War früher alles besser in der Szene?

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      War früher alles besser in der Szene?

      Wie hat sich die Szene in den letzten 10 oder mehr Jahren entwickelt nach eurem Gefühl (oder wenn ihr dabei gewesen seid, eurer Beobachtung)? 40
      1.  
        Ich bin seit 5 oder mehr Jahren dabei: Ist alles in etwa gleich geblieben (10) 25%
      2.  
        Ich bin seit 5 oder mehr Jahren dabei:: Es hat sich etwas verbessert (5) 13%
      3.  
        Ich bin seit 5 oder mehr Jahren dabei: Es hat sich sehr verbessert (1) 3%
      4.  
        Ich bin seit 5 oder mehr Jahren dabei: Es hat sich etwas verschlechtert (4) 10%
      5.  
        Ich bin seit 5 oder mehr Jahren dabei: Es hat sich sehr verschlechtert (14) 35%
      6.  
        Ich bin seit weniger als 5 Jahren dabei: Es scheint alles in etwa gleich geblieben zu sein (3) 8%
      7.  
        Ich bin seit weniger als 5 Jahren dabei: Es scheint sich alles etwas verbessert zu haben (0) 0%
      8.  
        Ich bin seit weniger als 5 Jahren dabei: Es scheint sich alles sehr verbessert zu haben (0) 0%
      9.  
        Ich bin seit weniger als 5 Jahren dabei: Es scheint sich alles etwas verschlechtert zu haben (3) 8%
      10.  
        Ich bin seit weniger als 5 Jahren dabei: Es scheint sich alles sehr verschlechtert zu haben (0) 0%
      In letzter Zeit habe ich immer mal wieder mitbekommen, wie von den "Guten und alten" Zeiten gesprochen wurde. Also es geht hier nicht darum ob euer BDSM oder das Forum besser oder schlechter geworden ist, es geht um die BDSM Szene allgemein und euren Eindruck diesbezüglich.

      Natürlich könnt ihr eure Beobachtungen zu dem Thema schreiben und auch Vermutungen äußern, warum es sich so entwickelt hat oder auch so gesehen wird.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Ich bin seit 5 oder mehr Jahren dabei = ich war vor 20 Jahren mal in dem unerwegs, was sich "die Szene" nennt.
      Damals war es cool, ne nette Gemeinschaft, Idioten wurden meist rauskomplimentiert. Vor ~ 25 Jahren öffnete sich das ganze etwas mehr zum Fetisch hin, und wurde von "den Szene-SMern" kritisch beäugt. Es kamen eindeutig Gaffer auf Playpartys, die die Stimmung versauten.
      Das war im Großraum Hamburg.

      Wie es danach weiterging, keine Ahnung, ich habe mich seit dem nicht mehr in "der Szene" bewegt.

      Ich wage aber mal eine steile These:
      Angeblich stammt folgendes Zitat von Sokrates: "Die Kinder von heute sind Tyrannen. Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer". Es ist doch das alte Thema. Die Zeiten ändern sich, und früher war "alles besser", einfach weil es (gefühlt) anders war. Vielleicht vermisst so mancher aber auch einfach die Exklusivität.
      "wenn wir einmal irrtümlich verschiedener Meinung sind, haben wir uns besonders lieb"
      Seit "vor fünf bis acht Jahren" hat sich jetzt nicht sooo viel geändert meiner Ansicht nach, ok, viele Clubs in der Berliner Szene sind gestorben und so, das ist sicher Mist, aber die Richtung war damals schon ähnlich.

      Vor 20-30 Jahren war die Szene sicherlich anders, gar keine Frage. Aber "besser"? Keine Ahnung, das kommt vermutlich stark darauf an, wen man fragt.

      Die Szene ist heutzutage natürlich deutlich "offener" geworden. Es ist leichter, einzusteigen. Das ist für viele sicherlich toll, keine Frage. Die Szene wird einfach "bunter", an sich eine begrüßenswerte Tendenz.

      Dadurch aber, dass es für den "Mainstream" weniger Einstiegshürden gibt, verschiebt sich natürlich der "Inhalt" der Szene auch mehr in die "Mitte": Früher brauchte man einen größeren, sagen wir mal, "Leidensdruck", um die Hürden zu nehmen, da einzusteigen, was natürlich jene begünstigte, die schon ziemlich starke Neigungen hatten. Das Ehepaar, dass ein paar Spielchen im Bett machen wollte, fand zwar damals keinen Workshop, klar, aber andererseits störte es die auch nicht so sehr, weil es ihnen nicht wichtig genug war, um da nun in düsteren Sexshops nach Kontakten zu fragen. Heute hingegen findet jeder, der will, sehr einfach Informationen, Termine, etc. und das formt natürlich auch ein wenig die Szene. "Extremere" Spielarten werden dadurch vergleichsweise seltener bzw. kommen in dieser "neuen" Szene einfach weniger vor. Für viele, die neu dazu kommen, ist das absolut kein Problem, aber manche, die eben in jene Richtung tendieren und das früher in der Szene fanden, finden dies natürlich schade - oftmals wandern diese dann eben ins Private ab, um das auszuleben.
      Ich kann @Katharina nur zustimmen.
      Grob gesagt bin ich seit Mitte der 80er in der "Szene" gewesen. Auch wenn es damal diesen Begriff eigentlich gar nicht gab.
      Auch ich habe mich vor ca. 15 Jahren aus diesen "öffentlichen" Bereich verabschiedet. Ist nicht mehr meine Welt.

