Offen miteinander reden

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      Offen miteinander reden

      Liebe Community,

      ich habe eine Frage, die mich seit längerem beschäftigt. Ich hatte eine tolle Beziehung die aus langjähriger Freundschaft entstand. Zum Thema D/s haben wir nicht geredet aber gleich zu Anfang eigentlich gleich das getan, worauf wir Lust hatten. Ich dachte, dass ich endlich jemanden habe, dem ich vertraue kann und gleichzeitig meine devote Seite leben kann, da er auch so war. Das einzige Problem was ich hatte, dass er sich einfach nicht in Kontrolle hatte und über mich eher herfiel anstatt sich Zeit zu nehmen. Ich muss dazu sagen, dass ich sehr sexuell bin und für mich Sex schon sehr wichtig ist und ich auch romantisch bin. Ich möchte mir Zeit nehmen und sehe es als fast ernste Sache an. Er ist da leider anders denke ich und wir intensivierten dennoch unsere Beziehung und ich hab dann meine Bedürfnisse irgendwie auch vergessen. Über die Jahre, es waren 6 jetzt, änderte er sich und ich kam ich immer weniger klar, in welche Rolle er verfiel und auch ich. Er wollte, dass ich auf ihn zugehe, aber er verstand nicht, dass ich das nicht kann. Ich war auch durch Corona bedingt immer sehr viel am Arbeiten und musste als Teamleader stark sein, Ich wollte mich auch fallen lassen und mal verwöhnt werden aber das konnte er nicht. Er wollte nur noch kuscheln und dass ich mich um in kümmer. Aber ich mag es überhaupt nicht in dieser Rolle zu sein und es turnt mich regelrecht ab. Ich kann schon dominant sein aber eher wenn ich jemand bestrafen muss, dennoch würde meine Bestrafung immer aus Vergnügen bestehen… Wie auch immer, ich habe dann jemanden online kennengelernt, ohne Absicht, in einem Onlinegame. Wir waren füreinander geschaffen in wirklich fast allem außer dass die Umstände nicht passen für mich, ist aber ein anderes Thema. Durch ihn hab ich mich selbst wieder gefunden…auch in sexueller Hinsicht. Ich wünsche mir so lang eine D/S Beziehung tief in mir drin, dass ich dachte, ich mache alles dafür. Ich bin grad wieder auf dem Boden und dankbar, dass ich niemanden anderen gerade möchte. Dennoch frage ich mich, warum haben wir nicht eher geredet, war es mir nicht bewusst? Dachte ich wirklich, ich kann normal sein, denn das bin ich nicht und ich finde es auch gut so. Kann man mit devoten Neigungen auch in einer normalen Beziehung glücklich sein?

      Sheilha schrieb:

      Kann man mit devoten Neigungen auch in einer normalen Beziehung glücklich sein?
      Guten Morgen @Sheilha,

      "man" kann das schon; die Frage ist: kannst Du es? Und: willst Du es?

      Deine Worte könnten 1:1 von mir stammen. Und ich für mich sage: "ja, es geht."

      Wobei ich "glücklich sein" nicht als Dauerzustand verstehe. Das Leben, die Beziehung, alles ist in stetigem Fluss.
      Da das Glück und die Dankbarkeit hierüber überwiegen, kann ich ihm seine - zu meinen widersprüchlichen - Wünsche erfüllen. Ich würde sagen, es ist für beide nicht das Non Plus Ultra, aber wir werden "satt". Ja, ich hadere manchmal, manchmal bin ich traurig und manchmal wütend, aber die meiste Zeit bin ich doch glücklich und da es ein "Dauerglück" in meinen Augen nicht gibt, habe ich für mich "aktiv" ja gesagt und komme die meiste Zeit gut zurecht. Dafür habe ich einen Mann an meiner Seite, der mich liebt und den ich liebe, mit dem ich tolle Gespräche führen kann, mit dem ich gern meine Zeit verbringe und den ich befriedigen kann :yes: .
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! <3
      Johann Wolfgang von Goethe

      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. <3
      Marie Luise Kaschnitz

      Sheilha schrieb:

      Kann man mit devoten Neigungen auch in einer normalen Beziehung glücklich sein?
      ich denke man kann das eine gewisse Zeit.......dann würde mir etwas fehelen was raus will...was schreit.



