Eis und Feuer

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      Eis und Feuer

      Ich schaue dich an, während du das Seil um meine Handgelenke schlingst. Ich hätte auch die Fesselmanschetten haben können, ich aber wollte das Seil, das grobe Hanfseil. Es ist unmittelbarer, direkter, ungepolstert. Das erotisierende Gefühl der Reibung deiner Fesselung auf meiner Haut, deutlicherer Ausdruck deiner Macht über mich, die ich so genieße. Zusätzliche Schmerzimpulse, wenn ich bei jeder noch so kleinen Bewegung spüre, wie sich das raue Gewebe in meine Haut gräbt. Mich selbst ruhig zu stellen, damit es nicht zu schlimm wird, all das befeuert meine Lust.

      Du arbeitest konzentriert, schaust nur kurz auf, lächelst und fährst damit fort, kunstvolle Knoten in das Seil zu knüpfen. Du nimmst ein weiteres Seil, ein langes, ziehst es durch die Fesselung an meinen Handgelenken und mit dem anderen Ende durch die Öse an der Decke, bis ich mit hochgezogenen Armen durchgestreckt vor dir stehe. Meine Beine sind gespreizt, wie du es gewünscht hast. Ein seltsames Gefühl, wie du vor mir in die Knie gehst und meine Fußgelenke an die eigens dafür angebrachten Ösen im Fußboden bindest, ebenfalls mit den rauen Seilen. Ich schaue auf dich herab, und auch wenn meine Fesselung meine Stellung dir gegenüber deutlich macht, ist es mir doch unangenehm, dich vor mir auf den Knien zu sehen. Ich bin erleichtert, als du dein Werk beendet hast und dich wieder aufrichtest.

      Du stehst dicht vor mir und ich rieche deinen Duft und ich spüre deine Wärme, deine Hände, die so zart und so hart sein können. Du greifst mir ins Haar und ziehst meinen Kopf zurück, deine Lippen nähern sich den meinen und du küsst mich tief und leidenschaftlich. Du flüsterst mir liebreizende Worte ins Ohr, während deine Hände meinen Körper erkunden, langsam, über den Rücken fahren, vorn über die Brüste und den Bauch gleiten, bis sie die fließende Quelle meiner Lust finden. Meine Erregung steigt und ich beginne mich in den Fesseln zu wiegen, dir mein Becken entgegen zu schieben. Doch du lässt unvermittelt von mir ab. Deine Wärme spüre ich noch, sie verlässt mich nur langsam.

      Du legst die Instrumente zurecht. Mehrere Sets verschiedener Klemmen und Klammern, Gewichte, Kerzen, Gerten, das Paddel aus zwei Lagen sehr festem Sattelleder, den Rohrstock aus Peddigrohr und die Kantschu, gefürchtet und geliebt zugleich. Nichts davon sagt mir, was auf mich zukommt. Mehrfach hast du schon Instrumente zurechtgelegt, ohne sie jedoch zu verwenden, oder nur einen Teil davon. Und ich weiß, du kannst mir mit allen sehr wehtun, wenn es dir gefällt, und du kannst mit allen verspielte, lustvolle Akzente setzen. Die Ungewissheit versetzt mich zusätzlich in Erregung.

      Auch meine Furcht macht sich bemerkbar, ein leichtes Zittern durchzieht meinen Körper. Ich fröstele, der Raum ist zwar geheizt, aber etwas zu kühl für längeres unbekleidetes Stehen. Dennoch kann ich nicht unterscheiden, ob die Furcht oder die Kühle des Raumes mich zittern lässt. Du lässt dir Zeit, lässt mich warten, hoffen und fürchten – und frieren. Ich kann die Lust in deinen Augen sehen, an deinem Lächeln, an deinem Grinsen hin und wieder. Die Vorfreude auf das Kommende scheinst du unendlich in die Länge ziehen zu wollen. Die Vorfreude, die auch ich spüre, in Erwartung des Unerwartbaren.

      Du verlässt kurz den Raum, der sich sofort noch kühler anfühlt. Als du zurückkommst, trittst du hinter mich. Etwas Eiskaltes berührt meine Haut und ich zucke zusammen. Beginnend am Hals führst du es meine Wirbelsäule entlang, kleine Bäche frostiger Feuchtigkeit eilen deiner Bewegung voraus. Ich friere noch mehr, das Zittern wird stärker. Ich nehme an, es ist ein Eiswürfel. Als du vor mich trittst, sehe ich, dass ich Recht hatte. Du hältst ihn an meine Lippen, lässt ihn über mein Kinn, den Hals entlang, zwischen den Brüsten hindurch bis zum Tor meiner Leidenschaft gleiten. Du drückst ihn in mich hinein und verhinderst mit deiner Hand, dass er den Weg nach draußen findet. Das Wasser des schmelzenden Eises vermischt sich mit meiner Nässe und ich weiß nicht mehr, ob du mir damit die Lust raubst oder mir neue Lust schenkst. Die Wärme deiner Hand setzt einen Kontrapunkt zur Kälte des Eises. Die Hitze in meinem Schoß lässt es schnell schmelzen.

      Du küsst mich erneut, voller Leidenschaft. Du wärmst mich allein durch deine Nähe, doch das Zittern hört nicht auf. „Gleich wird dir warm werden“, flüsterst du mir ins Ohr: „Ich habe Lust, dir sehr weh zu tun! Willst du das?“ Und wie ich das will, mein „ja“ ist nur ein Hauch. „Bitte mich darum“, höre ich dich sagen, und ich bitte dich darum: „Bitte, mein Herr, tu mir weh. Tu mir bitte sehr weh!“ Du liebkost und küsst mich wieder und nennst mich deine „serva brava“, bevor du die Kantschu wählst. Unsicherheit und Verlangen begleiten meine Erwartung auf das Kommende, Furcht und Erregung tanzen pas de deux in meinen Eingeweiden. Kognitive Dissonanz, widerstreitende Gefühle, Kälte und Wärme im Wechsel.

      Und während du mir wehtust, wird mir heiß, sehr heiß, bis ich brenne im Feuer unserer Leidenschaft.