      Die Wandlung, welche sich in diesen Jahren zugetragen hat, hat das Ganze zwar populärer gemacht, aber in vieler Hinsicht auch verwässert.
      Einiges, vielleicht sogar vieles, was heut zu Tage unter der Flagge "BDSM" praktiziert wird, wäre früher nicht einmal in die Nähe von "SM" gekommen.
      Es war früher nicht besser oder elitärer, es sei den das man die sogenannten "Möchte-gern" als Nullpunkt anlegt.
      Es war ganz einfach anders.
      Natürlich gab es schon irgendwelche "Grundschubladen", zum Beispiel Spanker und SMler, aber es war noch alles übersichtlicht und verständlich.
      Das, zumindet aus meiner Sicht, fehlt heute alles, zumindest das meiste davon, irgendwie.
      Mit den heutigen Schubladen könnte man glatt ein ganzes Haus versorgen. Alles und jeder wird zum "BDSMler".
      Manchmal habe ich das Gehfühl, mit dieser "bunten Fahne am Hut", peppen manche ihr eigene Ego auf damit sie etwas, zumindest für sich, aus der Masse hervor treten.

      Wie gesagt, nur meine persönliche Meinung.

      Kleanthes schrieb:

      ....

      Dadurch aber, dass es für den "Mainstream" weniger Einstiegshürden gibt, verschiebt sich natürlich der "Inhalt" der Szene auch mehr in die "Mitte": Früher brauchte man einen größeren, sagen wir mal, "Leidensdruck", um die Hürden zu nehmen, da einzusteigen, was natürlich jene begünstigte, die schon ziemlich starke Neigungen hatten. Das Ehepaar, dass ein paar Spielchen im Bett machen wollte, fand zwar damals keinen Workshop, klar, aber andererseits störte es die auch nicht so sehr, weil es ihnen nicht wichtig genug war, um da nun in düsteren Sexshops nach Kontakten zu fragen. Heute hingegen findet jeder, der will, sehr einfach Informationen, Termine, etc. und das formt natürlich auch ein wenig die Szene. "Extremere" Spielarten werden dadurch vergleichsweise seltener bzw. kommen in dieser "neuen" Szene einfach weniger vor. Für viele, die neu dazu kommen, ist das absolut kein Problem, aber manche, die eben in jene Richtung tendieren und das früher in der Szene fanden, finden dies natürlich schade - oftmals wandern diese dann eben ins Private ab, um das auszuleben.
      Ist es denn dann aber noch Szene, wenn es mehr und mehr Mainstream wird und in der Mitte ankommt?
      "Szene", egal in welchem Bereich hat sich ja immer dadurch ausgezeichnet, dass sie gerade nicht "Mainstream" war.

      Ist dann dieses abwandern ins Private und die daraus resultierenden kleineren "Gesellschaften", von vielen auch lustig "Zirkel" genannt, dann nicht die "neue" Szene? Eben weil sie nicht Mainstream und somit "beliebig" ist?
      BDSM ist nicht das geschenkte MacBook oder der Luftballon in Hubschrauberform.
      (Rainha)

      „Es ist nicht gut, wenn wir nur unseren Träumen nachhängen und vergessen, zu leben.“
      Harry Potter und der Stein der Weisen

      LsS schrieb:

      Ist es denn dann aber noch Szene, wenn es mehr und mehr Mainstream wird und in der Mitte ankommt?"Szene", egal in welchem Bereich hat sich ja immer dadurch ausgezeichnet, dass sie gerade nicht "Mainstream" war.

      Ist dann dieses abwandern ins Private und die daraus resultierenden kleineren "Gesellschaften", von vielen auch lustig "Zirkel" genannt, dann nicht die "neue" Szene? Eben weil sie nicht Mainstream und somit "beliebig" ist?

      Kann man durchaus diskutieren. Ich würde sagen, es gibt mind. eine "große" BDSM Szene, die heutzutage durch Internet, etc. deutlich besser vernetzt ist als es frühere Szenen waren. Andererseits ist der Übergang zum Mainstream natürlich deutlich schwammiger geworden, gar keine Frage. Vom Paar das zu Hause ein paar Plüsch-Handschellen hat zum BDSM Stammtisch ist es nur noch ein kleiner Schritt, ein paar Klicks. Während man sich früher schon stark bemühen musste, um in die Szene zu kommen, ist das heute sehr einfach.

      Ob die Szene schon komplett "mainstream" ist,ist auch ne gute Frage. Wir nähern uns sicher dem an, keine Frage, aber es bleibt noch eine Definitionsfrage. Andererseits ist der Abstand sicher nicht mehr klein, mit Filmen wie "50 Shades of Grey" (egal was man über die Qualität denkt) im Kino als FSK 16 und starkem Zuschauerzulauf.

      Und ob diverse kleine Gruppen eine neue Szene bilden... Hm, dazu müssten sie irgendwie verbunden sein, aber das scheint mir derzeit nicht der Fall zu sein - andererseits bin ich da auch ehrlich gesagt nicht völlig gut informiert, durchaus möglich, dass sich da eine neue Szene etablieren wird. Solange es aber nur einzelne Gruppen sind, bin ich nicht sicher, ob das ne "Szene" ist.

      Kleanthes schrieb:

      ....