      Louise schrieb:

      aber wir werden "satt
      das wäre auf jeden Fall notwendig...wenn das aber immer fehlt wird es auf Dauer nicht gut gehen.

      Die Frage wäre dann...wo kann ich mal satt werden...das muss dann geklärt werden......ob das offene Beziehung, Trennung oder was auch immer dann ist.

      Wieviel kannst und willst Du aushalten...diese Frage würde ich mir stellen und dann nach Lösungen dafür suchen.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      liebe @Sheilha,

      ich kann dein Problem gut verstehen. Auch bei uns gibt es keine Gespräche über unsere Neigung. Es geht einfach nicht. Er fühlt sich damit unwohl oder gezwungen oder … so richtig weiß ich es nicht. Darum kennt er mich und meine Neigung auch nur eher oberflächlich. Vereinzelt weiß er darüber auch mehr. Ich glaube, was meine Emotionen angeht, kennt er mich eher kaum. Anders herum trifft es aber auch zu. Ich habe nur eine schwache Ahnung, was in ihm (unsere Neigung betreffend) vorgeht. Ich finde das sehr schade, aber erzwingen lässt es sich nun mal nicht. Über wirklich alles andere können wir reden und kennen uns in allen anderen Bereichen in- und auswendig, nur nicht im Bereich unserer Neigung. Dazu muss ich aber sagen, dass er überaus liebe- und verständnisvoll ist (evtl ist das für ihn auch ein Hindernis, keine Ahnung) und er sich zumindest oft sehr bemüht, auch ein Machtgefälle aufrecht zu erhalten, da wir in einer 24/7 Beziehung leben.

      Kann man als sub in einer normalen Beziehung glücklich sein? Nein. Das geht nicht. Ich lebe ja schon in einer Machtgefällebeziehung und lebe einen Teil meiner Neigung aus. Dennoch habe ich Phasen, in denen alles in mir schon fast verzweifelt schreit, raus gelassen zu werden. Wie soll es dann in einer ganz normalen Beziehung sein?! Und so wie mir, geht es sicher anderen subs auch. Man muss einen wichtigen Teil der eigenen Persönlichkeit komplett unterdrücken. Langfristig nicht möglich. Ich kann mich durch dieses teilweise Ausleben wenigstens einigermaßen damit arrangieren (zumal alles andere wirklich komplett bei uns passt)

      Ich kann nachvollziehen, dass du durch deinen Job nicht auch noch zuhause die Hosen anhaben möchtest. Dito. Wahrscheinlich weil ich sub bin und beruflich aber den Chef gebe, wünsche ich mir besonders im Privaten die Führung abgeben zu dürfen, obwohl ich durchaus auch dominant und sadistisch sein kann (habe ich festgestellt :D ), es mir auch tatsächlich richtig Spaß macht aber mich weder erregt noch innerlich befriedigt.

      Mein persönliches Fazit ist, glücklich sein ist kann man nicht dauerhaft. Es gibt Momente des Glücks im Leben. Was meine Neigung betrifft, mein Partner hatte mir vor Jahren auch schon die wundervollsten Erlebnisse geschenkt mit sehr viel Zeit und intensivstem Erleben und diese Erinnerungen kann mir keiner mehr nehmen. Das waren meine Momente des Glücks im Bereich BDSM. Anstrebenswerter im Leben ist wohl eher eine allgemeine Zufriedenheit. Ein zufriedenes Leben führen. Dabei ist nicht alles perfekt, es gibt Höhen und Tiefen, Freude und Leid gehören immer zusammen. Jeder muss für sich heraus finden, was für ihn zu einem zufriedenen Leben gehört, welche Kompromisse er eingehen kann und muss (ohne geht es meiner Meinung nach nicht). Aber seine Neigung zu verleugnen ist aus meiner Sicht kein gangbarer Weg und führt wohl eher zu einer tiefen Unzufriedenheit. Bei allen Entscheidungen sollte man im Hinterkopf haben, dass wir alle nur dieses eine Leben haben und die Zeit, die wir haben, auch nutzen sollten. Das betrifft das Ausleben unserer Neigung aber auch alle anderen Bereiche.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von tini ()