. Unser aktuellster Schritt war das Etablieren von Ohrfeigen. Das war schon lange ein Kopfkino und Wunsch von mir. Nun war endlich die Zeit dafür reif und ich habe es genossen und bin in seinen Armen geflogen.

      Was ich eigentlich sagen will, jeder Weg ist zu Beginn steinig und alle Bürden sehen aus wie der Mount Everest. Aber mit genügend Zeit, dem richtigen Partner an der Seite wird sich alles ergeben. Man wächst mit der Zeit. Irgendwann ist für alles die Zeit reif, auch wenn man im Hier und jetzt vielleicht bockig denken mag, ich will aber...
      Mein Herr hat mir das wertvolle Gut der Geduld beigebracht. Das hat mir nicht nur in meinem Werdegang als Sub geholfen, auch im Alltag bin ich viel ausgeglichener und ruhiger geworden.
      Ich habe gelernt mich selber zu akzeptieren, mit egal wie vielen Kilos. Wenn er mich liebt, so wie ich bin, dann hat das seinen Grund. Also wieso sollte ich mir die Selbstliebe verweigern?

      Ich bin glücklicher geworden, auch wenn Dank der Pandemie so einiges unregelmäßiger ist, als es sonst gewesen wäre.
      Aber um ehrlich zu sein, ich würde die Vergangenheit trotzdem nicht ändern wollen. Vielleicht sollte es so sein.

      Ich war nie optimistisch, der geborene Pessimist.
      Nun kann ich in die Zukunft sehen und stolz sagen: OK, der Tag war bisher doof, jetzt reiß ihn am Riemen und mach was Gutes draus. :blumen:

      Auch wenn er nicht hier im Forum angemeldet ist, so hat er vorab den Text gelesen und freigegeben.
      Liebe @Herzel, ich danke dir sehr für deinen wunderschönen Bericht :blumen: Du hast so viel Wahres geschrieben, und es hat mich sehr berührt, wie sanft und geduldig ihr (alle drei) an dieses Abenteuer heran gegangen seid! So empfinde ich es jedenfalls beim Lesen, und es klingt sehr reflektiert und klug.
      Insgeheim hat es mich auch getröstet, dass da draußen noch jemand ist, der so ähnlich empfindet wie ich. Mit der Abneigung gegen scharfen Schmerz, dem unablässigen Hinterfragen, einer (leicht) pessimistischen Ader, Eine, die hart daran arbeiten kann, dass dem Tag doch noch was Gutes entspringt und das "Projekt" insgesamt gelingen kann. Und du hast in deinem Beitrag so schön beschrieben, wie die Liebe eines Partner den Weg bereiten kann, sich selbst auch mit Liebe zu betrachten <3

      Gestattest du mir noch eine Frage? ^^ Ich fühle mich auch nur mittelprächtig maso, und das mit dem berühmten "Fliegen" ist eine schwere Geschichte für mich.... Da du schreibst, du bist mittels Ohrfeigen geflogen - wie hast du's gemacht, bzw. erlebt? DAS würde mich tatsächlich sehr interessieren. Denn ich sehne mich nach einem Erlebnis, das mich ohne starke Schmerzen fliegen lassen könnte :love:
      Wenn dir meine Frage zu persönlich ist oder quengelig vorkommt, ignoriere mich einfach :blumen:
      Du gibst meinem Suchen ein Finden, meiner Liebe schenkst du fruchtbaren Boden, meinen Ungehorsam bezwingst du mit Güte, mein Lachen findet sich wieder in deinen Augen, und meiner Sehnsucht, Herr, gibst du Heimat.
      Liebe @Black Velvet
      Deine Frage ist garantiert nicht quengelig oder zu persönlich.

      Ich habe selbst so lange gebraucht um diesen wundervollen Moment erleben zu dürfen, als dass ich ihn jemand anderen vorenthalten wollen würde.

      Vielen Dank dir für die lieben Worte. Es lief manchmal nicht ganz so sanft ab, manchmal war auch ein hartes Wort mal notwendig oder der ein oder andere wütende Abgang, nicht nur meinerseits. Aber das ist alles auch menschlich und gehört mit dazu.

      Ich weiß nur nicht ob mein "Fliegen" dem gleicht, das wahre Masochistinen beschreiben. Für mich war es ein Gefühl der Abwesenheit aller Probleme. Nichts das in meinem Kopf mehr Platz hatte als das pure Glücksgefühl und die Verbundenheit zu meinem Herrn. Eine Art sehr tiefen Loslassen und geborgen in seinen Armen sein. Es war wie gesagt das erste Mal, dass ich Ohrfeigen spüren durfte. So war es für mich eine ganz besondere Erfahrung. Die erste Ohrfeige war ganz überraschend und somit für mich einfach nur erdend. Die zweite hat dann meine Lust richtig angefacht. Bei der Dritten hatte ich dann den Kopf-aus Zustand. Ich kann dir gar nicht genau beschreiben, wie er mich dann aufgefangen hat, aber wieder klar bin ich in seinen Armen geworden. Das war das ansich Schönste. Aus dem Gefühl heraus nochmal bei ihm ankommen zu dürfen.

      wenn du noch Fragen hast, Frag ruhig. Darfst mir auch gern PN oder so schreiben, wenn du willst.