      Und ob diverse kleine Gruppen eine neue Szene bilden... Hm, dazu müssten sie irgendwie verbunden sein, aber das scheint mir derzeit nicht der Fall zu sein - andererseits bin ich da auch ehrlich gesagt nicht völlig gut informiert, durchaus möglich, dass sich da eine neue Szene etablieren wird. Solange es aber nur einzelne Gruppen sind, bin ich nicht sicher, ob das ne "Szene" ist.
      Das war ja vor 25 Jahren auch nicht anders. Da gab es eine "große" Szene ja nicht, sondern sie war von Ort zu Ort unterschiedlich.
      Dennoch waren sie oftmals auch untereinander "vernetzt", weil es oftmals jemanden gab, der wiederum jemanden woanders kannte.
      Heutzutage mit dem Internet ist das ja noch wesentlich einfacher.

      Ich denke, so könnte es schon laufen und ich könnte mir sogar vorstellen, dass in der Richtung sich aktuell auch schon etwas in Bewegung gesetzt haben könnte.
      BDSM ist nicht das geschenkte MacBook oder der Luftballon in Hubschrauberform.
      (Rainha)

      „Es ist nicht gut, wenn wir nur unseren Träumen nachhängen und vergessen, zu leben.“
      Harry Potter und der Stein der Weisen
      Klar war früher alles besser.

      Da waren subbies noch devot und Doms noch dominant und switcher waren schräg.

      Und irgendwann ganz früher gab es sogar noch Parties im frivolen Kreise, so mit Zirkeln und Freimaurern und so.

      Oh wait...

      Das gibt's ja teilweise immer noch....

      Ich denke, jeder entwickelt sich auf seine Art weiter. Manch "Urgestein" kommt mit der Spielart der Jüngeren, die das teilweise auf einem ganz anderen Weg mit Gelächter und Spaß (und dennoch durchaus dominant und devot) nicht so klar. Das ist doch aber auch in Ordnung.

      Ob es jetzt früher wirklich besser war als heute, keinen Plan. Vor 20 Jahren habe ich meine ersten Footsteps innerhalb dessen, was sich Szene nennt gemacht. War halt anders. Aber nicht weniger schlecht.
      Und seit eineinhalb Jahren geht ja grad eh nichts in Richtung Öffentlichkeit und Virtuell ist halt nicht dasselbe.
      Viele Grüße
      safine

      Kleanthes schrieb:

      Während man sich früher schon stark bemühen musste, um in die Szene zu kommen, ist das heute sehr einfach.
      Inwiefern "stark bemühen?" Ich kann hier nur von meinem Einstieg im Jahr 2002 reden, aber das war von "stark bemühen" doch sehr weit weg: in nem Forum angemeldet, bisschen was geschrieben, Leute kennengelernt, zum Stammtisch eingeladen worden, hingegangen, drin. Das innerhalb von wenigen Tagen, seitdem ich überhaupt wusste, was die Abk. BDSM bedeutet... und dazu sollte man wissen, dass ich nicht unbedingt der kontakt- und experimentierfreudigste Mensch war. Von "Bemühen" also keine Spur, mehr ein "magisch reingezogen werden".

      Ich finde, dass es heute zwar rein quantitativ mehr Möglichkeiten/Kanäle gibt (nicht nur aber auch durch die bessere Vernetzung), "dabei" zu sein/sich zu informieren, aber als qualitativ (noch) einfacher empfinde ich das eigentlich nicht. Denn:

      Kleanthes schrieb:

      Vom Paar das zu Hause ein paar Plüsch-Handschellen hat zum BDSM Stammtisch ist es nur noch ein kleiner Schritt, ein paar Klicks.
      Der eigentliche "Schritt" ist ja nicht das Herausfinden, das man vielleicht auf "sowas" steht und wo man da Leute treffen könnte... sondern das "sich trauen, hinzugehen", so mit echten Menschen und so. Und DAS ist seit 2002 nach meinem Gefühl und was man so hört zumindest nicht viel leichter geworden, es ist und bleibt eine persönliche Überwindung (für viele oder sogar die meisten, vielleicht nicht alle).
      Power is nothing without control.

      Trust me, I know what I'm doing!

      Bedenke den Spaß...
      Ich habe vor ziemlich genau 19 Jahren meine ersten Schritte im BDSM gemacht.

      Und ich kann nur sagen, damals wurde ich bei der Partnersuche nicht beleidigt, nicht als krank hingestellt, von Männern, die eine andere als ihre Sichtweise des BDSM nicht verstehen und nicht gelten lassen.

      Im Austausch damals habe ich aber auch nie so oft (wie jetzt) zu hören bekommen, dass Männer oft an Frauen geraten, die sich deshalb als devot bezeichnen, weil sie von den Männern ausgehalten werden wollen und nicht fähig sind, eigene Entscheidungen zu treffen.

      Und was mir damals auch weniger unterkommen ist: BDSM ist sehr sexuell geworden - harter Sex mit ein paar Klapsen ist gleich BDSM, das war damals anders.

      Vielleicht war aber auch nur der Kreis, in dem ich mich bewegte anders und deshalb erscheint mir die "neue" Bewegung so... anders und vielleicht fühle ich mich deshalb immer mehr fehl am Platz. :pardon:
      Ich glaube dabei gibt es kein besser/schlechter, sondern nur ein anders.

      Ich denke, es ist immer von den Menschen abhängig mit denen man sich umgibt. Ich meine, ich bin auch jetzt ca. 5 Jahre dabei. War früh auf Stammis und habe mit diversen Menschen zu tun gehabt.

      Allerdings habe ich erst letztes Jahr geschafft Kontakte zu Menschen zu knüpfen, die so leben wie wir und da in den Austausch zu kommen.
      Die Menschen waren auch die restlichen Jahre durchaus "greifbar", aber ich hatte mit ihnen einfach nichts zu tun.
      Von da aus können sich weitere Kontakte ergeben und auf einmal unterhalte ich mich mehr mit gleichgesinnten, als mit anderen.

      Ich bin überzeugt davon, dass sich jede/r die Szene in der er/sie sich bewegen will, selber schaffen kann.
      Ich darf nur nicht den Anspruch haben, zur breiten Masse zu passen. Weil das tue ich nicht.

      DerekReign schrieb:

      Inwiefern "stark bemühen?" Ich kann hier nur von meinem Einstieg im Jahr 2002 reden, aber das war von "stark bemühen" doch sehr weit weg: in nem Forum angemeldet, bisschen was geschrieben, Leute kennengelernt, zum Stammtisch eingeladen worden, hingegangen, drin. Das innerhalb von wenigen Tagen, seitdem ich überhaupt wusste, was die Abk. BDSM bedeutet... und dazu sollte man wissen, dass ich nicht unbedingt der kontakt- und experimentierfreudigste Mensch war. Von "Bemühen" also keine Spur, mehr ein "magisch reingezogen werden".

      Ich würde sagen, Internet war der große Game-Changer. Die ersten "Munches" (Stammtische) gab's ja in Amiland seit '92 (wenn es auch noch wenig Internet gab damals), in Deutschland afaik '98 (zumindest Berlin). Aber die großen Änderungen in der Struktur kamen zweifelsohne mit der Verbreitung des Internets.

      DerekReign schrieb:

      Der eigentliche "Schritt" ist ja nicht das Herausfinden, das man vielleicht auf "sowas" steht und wo man da Leute treffen könnte... sondern das "sich trauen, hinzugehen", so mit echten Menschen und so. Und DAS ist seit 2002 nach meinem Gefühl und was man so hört zumindest nicht viel leichter geworden, es ist und bleibt eine persönliche Überwindung (für viele oder sogar die meisten, vielleicht nicht alle).

      Wobei da harmlose Munches nochmal was anderes sind als sich zu prä-Internet Zeiten mit Leuten treffen, deren Nummer man aus ner Chiffre-Anzeige in nem Perversen-Blatt oder in nem Sexshop bekommen hat ;)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Kleanthes ()

      Ich habe meine ersten Schritte vor 12 Jahren gemacht und für mich hat sich nicht so viel geändert. Ich glaube auch, dass das vor dem Internet nochmals anders war. Aber vor 12 Jahren gab es schon genügend Plattformen um sich auszutauschen, auch mit Events und Terminen. Ich habe auch den Shades of Grey-Hype nie als so störend empfunden wie ich das von anderen BDSMlern oft gelesen habe. Für mich hatten die Leute, welche dadurch (teilweise nur versuchsweise) in die Szene geströmt sind keinen störenden Einfluss auf meinen BDSM.

      Wobei halt zu sagen ist, dass ich meine Neigung relativ unaufgeregt auslebe. Ich lebe kein TPE, es gibt für mich keine allgemeinen Verhaltensregeln die für alle welche BDSM leben ein Muss sind (ausgenommen natürlich die ganz normalen Höflichkeitsregeln wie zum Beispiel man stört keine Sessions auf Partys, grabscht keine Subs einfach so an etc.). Ich treffe gerne gleichgesinnte Leute an Stammtischen oder Partys, der Mann hat in meiner Beziehung im Zweifel das letzte Wort und wir haben ein paar liebgewonnene Rituale - aber so einen richtig langen Katalog an Regeln gibt es nicht. Hingegen hat sich für mich persönlich ganz vieles geändert, ich weiss mittlerweile, dass das genau die Art der Beziehung ist die mir gut tut und ich nie den Award der Supersklavin gewinnen werde. Das hat aber nichts mit den Veränderungen in der Szene zu tun.

      Ich kann mir aber vorstellen, dass Paare welche TPE oder 24/7 leben das durchaus ganz anders sehen und Veränderungen mehr und anders wahrnehmen.
      Besondere Menschen erkennst Du darin, dass sie Dich berühren ohne die Hände zu benutzen
      Besser war es in meinen Augen nicht, anders ganz sicher.

      Mit etwas über 20 Jahren bin ich zwar schon länger dabei, aber ich kenne eben auch Leute die mehr als doppelt so lang aktiv sind. Laut den richtig alten Hasen scheint es schon immer Entwicklungen gegegeben zu haben, sie gehen heute nur deutlich schneller von statten. Sex bei BDSM Events war zum Beispiel scheinbar vor 40 Jahren Usus, da hatte man GV wo man wollte, irgendwann war es nicht mehr OK auf eine BDSM Veranstaltung zu vögeln, zumindest für die meisten und zwischenzeitlich ist es so ein Mittelding geworden, aber wohl nicht so frei und unbeschwert wie vor 40 Jahren. Wobei es eh die Frage ist, gab es vor 40 Jahren eine echte Szene oder waren es eher unabhängige örtliche Grüppchen, die jeweils ihr eigenes Süppchen kochten. Die ersten aktiven Vernetzungen entstanden durch offizielle Stammis und einige Jahre später die ersten BDSM Webseiten. An dem Punkt setzte langsam eine gewisse Vereinheitlichung und damit Szenebildung statt.

      Womit ich zu dem Punkt komme, den ich selber realisieren konnte. Vor 20 Jahren war BDSM unbeschwerter, verschwiegener, exklusiver und naiver. Ein Stammtisch war nicht so einfach zu finden, ich musste erst mal meine damaligen BDSM Kontakte fragen, die schon länger dabei waren. Jeder Stammi hatte vor dem Besuch ein Gespräch bei dem man sich bewerben musste, das ist heute eher unüblich geworden.

      Als ich anfing gab es noch keine Webseiten um sich einen Partner zu suchen, es gab Chiffreanzeigen oder eben die reale Welt. Da ich mit Anzeigen wenig anfangen konnte und die Besucherzahl bei den Stammis überschaubar war (wir hatten kein Flirtverbot) lernte ich meine BDSM Partner fast ausschließlich im Alltag kennen. Sprich ich flirtete mit Frauen und sprach das Thema behutsam beim zweiten oder dritten Date an. Da ich scheinbar ein ganz gutes Gespür hatte waren immerhin 25% der Frauen für diese Art von Erfahrungen (mit mir) offen, der Großteil meiner Spielpartnerinnen in den ersten Jahren war daher jeweils wer, der mit der Materie noch keine Erfahrung gesammelt hatte. Virtuell war es aber auch möglich Frauen kennenzulernen, zwar gab es noch keine echten Szeneportale aber eben normale Chats, ich war öfters mal in Edencity oder auch dem Metropolis Chat und mit dem richtigen Nick und einer guten Art zu schreiben, konnte man dort auch Menschen kennenlernen die eben für BDSM offen waren. Unterm Strich war es deutlich zeitaufwendiger jemanden kennenzulernen, aber sich Zeit nehmen muss nicht schlecht sein.

      Mein BDSM entwickelte sich durch Begegnungen und meine ureigene Veranlagung, zwar gab es bereits die Geschichte der O oder andere Bücher, jedoch habe ich diese nie gelesen und wenig von solchen vorgefertigten Mustern gehalten. Diese innere Freiheit wäre heute aber nur schwer einzuhalten, denn in Bezug auf BDSM wird man inzwischen mit Informationen quasi erschlagen. Ist dies besser oder schlechter, eine gute Frage bei der es sehr auf die Person ankommt welche diese Informationen benötigt.

      Auf jeden Fall war BDSM naiver, ein Safeword, den Begriff kannte ich in meinen ersten Jahren nicht. Dass fast jedem Anfänger vor dem ersten Spiel bewusst ist, dass es so ein Konstrukt gibt, das ist ein großer Fortschritt. Wobei ohne Safeword ging es bei mir auch, ich taste mich langsamer voran und unterbrach eine Session anfangs häufiger um sich rückzuversichern, dass alles OK ist. Aber damals machte es nicht jeder so und auch wenn es heute mehr Sessionunfälle zu geben scheint, man muss dieses einfach mal in Korrelation zu der Masse an Beteiligten setzen die es damals gab und heute gibt.

      Dennoch gibt es auch Punkte an denen die Szene deutlich sicherer war als eben heute. Wenn man in der Szene drin war, dann kannte man sich, Leute die sich nicht benahmen waren bei einem Stammi oder bei einer Party dabei, wurden aber entweder noch am Abend rausgeworfen oder eben nie wieder eingeladen. Dies hielt die Szene sehr sauber. Bei der Masse an Parties, Webseiten, Stammis einer auch gestiegenen Mobilität und deutlich geringeren örtlichen Unabhängigkeit (auch durch das Internet), ist dieser damals sehr engmaschige Schutz heute nicht mehr vorhanden. Ein neuer Nick ist schnell angelegt, eine neue Party mit einem neuen Veranstatlter schnell gefunden, usw. Wenn man ersteinmal in der Szene war und dort gesucht hat, war man recht safe, trotz des Umstandes, dass beim Punkt Sessionsicherheit durchaus eine gewisse Naivität vorhanden gewesen sein mag.

      Als es leichter wurde im Netz zu suchen, da kamen auch die ersten Infos auf, die sich verstärkt durch die Stammis schnell verbreiteten. Safewords und andere Sicherheitsaspekte wurden publik und von vielen schnell übernommen. Es wurde mehr online gesucht, denn inzwsichen ging dies und natürlich ging es online deutlich schneller. Ich war zwar erst einige Jahre dabei, was mir aber auffiel war, dass es zwar weniger Sessionunfälle gegeben hat, aber ich immer öfters von Übergriffigkeiten hörte bei Dates die eben nicht über die damals klassischen Wege zustande kamen. Das BDSM Internet vernetzte viele und BDSM wurde anonymer und weitläufiger. Im Jahr 2008 gründete ich gentledom.de nachdem in einem recht kurzen Abstand zwei Bekannte nach einem Onlinedate mit einem "BDSMler" missbraucht/vergewaltigt wurden. Ich würde nicht sagen, dass es vor dieser Internetentwicklung keinen Missbrauch gab, ich meine aber es war deutlich weniger, dafür gab es aber mehr Sessionunfälle.

      Verschwiegener war die damalige Szene ebenfalls, der zweite Stammi den ich besuchte war ein primärer Akademikerstammtisch, dennoch hat es viele Besuche gebraucht, bis ich wusste, was die Leute so machen und vor allem erzählten es mir die Leute persönlich, wie auch sonst vieles erst mit der Zeit erzählt wurde und man wenig über Dritte redete. Die Angst vor einem gesellschaftlichen Outing war damals deutlich größer und so wurde weniger über andere geredet, zumindest in den Bereichen in denen ich mich bewege. Gefühlt wurde deutlich mehr mit und weniger übereinander geredet.

      Ich fand es damals zudem kreativer. Wer einen Vertrag haben wollte, setzte selber einen auf und zog sich nicht eine Vorlage aus dem Netz. Wer Lust auf ein Andreaskreuz hatte, baute sich eines und kaufte es nicht mal schnell in einem Webshop. Es wurde einfach mehr selbst gemacht, schlicht da es am nötogen Angebot fehlte. Für jene die da kein Geschick oder keine Lust haben, ist es heute also deutlich leichter geworden.

      Schubladen, die gerne kritisiert werden, nun die gab es wirklich deutlich weniger. Da hatten wir die Spanker, die DSler (häufig im Stil der Geschichte der O) auf der einen Seite, die "echten" SMler auf der anderen und noch ein paar Grüppchen. Es gab schlicht nicht so viele Menschen, womit sich nur Hauptströmungen etablieren konnten. Die Masse an moderenen SM Schubladen rührt eben auch daher, dass es inzwischen viel mehr BDSMler gibt und man für jedes Grüppchen eine kritische Masse an Teilnehmern benötigt, ohne welche sie nicht existieren kann. Mehr Grüppchen führen immer auch zu mehr Schubladen. Als es eben noch nicht so viele Schubladen gab waren die Parties/Treffen bunter, einfach weil die Leute zwar in eine andere Richtung tendiert haben mögen, aber man sich zusammenfand und sich eher über Gemeinsamkeiten freute als sich über Unterschiede aufzuregen. Es gab eben nur eine begrenzte Zahl von BDSMlern und das führt dazu, dass man mehr zusammenrückt.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      .... ich bin da vor etwas mehr als 20 Jahren hineingerutscht, nein, man hat mir ein Abenteuer auf Zeit angeboten.
      Der Zufall, das Schicksal keine Ahnung wie man das nennen soll.

      Und als ich eintraf, war dieses Konstrukt an sozialen Bdsm-Netz schon vorhanden.
      Eher im privaten Rahmen mit anderen gleich gesinnten Paaren. (6-8 Paare)
      Wobei Vorlieben für kaviar und den goldenen Regen schon immer auch als Randgruppe eingeordnet wurde.

      Ich hab die Auswahl der Mitspieler auch sehr stringent erlebt. X-beliebig war damals nichts. Es wurde stark aussortiert,gefiltert.

      Gelegentlich wurde auch schon mal im Club gespielt, dabei aber Teilräume angemietet. Auch da wurde das zuschauende Publikum vorher ausgewählt.
      Ich bin mit keinerlei Begrifflichkeiten in meiner "Rolle als Sklavin" gross geworden.
      Ich war in erster Linie "dienend" und ein Austausch erfolgte oftmals mit gleichgesinnten Frauen , die zuvor meinen Platz eingenommen hatten oder eben submissiver, devoter Teil dieser Paarungen waren.

      Ein safword und der Ampelcode waren mir unbekannt.
      Allerdings hab ich meinen ersten Gebieter als stark selbstkontrollierten Mann erfahren, dem das Wohl seiner Holden über alles stand.
      Meine Zeit war von seiner Ethik /Ehrencodex bestimmt und auch dass er sich zu Lebzeiten Gedanken machte, wie ich nach ihm am Besten überleben könnte im Bdsm - Dschungel von Angebot und Nachfrage.

      Ich habe zur heutigen Szene kein Vergleich - nach einer späteren Erfahrung mit einem Trittbrettfahrer, die für mich im KK endete.. hab ich 2002 das Kapitel Bdsm zunächst geschlossen.

      Und bin erst 2014 auf online Wegen in meinem jetzigen Wohlfühl-Setting gelandet.
      Nun mitlerweile sind es bei mir auch deutlich mehr als 5 Jahre. Einige Sachen fand und finde ich bei dem altbewertem nachwievor besser.


      Gentledom schrieb:

      Womit ich zu dem Punkt komme, den ich selber realisieren konnte. Vor 20 Jahren war BDSM unbeschwerter, verschwiegener, exklusiver und naiver. Ein Stammtisch war nicht so einfach zu finden, ich musste erst mal meine damaligen BDSM Kontakte fragen, die schon länger dabei waren. Jeder Stammi hatte vor dem Besuch ein Gespräch bei dem man sich bewerben musste, das ist heute eher unüblich geworden.
      Das kenne ich so heute auch noch. Zumindest bei den Zirkeln von alteingesessenen. Hier bekommt man eigentlich nur Kontakt zu solchen Treffen sofern man von bereits bestehenden Mitgliedern eingeladen wird. Ansonsten sind diese nirgendwo beworben und das auch mit voller Absicht. Auch gut fand ich hier schon immer das eben durch die Gespräche im Vorfeld auch geschaut wurde ob die Person auch zur Gruppe passt.


      Gentledom schrieb:

      Gefühlt wurde deutlich mehr mit und weniger übereinander geredet.
      Nicht nur das. Meine Erfahrungen die ich dort gesammelt habe waren Gold Wert. Unterschiede die ich bemerkte, waren:
      Es ging weniger um Profilierungssucht, sondern sich Gegenseitig zu helfen und zu verbessern.
      Man brachte sich in die Gruppe mit ein. So profitierte die Gruppe von den Fähigkeiten der einzelnen die Sie mit hineingebracht hatten.
      Die deutlich geringeren Schubladen fand ich dort auch schon immer Vorteilhaft. Vorallem beim gemeinsamen Spielen.
      Während man heute bei einem Event schon beinahe nach einem Handbuch für die Sub bei Dom nachfragen muss bei all den Schubladen und individuellen Systemen, lief das dort deutlich unkomplizierter.
      Zudem finde ich es persönlich zumindest schade das viele die wunderbare abwechslungsreiche Vielfalt des BDSM aufgrund der vielen Abgrenzungen nicht sehen.
      Das beste aber war von der Erfahrung sehr alteingesessener Profitieren zu können. Gerade in den Bereichen Mentaler Abstürze und wie man diesen zumindest
      Teilweise entgegenwirken kann. Aber auch in Punkto Beziehungsmodellgestaltung und damit verbundenen Problemen der weiteren Entwicklung u.v.m.
      Leider werden gerade diese Gruppen immer weniger und sind fast schon ein aussterbendes Relikt.

      Einer der wenigen Stammis die ich gerne Besuche noch, habe ich zumindest hier gefunden mit netten Menschen rund um Stuttgart.
      Gerade Stammtische bei denen man auch mit betreibenden DS sich wohlfühlt gibt es finde ich sowieso nur sehr wenige.
      So jetzt aber mal schluss mit der Schleichwerbung, nicht das es da dann künftig auch so voll wird das man keine Plätze mehr bekommt weil alles belegt ist. :LA2:
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !
      Das sich die Szene verändert hat, dass ist ja unumstritten. So wie es mit Veränderungen dann immer ist, finden die einen sie gut und die anderen eben nicht, so kann die Frage jeder nur für sich und aus seinen Erfahrungen heraus beantworten.
      Alles besser oder schlechter?
      Alles mit Sicherheit nicht, für den einen oder anderen aber einiges.

      Die letzten 5 Jahre hat sich nicht soooo viel verändert, es hat sich eigentlich nur das verstärkt was vorher schon an Veränderung statt gefunden hat.
      Das Zeitalter "Internet" hat die Szene offener gemacht, SoG hat dazu beigetragen, dass es noch weiter in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

      Anfang bis Mitte der 90er machte ich meine ersten Erfahrungen. Mein damaliger Freund und natürlich die erste große Liebe und ich tasteten uns einfach daran was denn Spaß macht :D
      Wir wären nie auf die Idee gekommen, dass SM zu nennen, schließlich waren wir ja nicht pervers, was deutlich daran zu erkennen war, wir trugen kein LLL.
      Über Umwege kamen wir, bzw. er dann mehr oder weniger zufällig an Kontakte, damals habe ich das nicht hinterfagt woher er diese Menschen kannte, ich war nur erstaunt, dass es "alte Menschen" (Die waren schon ü 30 :lol: ) gibt, die so offen über "sowas" reden.

      So fing mein Weg an...zwischendurch gab es eine Vanilla-Ehe, oder besser gesagt sie entwickelte sich ins Vanilla, weil man ja Erwachsen wird, so sah es zumindest meine andere Hälfte.
      Irgendwann fing ich an, im Internet zu suchen, dass war anfangs ganz sporadisch, wurde dann aber immer mehr. :D
      So dass ich 2005 -2010 viel Zeit damit verbrachte, Kontakte knüpfte und dann nach dem Ende meiner Ehe auch klar war, was ich in Zukunft will.

      Aber was hat sich verändert?
      Sicher ist es ein großer Vorteil, dass man mittlerweile Informationen gerade was Sicherheit und Safeword angeht schnell finden kann. Da war das Risiko damals deutlich höher, weil man einfach ausprobierte.

      Die kleineren Gemeinschaften, wenn man denn früher eine gefunden hatte, waren sehr darauf bedacht Anfänger an die Hand zu nehmen. Es wurde eine ganze Lebensphilosophie mit vermittelt. Der Erfahrene übernahm eine Verantwortung dafür, Neulinge so gut wie möglich aufzuklären.

      So wie auch @Tocken1978 berichtet, wurde viele Gespräche geführt, wie mentale Abstürze vermieden werden können und ebenso gab es viele Gespräche darüber was der devote Part ganz alleine machen kann, wenn es doch zu einem Absturz oder Sub-Drop kommt.

      Da ist es mittlerweile sehr Schade, so empfinde ich es, dass Erfahrungen nicht mehr wertgeschätzt werden.
      Was gleich zum nächsten Punkt führt.
      Kommerzialisierung

      Wir alle kennen den Spruch, Erfahrung sagt nichts aus, schließlich kann man 20 oder 30 Jahre lang alles falsch gemacht haben.

      Den nehmen sich viel raus, wenn es darum geht, dass jemand Erfahrungen weitergeben möchte. Es hat natürlich auch jeder das Recht dazu.
      Auf der anderen Seite boomen Wokshops.

      Nicht das ich etwas dagegen habe das jemand sei Geld mit Bdsm verdient aber auch das ist eine Entwicklung der letzten Jahrzehnte.

      Früher wurde dieses Wissen weitergegeben, der Neue nahm es dankend und gerne an und der Erfahrene fühlte sich in der Verantwortung aufzuklären.

      Da hat ein Wandel statt gefunden, so dass Wissen nur noch "verkauft" wird.
      Das gleiche ist bei Spielzeugen, Einrichtungen ect.

      Da wurde früher viel mehr miteinander gemacht. Es wurde sich gegenseitig geholfen. Heute muss es teuer gekauft werden 8)

      Mittlerweile unterscheide ich zwischen der Szene und der Subkultur. Mit der Szene als solches, habe ich tatsächlich nur noch online Kontakt und selten mal auf Stammtischen. Die Kontakte zur Subkultur die sind deutlich intensiver, da trifft man sich regelmäßig, hält Kontakt etabliert neue Treffen.
      Etwas das von doch einigen anderen auch mittlerweile so gehandhabt wird, so dass ich denke, es wird sich über kurz oder lang, zwei parallele Szenen geben. Was ja durchaus nichts Neues wäre, gab es ja schon mal.
      Schade finde ich es, denn es macht es heute schon schwerer neue Kontakte zu knüpfen, da es ähnlich wie früher nur funktioniert, wenn man mittels Bürgen oder persönliche Bekannte an neue Kontakte kommt.

      Zum Jammern und oder es einfach so hinzunehmen, ist es aber eine gute Alternative.
      Auch wenn es von vielen als elitär, verklärter Anachronismus oder die "ewig gestrigen" gesehen wird.
      Na denn, hier meine Sicht als "alter Sack".
      Ich sammelte ab 1994 meine ersten Erfahrungen. Es war bei mir zu Hause eine kleine Szene. Ich möchte sie noch nicht mal Szene nennen, eher Menschen gleicher Neigung.

      Es war deutlich familiärer. Irgendwie hatte man das Gefühl, das jeder jeden kannte, rückblickend betrachtet.

      Ich weiß noch, wie ich sehr "beäugt" wurde, bei meiner ersten Sub. Sie kannte die anderen, ich nicht. Ich war der Neuling, auf den man ein wachsames Auge hatte und schaute, dass es der sub auch gut ging.
      Bei Treffen hielt ich mich erstmal zurück mit meiner Meinung und hörte zu. Ansonsten hätte es wohl auch Ärger gegeben, so nach dem Motto "Keine Erfahrung, aber uns die Welt erklären wollen".

      Im Gegenzug erinnere ich mich aber auch daran, wie mir geholfen wurde. Wie mir auf Fragen immer bereitwillig geantwortet wurde und das anschließende Nachfragen dann auch schon mal zu sehr schönen Diskussionen führte.
      Ziel war es immer, dem anderen zu helfen, der wenig Erfahrung hatte.

      Es gab auch damals schon "Workshops". Allerdings waren sie normalerweise nicht kommerziell. Jemand konnte etwas besonders gut oder hatte viel Erfahrung in einem Bereich und man hat sich dann getroffen, um dieses Wissen zu teilen. Es waren lustige Abende und der Gedanke dafür Geld zu nehmen... Da hätte nur jeder den Kopf geschüttelt.

      Auch die Partys damals waren anders. Es kam häufiger vor, dass subs zur Benutzung freigegeben wurden. Aber keiner wurde schief angesehen, wenn seine sub es nicht war.
      Die Partys wurden nicht inseriert, sondern unter der Hand weitergereicht und oftmals auch nur auf Einladung.

      Es gab ungeschriebene Gesetze und Kodexe an die man sich gehalten hat. Verstöße dagegen, und man war schnell außen vor.
      In einer Zeit ohne Internet war das dann in gewisser Hinsicht fatal.

      Dann kam das Internet und alles wurde "offener". Man hielt den Kontakt nun über E-Mail und Seiten, die schon lange nicht mehr existieren.
      Man tauschte sich aus und es entstanden Seiten wie der Papiertiger. Alles mit dem Hintergrund, Neueinsteigern den Schritt zu erleichtern.
      Seiten wie der SMC und die SZ kamen hinzu und waren schon fast eine Revolution.

      Den größten Umbruch habe ich dann 2012 erlebt. Es war der Zeitpunkt, an dem ich mich auch zurück gezogen habe. Zu viele, die hinzuströmten und sich auch nicht mehr an die Kodexe hielten.
      Für mich sind die Foren auch ein Teil der Szene und 2016 wagte ich über sie den Schritt zurück.

      Das Rad dreht sich immer weiter und wird immer schneller.
      Ich persönlich wünsche mir dann schon gerne, trotz der vielen Vorteile, die alten Zeiten zurück. In der es kleiner, übersichtlicher, intimer und auch langsamer und menschlicher war aus meiner Sicht. Mehr ein miteinander.

      Heutzutage habe ich oftmals das Gefühl, dass man jedes Wort auf die Goldwaage legen muss.
      BDSM ist nicht das geschenkte MacBook oder der Luftballon in Hubschrauberform.
      (Rainha)

      „Es ist nicht gut, wenn wir nur unseren Träumen nachhängen und vergessen, zu leben.“
      Harry Potter und der Stein der Weisen